GYNÄKOLOGIE & GEBURTSHILFE 42 Ursache für Fetopathien Pathogene Mikroorganismen in Lebensmitteln A. Witt Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde,Wien Die Nahrungsaufnahme beinhaltet ein großes Potenzial an möglichen pathogenen Keimen, welche, je nach Invasivität des Erregers und körperlicher Verfassung des „Wirts“, zu unterschiedlichen Krankheitsbildern führen. Die Häufigkeitsverteilung der Durchfall-Erreger in Österreich entspricht ungefähr der Darstellung in Abbildung 1. Die Möglichkeit einer Infektion in der Schwangerschaft kann durch Expositionsprophylaxe auf ein Minimum reduziert werden. Im Folgenden soll auf die wichtigsten Krankheitserreger eingegangen werden und ihre Bedeutung im Hinblick auf eine Schwangerschaft beleuchtet werden. Clostridium botulinum Allgemeines Es handelt sich um anaerobe Sporenbildner, deren Sporen sehr umweltresistent sind. Die Erkrankung selbst ist glücklicherweise selten (< 0,1 %), die Toxine werden im anaeroben Milieu gebildet. Vorkommen • Gemüsekonserven (ungekühlte Lagerung, hohe Sporenkontamination – Erdboden) • Blut-, Leberwurst (ungekühlte Lagerung) • Rohschinken, marinierte Fische Nach einer Inkubationszeit (IKZ) von 12 bis 36 Stunden kommt es zu Erbrechen, Diarrhoe, Doppelsehen, Augenflimmern sowie zu einer Pupillenstarre. Außerdem bilden sich Sprach- und Schluckstörungen sowie schließlich eine respiratorische Paralyse aus. Therapie • Antitoxin (kann nur freies Toxin neutralisieren) • symptomatisch (O2 etc.) • Ach-Esterase-Hemmer Gravidität In der Literatur sind einige Fälle mütterlicher Erkrankung ohne Auswirkung auf den Feten beschrieben. Klinik Das Neurotoxin gelangt nach Resorption über Lymphe in die Blutbahn, von dort in das periphere Nervensystem, wo es die Freisetzung von Azetylcholin verhindert. ABBILDUNG 1 21% 44% 1% DR. ARMIN WITT Staphylococcus aureus Allgemeines Dieser grampositive, kugelförmige (siehe Abbildung 2), häufigste Eitererreger ist für 1 bis 2 % der Durchfallerkrankungen verantwortlich. Er bildet Enterotoxine (A–F), die sehr hitzestabil sind. Bei der Infektkette ist der Ausgangspunkt der Mensch! 15% 15% 3% 1% Salmonella 44 % E. coli 1 % Yersinia 3 % Campylobacter 15 % Prozentuelle Verteilung Rotaviren 15 % Adenoviren 1 % Sonstige 21 % Amöben < 0,1 % Vorkommen • Fleisch-, Wurstwaren • Eier-, Milchprodukte (Cremes, Torten, Käse) • Nudeln, Reis, Saucen Klinik • IKZ: 1 bis 6 Stunden • Dauer: 1 bis 2 Tage • Diarrhoe, Übelkeit, Erbrechen GYNÄKOLOGIE & GEBURTSHILFE 43 ABBILDUNG 2 • enterohämorrhagische (EHEC) • enteroinvasive (EIEC): dringen in die Schleimhaut ein • enterotoxische (ETEC): Haupterreger der sog. Reisediarrhoe • enteropathogene (EPEC): zerstören Mikrovilli • enteroaggregative (EAEC): chron. Verläufe Vorkommen Fleisch (v. a. Faschiertes), Sandwiches, Gemüse, Salat, Kohlrouladen, rohe Milch. Klinik • nicht-hämorrhagische Diarrhöen • hämorrhagische Colitis (HC) • hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS): 5 % • thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP) Staphylococcus aureus Gravidität In der Humanmedizin sind keine Komplikationen bekannt. Im Tierversuch kam es zu einem diaplazentaren Übertritt von Toxinen nach i. v. Applikation. Gravidität In der Humanmedizin sind keine Komplikationen bekannt. Im Tierversuch nach i. v. Applikation entsteht eine milde und vorübergehende Klinik