Projektbericht

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ORF ARENA
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ENTWURFSKONZEPT
KONTEXT
Roland Rainers ORF ist eine Stadtinsel und ein introvertiertes Netzwerk. Das Bauwerk bildet eine eigene Umwelt, die
sich nicht feinmaßstäblich, sondern großmaßstäblich mit der Stadt verbindet. Dieses Prinzip ist fort zu entwickeln, indem
ein weiteres Teil in das Netzwerk eingefügt wird, das im Maßstab der Großstadt steht, zugleich aber durch eine
landschaftliche Einbindung eine respektvolle Vermittlung zur unmittelbaren kleinmaßstäblichen Nachbarschaft schafft.
Die ORF ARENA komplementiert Roland Rainers introvertiertes Netzwerk in Form einer extrovertierten, transparenten
Architektur. Die nach außen geöffnete Arena ist Ausdruck des sendenden und empfangenden Medienhauses, sichtbar
von weitem und in die Ferne schauend.
Eine Verbindungsgalerie im ersten Obergeschoss verknüpft den Neubau direkt mit dem Bestand. Der neue
Eingangsbereich an der Elisabethallee bildet eine bestandsanaloge, offen gestaltete Vorfahrt, die zum neuen Eingang
zwischen Objekt 4 und der ORF ARENA führt. Hier befinden sich die Rezeption für Gäste wie auch der
Mitarbeitereingang im Erdgeschoss. Rolltreppen führen von dort ins Galeriegeschoss, das alle Bereiche im OG 1 direkt
erschließt. Analog dazu sollte in der Achse von Objekt 4 eine direkte Erschließung der Galerie mit Rolltreppen vom
bestehenden Eingangsbereich aus geschaffen werden.
ORF-IDENTITÄT
Die ORF ARENA verkörpert Idee und Funktion des Medienstandorts, indem sie nach Innen und nach Außen
kommuniziert. Der zentrale multimediale Newsroom im OG1 ist unmittelbar in die Architektur übersetzt als Spielfeld, das
sich konzentrisch ausweitet in die darum liegenden multimedialen Fachressorts, Redaktionen und Studios.
In einer einfachen und transparenten Hülle entfalten sich die Nutzungsebenen um die Arena und geben jedem Medium
und jedem Sender einen eigenen, diversen Ort innerhalb des Hauses. Nach oben verjüngen sich die konzentrischen
Kreise und lassen die offene Arena zum Zeichen in der Fassade werden.
Das Netzwerk-Konzept Rainers wird zur Idee einer medialen Architektur weiterentwickelt. Die ikonische Qualität der
Arena bildet sich in der transparenten Fassade als Display der ORF-Identität ab. Der einfache Gebäudekörper nimmt
sich zurück, die Aktivität im Haus wird zum weithin sichtbaren Zeichen.
WALD
Ein Kiefernwald (Pinus Sylvestris) umgibt die ORF ARENA und verbindet den bewaldeten westlichen Grundstücksrand
mit dem östlich angrenzenden Friedhof. Die Kiefern werden wie beim Forst in einem 5x5 Meter Raster gepflanzt, jedoch
in verschiedenen Baumgrößen: erwachsene Bäume (ca. 12m), mittelgroße (ca. 8m) und junge (ca. 3-4m) Bäume sowie
Sämlinge machen das Wachstum erfahrbar und führen eine Zeitdimension ein.
Das Motiv der Kiefer setzt sich auf dem Dachgarten fort, der den Neubau als windgeschützter Freiraum für die
Mitarbeiter abschließt, und es wird vorgeschlagen, die Vorfahrt am Rainer-Haupteingang auch mit Kieferpflanzungen zu
ergänzen. Jedem Standort wird eine eigene Atmosphäre verliehen: ein Hain zwischen den Gebäuden an der
bestehenden Süd-Vorfahrt; ein Landschaftsstück mit unregelmäßiger Pflanzung auf dem Dach; eine Lichtung an der
neuen Nord-Vorfahrt.
Die variierende Höhe und Größe der Bäume, die orangene Farbe ihrer Stämme sowie die skulpturalen Formen der
einzelnen Bäume, die eigenartige Charaktere vermitteln, stehen im Kontrast mit der Regelmäßigkeit des Pflanzrasters
wie der Arena. Sie vermitteln zwischen der Stadtinsel und ihrer kleinmaßstäblichen Umgebung und fügen die
fragmentarischen Bewaldungen der Nachbarschaft zu einer Außenanlage zusammen.
NUTZUNGSKONZEPT
ANKUNFT
Objekt 10 wird rückgebaut zugunsten einer repräsentativen Eingangssituation mit Vorplatz und Vorfahrt. Eine neue
Wandelhalle wirkt als Schwellenraum zwischen ORF und Park und stellt eine Verbindung zwischen Bestandsbau,
Neubau und der Erweiterung der Montagehalle her.
