Inhalt 7 Vorwort 13 Danksagung 15 Einführung Schwerter und Soldaten 38 Vorspiel Schock und Furcht: Der unerwartete Aufstieg Roms KAPITEL 1 42 Das römische Schwert wird geschmiedet Die Republik bis 270 v. Chr. KAPITEL 2 69 Besessen vom Sieg Die imperiale Republik (270–30 v. Chr.) KAPITEL 3 115 „Unser Wehr und Waffen“ Die frühe Kaiserzeit (30 v. Chr.–167 n. Chr.) KAPITEL 4 166 Tödliche Umarmungen Die mittlere Kaiserzeit (167–269 n. Chr.) KAPITEL 5 212 Das Imperium der Soldaten Die Entstehung des spätantiken Staates (269–376 n. Chr.) I N H A LT 5 KAPITEL 6 251 Die Schwerter Gottes Untergang und Verwandlung (376 – 565 n. Chr.) 268 Epilog Rom und das Schwert Anhang 6 285 Chronologie 287 Anmerkungen 305 Bibliographie 315 Bildnachweis 316 Register I N H A LT Danksagung Dieses Buch entstand 2006/2007 während eines Forschungssemesters, das mir die Universität Leicester gewährte, und eines weiteren, das vom Arts and Humanities Council finanziert wurde, wofür ich beiden Einrichtungen zu Dank verpflichtet bin. Ein Buch, das verschiedene Forschungsstränge zusammenführt, lebt von der jahrelangen inspirierenden Beschäftigung mit der Arbeit und Sachkenntnis vieler anderer Menschen. Mark Hassall weckte und förderte mein Interesse am römischen Militärwesen, John Wilkes und die verstorbene Margaret Roxan führten mich in die rigorose Methodik der deutschen Altertumswissenschaften ein, während Richard Reece mich ermutigte, auch unbequeme Fragen zur Antike zu artikulieren. Auch Martin Millet, der meiner Generation angehört, stand mir immer mit äußerst wertvollen und motivierenden Ratschlägen und allen denkbaren Formen der Unterstützung bei. Der vorliegende Band stützt sich auf die Arbeit der wissenschaftlichen Gemeinschaft der Spezialisten für römische Militärarchäologie. Unter diesen gebührt mein besonderer Dank Ian Haynes und Adrian Goldsworthy, die mir den Weg zu neuen Erkenntnissen zum römischen Militärwesen aufzeigten, die in jüngerer Zeit dann vor allem durch das Werk von Ted Lendon weiter angereichert wurden. Ich stütze mich auf die Leistungen anderer Kollegen, deren Forschungsgebiet Waffen und Rüstungen sind, vor allem Mike Bishop, Jon Coulston und Peter Connolly, die ein so imposantes Gebäude auf das wissenschaftliche Fundament gestellt haben, das der verstorbene H. Russell Robinson gelegt hat. Ebenso schulde ich Chris Haines und den anderen Freunden aus der Ermine Street Guard Dank, deren Nachbauten römischer Waffen und praktische Vorführungen militärischer Übungen für mein Spezialgebiet äußerst wertvolle Erkenntnisse vermittelten. Der Blickwinkel von Wissenschaftlern, deren Spezialität nicht das römische Militär ist oder nur gewisse Schnittmengen damit aufweist, ist ebenfalls für das vorliegende Buch relevant. Vor allem der Einfluss von Nicola Terrenato ist bedeutend, der mir ein völlig neues Verständnis des frühzeitlichen Rom vermittelte, das sich radikal von dem unterscheidet, das mir in meiner Studentenzeit präsentiert wurde. Auch ganz andere Teildisziplinen wie die Archäologie der Vorgeschichte, des Mittelalters und der frühen Neuzeit lieferten nützliche Anregungen. Wissenschaftler wie J. D. Hill, Colin Haselgrove und Peter Wells haben mein Bild von den Völkern, mit denen es Rom in Europa zu tun hatte, stark verändert. Bei Matthew Johnson stehe ich in einer tiefen Dankesschuld, da er mir die Augen für die theoretische Seite der Archäologie geöffnet hat. Dasselbe gilt für meine früheren Kollegen in Durham: Sam Lucy, Pam Graves and Margarita Diaz Andreu, die mich in die Archäologie DANKSAGUNG 13 der Identität einführten. In ähnlicher Weise wurde mir durch meine jetzigen Kollegen an der Universität Leicester, allen voran David Mattingly, wertvolle Unterstützung und Ermutigung zuteil. Ebenso möchte ich den früheren Kollegen am British Museum Ralph Jackson, Paul Roberts und Dyfri Williams danken, die mir Zugang zu einigen wichtigen Exemplaren römischer Schwerter