Dimensionen der Persönlichkeit

Werbung
Einführung
•
Gegenstand der Differentiellen Psychologie ist Beschreibung und Erklärung
interindividueller Unterschiede
•
Definition wichtiger Begriffe
◦ Persönlichkeit: Persönlichkeit bezeichnet die Summe der auf menschliches
Erleben, Empfinden und Verhalten bezogenen, relativ übedauernden und
situationsübergreifenden individuellen Besonderheiten
◦ States: zeitlich fluktuierende, situationsabhängige Verhaltenstendenzen
◦ Habits: zeitlich relativ stabile Verhaltenstendenzen oder Muster von
Verhaltensweisen, die unter gleichartigen Bedingungen und Situationen
beobachtbar sind
◦ Dispositionen: relativ breite, situationskonsistente und zeitlich stabile Tendenzen
zu bestimmten Verhaltensweisen, von allgemeinerer Art als Gewohnheitenen
•
Ansätze zur Untersuchung der Persönlichkeit:
◦ Idiografisch orientiert → eher klinischer Ansatz
◦ Nomothetisch orientiert→ eher statistischer Ansatz
•
Kriterien zur Beurteilung von Theorien: Beschreibung, Erklärung, Vollständigkeit,
Sparsamkeit, Prüfbarkeit, Produktivität, Praxisbezug
Psychodynamischer Ansatz von Sigmund Freud
•
Freud unterschied veranlagte (Triebe) und Umweltfaktoren (frühkindliche
Sozialisation) zur Erklärung interindividueller Persönlichkeitsunterschiede
•
Dynamisches Modell: Sexualtrieb, Aggressionstrieb
•
Strukturmodell: Ich, Es, Über-Ich
→ Ängste (real, moralisch, neurotisch)
→ Abwehrmechanismen (z.B. Projektion, Regression, Verdrängung, etc.)
•
Bewusstseinsebenen (Bewusstes, Vorbewusstes, Unbewusstes)
•
Psychosexuelle Entwicklungsphasen: Oral, Anal, Phallisch, Latenz, Genital
→ Störungen
→ Charakterfixierungen
•
Psychoanalyse (Traumdeutung, freie Assoziation)
•
Gesamtbewertung: 2.5/5
Psychodynamischer Ansatz von Alfred Adler
•
Adler unterschied veranlagte (Gemeinschaftsgefühl, Minderwertigkeiten) und
Umweltfaktoren (Elternrolle und Geschwisterreihe) zur Erklärung interindividueller
Persönlichkeitsunterschiede
•
Minderwertigkeitsgefühl → vertikales Streben: Machtstreben, Geltungsstreben
•
Gemeinschaftsgefühl → horizontales Streben: Kooperation mit anderen
•
Persönlichkeitsentwicklung:
◦ Rolle der Eltern: Vertrauen und Zufriedenheit der Eltern führt zu einer günstigen
Persönlichkeitsentwicklung, während Unzufriedenheit der Eltern zu hohen
Anforderungen an das Kind führt und Minderwertigkeitskomplexe auslösen kann
◦ Rolle der Geschwisterreihe:
▪ ältestes Kind verliert nach Geburt des Geschwisterkindes Aufmerksamkeit
und strebt deshalb stets nach Macht und Autorität
▪ zweites Kind sieht das ältere Geschwisterkind als Konkurrenten. Bei
missgünstigem Verhalten des älteren Kindes ungünstige, bei
unterstützendem Verhalten des älteren Kindes günstige Entwicklung
▪ jüngstes Kind bleibt immer das Baby und hat im Erwachsenenalter noch ein
großes Bedürfnis nach Abhängigkeit und Lob
▪ Einzelkinder streben nach Anerkennung, kommen nur schwer mit Kritik
zurecht sind aber später in der Regel intellektuell begabt und erfolgreich
•
Störungen der Entwicklung des (sozialen) Vertrauens und inadäquate
Kompensation des Minderwertigkeitsgefühls → neurotischer Charakter
◦ Der neurotische Charakter neigt zur Über- oder Unterbewertung der eigenen
Person und kompensiert seine Minderwertigkeiten inädaquat
•
Persönlichkeitstypen als grobe Cluster
◦ Herrschender Typ, Vermeidender Typ, Selbstsüchtiger Typ, Sozial nützlicher Typ
•
Diagnostik in der Individualpsychologie
•
Gesamtbewertung: 2.5/5
Psychodynamischer Ansatz von Carl Jung
•
Jung unterschied veranlagte (kollektives Unbewusstes) und Umweltfaktoren
