Zentrales oder Dezentrales Marketing ? - Entwicklung eines Entscheidungsmodells für multinationale Unternehmen Diplomarbeit Freie Wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades „Diplom-Kaufmann“ (FH) Vorgelegt von Oguzhan Ozangil Matr.-Nr.: 139434 an der Fachhochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin Fachbereich Wirtschaftswissenschaft SS 2014 Erstprüfer : Dipl.-Kfm. Sascha Thieme Zweitprüfer : Prof. Dr. Carl- Heinz Moritz Berlin, 15.08.2014 Eidesstattliche Erklärung Hiermit erkläre ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst und andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt habe. Die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommene Stellen (direkte oder indirekte Zitate) habe ich unter Benennung des Autors/der Autorin und Fundstelle als solche kenntlich gemacht. Sollte ich die Arbeit anderweitig zur Prüfungszwecken eingereicht haben, sei es voll-ständig oder in teilen, habe ich die Prüfer/innen und den Prüfungsausschuss hierüber informiert. Berlin, 15.08.2014 Oguzhan Ozangil I Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis .........................................................................................................V Tabellenverzeichnis ..............................................................................................................V Abkürzungsverzeichnis .......................................................................................................V 1. Einleitung .................................................................................................................. 1 1.1. Relevanz des Themas sowie Charakterisierung der Forschungsfrage ........................ 1 1.2. Methodologie und Aufbau der Arbeit ......................................................................... 2 2. Das Marketing als betriebswirtschaftliche Funktion............................................ 3 2.1. Aufgaben und Ziele des Marketings innerhalb von Unternehmen ............................. 3 2.2. Herausforderungen der Marketingorganisation .......................................................... 7 2.3. Aktuelle Best-Practice Methoden des Marketingmanagements in multinationalen Firmen ...................................................................................................................... 101 3. Implikationen der Entscheidung für eine dezentrale bzw. zentrale Marketingorganisation ............................................................................................................ 14 3.1. Zentrale Marketingorganisation ................................................................................ 16 3.1.1. Vorteile ............................................................................................................ 16 3.1.2. Nachteile .......................................................................................................... 19 3.1.3. Mögliche Einsatzbereiche ................................................................................ 20 3.2. Dezentrale Marketingorganisation ............................................................................ 21 3.2.1. Vorteile ............................................................................................................... 21 3.2.2. Nachteile ............................................................................................................ 22 3.2.3. Mögliche Einsatzbereiche .................................................................................. 24 3.3. Mischformen der dezentralen sowie zentralen Organisation .................................... 25 II 4. Entwicklung eines Entscheidungsmodells für eine dezentrale bzw. zentrale Marketingorganisation in multinationalen Unternehmen ................................. 27 4.1. Charakterisierung der Entscheidungsfindung im betrieblichen Kontext .................. 27 4.2. Aufbau eines Entscheidungsmodells ........................................................................ 32 4.3. Entwicklung einer Balanced Scorecard zur Optimierung einer internationalen Marketingorganisation ............................................................................................... 33 5. Der empirische Fall der Konsumunternehmens Procter & Gamble: Globales Marketing unter Berücksichtigung lokaler Anpassungsnotwendigkeiten........ 38 5.1. Unternehmensgeschichte und Geschäftsmodell ........................................................ 38 5.2. Anwendung des Balanced Scorecard Entscheidungsmodells ................................... 42 5.3. Analyse der internationalen Marketingstrategie von Procter & Gamble .................. 52 5.4. Kritische Diskussion ................................................................................................. 59 6. Konklusion und Ausblick ...................................................................................... 61 Literaturquellen ................................................................................................................. 64 Internet-Quellen……………………………………………………………………….......70 III Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Aufgaben des Marketings als Managementprozess .................................................. 5 Abb. 2: Entwicklung von nationalen zum multi-globalen Unternehmen ............................ 10 Abb. 3: Ausgestaltungen der Matrix-Organisation im Vergleich ........................................ 12 Abb. 4: Forschungsschwerpunkte der Entscheidungstheorie .............................................. 29 Abb. 5: Struktur der P&G-Geschäftsbereiche nach Produktkategorie und Region 2013 .... 41 Abb. 6: Aktienkurs von P&G, Unilever sowie des Dow Jones Index von 1990-heute ....... 42 Abb. 7: Vergleich der (De-)Zentralisierungsoptionen ohne Gewichtung ............................ 51 Abb. 8: Vergleich der (De-)Zentralisierungsoptionen mit Gewichtung .............................. 51 Abb. 9: Strategische Geschäftsbereiche „Global Beauty“ ................................................... 54 Abb. 10: Gegenüberstellung Produktverpackung von „Herbal Essences“ Shampoo .......... 56 Tabellenverzeichnis Tab. 1: Gegenüberstellung zentrales vs. dezentrales Marketing bei Auslagerung an Agenturen .................................................................................................................................. 26 Tab. 2: Exemplarische Darstellung des Balanced Scorecard Modells ................................. 35 Tab. 3: Balanced Scorecard Bewertung für eine zentrale Marketingstruktur ...................... 48 Tab. 4: Balanced Scorecard Bewertung für eine dezentrale Marketingstruktur .................. 49 Tab. 5: Balanced Scorecard Bewertung für eine hybride Marketingstruktur ...................... 50 IV Abkürzungsverzeichnis Abb. Abbildung Bd. Band Aufl. Auflage Hrsg. Herausgeber Jg. Jahrgang P&G Procter & Gamble Tab. Tabelle u.a. unter anderem u.U. unter Umständen Vgl. Vergleiche z.B. zum Beispiel V 1. Einleitung 1.1. Relevanz des Themas sowie Charakterisierung der Forschungsfrage Innerhalb eines wettbewerbsintensiven globalen Wirtschaftsumfeldes ist es für den Unternehmenserfolg zunehmend ausschlaggebend geworden, Geschäftsprozesse kontinuierlich zu optimieren. Aus diesem Grunde ist auch die Relevanz des Marketings speziell für multinationale Firmen zunehmend ins strategische Blickfeld der Unternehmensleitung gerückt. Marketing in einer umfassenden Interpretation kann verstanden werden als „die Aktivitäten, Reihe von Institutionen und Prozesse zur Schaffung, Bereitstellung und dem Austausch von Angeboten, die Mehrwert für Kunden, Partner und die Gesellschaft insgesamt haben.” 1 Für den betriebswirtschaftlichen Kontext gleichwohl bezieht sich Marketing in der Regel auf alle Anstrengungen, eine Firma unternimmt, um die eigenen Produkte oder Dienstleistungen zu vertreiben und verkaufen. Eine etwas präzisere Definition wird von Meffert vorgeschlagen, der das Marketing als „die Planung, Koordination und Kontrolle aller auf die aktuellen und potenziellen Märkte ausgerichteten Unternehmensaktivitäten“ 2 betrachtet, welche es erlauben, die Unternehmensziele durch eine dauerhafte Befriedigung der Kundenbedürfnisse zu erreichen. In der betriebswirtschaftlichen Literatur finden sich vielfältige Theorien und Modelle, welche eine optimierte Marketingorganisation diskutieren. 3 Eine Kernfrage dieser Ansätze stellt die Problematik dar, ob die Marketingabteilung zentral oder dezentral strukturiert werden sollte. In der Tat gehört diese Frage der (De-)Zentralisierung von unternehmerischen Funktionsbereichen zu den ewigen Diskussionsfeldern der Betriebswirtschaft, wobei Aspekte wie neue nationale und internationale Marktbedingungen, Lean-Management und neue Organisations- und Konzernstrukturen die Kontroverse verschärft haben. 4 Insbesondere für international agierende Unternehmen, welche nicht nur über ein komplexes Netzwerk an Niederlassungen und Abteilungen verfügen, sondern darüber hinaus auch ein Gleichgewicht zwischen der 1 American Marketing Association (2013), Internet source Meffert (2000), S. 8 3 Vgl. z.B. Schmid und Foehn (2007), Adzic (2006) sowie El-Idrissi (2009) 4 Vgl. Picot (1993), S. 219 2 1 Pflege ihres globalen Markenimages sowie den Anpassungen an lokale Präferenzen zu finden haben, hat diese Organisationsentscheidung erhebliche strategische Implikationen. Eine zentrale Strukturierung hat zwar den Vorteil, auch über transnationale Grenzen hinweg ein einheitliches Marketing zu erleichtern. Auf der anderen Seite bietet sich jedoch eine dezentrale Organisation eher dann an, wenn maßgebliche kulturelle und sozioökonomische Unterschiede der Zielkunden individuelle Adaptionen des Marketings unabdingbar machen. Dies wirft gleichwohl die Frage auf, wie führende multinationale Unternehmen einen Kompromiss zwischen den Stärken und Schwächen beider Strukturoptionen für das Marketing vereinbaren. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, durch den Brückenschlag zwischen theoretischen Grundlagen sowie praxisrelevanten Anwendungen der Problematik nachzugehen, worin die Vor- und Nachteile einer zentralen bzw. dezentralen Organisation des Marketings liegen und auf welche Weise ein diesbezügliche Entschluss innerhalb von multinationalen Unternehmen getroffen werden kann. Konkret soll ein Entscheidungs-modell entwickelt werden, welches dem betrieblichen Management auf anschauliche Weise den Bestimmungsprozess für eine zentrale bzw. dezentrale Organisation als strukturiertes Konzept vor Augen führen und bei einer zielführenden Auswahl behilflich sein kann. 1.2. Methodologie und Aufbau der Arbeit Die Arbeit ist in sechs Kapitel aufgeteilt. Nach der Einführung sowie der Charakterisierung der Forschungsfrage im ersten Teil wird im zweiten Kapitel zuerst anhand eines Literaturüberblicks die strategische Rolle das Marketing innerhalb einer betriebswirtschaftlichen Organisation dargelegt. Hierbei wird ersichtlich, dass das Marketing innerhalb der Wertschöpfungskette von essenzieller Wichtigkeit für die Platzierung, Positionierung und den Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen auf den jeweiligen Zielmärkten ist. Im dritten Kapitel wird im Detail auf die Ausgestaltungsformen eines zentralen sowie dezentralen Marketings eingegangen und die jeweiligen Stärken und Schwächen dieser Modelle beleuchtet. Die Ausführungen deuten darauf hin, dass eine eindeutig überlegene Struktur nicht existiert. Vielmehr sind Unternehmen darin gefordert, je nach ihren 2 individuellen Ressourcen, Geschäftsmodellen und Marktdurchdringungsstrategien auch ihre Marketingorganisation im Lichte dieser Ziele zu adaptieren. Das vierte Kapitel widmet sich aus diesem Grunde der Entwicklung eines Entscheidungsmodells, welches beim konkreten Entschluss hinsichtlich der Wahl für oder gegen eine Marketing-Organisationsstruktur eingesetzt werden kann. Anhand einer so genannten Balanced Scorecard soll Unternehmen ein einfach einzusetzendes und übersichtliches Instrument zur Verfügung gestellt werden, welches illustriert anhand welcher Kriterien und Dimensionen eine Entscheidung für oder gegen eine zentrale bzw. dezentrale Marketingorganisation getroffen werden sollte. Das fünfte Kapitel wendet dieses Konzept auf den empirischen Fall des Konsumgüterunternehmens Procter & Gamble an. Nach Darlegungen des Geschäftsmodells dieser weltweit erfolgreichen multinationalen Firma wird zuerst ihre Marketing- Organisation skizziert. Anschließend wird das im vierten Kapitel entwickelte Entscheidungskonzept auf diesen empirischen Fall angewandt sowie kritisch die Frage diskutiert, ob das Unternehmen im Sinne des Modells eine betriebswirtschaftlich zielführende Entscheidung getroffen hat. Darüber hinaus werden die Ergebnisse in Bezug zu Entwicklungen im aktuellen Marktumfeld gesetzt. Die Arbeit schließt mit einer Konklusion sowie einem Ausblick hinsichtlich weiteren Forschungsbedarfs. 2. Das Marketing als betriebswirtschaftliche Funktion 2.1. Aufgaben und Ziele des Marketings innerhalb von Unternehmen Zur präzisen Analyse der Grundlagen, Wirkungsweisen und funktionsübergreifenden Schnittstellen einer optimierten Marketingorganisation ist zuerst ein Verständnis der Aufgaben und Ziele des Marketings als Arbeitsbereich innerhalb des Unternehmens geboten. Das Marketing in seiner heutigen Auslegung hat sich aus der Absatzwirtschaft entwickelt, welche die Vermarktung von Leistungen zum Ziel hatte. Im Gegensatz zum traditionellen Absatzmanagement gleichwohl umfasst das Marketing heute eine weitere Bandbreite unterschiedlicher Aktivitäten, wie etwa die Informationsgewinnung als Fundament der Leistungserstellung, die qualitative Evaluierung der anzubietenden Leistungen sowie die grundsätzliche Auswahl der tangierten Absatzmärkte sowie 3 Betätigungsfelder des Unternehmens. 5 Die Aufgaben und Rollen des Marketings innerhalb der Firma können aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. Eine erste Auslegung ist die des Marketings als aktivitätsorientierte Funktion. Wie oben ausgeführt sieht etwa Meffert die wichtigsten Eckpunkte der Aufgaben dieser Abteilung in der Planung, Koordination und Kontrolle der auf die bearbeitenden Märkte ausgerichteten Unternehmensaktivitäten. 6 Als eine zweite Interpretation beschreibt Berndt eine primär transaktionsorientierte Ausrichtung, in wessen Rahmen dem Marketing die Verantwortung übertragen wird, den Aufbau, Ausbau und die Erhaltung der Austauschprozesse zwischen den Marktakteuren zu managen. 7 Drittens kann das Marketing auch als führungsorientierte Aufgabe verstanden werden, wobei das Ziel der Funktion demnach die Leitung des Unternehmens basierend auf den Marktfaktoren und –entwicklungen darstellt. Hierbei handelt es sich gleichwohl um eine sehr umfassende Auslegung, da Marketing im Rahmen dieser Interpretation sich nicht nur auf die Absatzmarktbearbeitung beschränkt, sondern auch auf andere Aktivitäten und Unternehmensbereiche übergreift.8 Welche der Interpretationen des Marketings für den konkreten Fall einer Firma zielführend ist, hängt von einer Reihe unterschiedlicher Aspekte, wie etwa Geschäftsstruktur, Anzahl der Mitarbeit und der Unternehmensstrategie ab. Generell lässt sich indes feststellen, dass zu den essentiellen Aufgaben des Marketings unter anderem die folgenden Elemente zählen: „Die Informationsgewinnung über Absatzmärkte; die Festlegung jener Absatzmärkte, in denen das Unternehmen als Anbieter vertreten sein will; 5 Vgl. Steffenhagen (2008), S. 49 Vgl. Meffert (2000), S. 8 7 Vgl. Berndt (2005), S. 1 f. 8 Vgl. Zentes et al (2013), S. 3 6 4 die Konzipierung, Realisation und Kommunikation jener Leistung- Gegenleistung-Zuschnitte, mittels derer in den Absatzmärkten die Nachfrager zu Transaktionen bzw. Geschäftsbeziehungen mit dem Unternehmen veranlasst werden, so dass das anbietende Unternehmen seine Unternehmensziele erreicht.