KHW-Mitgliederzeitung Dezember 2013

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Katholisches Hochschulwerk
Dezember 2013 | Nr. 5
Wissenschaft braucht Förderung
Univ. Prof. Dr.
Gregor Maria Hoff,
Herausgeber
Berichtsband 2013
Die Salzburger Hochschulwoche 2013
bewegt sich im Raum offener Fragen
und sucht Klärungen: Wie ist Wissen zu
bestimmen? Wie entsteht neues Wissen?
Lässt sich Wissen begrenzen? Wie kann
man mit ethisch problematischen Wis­
sensfällen umgehen?
In der global vernetzten Informations­
gesellschaft wird Wissen zu einem bri­
santen Faktor. Soziale Netzwerke spei­
chern persönliche Daten ihrer User und
verbreiten deren Interessen und Obses­
sionen. Der Staat verfolgt unsere elekt­
ronischen Fußabdrücke im Internet.
Dadurch zeichnen sich paradoxe Rück­
kopplungen ab: Was der Finanzierbar­
keit der Sozialsysteme dienen soll,
produziert Ausschließung aus gesell­
schaftlicher Solidarität.
Religionen verfügen über ein eigenes
Wissen von Gott. Es bildet sich in den
lehrförmigen Inhalten und gelebten
Grundsätzen der Religionen ab und
setzt sich in den Überzeugungswelten
ihrer Gläubigen durch. Das schließt In­
terpretationsstreit ein und kann zu Re­
ligionskonflikten führen. Wie von Gott
zu sprechen und wie in seinem Namen
zu handeln sei, bringt das gefährliche
Wissen von Gott zu Tage.
Tyrolia, ISBN 978-3-7022-3288-7, E 21,4
Internationales Forschungszentrum | Salzburger Hochschulwochen
Unterstützung für Bezieher/innen der
Bedarfsorientierten Mindestsicherung
Das ifz wurde gemeinsam mit dem Zentrum für Ethik und Armutsforschung vom
Land Salzburg beauftragt, ein wissenschaftliches Projekt zur Bedarfsorientierten Mindestsicherung (BMS) in Salzburg durchzuführen.
Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines
Maßnahmenbündels zur besseren Integra­
tion von BMS-Bezieher/innen in den (ersten)
Arbeitsmarkt – eine Aufgabe, die angesichts
steigender Arbeitslosigkeit zunehmend
schwieriger wird. Die negativen Auswirkun­
gen von langfristiger Arbeitslosigkeit sind
vielfältig, insbesondere die Gefahr von
manifester Armut und sozialer Ausgrenzung.
Die Personengruppe der BMS-Bezieher/innen
ist erwiesenermaßen heterogen und es lie­
gen vielfältige Integrationshindernisse vor,
die oftmals eine langfristige und intensive
Unterstützung der Betroffenen notwendig
machen. Unser Projekt will dafür einen Bei­
trag leisten. Es ruht auf drei Grundsätzen:
Die wissenschaftliche Erfassung der Lage
der Betroffenen und der Maßnahmenland­
schaft. Die Einbeziehung unterschiedlicher
Stakeholder (Institutionen und Expert/in­
nen) sowie der Betroffenen selbst. Und die
ständige Rücksichtnahme auf die Expertise
der Sozialen Arbeit und ihrer ethischen
Grundsätze, die die Arbeit mit den Betrof­
fenen leiten soll. Schließlich geht es da­
rum, aus dem generierten Wissen Vorschlä­
ge für Maßnahmen der Integration zu
erarbeiten, die auch im Zuge von Pilotpro­
jekten umgesetzt werden könnten. Dafür
ist der Einbezug der politischen und recht­
lichen Rahmenbedingungen sowie der
wichtigsten Behörden und Einrichtungen
notwendig ebenso aber auch der Mut, neue
und langfristige Ideen vorzubringen. Das
Projekt wird im Rahmen des (TEP) Territori­
alen Beschäftigungspaktes – Arbeit für
Salzburg durchgeführt und vom Europäi­
schen Sozialfonds und dem Bundesminis­
terium für Arbeit und Soziales finanziert.
Begleiten das Projekt „BMS“:
Dr. Gottfried Schweiger,
Dr. Helmut Gaisbauer und
Mag. Isabell Gstach (v. l.).