(individuelle Erfahrungen) zur Erklärung von Persönlichkeitsunterschieden
•
Libido als psychische Energie und das Ich als die psychische Kraft, die lenkt
•
Individuelles Unbewusstes → Individuelle Komplexe
◦ =Gefühle, Gedanken, Wahrnehmungen um einen erlebten Sachverhalt oder
Ideen. Verdrängte Gefühle können als Affekt ins Bewusstsein treten und
Verhalten beeinflussen
•
Kollektives Unbewusstes → Archetypen
◦ = universelle Urbilder oder Symbole, die in allen Kulturen auftreten
•
Persönlichkeitsentwicklung (Selbstverwirklichung) ein Leben lang
◦ "Individuation": Integration aller bewussten und unbewussten Facetten unserer
Persönlichkeit
•
2 Ich-Orientierungen und 4 psychische Grundfunktionen → 8 Persönlichkeitstypen
◦ Ich-Orientierungen: Extraversion und Introversion
◦ Grundfunktionen: Denken & Fühlen (rationale Funktionen), Empfinden &
Intuition (irrationale Funktionen)
•
Diagnostik: Traumanalyse, Wortassoziationstest, Myers-Briggs-Typenindikator
•
Gesamtbewertung: 3/5
Bedürfnistheorie von Murray
•
Murray entwickelte klassische psychodynamische Ansätze weiter zu einem
ausdifferenzierten Beschreibungssystem menschlicher Bedürfnisse (primäre vs.
sekundäre, offene vs. verdeckte, fokale vs. diffuse, proaktive vs. reaktive)
◦ Primäre: angeboren und biologisch. Sekundäre: psychische Bedürfnisse, die
aus der Sozialisation entstanden sind
◦ Offen: werden offen in der Gemeinschaft ausgelebt. Verdeckt: Werden in der
Öffentlichkeit aufgeschoben oder verdeckt
◦ Fokal: auf spezifische Objekte begrenzt. Diffus: auf fast jedes Objekt anwendbar
◦ Proaktiv: durch die Person selbst determiniert. Reaktiv: Antwort auf
Umwelteinflüsse
•
Er hat interindividuelle Unterschiede in der Persönlichkeit auf der Basis
angeborener und über Sozialisation entwickelte Bedürfnisse beschrieben und
erklärt
•
Murray betonte, dass Wechselwirkungen aus persönlichen Bedürfnissen und
situationalen(subjektive, β-press, und objektive, α-press) Einflüssen bei der
Beschreibung und Erklärung des Verhaltens zu berücksichtigen sind (need x press
interaction)
•
5 Kriterien zur Bestimmung individueller Bedürfnisse
◦ Bedürfnis führt zur selektiven Wahrnehmung, äußert sich im Verhalten, kann aus
dem Verhalten abgeleitet werden, wird von Emotionen begleitet, kann zu
Befriedigung oder Enttäuschung führen
•
Diagnostik durch thematischen Apperzeptionstest oder Personality Research Form
•
Gesamtbewertung: 3/5
Konzept der Selbstverwirklichung von Maslow
•
Maslow beschrieb und erklärte interindividuelle Unterschiede in der Persönlichkeit
auf der Basis angeborener Bedürfnisse, die in Auseinandersetzung mit der Umwelt
mehr oder weniger stark befriedigt werden
•
Hierarchisches Beschreibungssystems zur Einordnung menschlicher Bedürfnisse
(physiologische und Sicherheitsbedürfnisse, Bedürfnisse nach Anschluss und
Anerkennung, sowie Wachstumsbedürfnisse)
•
Maslow betonte, dass tendenziell zunächst hierarchisch untergeordnete
Bedürfnisse befriedigt werden sollten, bevor übergeordnete zum Tragen kommen
•
Psychische Störungen entstehen aus mangelnder Bedürfnisbefriedigung. Je
niedriger die hierarchische Ebene, desto tiefgreifender die Störung
•
Modell und Ideen hatten aufgrund hoher Augenscheinvalidität weitreichenden
Einfluss über die Psychologie hinaus, als Persönlichkeitstheorie wenig geeignet
•
Gesamtbewertung: 2.5/5
Carl Rogers Konzpetion des Selbst
•
Menschliche Natur besitzt eine organismische Tendenz zur Erhaltung, zum
Wachstum (Aktualisierungstendenz), zur Selbstverwirklichung
(Selbstaktualisierungstendenz) → voll funktionale Persönlichkeit bei gelungener