“ 9 Abb. 1: Aufgaben des Marketings als Managementprozess10 9 Vgl. Steffenhagen (2008), S. 50 Leicht adaptiert von Esch et al (2012), S. 32 10 5 Esch et al beschreiben die Ziele des Marketings als einen Prozess, welcher aus unterschiedlichen Projektstufen besteht (siehe Abb. 1). An erster Stelle steht die Generierung von Informationen, welche zur Entwicklung des Verständnisses für die anvisierte Kundengruppe sowie der Analyse der wichtigsten Märkte zu dienen hat. Im Anschluss steht die Planung konkreter Ziele und Strategien, die in detaillierten Maßnahmen münden. In diesem Rahmen ist es weiterhin Aufgabe des Marketings diese Prozesse hinsichtlich der Gestaltung der Produkte und Dienstleistungen, der Kommunikations-, Preis- und Distributionsstrategie zu planen. Idealerweise führen diese Entscheidungen dann zu einer optimierten Zusammenstellung des Marketing-Mix. An letzter Stelle steht schließlich die Kontrolle der Ziele, Strategien und Maßnahmen anhand des strategischen und operativen Marketing-Controllings. Ein weiteres populäres Konzept, welches oftmals zur Systematisierung der MarketingAusrichtung herangezogen wird, ist das 6P-Modell nach Kotler. Dieses geht davon aus, dass im Rahmen einer umfassenden Marketingstrategie die Aspekte "Product", "Price", "Promotion", "Place", "Political power", "Public opinion formation" zu erwägen sind.11 Die Teilbereiche werden wie folgt charakterisiert: Product (Produkt): Den ersten Teil eines Marketing-Mixes stellt das Produkt oder die Dienstleistung selbst dar. Unter Umständen sind unterschiedliche Ansätze für die verschiedenen Angebote und Marken eines Unternehmens zu definieren. Aufgabe des Marketings ist folglich, die besten Produkt/Marktkombinationen zu identifizieren und umzusetzen.12 Price (Preis): Einer zweiter Aspekt ist der Preis der Offerte. Zu welchem Preis ein Produkt auf dem Zielmarkt abgesetzt werden kann, hängt von etlichen internen und externen Faktoren ab, 13 wie den eigenen Produktionskosten, den Preisen der Wettbewerber, der Preiselastizität, dem allgemeinen Angebot und der Nachfrage sowie der Existenz eines Substituts. Promotion (Werbung): Der Aspekt der Werbung innerhalb des Marketing-Mixes befasst sich mit der Reklame für die Ware oder Dienstleistung durch eine Vielzahl von 11 Vgl. Kotler (1986), S. 17 ff. 12 Vgl. Kreilkamp (1987), S. 317 ff. 13 Vgl. Kreutzer (2009), S. 247 ff. 6 Kommunikationskanälen, wie etwa Fernsehen, Radio, Zeitungen und Zeitschriften, Außen- sowie Online-Werbung. Place (Distributionsort): Weiterhin sollte der Distributionsort bedacht werden. Nur wenn die Waren für die potentiellen Kunden in erreichbarer Nähe angeboten werden, wird die Marketingbotschaft in tatsächlich realisierten Verkäufen resultieren. Political power (Politischer Einfluss): Darüber hinaus kann im Rahmen einer langfristigen Marketingstrategie weiterhin der politische Einfluss hinsichtlich des Unternehmens, beispielsweise durch Kooperationen mit Institutionen wie den Handelskammern, Regierungsvertretern und Medien, bedacht werden. In einigen Märkten, insbesondere denen, welche durch nicht-kommerzielle Organisationen beeinflusst werden, ist demnach auch der politische Einfluss als Faktor zu berücksichtigten. Public opinion formation (Bildung der öffentlichen Meinung): Letztens kann es sich als effektiv erweisen, im Kontext des Marketings langfristig die öffentliche Meinung, insbesondere von Interessengruppen wie Kunden, Geschäftspartnern und Zulieferern, auch unabhängig vom Verkauf des Produktes selbst, positiv zu prägen.14 Hierzu bieten sich beispielsweise Seminare und eine strategische Pflege der Kunden- und Stakeholderbeziehungen an, um langfristig ein positives Firmenimage in der Öffentlichkeit zu fördern und auszubauen. 2.2. Herausforderungen der Marketingorganisation Die Marketing-Abteilungen moderner Organisationen sehen sich mit einer Reihe nicht trivialer Herausforderungen konfrontiert. Ein erster Problembereich stellt die Tatsache dar, dass die Konsumenten in den letzten Jahrzehnten eine zunehmend individuelle Befriedigung ihrer Wünsche erwarten. Auf vielen Märkten sind Kunden anspruchsvoller geworden und verlangen Produkte, welche optimal ihren Bedürfnissen und Vorstellungen entsprechen.15 Moderne Technologien erlauben es zudem Unternehmen vieler Branchen, Waren auch in kleineren Zahlen kosteneffektiv entsprechend 14 15 Vgl. Kotler (1986), S. 17 ff. Vgl. Lindemann und Baumberger (2006), S. 7 7 spezifischer Vorgaben zu produzieren. Dies macht es möglich, potentiell Produkte und Dienstleistungen an die Vorstellungen und Vorlieben auch kleiner und kleinster Konsumentengruppen anzupassen. Allerdings, wie Klocke und Peters betonen, reichen "bei den klassischen formgebenden Verfahren […] die Prozessflexibilität und die Wirtschaftlichkeit nur in ausgewählten Einzelfällen aus, um Unikatproduktionen für Gebrauchsgüter des täglichen Bedarfs zu realisieren." 16 Dies bedeutet, dass zum Erreichen einer ökonomisch sinnvollen Produktions-effektivität nicht der Fokus auf einzelne Kunden, sondern Konsumentengruppen gelegt werden muss. Für das Marketing stellt sich als Resultat die Herausforderung, die optimale Anzahl von Produkten mit den lukrativsten Teilmärkten zu kombinieren, um auf diese Weise durch gezielte MarketingBotschaften und Positionierungen den finanziellen Erfolg des Unternehmens zu maximieren. Zweitens muss die Funktion des Marketings eine sinnvolle Balance zwischen Massenund Nischenmärkten, sowohl lokal als auch international, bestimmen. Eine Marktnische kann definiert werden "als ein Teilmarkt des Gesamtmarkts, der bislang nicht gut oder gar nicht durch vorhandene Produkte und Dienstleistungen befriedigt wird." 17 Individuell an Marktnischen angepasste Produkte sind im Rahmen einer internationalen Strategie deshalb ökonomisch realisierbar, da global viele ähnliche Kunden existieren und diese gebündelt als Nische angesprochen werden können. Anders ausgedrückt kann in ihrer Gesamtheit durchaus eine einzelne weltweite Nische tragfähiger sein als der entsprechend deutsche Markt für ein Massenprodukt. 18 Anders formuliert sind auf lokalen und nationalen Märkten Nischensegmente dann betriebswirtschaftlich von Interesse, wenn sie eine kritische Marktgröße erreichen. Ferner ist hervorzuheben, dass das Bedienen von Marktnischen durch verbesserte Distributionswege und digitale Technologie heute deutlich einfacher zu realisieren ist als noch vor wenigen Jahrzehnten. Aufgrund des Internets können nun Informationen weltweit sehr viel schnellerer und günstiger ausgetauscht werden. Weiterhin haben die wirtschaftlichen und sozialen 16 Klocke und Peters (2003), S. 6 Bürkle (2012), S. 239 18 Vgl. Albach (1997), S. 4 17 8 Entwicklungen in Schwellenländern, voran China, dazu beigetragen, dass sich der wirtschaftliche Einfluss global in bedeutender Weise verschoben hat. 19 Für das Marketing stellt sich in diesem Rahmen gleichwohl die Herausforderung, nationale und internationale Massen- und Nischenmärkte so global wie möglich, sowie so angepasst an die spezifischen kulturellen, sozioökonomischen und individuellen Bedürfnisse wie nötig, zu bedienen. In diesem Kontext ist evident, dass "eine Marktchance für Individualprodukte besteht [...], wenn für den Kunden ein erkennbarer Mehrwert vorhanden ist und er diesen auch wahrnehmen kann. Eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit für kundenbezogene Mengenproduktion ist gegeben, wenn eine Individualisierung über objektiv zu ermittelnde Faktoren erfolgen kann." 20 Zur Modellierung einer effektiven Marketingstrategie ist deshalb drittens unabdingbar, dass das Management über genaue Einblicke verfügt hinsichtlich der anvisierten Kundengruppen und ihrer Vorlieben, Wünsche und Kaufverhalten sowie diese kontinuierlich aktualisiert. Das Marketing sieht sich also in der Verantwortung, durch sukzessive Marktforschungen und Einsichten in die Kundenbedürfnisse, im Zusammenspiel mit den ökonomischen und produktionstechnischen Gegebenheiten des Unternehmens, eine optimale Strategie zu entwickeln, welche allen strategisch relevanten Dimensionen ausreichend Rechnung trägt. Als vierte Herausforderung für das Marketing ist die fortschreitende Globalisierung zu nennen. Immer weniger Großunternehmen in Industrieländern können sich in ihren Geschäftsaktivitäten nur auf den nationalen Markt beschränken. Vielmehr erfordert der globale Wettbewerb eine stärkere grenzüberschreitende Ausrichtung in der Mehrheit der Branchen, was einher geht mit der zunehmenden Internationalisierung der Unternehmen und somit auch des Marketings. Rothenbücher beschreibt in diesem Zusammenhang den Übergang von national fokussierten Unternehmen, über Exporteure und „glocal“ Firmen, bis hin zu multi-globalen Organisationen (siehe Abb. 2). 19 Vgl. Krugman (2009), S. 15 20 Klocke und Peters (2003), S. 11 9 Abb. 2: Entwicklung von nationalen zum multi-globalen Unternehmen21 Dieses Modell geht davon aus, dass in der ersten Stufe eines national fokussierten Unternehmens Firmen die Entwicklung aller ihrer Produkte auf den Heimatmarkt beschränken und auch nur dort ihre Wertschöpfung verorten. Beispiele für Unternehmen in diesem Stadium sind etwa Energieversorger, die Lebensmittelbranche sowie der Dienstleistungsbereich. Orientiert sich ein Betrieb zunehmend in Richtung Ausland agiert er in der Regel zuerst als Exporteur, wobei Produkte an die Zielländer der Ausfuhr etwas angepasst werden. Dies bedeutet ebenso vermehrte Verkäufe in Schwellenländern sowie eine zunehmend globale Beschaffung. In diesem Stadium befinden sich z.B. der Maschinenbau sowie viele Unternehmen der Gesundheitsbranche. Eine noch weiter ausgeprägte Auslandsorientierung führ dazu, dass sich die Organisation zu einem „glocal“ 22 Unternehmen wandelt, welches globale Produktplattformen mit lokalen Anpassungen etabliert. Diese Stufe geht einher mit dem zunehmenden Absatz sowie Beschaffung in Schwellenländern. Die Automobil- sowie Konsumgüterindustrie sind Exempel für solche glocale Wirtschaftsbereiche. Die Mehrheit der Großunternehmen aus Industrieländern wie Deutschland befindet sich in der zweiten oder dritten Stufe der Exporteure oder glocalen Organisationen. Einige Firmen gleichwohl, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe, haben bereits die vierte 21 Übersetzt und leicht adaptiert von Rothenbücher (2010), S. 3 „glocal“ in diesem Kontext ist eine Wortschöpfung, welches sich aus „global“ sowie „local“ (lokal) zusammensetzt. 22 10 Stufe der multi-globalen Unternehmens erreicht. Dieses Stadium setzt voraus, dass unterschiedliche Produkte für spezifische globale Marktsegmente entwickelt werden und diese durch zielführende zusätzliche F&E-, Werbe- und Vertriebsaktivitäten unterstützt werden.23 Es ist evident, dass in einem solchen Umfeld des zunehmenden Drucks auf international agierende Organisationen auch das Marketing in die Pflicht genommen wird, unterstützend hinsichtlich der Förderung des nationalen und internationalen Produktabsatzes zu wirken und Marken auf lokalen und globalen Märkten effektiv zu managen. Welche Best Practice Methoden sich hierzu aktuell bei multinationalen Unternehmen zu beobachten sind, soll im Folgenden genauer diskutiert werden. 2.3. Aktuelle Best-Practice Methoden des Marketingmanagements in multinationalen Firmen Wie die obigen Ausführungen unterstreichen, kommt demnach dem Marketingmanagement in einer Organisation die Aufgabe zu, eine möglichst effektive Vermarktungsstrategie für die Firma zu entwickeln. In diesem Zusammenhang sind insbesondere die Fragen zu beantworten, wo die Abnehmerschwerpunkte gesetzt („Welche Abnehmer sollen vorranging bedient werden?“), wie Wettbewerbsvorteilen auf- und ausgebaut („Wie müssen wir uns im Wettbewerb verhalten?“) sowie Produktschwerpunkte gesetzt („Welche Produkte sollen vorrangig verkauft werden?“) werden sollten.24 Während diese Fragen schon sich für eine relativ kleine Organisation mit einem überschaubaren Produktportfolio relativ simple beantworten lassen, so wächst die Schwierigkeit mit einem komplexeren Unternehmen und vielfältigen Marktbereichen. Hier gilt es, einen sinnvollen Ausgleich zu finden zwischen der Erzielung von Synergien auf der einen Seite sowie der Anpassung an lokale Gegebenheiten auf der anderen. Wie Adzic betont, sind „multinationale Unternehmen […] aufgrund ihrer über mehrere Regionen verteilten Geschäftstätigkeit, aufgrund ihres Strebens nach bestmöglicher 23 24 Vgl. Rothenbücher (2010), S. 1 ff. Vgl. Steffenhagen (2008), S. 78 11 Anpassung an lokale Besonderheiten und aufgrund der damit einhergehenden Heterogenität der Leistungspalette mehreren Referenzdimensionen ausgesetzt.“25 Abb. 3: Ausgestaltungen der Matrix-Organisation im Vergleich26 Um das Unternehmen insgesamt und die Marketingfunktionen im besonderen effektiv zu managen, setzen aus diesem Grunde eine nicht geringe Zahl multinationaler Firmen so genannte Matrix-Organisationen ein. Diese sind insbesondere dann sinnvoll, wenn mindestens zwei Referenzdimensionen, wie etwa Produkte oder Länder zum Einsatz kommen, eine hohe Informationsverarbeitungskompetenz erforderlich ist und Produkte bzw. Projekte durch gemeinsame Ressourcennutzung miteinander verknüpft werden.27 Für die überwiegende Mehrheit multinational agierender Unternehmen kann angenommen werden, dass dies auf deren Organisation zutrifft. Wie Krallmann et al 25 Adizc (2006), S. 12 Adaptiert von Hobday (2000), S. 877 27 Vgl. Davis und Lawrence (1977), S.11 ff. 26 12 ausführt, wird „bei der Matrix-Projektorganisation […] das der Linienorganisation zugrunde liegende Prinzip der „Einheit der Auftragserteilung“ durchbrochen. Die Mitarbeiter, die die Projektaufgaben durchführen, bleiben auf ihren Stellen in den Fachabteilungen und ihrem bisherigen Vorgesetzten disziplinarisch unterstellt. Die fachliche Weisungsbefugnis gegenüber den am Projekt beteiligten Stellen hat der Projektleiter. Er trägt auch die Gesamtverantwortung für den Projekterfolg.“ 28 Abbildung 3 illustriert exemplarisch einige Ausgestaltungen der Matrix-Organisation. Wie die Darstellung ersichtlich macht, werden Projekte und Produkte in Varianten der Matrix-Organisation nicht nur basierend auf den betroffenen Funktionen gemanagt, sondern beziehen gleichzeitig auch funktionsübergreifend die Produktplanung und – umsetzung mit ein.29 Während durch eine solche Vorgehensweise zwar einerseits die Verwaltung spezifischer Projekte an Komplexität gewinnt, werden auf der anderen Seite Synergien sinnvoll genutzt und Doppelarbeit vermieden. Weiterhin können durch die funktionsübergreifende Zusammenarbeit besser Knowhow und fachrelevantes Wissen geteilt werden. Es ist indes hervorzuheben, dass in der Ausgestaltung einer klassischen Matrix das Marketing nur eine der unternehmerischen Funktionen dar. Im Lichte der maßgeblichen Rolle des Marketings als Treiber der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens ist gleichwohl zu erwägen, diesem Aufgabenbereich noch mehr Tragweite innerhalb der Organisation zukommen zu lassen. Zwar konnte einerseits in den letzten Jahren in vielen Unternehmen ein zunehmender Einfluss des Marketings beobachtet werden. Während sich etwa in der Nachkriegszeit in der Regel die Rolle des Marketings auf die bloße Distribution von Gütern beschränkte, demnach also in erster Linie als Verkaufs- bzw. Vertriebsabteilung agierte, wird Marketing in den meisten Firmen heute als weiterreichende Funktion verstanden, welche auch angrenzende Bereiche, wie etwa Marktforschung, Werbung und Produktplanung, mit umfasst. Oftmals führt dies zur Bildung eines eigenständigen Marketing-Ressorts.30 Eine solche Entwicklung wird insbesondere dadurch gefördert, dass gerade in saturierten Märkten 28 Krallmann et al (2002), S. 123 Vgl. Hobday (2000), S. 877 ff. 30 Vgl. Fritz und Von der Oelsnitz (2006), S. 275 29 13 sich oft einzelne Produkte und ihre Funktionen aus Qualitätssicht kaum voneinander unterscheiden. Umso essentieller wird eine effektiv geplante Marketingbotschaft und – positionierung, welche auch die emotionalen Nutzen einer Marke gegenüber den Konsumenten zielführend kommuniziert. Nichtsdestotrotz wird dem Marketing tatsächlich erst erschöpfend Rechnung getragen, wenn dieser Funktion ihrerseits Teilbereiche des Unternehmens untergeordnet werden, in anderen Worten sich also andere Funktionen an den Vorgaben des Marketings zu orientieren haben.31 Gleichwohl wird diese Stufe der Umsetzung aktuell nur von wenigen führenden Organisationen erreicht. Um indes auch aus betrieblicher Sicht die Gesamtheit der Firma an den Bedürfnissen und Entwicklungen der Absatzmärkte zu orientieren, kann eine solche führende Leitfunktion des Marketings als unabdingbar betrachtet werden. 