Herausgeber und Verleger: Kath. Hochschulwerk Salzburg, 5020, Mönchsberg 2A. Für den Inhalt verantwortlich: Mag. Walter Mühlbacher.
Fotos: ZECO, ifz, ZEA, KHW, SHW. ZVR 078908171 – Zeitung Nr. 5/2013. P.b.b. Verlagspostamt 5020, Erscheinungsort Salzburg, Zul.Nr.
02Z031262M
Katholisches Hochschulwerk
Mitteilungen für Freunde des Katholischen Hochschulwerkes | Dezember 2013 | Nr. 5
Mag. Walter
Mühlbacher,
Generalsekretär
Liebe Mitglieder und Förderer!
Sehr geehrte Damen und Herrn!
Das Katholische Hochschulwerk be­
schließt das Jahr mit dieser Weih­
nachtsaussendung. Wie gewohnt ent­
hält es Berichte aus der Herbstarbeit
im Edith Stein Haus am Mönchsberg.
Die Palette der wissenschaftlichen Ar­
beit ist umfangreich, sie reicht aktuell
von der Veröffentlichung des traditio­
nellen Tagungsbandes der Salzburger
Hochschulwochen bis zur Projektarbeit
des Internationalen Forschungszent­
rums. Die so entstandenen Forschungs­
ergebnisse sollen dem Menschen die­
nen und zeigen das Edith Stein Haus
mit seinen vielen jungen Forscher/in­
nen als Gäste- und Forschungshaus für
christlich motivierte Wissenschaft. Über
Jahre hinweg entstehen damit neue,
wertvolle Netzwerke durch die jungen
Wissenschaftler/innen. Die beiden oben
genannten Institutionen können wir
mit Ihrer Hilfe bei den Forschungsvor­
haben stets von neuem unterstützen.
Dafür danke ich von Herzen und wünsche
Ihnen ein friedvolles Weihnachtsfest
und ein gesundes Neues Jahr!
Das Mayr-Melnhof-Institut für den Christlichen Osten organisierte an der Universität Salzburg
eine hochkarätige Tagung über Armenisches Mönchtum.
Armenisches Mönchtum – Zukunftsfragen
Die Armenisch-Apostolische Kirche sieht
sich nach Jahrzehnten kommunistischer
Indoktrination und jahrhundertelanger
Diaspora mit verschiedensten Problemen
konfrontiert. Die Wiederbelebung des
armenischen Mönchtums ist eines davon.
Im Rahmen der Tagung diskutierten hoch­
ran­­gige Vertreter der Armenisch-Apostoli­
schen Kirche aus den Katholikosaten von
Edschmiatsin und Kilikien (Antelias, Liba­
non), aus dem Patriarchat von Jerusalem
und dem St. Nerses Seminar aus New York
über Vergangenheit, Gegenwart und Zu­
kunft der monastischen Tradition. Die wis­
senschaftliche Auseinandersetzung, aber
vor allem die Begegnung der armenischen
Geistlichen mit Salzburger Benediktinern
und Franziskanern waren zentrale Aspekte
– es galt, gelebte katholische Klostertradi­
tion zu erfahren und Unterschiede und Ge­
meinsamkeiten zu erörtern. So kam es
nicht nur zu intensivem ökumenischen
Austausch – vor allem durch die Einbezie­
hung der armenischen Geistlichen in den
klösterlichen Alltag des Benediktiner­
kollegs St. Peter – sondern es wurde auch
deutlich, welchen immensen Schwierigkei­
ten eine jahrtausendealte Nationalkirche
aufgrund einer bewegten Geschichte und
einer weltweiten Diaspora ausgesetzt ist.
Selbst innerhalb einer kleinen National­
kirche können die Traditionen und theolo­
gischen Konzepte weit auseinander liegen
und bisweilen die größte Herausforderung
für eine gemeinsame Zukunft darstellen.
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Katholisches Hochschulwerk
Clemens Sedmak,
Präsident Internat.