verschafften und mir im Gespräch zentrale Anregungen vermittelten. Dasselbe gilt für Janet Lang und ihr Fachwissen über die Herstellung römischer Schwertklingen. Fraser Hunter unterstützte mich großzügig mit Informationen zu den Schwertern des Typs Newstead. Auch Bob Savage und seinen Kollegen in den Royal Armouries von Leeds habe ich für den Zutritt zu dem Schwert des Typs Pompeji in ihrer Sammlung und eine erhellende Diskussion über Schneidenwaffen im Allgemeinen zu danken. Besonderer Dank ergeht auch an Paul Binns dafür, dass er den Vorgang des Hammerschweißens demonstrierte und ein Gespräch mit mir über die Techniken des Damaszierens führte. Viele andere leisteten auf verschiedene Art freundliche Hilfe, indem sie Informationen und Hinweise lieferten, bei der Beschaffung von Bildmaterial halfen oder meine Fragen beantworteten, und ich möchte ihnen hiermit namentlich danken: Colin Adams, Lindsay Allason-Jones, Claus von Carnap-Bornheim, Elly Cowan, Simon Esmonde Cleary, Megan Doyon, Carol Van DrielMurray, Iain Ferris, Peter Heather, Jergen Ilkjaer, Peter Johnsson, Simon Keay, Ernst Künzl, Andy Merrills (vor allem für den Rat, den Fokus stärker auf das Metaphorische zu richten), Aubrey Newman, Rebecca Redfern, Achim Rost und Susanne Wilbers-Rost, Graham Shipley und Guy Stiebel. Auch dem anonymen Gutachter des Verlags möchte ich für seine konstruktiven Kommentare zu einem früheren Entwurf danken. Bei Thames & Hudson profitierte ich wiederum in hohem Maße von Colin Ridlers Erfahrung, der mich sanft und wohlgelaunt durch die lange Entstehungszeit dieses Buches führte. Auch Fred Birdsall, Celia Falconer und vor allem Carolyn Jones bin ich dankbar für ihre Effizienz in den Stadien der Endredaktion und der anschließenden Herstellung. Sollte ich jemanden übersehen haben, bitte ich um Entschuldigung. Zudem muss ich den üblichen Hinweis geben, dass niemand der hier Genannten in irgendeiner Weise dafür verantwortlich gemacht werden kann, wie ich seine Ideen verarbeitet habe. Für ihre Unterstützung und Engelsgeduld während der langen Entstehungszeit dieses Buches muss ich an meine Frau Jill und meinen Sohn Tom eine ganz besondere Dankesschuld entrichten. Für Tom hoffe ich aus ganzem Herzen, dass er und seine Kinder mit der in dieser Publikation behandelten Realität nie näher in Berührung kommen als durch Bücher und andere Medien. Ich widme dieses Buch Jill, Tom und dem Angedenken meines Großvaters Ernest James. Wenn wir schon nichts Angenehmes finden, dann doch wenigstens etwas Neues. Voltaire, Candide, Kapitel 17 14 VORWORT Einführung Schwerter und Soldaten Das Schwert, dem niemand entrinnt Arma virumque cano, Troiae qui primus ab oris Italiam fato profugus Laviniaque venit litora, multum ille et terris iactatus et alto vi superum saevae memorem Iunonis ob iram, multa quoque et bello passus, dum conderet urbem inferretque deos Latio, genus unde Latinum Albanique patres atque altae moenia Romae. Vergil, Aeneis 1.1–7 Waffen ertönt mein Gesang und den Mann, der vom Troergefild’ einst Kam, durch Schicksal verbannt, nach Italia und der Laviner Wogendem Strand. Viel hieß ihn in Land’ umirren und Meerflut Göttergewalt, weil dau’rte der Groll der erbitterten Juno; Viel auch litt er im Kampf, bis die Stadt er gründet’ und Trojas Götter nach Latium führte: woher der Latiner Geschlecht ward, Und albanische Väter, und du, hochragende Roma.1 Übersetzt von Johann Heinrich Voß Dies sind die einleitenden Verse der Aeneis, der Erzählung von Aeneas, einem trojanischen Prinzen und Sohn der Venus, welcher durch seine Flucht aus dem brennenden Troja der Rache der Griechen entkam und sich mit göttlicher Fügung auf eine lange Irrfahrt begab, die an den Gestaden Italiens ihr Ende fand. Dort gründete er in Latium eine Dynastie, aus der in direkter Linie Romulus, der Gründer Roms, hervorging (Abb.1). Das erste Wort von Roms imperialem Nationalepos ist arma: Waffen und Rüstung. Vergils grandioses