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STRUKTUR NEUBAU
Das Gebäude erstreckt sich über neun halbkreisförmige Obergeschosse, denen im rückwärtigen Bereich zu den
Gebäudeecken hin halbgeschossig versetzte Geschosse angegliedert sind. Diese Split-Level-Konstruktion wird durch
einläufige offene Freitreppen zu einem Raumplan mit vielfältigen Blickbeziehungen zwischen den einzelnen Abteilungen.
Spiraltreppen schaffen zusätzliche Shortcuts. Jede Abteilung erhält eine eigene Geschossebene und somit eine eigene
räumliche Identität.
NUTZUNGSVERTEILUNG
Der Multimediale Newsroom (MMNR) liegt auf der Haupterschließungsebene (OG1=+98,11m) und bildet das Herzstück
des Neubaus in direkter Nähe zu den Studios ORF Eins und ORF 2. Diese werden in das Bestandsgebäude (Objekt 8)
integriert, wo sie von einer lichten Raumhöhe von 6m und Oberlicht profitieren und direkt von der Montagehalle aus
erschlossen werden. Weitere Studiobereiche mit Selbstfahrerkabinen, den Ö3-Nachrichten und den RegionalradioNachrichten grenzen direkt an den MMNR.
Oberhalb des MMNR liegen die Fachressorts, Fernsehschnittplätze sowie die ORF Online und Teletext GmbH
emporenartig auf den Ebenen OG2 + OG3. Die Radiosender, die multimedialen Fachressorts, der Kultur und
Informationssender ORF III verteilen sich auf die Geschosse 4 - 11. Das Besucherzentrum liegt auf halber Gebäudehöhe
auf der zur Arena vollständig verglasten Ebene 7.
ZONIERUNG UND FLEXIBILITÄT
Die Ebenen teilen sich zwiebelartig in drei Raumschichten:
- innerer Ring: kommunikative Bereiche (Coffee Points, Meeting, Think Tanks) zum Newsroom;
- mittiger Ring: als Großraumbüro mit flexiblen Workbenches oder mit Studio- bzw. Produktionsräumen;
- äußerer Ring: als teilweise halb versetzte Geschosse für unabhängige Büroeinheiten und Einzelarbeitsplätze sowie
optionale Fremdvermietungen entlang der Fassade.
Im Bereich der Geschosse 4 bis 10 ist zunächst jeweils nur der mittige oder äußere Ring belegt. Dadurch besteht eine
Flächenreserve von bis zu 5.000 m2, die sukzessive nach Erfordernis als Wachstum nach innen realisiert werden kann.
ERWEITERUNG MONTAGEHALLE
Die Erweiterung der Montagehalle ermöglicht direkte und kurze Wege für die funktionalen Abläufe. Anlieferung und ÜWagen-Garagen werden im EG vom Garagenhof aus erschlossen. Direkt angrenzend an die Garagen befinden sich die
Werkstätten der Mobilen Produktion. Die Werkstätten für die Ausstattung und die Büros der Mobilen Produktion grenzen
im 1. OG direkt an die Montagehalle. Die Lagerflächen im UG werden über den Lastenlift direkt von der Anlieferung aus
bedient.
OBJEKT 4
Mit Ausnahme der denkmalgeschützten Fassaden und Treppenanlagen wird das Objekt 4 rückgebaut. Damit ist es
gleichermaßen als Großraumbüro nutzbar und offen für flexible Unterteilung in Zellenbüros. Das Landesstudio Wien
bekommt hier eine eigene Adresse im EG und 1. OG. Der Multimediale Sport wird nahe des bestehenden Studios 7 im
2. OG situiert.
SONSTIGE NUTZUNGEN
Die Ersatzstellflächen für PKWs des rückgebauten Objekt 10 sowie die Fahrradstellplätze und Umkleiden befinden sich
im Untergeschoss. Im EG des Neubaus sind die Serverräume und Technikflächen untergebracht mit direktem Anschluss
an die Kollektorgänge bzw. die Haupttrassen im Untergeschoss.
BAUKONSTRUKTIVES GESTALTUNGSKONZEPT
KONSTRUKTION
Das Haupttragwerk des Gebäudes wird aus dem zentralen Kern sowie den Fassadenpfeilern gebildet und in Stahlbeton
ausgeführt. Damit ist es möglich, die Grundrisse weitestgehend stützenfrei zu halten. Die Fassadenstützen können als
Fertigteile hergestellt werden, wodurch eine hohe Genauigkeit erreicht wird und die Querschnitte entsprechend schlank
ausfallen können.
Als Decken werden Flachdecken eingesetzt. Die Brüstung zum Atrium wird als Randträger angesetzt, um die
Durchbiegungen am Deckenrand zu kontrollieren. Die Stahlbetonkonstruktion kann zur Raumklimatisierung über
Betonkernaktivierung herangezogen werden.
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BRANDSCHUTZ
Das Gebäude ist ein Hochhaus mit einem Fluchtniveau über 32 m, aber unter 90 m. Es wird über drei
Sicherheitstreppenhäuser der Stufe 2 erschlossen. Im Bereich der Aufzugsgruppe sind zwei Feuerwehraufzüge
vorgesehen, die in unmittelbarer Nähe zu einem Sicherheitstreppenhaus liegen.