Forschungszentrum
für soziale und
ethische Fragen (ifz)
Eine besondere Zeit
Weihnachten hat einen besonderen
Zauber – wir stehen staunend vor
dem Mysterium der Menschwer­
dung Gottes, wir erinnern uns an
die Kraft, die ein neugeborenes
Kind entfalten kann, wir genießen
das Innehalten, wenn die Betrieb­
samkeit zur Ruhe kommt, wir bli­
cken auf das Jahr zurück, wir sehen
dem Anfang des sich ankündigen­
den Neuen Jahres entgegen.
Das Jahr 2013 war für das ifz ein
volles Jahr, das uns einige Projekte
mit Partnern umsetzen ließ. Davon
ist in dieser Aussendung die Rede.
Bemerkenswert war dieses Jahr
natürlich auch deswegen, weil Erz­
bischof Kothgasser, dem das ifz
sehr viel verdankt, sich zurückzieht
und wir mit Bischof Franz Lackner
einen Erzbischof begrüßen dürfen,
der aus der Wissenschaft kommt –
und dem als Duns-Scotus-Forscher
das je Besondere und Einzelne am
Herzen liegt und der als Franziska­
ner das Kleine zu schätzen weiß –
das hat vielleicht schon mit dem ifz
zu tun.
Wir bedanken uns bei Erzbischof
Alois Kothgasser und dürfen Erz­
bischof Franz Lackner herzlich will­
kommen heißen!
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Dezember 2013 | Nr. 5
Katholisches Hochschulwerk
Dezember 2013 | Nr. 5
Neue Software für die Betreuungsarbeit
Computer und die dazugehörigen Programme sind Teil unseres Alltages geworden. Zielgerichtet und mit Bedacht
eingesetzt, helfen sie uns in vielen
Lebens­­­­­­­­situationen. Aber können sie auch
gewinnbringend in der Betreuungsarbeit
eingesetzt werden, wie sie von Kinderhilfsorganisationen geleistet wird?
Im Jahr 2013 stellte sich das ifz gemein­
sam mit „Rettet das Kind Salzburg“ dieser
Frage. In einem intensiven Arbeitsprozess
wurde die Software „DRE. – Dokumentation
. Reflexion . Evaluation.“ entwickelt, die
mittlerweile von der Organisation in ihrer
täglichen Arbeit eingesetzt wird. Wie der
Name schon sagt, erfüllt das Programm
drei Funktionen: Erstens erleichtert es die
Planung und Dokumentation der Betreu­
ung. Zweitens leitet es die Betreuer/innen
an, ihre Arbeit zielgeleitet und in Aus­
tausch mit den betreuten Kindern und Ju­
gendlichen zu reflektieren und gegebenen­
falls zu verbessern. Drittens ermöglicht es
eine Überprüfung, ob die Unterstützungs­
maßnahmen von „Rettet das Kind Salz­
burg“ tatsächlich die gewünschten positi­
ven Auswirkungen zeigen.
Für die Entwicklung des Programms war es
zunächst notwendig, die pädagogischen
Ziele von „Rettet das Kind Salzburg“ zu de­
finieren. Einerseits orientierten wir uns da­
bei an der UN-Kinderrechtskonvention, der
sozialphilosophischen Theorie des Fähig­
keitenansatzes sowie diversen Wirkungs­
studien in der Heimerziehung. Anderer­
seits beteiligten sich Mitarbeiter/innen der
Organisation sowie Kinder und Jugendliche
mit ihrem Praxiswissen. Im Zentrum stand
die Frage, welche Bereiche für das mensch­
liche Leben zentral sind und welche Mög­
lichkeiten und Handlungsspielräume den
Kindern und Jugendlichen eröffnet werden
sollen. Danach erarbeiteten wir unter Be­
achtung des aktuellen Forschungsstandes
Kriterien, welche die Überprüfung der Ar­
beit von „Rettet das Kind Salzburg“ ermög­
lichen. Diese wurden gemeinsam mit den
Mitarbeiter/innen und den betreuten Kin­
dern und Jugendlichen auf die spezifische
Situation in den Einrichtungen in Salzburg
angepasst.
Die gewonnenen Erkenntnisse ermöglich­
ten die Entwicklung einer Software, die
tatsächlich eine Unterstützung im Alltag
bietet. Sie leistet ab sofort einen Beitrag,
das Motto der Organisation „Zukunft. Zum
Glück“ in die Tat umzusetzen.
Innerlichkeit
und Kraft.
