Magen- und Darmtherapeutika

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29
Magen- und Darmtherapeutika
29.1
Gastritis-, Reflux- und Ulcusmittel 3
29.1.1
H2 -Rezeptor-Antagonisten 4
Cimetidin 4
Famotidin 6
Ranitidin 7
29.1.2
Protonenpumpenblocker 9
Esomeprazol 9
Lansoprazol/Dexlansoprazol 11
Omeprazol 12
Pantoprazol 15
Rabeprazol 16
29.1.3
29.1.4
Mineralische Antacida 18
Algeldrat 18
Almasilat 19
Aluminiumphosphat 20
Bismutnitrat, basisch 21
Calciumcarbonat 22
Carbaldrat 23
Hydrotalcit 23
Magaldrat 24
Magnesiumsilikate 25
Natriumhydrogencarbonat 26
Weitere Gastritis-/Ulcusmittel 27
Methantheliniumbromid 27
Misoprostol 28
Pirenzepin 29
Sucralfat 31
Kombinationen
Gastritis-/Ulcusmittel 32
29.2
Motilitätsbeeinflussende
Arzneimittel 32
Domperidon 32
Metoclopramid 34
Motilitätsbeeinflussende pflanzliche
Präparate 36
29.3
Acida und Digestiva (Enzyme) 37
29.3.1
Acida 37
29.3.2
Digestiva (Enzyme) 37
11. Auflage, 9. Aktualisierungslieferung 2017
29.4
Arzneimittel gegen entzündliche
Erkrankungen 39
Mesalazin 39
Olsalazin 40
Sulfasalazin 41
29.5
Antidiarrhoika und
Antidyspeptika 43
29.5.1
Adsorbentia 43
Apfelpektin 43
Medizinische Kohle 44
Siliciumdioxid, hochdisperses 44
Smektit, dioktaedrischer 44
Ton, weißer 45
29.5.2
Darmdesinfizientien 46
29.5.3
Verschiedene Antidiarrhoika/
Antidyspeptika 46
Ethacridin 46
Loperamid 46
Mikroorganismen-haltige
Arzneimittel 48
Mineralische Arzneimittel 48
Racecadotril 49
Rifaximin 50
Tannin-Eiweiß 50
29.6
Carminativa 51
Dimeticon/Simeticon 51
Pflanzliche Präparate (Carminativa)
29.7
52
Laxantia 52
Anthrachinonderivate 53
Bisacodyl 55
Docusat 56
Drastika 57
Glycerol 57
Lactulose 58
Macrogol 3350/4000 58
Methylnaltrexon 59
Mineralsalze 60
Natriumpicosulfat 61
Paraffin 63
Helwig/Otto: Arzneimittel
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2017/7/10 — page 2 — le-tex
Phenolphthalein 63
Prucaloprid 63
Quellstoffe 64
Rizinusöl 65
Verschiedene Laxantia 66
29.8
Cholinergika 67
Bethanecholchlorid 67
Ceruletid 68
Distigminbromid 68
Helwig/Otto: Arzneimittel
Neostigmin 70
Pyridostigminbromid
29.9
71
Reizdarmtherapeutika / Andere
Therapeutika 72
Eluxadolin 72
Linaclotid 73
Naloxegol 74
Rifaximin 75
Teduglutid 75
11. Auflage, 9. Aktualisierungslieferung 2017
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29–3
29
Magen- und Darmtherapeutika
Die Hauptaufgabe des Gastrointestinaltraktes besteht
in der Überführung der aufgenommenen Nahrung
in resorbierbare Bestandteile. Diese Vorgänge werden durch mechanische Prozesse eingeleitet und mit
der Zumischung von Verdauungssäften mit ihren
Enzymen fortgesetzt. Gesteuert werden das gesamte
System und seine Einzelteile durch ein kompliziertes
Zusammenspiel zahlreicher Hormone und Nerven.