3. Implikationen der Entscheidung für eine dezentrale bzw. zentrale Marketingorganisation Wie oben ausgeführt, ist die moderne Organisation des Marketingmanagements mit einigen bedeutsamen Herausforderungen konfrontiert. Um sich dieser Problematiken möglichst effektiv anzunehmen, stellt sich die Frage ob die das Marketing dezentral, zentral oder in einer Mischform strukturiert werden sollte. Denn die Art und Weise, wie das Marketingmanagement in das Unternehmen eingegliedert wird, kann sich direkt auf die Effektivität auswirken und somit die Wettbewerbsfähigkeit der Firma beeinflussen. Innerhalb einer zentral organisierten Marketingfunktion werden möglichst wenig, in einer dezentral strukturierten möglichst viele Verantwortungen an niedrigere Ränge und die unterschiedlichen Niederlassungen abgegeben.32 Im Rahmen einer Mischform wird ein Kompromiss zwischen zentralen und dezentralen Verantwortungen, je nach unternehmens- und marktrelevanten Gegebenheiten, getroffen. Jede der jeweiligen Optionen bietet spezifische Vor- und Nachteile, auf welche im Weiteren im Detail eingegangen werden soll. Zur besseren Kontrastierung sollen die entsprechenden 31 32 Vgl. Kotler und Bliemel (2001), S. 1238 ff. Vgl. Pride und Ferrell (2011), S. 50 14 Stärken und Schwächen der jeweiligen Optionen in Bezug auf die folgenden unternehmerischen Strategiedimensionen beleuchtet werden: Kosten: Es ist evident, dass geringere Gesamtkosten der Organisation vorteilhaft sind, da die eingesparten Ressourcen in anderen Bereichen eingesetzt werden können. Demnach ist auch für die Frage der (De-)Zentralisierung darauf zu achten, dass die Koordinationskosten möglichst gering gehalten werden. In diesem Sinne in eine Organisation mit möglichst minimalen Transaktionskosten vorzuziehen. Direkte und indirekte Transaktionskosten beinhalten unter anderem „Aufwendungen für Anbahnung und Planung, Vereinbarung und Durchführung, Kontrolle und Anpassung bzw. Veränderung von arbeitsteiligen Aufgabenerfüllung nach innen und nach außen.“33 Kontrolle: Ebenso ist eine effektive Kontrolle der Marketingfunktion positiv zu bewerten, da diese schnelle und wirkungsvolle Anpassungen ermöglicht. Synergien: Das Marketing muss unter Umständen mit anderen Funktionen der Organisation, wie F&E und Produktentwicklung zusammenarbeiten. Gerade bei multinationalen Markenartiklern können über unterschiedliche Produktfamilien so unter Umständen deutliche Synergien erzielt werden, 34 was sich positiv auf die Kostenperformanz auswirken kann. Strategie: Ferner muss sich das Marketing möglichst reibungslos in die Unternehmensstrategie einfügen und die Ausrichtung der Firma auch auf Funktionsebene produktiv unterstützten. Markenführung: Je nach Unternehmen sind einzelne oder zahlreiche Marken zu managen, welche in ihrer Kommunikation lokal und regional von der Marketingabteilung geplant, umgesetzt und gesteuert werden. Aktuell ist eine stark steigende Markenzahl und –vielfalt zu beobachten, was entsprechende Managementsysteme in den Firmen erforderlich macht. 35 Eine zunehmende Anzahl an Unternehmen hat darüber hinaus realisiert, dass die Pflege globaler 33 Picot (1993), S. 223 Vgl. Kotler (2011), S. 611 35 Vgl. Wenske (2008), S. 1 34 15 Marken positive Verbundeffekte generieren und Synergien ermöglichen kann. Wie Gelbert und Scholz beobachten, „setzt sich auf Top-Management-Ebene die Erkenntnis durch, dass Marke nicht nur etwas ist, was Geld kostet, sondern eine starke Marke ein Wert an sich ist, dem oft ein erheblicher Anteil an der Gesamtwertschöpfung eines Unternehmens zukommt.“36 Auswertung und Berichterstattung: Zur Optimierung der Marketingaktivitäten ist es darüber hinaus notwendig regelmäßig deren Ergebnisse, Erfolge und Herausforderungen zu überwachen. Je nach Marketingorganisation kann sich diese Auswertung und Berichterstattung komplexer oder einfacher gestalten. Internationales Management: Wie oben angesprochen, sehen sich Unternehmen zunehmend mit der Notwendigkeit der Internationalisierung konfrontiert. 37 Es stellt sich folglich die Frage, wie effektiv auch die Marketingorganisation die globalen Bestrebungen der Firma unterstützen kann. Zuerst soll illustriert werden, wie diese Dimensionen im Rahmen der zentralen Marketingstruktur zu bewerten sind. 3.1. Zentrale Marketingorganisation 3.1.1. Vorteile Die Ausgangslage der meisten Betriebe ist in der Regel die zentrale Organisation aller Funktionen. Wird ein neues Unternehmen gegründet, bietet es sich generell an, zuerst alle Geschäftsbereiche fokussiert vom Hauptsitz aus zu steuern. Diese Struktur wird nicht selten bewusst oder unbewusst auch in multinationalen Firmen weitergeführt, was eine primär zentral organisierte Marketingabteilung zur Folge hat. Diese Ausrichtung hat einige plausible Vorteile. Kosten: Eine erste Stärke der zentralen Organisation des Marketings stellt die Tatsache dar, dass diese meist kosteneffektiver ist als die Alternativen.38 Durch die Vermeidung von Doppelarbeit können unter anderem die Ressourcen zentral in der 36 Vgl. Gelbert und Scholz (2008), S. 8 Vgl. Rothenbücher (2010), S. 3 38 Vgl. Ferrell und Hartline (2012), S. 317 37 16 Hauptgeschäftsstelle eingesetzt werden. So ist es etwa möglich, nur relativ wenige Zuständige für die Marketingaktivitäten einzusetzen und auf diese Weise Personalkosten zu sparen. Ebenso wird die optimale Nutzung von Materialien und Maschinen, wie etwa Computer, gewährleistet und die Anschaffung für zahlreiche Niederlassungen vermieden. Weiterhin ist in Branchen und Bereichen, welche einen hohen Kommunikations- und Informationsbedarf aufweisen, eine zentrale Struktur meist vorteilhaft. Dies ist darauf zurückzuführen, dass innerhalb einer solchen Organisation die Transaktionskosten niedrig gehalten werden und die wichtigen Entscheidungen durch einzelne spezifische Ansprechpartner getroffen und umgesetzt werden können. 39 Kontrolle: Auch hinsichtlich der Kontrolle kann die zentrale Marketingorganisation als vorteilhaft bewertet werden.40 Da die Aktivitäten an einem Punkt gebündelt werden, ist es relativ einfach zu überblicken, welche Personen oder Funktionen sich aktuell mit bestimmten Aufgaben beschäftigen und wie der Stand der Projekte zu bewerten ist. Durch diese zentrale Informationssammlung ist es deshalb möglich, weniger aufwändig als in den anderen Strukturoptionen Maßnahmen zu kommunizieren und umzusetzen. Synergien: In vielen Unternehmen werden oftmals Ressourcen zuerst zentral beschafft, welche dann dezentral an die unterschiedlichen Funktionen und Organisationseinheiten, wie Mitarbeiter, Divisionen und Abteilungen, abgegeben werden. Diese Vorgehensweise ist besonders dann vorteilhaft, wenn durch die Bündelung Größen- und Skalenvorteile genutzt werden können, welche durch kleinere Bestellungen nicht zu realisieren sind.41 Beispiele für Bereiche mit oftmals auftretenden Skalenvorteilen sind kostenintensive Organisationsbereiche, wie Forschung und Entwicklung sowie die Rechtsabteilungen, welche vielfältige Ressourcen in Anspruch nehmen. Auch das Marketing arbeitet nicht losgelöst von den anderen Funktionen des Unternehmens, sondern ist vielmehr darauf angewiesen auch mit anderen Abteilungen, primär etwa der Produktentwicklung und – herstellung, dem Vertrieb sowie der strategischen Planung, zu kooperieren. Es ist deshalb notwendig, im Rahmen gemeinsamer Projekten mit den anderen Funktionen möglichst hohe Synergien anzustreben. Auch in dieser Hinsicht kann das zentrale 39 Vgl. Pfeiffer et al (2007), S. 2 Vgl. Feinberg et al (2013), S. 18 41 Vgl. Kräkel (2007), S. 142 40 17 Marketing als sinnvoll bewertet werden, da einzelne Maßnahmen an einer einzigen Stelle gebündelt und so mögliche Verbundeffekte effektiv genutzt werden können. Strategie: In Bezug auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens kann eine zentrale Marketingorganisation je nach konkreter Ausgestaltung hinderlich oder förderlich sein. Denn einerseits ist es im Rahmen dieser Strukturform möglich, übergreifend innerhalb der Firma eine möglichst einheitliche Strategie zu verwirklichen. Generell vorteilhaft für eine Zentralisierung von spezifischen Aspekten sind aufgabenbezogene Größen, wie etwa die strategische Bedeutung und Spezifität der Aufgabe, die Veränderlichkeit, Strukturiertheit bzw. Analysierbarkeit der Aufgabe. 42 Wie jedoch oben bereits diskutiert sehen sich eine steigende Anzahl von Organisationen mit der Herausforderung konfrontiert, ihre Produkte und Marktstrategien nicht auf einen Massenmarkt, sondern vielmehr an etliche kleine Nischenmärkte zu verkaufen sowie ihre Waren hinsichtlich individueller Kundenbedürfnisse als ebenso geographischer Ausrichtungen anpassen zu müssen.43 Betreffend dieser Anpassungen an variantenreiche Marktbedürfnisse gleichwohl erweist sich eine zentrale Organisation als nicht ideal, da durch die gebündelte Ausrichtung eine Umsetzung der jeweiligen lokalen Abstimmungen erschwert wird. Markenführung: Gerade in multinationalen Unternehmen kann davon ausgegangen werden, dass nicht nur einige wenige, sondern vielmehr eine erhebliche Bandbreite unterschiedlicher Marken im Rahmen teilweise vielschichtiger Markenarchitekturen zu managen sind, denn etwa die Ausweitung der Produktportfolios und M&A-Aktivitäten haben in vielen Firmen zu einer steigenden Markenkomplexität geführt. 44 Einerseits kann das zentrale Marketing hierzu einen Beitrag leisten, funktions- und länderübergreifend ein einheitliches Markenbild zu kommunizieren. Andererseits gestaltet sich jedoch innerhalb dieser Struktur eine Anpassung der unterschiedlichen Marken an spezifische Gegebenheiten als eher schwierig. Auswertung und Berichterstattung: Die Effizienz der Auswertung und Berichterstattung kann eindeutig als eine der Stärken der zentralen Marketingorganisation gewertet 42 Vgl. Picot (1993), S. 223 Vgl. Rothenbücher (2010), S. 3 sowie Albach (1997), S. 4 44 Vgl. Esch (2012), S. 503 43 18 werden. Denn da laut Definition im Rahmen einer solchen Struktur die Informationen bereits von Anfang an zentral gebündelt werden,45 ist ebenso eine spätere Auswertung und Evaluierung, beispielsweise für weitere betrieblichen Planungen, auf relativ einfache Weise möglich. Internationales Management: Auch hinsichtlich des internationalen Managements ist zu vermerken, dass eine gebündelte Ausrichtung zwar ein einheitliches Unternehmensbild und eine einheitliche Kommunikation über die geographischen Grenzen hinweg ermöglicht, sich jedoch wie bereits oben erwähnt eine Anpassung an die jeweiligen kulturellen Besonderheiten entsprechend problematischer gestaltet. Wie diese Ausführungen zeigen, besteht die Stärke zentralen Marketings in erster Linie darin Kosten- und Synergie-Effekte gezielt nutzen zu können. Weiterhin erlaubt eine gebündelte Organisation die Kommunikation und Vermittlung eines einheitlichen Markenimages der verschiedenen Produkte und Marken über geographische Ländergrenzen hinweg und vereinfacht von Anfang an eine übersichtliche Kontrolle und Berichterstattung. 3.1.2. Nachteile Gleichwohl sind einige Schwächen der zentralen Organisation nicht zu ignorieren. Wie bereits herausgearbeitet wurde, besteht ein zentraler Nachteil der zentralen Ausrichtung darin, dass Kenntnisse über lokale Besonderheiten nur unzureichend im Stammhaus vorliegen und deshalb eine gezielte Anpassung nur mit Schwierigkeiten möglich ist. Dies ist insbesondere im Kontext einer internationalen Strategie ein nicht zu vernachlässigendes Manko, denn zumindest die Werbung für Produkte und Dienstleistungen ist an lokale Besonderheiten anzupassen und erfordert ein Minimum an dezentraler Steuerung. 46 Weiterhin besteht das Risiko, dass innerhalb einer zentralen Marketingorganisation wenig Bewusstsein über die Herausforderungen der jeweiligen lokalen Niederlassungen herrscht und demnach das Marketing tendenziell basierend auf 45 46 Vgl. Pride und Ferrell (2011), S. 50 Vgl. Kotler (2011), S. 871 19 der Perspektive der Zentrale gemanagt wird, anstatt die Meinungen internationaler Vertretungen einfließen zu lassen. 3.1.3. Mögliche Einsatzbereiche Im Lichte der hier dargestellten Vor- und Nachteile kann demnach festgestellt werden, dass sich die zentrale Organisationen insbesondere für Betriebe eignet, die eine stringente Kostenkontrolle erfordern und/oder nicht über die notwendigen finanziellen Ressourcen verfügen, um zahlreiche internationale Niederlassungen zu unterhalten. Weiterhin ist eine solche zentralisierte Struktur besonders für Unternehmen geeignet, welche ein global möglichst einheitliches Markenimage mit wenigen lokalen Adaptionen umsetzen möchten, entweder weil diese in den ausländischen Teilmärkten nicht erforderlich sind oder das Unternehmen nur einen uniformen lokalen oder regionalen Markt bedient. Folglich eignet sich eine homogene Produktpalette eher für eine zentralisierte Steuerung, und damit ebenso für ein weltweit und regional gebündeltes Marketing.47 Diese Beobachtungen lassen den Schluss zu, dass eine zentrale Marketingorganisationsform für Branchen empfehlenswert ist, welche global einheitliche oder identische Produkte verkaufen, wie etwa die Fastfood-Branche, Finanzdienstleister oder Modeunternehmen. Beispiele für Unternehmen mit einer zentralen Marketingausrichtung sind etwa McDonalds48, Citibank49 und H&M50. Auf der anderen Seite sind Produkte mit ausgeprägten lokalen Besonderheiten, wie etwa die Unterhaltungs- und Konsumgüterbranche, weniger für ein zentrales Marketingmanagement geeignet. 47 Vgl. Pfeiffer et al (2007), S. 2 www.mcdonalds.com 49 www.citibank.com 50 www.hm.com 48 20 3.2. Dezentrale Marketingorganisation Das Gegenstück zur zentralen Struktur stellt die dezentrale Marketingorganisation dar. Dezentralisierung bedeutet in der Regel eine „Bewegung weg von einem Mittelpunkt.“51 Diese Bewegung kann unterschiedliche Sachverhalte betreffen, wie etwa Kompetenzen und Handelsrechte, Standorte der Aufgabenerfüllung sowie Marktkontakte. Der Grundgedanke einer solchen Ausgestaltung ist es dementsprechend, Verantwortlichkeiten so weit wie möglich an die lokalen Niederlassungen abzugeben. Dies erlaubt eine Anpassung an die spezifischen Bedürfnisse der unterschiedlichen Standorte. Im Folgenden sollen einige der relevanten Vor- und Nachteile dieser Struktur beleuchtet werden. 3.2.1. Vorteile Als gegensätzliches Pendant zum zentralen Aufbau der Marketingabteilung geht die dezentralisierte Organisation mit einigen spezifischen Stärken einher. Strategie: Je nach individueller Unternehmensstrategie kann eine dezentrale Funktion unterstützend auf den Firmenerfolg wirken. Insbesondere bei einer Ausrichtung der Firma mit detaillierten und komplexen internationalen Anpassungen an kulturelle Besonderheiten ist eine entsprechende Strukturierung auf Länder- oder Regionsebene unter Umständen zielführend. Zwar kann eine zentrale Organisation dabei helfen, Standardisierungen innerhalb des Unternehmens einfacher durchzuführen. Auf der anderen Seite gleichwohl ist eine dezentralisierte Struktur insbesondere bei wachsender Größe der Firma und mehr Mitarbeitern hilfreich, um Flexibilität zu gewährleisten.52 Markenführung: Ähnliches trifft auf die Markenführung zu. Wenn anzunehmen ist, dass das Markenimage weltweit oder marktübergreifend konsistent kommuniziert werden soll, ist von einer dezentralen Struktur abzuraten. Im Falle von Produkten und Dienstleistungen gleichwohl, welche eine Adaption auch hinsichtlich des Marketings sowie Produktfunktionen und –eigenschaften erfordern, sind in der Regel lokale 51 52 Vgl. Picot (1993), S. 220 Vgl. Pfeiffer et al (2007), S. 2 21 Niederlassungen gefragt, welche anhand ihrer Expertise vor Ort die Marken möglichst sinnvoll positionieren und etwa die Werbung entsprechend koordinieren können.53 Internationales Management: Trotz der offensichtlichen einfacheren Umsetzung einer global standardisieren gegenüber einer lokal adaptierten Marketingbotschaft ist indes nicht zu vergessen, dass in der Tat noch kulturelle und regionale Unterschiede hinsichtlich der Markenwahrnehmung bestehen. Bedeutsame Einflussfaktoren hierzu sind etwa die historische Marktentwicklung, das Käuferverhalten und der Kundenkreis, das Produktportfolio des eigenen Unternehmens sowie der Konkurrenz, sowie preisliche Positionierungsunterschiede. Nicht zuletzt kann sich auch die staatliche Regulierung auf die Möglichkeiten und Beschränkungen von Marketingaktivitäten auswirken. 