theater freiburg theater freiburg Spielzeit 2013/2014 Programmvorschau Januar bis März 2014 mit Oper, Schauspiel, Jungem Theater, Tanz, Konzert und vielem mehr . . . Nicole Reitzenstein in „Drüberleben“ von Kathrin Weßling im Rahmen des Literaturfestivals „Art Affects“. Politische gefühle Silvester im theater Schauspieldirektorin Viola Hasselberg über „Art Affects – Politiken der Gefühle“ Großes Haus, große Fete: Musik und Tanz auf allen Etagen S D ind Gefühle politisch? Wenn ja, was bedeutet das? Anhand des Beispiels der Depression wird es zur Zeit vielleicht besonders deutlich, worum es dabei geht: Ein scheinbar privates Schicksal, verbunden mit Gefühlen von Angst, Scham und Erschöpfung, ist Hinweis auf etwas Größeres: In der Menge depressiver Erkrankungen erscheinen sie nicht mehr zufällig, sondern verweisen auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, unter denen sie entstehen. Die Menge der depressiven Gefühle kann wieder zu einer politischen Kraft werden, aus Scham wird Zorn. Das Kollektiv „Art Affects“ untersucht seit einiger Zeit dieses Verhältnis von Gefühlen und Politik. Die Macherinnen des intelligenten Kulturprogramms, das aus über sechzig einzelnen Veranstaltungen besteht, bewegen sich zwischen Theatern, Literaturhäusern und Kinos in Freiburg, Basel und Straßburg. Vor allem aber präsentieren sie die Verbindung aus Kunst und Wissenschaft. So spricht die prominente israelische Kulturwissenschaftlerin Eva Illouz, deren Buch „Warum Liebe weh tut“ breit rezipiert wurde, jetzt bereits zum zweiten Mal im Theater Freiburg (7.2.). Was ist die politische Dimension von Gefühlen wie zum Beispiel Scham, Zorn, Angst und Glück, nationale Kulturen, Sprache und Geschlecht? Haben wir wirklich individuelle, spontane und authentische Gefühlsregungen? Oder müssen sie nicht vielmehr im Rahmen einer kulturellen Politik der Gefühle verstanden werden? Welchen Glücksversprechen folgen wir bereitwillig? Ein Blick auf das Programm von „Art Affects“ (www.art-affects.net) zeigt, wie umfassend das Angebot ist. Im Theater Freiburg findet an vier Tagen im Februar (13. – 16.2.) ein Festival mit einem integrierten, hochkarätigen Symposium statt, das verschiedene neue Theatertexte unter dem Gesichtspunkt präsentiert, welche Gefühle im Zentrum einer Geschichte stehen, wie sie sprachlich ausdrückbar sind und auf welche gesellschaftliche Situation sie verweisen. So wird unter anderem der Text „Zornig geboren“ der erfolgreichen Schweizer Autorin Darja Stocker eine besondere Rolle spielen, in dem das Gefühl des Zornes in drei verschiedenen Generationen ganz unterschiedliche Handlungen auslöst. Ein anderer Text wird „Von den Beinen an zu kurz“ von Katja Brunner sein, der in diesem Jahr bei den Mülheimer Theatertagen den ersten Preis gewann. Das Ensemble des Theaters Freiburg wird extra für das Festival szenische Präsentationen der ausgewählten Texte erarbeiten. Aber auch ungewöhnliche Formate wie ein „Gefühlsparcours“ durch den öffentlichen Raum sowie Installationen bildender Künstler oder Hörspiel-Lounges sind zu erwarten. Die wissenschaftlichen Fachdiskussionen finden vor allem am Vormittag statt, sind aber für die interessierte Öffentlichkeit geöffnet. Nachmittags und abends ist vor allem spannendes Theater zu sehen, und am späteren Abend locken exquisite und tanzbare Konzerte von Bernadette LaHengst und den Sexonauten in die Jackson Pollock Bar. Viola Hasselberg, Schauspieldirektorin exotische deutsche tanzgeschichte Das Julius-Hans-Spiegel-Zentrum ist ab Mitte Januar für drei Monate zu Gast am Theater D er Berliner Tänzer Julius Hans Spiegel machte sich in den 1920er-Jahren als „exotischer Tänzer“ einen Namen auf Tanzbühnen und Varietés in ganz Europa. In Sandalen und Sarong, mit einer goldenen Krone des javanischen Tanzdramas Wayang Wong und im Stil des KabukiTheaters geschminkt, trat Spiegel als orientalische Fantasiegestalt auf. In dieser Zeit entwickelten auch viele andere deutsche Tänzerinnen und Tänzer anhand von außereuropäischen Kulturen neue Körper- und Bewegungsbilder und erfanden den Freien oder Modernen Tanz. Wie die Geschichte des Tänzers Julius Hans Spie- gel verschwand auch die Tatsache aus dem Bewusstsein, dass außereuropäische Körpertechniken zentraler Referenzpunkt für die Tanzmoderne in Deutschland waren, die den Tanz bis heute prägen. Das Julius-Hans-Spiegel-Zentrum, das von Mitte Januar bis Anfang April seine Türen im Winterer-Foyer öffnet, beschäftigt sich in Performances, Vorträgen, Künstlergesprächen, Workshops und Führungen mit diesem vergessenen Kapitel der deutschen Tanzgeschichte. Gemeinsam mit fünf Choreografen aus Südafrika, Algerien, Indonesien, den Nieder- landen und Österreich ist das Freiburger Publikum eingeladen, anhand von Fotografien, Filmen und anderen Archivmaterialien die Wechselbeziehungen zwischen lokalen und internationalen Tanzkulturen bis in die Gegenwart nachzuverfolgen und einen neuen Blick auf die Geschichte des Modernen Tanzes in Deutschland zu werfen. Mit ihren Performances, die sie in Freiburg entwickeln werden, sind die Künstler eingeladen, diese