bei der Mutter, jedoch schwere Infektion der Plazenta mit Abortus und Frühgeburten. Shigellen Vibrio vulnificus Allgemeines Im Wesentlichen unterscheidet man 4 Arten: - Shigella dysenteriae (Serogruppe A) - Shigella flexneri (Serogruppe B) - Shigella boydii (Serogruppe C) - Shigella sonnei (Serogruppe D) Die Übertragung erfolgt nur von Mensch zu Mensch über Salate, Milchprodukte, unreines Wasser, kontaminiertes Geschirr etc. Allgemein Es handelt sich um gramnegative, fakultativ anaerobe Erreger, die zur Gruppe der Vibrionen (z. B. auch V. cholerae) zählen. Klinik = bakterielle Ruhr Die Virulenz entsteht durch hohe Invasivität des Erregers, die IKZ beträgt 2 bis 7 Tage. Die Erkrankung ist gekennzeichnet von wässrigen, zum Teil blutigen Durchfällen und Geschwürbildungen. Darüber hinaus kommt es zur toxischen Auswirkung auf Herz, ZNS. Vorkommen • Küstennahe Fische und Schalentiere, kontaminiertes Wasser, Gemüse (kontaminierte Böden/Wasser). Klinik • Keine Diarrhoen, sondern primäre Septikämien mit extremer Erschöpfung sowie Hautläsionen mit tiefen Ulzerationen. ▲ Gravidität In der Humanmedizin sind keine Komplikationen bekannt, allerdings Aborte bei Tieren. Gravidität In der Humanmedizin sind keine Komplikationen bekannt. Im Tierversuch kam es nach i. v. Applikation von Toxinen zu einem reduzierten Geburtsgewicht bei Feten, außerdem zu einer erhöhten neonatalen Mortalität sowie zu neurologische Auffälligkeiten. E. coli O157: H7 Allgemeines Escherichia coli umfasst eine Gruppe von gramnegativen Stäbchen, die fakultativ pathogen sind. Der Anteil als Verursacher von Diarrhoe beträgt ca. 1,5 % (alle E.-coli-Stämme). Besonders die EHEC-Stämme sind extrem infektiös (< 100 Bakterien sind für das volle Krankheitsbild ausreichend) GYNÄKOLOGIE & GEBURTSHILFE TABELLE 1 Pathogene Mikroorganismen Die in der Gravidität alimentär gefährlichen Keime in absteigender Bedeutung: • Toxoplasma gondii • Listeria monocytogenes • Campylobacter jejuni • Salmonellen • Yersinia enterocolitica • Mycotoxin-bildende Pilze • Fisch-/Muschelvergiftung GYNÄKOLOGIE & GEBURTSHILFE Viren Einteilung (durch Lebensmittel übertragene): • Picornaviridae (Hepatitis A, Entero) • Reoviridae (Rota, Reo) • Parvoviridae (Tier!) • Adenoviridae • Caliciviridae (Hep. E, „Norwalk“) Vorkommen Trinkwasser, Meerestiere, andere Lebensmittel, fäkale Kontamination!!! Klinik Bauchschmerzen, Erbrechen, Übelkeit sowie grippeähnliche und v. a. neurologische Symptome. Ikterus bei Hepatitiden. IKZ: Bei Hepatitis A und E 2–4 Wochen, bei Norwalk- bzw. Rotaviren 1–2 Tage Gravidität In der Humanmedizin keine Komplikationen bekannt. Fisch-/Muschelvergiftung Allgemeines Durch Abbau von N-Verbindungen kommt es zur Bildung von Ammoniak, H2S, Trimethylamin u. a. Stoffen. Dies sind durchwegs geruchsintensive Substanzen, so dass eine Erkennung des Verderbs üblicherweise möglich ist. Einerseits führen die mikrobiellen Vergiftungen zur Histaminfreisetzung, andererseits kommt es auch zu schweren Intoxikationen. Vorkommen: • Fisch: Staphylokokken, Vibrionen, Listerien (Lachs!), Erysipelothrix u. a. • Muscheln: Salmonellen, Shigellen, Vibrionen, Viren Eine Sonderform ist die akute Muschelvergiftung (Paralytic Shellfish Poisoning). Es handelt sich dabei um eine durch Flagellaten bedingte Erkrankung, die durch die Ausbildung von verschiedenen Neurotoxinen gekennzeichnet