Projektkennblatt Deutschen Bundesstiftung Umwelt 16370/01 25

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Projektkennblatt
der
Deutschen Bundesstiftung Umwelt
16370/01
Az
Referat
25
200.000,00 DM
Fördersumme
Antragstitel
Umnutzung einer Altbau-Industriehalle zu Veranstaltungsräumen (Planungsphase)
Stichworte
Ökobau, Planung, Ökobilanz, Energie
Laufzeit
Projektbeginn
Projektende
Projektphase(n)
1 Jahr und 11 Monate
09.08.1999
23.07.2001
1
I.3.1
Umwelttechnik
Förderbereich 1999 - 2000
Architektur und Bauwesen
Interdisziplinäre ganzheitliche Planung
Bewilligungsempfänger Stiftung Pragsattel-Theaterhaus Stuttgart
c/o Theaterhaus Stuttgart
Siemensstr. 11
Kooperationspartner
Tel
0711/81056-40
Fax
0711/81056-30
Projektleitung
Hr. Volker Willier
Bearbeiter
70469 Stuttgart
Plus + Bauplanung GmbH
72654 Neckartenzlingen
Universität Karlsruhe, Institut für Industrielle Bauproduktion
TRANSSOLAR Energietechnik GmbH
70569 Stuttgart
Zielsetzung und Anlaß des Vorhabens
Die Rheinstahlhalle auf dem Pragsattel in Stuttgart ist eine teilweise denkmalgeschützte Industriehalle mit
ca. 4.000 m² Grundfläche. An die Halle ist ein Baukörper angegliedert, der als Verwaltungsgebäude genutzt wurde. Das gesamte Gebäude-Ensemble wird zur Nutzung durch das Theaterhaus Stuttgart umgebaut.
Der architektonische Entwurf für den Umbau der alten Rheinstahlhalle sieht vier Veranstaltungshallen
vor, die in die bestehende Industriehalle gestellt werden. Außerdem findet in der Halle eine Sport- bzw.
Multifunktionsfläche sowie der Foyerbereich Platz. Der an die Halle angegliederte Baukörper nimmt den
Verwaltungs- und den Gastronomiebereich auf. Der zukünftige Nutzer des Gebäudes, das Theaterhaus
Stuttgart, hat sich seit den 80er Jahren in Stuttgart als fester Bestandteil des kulturellen Angebotes etabliert. Wie die bisherigen Räumlichkeiten des Theaterhaus Stuttgart soll auch der neue Standort den
Charme der Kulturfabrik ausstrahlen und nicht perfektionierte Entertainment-Architektur sein.
Bei der Planung der Umnutzung der Rheinstahlhalle wird von den beteiligten Planern und dem Bauherr
das Ziel verfolgt, ein zuverlässig funktionierendes Gebäude zu realisieren, das sich durch minimierte
Ressourcenverbräuche und Emissionen während der gesamten Lebensdauer des Gebäudes auszeichnet.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden
Während der Planung des Umbaus wird deshalb bereits in frühen Planungsphasen ein integrales Energie- und Lüftungskonzept für die Veranstaltungshallen entwickelt, das sich im Vergleich zu einer konventionellen Hallenlüftung durch geringere Energieverbräuche im Betrieb und minimiertem Technikeinsatz
auszeichnet. Bei der Erarbeitung des Lüftungskonzeptes wird das Programm TRNSYS zur dynamischen
Gebäudesimulation eingesetzt.
Außerdem wird eine Bilanzierung der eingesetzten Baustoffe über die Lebensdauer des gesamten Gebäudes durchgeführt. Auf Basis der Ergebnisse werden mögliche Alternativen zu den einzelnen Bauteilen
erarbeitet und ebenfalls hinsichtlich ihrer Umwelteinflüsse bilanziert. Die Bilanzierung der Bauteile/Baustoffe erfolgt als Life Cycle Analysis nach dem Verfahren der Elementmethode unter Verwendung
des Planungswerkzeuges EcoPro.
Deutsche Bundesstiftung Umwelt } An der Bornau 2 } 49090 Osnabrück } Tel 0541/9633-0 } Fax 0541/9633-190 } http://www.dbu.de
Ergebnisse und Diskussion
Für die Veranstaltungshallen wurde ein Energiekonzept entwickelt, das durch die folgenden Merkmale
gekennzeichnet ist: Vorkonditionierung der Zuluft im Kriechkeller, Quellluftprinzip, Antrieb durch thermischen Auftrieb im Abluftkamin, mechanische Unterstützung, Wärmerückgewinnung, Deckenstrahlungsheizung, Verzicht auf mechanische Kühlung.
Vergleicht man das entwickelte Lüftungskonzept mit der konventionellen Standardlösung zur Versorgung
von Veranstaltungshallen in Form einer raumlufttechnischen Anlage mit den Funktionen Lüften, Heizen,
Kühlen und mit Wärmerückgewinnung, so ergeben sich in folgenden Punkten Einsparungen im Energieverbrauch:
- Energiebedarf zur Luftförderung: Reduzierung um 90%
- Heizenergiebedarf: Reduzierung um 20%
- Kühlenergiebedarf: Reduzierung um 100%
Als Ergebnis der Ökobilanzierung der Konstruktion zeigt sich, dass die wesentlichen Reduktionspotentiale in der Optimierung des Tragwerks und der Fassade liegen. Bei den Trennwänden und den inneren
Oberflächen gibt es nur geringe Reduktionspotentiale. Je nach Umweltindikator und betrachtetem Bauteil
ergibt sich ein Reduktionspotential von 10% bis 30%.
Die optimierten Konstruktionsvarianten konnten nur teilweise in der Planung berücksichtigt werden, da
neben ökologischen Gesichtspunkten eine Reihe weiterer Kriterien berücksichtigt werden muss.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Untersuchungen zur Ökobilanzierung wurden auf dem Kongress Sustainable Building 2000, 22.25.10.2000, Maastricht, NL, vorgestellt (New use of a historic warehouse - a lifecycle optimised retrofit
project, Helmut Meyer, Werner Klaus).
Die durchgeführten CFD-Simulationen zur Hallenbelüftung wurden auf dem Fluent Anwendertreffen
2000, 18.-19.09.2000 in Bingen vorgestellt. (Energieeffiziente Gebäude, natürliche Lüftung, Komfort: CFD
als Planungswerkzeug, Thomas Lechner).
Weitere Veröffentlichungen werden im Laufe der Realisierung und nach Fertigstellung des Gebäudes erfolgen.
Fazit
Für die Belüftung der Hallen wurde ein Lüftungssystem entwickelt, das während der meisten Zeit mit natürlicher Lüftung unter Ausnutzung der Hallenabwärme angetrieben wird. Das entwickelte Konzept sorgt
für hohen Komfort in den Veranstaltungshallen. Ob das System den angestrebten Faktor 4 (erhöhter
Komfort bei reduziertem Energieeinsatz) realisiert, wird die Messkampagne nach Fertigstellung des Gebäudes voraussichtlich im Jahr 2003 zeigen.
Die Ökobilanzierung eines hypothetischen Referenzmodells in Form eines Neubaus, der das Raumbuch
erfüllt und für dasselbe Grundstück geplant wurde wie das Theaterhaus Pragsattel, wird hinsichtlich ökologischer Aspekte bei der Frage Umnutzung oder Neubau interessante Ergebnisse liefern.
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