Selbstverwirklichung
◦ Ein ständig ablaufender Bewertungsprozess entscheidet, welche
Verhaltensweisen zur Aktualisierung (durch gute Gefühle) beitragen oder nicht
(durch schlechte Gefühle)
◦ Aktualisierungstendenzen, welche das Selbstkonzept betreffen, nennt man
Selbstaktualisierungstendenzen
•
Interindividuelle Unterschiede in der Persönlichkeit resultieren lediglich durch
Umweltbedingungen (z.B. bedingte vs. unbedingte positive Wertschätzung)
•
Rogers schreibt der unmittelbaren sozialen Umwelt (v.a. Eltern) und dem
Schulsystem einen besonderen Stellenwert in der Selbstkonzeptentwicklung zu
•
Selbstkonzept speist sich aus Wertschätzungen durch andere (Idealselbst) und
durch die eigene Selbstsicht (Realselbst), welche durch unmittelbare Erfahrungen
und Bewertungen (inneres Bezugssystem) Kongruenz oder Inkongruenz
signalisieren → Entwicklung einer voll funktionalen Persönlichkeit vs. pathologische
Persönlichkeitsausprägungen, psychische Störungen
•
Gesamtbewertung: 3/5
Lerntheoretische Ansätze
•
Interindividuelle Unterschiede im Verhalten resultieren aus individuellen
Lerngeschichten im Rahmen von drei Lernprinzipien (Klassische Konditionierung,
Operante Konditionierung, Modelllernen)
•
Unterschiede in (sozialen) Umwelten bewirken unterschiedliche Erfahrungswerte
→ interindividuelle Unterschiede in bestimmten Verhaltensdeterminanten
•
Fokus wird auf beobachtbare und empirisch prüfbare Phänomene gelegt
→ wirksame symptombezogene Interventionen
•
Kognitive Wende: Menschen sind nicht nur Opfer zugrundeliegender Triebe,
Impulse, Motive oder Lernerfahrungen, sondern sind in der Lage, unabhängig zu
denken, zu beurteilen und zu entscheiden → lerntheoretisch grundierte sozialkognitive Persönlichkeitstheorien
Kognitiver Ansatz von George Kelly
•
Kelly sah den Mensch als Wissenschaftler, der die ihn umgebende Welt versucht zu
verstehen, der sich frei Ziele setzen kann und Erwartungen aufstellt, die ihn
anschließend in seinem Verhalten determinieren (Fundamentalpostulat)
•
Die kognitiven Schemata, mittels derer wir Ereignisse/Situationen wahrnehmen und
interpretieren und aufgrund derer wir uns in ganz individueller Art und Weise
verhalten, werden als persönliche Konstrukte bezeichnet
•
Die Struktur und Funktionsweise des persönlichen
Konstruktsystems(Persönlichkeit) wird anhand von 11 Korollarien spezifiziert
◦ Konstruktionskorollarium, Individualitätskorollarium, Organisationskorollarium,
Dichotomiekorollarium, Bereichskorollarium, Wahlkorollarium,
Erfahrungskorollarium, Modulationskorollarium, Fragmentierungskorollarium,
Ähnlichkeitskorollarium, Sozialitätskorollarium
•
Die Persönlichkeitsentwicklung besteht in der Spezifizierung und Veränderung des
persönlichen Konstruktsystems, Motivation dazu ist angeboren
•
Diagnostik: Selbstcharakterisierung in 3. Person, Role Construct Repertory Tests
•
Therapie
◦ Konstruktsystems des Klienten verstehen und maladaptive Konstrukte
herausarbeiten (Kontrollierte Elaboration)
◦ Therapeut entwickelt fiktive Rolle, die der Klient einübt und nachspielt (fixierte
Rollentherapie)
•
Gesamtbewertung: 3/5
Kontrollüberzeugung von Rotter und Selbstwirksamkeitserwartung von
Bandura
•
Situationseffekte und Lernerfahrungen erklären interindividuelle Unterschiede
•
Rotter und Bandura betonten darüber hinaus kognitive Prozesse (Erwartungen und
Bewertungen) auf der Basis einer individuellen Lerngeschichte in ihren sozialkognitiven Lerntheorien zur Erklärung konsistenten Verhaltens
•
Rotter und Bandura demonstrierten, dass generalisierte Erwartungen (z.B.
