Soziale Interaktion

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Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie:
Soziale Interaktion
Dr. Simon Hahnzog
Folie 1
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Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 1
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Dr. Simon Hahnzog
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80337 München
Tel: 089 – 95 48 79 49
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Folie 2
2
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Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
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Inhaltsübersicht
Dr. Simon Hahnzog Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie:
Soziale Interaktion
1. Aggressives Verhalten
2. Prosoziales Verhalten
3. Interpersonale Attraktion
und intime Beziehungen
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Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
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Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Definition - Baron & Richardson (1994):
„Aggression ist jede Form von Verhalten, das darauf abzielt, einem anderen
Lebewesen zu schaden oder es zu verletzen, wobei dieses Lebewesen motiviert
ist, eine solche Behandlung zu vermeiden.“
Konsequenzen:
• Aggression ist durch die ihr zugrunde gelegte Motivation nicht durch
die Konsequenzen definiert.
• Notwendige Voraussetzung ist das Wissen darum, dass das gezeigte
Verhalten schädigen kann. Ansonsten basiert das Verhalten und die
bewirkte Schädigung auf Versehen, Fahrlässigkeit oder Unfähigkeit.
• Es handelt sich nicht um Aggression, wenn die Schädigung auf Wunsch
der geschädigten Person ausgeführt wurde (Perspektivendivergenz).
Unterkategorien:
körperliche vs. verbale, spontane vs. reaktive,
individuelle vs. intergruppale, instrumentelle vs. feindselige Aggression
Folie 4
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
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Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Funktionalität:
− soziale Identität und Sicherung des Selbstwerts
− Soziale Anpassung und Anerkennung
− Erlangen knapper Güter
− Schädigung
− Evolutionärer Erfolg
− Verteidigung, Beseitigung aversiver Ereignisse
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Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
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Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Entstehung – Philosophische Theorien zum Menschenbild:
− Nicollo Macchiavelli (1469 – 1527):
Der Mensch ist von Natur aus schlecht. Zugleich hat er jedoch als zentrale
Triebfeder das Streben nach mehr und kann daher sozialisiert werden.
−Thomas Hobbes (1588 – 1679):
„Homo homini lupus“ – Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf – daher kann
ein friedliches gemeinsames Zusammenleben nur durch Gesellschaftsverträge
gesichert werden.
− John Locke (1632 – 1704):
Der Mensch ist getrieben von Egoismus, Leidenschaft und Rachsucht.
− Jean-Jaques Rousseau (1712 – 1778):
Der Mensch ist von sich aus gut und wird erst durch Erziehung verändert.
− Sigmund Freud (1856 – 1939):
Zwei Triebe als ambivalente Gegenstücke des Verhaltens: Eros vs. Thanatos
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Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
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Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Entstehung - Biologische Theorien:
− Verhaltensforschung:
„Dampfkesselmodell“ (K. Lorenz) = Aggression entsteht aus der Summe
aggressiver Energie, die durch einen externen Reiz hervorbricht.
Psychologisch widerlegt (z.B. mehrfache Aggression, etc.)
− Genetik:
Genetischer Einfluss vorhanden, jedoch geringer als Umwelteinflüsse
− Hormonelle Einflüsse:
Sowohl Testosteron als auch Cortisol zeigen keine eindeutigen,
universellen Einflüsse auf aggressives Verhalten.
− Physiologische Einflüsse:
Substanzen wie Alkohol begünstigen aggressive Verhaltensweisen
(Selbstaufmerksamkeit und Situationsbeurteilung werden beeinträchtigt).
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Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
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Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Entstehung - Psychologische Theorien (Auswahl):
− Frustrations-Aggressions-Hypothese (Miller et al. 1939)
− Theorie der aggressiven Hinweisreize, „Situative Cues“ (Berkowitz 1967)
− operante Konditionierung (Skinner 1948)
− Modelllernen (Bandura 1977)
− Erregungsübertragung (Zillmann 1978)
− Kognitiv-Neoassoziationistisches Modell (Berkowitz 1993)
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Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 8
Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Entstehung - Frustrations-Aggressions-Hypothese:
− Frustration (Blockierung einer zielgerichteten Aktivität) löst
verschiedene Reaktionen aus, u.a. Aggression.
Ob Aggression oder andere Alternativen die Frustrationsreaktion
darstellen, hängt von Person- und Umweltvariablen ab:
z.B. Flucht- oder Erstarrungsreaktion ( „fight, flight oder freeze“)
Allerdings: Aggression ist dominante Reaktion auf Frustration.