Die Anordnung der Sicherheitstreppenhäuser bietet von allen Punkten aus zwei bauliche Rettungswege und erlaubt die
weitestgehend flexible Nutzung der Geschosse; die maximal zulässige Rettungsweglänge wird in weiten Teilen deutlich
unterschritten. Das Erdgeschoss und die Tiefgarage werden separat entfluchtet.
Das Gebäude ist mit einer flächendeckenden Brandmeldeanlage und Sprinkleranlagen ausgestattet. Innerhalb der
Geschosse sind keine Brandabschnitte geplant, um die Flexibilität der Nutzung zu unterstützen. Die
Brandabschnittsbildung zu den angrenzenden Lufträumen und den Galeriegeschossen wird über eine verdichtete
Sprinklerung und Brandschutzvorhänge ähnlich wie in Verkaufsstätten ausgebildet. Die Geschossdecken ebenso wie die
Umschließungswände der Treppenhaus- und Aufzugskerne sowie das Tragwerk erfüllen die Anforderung REI 90.
ENERGETISCHES KONZEPT
NACHHALTIGKEIT UND ENERGIEEFFIZIENZ
Das technische Konzept ermöglicht den CO2-neutralen Betrieb des Gebäudes und setzt auf die Maximierung passiver
Strategien und die Minimierung des Einsatzes mechanischer Systeme zur Optimierung des Energiebedarfs, der
Wirtschaftlichkeit im Betrieb und des Komforts für die Nutzer.
Neben der Nutzung von Erdwärme ist die Photovoltaikanlage auf dem Sheddach der Montagehalle eine wichtige Quelle
für die Erzeugung von elektrischer Energie aus erneuerbaren Energiequellen. Der erzeugte Solarstrom kann direkt für
das Gebäude genutzt werden und ersetzt Strom aus herkömmlicher Erzeugung mit hohen CO2-Emissionen. Abwasser
(Grauwasser) und Regenwasser wird gesammelt, gefiltert und für die WC-Spülung verwendet. Hierdurch können 90%
Frischwasser gespart und durch Grauwasser ersetzt werden.
THERMISCHER KOMFORT
Die Nutzung passiver Energie in Form von solaren Gewinnen zum Heizen und Nachtauskühlung in Verbindung mit der
Speicherfähigkeit der Deckenplatten bildet die Grundlage für einen Ressourcen schonenden Betrieb. Zum Abfangen von
Lastspitzen wird das Gebäude mit Wärme und Kälte über grundwassergekoppelte Wärmepumpen durch freie Kühlung
ohne Einsatz von Kompressionskälte versorgt. Das Erdreich dient dabei nicht nur als Energiequelle, sondern auch als
thermischer Puffer über den Jahresverlauf.
LUFTQUALITÄT
Alle Fassaden bieten durch die Ausbildung eines windgeschützten Zwischenraums die Möglichkeit zur natürlichen
Lüftung. Zusätzlich wird Frischluft für das gesamt Gebäude über zentrale raumlufttechnische Anlagen vorgehalten. Diese
gelangt durch den Doppelboden als Quelluft zu den Arbeitsplätzen. Fan Coil Units sorgen im Umluftbetrieb für stabiles
Raumklima entlang der Fassaden an besonders heißen und kalten Tagen. Der kontrollierte Zuluftstrom sowohl aus der
Fassade als auch aus dem Boden sorgt für niedrige Luftbewegungen und verhindert effektiv Zuglufterscheinungen an
allen Arbeitsplätzen auf den Etagen und im Newsroom.
GEBÄUDEAUTOMATION
Die selbständige Reaktion des Gebäudes auf seine Nutzer ist ein wichtiger Baustein im Energiekonzept. Durch
Tageslichtsensoren, Bewegungsmelder und dimmbare Beleuchtungssysteme ist es möglich, die Beleuchtungsintensität
dem tatsächlichen Bedarf anzupassen und so den Energieverbrauch für Beleuchtungszwecke zu minimieren. CO2Sensoren erlauben die bedarfsgerechte Dosierung der Frischluft. Wichtig bleibt bei alledem, dass die Nutzer durch
Öffnen der Fenster, Einstellen des Blendschutzes oder Regeln des Thermostats Ihre Behaglichkeit selbst gestalten
können.
QUALITÄT DER GEBÄUDEHÜLLE
Bei der Minimierung des Energiebedarfs eines Gebäudes spielen das A/V-Verhältnis und die Gebäudehülle eine zentrale
Rolle. Mit einem A/V-Wert von 0,13 ist das Gebäude extrem kompakt. Die Fassade ist vollständig verglast, um das
Tageslicht tief in das Innere gelangen zu lassen. Sie ist zweischichtig als Doppelfassade konstruiert. Der Zwischenraum
nimmt den fahrbaren Sonnenschutz auf und verhindert die Überhitzung des Innenraums an heißen Tagen. Gleichzeitig
ist er windgeschützt und erlaubt das Öffnen der Innenfenster in allen Geschossen.
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