54 Aufgrund der Marktferne können Entscheidungsträger in der Zentrale diese Aspekte in der Regel weniger umfassend überblicken als die Manager in den dezentralen Niederlassungen. 55 Demnach bietet sich die dezentrale Alternative speziell für jene Firmen an, deren Produkte einerseits international nachgefragt werden, andererseits in ihrem Gebrauch oder ihrer Anwendung kulturbedingt variieren. Aufgabe des Marketings in diesem Zusammenhang ist es, durch relevante Produktanpassungen sowie eine effiziente Markenkommunikation die Vorteile und Nutzen der jeweiligen Produkte oder Dienstleistungen des Unternehmens auf den Zielmärkten bestmöglich zu vermitteln. 3.2.2. Nachteile Andererseits dürfen eine Reihe von Schwächen der dezentralen Organisation nicht ignoriert werden, auf welche im Folgenden eingegangen werden soll. Kosten: Hinsichtlich der auftretenden Kosten ist die dezentrale Struktur vergleichsweise weniger vorteilhaft als die zentrale Alternative zu bewerten. 56 Da eventuell eine beachtliche Anzahl verschiedener Standorte mit den jeweiligen lokalen Teams unterhalten werden muss besteht die Gefahr der Generierung von Doppelarbeit, welche bei anderen Organisations-formen vermeiden werden könnte. Weiterhin ist damit zu 53 Vgl. Kotler (2011), S. 871 Vgl. Thiemer und Schif (2011), S. 451 ff. 55 Vgl. Borchardt (2012), S. 26 ff. 56 Vgl. Ferrell und Hartline (2012), S. 317 54 22 rechnen, dass die Ausstattungen, wie etwa Computer, Einrichtungen und Geräte für alle relevanten Niederlassungen insgesamt höhere Ausgaben verursachen als innerhalb einer zentralen Marketingstruktur. Nur in geringem Ausmaß kann davon ausgegangen werden, beispielsweise durch Niederlassungen in Schwellenländern und die Beschäftigung lokaler Fachleute Personalkosten einzusparen. Zwar können im Vergleich zur Anstellung von gleichrangigen Spezialisten in Industrieländern teilweise niedrigere Gehälter bezahlt werden, gleichwohl die Kostenvorteile der Auslagerung werden in der Regel durch höhere Transaktionskosten wieder aufgewogen. So haben etwa Studien ergeben, dass ca. 4-10% eines international ausgelagerten Teams als Koordinatoren in der Zentrale benötigt werden, um eine reibungslose Kommunikation zu garantieren. 57 Kontrolle: Hinsichtlich der Kontrolle der Marketingabteilung zeigt sich ein geteiltes Bild. Einerseits gestaltet sich die Umsetzung von Planungs- und Kontrollsystemen in dezentralen Organisationen aufwändiger als innerhalb einer zentral aufgebauten Funktion. 58 Andererseits ist es unter Umständen möglich, im Rahmen eines auf Delegation basierenden Aufbaus in den lokalen Niederlassungen die genaue Ausführung spezifischer angepasster Vermarktungsaktivitäten effektiver zu kontrollieren, da zentrale Verantwortungsträger zu marktfernen Entscheidungen tendieren können.59 Dies lässt den Schluss zu, dass abhängig vom notwendigen Ausmaß der lokalen Kontrolle vor Ort auch eine dezentrale Struktur unter Umständen zielführend sein kann, in der Regel allerdings die Kontrolle in einer zentralen Ausgestaltung effizienter ist. Synergien: Was die Erzielung von Synergien betrifft, muss die dezentrale Marketingorganisation als weniger günstig bewertet werden. Dadurch, dass die unterschiedlichen Niederlassungen jeweils voneinander relativ unabhängig ihre Marketingmaßnahmen und Arbeitsaktivitäten durchführen und es an Koordination fehlt, ist davon auszugehen, dass voraussichtlich weniger Synergien und positive Verbundeffekte mit anderen Funktionen genutzt werden können als dies bei einer gebündelten Steuerung möglich wäre.60 Dieser Nachteil ist insbesondere dann relevant, 57 Vgl. Rost (2006), S. 7 Vgl. Pfeiffer et al (2007), S. 2 59 Vgl. Borchardt (2012), S. 26 ff. 60 Vgl. Simon (2010), S. 183 58 23 wenn die Marketingabteilung in einem spezifischen Unternehmen eine komplexe Bandbreite von Projekten in Kooperation mit anderen Abteilungen durchzuführen hat. Andererseits kann diese Schwäche eher vernachlässigt werden, falls die Marketingfunktion innerhalb der Firma in erster Linie nur kommunikative Aufgaben hinsichtlich der Vermarktung der Produkte an die End- und Geschäftskunden umsetzt, demnach das Potential für Synergien eher gering ausfällt. Auswertung und Berichterstattung: Generell ist für die Auswertung und Berichterstattung innerhalb einer dezentralen Struktur schwieriger als im Rahmen der gebündelten Organisation. 61 In dieser Hinsicht ist demnach die Dokumentation der Ergebnisse und Implementierung der Marketingaktivitäten als eine der Schwächen des delegierenden Aufbaus zu betrachten. Allerdings ist ebenso zu berücksichtigen, dass bei einer dezentralen Strukturierung aufgrund der Kundennähe unter Umständen ein genaueres und fundiertes Know-how vorliegt hinsichtlich der Ursachen für Erfolge und Herausforderungen der lokalen Teilmärkte. 62 Es sollte demnach nicht vernachlässigt werden, dass zwar einerseits sich die Datenerhebung und Dokumentation etwas aufwändiger gestaltet innerhalb der dezentralen Struktur, indes die Qualität der gewonnenen Informationen durch die jeweiligen lokalen Niederlassungen unter Umständen höher ist als bei der oberflächlichen globalen Analyse von Seiten der Zentrale. 3.2.3. Mögliche Einsatzbereiche Wie die obigen Schwächen und Stärken eines dezentralen Aufbaus illustrieren, ist diese Alternative in der Regel dann zu empfehlen, wenn ausführliche lokale Anpassungen sowie eine detaillierte Analyse vor Ort notwendig ist. Auch die zunehmende Abkehr von zentraler Unternehmenskommunikation und eine geforderte Flexibilisierung der Angebots- und Leistungsvorgaben sprechen für eine dezentrale Organisation des Marketings.63 Weiterhin kann die Beschaffenheit des Marktes eine Rolle spielen. Eine dezentralisierte Entscheidungsfindung eignet sich insbesondere für dynamische 61 Vgl. Bareis (2014), S. 6 Vgl. Simon (2010), S. 183 63 Vgl. Borchardt (2012), S. 72 62 24 Marktverhältnisse, da so schneller lokale Beschlüsse getroffen und umgesetzt werden können. Gerade bei vielen verschiedenen Auslandsstandorten und der daraus erwachsenden komplexen Organisationsstruktur kann eine dezentralisierte Struktur hilfreich sein, grenzüberschreitend effektiv zu arbeiten.64 Weiterhin fallen die Nachteile dieser Strukturform dann weniger ins Gewicht, wenn die Kosten der Organisation weniger ausschlaggebend, etwa im Bereich von Produkten mit hohen Profitmargen und/oder in Abteilungen mit beschränkten potentiellen Synergien im Rahmen funktionsübergreifender Projekte. Entsprechend ist davon auszugehen, dass sich beispielsweise für kundenspezifisch angepassten Produkte, wie etwa Softwarelösungen, sowie betreuungs- und beratungsintensiven Bereichen, z.B. dem Finanz- und Versicherungssektor und komplexen Dienstleistungen, sich eine dezentrale Marketingfunktion bewähren sollte. Selbst wenn auf den ersten Blick durch eine delegierte Struktur zusätzliche Kosten entstehen, sind voraussichtlich in diesen Bereichen die generierten Mehrwerte und daraus resultierende Kundenzufriedenheit höher zu bewerten als die notwendigen Aufwendungen. 3.3. Mischformen der dezentralen sowie zentralen Organisationen Drittens sind Mischformen der dezentralen sowie zentralen Marketingstruktur zu nennen. Eine vollkomme Zentralisierung kann in ihrer Extremausführung als eine Organisation verstanden werden, in welcher alles selbst ausgeführt wird, also die Autorität und Verantwortung bei einer Zentrale konzentriert wird. Die extreme Ausgestaltung der Dezentralisierung bedeutet die vollkommene Autonomie und Selbstverantwortung vieler Aufgabenträger, koordinieren. 65 welche sich untereinander oftmals gleichberechtigt selbst Gleichwohl werden sich die wenigsten Unternehmen für einen solchen extremen Aufbau ihrer Struktur entscheiden. Vielmehr, wie Picot unterstreicht, handelt es sich bei der Problematik der (De-)Zentralisierung nicht um ein „entweder-oder“, sondern um die angemessene Mischung zentraler und dezentraler Elemente. 66 Denn einerseits würde eine extreme Ausgestaltung der zentralen Organisation an der eigenen 64 Vgl. Pfeiffer et al (2007), S. 2 Vgl. Picot (1993), S. 220 66 Vgl. Ibidem, S. 222 65 25 Überforderung zerbrechen, auf der anderen Seite ist innerhalb einer rein dezentralen Struktur eine einheitliche Strategieumsetzung kaum zu realisieren. Ergo wird in der Mehrzahl der Unternehmen voraussichtlich eine Mischform der (De-)Zentralisierung umgesetzt, welche in ihrer Ausgestaltung kontinuierlich variieren kann. Zentral Projekt- und Zeitmanagement Agenturkontakt Ein Ansprechpartner Kampagnenplan Messung der Kampagne Qualität der Kampagnen KPIs Agentur/Mitarbeiter Kosten und Controlling Steuerung Einsatz Budgetverschiebung Agenturkosten Medienbuchung Ein zentraler Plan Weltweit einheitliche Software, gleiche Standards und Datensätze Globale Sicht möglich (Markentwicklung, Kommunikationsführung) Dezentral Viele Ansprechpartner, viele Agenturen Viele Pläne Je Land unterschiedliche Software, Standards und viele inkompatible Datensätze Nur lokale, nationale Messung möglich oder sehr hoher Aufwand für globale Sicht Messung einheitlicher KPIs weltweit Qualifikationen transparent, Marketing Knowhow auf HQLevel Je Land andere KPIs (oder keine) Unklare Qualifikationen bei lokalen Agenturen, Knowhow und definierte Standards oft nicht vorhanden, Qualifikation der lokalen Mitarbeiter meist nicht im Marketing Ein zentrales Budget differenziert auf diverse Marketing-Kanäle verteilt, Budgetplan Zielorientierter Einsatz (z.B. Leads, Markenbekanntheit), da nicht an nationale Grenzen gebunden Möglich (weltweit) u.U. höhere Servicekosten Bessere Konditionen bei Buchung globaler Anbieter, weltweite Buchung über Grenzen hinweg Viele Budgets (in vielen Ländern), wenig Differenzierung (Budgets oft zu klein) Budget wird verbraucht – national ausgeschöpft auch wenn der Markt dies nicht hergibt Nicht möglich Geringere Servicekosten Nur lokal mit schlechteren Konditionen für kleine Budgets, kein Verhandlungsspielraum und kein Pooling der Ressourcen. Tab.1: Gegenüberstellung zentrales vs. dezentrales Marketing bei Auslagerung an Agenturen67 67 Adaptiert von Bareis (2014), S. 6 26 Eine mögliche Option hierzu stellt etwa auch der Einsatz von Agenturen dar. 68 Durch die Beauftragung einer lokalen Marketingagentur kann das Unternehmen unter Umständen ohne den Aufbau komplexer lokaler Kapazitäten auf spezifisches Wissen zugreifen und so notwendige Anpassungen hinsichtlich der Marketingbotschaft realisieren. Beim Einsatz von Agenturen werden Teilbereiche der Marketingmaßnahmen nicht von der produzierenden Firma selbst durchgeführt, sondern an externe Anbieter abgegeben. Eine solche Vorgehensweise ist insbesondere dann zielführend, wenn etwa die Niederlassungen der Firma selbst zu klein sind um eine eigene Marketingabteilung zu unterhalten. Jedoch stellt sich auch hier die Frage einer zentralen oder dezentralen Ausrichtung, da zumindest die Agentur durch entsprechende Ansprechpartner im Unternehmen in den Marketingprozess eingebunden werden muss. Tab. 1 stellt die wichtigsten Aspekte beider Ausgestaltungen im Lichte des Projekt- und Zeitmanagements, der Qualität der Kampagnen sowie der Kosten und des Controllings dar. Bei dieser Gegenüberstellung wird deutlich, dass der Budgetrahmen eine relevante Rolle in der Entscheidung für oder gegen eine Agentur spielt. Ist das lokale Budget bei einer dezentralen Kommunikation nicht angemessen, werden die tatsächliche Marktwirkungen der Maßnahmen mitunter relativ gering ausfallen. Eine sorgfältige Planung und Abwägung der Alternativen ist folglich auch im Kontext der Marketingorganisations-Mischformen geboten. 4. Entwicklung eines Entscheidungsmodells für eine dezentrale bzw. zentrale Marketingorganisation in multinationalen Unternehmen 4.1. Charakterisierung der Entscheidungsfindung im betrieblichen Kontext Wie die oben vorgestellte Kontrastierung der (De-) Zentralisierungsoptionen unterstrich, ist die Entscheidung für oder gegen eine (de)zentrale Organisation keine triviale und sollte eine Bandbreite unterschiedlicher Dimensionen berücksichtigen. Es stellt sich die Frage, wie genau der entsprechende Entscheidungsprozess im Unternehmen abzulaufen hat, um zu einem rationalen und betriebswirtschaftlich sinnvollen Entschluss hinsichtlich dieser Problematik zu kommen. Im Folgenden soll hierzu ein 68 Vgl. Bareis (2014), S. 1 ff. 27 Entscheidungsmodell entwickelt werden, welches basierend auf dem jeweiligen spezifischen Notwendigkeiten und Prioritäten einer empirischen Firma durch den Entscheidungsprozess führen kann. Die betriebswirtschaftliche Forschung bietet in diesem Zusammenhang eine Reihe von Methoden und Theorien zur Entscheidungsfindung, welche bei der praktischen Umsetzung zielführend sein können. Zur Untersuchung einer Entscheidungssituation ist zuerst ein Entscheidungsumfeld notwendig. Dieses besteht aus:69 Einem Aktionenraum, der die Menge der zur Verfügung stehenden Aktionen definiert. Einem Zustandsraum, wobei jeder Zustand eine spezifische Zusammenstellung aller maßgeblichen Umweltdaten ausmacht. Einer Ergebnisfunktion, welche den Zusammenhang zwischen Entscheidung und Resultat festlegt. Zur Entwicklung von rationalen Entscheidungen ist darüber hinaus Klarheit hinsichtlich der angestrebten Ziele notwendig. Die Sammlung von Informationen in Bezug auf die Ziele eines Individuums basiert auf zwei grundsätzlichen Ansätzen: Die erste Methode stellt die direkte Befragung der Person über seine Ziele dar. Gleichwohl gerade in komplexen Situationen ist sich unter Umständen ein Individuum nicht vollkommen bewusst, welche Endziele angestrebt werden, da diese durch unbewusste oder emotionale Faktoren überlagert werden können. Die zweite Methode leitet deshalb die Ziele basierend auf bisherigem Verhalten an: falls sich eine Person in der Vergangenheit in einer Wahlsituation auf eine spezifische Weise verhielt, kann dies Rückschlüsse auf ihre Intentionen geben. Jedoch lässt sich in diesem Kontext einwenden, dass Entscheidungen der Vergangenheit nicht zwingenderweise auch für zukünftige Beschlüsse zieladäquat sind.70 Darüber hinaus liegen je nach Entschlusssituation über ähnliche Situationen der Vergangenheit keine nutzbaren Daten vor. Grundsätzlich lassen sich für Entscheidungssituationen objektive sowie subjektive Rationalität unterscheiden. Die erste liegt vor, wenn das Situationsbild des Entscheiders 69 70 Vgl. Rommelfanger und Eickemeier (2001), S. 12 Vgl. Laux et al (2012), S. 18 28 mit der Wirklichkeit und seinen Informationen über die Realität übereinstimmt, von subjektiver Rationalität hingegen wird gesprochen, wenn die Entscheidung basierend auf den subjektiv wahrgenommenen Informationen des Entscheiders optimal getroffen wurde. Es ist in diesem Kontext jedoch erwähnenswert, dass aufgrund der begrenzten vorhandenen Information in praktischen Entscheidungssituationen fast nie objektive Rationalität angenommen werden kann.71 Die Schwerpunkte der betrieblichen Entscheidungstheorie werden unterteilt in die so genannte deskriptive sowie präskriptive Theorie, wobei sich letztere unter anderem mit den Regeln für die Explikation individueller Zielsysteme, Entscheidungsmodellen und Strukturempfehlungen für die Modellkonstruktion befasst (siehe Abb. 4). Um für praktische betriebliche Entschlusssituationen von Wert zu sein, muss grundsätzlich „eine vollständige Theorie der betrieblichen Entscheidungen […] nicht nur die Entscheidungsprozesse beschreiben und erklären, die tatsächlich ablaufen, sondern auch diejenigen, die bei den gegebenen Bedingungen und Verhaltensweisen ablaufen könnten. Im Sinne einer reinen Wissenschaft ist zwar die Erkenntnis über den Istzustand der Realität interessant, aber ebenso auch die Erkenntnis über mögliche andere Zustände und die Bedingungen ihres Eintretens.