– Kann die Frustrationsquelle nicht erreicht werden, so kann es zu einer
Aggressionsverschiebung kommen, die sich gegen eine leichter
zugängliche oder weniger bedrohliche Person richtet (Zielsubstitution) oder
auf eher indirekte Art geäußert wird (Reaktionssubstitution).
Folie 9
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 9
Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Entstehung - Frustrations-Aggressions-Hypothese:
− Beeinflusst wird die aggressive Reaktion u.a. von aggressiven
Hinweisreizen, z.B.:
Waffeneffekt (Berkowitz et al. 1967):
Zuvor frustrierte Vpn, reagierten aggressiver, wenn neben ihnen eine
Pistole lag, als Vpn der KG, neben denen ein Federballschläger lag.
Folie 10
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 10
Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Entstehung – Operante Konditionierung:
Definition und Abgrenzung:
Beim „instrumentellen Lernen“ oder „Operanten Konditionieren“ werden
Lernprozesse beschrieben, bei denen die Ereignisse von der Ausführung einer
Aktion abhängen. Im Unterschied zum Klassischen Konditionieren, bei dem der
US unabhängig von der CR auftritt.
Hier wird S-R-Beziehung statt S-S-Beziehung gelernt!
Gesetz des Effekts (Edward L. Thorndike 1898):
Thorndike untersuchte an Katzen, wie schnell sie sich aus Käfigen
(„puzzlebox“) befreien konnten. Das Lernen basiert hierbei auf dem Prozess
des „trial and error“. Die Befreiungsversuche wurden immer kürzer, daraus
folgerte Thorndike:
Folgt auf ein Verhalten eine befriedigende Konsequenz, so erhöht sich die
Auftretenswahrscheinlichkeit dieses erfolgreichen (verstärkten) Verhaltens.
Folie 11
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 11
Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Entstehung – Operante Konditionierung:
– Verstärkung festigt die Assoziation zwischen Verhalten und Konsequenz
– Löschung schwächt diese Assoziation
– Bestrafung unterdrückt nur das Auftreten des Verhaltens (die Performanz),
die Kompetenz (die Fähigkeit, im Prinzip das Verhalten zu zeigen) bleibt
bestehen. Fällt die Bestrafung weg, tritt das zuvor gezeigte Verhalten schnell
wieder auf.
Bestrafung ist keine gute Methode der Verhaltenskontrolle.
Will man unerwünschtes Verhalten eliminieren muss man
Löschungsbedingungen herstellen.
Außerdem die Gefahr der klassischen Konditionierung negativer
Emotionen (Wut, Hass, Schmerz, Trauer) mit strafender Person als CS.
Folie 12
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 12
Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Entstehung – Operante Konditionierung:
Konsequenzen für Pädagogik, Führung u. Kommunikation:
Wenn Bestrafung zur Verhaltenskontrolle eingesetzt wird, dann:
– kurze Dauer der Bestrafung.
– geringe Intensität (Vermeidung klassisch konditionierter aversiver Emotionen
mit Erziehungsperson als CS).
– keine körperliche Züchtigung (Vermeidung klassisch konditionierter aversiver
Emotionen mit Erziehungsperson als CS).
– sollte auf Situation beschränkt bleiben, in der das unerwünschte Verhalten
auftritt (diskriminative Hinweisreize beachten).
– unmittelbare Kontingenz beachten
(nicht: „Warte bis Papa nach Hause kommt.“)
– Wichtig: Aufzeigen leicht durchführbarer Verhaltensalternativen, die
mit positiver Verstärkung einher gehen vgl. konstruktives Feedback.
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Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 13
Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Entstehung – Modelllernen:
– Leitgedanke:
Erfahrungen über VerhaltensVerstärkungskontingenzen braucht nicht
jeder Mensch persönlich zu machen,
sondern kann sie per Beobachtung
sammeln und der Steuerung seines
eigenen Verhaltens zugrunde legen.
– Definition:
Beobachtungslernen beschreibt den Erwerb
oder die Veränderung von Verhaltensweisen
durch Beobachtung eines sozialen Modells
(Vorbildes), welches entweder real oder
symbolisch, beispielsweise durch Film,
Fernsehen, Text etc. gegeben sein kann.
Folie 14
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 14
Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Entstehung – Modelllernen:
Experiment von Albert Bandura (1965) - Durchführung:
– Kinder sehen einen Film, in dem eine erwachsene Modellperson aggressives
Verhalten gegenüber einer großen Plastikpuppe zeigt.
– 3 Gruppen:
a) EG1 (stellvertretende Belohnung): Modellperson wird gelobt u. beschenkt.
b) EG2 (stellvertretende Bestrafung): Modellperson wird bestraft.
c) KG: Keine Konsequenzen
– Nach Film kommen die Kinder alleine für 10 Minuten in ein Spielzimmer mit
denselben Gegenständen wie im Film, sowie weiteren Spielgegenständen
(Nachahmungsphase).