Geschichte weiterund umzuschreiben, vergessene Aspekte auszugraben und die Blickrichtung umzukehren: die Moderne zu exotisieren. as Jahr 2013 ist auf der Zielgeraden, die Tage verstreichen, bald schon ist Neujahr. Und wie in jedem Jahr stellt sich auch heuer die Frage: Was tun an Silvester? Mit einem Programm der besonderen Art lädt das Theater Freiburg an Silvester zu einem großen Fest. Am Nachmittag können sich die Besucherinnen und Besucher schon bei dem Galakonzert „Die Mädis vom Chantant“ von den Opernsängern bestens unterhalten lassen. Sie singen die beliebtesten Musiknummern aus der „Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán. Am Abend um 19 Uhr ist dann die Operette in Gänze zu sehen und zu hören. Parallel dazu, ab 19.30 Uhr, läuft im Kleinen Haus der „Elternabend“. Ein Zuschauerplatz beim Musical ist der ideale Ort für Erziehungsberechtigte und nicht Jugendstil ier Premieren und 36 Veranstaltungen in 31 Tagen – der Januar ist der „Monat des Jungen Theaters“: Los geht es am 5. Januar mit der Uraufführung der Oper „Oscar und die Dame in Rosa“. Begleitend gibt es für Schulklassen den Workshop „Frech wie Oscar“, in dem die Schülerinnen und Schüler lustvoll die Höhen und Tiefen des Lebens ausloten können. Bei „König Artus“, der Kinderversion der Semi-Oper „King Arthur“, singen am 11. und 13. Januar Opernsänger für Kinder ab vier Jahren. Gewöhnlich sind Sänger nur im Großen Haus und im Konzerthaus zu hören, hier kommen sie in den kleinen und gemütlichen Werkraum und sind ganz nah bei ihrem Publikum. Und am 24. Januar zeigt das Theater erstmals das Jugendstück „Zweier ohne“ in der Staudinger-Gesamtschule, das anschließend auf Schultour geht. Mehr zum Jungen Theater auf Seite 3. J a n u a r b i s Infos und Tickets an der Theaterkasse: E-Mail: [email protected], Telefon 201-2853 So startet das neue Jahr . . . Monat des Jungen Theaters V Erziehungsberechtigte, um sich von alten Vorsätzen zu verabschieden und neue zu fassen. Ab 22 Uhr steigt dann die große Party: Großes Haus, Kleines Haus, Foyer – die ganze Nacht hindurch wird gesungen und getanzt, sodass selbst Tanzunlustige nicht anders können, als die Hüften zu schwingen. Die Band Celebration reist erneut aus Frankfurt an und heizt im Wechsel mit DJ Xela mit Pop, Soul, Latin und Funk die Feierlaune an. Im Tanzsalon auf der Hauptbühne spielt die Konrad-Kater-Kapelle aus Leipzig im Wechsel mit DJ Anita. Im oberen Foyer ist das Rotterdamer Trio De Swingers am Start. Und an den Tischen verzaubert Andreas Buchty mit Close-up-Magie die Gäste. Mi, 1.1. Neujahrskonzert So, 5.1. Oscar und die Dame in rosa (Oper) Do, 9.1. the Pyre (tanz) So, 12.1. 3. Kammerkonzert Sa, 18.1. familytrees (Schauspiel) So, 19.1. Die Sache mit dem Leben (Junges theater) fr, 24.1. Warten auf die barbaren (Schauspiel) So, 2.2. intensivtäter / Seattle (Schauspiel) Di, 4.2. 3. Sinfoniekonzert Sa, 22.2. tannhäuser (Oper) M ä r z 2 0 1 4 theater freiburg außer der reihe ein gesicht, viele rollen Premiere des Films „Erika Pluhar“ im Großen Haus S ie ist viel mehr als „nur“ eine Schauspielerin: Erika Pluhar, 1939 in Österreich geboren, war neben ihrem vierzigjährigen Engagement beim renommierten Wiener Burgtheater auch als Schriftstellerin, Filmemacherin, Sprecherin von Hörbüchern, politisch engagierte Künstlerin, Schlager- und Chansonsängerin und Lyrikerin aktiv. Ihr aktuelles Buch „Die öffentliche Frau“ ist im August erschienen. Oper Oscar und die Dame in Rosa Oper von Fabrice Bollon nach der gleichnamigen Erzählung von Eric-Emmanuel Schmitt Oscar ist zehn Jahre alt und sterbenskrank. Er selbst weiß das nur zu gut, doch seine Eltern wollen nicht darüber sprechen, was ihn immer wütender macht. Eines Tages taucht die lebensfrohe Oma Rosa im Krankenhaus auf, eine ehemalige Catcherin, die noch immer taff genug ist, um sich mit Oscar im Schimpfen zu messen. Die Geschichte nach der gleichnamigen Erzählung des französischen Autors EricEmmanuel Schmitt hat Fabrice Bollon zu einer Oper für die gesamte Familie vertont. Die Uraufführung steht im Zeichen kindlicher Fantasie und kindlichen Übermuts. Mehr dazu auf Seite 4. Großes Haus Sonntag, 5. Januar 18 Uhr Tannhäuser Romantische Oper von Richard Wagner Tannhäuser ist der Inbegriff des romantischen Helden – zerrissen von Zweifeln, taumelnd zwischen Sehnsucht und Entsetzen, zwischen Selbstverantwortung und Getriebensein. Tannhäuser zeigt, dass eben dieses „romantische“ Gefühl kein Spezifikum einer konkreten Epoche ist, sondern eine immer wiederkehrende Gefühlsdisposition in Phasen des Übergangs, der Veränderung – für jeden einzelnen Lebensweg wie auch für größere Verknüpfungen gesellschaftlicher Bedingungen. Aus der Fülle des Sagenschatzes eines Ludwig Bechstein oder der Gebrüder Grimm extrahierten Handlungen stellt Wagner mit seinem Sänger Tannhäuser eine Künstler-Figur in das Zentrum seiner Geschichte. Kunst dient ihm bereits hier als Spiegel des Lebens an sich – eine Thematik, die er bis hin zu „Parsifal“ immer wieder von Neuem beleuchtet. „Tannhäuser“ wurde 1845, noch vor „Lohengrin“, zur Uraufführung gebracht und