“72 Abb. 4: Forschungsschwerpunkte der Entscheidungstheorie73 71 Vgl. Rommelfanger und Eickemeier (2001), S. 3 Vgl. Kahle (2001), S. 24 73 Laux et al (2012), S. 16 72 29 Im Folgenden sollen nun kurz die Unterschiede zwischen den deskriptiven sowie präskriptiven Ansätzen sowie deren Einbindung in ein Entscheidungsmodell diskutiert werden. Präskriptive Entscheidungstheorie Wie der Begriff der präskriptiven Entscheidungstheorie bereits andeutet „will eine so verstandene Entscheidungstheorie dem Menschen vorschreiben, wie er sich zu verhalten hat, damit er im Rahmen seiner Ziele bestmöglich oder anders ausgedrückt „rational“ handelt.“74 Anders ausgedrückt geht die präskriptive Entscheidungstheorie der Frage nach, wie entsprechend einer subjektiv formalen Rationalität in einer gegebenen Entscheidungssituation Entscheidungen optimal zu treffen sind. 75 Die deskriptive Entscheidungstheorie widmet sich in erster Linie der Problematik wie Entscheidungen in der Realität getroffen und warum sie so und nicht anders getroffen werden76 sowie wie das Entscheidungsverhalten der Menschen sein sollte, wenn diese bestimmte Ziele bestmöglich erreichen werden wollen.77 Zur Untersuchung von präskriptiven Entscheidungen werden einem Untersuchungsindividuum unterschiedliche Wahlmöglichkeiten, generell hypothetische Entscheidungsprobleme vorgelegt und beobachtet, wie sich die Person tatsächlich verhält. Basierend auf den getätigten Entscheidungen können dann Rückschlüsse auf das Zielsystem der Entscheider gezogen werden. 78 Die Entscheidung selbst orientiert sich dabei aus Vereinfachungsgründen an dem Idealbild eines Homo Oeconomicus, der über eine unbegrenzte Informationsverarbeitungskapazität verfügt und stets rational den optimalen Zielerreichungsgrad anstrebt,79 demnach wird von einer subjektiv formalen Rationalität in einer gegebenen Entscheidungssituation für den Entscheider ausgegangen. 80 Es kann deshalb festgestellt werden, dass sich präskriptive Theorien nicht mit der Abbildung der 74 Saliger (2003), S. 1 Vgl. Rommelfanger und Eickemeier (2001), S. 3 76 Vgl. Bamberg und Coenenberg (2000), S. 4 77 Vgl. Heinen (1969), S. 209 78 Vgl. Laux et al (2012), S. 18 79 Vgl. Rommelfanger und Eickemeier (2001), S. 2 80 Vgl. Ibidem, S. 3 75 30 Realität befassen, sondern vielmehr Verhaltensempfehlungen im Falle unterschiedlicher alternativer Optionen liefern. 81 Vor Deskriptive Entscheidungstheorie Einbeziehung von verhaltenswissenschaftlichen Erkenntnissen war die betriebswirtschaftliche Entscheidungstheorie basierend auf präskriptiven Ansätzen gleichwohl oftmals sehr realitätsfern, da diese in vielen Fällen nur noch aus theoretischen Kalkülmodellen bestand. 82 Aus diesem Grunde ist in den letzten Jahren zunehmend eine Betonung von deskriptiven Aufgaben der Entscheidungstheorie zu beobachten. Die deskriptive Entscheidungstheorie befasst sich vor allem mit der Frage „wie werden Entscheidungen in der Realität getroffen und warum werden sie so und nicht anders getroffen?“83 Es handelt sich um Aussagesysteme, welche die Wirklichkeit akkurat beschreiben und erklären sollen. In diesem Sinne haben deskriptive Theorien zum Ziel Entscheidungen in einer Situation möglichst korrekt prognostizieren zu können. Unter anderem werden hierzu unterschiedliche Fragen behandelt, wie etwa die Bildung eines Wahrscheinlichkeitsurteils von Individuen, Vollzug der Zielbildung und Veränderungen der Ziele innerhalb des Entscheidungsprozesses, Risikoeinstellungen von Entscheidern und Ablauf der Informationsbeschaffung. Es wird sich hierbei weniger mit Rationalität auseinandergesetzt, als vielmehr der Frage, wie Einzelpersonen tatsächlich in einer spezifischen Situation entscheiden. Durch die Darstellung und Analyse des Entscheidungsprozesses jedoch ist es indirekt möglich, die Qualität der Entscheidungen zu verbessern, da sich Entscheider durch eine umfassende Analyse anhand deskriptiver Modelle über irrationale, im Prozess auftretende Faktoren besser bewusst werden und diese vermeiden können. 84 Für die Entwicklung eines Entscheidungsmodells hinsichtlich der Bewertung von Alternativen für eine Marketingstruktur sollten demnach im Idealfall sowohl Aspekte der deskriptiven als auch präskriptiven Entscheidungsfindung zum Einsatz kommen um 81 Vgl. Laux et al (2012), S. 16 Vgl. Kahle (2001), S. 24 83 Bamberg und Coenenberg (2000), S. 4 84 Vgl. Ibidem, S. 17 82 31 bei der Ausarbeitung des betriebswirtschaftlichen Bewertungsmodells möglichst subjektive und irrationale Entschlüsse zu umgehen. Wie ein solches Entscheidungsmodell aussehen könnte, soll im nächsten Unterpunkt diskutiert werden. 4.2. Aufbau eines Entscheidungsmodells Ein Entscheidungsmodell kann definiert werden „als ein modellartiges Bild eines Entscheidungsproblems […], das in seiner einfachsten Form eine Alternativenmenge X und eine auf dieser definierte Zielfunktion z(x) enthält. Die Elemente x ∈ X sind die zur Auswahl stehenden Handlungsmöglichkeiten; sie werden oft als zulässige Lösungen bezeichnet.“ 85 Zur Entwicklung eines Entscheidungsmodells hinsichtlich der Organisation des Marketings lassen sich sowohl deskriptive als auch präskriptive Elemente kombinieren. Zuerst sollte anhand der deskriptiven Entscheidungsuntersuchung bestimmt werden, wann und warum sich Unternehmen für eine dezentrale oder zentrale Struktur ihres Marketings in der Vergangenheit entschieden haben.86 Einige Studien haben sich der Frage einer dezentralen vs. zentralen Organisation gewidmet und im Detail deren Vor- und Nachteile, sowohl für Unternehmen als auch sonstige Organisationen zusammengefasst. 87 Während diese Studien die mit den jeweiligen Strukturentscheidungen einhergehenden Möglichkeiten und Risiken darstellen, so wird andererseits ebenso offensichtlich, dass die eine optimale Marketingstruktur nicht existiert. Bedauerlicherweise existieren nach bestem Wissen des Autors darüber hinaus bisher keine Studien, welche einen konkreten Entscheidungsprozess für die Alternativenbewertung hinsichtlich einer dezentralen, zentralen oder hybriden Marketingstruktur eines Unternehmens vorschlagen. Es ist deshalb notwendig, im Sinne eines präskriptiven Modells für den Einsatz in dieser Arbeit ein eigenes Entscheidungsmodell zu entwerfen. In der betriebswirtschaftlichen 85 Albers (1980), S. 124 Aufgrund des beschränkten Rahmens dieser Arbeit ist es leider nicht möglich, tatsächliche empirische Umfragen hinsichtlich dieser Fragestellung durchzuführen. Gleichwohl lässt die im Kapital 3. zitierte betriebswirtschaftliche Literatur Schlüsse hingehend von Tendenzen zu, wie etwa der Entscheidung für eine dezentrale Struktur für notwendige internationale Anpassungen und Flexibilität, sowie einer zentralen Struktur für einfachere Kontrolle und Erzielung von Synergien. 87 Vgl. Harris und Ogbonna (2003), S. 483 ff, Picot (1993), S. 217 ff, Jarzabkowski (2002), S. 5 ff. 86 32 Literatur finden sich unterschiedliche Möglichkeiten für die Ausgestaltung von Entscheidungsmodellen, wie etwa oder Gewichtungskonzepte. 88 Entscheidungsbäume, computergestützte Modelle Für den vorliegenden Fall dieser Arbeit soll ein gewichtetes Evaluationsmodell entworfen werden, welches auch ohne komplexe Computerprogramme eingesetzt werden kann, gleichzeitig jedoch Raum für die individuelle Anpassungen und einfache Adaptionen an organisatorische Spezifikationen erlaubt. Ein Konzept, welches diesen Anforderungen gerecht wird, ist die sogenannte Balanced Scorecard, welche nun für den vorliegenden Fall der Entscheidung einer (de)zentralen Marketingorganisation entworfen werden soll. Dieses Instrument kann dabei dienen, auf rationale Weise die Prioritäten eines Unternehmens zu strukturieren und unterschiedliche Optionen durchzuspielen. In diesem Sinne kann die Balanced Scorecard als eine wertvolle Entscheidungshilfe hinsichtlich strategischer und operativer Beschlüsse dienen. 4.3. Entwicklung einer Balanced Scorecard zur Optimierung einer internationalen Marketingorganisation Die Vorgehensweise zur Modellierung einer Balanced Scorecard lässt sich in fünf Unterstufen einteilen: „Auswahl relevanter Beurteilungskriterien. Gewichtung der Kriterien nach ihrer relativen Bedeutung hinsichtlich des Hauptziels. Messung des Erfüllungsgrades der einzelnen Kriterien durch jede Alternative, wobei jedem Erfüllungsgrad ein Punktwert zugeordnet wird. Zusammenfassung der einzelnen Punktwerte je Kriterium zu einem Gesamtnutzenwert für jede Alternative. Bildung einer Rangfolge der Alternativen und Auswahl der Alternative mit dem höchsten Gesamtnutzenwert.“89 88 Vgl. u.a. Menges (1969), S. 75 ff., Todd und Benbasat (1992), S. 373, sowie Kaplan und Norton (1996), S. 7 89 Gerberich et al (2006), S. 242 33 Zuerst ist demnach zu klären, welche Faktoren als Input (x) gewählt werden sollten. Diese Faktoren stellen Dimensionen dar, welche bei der Entscheidung für eine spezifische Marketingstruktur abgewogen werden müssen. Basierend auf den unterschiedlichen Vor- und Nachteilen der zentralen und dezentralen Struktur90 sollen exemplarisch folgende Indikatoren gewählt werden: Kosten Kontrolle Markenführung Synergien Internationale Anpassungen Auswertung/Berichterstattung Es kann davon ausgegangen werden, dass jeder dieser Faktoren bei der Entscheidungsfindung innerhalb eines Unternehmens eine Rolle spielt, gleichwohl sich die Relevanz der einzelnen Aspekte von Organisation zu Organisation unterscheidet. Es ist folglich sinnvoll, innerhalb des Modells anhand einer prozentualen Gewichtung den jeweiligen Einfluss der Faktoren zu berücksichtigen (siehe Tab. 2). Die Summe dieser Gewichtungen hat insgesamt 100% zu ergeben. 90 Siehe Kapitel S. 3 34 Dimension der Bewertung Gewichtung Kosten Kontrolle Markenführung Synergien Internationale Anpassungen Auswertung/Berichterstattung X% X% X% X% X% X% 100% Zu bewertende Struktur Bewertung 110 Gewichtete Bewertung Gesamtsumme Eignungsgrad Tab. 2: Exemplarische Darstellung des Balanced Scorecard Modells91 Im nächsten Schritt müssen jeweils die zur Wahl stehenden Marketingstrukturen entsprechend der Faktoren bewertet werden. In vorliegenden Modell wird eine Skala von 1 – 10 verwendet, mit 1 als niedrigste Bewertung (z.B. für den Faktor Kontrolle 1 = extrem niedrige Kontrolle sowie 10 = extrem hohe Kontrolle). Nach der Evaluierung der einzelnen Faktoren in jeder zur Wahl stehenden Marketingorganisation werden diese im darauf folgenden Schritt multipliziert und die Summe aller bewerteten Faktoren berechnet. Bereits ein Vergleich der Summenergebnisse gibt einen Hinweis auf die umfassende Eignung unterschiedlicher Organisationsoptionen, es lässt sich indes noch anhand eines Dividierens durch 1000 die jeweilige prozentuale Leistungsfähigkeit des Modells als Eignungsgrad darstellen.92 Das oben vorgestellte Entscheidungsmodell ist mit einigen spezifischen Stärken und Schwächen verbunden, welche im Rahmen eines potentiellen Einsatzes dieses Instruments abgewogen werden müssen. Die Vorteile der Balanced Scorecard beinhalten unter anderem die folgenden: Einfachheit und Transparenz Ein erster Pluspunkt stellt die Tatsache dar, dass es sich bei diesem Konzept um ein ausgesprochen einfaches, transparentes Modell handelt. Es werden zur Berechnung keine komplexen Computersysteme benötigt. Da der Entscheidungsweg auch für 91 Eigene Darstellung, basierend auf im Text vorgestellten Prozess In diesem Modell wird die am wenigsten geeignete Variante einer Marketingstruktur den Eignungsgrad 0, die bestmögliche Struktur den Eignungsgrad 100 erzielen. 92 35 fachfremde Manager einleuchtend ist, können anhand des Modells auch andere Funktionen und Verantwortliche innerhalb des Unternehmens einfacher von der strategischen Wahl für oder gegen eine Struktur überzeugt werden, was sich bei alternativen, komplizierten und wenig transparenten Entscheidungsprozessen schwieriger gestalten könnte. Möglichkeit individueller Anpassung Ein weiterer entscheidender Vorteil dieses Entscheidungssystems besteht darin, dass es sich ausgesprochen schnell anpassen und auf den individuellen Fall eines Unternehmens abstimmen lässt. Darüber hinaus können sowohl qualitative als auch quantitative Kriterien in die Evaluation einfließen. 93 Durch die Gewichtung kann außerdem dem Tatbestand Rechnung getragen werden, dass manche Kriterien im unternehmerischen Einzelfall maßgeblicher als andere sein werden, wobei durch eine simple Sensitivitätsanalyse unterschiedliche Szenarien durchgespielt werden können. 94 Durch die Eingabe von zusätzlichen Entscheidungsfaktoren kann das Modell jederzeit einfach erweitert werden und erweist sich somit als sehr flexible und vielseitig einsetzbar.95 Option des Vergleichs unterschiedlicher Systeme und Erstellung einer Rangfolge Drittens ist dieses System insbesondere dann geeignet, wenn drei oder mehr Varianten einer Marketingorganisation mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen kontrastiert werden sollen. Es ist beispielsweise denkbar, dass das Unternehmen nicht nur eine, sondern mehrere hybride Varianten des Marketings zur Wahl hat, welche durch ein solches Modell umfassend evaluiert und in eine Rangfolge basierend auf betrieblichen Prioritäten gebracht werden können. Während sich folglich das oben vorgestellte Gewichtungsmodell in vieler Hinsicht als anpassbar und einfach einsetzbar gestaltet, sollte indes ebenso auf die Beschränkungen des Systems hingewiesen werden, zu denen u.a. Aspekte zählen wie: 93 Vgl. Kreutzer (2009), S. 224 Vgl. Verzuh (2003), S. 81 95 Vgl. Bergmann und Garrecht (2008), S. 135 94 36 Subjektivität der Ergebnisse Erstens liefert das Bewertungsmodell einerseits eine elegante, quantitative Lösung für das Entscheidungsproblem, es besteht allerdings die Gefahr die Subjektivität mancher Variablen innerhalb des Modells zu übersehen. Obwohl das System als Resultat einen klaren Eignungswert angibt, ist das Ergebnis mit Vorsicht zu interpretieren, denn es besteht das Risiko der Scheingenauigkeit. Sowohl die Entscheidungsfaktoren als auch ihre Gewichtung selbst müssen von einem bearbeitenden Manager festgelegt werden. Dieser unterliegt jedoch per Definition einer gewissen Subjektivität hinsichtlich jeder betrieblichen Fragestellung.96 In anderen Worten kann nicht davon ausgegangen werden, dass dieser unter komplett formaler Rationalität handelt, sondern vielmehr bestenfalls subjektive Rationalität vorliegt. Dies bedeutet ebenso, dass unter Umständen unternehmenspolitische, persönliche oder emotionale Faktoren unbewusst in die Ausgestaltung des Modells und somit die Lösung einfließen, was potentiell zu einem suboptimalen Ergebnis führen könnte. Unter Umständen bietet sich deshalb die Bewertung durch mehrere Personen an, wobei durch die Verdichtung der jeweiligen subjektiven Evaluierungen auch schwer quantifizierbare Einschätzungsfaktoren einfließen können.97 Risiko gleichhoher Bewertung verschiedener Entscheidungsoptionen Zweitens besteht das Risiko, dass das Evaluationssystem keine eindeutige Lösung liefert. So ist beispielsweise denkbar, dass sich trotz unterschiedlicher Bewertungen je Faktor durch die Gewichtung am Ende ein gleich hoher Eignungsgrad für zwei oder mehr Optionen ergibt, das Modell also folglich nur die Aussage liefert, dass diese in Anbetracht ihrer jeweiligen Vor- und Nachteile in der Gesamtbewertung gleich gut geeignet sein sollten. In diesem Fall ist es notwendig, durch die Erweiterung des Modells mit anderen Faktoren eine eindeutige Lösung zu berechnen. Eine zusätzliche Problematik stellt die Tatsache dar, dass „Kompensationen durch sehr hohe oder sehr niedrige Teilpunktzahlen […] nicht ersichtlich [sind], womit stark profilierte und stark 96 97 Vgl. Rommelfanger und Eickemeier (2001), S. 3 Vgl. Kreutzer (2009), S. 224 37 geglättete Bewertungsmuster zum gleichen Gesamtpunktwert führen können.“ 98 Da es sich um ein lineares Modell handelt, wird davon ausgegangen, dass sich die jeweiligen Faktoren unabhängig voneinander zeigen. Zwar können eine große Bandbreite von Indikatoren angegeben werden, die allerdings im Einzelfall als Resultat aufgrund der geringen Gewichtung potentiell kaum Einfluss auf das Endergebnis haben. 