– Anschließend Aufforderung die Modellperson zu imitieren
(„positive incentive“) mit dem Anreiz Süßigkeiten.
Folie 15
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 15
Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Entstehung – Modelllernen:
Experiment von Albert Bandura (1965) – Ergebnisse:
– In Nachahmungsphase:
Häufige Imitation des
gezeigten Verhaltens in
Gruppe a) und c), kaum
Imitation in Gruppe b).
– In „Positive Incentive“:
In allen drei Gruppen
wurde gleich häufig
imitiert.
Erkenntnis:
Direkte Belohnung ist nicht notwendig für Kompetenzerwerb,
sondern lediglich für die Ausübung (Performanz).
Zudem Virtualität des Modells bedeutsam (vgl. Abb.)
Folie 16
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 16
Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Entstehung – Modelllernen:
Modelllernen ist am erfolgreichsten, wenn:
– beobachtet wird, dass das Modell für sein Verhalten verstärkt wird.
– das Modell als positiv wahrgenommen wird (z.B. wenn es beliebt erscheint,
über Macht verfügt, respektiert wird).
– der Beobachter Ähnlichkeiten zwischen sich und dem Modell wahrnimmt
(z.B. Modell hat ähnliche Hobbies, Fähigkeiten, Beruf).
– das Verhalten des Modells sichtbar und auffällig ist (Figur-Grund Gliederung).
– die Kompetenz des Beobachters ausreicht, das Modellverhalten nachzuahmen
(Handlungen können neu sein, müssen aber in ihrer Komplexität dem
jeweiligen Entwicklungsstand angepasst sein.)
Konsequenz für Erziehungs- und Führungsverhalten:
Sich des eigenen Modellverhaltens bewusst sein und sich dementsprechend
verhalten: „Live what you preach.“
Folie 17
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 17
Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Entstehung – Erregungsübertragung:
Grundlage:
Erhöhte physiologische Erregung (engl. „arousal“ - z.B. körperliche
Erschöpfung, Hunger, Durst etc.) kann aggressive Reaktionen (egal welcher
Ursache) verstärken.
Theorie der Errungsübertragung (Excitation-Transfer):
Die Theorie geht davon aus, dass erhöhte Erregung die Aggressionsbereitschaft
steigert, auch in Situationen, die nicht Ursache der Erregung sind. Dabei kann
eine Resterregung aus früheren Situationen zur Erregung aus der aktuellen
Situation additiv hinzukommen.
Je unklarer die Ursache für die körperliche Erregung, desto stärker der Effekt
der Erregungsübertragung.
Folie 18
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 18
Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Entstehung - Kognitiv-Neoassoziationistisches Modell:
Grundlagen:
– Theoretisches Modell, dass den Zusammenhang zwischen negativem
Affekt und aggressivem Verhalten beschreibt.
– Es werden insbesondere Gedächtnis- und Bewertungsprozesse
berücksichtigt.
Demnach kann ein negativer Affekt zu zwei möglichen Gedächtnissystemen
führen, die wiederum eine spezifische Reaktion zur Folge haben („fight or
flight“).
Einfache Assoziationen sind entscheidend für die Art der Reaktion.
Nicht die Situation an sich, sondern erst die Assoziationen und
Kognitionen führen zu Aggression!
– Kritik: Dritte basale Angstreaktion („freeze“) wird nicht berücksichtigt.
Folie 19
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 19
Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Entstehung - Kognitiv-Neoassoziationistisches Modell:
Unangenehmes
Ereignis
(z.B.
Frustration,
Schmerz,
sozialer Stress)
Aggressive
Gedanken:
Erinnerungen,
physiologische
und motorische
Reaktionen
Negativer
Affekt
Primitive
assoziative
Reaktion
Ängstliche
Gedanken:
Erinnerungen,
physiologische
und motorische
Reaktionen
Ärger
„Fight“
(Gereiztheit,
Missstimmung,
Aggression)
„Flight“
(Furcht,
Rückzug,
Vermeidung)
Furcht
Folie 20
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 20
Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Entstehung – Personale Bedingungen:
– Aggression als trait (stabiles Persönlichkeitsmerkmal):
Zeitliche Stabilität vergleichbar mit der von Intelligenzwerten. Dadurch ist bei
sehr hohen und sehr niedrigen Werten zukünftiges aggressives Verhalten
relativ gut vorhersagbar.
– Feindselige Attributionsstile:
Tendenz, mehrdeutiges Verhalten anderer Personen als Ausdruck feindseliger
Absicht zu interpretieren. „culture of honour“
– Geschlechterunterschiede:
Kriminalstatistiken belegen ein einen starken Männerüberhang bei
Gewaltverbrechen.