kommt nach „Lohengrin“ und „Parsifal“ auf die Freiburger Bühne. „Erika Pluhar“ (Foto: C. Häusler) Pluhar spielte unter anderem in Filmen von Wim Wenders und Michael Verhoeven mit, jetzt wurde sie selbst zum Thema eines Films: Die Freiburger Regisseurin Sigrid Faltin hat sich mit dem bewegten Leben einer Frau beschäftigt, die erst zu einem Schönheitsideal für viele Männer und dann zu einem Rollenmodell für junge, selbstbewusste Frauen wurde. Der unter Beteiligung des SWR produzierte Dokumentarfilm, in dem die charismatische Pluhar zum letzten Mal vor die Kamera tritt, wurde im November fertiggestellt und wird am 26. Januar in Anwesenheit der Regisseurin als Premiere im Großen Haus gezeigt. Veranstaltungen Januar bis März Sa, 4.1. Sa, 4.1. Sa, 18.1. Do, 23.1. So, 26.1. So, 26.1. fr, 7.2. So, 9.2. fr, 21.2. Do, 13.3. So, 30.3. Welcome to blackwood hills (film mit Schauspielern des ensembles) fabrice bollon im gespräch mit ericemmanuel Schmitt eröffnung des Julius-hans-SpiegelZentrums Latenight, Show mit Sophie Passmann & tobias gralke Open Practice zu „gruppenstück“ filmpremiere „erika Pluhar – Die Stimme“ Lesung von eva illouz Circus harlekin Milonga 25 Jahre Vorderhaus einzugsfest theaterhalle ganter-gelände Junges theater P r e m i e r e n Großes Haus Samstag, 22. Februar der Türkei im Ersten Weltkrieg. Die internationale Theaterproduktion „Familytrees“ webt die persönlichen Familiengeschichten der Akteure, die vielfaltigen, teils widersprüchlichen Perspektiven ineinander zu einem Bild des Jahrhunderts. nach, und zwar mit allem, was dazugehört: die Frage nach dem Sinn, Hoffnungen und Zweifel, Gedanken über Gott und Geister, Partys im Himmel, besondere Glücksmomente . . . Mehr dazu in der Kolumne von Michael Kaiser auf dieser Seite. Kleines Haus Samstag, 18. Januar Werkraum Sonntag, 19. Januar 20 Uhr Der frühe Roman des Nobelpreisträgers J. M. Coetzee erzählt die Geschichte eines alternden Staatsdieners an der Grenze eines Reiches, das sich vor dem Angriff der Barbaren fürchtet. Der Beamte wird Zeuge unmenschlicher Folterungen, und plötzlich ist die Grenze zwischen Zivilisation und Wildnis nicht mehr so klar für ihn. Als er eine gefolterte Barbarin zu seiner Geliebten gemacht hat, spiegelt sich der politische Konflikt als Konflikt zweier Körper. Intensivtäter Von Paul Brodowsky, Uraufführung Die Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig, bekannt geworden durch ihren harten Umgang mit jugendlichen „Intensivtätern“, hat sich im Juni 2010 das Leben genommen. Paul Brodowsky nimmt ihr migrantisch geprägtes Arbeitsumfeld Neukölln zum Ausgangsterrain, um über den gesellschaftlichen Umgang mit jugendlichen Straftätern nachzudenken: eine überlastete Jugendrichterin, die den Bezug zur Realität verliert; ein Bezirksbürgermeister im Rechtsruck; eine Tänzerin, die sich notgedrungen auf künstlerische Integrationsprojekte spezialisiert; eine alleinstehende, überschuldete Mutter – sie alle werden zu den eigentlichen Intensivtätern und die Jugendlichen selbst zur oft zitierten Leerstelle: Es wird nicht mit ihnen, sondern über sie verhandelt. Doppelpremiere mit „Seattle“: Großes Haus Sonntag, 2. Februar 19.30 Uhr Gegen die Wand Oper von Ludger Vollmer Theaterhalle auf dem Ganter-Gelände Samstag, 29. März 19.30 Uhr Weiter im Spielplan „Die sizilianische Vesper“ ab Freitag, 10. Januar „Die kleine Zauberflöte“ ab Montag, 20. Januar „Die Csárdásfürstin“ ab Freitag, 7. Februar Schauspiel Familytrees Eine türkisch-armenisch-deutsche Familiengeschichte von 1915 – 2015 Fast 100 Jahre nach dem Genozid an den Armeniern 1915/16, kurz vor dem Zusammenbruch des Osmanischen Reichs, gibt es immer noch keine gemeinsame Version der Geschichte. Kein fremder Staat war so nah am Geschehen wie das Deutsche Kaiserreich – als wichtigster Alliierter V o r s c h a u Johann und Ludwig verbindet eine außergewöhnlich enge Freundschaft. Im Ruderwettkampf „Zweier ohne Steuermann“ versuchen die Beiden, ihre Verbindung zu perfektionieren, stets das Ideal von Zwillingen vor Augen. Während Ludwig eine noch tiefere Bindung sucht, verliebt sich Johann in dessen Schwester Vera. Johann ahnt nicht, welche Reaktionen in Ludwig ausgelöst werden, als dieser von der heimlichen Beziehung der Beiden erfährt. Nach „Spurensuche Grafeneck“ und „Nathan und seine Kinder“ zeigt das Theater Freiburg erneut eine szenische Bearbeitung einer Prüfungslektüre an der Realschule. Nach dem großen Erfolg der „Nathan“Lesung als mobile Produktion ist auch „Zweier ohne“ für das Klassenzimmer und die Schulaula buchbar. 20 Uhr 18 Uhr Erzählt wird die Geschichte der jungen Deutschtürken Sibel und Cahit. Sibel geht mit Cahit eine Scheinehe ein, um den Moralvorstellungen ihrer Familie zu entfliehen. Ihr Lebens- und Liebeshunger stürzt sie in zahllose Affären. Doch Cahit spürt, dass er sich tatsächlich in seine (Schein-) Ehefrau verliebt hat. Im Affekt erschlägt er einen ihrer Exgeliebten. Sibel erkennt ihrerseits ihre Liebe zu Cahit und verspricht, auf ihn zu warten, solange er im Gefängnis sitzt – doch das gelingt ihr nicht. Sie fliegt in die Türkei und beginnt in Istanbul ein neues Leben. Die Oper basiert auf dem gleichnamigen Film von Fatih Akin. Der Komponist Ludger Vollmer hat für diese Geschichte eine energiegeladene Musik geschrieben. Er verwendet nicht nur klassische Orchesterinstrumente, sondern auch traditionelle türkische Instrumente, die dem Stück einen fremden, dem Thema angemessenen, eigenen Klang verleihen. 