ist. Die Klinik beginnt innerhalb einer Stunde mit Fieber, Exanthemen, Parästhesien der Lippen und der Finger. Schließlich kommt es zu Sprachstörungen und Atemlähmung. Gravidität Mögliche Pathologien bedingt durch die beteiligten Keime. Yersinia enterocolitica Allgemeines Es handelt sich um gramnegative Erreger, die sich sogar noch bei 1 °C vermehren können. Das Toxin bleibt auch nach 20 Min. bei 100 °C aktiv! Vorkommen Schweinefleisch, Milchprodukte, Gemüse. Klinik Die Klinik ist gekennzeichnet von Durchfall/Erbrechen, selten 44 kommt es zu einer Lymphadenitis oder Sepsis. Seltene Folgekrankheiten sind eine Arthritis oder das sog. Erythema nodosum. Gravidität Es gibt Fallberichte über neonatale Morbidität, außerdem wurden Aborte bei Affen, Ziegen, Kühen u. a. beschrieben. Salmonellen Allgemeines Salmonellen sind peritrich begeißelte gramnegative Stäbchen, aerob und anaerob wachsend. Sie sind sicherlich die häufigsten Erreger der bakteriellen Diarrhoe (ca. 40 %). Bereits geringste Erregerzahlen sind für einen Ausbruch ausreichend! Bei der Einteilung sind Enteritis-erregende Salmonellen (ca. 2.500 Serovare, z. B. S. enteritidis) von den Salmonellae der Typhus-Paratyphus-Gruppe (Gruppe A, B, C) zu unterscheiden. Vorkommen • rohes Fleisch, Geflügel (auch gefroren!) • Milch- und Eiprodukte (Eis, Desserts, Torten, Mayonnaise) • nicht ausreichend gekochte Eier • Fisch- und Schalentiere (durch Abwässer) • Obst und Gemüse • importierte Gewürze (Pfeffer) • Kokosnüsse, Nudeln, Schokolade Klinik Nach einer IKZ von wenigen Stunden bis 2 Tagen kommt es aufgrund verschiedener Pathogenitätsfaktoren (Enterotoxin, Penetrationsvermögen, Endotoxin) zu wässrigen und meist unblutigen Durchfällen, häufig kombiniert mit Fieber. Im Gegensatz zu den Erregern der Typhus-, Paratyphusgruppe kommt es nicht zur Ausbildung einer Immunität. Gravidität Im 2. und 3. Trimenon Komplikationen selten, allerdings gibt es Case Reports über Amnioninfekte, Spätabortus und intrauterinen Fruchttod. Andererseits findet man auch Case Reports über Typhusfälle in der 15. SSW und unauffälliges Outcome. Campylobacter jejuni Allgemeines Diese gramnegativen Stäbchen sind ebenfalls relativ umweltresistent (< 48 °C) und nehmen in der Häufigkeit der Durchfallerreger den 2. Rang (ca. 15 %) nach Salmonellen ein. Vorkommen Fleisch (v. a. Faschiertes), Geflügel, nicht pasteurisierte Milch, nicht keimfreies Wasser. Klinik Campylobacter verursacht vorwiegend eine Entzündung im terminalen Ileum. GYNÄKOLOGIE & GEBURTSHILFE 45 ABBILDUNG 3 hohen perinatalen Morbidität führt. Malformationen sind dagegen nicht beschrieben. Je nach Infektionszeitpunkt kommt es zur Ausbildung von zwei Krankheitsbildern: Bei einem frühen Infektionszeitpunkt kommt es zur Granulomatosis infantiseptica mit Leber- und Milzschwellung, Bilirubinerhöhung, Atemnot und Hypotonie. Allerdings findet man kein Fieber und keine Blutbildveränderungen. Bei einem späten Infektionszeitpunkt kommt es zu monosymptomatischen Formen: Pneumonie, Meningitis etc. Toxoplasma gondii Listeria monocytogenes Nach einer IKZ von 1 bis 7 Tagen kommt es zu wässrigen, häufig auch blutigen Durchfällen, oft kombiniert mit Fieber, Darmkoliken und Erbrechen. Gravidität Vorzeitige Wehen, Abortus, perinatale Todesfälle (Case Reports); Diarrhoe, Atemnot, Erbrechen, Meningitis (!). Allgemeines Eine Durchseuchung