Kontrollüberzeugungen) und selbstregulatorische Mechanismen
(Selbstverstärkung, Selbstwirksamkeitserwartung) zur Erklärung interindividueller
Unterschiede im Denken, Fühlen und Handeln eine große Rolle spielen
◦ Kontrollüberzeugung: Ereignisse und deren Konsequenzen eher durch äußere
Einflüsse oder eigenes Verhalten kontrolliert?
◦ Selbstwirksamkeitserwartung: Überzeugung, Situationen beeinflussen oder
verändern zu können, um für sich selbst oder andere eine Verbesserung
herbeizuführen
•
Vernachlässigung anderer Dispositionen (wie Motive, Charakterfixierungen,
Eigenschaften) sowie genetische/biologische Persönlichkeitsunterschiede
•
Gesamtbewertung: 3.5/5
Eigenschaftstheoretische Ansätze
•
Persönlichkeitseigenschaften bezeichnen alle auf menschliches Erleben,
Empfinden und Verhalten bezogenen, relativ überdauernden und
situationsübergreifenden individuellen Merkmalsausprägungen
•
Persönlichkeitseigenschaften haben zwei Funktionen:
◦ Ökonomisches Beschreibungskonstrukt
◦ Verhaltensvorhersage
•
„States“ als Zustandsbeschreibungen vs. „Traits“ als Verhaltenskonsistenzen
•
„Typen“ als Schubladenbeschreibung vs. „Dimensionen“ als Beschreibungskontinua
vs. Profile als „Typen-Dimensionen-Kombinationen“
Temperamentskonzeptionen
•
Temperament bezieht sich auf einen Teil der Persönlichkeit, der sich auf
verhaltensstilistische und regulatorische Merkmale bezieht und eine genetische
bzw. biologische Grundlage besitzt
•
Klassische Temperamentstypen (Galen, Wundt & Pavlov) vs. dimensionale Ansätze
•
Alle Temperamentskonzeptionen haben zwei Dimensionen gemeinsam:
◦ Stimmungslage/Emotionalität/Emotionale Reaktivität/Negative Affektivität
◦ Aktivität/Extraversion/Lebhaftigkeit/Veränderbarkeit
•
Thomas & Chess leiteten verschiedene Temperamentsprofile ab
◦ Einfach, schwierig, langsam auftauend
•
Buss & Plomin erweiterten das Spektrum um eine soziale Dimension (Soziabilität)
•
Rothbart identifizierte Effortful Control (Aufmerksamkeit, Annäherung-Vermeidung,
Sensorische Sensitivität) als eine weitere Dimension
•
Eysenck und Cattell integrierten den Temperamentsbegriff in ihre Konzeptionen
•
Gesamtbewertung: 2.5/5
Eigenschaftstheorie von Allport
•
Allport‘s eigenschaftstheoretischer Ansatz integrierte die idiografische als auch die
nomothetische Perspektive der Persönlichkeitsbeschreibung und -erklärung:
◦ Lexikalische Hypothese zur Bestimmung von Eigenschaftskonstrukten
◦ Individuelle Ausprägungen und Zusammenwirken der Eigenschaften, sowie
individuelle Erfahrungen machen die individuelle Persönlichkeit aus
•
3 Arten von Persönlichkeitseigenschaften
◦ kardinal: sehr starker Einfluss aufs Verhalten
◦ zentral: liefern beste Beschreibung eines Individuums
◦ sekundär: beeinflussen das Verhalten nur in bestimmten Situationen
•
Essenz von Eigenschaften: neurophysiologisch verankert, dispositional und reaktiv
•
Gesamtbewertung: 3/5
Bestimmung von Persönlichkeitseigenschaften
•
Drei Arten der Bestimmung von Persönlichkeitseigenschaften
◦ Rationale Variablenreduktion: Zuordnung oder Zusammenfassung
verschiedener Eigenschaftswörter (Adjektive) oder Verhaltensweisen nach
bestimmten Regeln konzeptueller Ähnlichkeit
◦ Prototypenansatz: Probanden stellen sich eine Person vor, bei der eine
bestimmte Eigenschaft stark ausgeprägt ist. Dann sollen sie Verhaltensweisen
aufzählen, die diese Person oft zeigt und die diese Eigenschaft charakterisieren.