Die Stärke des Geschlechtseffekts ist jedoch von mittlerer Größenordnung
und zudem für verbale Aggression geringer als für körperliche.
Folie 21
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 21
Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Entstehung – situative Bedingungen:
– Alkohol:
Spielt eine wichtige Rolle bei Gewaltverbrechen, insbesondere Mord,
häuslicher Gewalt, sexuellem Missbrauch, sexueller Gewalt, Partnergewalt
und intergruppaler Gewalt (aggressionsfördernde Wirkung auch bei anderen
psychogenen Substanzen, u.a. Koffein!).
Allerdings starke intraindividuelle Unterschiede ( Persönlichkeitsfaktoren).
– Temperatur: Hitzehypothese (Anderson et al. 2000):
Gewaltverbrechen im Sommer häufiger als im Winter. Jedoch Einfluss des
unterschiedlichen Sozialverhaltens.
In Laborexperimenten ließen sich keine eindeutigen Ergebnisse belegen:
Anstieg von aggressivem Verhalten bei steigender Temperatur (u.a. auch
bei Schwüle, Schmerz, Gestank), jedoch sinkt die Aggressionstendenz ab
30° C wieder.
Folie 22
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 22
Soziale Interaktion
Aggressives Verhalten
Mediale Gewaltdarstellung:
Empirische Untersuchungen (Labor-, Längsschnitt-, Korrelationsstudien)
belegen, dass die Wahrscheinlichkeit aggressiven und gewaltsamen Verhaltens
durch Gewalt in den Medien sowohl kurz- als auch langfristig erhöht wird.
Jedoch sind die Effektstärken ziemlich gering.
Wirkung:
− Accessibility: Leichtigkeit für den Zugriff auf aggressive Muster erhöht.
− Soziale Lernprozesse: Großteil der dargestellten aggressiven
Verhaltensweisen wird belohnt oder bleibt unbestraft.
− Habituation: Mitgefühl mit den Leiden von Gewaltopfern wird durch
langfristigen medialen Gewaltkonsum verringert.
− Entwicklung eines feindseligen Attributionsstils bei mehrdeutigen
Situationen wird gefördert.
Folie 23
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 23
Inhaltsübersicht
Dr. Simon Hahnzog Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie:
Soziale Interaktion
1. Aggressives Verhalten
2. Prosoziales Verhalten
3. Interpersonale Attraktion
und intime Beziehungen
Folie 24
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 24
Soziale Interaktion
Prosoziales Verhalten
Definitionen
– Helfen:
Handlungen, die die Absicht verfolgen,
Situation des Hilfeempfängers zu verbessern.
die
– Prosoziales Verhalten:
Hilfeverhalten, das nicht durch berufliche oder
private Verpflichtungen motiviert ist und nicht
von einer Organisation ausgeführt wird.
Begrenzte Ausnahmen:
Wohltätigkeitsorganisationen.
– Altruismus:
Altruismus
Prosoziales
Verhalten
Helfen
Prosoziales Verhalte, dessen oberstes Ziel darin
besteht, einer anderen Person zu nützen, und
persönliche Ziele nachrangig sind.
Folie 25
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 25
Soziale Interaktion
Prosoziales Verhalten
Sozialer Einfluss:
Variablen der sozialen Situation haben den größten Einfluss darauf
prosoziales Verhalten zu behindern oder zu verhindern:
− Effekt der Anzahl (Verantwortungsdiffusion) (Darley & Latané 1968):
Einfluss der Gruppengröße auf das Hilfeverhalten: Je größer die Anzahl
der Gruppenmitglieder, desto geringer Wahrscheinlichkeit dafür.
Hintergrund: Jeder Einzelne glaubt, dass nicht die ganze Verantwortung
alleine auf ihm lastet – er „teilt“ diese mit den anderen Zeugen.
Hierzu: Experiment von Darley & Latané (1968):
Vpn in simuliertem Gruppengespräch via Interkom zu persönlichen
Problemen von Collegestudenten. Konfident berichtet von möglichen
epileptischen Anfällen und simuliert nach 70 Sekunden einen solchen.
AV: Zeit zwischen Anfall und Beginn der Hilfeleistung.
Indirekte Proportionalität zwischen Gruppengröße und Hilfeleistung:
Schnelle Hilfe: 85% 2er, 62% 3er, 31% 6er Gruppe.