2008 wurde „Gegen die Wand“ in Bremen uraufgeführt in der Inszenierung von Michael Sturm – er setzt seine Arbeit in Freiburg an diesem eindrücklichen Werk fort. Klassenzimmerstück nach der Novelle von Dirk Kurbjuweit Nach dem Roman von J. M. Coetzee Staudinger Gesamtschule Freitag, 24. Januar 4. Kammerkonzert 4. Sinfoniekonzert Ensembleprojekt mit Turbo Pascal und Theater Freiburg Poulenc: Oboentrio / Kahn: Trio-Serenade op. 73 für Oboe, Violoncello und Klavier / Poulenc: Cellosonate op. 143; Saint-Saëns: Oboensonate op. 166 / Yun: Zwei Ost-West-Miniaturen für Oboe und Violoncello Beethoven, Rossini, Elgar In welcher Zukunft wollen wir leben? Diese Frage beschäftigt das Theater Freiburg seit acht Jahren. In Stücken, Vorträgen und Themenwochenenden wurde die Frage immer wieder neu und unterschiedlich behandelt. Bei „Leben und Arbeiten“ geht es um die Zukunft der Arbeit. Das freie Theaterkollektiv „Turbo Pascal“ und das Theater Freiburg sind seit Herbst 2012 Partner im Rahmen des Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes. In mehreren Schritten erkunden sie die Möglichkeiten der kontinuierlichen Zusammenarbeit einer freien Gruppe mit einem Stadttheater. Eine ideale Konstellation, um sich gemeinsam Gedanken über die Zukunft von Leben und Arbeiten zu machen. Ende März Weiter im Spielplan „Die Jungfrau von Orleans“ Freitag, 3. Januar „Elternabend“ ab Sonntag, 5. Januar „Prinz Friedrich von Homburg“ ab Montag, 6. Januar „Drüberleben“ ab Dienstag, 7. Januar „Falk macht kein Abi“ ab Mittwoch, 8. Januar „Amerika“ ab Samstag, 25. Januar „Dantons Tod“ ab Sonntag, 26. Januar Von Dirk Laucke, Uraufführung Frances lebt allein mit Kind. Seit dem Konkurs ihres eigenen Ladens hat sie Jobs, die ihrer Vorstellung von Selbstbestimmtheit zuwiderlaufen. Trotzdem reicht es kaum zum Leben. Nun steht der Zwangsvollstrecker vor der Tür. Doch statt ihre Einrichtung zu pfänden, lädt der verschrobene Herr Yildiz Frances selbst in sein Auto, um ihre Probleme auf seine Weise zu lösen. Die Reise gerat zum Dauerduell zweier konträrer Lebensauffassungen – Anpassung oder Wahrung der Autonomie. Die Positionen nähern sich an – aber die Katastrophe ist unausweichlich. Doppelpremiere mit „Intensivtäter“: Großes Haus Sonntag, 2. Februar 19.30 Uhr Monatsprogramm: theater.freiburg.de/ spielplan Neujahrskonzert Paris, eine Metropole in Chansons Aus den Gassen wurden die Boulevards, aus den Droschken die Automobile, aus der Metropole der Moloch mit ruhelosem Antlitz. Nur eines war immer da in Paris: das Chanson, grandios oder gemein, jubelnd oder traurig, zynisch oder tröstlich. Zum Neujahrskonzert ist Maria Bill im Konzerthaus zu Gast, Schauspielerin, Sängerin, Wahlwienerin und leidenschaftliche Interpretin der großen Chansons von Edith Piaf und Jacques Brel. Fabrice Bollon und das Philharmonische Orchester werden sie dabei begleiten – nicht ohne Seitenblicke auf jenes andere, glanzvolle Paris des 19. Jahrhunderts: auf die Hauptstadt der Oper und die Wiege der Operette. Konzerthaus Mittwoch, 1. Januar Steinfoyer Sonntag, 26. Januar 11 Uhr 3. Sinfoniekonzert Gershwin, Zimmermann, Sibelius Ein Amerikaner blickt nach Europa, ein Europäer blickt zurück. George Gershwin komponierte in seiner Tondichtung vom „Amerikaner in Paris“ das Zusammentreffen von Jazz und Sinfonik. Zwiespältig dagegen komponierte Bernd Alois Zimmermann diese Begegnung in seinem Trompetenkonzert. Da trifft das Klassische auf das „Negro Spiritual“, die Musik der Aufklärung auf jene der Sklaverei: ein spannungsgeladener Dialog zwischen Solotrompete und Orchester. Einen anderen Blick auf die Tradition tat Jean Sibelius in seiner 5. Sinfonie, die er zweimal umarbeitete, bevor er 1919 mit ihr zufrieden war: Sie bewahrt den großen sinfonischen Gestus gerade dadurch, dass sie die Tradition ablegt – ein traumwandlerischer Weg in die Freiheit. Konzerthaus Dienstag, 4. Februar 20 Uhr 5. Kammerkonzert Konzert Seattle Performance nach 24 Stunden Theater-Quarantäne Leben und Arbeiten Kleines Haus Dantons Tod: Matthias Breitenbach ist Danton (links) und Martin Weigel ist Robespierre. 