Danach beurteilt eine andere Stichprobe jede Verhaltensweise, wie prototypisch
sie für diese Eigenschaft ist
◦ Statistische Variablenreduktion: Korrelations- und Faktorenanalyse
Hans Eysencks Persönlichkeitsmodell
•
Eysenck integrierte verschiedene Forschungstraditionen zu seinem hypotheticodeduktiven Vorgehen
◦ Bildung von Hypothesen über Persönlichkeit, über dessen Fundierung
Ableitungen getroffen werden, die empirisch geprüft werden müssen
•
Aufgaben der Persönlichkeitspsychologie: Beschreibung und Erklärung
•
Faktorenanalytisch bestätigte hierarchische Persönlichkeitsstruktur mit drei
grundlegenden Basisdimensionen (Extraversion-Introversion, Neurotizismus,
Psychotizismus)
•
Zahlreiche Messinstrumente auf Basis des PEN-Systems entwickelt
•
Diese Kerndimensionen haben eine biologische Basis:
◦ Ausprägungen weisen eine gewisse Erblichkeit auf
◦ „Arousal“-Theorie → teilweise empirisch gestützt
◦ „Aktivations“-Theorie → empirisch nicht gestützt
•
Eysenck beeinflusste die Persönlichkeitspsychologie im besonderen Maße
•
Gesamtbewertung: 4/5
Cattells Persönlichkeitsmodell
•
Cattell ging in seinem Ansatz zur Beschreibung von Persönlichkeitseigenschaften
sehr stark von der Universalität dieser aus (nomothetischer Ansatz)
•
Die Faktorenanalyse war das methodische Mittel ihrer Entdeckung (analytische
Variablenreduktion)
•
Cattell verstand Persönlichkeit „in einem weiten Sinne“, der…
◦ Temperament, Motivation, Einstellungen und Fähigkeiten, sowie
◦ Eigenschaften, Rollen, Zustände und Stimmungen
integrierte.
•
Er versuchte über eine breite Datenbasis (Bekannteneinschätzungen, objektive
Tests, Selbsteinschätzungen) die gefundenen 16 Grundeigenschaften zu
bestätigen, was nur teilweise gelang
•
Gesamtbewertung: 4/5
Big Five und Fünf-Faktoren-Modell
•
Der Lexikalische Ansatz führte mit Hilfe faktorenanalytischer Analysen zu einer
relativ robusten Fünf-Faktoren-Lösung → „Big Five“
•
Costa & McCrae etablierten ein hierarchisches Modell der Persönlichkeit mit den
fünf breiten Beschreibungsdimensionen an der Spitze und untergeordnete Facetten
◦ Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit, Neurotizismus
•
Dieses Modell hat sich über verschiedene Kulturen, Sprachen und
Erhebungsmethoden bewährt
•
Das FFM hat beschreibenden, jedoch keinen erklärenden Charakter
Fünf-Faktoren-Theorie
•
FFT ist eine Theorie zum FFM
•
Sie integriert verschiedene Theorien (Temperamentstheorien, Biologische Theorien,
Entwicklungstheorien)
•
Jeder Mensch hat 5 Basistendenzen (Big Five), deren Ausprägung und Entwicklung
biologisch verankert sind
•
Diese Basistendenzen können sich je nach Umweltbedingungen individuell äußern
(charakteristische Anpassungen)
•
Aufgrund von mangelnder empirischer Evidenz für die Unabhängigkeit der Big Five
von Umwelteinflüssen Revision der Theorie: Umwelteinflüsse können sich auf die
biologische Basis auswirken, wodurch sich die Ausprägung in den Eigenschaften
ändern kann
•
Gesamtbewertung: 4.5/5
Interaktionistischer Ansatz von Walter Mischel
•
Kritik an traditionellen eigenschaftsbasierten Ansätzen in Bezug auf die Messung
von Persönlichkeit, da situationsbezogenen Faktoren nicht genug Aufmerksamkeit
gewidmet wird (Persönlichkeitseigenschaften korrelieren kaum mit Verhalten)
•
Intensive Forschungsarbeiten zur Lösung der Person-Situations-Debatte: Dritte