99 Trotz dieser Beschränkungen ist davon auszugehen, dass das oben vorgeschlagene Gewichtungsmodell eine erste hilfreiche Grundlage zur Entscheidungsfindung bezüglich einer Marketingstruktur darstellt. Im nächsten Kapitel nun soll das Bewertungsmodell auf den empirischen Fall des Unternehmens Procter & Gamble angewandt und der Frage nachgegangen werden, welche Art der Marketingstruktur für diese globalen Konsumgüterhersteller unter den vorgegebenen Prämissen zweckdienlich sein könnte 5. Der empirische Fall der Konsumunternehmens Procter & Gamble: Globales Marketing unter Berücksichtigung lokaler Anpassungsnotwendigkeiten 5.1. Unternehmensgeschichte und Geschäftsmodell Zur angemessenen Untersuchung des Unternehmensfalls ist zuerst ein Blick auf die Geschichte und das Geschäftsmodell der Firma geboten. Bei Procter & Gamble handelt es sich um ein eindrucksvolles Beispiel eines international erfolgreichen Unternehmens, welches für zahlreiche Marken wie Markennamen wie Ariel, Pampers, Pringles, Olay und Pantene in der Pflege-, Reinigungs- und Lebensmittelbranche bekannt ist. Seit mehr als einem Jahrhundert zählt Unternehmen weiterhin zu den größten Werbekunden der Welt.100 Dies unterstreicht, dass es sich eindeutig um eine Organisation mit einer sehr effektiven Marken- und Marketingstrategie handelt. Das Unternehmen Procter & Gamble wurde bereits 1837 in Cincinnati, USA, gegründet. Zuerst produzierte der Betrieb einfache Seifen und Kerzen, welche zuerst nur lokal, bald jedoch auch national, vertrieben wurden. Im Jahre 1890 gehörten schon 30 verschiedene Arten von Seifen, wie auch die bekannte Marke „Ivory“ ins Produktportfolio des damaligen 98 Hoffmann (2012), S. 105 Vgl. Verzuh (2003), S. 81 100 Vgl. Dyer et al (2004), S. 1 99 38 Seifenherstellers. 101 P&G nutzte frühzeitig den Einfluss der Reklame, beispielsweise durch vollkolorierte Werbeanzeigen in nationalen Zeitschriften und Zeitungen. Dieser Marketingansatz führte dazu, dass die Nachfrage nach den Produkten des Unternehmens national kontinuierlich stieg und zur Anpassung der Produktionskapazitäten auch in anderen Städten, wie etwa Kansas und Ontario, Kanada, neue Fabriken gegründet wurden. Ein weiterer Schwerpunkt des Unternehmenserfolgs stellt die Fokussierung auf innovative Produktlösungen dar. Das Forschungslabor von P&G entwickelte bereits früh sukzessive neue Reinigungsprodukte, z.B. Seifenflocken, Wasch- und Spülmittel, Reinigungsmittel für Waschmaschinenanwendungen und synthetische Haushaltsreiniger. Alle diese Neuentwicklungen basierten auf einem fundierten Verständnis der Kundenbedürfnisse und revolutionierten mehrmals den Konsumgütermarkt für Reinigungs- und Seifenprodukte. Auch hinsichtlich der Vermarktungsmethoden leistete P&G schon frühzeitig Pionierarbeit. Etwa der Ausdruck der „Seifenoper“ wurde von Radioprogrammen des Unternehmens geprägt, welche der Konsumgüterhersteller zur Unterhaltung und gleichzeitigen Vermarktung seiner Seifenprodukte an die relevante Zielgruppe der Hausfrauen nutzte. Weitere innovative Ansätze beinhalteten Produktproben sowie spezielle zeitlich limitierte Sonderangebote.102 Im Jahr 1946 entwickelte P&G das Reinigungsmittel Tide, welches sich zu einem der gewinnbringendsten Produkte innerhalb des Portfolios entwickelte. Tide war im Vergleich zu den sonstigen Konkurrenzangeboten dieser Zeit qualitativ sichtlich überlegen und entwickelte sich schnell zum Verkaufsschlager. Die hierdurch gewonnenen Finanzeinkünfte wurden von P&G dazu genutzt um in andere vertikale und horizontale Bereiche zu expandieren. Hierzu gehörte etwa eine Erweiterung des Portfolios hin zur Aufnahme von Zahnpasta. Mit der Marke Crest brachte der Konsumgüterhersteller die erste fluorierte Zahnpastamarke auf den Markt, welche selbst von der American Dental Association empfohlen wurde. Weitere neue Produktkategorien umfassten Toilettenpapier, Papiertaschentücher, so wie im Jahre 1961 erstmals innovative Einwegwindeln, die unter dem Markennamen Pampers vertrieben 101 102 Vgl. Procter & Gamble (2006), S. 3 Vgl. Procter & Gamble (2006), S. 5 39 wurden. Zur gleichen Zeit expandierte das Unternehmen auch horizontal in die Lebensmittelbranche und kaufte den Kaffeeproduzenten Folger’s Coffee im Jahre 1963. Darüber hinaus wurde diese Zeit geprägt von einer zunehmend internationalen Ausrichtung von P&G, gefördert durch den Aufbau von Niederlassungen in unterschiedlichen Ländern, zuerst in Mexiko, dann in Europa und Japan. Im Jahre 1980 war das Unternehmen bereits in 23 Ländern weltweit aktiv mit Umsätzen von fast 11 Milliarden US$. Die nächsten 20 Jahre waren für P&G gezeichnet von weiteren Akquisitionen, hauptsächlich in der Kosmetik-, Duft- sowie Gesundheitsindustrie. 103 Auch expandiert das Unternehmen kontinuierlich in anderen Nationen weltweit und führte dort seine erfolgreichen Marken ein. Jedoch brachte diese schnelle internationale Ausweitung der Geschäftsaktivitäten ebenso einige Herausforderungen mit sich. Im Jahr 2000 etwa brach der Kurs des Unternehmens ein,104 da P&G nicht wie geplant Profite erwirtschaften konnte und büßte 50 Milliarden US-Dollar an Marktkapitalisierung ein. Dies führte zu einer Restrukturierung des Unternehmens, mit einer neuen Refokussierung auf die Geschäftssegmente der Gesundheits-, Schönheits- und Personal Care-Kategorien, sowie einer Betonung des Vertriebs in schnell wachsenden Schwellenländern, wie etwa dem chinesischen Markt. Diese Strategie erwies sich als ausgesprochen erfolgreich und innerhalb weniger Jahre gelang es dem Unternehmen den Umsatz um 40 % zu erhöhen sowie seine Profite zu verdoppeln. Auch was die Akquisitionsstrategien betraf wurde P&G durch Zukäufe ständig erweitert und integrierte weltweit führende Marken wie Gilette, Wella und Clairol. Dies führte zu einer Unternehmenswertsteigerung auf fast 200 Milliarden US$. Heute ist P&G als ein führender Konsumgüterhersteller für seine Kosmetik-, Reinigung- und Pflegeprodukte bekannt. 105 103 Vgl. Ibidem, S. 9 ff. Vgl. Yahoo Finance (2014), Internetquelle 105 Vgl. Procter & Gamble (2006), S. 16 104 40 Datenrei hen1; Zentralund Osteuro Datenrei pa, hen1; Mittlere Lateina r Osten, merika; Afrika;… Nordamerika 10%; Datenrei 10% Westeuropa hen1; Datenrei Asien; Asien hen1; 18%; Westeur 18% Lateinamerika opa; 18%; 18% Datenrei hen1; Baby Care/Fa mily Care; 20%; 20% Datenrei Datenrei hen1; Beauty; 24%; 24% Datenrei hen1; hen1; Groomin Datenreig; 9%; Fabric Beauty hen1; 9% Care/Ho Grooming Health me Care; Health Care Care; 15%; 32%; Fabric Care/Home Care 15% 32% Baby Care/Family Care Datenrei hen1; Nordam erika; 39%; 39% Umsatz nach Region Produktbereiche nach Kategorie Abb. 5: Struktur der P&G-Geschäftsbereiche nach Produktkategorie und Region 2013106 Hinsichtlich der Unternehmensstrategie von P&G ist die ausgeprägte Risikodiversifikation der Firma hervorzuheben. Wie etwa Abb. 5 illustriert, ist P&G weltweit in den verschiedensten Regionen aktiv, wobei Nordamerika mit 39%, Westeuropa mit 18%, sowie Asien mit ebenfalls 18% die wichtigsten geographischen Märkte ausmachen. Gleichwohl auch in Lateinamerika mit 10% des Umsatzes und in Zentral- sowie Osteuropa, dem Mittleren Osten und Afrika mit 15% ist der Konsumgüterhersteller verhältnismäßig stark vertreten. Eine solche globale Positionierung hat den Vorteil, dass bei externen Marktschwankungen, wie etwa einer Wirtschaftskrise in einem Teil der Welt, die dortigen Umsatzverluste durch andere Regionen ausgeglichen werden, da risikoreiche Gebiete mit stabileren Märkten im Portfolio kombiniert werden können. 107 Obwohl aktuell mit Nordamerika und Westeuropa Industrieländer den größten Anteil am Umsatz ausmachen, ist anzunehmen, 106 107 Übersetzt von Procter & Gamble (2013), S. 2 Vgl. Zentes et al (2013), S. 118 41 dass in Zukunft insbesondere der Verkauf in Schwellenländern an Relevanz gewinnen wird, da in den dortigen Regionen mit den besten Wachstumsraten zu rechnen ist.108 Abb. 6: Aktienkurs von P&G, Unilever sowie des Dow Jones Index von 1990-heute109 Weiterhin ist ein Blick auf den Aktienkurs des Unternehmens in den letzten Jahrzehnten informativ. Abb. 6 zeigt den Kurs von P&G, seinem größten Konkurrenten Unilever sowie dem Dow Jones Index, welcher als repräsentativ für die nordamerikanische Wirtschaft betrachtet werden kann. Erstens lässt sich feststellen, dass es sich bei P&G um eine insgesamt ausgesprochen erfolgreiche Firma handelt, welche zwischen 1990 und heute ihren Aktienkurs um ein mehrfaches vervielfachen konnte. Zwar ist auch der Dow Jones Index im Verlauf dieses Zeitraums angestiegen, während sich dieser gleichwohl nur etwa verfünffachte, gewann der Wert der P&G-Aktie um ein achtfaches an Wert. Klar deutlich sind ebenso die Einbrüche der P&G-Aktie erstens im Jahre 2000, als die Profitziele aufgrund einer nicht ausreichend fokussierten Strategie nicht erreicht wurden,110 sowie zweitens zwischen 2008 und 2009 während der globalen Finanzkrise, welche ebenso die Kurse des Dow Jones und Unilever stark beeinträchtigte. Erwähnenswert ist weiterhin der Vergleich mit dem direkten Konkurrenten Unilever. Auch die Aktie dieses Konsumgüterherstellers hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt und sich seit 1990 in ihrem Wert etwa verneunfacht. Während bis zur Finanzkrise insgesamt der P&G-Kurs von den Aktienmärkten etwas höher eingeschätzt 108 Vgl. Coleman-Lochner (2014), Internetquelle Yahoo Finance (2014), Internetquelle 110 Vgl. Procter & Gamble (2006), S. 16 109 42 wurde als der des Konkurrenten, hat sich diese Lage seitdem genau umgedreht und Unilever verzeichnet einen besseren Wert.111 Dies deutet darauf hin, dass gerade seit ca. 2008 das Unternehmen Unilever von den Finanzanalysten als strategisch und operativ etwas erfolgreicher eingeschätzt wird. Um nun eine Empfehlung für die Marketingstruktur von P&G zu entwickeln, muss zuerst eine Balanced Scorecard für den empirischen Fall dieses Unternehmens entworfen werden. Hierbei ist die spezifische Situation des Konsumgüterherstellers zu berücksichtigen. 5.2. Anwendung des Balanced Scorecard Entscheidungsmodells Basierend auf der oben beschriebenen Ausgangssituation des Unternehmens Procter und Gamble können nun im nächsten Schritt einige Hypothesen entworfen werden, welche bei der Gewichtung und Bewertung der jeweiligen Kategorien zur Bestimmung der idealen Marketing-Organisationsstruktur hilfreich sein können. Hierzu sollen wieder die im vorhergehenden Kapitel angewandten Entscheidungsdimensionen Kosten, Kontrolle, Markenführung, Synergien, internationaler Anpassungen sowie Auswertung und Berichterstattung zu Einsatz kommen. Basierend auf den gewonnen Erkenntnissen hinsichtlich des global agierenden Konsumgüterherstellers sollen diese in Bezug gesetzt werden zur Relevanz dieser Elemente auch für das Marketingmanagement. Es ist nicht abzustreiten, dass es sich hierbei um eine subjektive Einschätzung handelt, welche je nach individueller Beurteilung durchaus unterschiedlich ausfallen könnte. Gleichwohl geht es beim nächsten Schritt nicht um eine quantitativ absolut fehlerfreie Evaluation, als vielmehr um eine grobe Einschätzung der Situation sowie den exemplarischen Einsatz des betriebswirtschaftlichen Entscheidungsmodells der Balanced Scorecard. Dimension der Kosten: Zuerst ist das Element der Kosten zu nennen. Diese können insbesondere aus zwei Gründen als essentiell wichtig eingestuft werden. Erstens handelt es sich bei der Konsumgüterbranche und den Produktmärkten, in welchen P&G tätig ist, um extrem wettbewerbsintensive Industriebereiche, die kontinuierliche Innovationen 111 Vgl. Yahoo Finance (2014), Internetquelle 43 erfordern.112 Etliche andere einflussreiche Konzerne, wie Unilever, Henkel und L’Oreal sind mitunter auf den gleichen Märkten und in ähnlichen Segmenten mit starken Produktpaletten vertreten. Um konkurrenzfähig zu bleiben bedeutet das für P&G zwingend die eigene Kostenstruktur an die Best Practices der Industrie anzupassen und kontinuierlich zu optimieren. Zweitens, wie in der Vergangenheit des Unternehmens um das Jahr 2000 ersichtlich wurde,113 können unzureichende Kostenkontrolle und daraus resultierende sinkende Profite zu einer Verringerung der Firmenperformanz führen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Kosten einen der Hauptdimensionen im Entscheidungsprozess auszumachen haben. Exemplarisch sollen diese deshalb im Weiteren mit einer Gewichtung von 25% einfließen. Dimension der Kontrolle: Als zweite Dimension ist die der Kontrolle zu nennen. Innerhalb komplexer Unternehmen ist es maßgeblich, sowohl auf operativer als auch strategischer Ebene das Marketing zu kontrollieren, um ebenso die Erreichung der Planzahlen für Gewinn und Profit zu evaluieren.114 Nur wenn es gelingt, Maßnahmen und Projekte wie ursprünglich vorgesehen umzusetzen, kann sich auch die Strategie entsprechend der ursprünglichen Planung entfalten. Gleichwohl ist davon auszugehen, dass sich innerhalb einer vielschichtigen Organisation wie P&G nicht unbedingt alle Managementaspekte bis ins Detail planen und kontrollieren lassen, da dies zu viele Ressourcen beanspruchen würde. Im Sinne einer fortschrittlichen Unternehmensführung kann es in diesem Kontext sinnvoll sein, zwar von Leitungsseite eine spezifische Vision zu formulieren, allerdings die konkrete Umsetzung und Verantwortlichkeiten an die untergeordneten Abteilungen abzugeben.115 Demnach kann angenommen werden, dass das Element der Kontrolle zwar bedeutsam ist, jedoch nicht zu einer der höchsten Prioritäten hinsichtlich der Wahl der Marketingstruktur zu zählen ist. Für die folgenden Ausführungen wird der Kontrolle eine Gewichtung von 10% beigemessen. Dimension der Markenführung: Drittens sollte die Dimension der Markenführung berücksichtigt werden. Speziell für ein Konsumgüterunternehmen, welches seine 112 Vgl. Kahler (2009), S. 1 Vgl. Procter und Gamble (2006), S. 16 114 Vgl. Kotler (2011), S. 200 115 Vgl. Grote (2012), S. 10 113 44 Produkte direkt an den Endverbraucher verkauft, ist die explizite und implizite Markenführung essentiell für den Firmenerfolg. 116 Folglich ist es auch für Procter & Gamble essentiell, die Marketingorganisationsstruktur so zu gestalten, dass sie eine effektive und effiziente Markenführung garantieren kann. Eine ideale Struktur erlaubt es, die Marken jeweils auf ihren Zielmärkten so zu positionieren und durch Werbemaßnahmen zu unterstützen, dass diese international und lokal wie im Rahmen der Unternehmensstrategie vorgesehen als attraktiv wahrgenommen werden. Gerade aufgrund der bereits oben angesprochenen weltweit zunehmenden Konkurrenz und Sättigung der Märkte in vielen Branchen, stellt die Marke oftmals das wichtigste Differenzierungsmerkmal vom Angebot der Wettbewerber dar, und sollte deshalb kontinuierlich gepflegt und optimiert werden. 117 Folglich wird auch im Rahmen der hier vorliegenden Untersuchungen der Markenführung eine maßgebliche Gewichtung beigemessen. Ähnlich wie die Kosten zählt die Markenführung zu einer der essentiellen Teile der Marketingstrategie und wird deshalb für das Balanced Scorecard Modell mit einer 25 % Gewichtung versehen. Synergien: Die nächste relevante Dimension stellen die Synergien dar. Wie bereits oben ausgeführt können Synergien im Sinne eingesparter Kosten durch positive Verbundeffekte einen beträchtlichen Faktor für funktionsübergreifende Projekte und im Produktportfolio ausmachen. 118 Gerade die Marketingabteilungen sind oftmals in Kooperationen mit anderen Unternehmensbereichen eingebunden, wie etwa der Forschung und Entwicklung sowie dem Produktdesign. Es stellt sich demnach die Frage, von welcher Relevanz die Synergien für den empirischen Fall des Unternehmens P&G sind. In Anbetracht der zunehmenden Wichtigkeit von Innovationen für multinationale Konzerne119 kann davon ausgegangen werden, dass diese kontinuierlich Ressourcen in die Produktentwicklung sowie Verbesserung der Produktionsmethoden investieren. Aus diesem Grunde liegt die Konklusion nahe, dass bei P&G funktionsübergreifend etliche Ansatzpunkte für potentielle Synergien zu finden sind. Auf der anderen Seite gleichwohl 116 Vgl. Belz (2006), S. 27 Vgl. Wood (2000), S. 662 118 Vgl. Kotler (2011), S. 611 119 Vgl. Sanna-Randaccio und Veugelers (2003), S. 17 117 45 handelt es sich der bei den meisten Produkten des Unternehmens um nicht sehr forschungsintensive Artikel, etwa im Vergleich zur Hightech oder Pharmabranche, in welcher stetige bahnbrechende Innovationen essentiell für das Überleben einer Firma sind. Vielmehr ist festzustellen, dass im Konsumgüterbereich der Kosmetik- , Körperpflege- und Reinigungsprodukte, in welcher P&G tätig ist, die meisten Innovationen inkrementeller Art sind. Folglich ist anzunehmen, dass Synergien bei P&G zwar geschaffen und genutzt werden können, diese gleichwohl insgesamt innerhalb der Unternehmensstrategie nicht die höchste Prioritätsstufe einnehmen. Aus diesem Grunde werden die Synergien auch im Rahmen des Bewertungsmodells in dieser Arbeit mit einer mittleren Gewichtung von 10 % versehen. Internationale Anpassungen: Von maßgeblicher Relevanz sind weiterhin die internationalen Anpassungen der Produkte im Kontext der Marketingstrategie. Wie oben illustriert, agiert P&G nicht nur lokal und regional, sondern global auf vielen verschiedenen Teilmärkten mit jeweiligen kulturellen und sozialen Besonderheiten. 