Klinische Diagnostik - Tierseucheninfo

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Klinische Diagnostik
Allgemeines
Bluetongue oder die Blauzungenkrankheit ist eine infektiöse, von Insekten ausgehende (Arbo-viruserkrankung) Krankheit der Schafe sowie anderer domestizierter
und wild lebender Wiederkäuer. In vielen Gebieten der Welt hat die Krankheit wegen
der Insekten-gebundenen Übertragung ein saisonales Auftreten. Die typischen Symptome sind nur beim Schaf anzutreffen, wogegen andere befallene Wiederkäuer (z.B.
Rinder !) meist asymptomatisch subklinisch infiziert sind.
Erreger
Das Bluetongue Virus (BTV) ist ein segementiertes dsRNA Orbivirus aus der Familie
Reoviridae. Momentan werden 24 Serotypen unterschieden. Das komplette BTV Partikel enthält ein Core mit Doppelkapsid, wobei die äußere Schale zwei Proteine enthält, von denen eines (VP7, 38 kDa) die Hauptdeterminante für den Serotyp ist. Das
innere, ikosaedrische Core enthält zwei Haupt- und drei untergeordnete Proteine und
10 lineare dsRNA Segmente. Infolge der Genomsegementierung können bei der Virusvermehrung genetische Rekombinationen, sog. „genetic reassortment“, auftreten.
Schwach virulente bis vollkommen avirulente Serotypen (Serotyp16) kommen vor.
Pathogenese
Bevorzugte Zielzellen des Virus sind Endothelzellen, deren Zerstörung Ödeme, Blutungen und Gefäßthrombosen verursacht. Nach experimenteller, subcutaner Infektion ist eine Virämie erst nach 48 nachweisbar. Durch die Infektion von Leukozyten
kann das Virus lange Zeit im Blut zirkulieren und ist möglicherweise vor der Wirkung
neutralisierender Antikörper geschützt.
Symptome
Nach einer Inkubationszeit bei empfänglichen Wiederkäuern von durchschnittlich 3
bis 12 Tagen (maximal 21 Tagen), tritt beim Schaf hohes Fieber bis 42°C auf. Augenfällige, aber unspezifische klinische Symptome sind ausgeprägte Ödeme am
Kopf, vor allem an Lippen, Augenlidern, Ohren, eventuell auch im submandibulären
Bereich. Weitere Veränderungen an Haut und Schleimhaut im Bereich von Maul,
Lippen und Nase umfassen in der Regel herdförmige Entzündungen, Erosionen, Ulzera und Nekrosen.
Typisch und namengebend für die Krankheit ist die intensive Hyperämie und Schwellung der Zunge wegen dem Austritt intravasaler Flüssigkeit infolge der Gefäßwand-
zerstörung (Endothelzellzerstörung, Diapedesisblutungen) durch das Virus. Das Auftreten dieser Zungenveränderungen ist jedoch nicht zwingend.
Klinisch auffällig sind darüber hinaus Speichelfluss, seröser bis eitriger Nasenausfluss und respiratorische Symptome, möglicherweise auch infolge einer Pneumonie
als sekundäre Komplikation. Erkrankte Tiere leiden häufig unter Lahmheiten (bis
hochgradige Lahmheiten), überwiegend bedingt durch Veränderungen an Kronsaum
und Klauen (Klauenrehe). Auch Aborte können auftreten.
Bei schwer kranken Schafen tritt innerhalb von 8-10 Tagen der Tod ein oder es folgt
eine nur langsame Rekonvaleszenz mit Wachstumsverzögerung, Alopezie und Sterilität der Tiere.
Aborte
Häufig kommt es zu Trächtigkeitsstörungen mit Aborten und Fetopathien auch nach
Infektion mit schwach virulenten BTV Serotypen und evtl. auch durch Impfstoffe aus
attenuierten vermehrungsfähigem BTV. Speziell beim Rind ist eine intensive differential-diagnostische Untersuchung unter Einbeziehung der BTV-Abklärung bei Fruchtbarkeitsstörungen und Aborten zu beachten, weil hier selten andere BT-typische klinische Symptome zu beobachten sind.
Diagnostik-Institute in Niedersachsen:
Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
Veterinärinstitut Hannover
Eintrachtweg
30 Hannover
Tel. 0511 – 28897-0
Veterinärinstitut Oldenburg
Philosophenweg
26 Oldenburg
Tel. 0441 – 9713-0
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