Varianzquelle, die Person × Situation-Interaktionen (Wenn-DannVerhaltensschemata)
•
Mischel und Shoda (1995) integrierten lerntheoretische und kognitive Prozesse in
ihr Modell des kognitiv-affektiven Verarbeitungssystems (CAPS) sowie die
Beteiligung entwicklungsbezogener (genetischer und kultureller) Faktoren
•
In diesem System sind interindividuelle Unterschiede auf die unterschiedliche
Verfügbarkeit von kognitiv-affektiven Einheiten und die unterschiedliche Struktur
ihrer wechselseitigen Beziehungen zurückführen
•
Gesamtbewertung: 4.5/5
Integrative Persönlichkeitstheorie von McAdams
•
Integration von klassischen Konzepten
•
5 Prinzipien der Persönlichkeitsforschung
◦ Evolutionäre und genetische Einflüsse auf menschliches Verhalten
◦ Dispositionelle Persönlichkeitseigenschaften (Big Five)
◦ Charakteristische Anpassungen (Werte, Motive, Ziele, Interessen,
Selbstkonzept)
◦ Lebensberichte und Herausforderungen der modernen Identität
◦ Differenzielle Rolle der Kultur
•
Diese Prinzipien ranken sich um drei wesentliche Aspekte der Beschreibung einer
Person
◦ Person als Akteur → Dispositionelle Eigenschaften
◦ Person als Agent → Charakteristische Anpassung
◦ Person als Autor → Selbstbericht und Identität
•
Der Ansatz macht Vorhersagen, welche sich empirisch prüfen lassen
•
Gesamtbewertung: 5/5
Strukturmodelle der Intelligenz
•
Intelligenz ist kein allgemein verbindlich strikt definiertes Konstrukt, es entwickelt
seinen Bedeutungsgehalt aus dem verdichtendem Netzwerk empirischer Forschung
•
Allgemeine Fähigkeitswerte werden in der Regel mit IQ-Werten ausgedrückt
◦ Früher: Intelligenzalter im Bezug zum Lebensalter
◦ Heute: Eigene Leistung im Test in Bezug zu Normgruppe setzen
•
Spearman stellte positive Korrelationen zwischen verschiedenen Tests fest → g
•
Spezifische Fähigkeiten beschreiben Leistungen in einzelnen Tests besser → 7
Primärfähigkeiten (Thurstone)
◦ Wahrnehmungsgeschwindigkeit, Rechnen, Sprachfluss, Sprachverständnis,
Räumliches Vorstellungsvermögen, Gedächtnis, Schlussfolgerndes Denken
•
Empirische Befunde deuten auf eine mehr oder weniger strikt hierarchische Struktur
von Fähigkeiten (Cattell) → fluide und kristalline Intelligenz
•
Guilford berücksichtigte kognitive Informationsverarbeitungsprozesse in der
Betrachtung der Intelligenzstruktur
◦ Unterschied zwischen Input-, Operations- und Outputvariablen
•
Jäger integrierte das Beste aus Spearmans, Thurstones und Guilfords
Konzeptionen
•
Die Drei-Schichten-Theorie von Carroll vereinheitlicht schließlich alle
Intelligenzstrukturmodelle
◦ Allgemeine Intelligenz → breite Primärfaktoren → spezifische Einzelfähigkeiten
•
Aus verschiedenen Konzeptionen entwickelten sich sehr reliable und breite Tests
zur Erfassung von Intelligenz auf mehreren Abstraktionsebenen
Neuere Ansätze der Intelligenz
•
Sternbergs Prozessmodell: Problemlösen besteht aus 5 unabhängigen
Komponenten: Enkodieren, Ableiten, Beziehen, Anwenden, Prüfen
◦ Anzahl und Funktion der Komponenten scheinen willkürlich festgelegt zu sein
•
Prozessmodelle und empirische Befunde deuten darauf hin, dass Intelligenz mit
mentaler Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und -kapazität zusammenhängt
•
Diese Korrelate scheinen ihre Entsprechung in der neuronalen Effizienz und