Entsprechend vielseitig sind auch die möglichen Erkrankungen und dementsprechend auch die Mittel
zu ihrer Linderung bzw. Behandlung. Eine kausale
Therapie ist bis heute nur beschränkt möglich, in
29.1
der Mehrzahl der Fälle erfolgt eine Behandlung der
Symptome, sodass es sinnvoll erscheint, folgende
Gliederung vorzunehmen.
29.1 Gastritis-, Reflux- und Ulcusmittel
29.2 Motilitätsbeeinflussende Arzneimittel
29.3 Acida und Digestiva (Enzyme)
29.4 Arzneimittel gegen endzündliche Erkrankungen
29.5 Antidiarrhoika und Antidyspeptika
29.6 Carminativa
29.7 Laxantia
29.8 Cholinergika
29.9 Reizdarmtherapeutika/Andere Therapeutika
Gastritis-, Reflux- und Ulcusmittel
Gastritis ist eine durch exogene oder endogene Faktoren verursachte akute oder chronische Entzündung
der Magenschleimhaut. Sie äußert sich in Druckgefühl, Aufstoßen, Übelkeit und Erbrechen. Besonders
die chronisch-atrophische Gastritis ist mit Drüsenschwund und Entdifferenzierung der Schleihautzellen verbunden. Die akute Gastritis wird meist durch
äußere Faktoren – Alkohol, Mikroorganismen, Gifte,
Arzneimittel oder auch Verletzungen (operativ oder
akzidentell) – hervorgerufen und kann, bei wiederholtem Auftreten, chronisch werden. Die allergische
Gastritis (akut) tritt meist kombiniert mit Allergiesymptomen auf; sie wird durch Nahrungs- und Arzneimittel ausgelöst.
Eine Entzündung der Speiseröhrenschleimhaut entsteht in den meisten Fällen durch das krankhafte Zurückströmen (Reflux) von Verdauungssäften aus dem
Magen, dessen Ursache eine Funktionsstörung des
unteren Schließmuskels der Speiseröhre ist. Wesentlich seltener wird die Entzündung durch Verätzungen
mit Säuren oder Laugen oder durch Infektionen mit
Viren, Bakterien oder Pilzen hervorgerufen. Refluxsymptome gehören zu den häufigsten Magen-DarmBeschwerden. Die Patienten klagen vor allem über
11. Auflage, 9. Aktualisierungslieferung 2017
Sodbrennen, das nach größeren Mahlzeiten auftritt
und sich im Liegen verstärkt. Auch unspezifische
Schmerzen im Oberbauch sind ein häufiges Symptom. Die Therapie erfolgt in erster Linie medikamentös und durch eine gezielte Umstellung der Ernährung. In schweren Fällen wird eine operative Behandlung notwendig. Die dauerhafte Entzündung der
Speiseröhrenschleimhaut geht mit einem erhöhten
Risiko für die Ausbildung eines bösartigen Tumors
einher.
Das Magenschleimhautgeschwür (Ulcus ventriculi)
und das Zwölffingerdarmgeschwür (Ulcus duodeni)
sind akute Erkrankungen, die oft bei gastritisch veränderter Schleimhaut auftreten. Die akuten Formen zeigen anfangs eine relativ große Selbstheilungstendenz,
jedoch auch eine große Rezidivneigung, wobei Ulcus
ventriculi mit Magenblutung, Magenverengung oder
Magenperforation einhergehen kann. Das Ulcus ventriculi kann sich evtl. zu einem Ulcuskarzinom entwickeln, sodass eine sehr sorgfältige Überwachung
notwendig ist, die beim Duodenalulcus nicht unbedingt erforderlich ist; dieses ist gutartig.
Als Pathomechanismus diskutiert man lokale Gefäßspasmen im Rahmen vegetativer Disharmonie (Va-
Helwig/Otto: Arzneimittel
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29–4
29.1 Gastritis-, Reflux- und Ulcusmittel
gotonus-Prävalenz), Infektionen mit Helicobacter pylori und eine zusätzliche peptische Andauung der
minderdurchbluteten Magenwand, die vorzugsweise
an der kleinen Kurvatur (Curva ventriculi minor)
sowie Polyrus und Bulbus duodeni beginnt.