Folie 26
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 26
Soziale Interaktion
Prosoziales Verhalten
Sozialer Einfluss:
− „Nothing has happend“:
Implizite Modellierung durch das Verhalten der anderen Zeugen:
Die Zeugen sind sich gegenseitig Modell für Passivität, „Nichts-Tun“
wird zu einer sozialen Norm (Pluralitische Ignoranz).
− „Fear of embarrassment“:
Aus Angst, sich zu blamieren, entsteht Verlegenheit. Dies spielt
insbesondere dann, wenn die Zweifel daran erfolgreich zu sein hoch
sind. Der gleiche Effekt tritt ein, wenn die Situation irrtümlich als gefährlich
eingeschätzt werden könnte (Bewertungsangst).
− Eile:
Je stärker potenzielle Helfer unter Zeitdruck stehen, desto geringer ist
die Wahrscheinlichkeit, dass sie helfen.
Folie 27
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 27
Soziale Interaktion
Prosoziales Verhalten
Hilfeverhalten im Notfall:
Rahmenmodell des Hilfeverhaltens (Darley & Latané 1968):
1. Erkenne die Situation
2. Interpretiere die Situation als Notsituation
Hilfsbedürftigkeit muss eindeutig signalisiert sein und auch Kontextreize
müssen für Notsituation sprechen Attributionsprozesse!
Problem: Pluralistische Ignoranz:
„Die anderen helfen nicht, also gibt es auch keine Notsituation.“
Walther et al. (2000): Einfluss von Priming und Kontext:
Kontext:
Mann umfasst Frau von hinten …
a) im dunklen Hauseingang b) im Büro
Zunächst: Priming auf Hilfsbedürftigkeit
Nur Wechselwirkung: Nur wenn Kontext auf Hauseingang und
Priming auf Hilfsbedürftigkeit, wird Notsituation erkannt.
Folie 28
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 28
Soziale Interaktion
Prosoziales Verhalten
3. Übernehme persönliche Verantwortung
Problem: Verantwortungsdiffusion
4. Wähle einen Weg, um zu helfen
5. Führe die Entscheidung aus!
Voraussetzung: Möglichkeit und Fähigkeit zur Hilfeleistung.
Nur wenn alle fünf Stufen erfolgreich absolviert werden, kommt es zu
Hilfeverhalten.
Weitere Einflussvariablen: Kosten-Nutzen-Rechnung, Gerechte-WeltPhänomen, Einfluss von Stereotypen etc.
Folie 29
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 29
Soziale Interaktion
Prosoziales Verhalten
Entstehung - Der evolutionäre/soziobiologische Ansatz:
– Prosoziales Verhalten gegenüber Verwandten (Träger ähnlicher
Genkombinationen) erhöht eine erfolgreiche Verteilung der eigenen
Gene in die nächste Generation. Die Bereitschaft zur Hilfeleistung steigt
mit dem Grad der Verwandtschaft.
Problem: Keine interindividuellen und kontextabhängigen Unterschiede.
– Reziproker Altruismus
Hintergrund: Prosoziales Verhalten erhöht die eigene Überlebenschance.
Nutzen der geleisteten Hilfe: Chance, selbst Hilfe zu erhalten, ist erhöht.
Bedingungen: Vertrauen, Stabilität in die Gruppenmitgliedschaft,
Dauerhaftigkeit der Gruppe, hohe gruppeninterne Wiedererkennbarkeit
Kulturunabhängige Reziprozitätsnormen:
1. Menschen sollen denen helfen, die ihnen geholfen haben.
2. Menschen sollen die nicht verletzen, die ihnen geholfen haben.
Folie 30
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 30
Soziale Interaktion
Prosoziales Verhalten
Entstehung - Der individualistische Ansatz:
Hilfreiches Verhalten wird weniger durch genetische Bedingungen, sondern
eher durch soziales Lernen erworben.
– Effekte der Emotion:
Im Allgemeinen fördert positive Stimmung die Bereitschaft zur Hilfeleistung.
Die Auswirkungen der positiven Stimmung sind zeitlich nur sehr begrenzt
jedoch stärker und beständiger als die Effekte negativer Stimmung.
Auch negative Affekte können prosoziales Verhalten hervorrufen:
Interpersonelle Schuld (empfundene Verantwortung für das Leiden eines
anderen) erhöht prosoziales Verhalten und trägt in der Regel dazu bei, dass
persönliche Beziehungen aufrecht erhalten werden.
Zudem: Das Leid anderer erzeugt negative Gefühle, diese werden durch
Hilfeleistung verringert.
Traurigkeit senkt die Bereitschaft zur Hilfeleistung.