11 Uhr Intensivstation „Die sizilianische Vesper“ mit Christina Vasileva und Chor. Kagel: Rrrrrrr. . . / Piazzolla: Zwei Tangos / Green: Zwei Ragtimes / Peck: Lift off / Kutterer: Interludes / De Mey: Musique de tables Kleines Haus Sonntag, 2. März 11 Uhr schichte dieses Paares und zeichnet ein Panoptikum des menschlichen Begehrens. Ein Aufsteiger, ein selbstsicher Voranschreitender und einer, der sich am Ziel glaubt: Sie prägen das Programm des 4. Sinfoniekonzerts. Rossinis Ouvertüre zu „Tancredi“ leitete 1813 erstmals jene Oper ein, die ihrem Komponisten den Weg zu europäischem Ruhm ebnete. Neun Jahre zuvor hatte Beethoven, der damals gerade sein Opernprojekt „Leonore“ vorantrieb, ein Konzert für Klaviertrio und Orchester geschrieben, das „Tripelkonzert“; ein Beispiel für den gelassenen, vielleicht sogar statuarischen Beethoven. Elgars 2. Sinfonie von 1911 dagegen ist ein rückhaltlos leidenschaftliches Werk, eine glutvolle sinfonische Musik, die von stürmischem Optimismus, gefasster Trauer und dämonischem Spiel zu abgeklärter Heiterkeit findet. Konzerthaus Dienstag, 18. März 20 Uhr tanz The Pyre Eine Choreografie von Gisèle Vienne Die Choreografin und Puppenspielerin Gisèle Vienne ist Meisterin im Erschaffen zweideutiger Bilder. Ihre eindrucksvollen Stücke bewegen sich zwischen Schönheit und Schrecken, Naturalismus und Abstraktion. In „The Pyre“, zu Deutsch „Der Scheiterhaufen“, bespielen eine Tänzerin und ein Junge das Innere einer gewaltigen Lichtinstallation. Was verbindet diese beiden Gestalten? Gemeinsam mit dem amerikanischen Autor Dennis Cooper begibt sich Vienne auf die Suche nach der Ge- E-Werk Donnerstag, 9. Januar 20 Uhr After Life Eine Choreografie von Simone Aughterlony & Nic Lloyd In „After Life“, dem zweiten Teil einer Trilogie zur Biografie des Körpers, fragt die Choreografin Simone Aughterlony, was vom Körper und der eigenen Existenz bleibt, wenn das eigentliche Leben zu Ende ist. Mit dem DJ und Performer Nic Lloyd zelebriert sie, als ikonografische Repräsentationen von Körper und Seele, zu den Klängen von Soulmusik den permanenten Zerfall. Aktuelle Körperkonzepte stehen dabei ebenso zur Disposition wie unsere unmöglichen Vorstellungen von einem Nachleben. Kleines Haus Donnerstag, 6. März 20 Uhr Junges theater Musikalische Performance mit Texten von kranken Kindern und Jugendlichen „Mein größter Wunsch ist, um sieben Uhr aufzustehen, in die Schule zu gehen und zwei Stunden Matheunterricht zu haben. Das ist doch komisch, dass ich mich jetzt nach Dingen sehne, die ich vorher Scheiße fand“. Der 16-jährige Sevval ist wie alle Protagonisten des Stücks schwer krank. Sie alle denken über das Leben In „The Misfit – Schicksal eines Unangepassten“ krempeln Dennis Deter und Anja Müller die berühmte Oper Richard Wagners gehörig um: Inspiriert von Filmtechniken und Comicstrips, verwandeln sie den „Tannhäuser“ in einen live animierten Kinotheatertrip. Die beiden Musiker und Choreografen lassen in der Kammerbühne Postkartenlandschaften entstehen, in denen sich kleinste Figuren mit großen Themen streiten, simple Melodien auf bombastische Musik treffen und monumentale Oper sich mit zeitgenössischer Performance vermischt. Kammerbühne Donnerstag, 20. Februar 20 Uhr Der Sängerkrieg der Heidehasen Ein tierisch-musikalischer Wettstreit nach James Krüss Opera senza Parole: Opernmedleys nach Wagner, Verdi, Puccini und Mascagni; Koetsier: Burleske Opernparaphrase um Richard Wagner „The Pyre“ – Choreografie von Gisèle Vienne. Weiter im Spielplan theaterlabor Unter dem Begriff „Theaterlabor“ fasst das Theater alle Projekte zusammen, die es gemeinsam mit Laien erarbeitet. Im Labor suchen die Theaterleute den Dialog mit den „Experten des Alltags“. Es geht darum, gemeinsam zu recherchieren und einen eigenen Zugriff auf Themen zu entwickeln, die allen Teilnehmenden auf den Nägeln brennen. Melting Pot Ein multinationales Projekt zwischen Basel, Belfort und Freiburg Durch die weltweiten Migrationsbewegungen sind Sprachen und Kulturen auch im Dreiländereck potenziert. Neun junge Menschen mit Migrationshintergrund und drei Performer aus Basel, Belfort und Freiburg untersuchen eine Gesellschaft in Bewegung: Wie arrangiert man sich in einem fremden Kontext mit den Traditionen aus der eigenen Heimat? Wie verknüpft sich die eigene Sozialisation mit den regionalen Bräuchen vor Ort? Wie erzählt sich das Regionale aus der Sicht eines jungen Migranten? Kleines Haus Freitag, 21. Februar 20 Uhr 19 Uhr Schicksal eines Unangepassten – ein „Tannhäuser“-Bastard 17 Uhr 11 Uhr 11 Uhr The Misfit Die Sache mit dem Leben 3. Kammerkonzert Steinfoyer Sonntag, 12. Januar In 24 Stunden dreht sich die Erde einmal um die eigene Achse. In 24 Stunden frisierte Express-Friseur Niko Petrillo 300 Köpfe. In 24 Stunden absolvierte ein 31-jähriger Texaner 500 Fallschirmsprünge. In 24 Stunden bohrte sich die HartgesteinTunnelbohrmaschine „Gabi 2“ satte 56 Meter durch den Gotthard. Innerhalb von 24 Stunden bekam Justin Biebers Musikvideo „Beauty and a Beat“ 10,6 Millionen Klicks auf Youtube. Und jetzt sind die Freiburger Jugendlichen dran: Die Mission ist es, in nur 24 Stunden ein ganzes Theaterstück auf die Beine zu stellen. Für einen Tag und eine Nacht geht‘s auf die TheaterIntensivstation (Koffeinschokolade, Traubenzucker und Zahnbürste nicht vergessen!) zum Experimentieren. Das Theater wird einen Auftrag erteilen und die Jugendlichen vor manche Herausforderung stellen, doch die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt und der Ausgang ungewiss. Fest steht nur, dass die Uhr tickt: In dem Moment, in dem die Jugendlichen ihre Mitspielerinnen und Mitspieler kennenlernen und mit den Proben beginnen, sind es nur noch 24 Stunden, bis das