der Bevölkerung mit 50 bis 80 % ist evident, daher ist die Inzidenz der gestationalen Primoinfektion mit 1,3–2,2/1.000 Schwangerschaften als eher gering einzustufen. Auch die Inzidenz der konnatalen Toxoplasmose bzw. der konnatalen Toxoplasmose-Infektion ist mit 0,12/1.000 Geburten gering. ABBILDUNG 4 Listeria monocytogenes Allgemeines Es handelt sich um grampositive Stäbchen (siehe Abbildung 3), die sich fakultativ anaerob verhalten, es wächst sogar noch bei 1 °C. Vorkommen • Weichkäse, nicht pasteurisierte Milch, oft auch sek. kontaminiert durch Geräte etc. • weiters rohes Fleisch, Faschiertes, Geflügel, Fisch- und Schalentiere sowie in Gemüse (Düngung!) Klinik Die Klinik ist oft uncharakteristisch, oft interpretiert als grippaler Infekt mit Durchfall. Eine Persistenz in Leukozyten möglich, die IKZ beträgt 7–30 Tage. Aufgrund des geringen Kontagionsindex gibt es eine hohe Durchseuchungsrate (50–80 %). Bei Immunsupprimierten kann es zu Eiterungen in Meningen, Gehirn, Leber, Milz u.a. Organen kommen. Diagnose Mikroskopischer Erregernachweis oder Kultur aus Blut bzw. Liquor, weitere Möglichkeiten sind PCR oder ELISA. Die Therapie sollte rasch einsetzen, am ehesten mit Ampicillin oder Tetracyclin. Toxoplasmose:Trias aus Hydrozephalus, intrazerebralen Verkalkungen und Retinochorioiditis Vorkommen In erster Linie rohes Fleisch (bes. Schweinefleisch), der Katzenkot spielt eine untergeordnete Rolle. Klinik Die postnatale Infektion verläuft in 90 % der Fälle völlig symptomlos, 10 % zeigen milde Symptome wie Fieber oder Lymphadenitis. Bei schwere Formen kommt es zur Enzephalitis (HIV etc.) oder Retinochorioiditis. Bezüglich der konnatale Infektion ist zu sagen, dass der Satz „diaplazentarer Transfer erst nach der 16. SSW“ nicht ganz stimmt. Tatsächlich steigt das Infektionsrisiko von 6 % (13. SSW) bis 99 % (40. SSW). Die Toxoplasmose-Infektion beim Feten zeigt einen stadienhaften Verlauf: ▲ Gravidität Die Mutter ist häufig asymptomatisch bzw. hat unspezifische Symptome! Oft kommt es zu einer Verwechslung mit einer Pyelonephritis. Gleichzeitig kommt es aber zu einer Infektion von Fetus und Plazenta, was zu einer hohen Abortusrate bzw. zu einer Quelle:Toxoplasmoselabor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde GYNÄKOLOGIE & GEBURTSHILFE 46 • 1. Stadium: Generalisation – Aussaat in Leber, Milz, LKN, Herz und andere Organe • 2. Stadium: Organmanifestation – Befall von ZNS (Enzephalitis), Auge (Retinochorioiditis) • 3. Stadium: Dauerstadium – Toxoplasmen (Zysten) lagern sich in gewissen Organen (ZNS, Muskel) ab, was zu Dauerschäden führt. Bekannt ist die Trias Hydrozephalus, intrazerebrale Verkalkungen, Retinochorioiditis (siehe Abbildung 4, Quelle: Toxoplasmoselabor) In-vitro-Fertilisation: Eine mögliche Leitlinie zum quantitativen Management während der Gravidität: Therapiebeginn: bis zur 16. SSW Monotherapie für 4 Wo.: Rovamycin® 6 Tbl. à 1,5 Mio. I.E./Tag (= 3 g tgl.) ab der 16. SSW Kombination für 4 Wo.: Daraprim® 1. Tag 50 mg, danach 25 mg/Tag Sulfadiazin 1. Tag 1,5 g, danach 0,75 g/Tag Leukovorin® 15 mg jeden 3. Tag Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Sterilitätsbehandlung, Universitätsklinik für Frauenheilkunde,Wien Bei negativer PCR aus Amnion: Rovamycin® bis zur Geburt. (WICHTIG: Amniozentese vor Beginn der Kombination!!!). Bei positiver PCR aus Amnion