Folie 31
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 31
Soziale Interaktion
Prosoziales Verhalten
Entstehung - Der individualistische Ansatz:
– Persönlichkeitsfaktoren, die prosoziales Verhalten vor allem bedingen:
• Empathie
• soziale Verantwortung
• internale Kontrollüberzeugung
• Glaube an eine gerechte Welt
• positives Selbstwergefühl
Dimensionen für Freiwilligenarbeit (nach VFI):
• Egoistische Motive:
Verstehen, Karriere, Selbstaufwertung
• Altruistische Motive: Schutz, Werte, Sozial
Folie 32
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 32
Soziale Interaktion
Prosoziales Verhalten
Entstehung - Der individualistische Ansatz:
– Effekte der Empathie:
Empathie-AltruismusModell (Batson 1981)
Grundannahme:
Hilfeverhalten ist durch
altruistisches Motiv
motiviert.
Primäres Ziel:
Situation des anderen
verbessern, auch auf
Kosten eigener
Bedürfnisse.
Abb. aus:
Aronson et al.
2008
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
Folie 33
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 33
Soziale Interaktion
Prosoziales Verhalten
Entstehung - Der individualistische Ansatz:
– Effekte der Empathie: Empathie-Altruismus-Modell
Ergebnisse:
Die wahrgenommene Ähnlichkeit mit der anderen Person bestimmt über die
Ausprägung der Empathie und bestimmt dadurch das eigene Verhalten:
– Hohe Ähnlichkeit Empathie, Sympathie, Mitleid altruistisches Verh.
– Geringe Ähnlichkeit persönliche Sorge egoistisches Verhalten
Ob auch bei geringer Ähnlichkeit prosoziales Verhalten gezeigt wird, hängt
von der Möglichkeit ab, der Situation zu entfliehen:
Ist diese vorhanden, neigen die Menschen eher dazu zu fliehen als zu
helfen.
Folie 34
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 34
Soziale Interaktion
Prosoziales Verhalten
Besondere Perspektiven:
– Kompetitiver Altruismus:
Sich gegenseitig an Altruismus in der Öffentlichkeit übertreffen, um in der
Rangliste höher zu steigen und selbst besseren Zugang zu Ressourcen zu
bekommen.
– Konsequenzen von Hilfe:
Hilfe erhalten wird nicht immer positive wahrgenommen. Wenn Hilfe nicht
benötigt wird oder der Selbstwert unter der Zuhilfenahme von Unterstützung
verringert wird, kann implizieren, dass der Hilfeempfänger schwach und
bedürftig ist.
Folie 35
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 35
Soziale Interaktion
Prosoziales Verhalten
Voraussetzung für erfolgreiche Hilfeleistung:
– Reduktion von Ambiguität („Ich brauche jetzt Hilfe.“)
– konkrete Verantwortlichkeit herstellen („Ich brauche deine Hilfe.“)
– Identifikation mit Hilfsbedürftigem fördern („Versetz dich in meine Lage.“)
– Aktivierung von Normen
Folie 36
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 36
Inhaltsübersicht
Dr. Simon Hahnzog Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie:
Soziale Interaktion
1. Aggressives Verhalten
2. Prosoziales Verhalten
3. Interpersonale Attraktion
und intime Beziehungen
Folie 37
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 37
Soziale Interaktion
Interpersonelle Attraktion
Grundlagen:
– Affiliation:
Die Tendenz, die Gesellschaft anderer Menschen zu suchen, selbst wenn wir
uns ihnen nicht besonders nahe fühlen.
– Attraktivität – Zwischenmenschliche Anziehung:
Positive Gefühle gegenüber einer anderen Person einschließlich der Tendenz,
die Gegenwart des anderen zu suchen.
– Bindungstheorie (John Bowlby, 1969):
Affiliation ist eine angeborene Verhaltenstendenz, die dazu führt, dass
Neugeborene bei Gefahrensituationen engen Kontakt zu ihrer Mutter suchen
und so eine enge Beziehung aufbauen. Durch Verhaltensweisen wie Lächeln
und Schreien erhöhen sie ihre Überlebenschancen.
Je sicherer diese Bindungserfahrung, desto stabiler die Grundlage für
intime Beziehungen im Erwachsenenalter
Folie 38
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 38
Soziale Interaktion
Interpersonelle Attraktion
Theorie des sozialen Vergleichs (Festinger):
Hypothese: Menschen suchen den Kontakt zu den Personen, mit denen sie sich
am besten vergleichen können, um Informationen über ihre eigenen Emotionen
und ihr effektivstes Verhalten zu erhalten
vgl. 3. Self-Assessment, abwärts/aufwärts gerichtete soziale Vergleiche.
Insbesondere folgende Grundannahmen bedingen soziale Vergleiche:
– Menschen haben das Bedürfnis, sich ein realistisches Bild von der Welt zu
machen – die eigene Persönlichkeit eingeschlossen.