Publikum vor der Tür steht. Werkraum Samstag, 1. Februar Großes Haus Mittwoch, 26. Februar „Eine Woche voller Samstage“ ab Samstag, 4. Januar „Hilfe, die Herdmanns kommen“ ab Samstag, 25. Januar Zweier ohne Warten auf die Barbaren Kleines Haus Freitag, 24. Januar 19 Uhr verbünden sich, um mit allen Mitteln den Sieg des Nachwuchstalents Lodengrün zu verhindern. (Foto: M. Vd Abeele) Dass es im Reich der Heidehasen Karnikkel mit verheißungsvollen Stimmen gibt, ist spätestens seit dem Erscheinen des bekannten Hörspiels von James Krüss im Jahr 1952 bekannt: Der junge Hase Lodengrün ist ein aussichtsreicher Kandidat für den jährlichen Sängerwettbewerb auf Schloss Löffeleck. Der Minister für Hasengesang und Otto Lampe hingegen sind bereits bekannte Sängergrößen und haben es dieses Jahr auf den außergewöhnlichen Preis abgesehen: die Prinzessin, Tochter von König Lamprecht. Der Minister für Hasengesang und der intrigante Direktor Wackelohr J a n u a r b i s Božidar Kocevski in „Eine Woche voller Samstage“. Backwards Dreaming Tanzprojekt mit den methusalems und Jugendlichen Was wäre, wenn man die Chance hätte, rückwärts zu träumen? Wenn man den eigenen Lebensfilm dabei nicht nur sehen, sondern tatsächlich ausprobieren könnte, an welchen Punkten die eigene Biografie anders verlaufen wäre, wenn man alternative Entscheidungen getroffen hätte? In diesem biografischen Projekt erkunden die Choreografen Gary Joplin und EmmaLouise Jordan mit Mitgliedern der Seniorentheatergruppe „die methusalems“ diese Möglichkeitswelten. Mit Hilfe von Jugendlichen werden ihre Lebenslinien neu gesponnen, während die jungen Spieler und Spielerinnen erforschen, welche Möglichkeiten vor ihnen liegen und wie viel Kontrolle sie darüber haben, was sein wird. Werkraum Samstag, 8. März 19 Uhr Weiter im Spielplan „Das Himbeerreich“ Michael Kaiser über den Schwerpunkt ab Januar D ie Sache mit dem Leben ist ja schon mal eine Sache für sich. Wenn dann noch hinzukommt, dass das Leben auch zu Ende geht, ist das eine andere Sache – und die ist nicht ganz einfach. Nachrichten von Krankheit und Tod rasen wie Verkehrsunfälle in unser Leben, und wir müssen oft unvorbereitet und hilflos beobachten, wie alles aus den Fugen gerät. Warum aber ist das so: Weshalb beschäftigen wir uns meist erst dann intensiv mit dem Leben, wenn jemand krank wird, obwohl Michael Kaiser (Foto: T. Kunz) wir doch eigentlich alle wissen, dass wir das Sterben quasi mitgebucht haben, als wir das Leben begonnen haben? Diese Fragen haben sich Kathrin Feldhaus und Margarethe Mehring-Fuchs nach intensiven Gesprächen mit lebensbedrohlich und chronisch erkrankten Kindern und Jugendlichen immer wieder gestellt. Ein Jahr lang haben die beiden Theatermacherinnen im Rahmen eines Buchprojekts an der Uniklinik Tübingen Geschichten und Zeichnungen gesammelt: über die Krankheiten der jungen Patienten und ihrem Umgang damit im Alltag, über Ängste und Glücksmomente, über Hoffnungen und Visionen. Im Januar erscheint das aus diesen Begegnungen entstandene Buch „Ich hab jetzt die gleiche Frisur wie Opa“. Und wir beschäftigen uns im Jungen Theater ausführlich mit dieser Sache – also der Sache mit dem Leben. Da wäre zunächst der zehnjährige Protagonist der Oper „Oscar und die Dame in Rosa“. Er ist sterbenskrank und beschließt, jeden Tag wie ein Jahrzehnt seines Lebens zu nehmen. In kürzester Zeit setzt sich Oscar so unerschrocken mit allem auseinander, was ein menschliches Dasein in den verschiedenen Lebensabschnitten bereithält: Wirrungen der Pubertät, erste Liebe, Midlife-Crisis und das Alter. Die Uraufführung der Familienoper nach der Erzählung von Eric-Emmanuel Schmitt zeigen wir am 5. Januar im Großen Haus. Zur Vorbereitung des Besuchs mit Schulklassen bieten wir Workshops unter dem Titel „Frech wie Oscar“ an, in denen wir uns lustvoll den Höhen und Tiefen des Lebens stellen und uns damit beschäftigen, wie kranke Gleichaltrige das alles sehen. Parallelwelt Krankenhaus Am 19. Januar lassen schließlich gesunde Kinder und Jugendliche die Geschichten, die Mehring-Fuchs und Feldhaus gesammelt haben, begleitet von viel Musik, im Werkraum lebendig werden: Die musikalische Performance „Die Sache mit dem Leben“ knüpft an unsere Erfahrungen in den Theaterprojekten „Kennwort: Hoffnung“ (2007) und „Station Leben“ (2010) an. Im Stück geht es um den Alltag in der Parallelwelt Krankenhaus. Vor allem geht es aber darum, den kleinen und großen Lebensphilosophen der Uniklinik Tübingen mit ihren berührenden, faszinierenden und fantasievollen Gedanken über Gott und die Welt Gehör zu verschaffen. Denn von ihnen können wir eine Menge lernen. Über das Leben und so. Michael Kaiser, Künstlerischer Leiter Junges Theater ab Samstag, 4. Januar Theaterblog: theater.freiburg.de/ blog M ä r z Die Sache mit dem Leben 2 0 1 4 PS: Im März werden wir im biografischen Tanzprojekt „Backwards Dreaming“ erneut auf die Spurensuche nach dem gehen, was das Leben so alles bereithalten kann. Dann werden Senioren und Jugendliche gemeinsam ihre eigenen Lebenslinien entwirren und Möglichkeiten ausloten, sie neu zu verknüpfen. Mehr