Gedicht gipfelt wiederum in einem Duell, das durch einen todbringenden Schwertstoß entschieden wird. Das Schwert – im Lateinischen gewöhnlich mit dem Wort gladius bezeichnet, das man sich als die kurze Stoßwaffe der römischen Legionäre der frühen Kaiserzeit vorstellen muss – steht als archetypisches Symbol für Rom und fungiert als zentrale Metapher für Roms Macht. Rom herrschte jahrhundertelang über Gebiete, die heute unter mehr als dreißig Nationalstaaten auf drei verschiedenen Kontinenten, welche das Mittelmeer umfassen, aufgeteilt sind. Zudem reichte sein direkter Einfluss weit über diese Gebiete hinaus in die Biskaya, die S C H W E R T E R U N D S O L D AT E N 15 Nord- und Ostsee, das Schwarze und das Kaspische Meer, den Persischen Golf und den Sudan. Dieses Riesenreich wurde in erster Linie, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn, mit dem Schwert aus der Welt „herausgeschnitten“. Weil sich Westeuropäer noch immer häufig mit Rom identifizieren, wird dieser kriegerische Aspekt oft äußerst positiv bewertet oder, paradoxerweise, mit ebensoviel Engagement heruntergespielt. Viele populärwissenschaftliche und auch manche akademische Veröffentlichungen preisen das römische Militärwesen als das großartigste der westlichen Antike. Alexander der Große mag in einem kürzeren Zeitraum ein größeres Territorium erobert haben, aber die bewaffnete Macht Roms stellte sich als viel dauerhafter 1. Aeneas entkommt aus Troja und trägt heraus – und seine Legionen, nicht Alexanders Phalanx dabei seinen greisen Vater Anchises und eine (siehe S. 86ff.), werden häufig noch heute als Vorbild moalte Statue der Athene, die für den zukünftiderner Armeen betrachtet. Bei dieser Betrachtungsweise gen Standort Rom bestimmt ist (Münzprästellen sich die fast unbesiegbaren Legionen der „römischen gung Caesars, der seine Abstammung von Aeneas und dessen Mutter Venus herleitete). Armee“ (gewissermaßen als stehender Begriff) als eine funkelnde ‚Kriegsmaschine‘ von nie dagewesener Effektivität dar. Nachdem sie den Mittelmeerraum und den Großteil Westeuropas in zugegebenermaßen äußerst blutigen Kriegen erobert hatten, verwandelte sich die militärische Dampfwalze in eine furchtlose Wachmannschaft, welche die entmilitarisierten Provinzen vor der Bedrohung durch Barbareneinfälle schützte. Volkstümliche Literatur und das Fernsehen mögen sich geradezu lustvoll mit dem Wesen der römischen Kriegsführung beschäftigen, die gegenwärtige Forschungsliteratur setzt sich hingegen kaum direkt mit den Realitäten des Krieges auseinander. Die Greuel der Eroberungskampagnen werden oft mit hastiger Oberflächlichkeit (als Pflichtübung) abgewickelt, um schnell die angenehmeren Gefilde der Entwicklung der Provinzen und der „Romanisierung“ zu erreichen. Wenn die Sprache anschließend überhaupt auf das Militär kommt, wird häufig seine Leistung bei der Etablierung der pax Romana, des „römischen Friedens“, betont, der das Umfeld für die größte aller Errungenschaften schuf: eine Hochblüte der griechisch-römischen Stadtkultur in den Zivilprovinzen, auf die verschiedentlich bereits zu römischen Zeiten mit Stolz verwiesen wurde2 und in der Edward Gibbon den Zenit der römischen Geschichte sah, bevor der Abstieg und Untergang einsetzten. Diese Vorstellung von Rom hat sich tief in das Bewusstsein der westlichen Welt eingegraben. Abgesehen von dem speziellen und schaurig faszinierenden Kontext der Gladiatorenkämpfe in der Arena wird mit dem Abschluss der Eroberung Gewalt jedweder Art als Faktor des Lebens in den Provinzen kaum einmal thematisiert. Der Schwerpunkt liegt auf der gemeinsamen Weiterentwicklung des Imperiums durch die Gründung von Städten, den Ausbau des Verkehrssystems und des internationalen Handels, angetrieben von der zunehmend einhelligen Akzeptanz der Werte und Statussymbole der graeco-romanischen Zivilisation durch die provinzielle Oberschicht.3 Unter der pax Romana, so ist die gängige Ansicht, war