oder falls keine AC durchgeführt wurde: alternierend 4 Wo. Kombination und 4 Wo. Monotherapie bis zur Geburt. In jedem Fall ist nach der Geburt eine Serologie aus dem Nabelschnurblut abzunehmen und das Kind engmaschig nachzubetreuen. ■ GYNÄKOLOGIE & GEBURTSHILFE TABELLE 2 * Tipps zur Prophylaxe Die meisten alimentär bedingten Infektionen lassen sich leicht vermeiden: • Sauberkeit – Hände, Küchengeräte und -oberflächen vor und nach der Lebensmittelzubereitung mit warmem Seifenwasser säubern, insbesondere nach der Zubereitung von Fleisch, Geflügel, Eiern, Fisch oder Schalentieren. • Separate Aufbewahrung – Rohes Fleisch, Geflügel, Eier und Fisch und damit assoziierte Säfte nicht mit fertig zubereiteten Lebensmitteln in Kontakt bringen. • Kochen – Nahrungsmittel so kochen, dass eine ausreichende Innentemperatur (abhängig von der Fleisch- und Geflügelart) erreicht wird. Eier hart kochen, bis auch das Eigelb fest ist. • Kühlen – Verderbliche Nahrungsmittel sollten nicht länger als 2 Stunden ohne Kühlung aufbewahrt werden. Der Kühlschrank sollte auf nicht mehr als 4 °C und die Gefriertruhe auf –18 °C eingestellt sein. *) Quelle: Food and Drug Administration, FDA Fortsetzung von Seite 45 Embryonentran M.O. Sator, K. Ferlitsch, J.C. Huber Die Diagnose „unfruchtbar“ hat viel von ihrer Endgültigkeit verloren. Reproduktionsmedizin ist heute in der Lage, 60 % der behandelten unfruchtbaren Paare unter Ausschöpfung aller medizinischen und psychologischen Möglichkeiten ein Kind zu bescheren. eltweit leben bereits über eine Million Menschen, die mit den unterschiedlichsten Verfahren der künstlichen Befruchtung auf die Welt gekommen sind. 1978 wurde in Oldham L. Brown als erstes Kind geboren, das durch eine extrakorporale Befruchtung entstanden ist. Alleine in Deutschland gibt es jährlich mehr als 9.000 Schwangerschaften nach künstlicher Befruchtung. Die Fehlgeburtenrate liegt mit ungefähr 15 % noch über der normalen Rate von ca. 10–12 %. W Problem Mehrlingsschwangerschaften Ein anderes Problem neben der erhöhten Abortrate stellt die erhöhte Wahrscheinlichkeit von Mehrlingsschwangerschaften dar. International gehört die hohe Rate von Mehrlingen – Zwillingen, Drillingen oder gar Vierlingen – zu den großen Problemen der Reproduktionsmediziner. In Deutschland kommen bei jeder vierten Geburt nach einer künstlichen Befruchtung Mehrlinge zur Welt. Die Rate von Zwillingen ist ungefähr 18-mal höher als das normale Risiko und das Risiko von Drillingen 43mal höher als das natürliche Risiko. Nach Angabe des Statistischen Zentralamtes waren 1980 nur 19 von 1.000 Neugeborenen Mehrlingskinder, 1999 waren es bereits 32. Aufgrund des derzeitigen Erkenntnisstandes kann davon ausgegangen werden, dass die Behandlungschancen mittels IVF durch den Transfer mehrerer befruchteter Embryonen pro Behandlungszyklus deutlich ansteigen. Dies gilt bis zu einer Zahl von drei transferierten Embryonen. Beim Transfer von mehr als drei Embryonen können die Erfolgschancen nicht mehr deutlich gesteigert werden. Dagegen nimmt das Risiko von höhergradigen Mehrlingsschwangerschaften beträchtlich zu. Embryonentransfer Vor kurzem veröffentlichte Arbeiten konnten zeigen, dass der Transfer von 2 qualitativ hochwertigen Embryonen die Inzidenz von Drillingsschwangerschaften verringern kann, ohne die endgültige Schwangerschaftsrate negativ zu beein-