Geschwindigkeit zu haben
•
Intelligenz hat eine breite genetische Basis, ist von vielen Genen beeinflusst, wobei
der Effekt eines Gens für sich allein genommen vernachlässigbar gering ist
•
Männer sind oft intelligenter als Frauen, aber auch oft dümmer
•
Intelligenz ist der stärkste Prädiktor des Erfolgs (Schule, Ausbildung, Beruf)
•
Es bestehen interkulturelle IQ-Unterschiede, die mit dem ökonomischen Erfolg
einer Nation zusammenhängen
Kreativität
•
Kreativität kann als die Fähigkeit verstanden werden, Neuartiges und Originelles zu
schaffen, das zu meist einen Nutzen hat oder der Problemlösung dient
•
Kreativitätsmessung durch: Fremdbeurteilung, Tests, Selbstbeurteilung,
biografische Daten
•
Kreativität zeigt moderate Korrelationen mit Offenheit für Erfahrungen und
Intelligenz, kann schulische und außerschulische Leistungen vorhersagen
•
Erklärungsansätze für Kreativität:
◦ Aufmerksamkeitsdefokussierung (Aufmerksamkeit auf weiten Bereich)
◦ Effizienter Aufmerksamkeitswechsel (zwischen fokussierter und defokussierter
Aufmerksamkeit)
◦ Blinde Variation & Selektive Retention = reduzierte Hemmung von Assoziationen
für (vermeintlich) irrelevante Reize (BV) + Erkennen einer passenden Lösung
(SR)
•
Umwelt setzt Rahmenbedingungen für kreatives Schaffen, Kreativität kann aber
nicht trainiert werden
Emotionale Intelligenz
•
Soziale und Emotionale Intelligenz sind in der Öffentlichkeit weit verbreitete und
vielbesprochene Konstrukte→ hohe Augenscheinvalidität
•
Soziale Intelligenz stellt kein gut messbares und valides psychologisches Konstrukt
dar
•
Emotionale Intelligenz ist reliabel messbar und diskriminant valide gegenüber
allgemeiner Intelligenz, jedoch nicht gegenüber den Big Five und kann kaum
darüber hinaus Kriteriumsvarianz aufklären
→ Sowohl Soziale Intelligenz als auch Emotionale Intelligenz sind als eigenständige
psychologische Konstrukte fragwürdig!
Anlage und Umwelt – Einführung
•
Verschiedene Persönlichkeitskonzeptionen liefern unterschiedliche Hypothesen
bezüglich der anteiligen Einflüsse von Anlage und Umwelt auf die Persönlichkeit
•
Menschen sind zu über 99.9% genetisch identisch und trotzdem existieren große
genetische Unterschiede zwischen uns
•
Erblichkeit beschreibt den Anteil genotypischer an phänotypischen Unterschieden in
einer Population zu einem gegebenen Zeitpunkt und ist mit größter Umsicht zu
interpretieren (h² = Vg /Vp)
•
Verwandtenähnlichkeiten, bzw. Verwandtenkonkordanzen und -korrelationen, bilden
die Grundlage der Erblichkeitsschätzung
•
Ähnlichkeiten zwischen Verwandten hinsichtlich komplexer psychischer Merkmale
(z.B. Intelligenz) steigen mit zunehmendem Verwandtschaftsgrad, was als Hinweis
auf aber nicht als Beleg für eine genetische Beeinflussung interpretiert werden kann
•
Zu einer genaueren Abschätzung der Erblichkeit sind Zwillings-und
Adoptionsstudien von großem Nutzen
Anlage und Umwelt – Methoden der Verhaltensgenetik
•
Adoptionsstudiendesigns erlauben eine gute Abschätzung genetischer und
Umwelteinflüsse auf die Merkmalsähnlichkeit von Verwandten
◦ Formeln: h² = 2 × rBIO (2x die Korrelation von Kind und biologischen Eltern)
◦ c² = rADOPT (Korrelation von Kind und Adoptiveltern)
◦ e² = 1 – h² – c² (Der Rest)
•
Zwillingsstudiendesigns erlauben auch Einflüsse nichtadditiver genetischer