120 Diese Tatsache geht mit der Herausforderung einher, die unterschiedlichen Marken und Artikel anhand spezifischer Marketingmaßnahmen an die jeweiligen Kundenpräferenzen anpassen zu müssen. Gerade da das Unternehmen auf mehreren Kontinenten und somit in einem ausgesprochen vielfältigem Marktumfeld seine Geschäftsaktivitäten verfolgt, werden die Produktanpassungen nicht nur minimal sein, sondern mitunter deutlichere Adaptionen, sowohl hinsichtlich der Ware als auch der Marketingbotschaft selbst, erfordern. Es ist deshalb unabdingbar, dass auch die Marketingorganisationsstruktur unterstützend hinsichtlich dieser internationalen Anpassungen wirken kann und ein flexibles Management der jeweiligen Untermarken ermöglicht. Infolgedessen wird auch für das hier vorgestellte Bewertungssystem die internationale Adaption und Flexibilität der Marketingorganisation mit einer hohen Priorität von 25 % gewichtet. Auswertung/Berichterstattung: Als letzte Dimension soll die Auswertung und Berichterstattung durch die Balanced Scorecard in die Bewertung einfließen. Es ist evident, dass jedes multinationale Unternehmen mittel- und langfristig darauf angewiesen ist, nicht nur Marketingmaßnahmen sowie -projekte zu planen und 120 Vgl. Procter & Gamble (2013), S. 2 46 umzusetzen, sondern auch deren Erfolge und Resultate in angemessener Weise zu evaluieren um Planabweichungen festzustellen. 121 Dies ist deshalb notwendig, um mögliche Optimierungspunkte zu identifizieren und im Rahmen zukünftiger Projekte effektivere Methoden einsetzen zu können. Je nach Struktur einer Organisation gestaltet sich diese Auswertung und Berichterstattung mehr oder weniger aufwändig. Auch für den Fall des Konsumgüterunternehmens P&G ist davon auszugehen, dass die Firma auf in regelmäßigen Abständen erfolgenden Berichten über die Erfolge und Herausforderungen der Marketingaktivitäten für ihre Produkte auf lokaler sowie internationaler Ebene angewiesen ist. Beispielsweise publiziert P&G diese Daten in regelmäßigen Abständen im Rahmen der Investoreninformationen. 122 Nichtsdestotrotz stellt die Berichterstattung als ein operatives Instrument zur Optimierung des Managements im Vergleich zu den anderen oben vorgestellten Dimensionen eine eher niedrige Priorität dar. Aus diesem Grunde wird sie im Bewertungsschema mit 5 % Gewichtung nur mit einem relativ geringen Anteil einfließen. Basierend auf diesen Dimensionen und ihren Gewichtungen sollen nun die drei Optionen der zentralen, dezentralen und hybriden Marketingorganisation anhand einer Balanced Scorecard verglichen werden. Die erste Alternative einer zentralen Struktur wird in Tab. 3 dargestellt. Eine solche gebündelte Ausrichtung der Marketingmaßnahmen kann speziell im Zusammenhang der Kosten, Markenführung sowie Auswertung und Berichterstattung als vorteilhaft bewertet werden. Denn erstens kann Doppelaufwand vermieden werden und zweitens erlaubt die zentrale Organisation eine konsistente Implementierung der Marketingbotschaft sowie deren nachträgliche Auswertung. Andererseits gleichwohl stellt die zentrale Struktur nur eine sehr suboptimale Lösung für die internationalen Anpassungen der Marketingstrategie dar, weil innerhalb einer gebündelten Ausrichtung nur schwer den notwendigen lokalen Adaptionen Rechnung getragen werden kann. Entsprechend erzielt die zentrale Marketingorganisation für den hier vorliegenden empirischen Fall von P&G einen Eignungsgrad von 58%. 121 122 Vgl. Kotler (2011), S. 197 Vgl. Procter und Gamble (2013) 47 Dimension der Bewertung Gewichtung Zentrales Marketing Bewertung 1-10 Gewichtete Bewertung Kosten 25% 8 2 Kontrolle 10% 7 0,7 Markenführung 25% 7 1,75 Synergien 10% 7 0,7 Internationale Anpassungen 25% 1 0,25 8 0,4 Auswertung/Berichterstattung 5% 5,8 100% Eignungsgrad 58% Tab. 3: Balanced Scorecard Bewertung für eine zentrale Marketingstruktur123 Als zweite Option ist eine dezentrale Marketingorganisation zu berücksichtigen. Als Gegenstück zur obigen zentralen Struktur ist sie besonders geeignet für internationale Anpassungen, allerdings weniger vorteilhaft hinsichtlich der Kosten, standardisierten Markenführung sowie Auswertung und Berichterstattung über die Marketingaktivitäten. Im Rahmen der hier vorgestellten Balanced Scorecard erreicht nach Gewichtung dieser Dimension demzufolge die dezentrale Struktur einen Eignungsgrad von knapp 46%, was deutlich unter dem Wert der ersten Option liegt (siehe Tab. 4). 123 Eigene Darstellung, basierend auf im Kapitel 4 entwickelten Balanced Scorecard Bewertungssystem. 48 Dezentrales Marketing Dimension der Bewertung Gewichtung Gewichtete Bewertung 1-10 Bewertung Kosten 25% 3 0,75 Kontrolle 10% 5 0,5 Markenführung 25% 2 0,5 Synergien 10% 4 0,4 Internationale Anpassungen 25% 9 2,25 3 0,15 Auswertung/Berichterstattung 5% 100% 4,55 Eignungsgrad 46% Tab. 4: Balanced Scorecard Bewertung für eine dezentrale Marketingstruktur124 Drittens und letztens ist eine hybride Marketingstruktur zu evaluieren. Hierzu wird angenommen, dass ein Ausgleich zwischen zentraler Führung und dezentraler Delegation gefunden wird, in anderen Worten also die jeweiligen Vor- und Nachteile beider Extremausgestaltungen teilweise einfließen und die Stärken beider Systeme soweit möglich ausgenutzt werden. Entsprechend ist davon auszugehen, dass im Rahmen dieser Alternative alle Dimensionen im mittleren oder obigen Mittelfeld abschneiden und ein Eignungsgrad von 69% erzielt werden kann (siehe Tab. 5). Diese Bewertung spricht dafür, dass für den empirischen Fall des Unternehmens P&G eine hybride Struktur zielführend wäre. An zweiter Stelle ist die zentrale, sowie an letzter Stelle die dezentrale Organisation zu verorten. Anschaulich unterstrichen kann dieses Ergebnis ebenfalls durch eine Kontrastierung der verschiedenen Optionen im Rahmen einer Graphik werden. 124 Eigene Darstellung, basierend auf im Kapitel 4 entwickelten Balanced Scorecard Bewertungssystem. 49 Dimension der Bewertung Hybride Marketingstruktur Gewichtung Bewertung 1-10 Gewichtete Bewertung Kosten 25% 7 1,75 Kontrolle 10% 7 0,7 Markenführung 25% 7 1,75 Synergien 10% 6 0,6 Internationale Anpassungen 25% 7 1,75 6 0,3 Auswertung/Berichterstattung 5% 100% 6,85 Eignungsgrad 69% Tab. 5: Balanced Scorecard Bewertung für eine hybride Marketingstruktur125 Wie Abbildung 7 illustriert, ist zwar die zentrale Struktur einerseits hinsichtlich etlicher Dimensionen vorteilhaft einzuschätzen. Eine entscheidende Problematik besteht gleichwohl hinsichtlich der internationalen Anpassung der unternehmerischen Marketingmaßnahmen. Die Darstellung macht deutlich, dass auf dem ersten Blick im Vergleich die dezentrale und hybride Struktur sich hinsichtlich mehrerer Aspekte als weniger vorteilhaft präsentiert. Nichtsdestotrotz würde die Konklusion, dass somit die zentrale Struktur in jedem Fall die bessere Wahl darstellt, zu kurz greifen. Denn aufgrund der jeweiligen Gewichtungen, anders formuliert also den strategischen und operativen Prioritäten innerhalb des Unternehmens, wandelt sich das Bild. Für den in der vorliegenden Arbeit vorgestellten Fall von P&G etwa ist anzunehmen, dass internationale Anpassungen ein essentielles Element erfolgreicher Markenpositionierung darstellen. Im Vergleich zeigt Abb. 8 die Bewertung unter Berücksichtigung der gewählten Gewichtung. Hierbei mir klar ersichtlich, dass sich in diesem Fall eine drastische andere Ausgestaltung präsentiert. 125 Eigene Darstellung, basierend auf im Kapitel 4 entwickelten Balanced Scorecard Bewertungssystem. 50 Abb. 7: Vergleich der (De-)Zentralisierungsoptionen ohne Gewichtung Abb. 8: Vergleich der (De-)Zentralisierungsoptionen mit Gewichtung Einerseits gleichen sich durch Gewichtung die unterschiedlichen Optionen in einigen Dimensionen an, andererseits werden gleichwohl die jeweiligen Stärken und Schwächen ersichtlich. Zu vermerken ist außerdem die Tatsache, dass die zentrale und dezentrale Struktur mit Gewichtung zwar beide vorteilhafte Optionen darstellen, die dezentrale Organisation gleichwohl aufgrund ihrer höheren Flexibilität als etwas zweckmäßiger 51 werden muss. Dies führt zur Konklusion, dass für den Fall von P&G unter den oben ausgearbeiteten Prämissen das Modell einer dezentralen Marketingorganisation die beste Alternative darstellen sollte. 5.3. Analyse der internationalen Marketingstrategie von Procter & Gamble Im nächsten Schritt soll nun geprüft werden, ob diese Schlussfolgerung der tatsächlich bei P&G umgesetzten Marketingorganisation entspricht. Zum besseren Verständnis bietet es sich zuerst an, kurz die grundlegenden theoretischen Markenausrichtungen zu skizzieren. Multinationale Unternehmen verfügen in der Regel nicht über nur ein einziges Produkt, sondern eine komplexe Bandbreite an unterschiedlichen Marken und Waren, welche in sogenannten Markenarchitekturen strukturiert werden. Hierzu existieren verschiedene Ansätze, welche sich in der Praxis bewährt haben. Zu den vier Grundtypen komplexer Markenarchitekturen, welche in der betriebswirtschaftlichen Literatur zu finden sind, zählen die Modelle „Branded House“, „Subbrands“, „Endorsed Brands“ sowie „House of Brands.“126 Im Rahmen des Branded House-Modells wird die Strategie einer dominanten Unternehmensmarke verfolgt, in wessen Rahmen Submarken keine Rolle spielen. Mit der Wahl einer Branded House Strategie geht meist auch die Entscheidung zu einer Massenmarktstrategie einher. 127 Die Einzelprodukte des Unternehmens selbst können dabei eine einheitliche Identität besitzen (wie beispielsweise BMV-Fahrzeuge) oder Identitätsvarianten aufweisen (Beispiel Volvo-Autos). Um designtechnisch ein möglichst stimmiges Gesamtbild zu schaffen, tendieren viele Unternehmen zum Modell des „Branded House“. 128 Dominante Unternehmensmarken können zwar einerseits insbesondere bezüglich der Unternehmenskommunikation ausgeprägte Synergien zwischen den einzelnen Marken ermöglichen und sind in diesem Punkt dem Gegenmodell des House of Brands überlegen. Auf der anderen Seite allerdings führen ebendiese ausgeprägten Synergien dazu, dass durch die geringere Eigenständigkeit der 126 Vgl. Esch und Bräutigam (2001), S. 711 ff. Vgl. Burckhardt (2009), S. 3 128 Vgl. Ibidem, S. 2 127 52 Marken selbst eine klare Profilbildung der jeweiligen individuellen Produkte oder Dienstleistungen erschwert wird.129 Das zweite Modell stellt das der „Subbrands“ dar. Innerhalb dieses Aufbaus wird eine starke Unternehmensmarke durch Submarken modifiziert. Als Varianten des Modells treten dominierende Unternehmensmarken (z.B. die HP-Jet-Serie) sowie hierarchisch gleichgestellte Submarken (wie Gilette und Sensor) auf. Ein Vorteil dieses Architekturtyps ist eine relativ hohe Flexibilität in der Markengestaltung, wobei gleichwohl ein Nachteil hinsichtlich der vergleichsweise geringeren Synergieeffekten zwischen den Marken besteht. Drittens ist das Modell der „Endorsed Brand“ zu nennen. Hierbei werden starke Einzelmarken durch die Stammmarke nur gestützt. Als Gestaltungsoptionen innerhalb dieses Konzepts können deutliche Unterstützung der Unternehmensmarke (z.B. Obsession und Calvin Klein), implizierte Unterstützung (Néscafe und Néstle), sowie nur angedeutete Unterstützung (3M Produkte) unterschieden werden. Zwar sind durch Markenverbundeffekte in diesem Modell positive Imagetransferwirkungen zu erzielen, jedoch ist wissenschaftlich nur rudimentär geklärt, welche spezifischen Imagewirkungen die Endorsed Brands auf die Unternehmensmarke sowie umgekehrt ausüben. 130 In den meisten Fällen sollten somit die Synergieeffekte geringer als im Modell Subbrands und Branded House ausfallen. Die letzte Option schließlich stellt das „House of Brands“ dar. In diesem Modell spielt die Unternehmensmarke selbst keine Rolle und die Einzelmarken werden vielmehr ohne ein verbindendes Markendach geführt. Das House of Brands wird oft im Rahmen einer Segmentierungsstrategie verwendet, da es eine starke Profilierung und Abgrenzung der Einzelmarken ermöglicht. 131 Offensichtlicher Nachteil dieses Konzepts ist aber die Tatsache, dass durch die strikte Abgrenzung der einzelnen Leistungsbereiche keine positiven Imagetransferwirkungen zu erwarten sind. Zu den Untermodellen zählen die bekannte, aber verdeckte Stützung, wie beispielsweise bei Produkten von Unilever, 129 Vgl. Florack et al (2012), S. 123 Vgl. Huber et al (2009), S. 2 131 Vgl. Burckhardt (2009), S. 3 130 53 sowie die für den Normalkonsumenten unbekannte und verdeckte Stützung (z.B. Pedigree Hundefutterproduktion vom Unternehmen Mars). Nun soll untersucht werden, welches Modell der Markenführung und des Marketings Procter & Gamble verfolgt. Wie Abbildung 9 am Beispiel des Segments „Global Beauty“ illustriert, ist das Konsumgüterunternehmen nach strategischen Geschäftsbereichen strukturiert. Unter jedem der Geschäftsbereiche finden sich die relevanten Produktkategorien sowie die jeweiligen Marken jeder Untergruppe. Zu den strategischen Geschäftsbereichen von P&G zählen aktuell die Abteilungen „Beauty“, „Grooming“, „Health Care“, „Fabric Care and Home Care“ sowie „Baby Care and Family Care“.132 Abb. 9: Strategische Geschäftsbereiche „Global Beauty“133 P&G führt über 80 Marken unabhängig von der Unternehmensmarke, wobei in der Unternehmenskommunikation die Dachmarke P&G oft vernachlässigt und nur in manchen Marketingaktionen auch die Kraft des Markenportfolios für die Profilierung bei den Konsumenten genutzt wird.134 Einige der weltweit bekannten Marken von P&G beinhalten Pampers, Gilette, Tide, Ariel und Oral B. Somit weist das Unternehmen als Markenarchitektur das klassische Modell der Markenartikler, das „House of Brands“ auf. P&Gs starke Einzelmarken werden von den Konsumenten oft nicht oder nur indirekt mit 132 Vgl. Procter & Gamble (2013), S. 2 Eigene Darstellung, basierend auf Informationen von Procter & Gamble (2013), S. 7 134 Vgl. Florack et al (2012), S. 123 133 54 dem Unternehmen selbst assoziiert. 