KAPITEL 2 Mehr über Primzahlen 1. Spezielle Primzahlen I: Fermat und Mersenne Primzahlen Definition 2.1. Eine Primzahl der Form 2n −1 mit n ∈ N nennt man Mersenne Primzahl. Eine Primzahl der Form 2n + 1 mit n ∈ N nennt man Fermat Primzahl. Lemma 2.2. Es sei N ∈ N. a) Ist N n −1 eine Primzahl, so ist n ∈ P. Insbesondere ist jede Mersenne Primzahl der Form 2p − 1 mit p ∈ P. b) Ist N n + 1 eine Primzahl, so ist n eine Zweierpotenz. Insbesondere ist k jede Fermat Primzahl der Form 22 + 1 mit k ∈ N0 . Satz 2.3. Es sei p ∈ P. Jeder Primteiler von 2p − 1 ist größer als p. Korollar 2.4. Es gibt unenedlich viele Primzahlen. n Satz 2.5 (Goldbach). Die Fermat Zahlen Fn = 22 + 1, n ∈ N0 sind alle paarweise teilerfremnd. Korollar 2.6. Es gibt unendlich viele Primzahlen Bemerkung: Tatsächlich gilt: Ist ggT(a, b) = 1, so gibt es unendlich viele Primzahlen der Form ak + b, k ∈ N (Satz von Dirichlet (1837) ohne Beweis). Satz 2.7. a) Es gibt unendlich viele Primzahlen der Form 4k +3, k ∈ N. b) Es gibt unenedlich viele Primzahlen der Form 4k + 1, k ∈ N. Lemma 2.8 (kleiner Satz von Fermat). Für a ∈ N und p ∈ P gilt ap ≡ a mod p. Ist ggT(a, p) = 1, so gilt ap−1 ≡ 1 mod p. Lemma 2.9. Ist p ∈ P, p ≥ 3, dann hat die Gleichung x2 ≡ −1 mod p genau dann eine Lösung in Z, wenn p von der Form 4k + 1, k ∈ N ist. 7 2. Spezielle Primzahlen II: Fibonacciprimzahlen Definition 2.10 (Fibonaccizahlen). Die durch die Rekursion f0 = 0, f1 = f2 = 1, fn+2 = fn + fn+1 definierten Zahlen heißen Fibonaccizahlen. Lemma 2.11. Es seien f1 , f2 , . . . die Fibonaccizahlen. Für alle n, r, s, k, m ∈ N gilt: a) Für Q= b) c) d) e) 1 1 1 0 gilt n Q = fn+1 fn fn 0 fn+1 fn−1 − fn2 = (−1)n (Satz von Cassini) ggT (fn , fn+1 ) = 1 fr+s = fr−1 fs + fr fs+1 fm teilt fkm . Satz 2.12. Für die Fibonaccizahlen gilt: ggT(fn , fm ) = fggT(n,m) . Satz 2.13. Ist die Fibonaccizahl fn eine Primzahl, so ist n = 4 oder n ∈ P. Korollar 2.14. Es gibt unendlich viele Primzahlen. 3. Verteilung von Primzahlen I: Ein Satz von Tschebyscheff Lemma (Legendre). Die Zahl n! enthält den Primfaktor p genau 2.15 n m∈N pm mal. Hierbei bezeichnet [x] die größte ganze Zahl, welche kleinergleich x ist. Bemerkung: Es gilt ln(n) ln(p) n n = pm pm m=1 m∈N Lemma 2.16. Für den Binomialkoeffizienten m n := m! n!(m−n)! gilt a) 2n 4n ≤ ≤ 22n 2n n b) Jedes p ∈ P mit n < p ≤ 2n teilt 2n n . c) Für den Exponenten wp ∈ N0 von p ∈ P in der Primfaktorenzerlegung 2n von n gilt wp ≤ ln(2n) ln(p) . Satz 2.17 (Primzahlsatz (schwache Version von Tschebyscheff 1851)). Es gibt Konstanten C1 , C2 ∈ R+ , so dass für alle x ∈ R mit x ≥ 2 gilt x x C1 ≤ π(x) ≤ C2 lnx lnx Wir zeigen dies für C1 = ln(2) 3 und C2 = 8 ln(2). Korollar: Es gibt unendlich viele Primzahlen. Bemerkung: Der eigentliche Primzahlsatz besagt π(x) lim x = 1 x→∞ log(x) Das werden wir aber in dieser Vorlesung weder beweisen noch nutzen. 4. Verteilung von Primzahlen II: Eulers Abschätzung und Bertrands Postulat Satz 2.18 (Euler). Für jedes x ≥ 2 gilt für die Summe aller Primzahlen p < x 1 1 ≥ ln(ln x) p ln 4 p∈P;p≤x Insbesondere divergiert die Reihe p∈P p1 . Korollar: Es gibt unendlich viele Primzahlen. Satz 2.19 (Bertrandsches Postulat). Zu jedem n ∈ N ist mindestens eine der Zahlen {n + 1, . . . , 2n} eine Primzahl. Lemma 2.20. Für alle x ≥ 2 gilt p≤x p < 4x−1 . Lemma 2.21. Es sei p1 , p2 , . . . die Folge der Primzahlen. Ist 2n wk w1 w2 p1 p 2 · · · · · p k = n mit w1 , . . . , wk ∈ N0 , dann gilt: i a) pw i ≤ √2n für i = 1, . . . , k. b) Aus 2n < pi ≤ 2n folgt wi ≤ 1. c) Aus 23 n < pi ≤ n folgt wi = 0. Korollar: Es gibt unendlich viele Primzahlen.