– Wenn objektive Vergleiche nicht möglich sind, findet sozialer Vergleich statt.
– Ein Grundmotiv des Menschen ist es, seine Fähigkeiten und Fertigkeiten zu
verbessern.
– Personen mit ähnlichen Eigenschaften/Hintergrund bieten die meisten
Informationen für soziale Vergleiche (Peer comparison).
– Menschen sind motiviert Einstellungsdissonanzen zu anderen zu reduzieren.
Folie 39
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 39
Soziale Interaktion
Interpersonelle Attraktion
Soziale Unterstützung – vier Komponenten (House 1981):
Attraktivität erfüllt unter anderem den Zweck, soziale Unterstützung einfacher
und erfolgreicher zu erhalten. Hierbei kann die Art der Unterstützung in vier
verschiedenen Komponenten differenziert werden:
− Emotionale Unterstützung (sich umsorgt, geliebt und geschätzt fühlen)
− Einschätzungsunterstützung (Rückmeldung, wie man Objekte bewertet)
− Informationale Unterstützung (Informationen zu Objekten erhalten)
− Instrumentelle Unterstützung (konkrete Hilfe erhalten)
Folie 40
Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
© hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 40
Soziale Interaktion
Interpersonelle Attraktion
Einsamkeit:
Affektive Reaktion auf das subjektiv empfundene Defizit von Anzahl und Art
sozialer Beziehungen. Es werden differenziert (Weiss 1975):
−
Nichtvorhandensein eines vertrauten Partners emotionale Einsamkeit
−
Nichtvorhandensein unterstützender Freunde sowie fehlende Einbettung in
ein soziales Netz soziale Einsamkeit
Emotionale Einsamkeit kann kaum durch Freunde oder soziale
Netzwerke kompensiert werden ( Bindungstheorie).
Epidemiologische Untersuchungen belegen:
Erhöhte Sterblichkeit im Alter bei sozialer Einsamkeit (insbes. Männer)
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Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
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Soziale Interaktion
Interpersonelle Attraktion
Entstehung von Freundschaften - Räumliche Umwelt:
Räumliche Nähe erleichtert die Entstehung von Freundschaften
(Festinger et al. 1950, Back et al. 2008):
− Weniger (räumliche) Hürden für die Entwicklung einer Freundschaft.
− Größere Wahrscheinlichkeit für mehr Informationen über andere Personen.
− Möglichkeit gemeinsame Interessen und Einstellungen zu entdecken eher
gegeben als bei räumlicher Distanz.
− Mere-Exposure-Effekte Intensives Menschliches Zusammensein
− Nicht zuletzt:
Je mehr räumliche Nähe - auch bedingt durch Institutionen, Regionen,
Veranstaltungen, die wiederum ähnliche Einstellungen ermöglichen - desto
höher die Wahrscheinlichkeit, sich zu begegnen.
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Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
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Soziale Interaktion
Interpersonelle Attraktion
Entstehung von Freundschaften - Ähnlichkeit von Einstellungen:
Ähnlichkeit in Bezug auf Alter, Familienstand, Ethnie, Intelligenz und
insbesondere in Bezug auf Einstellungen begünstigen Freundschaften.
− Heymans & Wiersma (1905):
Menschen sind häufiger mit Partnern verheiratet, die ähnliche Einstellungen
(z.B. in Bezug auf: Essen & Trinken, Politik und Religion).
− Byrne (1971) – Attraktionsparadigma:
• Zwischenmenschliche Anziehung ist direkt proportional zu der
Ähnlichkeit der Einstellungen zwischen den Personen.
• Zentrale Wirkung: Klassische Konditionierung durch emotionale Reaktion
auf Einstellungsäußerung.
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Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
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Soziale Interaktion
Interpersonelle Attraktion
Neben Vertrautheit ist physische
Determinante von Sympathie:
Attraktivität
eine
starke
− „What is beautiful is good“-Stereotyp:
Attraktiven Personen werden bessere Eigenschaften zugeschrieben.
− Halo-Effekt: Attraktivität überstrahlt andere Eigenschaften
− Self-fulfilling-prophecies
Determinanten der physischen Attraktivität:
− Symmetrie
− „Babyface“-Stereotyp bei Frauen (Zebrowitz 1997):
große Augen, rundes Gesicht, schmale Nase und Kinn.