Faktoren zu berücksichtigen (Schätzung der Erblichkeit im weiten Sinne)
◦ Formeln: e² = 1 – rEZ (1 minus die Korrelation der eineiigen Zwillinge)
◦ h² = 2 × (rEZ – rzZ)
◦ c² = 2 × rZZ–rEZ
•
Beide Ansätze kommen zu demselben Ergebnis, dass die Erblichkeit der
Persönlichkeit bei etwa 50% liegt, während von Verwandten nichtgeteilte also
individuelle Umwelteinflüsse den restlichen Teil der Varianz aufklären
•
Klassische Ansätze der Verhaltensgenetik sind vielfach auf Grund nicht haltbarer
Annahmen (bzgl. selektiver Partnerwahl, Anlage × Umwelt-Interaktion, Anlage –
Umwelt-Korrelation) kritisiert worden
•
Neuere Modellentwicklungen mit vielfältigen Verwandtschaftsbeziehungen
versuchen, den kritischen Einwänden Rechnung zu tragen
◦ Parents-of-Twins Designs, Children-of-Twins Designs, Extended Twin Family
Design: Cascade Model, Längsschnittstudien zur Bestimmung dynamischer
Anlage – Umwelt-Wechselwirkungen
Entwicklung von Persönlichkeitseigenschaften
•
Im Einklang mit dem Prinzip der Reifung nimmt die emotionale Stabilität,
Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und soziale Durchsetzungsfähigkeit zu
•
Im hohen Erwachsenenalter finden sich gegenläufige Trends, welche auf normative
Anpassungsmechanismen hindeuten
•
Die Differentielle Stabilität der Persönlichkeit ist relativ hoch, reduziert sich mit der
Länge des Messzeitintervalls und nähert sich einer positiven Asymptote an
•
Im Kindes-, Jugend-und jungen Erwachsenenalter wächst die Stabilität an, bleibt im
mittlerem Erwachsenenalter auf einem relativ hohen Niveau stehen und fällt im
hohen Alter wieder ab (teilweise im Einklang mit den Prinzip der Stabilisierung)
= mit dem Alter werden Persönlichkeitsunterschiede stabiler
•
Im Einklang mit dem Prinzip der Plastizität findet sich in keinem Lebensalter
perfekte Stabilität auf Grund von Umwelteinflüssen
•
Die zunehmende Stabilität der Persönlichkeit basiert auf zunehmender genetischer
und Umweltstabilität, der Abfall im hohen Erwachsenenalter geht jedoch scheinbar
nur auf eine Reduktion der Umweltstabilität zurück
•
Die Erblichkeitsschätzungen für Persönlichkeitseigenschaften reduzieren sich im
Erwachsenenalter vermutlich in Folge kumulierender Erfahrungswerte
Intelligenzentwicklung
•
Die allgemeine Intelligenz steigt im Durchschnitt bis Anfang 20 kontinuierlich an
•
Während beginnend in der 3. Lebensdekade die fluide (Handlungs-)Intelligenz im
Durchschnitt allmählich sinkt, steigt die kristalline (verbale) Intelligenz weiter an, bis
sie ein Plateau in der fünften Lebensdekade erreicht
•
Abfall in fluider Intelligenz auf Alterungsprozesse vermittelt durch eine Reduktion in
der mentalen Geschwindigkeit und Kapazität zurückzuführen
•
Intelligenzunterschiede sind hoch stabil und bleiben fast über das ganze Leben
erhalten, die Stabilität sinkt nur leicht in Abhängigkeit der Zeit
•
Die Stabilität ist im jungen Alter noch gering,nimmt jedoch bis ins Erwachsenenalter
hinein zu
•
In fast allen Kulturen und Ländern nahm der durchschnittliche IQ im vergangenem
Jahrhundert zu, doch mittlerweile stellt sich eine Art Deckeneffekt ein und es lassen
sich sogar rückläufige Trends beobachten
•
Die Erblichkeit von Intelligenz ist abhängig vom Alter und den individuellen
umweltbedingten Möglichkeiten
Herunterladen