militärische Gewalt – abgesehen von gelegentlichen Revolten und Bürgerkriegen – an die Grenzen verbannt. In dieser Sicht der Dinge fungierte das Militär als Schutzschild gegen die Außenwelt und spielte in jeder Hinsicht eine Nebenrolle in der „wirklichen“ Geschichte der römischen Zivilisation. Andere hingegen – traditionell die Juden, die frühchristlichen Auto16 EINFÜHRUNG ren, die Bevölkerung der (ehemals römischen) modernen arabischen Staaten und heutige Europäer, die sich lieber mit den sogenannten Barbaren identifizieren – nehmen gegenüber dem römischen Militär eine weitaus kritischere bis feindselige Position ein und sehen deren Taten eher als Übergriffe denn als Leistungen an.4 Aus diesem Blickwinkel stützt sich die ungestörte Integration der Mächtigen und Privilegierten auf die Furcht der Mehrheit vor den Legionen, auf Zwang und Gewalt, auf Unterdrückung oder Versklavung. Rom entwickelte sich zu einer Gesellschaft, die besessen davon war, den Rest der Welt zu unterwerfen. Seine Heere zerstörten Jerusalem und den Zweiten Tempel, schlachteten möglicherweise eine Million Juden ab,5 vertrieben anschließend (so wird behauptet) den Rest aus Judäa, das Hadrian in ‚Palaestina‘ umtaufte. Diese Taten wirken bis heute nach. Römische Soldaten kreuzigten Jesus, verhafteten und richteten frühchristliche Märtyrer und Heilige hin. Römische Truppen zerstörten den in einer Oase liegenden Stadtstaat Palmyra, in dem viele Syrer das Symbol einer blühenden, präislamischen arabischen Zivilisation sehen. Römische Armeen verwüsteten wiederholt das Gebiet des heutigen Irak, ohne es allerdings auf Dauer unterwerfen zu können. Am entgegengesetzten Ende des Römischen Reiches gibt man Rom die Schuld für die Zerstörung der „keltischen“6 Kultur in den meisten Gegenden Kontinentaleuropas und dem heutigen England. Aus diesem Blickwinkel werden die römischen Truppen zu fremdländischen Eroberern, zu Unterdrückern und Besatzern, zu Zerstörern einheimischer Kulturen und manchmal zum Werkzeug des Völkermords. Die Betonung liegt viel stärker auf der blutigen Wirklichkeit der militärischen Macht und des Imperialismus: auf herzlosen ausländischen Soldaten, die auf den Straßen brennender Städte auf abscheulichste Weise wehrlose Zivilisten folterten und abschlachteten, wie dies – archäologisch nachgewiesen – die Soldaten des Pompeius in Valencia taten (siehe S. 99 und Abb. 32). Es fällt wahrlich nicht schwer, solche dumpf-brutalen ,Unmenschen‘ als bloße Zahnräder einer seelenlosen Kriegsmaschinerie zu betrachten. Auf das immer wieder auftauchende Bild der „römischen Kriegsmaschinerie“ werden wir später noch genauer eingehen. In der Tat machten die Römer und viele ihrer Zeitgenossen im Krieg von Maschinen Gebrauch, und selbst Automaten waren ihnen nicht fremd. Viele der militärischen Ausrüstungsgegenstände fungierten in der Antike zudem als Metaphern und Symbole. Von besonderer Bedeutung war dabei – damals wie heute – das Schwert. Das Schwert als Artefakt und Metapher Der Gallier … schob seinen Schild nach vorne … und schlug mit aller Wucht auf den anrückenden Römer ein. Doch (Manlius) wich aus, schob mit seinem Schild die Unterseite des gallischen Schildes zur Seite, schlüpfte unter diesem durch und rückte dem Gallier so auf den Leib, dass dieser sein Schwert nicht mehr einsetzen konnte. Dann richtete er die Spitze seines Schwertes nach oben, stieß ihm die Klinge zweimal in den Unterleib und streckte damit den Feind zu Boden. … Er nahm dem Gefallenen nichts ab als die Halskette, die er – blutverschmiert, wie sie war – anlegte. T. Manlius erwirbt den Beinamen Torquatus, 360 v. Chr.: Livius 7,107 Im vorliegenden Buch wird das Römerschwert als konkretes Werkzeug physischer Gewalt wie auch als bestimmende Metapher des römischen Zeitalters für das Handeln bewaffneter Männer untersucht.8 Natürlich standen dabei die Kriegsführung und speziell die Schlacht im S C H W E R T E R U N D S O L D AT E N 17