vom Jungen Theater gibt es unter www.theater.freiburg.de/jungestheater im Internet. theater freiburg O p e r Oscar und die Dame in rosa Oper von Fabrice Bollon nach der gleichnamigen Erzählung von Eric-Emmanuel Schmitt gesellschaft in bewegung e „Melting Pot“: Tanz-Schauspiel sprengt Grenzen ine Oper für die ganze Familie – das war das Anliegen des Freiburger Generalmusikdirektors Fabrice Bollon auf der Suche nach einem Stoff für seine erste Oper. Gefunden hat er ihn in der bekannten Erzählung von Eric-Emmanuel Schmitt „Oscar und die Dame in Rosa“, die von einer berührenden Liaison eines kranken Jungen mit der lebensfrohen Oma Rosa erzählt, die einmal Catcherin war und noch immer taff genug ist, um sich mit Oscar im Schimpfen zu messen. Am 5. Januar ist es nun soweit: Die Oper Fabrice Bollons, komponiert im Zeichen kindlicher Fantasie und kindlichen Übermuts, wird am Theater Freiburg uraufgeführt, wozu wir den Bestsellerautor Eric-Emmanuel Schmitt ebenso begrüßen dürfen wie den Komponisten. Am Vortag der Premiere findet darüber hinaus ein öffentliches Gespräch zwischen Eric-Emmanuel Schmitt und Fabrice Bollon statt, zu dem das Theater Sie herzlich einlädt. Im Gespräch mit dem Dramaturgen Heiko Voss äußert sich der Uraufführungskomponist schon jetzt zu seiner ersten Oper. Heiko Voss: Sie haben für „Oscar und die Dame in Rosa“ Kinderspiele, ein Weihnachtsfest, eine rasante Autofahrt und Träume komponiert. Eine wichtige Größe ist dabei der Kinderchor: Das Werk ist allen Freiburger Kindern gewidmet. Warum haben Sie sich gerade für „Oscar“ entschieden? Fabrice Bollon: „Oscar und die Dame in Rosa“ ist Teil einer Reihe von Erzählungen, die Schmitt den „Zyklus des Unsichtbaren“ nennt. Es war das erste Buch, das ich aus dieser Reihe gelesen habe. Das ist jetzt fünf oder sechs Jahre her. Die Idee, daraus eine Oper zu machen, kam mir gleich beim ersten Lesen. Ich hatte schon lange das Anliegen, als erste Oper eine Familienoper zu schreiben, denn dieses Genre ist in der Literatur kaum existent. Der Gedanke, „Oscar“ zu komponieren, war also gewissermaßen schon da, bevor ich die Erzählung überhaupt gelesen habe. Unser Kinderchor hat dabei einen ganz wichtigen Part, sowohl hinter der Bühne als auch auf der Bühne. Ohne unsere Kinder können und wollen wir das Werk gar nicht denken. Heiko Voss: Erzählung und Oper zeichnen sich durch eine seltene Balance aus: Oscar ist gerade einmal zehn Jahre alt und schon sterbenskrank. Doch seine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Tod ist nur eine Seite der Medaille, daneben stehen die kindliche Fantasie und eine Leichtigkeit, die staunen lässt – bunt und berührend zugleich. D Fabrice Bollon: Er konfrontiert sich nicht mit dem Tod, er konfrontiert sich mit dem Leben. Das ist es, was das Buch ausmacht: Nur wer zu leben weiß, weiß auch zu sterben. „Oscar“ ist keine Geschichte über einen kranken Jungen, sondern eine Geschichte über das pralle Leben – eine Liebeserklärung an das Leben. Auch wenn es in diesem Fall nur eine kurze Lebensdauer ist, ist doch entscheidend, was man aus seinem Leben macht. Auch wenn die Geschichte oberflächlich betrachtet traurig ist, ist sie in ihrer Tiefe unglaublich positiv ausgerichtet. Heiko Voss: Oma Rosa gibt Oscar einen wertvollen Hinweis: „Lebe jeden Tag so, als wären es zehn Jahre deines Lebens.“ Der Junge nimmt den Hinweis gerne auf. Fabrice Bollon: Am ersten Tag sucht er noch verzweifelt nach Erkenntnissen: Welche Krankheit habe ich? Wieso spricht niemand mit mir darüber? Wieso weiß ich gar nichts? Und dann kommt Oma Rosa, die ihm sagt: Leb erst mal . . . Heiko Voss: . . . und plötzlich tut sich ein ganzes Leben vor ihm auf. Das Wichtigste ist dabei der kindliche Blick auf die Welt. Nur so öffnen sich auf einmal Räume für kindlich-poetische Momente, wie in der Annäherung zwischen Oscar und Peggy. Ist das die Liebesgeschichte, die in keiner Oper fehlen darf? Fabrice Bollon: „Oscar“ ist eine Parabel über das Leben, da muss es doch zumindest eine Liebesgeschichte geben, oder? Sie führt sogar bis zur Hochzeit – symbolisch gesehen, denn die beiden sind ja erst zehn. Die Annäherung zwischen Peggy und Oscar läuft über Tschaikowskys „Nussknacker“. Oscar sagt: Ich finde Generalmusikdirektor Fabrice Bollon hat seine erste Oper komponiert: „Oscar und die Dame in Rosa“, nach dem gleichnamigen Buch von EricEmmanuel Schmitt. diese Musik sehr schön, und als ich sie gehört habe, habe ich an dich gedacht. Und auch Peggy findet sie schön, und so kommt es zu einem ersten vorsichtigen Kuss. So einfach ist das. Und doch gibt es selbstverständlich auch die kindliche Unsicherheit. Keines der Kinder weiß, wie man sich als Liebespaar benimmt, sie können es aber gemeinsam entdecken . . . und wenn sie nicht mehr weiter wissen, spricht die Musik. Für mich flößt die Musik den Figuren auf der Bühne erst das Blut ein. Durch die Musik werden sie dreidimensional. Heiko Voss: Am Ende der Oper steht die Einsicht, dass das Sterben wie selbstverständlich zum Leben gehört. Oscar kann das für sich annehmen. Es gibt dafür ein schönes Bild: Oma Rosa