Clemens Sedmak,
Herder Verlag, 2013
Im Dezember wird das neue Buch von Clemens Sedmak der Öffentlichkeit vorgestellt.
Mensch bleiben im Krankenhaus
Zwischen Alltag und Ausnahmesituation
Wie fühlt es sich an, in einem Krankenhaus zu arbeiten oder sich als Patient/in
dort aufzuhalten? Was macht ein
menschengerechtes Krankenhaus aus?
Diesen Fragen sind Clemens Sedmak, Gunter
Graf und Gottfried Schweiger in „Mensch
bleiben im Krankenhaus – Zwischen Alltag
und Ausnahmesituation“ nachgegangen.
Das Buch widmet sich drei großen Aspekten
einer Krankenhausethik für den Alltag:
erstens einer „Ethik für Menschen“, einer
Alltagsethik mit besonderem Blick auf die
Bedürfnisse und Eigenart eines Kranken­
hauses; zweitens der Institution Krankenhaus
mit ihren ethischen Herausforderungen als
menschlichem Krankenhaus; drittens explizit
den Menschen, die in einem Krankenhaus
arbeiten, mit ihren Rollen und Beziehungen.
Ein Krankenhaus ist ein Mikrokosmos, in
dem sich die ganze Bandbreite mensch­
lichen Lebens zeigt.
Doch es ist weder eine Reparaturwerkstatt
noch ein Hotel, sondern eine Einrichtung
mit eigenem moralischen Leben. Das Kran­
kenhaus ist der Ort großer Hoffnungen und
unangenehmer Wahrheiten, doch auch hier
gibt es zwischen all den individuellen Situ­
ationen eine Struktur, die geprägt ist von
Abläufen. Jedes Krankenhaus, jede Abtei­
lung in einem Krankenhaus ist eingeladen,
über eine eigene „kleine Ethik“ nachzuden­
ken. Ein Ordensspital wird sich beispiels­
weise in manchem anders verstehen als ein
Krankenhaus, das nicht in kirchlicher Trä­
gerschaft ist. Der Träger hat Auswirkungen
auf Leitbild und Wertvorstellungen und
ethische Fragen sind auf einer Intensiv­
station andere als in der Gynäkologie oder
einem Kinderspital.
Ziel einer „Ethik für den Alltag“ ist es nicht,
eine Liste von Regeln zu liefern oder eine
Sammlung von Beispielen anzubieten. Ziel
ist es, jedem einzelnen Menschen, der etwas
mit einem Krankenhaus zu tun hat, die
Idee (s)eines persönlichen Ethikkompasses
nahezubringen. Anhand von sieben Grund­
fragen wird es dem Leser ermöglicht, sich
Anregungen für die Entwicklung seines
persönlichen ethischen Kompasses, einem
Werkzeug zu seiner eigenen ethischen
Selbstverortung, zu holen.
Studie über
epistemische Resilienz
Der Band ging aus dem Forschungs­
schwerpunkt Resilienz hervor und wurde
vom Verein der Freunde des ifz e.V.
München finanziert. „Innerlichkeit und
Kraft“ entwickelt die Idee einer
„Widerstandskraft von innen“ aus der
christlichen Tradition heraus. Anhand
wichtiger Gestalten der Christentums­geschichte, wie etwa Augustinus,
Cassian, Ignatius von Loyola oder Teresa
von Avila, beschäftigt sich Sedmak mit
Strukturen der Innerlichkeit, des inneren
Wachstums und der Widerstandskraft
(Resilienz) und zeigt jene Ressourcen
auf, die dem Geistigen entspringen.
Damit wird systematisch der Begriff
„epistemische Resilienz“ entfaltet. Die­
ser Blick auf Widerstandskraft, die aus
dem Geistigen und Geistlichen ent­
springt, eine Kraft aus Denken, Glau­
ben, Bildung und Hoffnung ist neu und
stellt das Phänomen Resilienz in einen
überraschenden Kontext, der bislang in
der Literatur so noch nicht wahrge­
nommen wurde. Der Band ist Teil der
Reihe „Forschungen zur europäischen
Geistesgeschichte“, worin Studien aus
dem geisteswissenschaftlichen Bereich
zu Kulturphänomenen mit beispielhafter
Wirkungs­geschichte im europäischen
Raum erscheinen.
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