135 Dies spricht für eine dezentrale Organisation, innerhalb welcher die Zentrale zwar eine gewisse Leitungsfunktion inne hält. Jedoch verfügen die jeweiligen (Marken-)Abteilungen sowie unterschiedliche internationale Niederlassungen über die Kontrolle hinsichtlich der Umsetzung entsprechender Marketingaktivitäten. Es ist indes bemerkenswert zu beobachten, dass sich diese dezentrale Ausrichtung sowie das „House of Brands“-Modell von Procter & Gamble in einem deutlichen Wandel befinden. In den letzten Jahren kann hinsichtlich der Marketingorganisation des Konsumgüterherstellers eine eindeutige Adaption der Strategie, hin zu einem „Endorsed Brands“-Modell beobachtet werden. Im Rahmen der neuen Organisationsform gibt das Marketing und die Geschäftsleitung zentral ein Produkt bzw. eine Marke vor und bestimmt dessen spezifische Produktvorteile. Die jeweiligen Regionen sind dann gefordert, basierend auf diesen Vorgaben eine Umsetzung und Implementierung in den Zielmärkten zu realisieren. Idealerweise geschehen der Produktlaunch und die Promotionsaktivitäten weltweit zeitnah.136 Weiterhin versucht P&G zunehmend, seine Marken nicht nur lokal, sondern international und global zu bewerben. Hierzu werden beispielsweise weltweite Veranstaltungen, wie die olympischen Spiele genutzt, um eine möglichst weitreichende Kommunikation der Marketingbotschaft auch grenzüberschreitend zu erreichen. Die erste dieser globalen Marketingaktionen führte P&G während der Olympischen Sommerspiele in London 2012 durch. Im Rahmen dieses Werbeprogramms wurden 34 Marken beworben, wie etwa die Waschmittelprodukte Tide und Ariel, sowie die Shampoos Head & Shoulders und Pantene.137 Abgesehen davon kann festgestellt werden, dass die internationalen Produktadaptionen zunehmend minimal ausfallen. Wie etwa Abb. 10 illustriert, unterscheiden sich heute schon einige Waren aus dem P&G-Portfolios auf den globalen Teilmärkten kaum mehr voneinander. Bis auf minimale Änderungen, wie die Übersetzungen des Produktnamens und der Beschreibung der Artikelfunktionen und Besonderheiten auf der Verpackung 135 Vgl. Joachimsthaler und Pfeiffer (2004), S. 739 Vgl. Czinkota und Ronkainen (2012), S. 213 137 Vgl. Hodgson (2013), S. 1 f. 136 55 sowie geringfügige Designanpassungen scheinen die verschiedenen Produkte auf den jeweiligen internationalen Märkten (hier am Beispiel von Deutschland, China, Syrien sowie Mexiko sowie dem Shampoo „Herbal Essences“ illustriert) praktisch identisch. Deutschland China Syrien Mexiko Abb. 10: Gegenüberstellung Produktverpackung von „Herbal Essences“ Shampoo138 Diese Trendwende lässt sich durch Änderungen im Marktumfeld erklären. Erstens ist das Auftreten eines globalen, relativ homogenen Konsumentenmarktes zu verzeichnen. Eine der maßgeblichen Herausforderungen für P&G liegt in der Internationalität des Unternehmens und der Thematik, wie die Schaffung von internationalen Synergien mit lokalen Anpassungen vereinbart werden kann. So muss nach dem Aufkauf von lokalen Marken entschieden werden, ob diese in das bisherige Konzept integrierbar sind. 138 Eigene Darstellung basierend auf Screenshots der Produkte von den jeweiligen P&G-Länderseiten (http://www.herbalessences.com/de-DE/hair-care, http://cn.herbalessences.com/zh-CN/home-page.aspx, http://www.herbalessences.com/en-SA/product-page.aspx?id=3311, http://www.herbalessences.com.mx/es-MX/cuidado-del-cabello) 56 Beispielsweise auf dem belgischen Markt plante P&G zuerst die Absetzung der lokalen Marken Dreft und Dash, weil diese nicht kompatibel mit dem paneuropäischen Portfolio der Firma schienen, entschied sich aber letztendlich für einen kostenintensiven Relaunch.139 Allerdings kann auch festgestellt werden, dass abgesehen von verschiedenen lokal teilweise sehr unterschiedlichen Kulturen ebenso durch die Globalisierung eine weltweite Konsumkultur entstanden ist, welche länderübergreifend durch ähnliche oder gleiche Produkte gekennzeichnet ist. Für viele Konsumenten mag es gar einen Anreiz darstellen, ebendiese Produkte der globalen Kultur zu kaufen, um sich auf diese Weise mit einem internationalen, modernen Lebensstil zu identifizieren. 140 Gerade für Konsumenten in den für Konsumgüterhersteller wichtigen Schwellenländern mag eine westliche Schirmmarke als ein zusätzlicher Anreiz wahrgenommen werden, da diese hohe Qualität auf internationalem Niveau verspricht. Aufgrund internationaler Kommunikation und Medien etwa sind mittlerweile auch Konsumenten in Ländern wie China und Indien mit den westlichen Gewohnheiten und Schönheitsidealen vertraut. Bis auf minimale Änderungen in der Marketingkommunikation, wie etwa den Einsatz lokaler ethnischer Models, sind unter Umständen kaum aufwändige Adaptionen der Produkte mehr notwendig. Interessanterweise lässt sich ein ähnlicher Trend ebenso beim Konkurrenten Unilever beobachten: Auch die Pflegeserien dieses Herstellers, wie etwa die Dove-Reihe, unterscheidet sich kaum in den unterschiedlichen Zielländern.141 Zweitens kann davon ausgegangen werden, dass der ausgeprägte Wettbewerb zu einer stärkeren Kostenkontrolle zwingt. Trotz seiner starken Positionierung sieht sich Procter & Gamble mit einigen einflussreichen Wettbewerbern konfrontiert. Auch andere westliche Konsumgüterhersteller, z.B. Unilever L’Oreal, vermarkten zunehmend in Schwellenländern ihre Produkte. Aus diesem Grund sind in den letzten Jahren die Marktanteile des Konzerns in einigen Märkten, wie dem Hautpflegesegment in China, aufgrund aggressiver Wettbewerber mit einer breiten Produktpalette gesunken.142 Es ist 139 Vgl. Kapferer (2002), S. 163 Vgl. Alden et al (1999), S. 76 f. 141 Vgl. Unilever (2014), Internetquelle 142 Vgl. Euromonitor (2012), S. 4 140 57 deshalb evident, dass P&G zunehmend Kostenvorteile und Synergien nutzen muss, um konkurrenzfähig zu bleiben. Diese allerdings lassen sich in einer zentralisierten Organisation eher verwirklichen als in einer dezentralisierten. Drittens sind heute Konsumenten kritischer denn je hinsichtlich der Herkunft ihrer Produkte, wobei etliche Markenartikler die bekannte Schirmmarke zur Förderung des Vertrauens einsetzen. Dies kann unter anderem dadurch erklärt werden, dass einerseits die Kunden in vielen Ländern heute besser als nie zuvor informiert sind über die Produktionsbedingungen und Inhaltsstoffe ihrer Artikel. Zahlreiche Produktskandale und eine allgemein eher kritische Einstellung gegenüber multinationaler Unternehmen haben weiterhin dazu geführt, dass die Konsumenten heute gegenüber den Produzenten hohe Anforderungen stellen. Es kann in diesem Kontext von Vorteil sein, durch die Größe und Reputation des Unternehmens das Vertrauen in die Untermarken zu stärken. 143 Gleichwohl ist eine solche Strategie nicht ohne Risiko. Denn sollte ein Problem auftreten mit einer dieser Untermarken könnte dies im Gegenzug negative Auswirkungen und Verkaufseinbrüche auch bei anderen assoziierten Marken und Produkten zur Folge haben.144 Zusammenfassend ist demnach festzustellen, dass in den letzten Jahren bei P&G eine Verschiebung der Strategie von einer dezentralen zu einer (eher) zentralen Organisation sowie einer Trendwende weg von einem „House of Brands“ zu „Endorsed Brands“ zu beobachten ist. In Bezug gesetzt auf die obige Auswertung und Diskussion der Balanced Scorecard lässt dies den Schluss zu, dass bis vor wenigen Jahren ebenso das Management von P&G die Entscheidung für eine dezentrale Organisation als zielführend betrachtet hat. In den letzten Jahren gleichwohl scheinen sich die Marktkonditionen so verändert zu haben, dass nun ein sukzessiver Wandel hin zu einer zentralisierten, global einheitlichen Marken- und Marketingorganisation als zielführend betrachtet wurde. 143 144 Vgl. Lindsay (2014), Internetquelle Vgl. Lei et al (2008), S. 111 ff. 58 Mit dieser Entscheidung steht P&G nicht alleine: Auch bei den Konkurrenten in ähnlichen Produktbereichen, wie etwa Unilever, 145 L’Oreal 146 und Henkel 147 ist momentan eine Entwicklung weg von komplexen lokalen Anpassungen hin zu einem global konsistenten Markenimage und Marketing in der untersuchten Konsumgüterindustrie zu beobachten. Dies lässt den Schluss zu, dass aktuell die Erzielung von globalen Synergien und Verbundeffekten, realisiert durch eine starke internationale Schirmmarke, als effektiver für die Firmenperformanz eingeschätzt wird als detaillierte lokale Adaptionen an ethnische und geographische Teilmärkte. 5.4. Kritische Diskussion Wie die obige Diskussion illustrierte, konnte der Einsatz der Balanced Scorecard zwar dabei helfen, eine allgemeine Evaluierung unterschiedlicher Marketing- organisationsalternativen zu erarbeiten, hinsichtlich der endgültigen Entscheidung müssen gleichwohl nicht nur die Tendenzen und Fakten der Vergangenheit, sondern ebenso Zukunftstrends und aktuelle Marktentwicklungen mit einfließen. Das Ergebnis der Balanced Scorecard-Bewertung bestätigt zwar die bisherige Ausrichtung des Unternehmens P&G, es greift aber zur kurz hinsichtlich der neusten Entwicklungen hin zu einer zentralen Organisation. Infolgedessen kann davon ausgegangen werden, dass eine Entscheidung innerhalb des Unternehmens für oder gegen eine (de-)zentrale Organisation keine endgültige ist, sondern vielmehr in Anbetracht des sich wandelnden Marktumfelds kontinuierlich hinterfragt werden muss. Denn nicht nur die Konditionen auf den unterschiedlichen Teilmärkten können sich ändern, auch die Gewichtung der jeweiligen Bewertungsdimensionen ist unter Umständen im Zeitverlauf nicht konstant. Bereits im Jahr 1999 prognostizierte der damalige Präsident John E. Pepper von P&G, dass in Zukunft Unternehmen sich von stark zentralisierten oder ausgesprochen dezentralisierten Organisationen hin zu flexibleren Netzwerken entwickeln müssten. Innerhalb dieser auf einem „Hub and Spoke“-Ansatz funktionierender Systeme treffen einige Bereichszentralen („Hubs“) die Entscheidungen, die Implementierung wird dann 145 www.unilever.com www.loreal.com 147 www.henkel.com 146 59 wenn notwendig an die jeweiligen Unterfunktionen und Abteilungen („Spokes“) abgegeben. Weiterhin sagte Pepper schon damals eine ausgeprägte Involvierung des Top-Managements vorher. 148 Dies entspricht, soweit aus unternehmensexterner Perspektive ersichtlich, der aktuellen Ausgestaltung der P&G-Marketingorganisation. Allerdings hat sich das System, unter Umständen anders als ursprünglich von Pepper vorausgeahnt, im Laufe der Zeit zu einer eher zentralen Steuerung verschoben. Erklärbar ist dies durch einige Umfeldfaktoren heutiger internationaler Märkte. So ist etwa denkbar, dass sich die Vor- und Nachteile einer zentralen Organisation im Lichte der aktuell verfügbaren digitalen Kommunikationsmittel, wie etwa dem Internet, verschoben haben. Es ist heute beispielsweise möglich, durch E-Mails, Videochats und Online-Konferenzen in Echtzeit mit internationalen Niederlassungen weltweit kostengünstig zu kommunizieren, was die globale Informationsweiterleitung enorm vereinfacht. 149 Englisch als Weltsprache auch in der Wirtschaft 150 hat auch die reibungslose Kooperation transnationaler Teams realisierbar gemacht. Trotz noch vorherrschender kultureller Unterschiede ist weiterhin nicht zu vernachlässigen, dass sich auch die Bedürfnisse und Lebensgewohnheiten der Mittelklasse durch die Globalisierung mehr und mehr angepasst haben. Während sich etwa die Gewohnheiten von Asiaten und Europäern hinsichtlich Essgewohnheiten, Körperpflege und Arbeitsweisen bis vor wenigen Jahrzehnten noch stark voneinander unterschieden, gleichen heute insbesondere die Lebensstile der jungen Generation in diesen Weltregionen sich zunehmend an. Durch internationale Unterhaltungsmedien, wie etwa Filme, Social Media Netzwerken, Computerspiele und Bücher, wird ein einheitliches globales Werte- und Lebensumfeld gefördert, welches zu einer Homogenisierung der Kulturwerte geführt hat.151 Dies kann für multinationale Unternehmen von Vorteil sein. Denn ihnen wird durch die internationalen Angleichungen der Kundenwünsche zumindest im Konsumgüterbereich zunehmend ermöglicht, ähnliche oder identische Produkte mit nur geringen Anpassungen weltweit im Rahmen einer standardisierten 148 Vgl. Pepper (1999), S. 6 Vgl. Menipaz und Menipaz (2011), S. 175 150 Vgl. Mitchell (2008), S. 67 151 Vgl. Müller (2007), S. 35 149 60 Marketingausrichtung zu verkaufen. Es ist folglich davon auszugehen, dass im Laufe der fortschreitenden Globalisierung ebenso die zentrale Marketingorganisation weiter an Popularität innerhalb multinationaler Unternehmen gewinnen wird. 6. Konklusion und Ausblick Faktoren wie international gesättigte und wettbewerbsintensive Märkte, sowie zunehmende günstiger Konkurrenz sowohl aus Industrie- als auch Schwellenländern in vielen Branchen lassen den Schluss zu, dass die strategische Planung, Umsetzung und Pflege von Marken sowie ein effektives Marketingmanagement auch in den kommenden Jahren relevante Problematiken für die Unternehmensführung darstellen werden. Für multinationale Firmen bedeutet dies, dass sie ihr Marketing kontinuierlich optimieren und an die international variierenden Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen anzupassen haben. Wie oben ausgeführt zeigt sich aber gleichzeitig die Herausforderung, eine sinnvolle Balance zwischen einer global einheitlichen und kostengünstigen Markenführung sowie den Anpassungen an lokale kulturelle Besonderheiten zu erreichen. Je nach Schwerpunkt und jeweiliger spezifischer Unternehmensstrategie können sich hierzu zentrale oder dezentrale Marketingstrukturen anbieten. Wie die vorliegende Arbeit illustrierte geben in diesem Kontext betriebswirtschaftliche Entscheidungsmodelle, wie etwa die Balanced Scorecard, wertvolle Impulse für eine rationale und überlegte Entschlussfindung. Zweifelsohne sind gleichwohl solche auf theoretischen Beobachtungen basierende Konzepte nicht losgelöst von den sonstigen Unternehmensaspekten zu sehen, sondern vielmehr als ein unterstützendes Instrument im Rahmen der allgemeinen Firmenleitung und Strategiefindung zu betrachten. Die obige Diskussion zeigte, dass beispielsweise ein Unternehmen wie der Konsumgüterhersteller Procter & Gamble sich nicht zwingend für eine extreme Ausgestaltung eines Modells entscheiden muss, sondern durchaus auch hybride Ansätze ins Auge fassen kann. Weiterhin unterstreicht der empirische Fall, dass sich die Schwerpunkte der jeweiligen Strukturierung der Marketingorganisation im Laufe der Jahre verschieben und anpassen können und sollten. 61 In diesem Sinne ist eine Entscheidung für ein zentrales oder dezentrales Marketing nicht als eine Entweder/Oder-Entscheidung zu verstehen, sondern vielmehr als ein Kompromiss entlang einer zweidimensionalen Ausrichtung. Weiterhin zeigte die vorliegende Arbeit die strategische Rolle der Marketingstruktur auch für die ganzheitliche Firmenperformanz multinationaler Unternehmen. Gleichwohl sind einige Beschränkungen der Untersuchung zu vermerken. Erstens ist herauszustellen, dass sich die Diskussion ausschließlich auf die Marketingabteilung fokussierte. Es wäre aufschlussreich, in weiteren Studien insbesondere auch das Zusammenspiel zwischen dem Marketing und anderen Unternehmensfunktionen zu beleuchten. Denn innerhalb der unternehmerischen Wertschöpfung ist die betriebliche Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen nur eines der Elemente, welche maßgeblich zum Betriebserfolg beitragen und sollte in der dynamischen Beziehung zu anderen Arbeitsbereichen betrachtet werden. Darüber hinaus erlaubte es der beschränkte Rahmen der Arbeit nicht, weitere empirische Beispiele abgesehen vom vorgestellten P&G- Unternehmensfall zu beleuchten. Im Rahmen weiterer betriebswirtschaftlicher Arbeiten könnte es zu aufschlussreichen Ergebnissen führen, verschiedene Firmengruppen aus unterschiedlichen Branchen hinsichtlich ihrer internationalen Marketingstruktur zu kontrastieren. Als Kernfrage hat sich im Rahmen der obigen Diskussionen die Problematik aufgetan, in welchem Maße für ein Unternehmen einerseits ein einheitliches Markenimage sowie andererseits die Anpassung an lokale kulturelle Bedürfnisse und Besonderheiten relevant ist. Offensichtlich gibt es hierfür keine allgemein gültige Antwort. Je nach Branche und Produktkategorie kann die ideale Marketingstrategie sich teilweise deutlich voneinander unterscheiden und muss in Bezug zur Marktnachfrage und den spezifischen Kundenbedürfnissen gesetzt werden. Es wäre indes auch im Kontext zukünftiger Studien von Interesse der Frage nachzugehen, in welchen Bereichen der empirischen Praxis der Fokus eher auf ein global stimmiges Markenbild bzw. die Adaptionen an die spezifischen Zielgruppen gelegt wird. Die entsprechende Schwerpunktlegung könnte bedeutsame Auswirkungen auch auf die Strukturierung der idealen Marketingorganisation haben. 62 Es kann davon ausgegangen werden, dass insbesondere für multinationale Unternehmen die Herausforderung der Planung, Umsetzung und Kontrolle effektiver Marketingaktivitäten und ihre Einbindung in die sonstigen Unternehmensstrukturen essentiell bleiben wird. Internationale Firmen sehen sich sukzessive mit der Problematik konfrontiert, kontinuierliche Verbesserungen und Anpassungen an die sich wandelnden dynamischen Markttrends auch durch eine stimmige Marketingorganisation zu realisieren. Die betriebswirtschaftliches Forschung sieht sich demnach in die Pflicht genommen, durch theoretische Modelle und empirische Untersuchungen erfolgreiche Fallbeispiele zusammenzutragen und strukturieren, welche auch für die Praktiker eine sinnvolles Fundament zur rationalen Entscheidungsfindung hinsichtlich der bestmöglichen betrieblichen Strukturen schaffen können. . 63 Literaturquellen Adzic, M. (2006): Matrixstrukturen in multinationalen Unternehmen: Anwendungsfelder, Informationsfluss und Erfolgsfaktoren. Springer, Heidelberg et al. Albach, H. 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