− Evolutionsbiologische Perspektive: Attraktiv sind solche Merkmale, die die
Chance auf erfolgreiche Reproduktion erhöhen
− Übereinstimmung mit aktuellen Normen der Attraktivität
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Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
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Soziale Interaktion
Interpersonelle Attraktion
Komponenten einer Liebesbeziehung (Sternberg 1988):
–Intimität:
–Vertrauen, Nähe, Verbundenheit,
–Wärme und Selbstöffnung
–Leidenschaft:
–Physische Erregung, sexuelle
–Anziehung, starke Gefühle
–Bindung:
–Kurzzeitig: Entscheidung, eine
–Person zu lieben
–Langfristig: Bindung,
–Aufrechterhaltung
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Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
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Soziale Interaktion
Interpersonelle Attraktion
Arten von Liebe nach der Dreieckstheorie (Sternberg 1988):
• Nicht-Liebe: Weder Intimität noch Leidenschaft noch Bindung
• Mögen: Starke Vertrautheit, aber geringe Leidenschaft und Bindung
• Romantische Liebe: Intimität u. Leidenschaft, geringe Bindung ( Flirt)
• Vernarrtheit: Starke Leidenschaft, aber geringe Intimität und Bindung
• Alberne Liebe: Leidenschaft und Bindung, jedoch geringe Vertrautheit
• Leere Liebe: Intensive Bindung, geringe Leidenschaft und Vertrautheit
• Kumpelhafte Liebe: Vertrautheit und Bindung, geringe Leidenschaft
• Vollendete / Vollkommene Liebe
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Soziale Interaktion
Interpersonelle Attraktion
Bindungsstile nach Bartholomew & Horowitz (1991):
Globale Bewertung der
eigenen Person
Globale
Bewertung
anderer
positiv
negativ
positiv
Sicher
Besitzergreifend
negativ
Vermeidend
Ängstlichambivalent
Personen mit sicherem Bindungsstil:
sind weniger eifersüchtig; können leichter um Unterstützung bitten; haben
weniger Angst, verlassen zu werden; neigen dazu Partnern stärker zu
vertrauen; haben stabilere und befriedigende Beziehungen.
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Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Interaktion
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Soziale Interaktion
Interpersonelle Attraktion
Festlegung (Commitment) auf einen Partner:
Folgende Faktoren erhöhen die subjektiv empfundene Zufriedenheit der Partner
in einer Liebesbeziehung - Investment-Modell (Rusbult & Buunk, 1993):
− Hohe Zufriedenheit:
Hohe Erträge aus Partnerschaft, erhöhen Zufriedenheit und Festlegung
− Geringe Qualität der Alternativen:
Geringe Chancen auf bessere Alternativen (alternative Partner, Alleinleben,
Substitution durch Freunde, Beruf etc.) erhöhen Festlegung.
− Höhe der Investitionen:
Je höher die Investition (Zeit und Energie, Opfer bringen, Freundeskreis
aufbauen, gemeinsame Erinnerungen, Hobbies, Besitztümer) in die
Partnerschaft, desto höher die Festlegung.
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Soziale Interaktion
Interpersonelle Attraktion
Trennen – Verlassen – Scheidung:
Risikofaktoren, die eine Trennung/Scheidung begünstigen:
– Junge Paare, die zum ersten Mal heiraten
– „Egocentric-Bias“: Eigenes Verhalten ist sowohl Grund als auch Ziel des
Verhaltens des Partners
– Nach den ersten fünf Jahren einer Ehe nimmt das Risiko einer Scheidung
signifikant ab.
– Kinder
– Mangelnde Konfliktbewältigung und negative Kommunikation
– Übertragung von beruflichen Problemen auf die Partnerschaft
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Soziale Interaktion
Literatur
Lehrbücher:
•
Aronson, E., Wilson, T.D. & Akert, R.M. (2008). Sozialpsychologie. München:
Pearson Studium.
•
Baron, R. A., Branscombe, N. & Byrne, D. (2008). Social Psychology. Boston:
Pearson.
•
Bierhoff, H.-W. & Frey, D. (Hrsg.)(2006). Handbuch der Sozialpsychologie
und Kommunikationspsychologie. Göttingen: Hogrefe.
•
Gerrig, R. & Zimbardo, P. (2008). Psychologie. München: Pearson.
•
Jonas, K., Stroebe, W. & Hewstone, M. (Hrsg.) (2007). Sozialpsychologie.
Heidelberg: Springer.
•
Marmet, O. (2006). Ich und du und so weiter. Kleine Einführung in die
Sozialpsychologie. Weinheim: Beltz.
•
Werth, L. & Mayer, J. (2008). Sozialpsychologie. Berlin: Spektrum.
Weitere Quellen und Literatur erhalten Sie gerne auf Anfrage oder in unseren
Literaturempfehlungen unter www.hahnzog.de
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Web: www.hahnzog.de
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