schenkt ihm eine Pflanze aus der Sahara. Fabrice Bollon: Diese Pflanze lebt nur einen Tag, wenn man sie gießt – und Oscar begießt sie dennoch mit Wasser. Er bekennt sich zum Leben, das sich selbst für einen Tag zu leben lohnt. Heiko Voss: Ist es das, was wir von Oscar lernen können? Fabrice Bollon: Wir können von ihm lernen, das Beste aus den Lebensumständen zu machen. Die Botschaft Oscars ist eine unglaublich lebensbejahende. Die Stärke des Stoffs ist, dass einem am Ende die Tränen in den Augen stehen, man aber gleichzeitig wahnsinnig glücklich ist. So etwas zu schaffen, ist einfach großartig. Info: Am Samstag, 4. Januar, ist der Bestsellerautor Eric-Emmanuel Schmitt zu Gast in Freiburg und spricht mit Fabrice Bollon über das Buch und die Oper. as Dreiländereck zwischen der Schweiz, Frankreich und Deutschland ist ein winziger Winkel der Welt. Basel, Belfort und Freiburg sind Städte in nationalen Randlagen. Gleichzeitig liegen sie mitten in Europa – und sind daher besonders gut dafür geeignet, grenzüberschreitenden Fragen nachzugehen: Hier überlagern sich regionale Sprachen, Kulturen und Konventionen. Für das Tanz-Schauspiel-Projekt „Melting Pot“ arbeiten zum ersten Mal das Junge Theater Basel, das Centre Choréographique in Belfort und das Theater Freiburg zusammen. Unter der Leitung der Choreografin Joanne Leighton und des Regisseurs Christoph Frick erforscht ein multinationales Ensemble regionale Schnittmengen und Unterschiede vor dem Hintergrund globaler Entwicklungen: Neun junge Menschen, die aus verschiedenen Teilen der Welt nach Basel, Belfort oder Freiburg gekommen sind, treffen auf drei Bühnenprofis: zwei Schauspieler aus Freiburg und eine Tänzerin aus Frankreich. Die Jugendlichen sind dabei Botschafter vielfacher Überlagerungen – ihrer eigenen Herkunft, der regionalen Aspekte ihrer aktuellen Lebensumgebung und ihrer jeweiligen Jugendkultur. In verschiedenen Sprachen suchen sie nach einer (gemeinsamen?) Körpersprache: Wie arrangiert man sich als junger Mensch in einem neuen, fremden Umfeld mit den Traditionen aus der alten Heimat? Wie verknüpft sich die eigene Sozialisation mit den regionalen Bräuchen vor Ort? Wie erzählt sich das Regionale aus der Sicht eines jungen Migranten? „Melting Pot“ untersucht eine Gesellschaft in Bewegung, indem sich das Team selbst auf Wanderschaft begibt: Geforscht und geprobt wird zunächst zwei Wochen in Basel, dann zwei Wochen in Belfort, zuletzt vier Wochen in Freiburg. Im Theater Freiburg feiert das Stück am 21. Februar im Kleinen Haus seine Premiere. Service: Preise, ermäßigungen, abos, Kontakt (Foto: R. Buhl) Ermäßigungen bei den Eintrittspreisen Tickets für 8 Euro gibt es für Studierende, Schüler, Auszubildende bis 29 Jahre, für Schwerbehinderte mit Berechtigungsausweis ab 80 Prozent und für Rollstuhlplätze im Großen und Kleinen Haus sowie im Werkraum / Begleitperson hat freien Eintritt. Tickets für 3,50 Euro gibt es für Empfängerinnen und Empfänger von Hartz IV, Sozialhilfe und Grundsicherung Tickets für Gruppen ab 15 Personen gibt es 20 Prozent günstiger und eine Karte gratis Mit der TheaterCard gibt es alle Vorstellungen zum halben Preis Theaterkarte ist auch Fahrkarte Jede Eintrittskarte des Theaters Freiburg gilt als Fahrausweis im Gebiet des Regio-Verbunds Freiburg (RVF) Specials Schnupper-Abo 4 Texte von heute für 49 Euro • DasHimbeerreich von Andres Veiel Sa, 28.12.13, Kleines Haus 20 Uhr •Intensivtäter(UA)/Seattle(UA) von Paul Brodowsky / Dirk Laucke Sa, 8.2.14, Großes Haus 19.30 Uhr • WartenaufdieBarbaren nach dem Roman von J. M. Coetzee Mi, 19.3.14, Kleines Haus 20 Uhr + 1 Festival-Pass zu • Art-Affects(Literaturfestival) Fr, 14.2. – So, 16.2.14 Das Weihnachts-Abo Ab 50 Euro Kontakt & weitere Infos • DiesizilianischeVesper Oper von Giuseppe Verdi Fr, 17.1.14, Großes Haus Theaterkasse: Bertoldstraße 46, Montag bis Freitag 10 –18 Uhr Samstag 10 –13 Uhr Tel. 0761/201-2853, Fax 0761/201-2898 [email protected] www.theater.freiburg.de Die Abendkasse ist im Großen Haus und Konzerthaus eine Stunde, im Kleinen Haus, in Kammerbühne und Werkraum eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn geöffnet. print @home Rund um die Uhr können Theaterkarten online gekauft und mit dem print@home-service zu Hause gedruckt werden. Infos gibt es auf www.theater.freiburg.de 19.30 Uhr • DieCsárdásfürstin O perette von Emmerich Kálmán Sa, 15.2.14, Großes Haus 19.30 Uhr • GegendieWand Oper von Ludger Vollmer nach einem Film von Fatih Akin (15+) Do, 10.4.14, Theaterhalle 19.30 Uhr • DerMantel& HerzogBlaubartsBurg Ein Doppelabend mit den Einaktern von Giacomo Puccini & Béla Bartók Sa, 14.6.14, Theaterhalle 19.30 Uhr impressum Redaktion: Pressestelle Theater Freiburg und Presse- und Öffentlichkeitsreferat Stadt Freiburg im Breisgau Telefon 07 61/2 01-13 40, -13 41 E-Mail: [email protected] Konzept und Erstellung: Cagdas Karakurt Fotos: Maurice Korbel Verantwortlich: Walter Preker Verlag: Freiburger Stadtkurier Verlagsgesellschaft mbH Bismarckallee 8, 79098 Freiburg Herstellung: Freiburger Druck GmbH & Co. KG Erscheinungstermin: Dezember 2013 S e r v i c e