Die beste Behandlung der akuten Gastritis ist zunächst Fasten, dann leicht verdauliche KohlenhydratNahrung und Tee (Kamillentee) sowie Präparate
aus Flores Chamomillae. Die allergische Gastritis
wird zusätzlich mit Antiallergika behandelt. Die Beschwerden der chronischen Formen werden symptomatisch behandelt, ebenso wie Ulcus ventriculi et
duodeni. Eine spezielle Diät ist meist nicht erforderlich, solange alles gemieden wird, was der Patient
nicht verträgt. Nicotin ist nicht erlaubt. Die Nahrungsaufnahme sollte in kleinen Mengen über den Tag
verteilt (alle 1–2 h) erfolgen. Zur symptomatischen
Linderung der Beschwerden werden zahlreiche Arzneimittel aus verschiedenen Wirkstoffgruppen und
Kombinationen angeboten. Dazu zählen Antacida,
H2 -Antihistaminika sowie Protonenpumpenblocker,
die die Säureproduktion des Magens hemmen. Säuresenkende Maßnahmen sollen zur Prophylaxe des
Stressulcus zurückhaltend eingesetzt werden, da eine
Abnahme der Acidität (pH > 3,5) des Mageninhalts
das Risiko einer Besiedlung des Magens mit vorwiegend gramnegativen Keimen birgt. Außerdem wird
vermutet, dass alle „Säureblocker“ bei Langzeitanwendung eine reflektorische Hypergastrinämie verursachen. Hyperplasien der ECL-Zellen und daraus
sich entwickelnde Karzinoide sind eine Folge der
anhaltenden starken Hypergastrinämie.
Weiter gebräuchlich sind Spasmolytika, Anticholinergika und Zytoprotektiva. Keines der Medikamente
hat eine befriedigende Wirkung. Auch durch längere
Behandlung wird die Neigung zu Rezidiven nicht
wesentlich verringert.
Nach Strukturen und teilweise auch nach Wirkprinzipien werden die Arzneimittel zu vorgenannten Indikationen folgenden Gruppen zugeordnet:
29.1.1 H2 -Rezeptor-Antagonisten
29.1.2 Protonenpumpenblocker
29.1.3 Mineralische Antacida
29.1.4 Sonstige Arzneimittel
sache der stärkeren Wirkung sind; jedenfalls zeigt
das Produkt aus Ranitidinring und Cimetidinseitenkette die Wirkungsstärke von Cimetidin. Nizatidin
zeigt strukturelle Verwandtschaft mit Famotidin und
Ranitidin. Wie Ersteres besitzt es einen 2,4-disubstituierten Thiazolring. Von Letzterem hat es die
Substituenten an C-2 und C-4.
Cimetidin
Cimetidin Ph.Eur., 2-Cyan-1-methyl-{2-[(5-methylimidazol-4-yl)methylthio]ethyl}guanidin, ist eine
in Wasser schwerlösliche Substanz, Schmp. 139–
144 ℃, die zur peroralen Applikation in freier Form,
zur Injektion als besser lösliches Cimetidinhydrochlorid eingesetzt wird.
H3C
H
N
N
CH3
S
HN
NH
NC
N
Cimetidin
Wirkungen
Cimetidin blockiert reversibel die H2 -Rezeptoren der
Belegzellen der Magenschleimhaut. Dadurch vermindert es die Sekretion der Magensäure und die Freisetzung von Pepsin, beeinflusst aber nicht die Bildung
des Schleims und die Magenentleerung. Zusätzlich
wird nichtkompetitiv die vagus- und gastrininduzierte Säurefreisetzung unterdrückt. Da die Säure, besonders bei Hyperacidität, ein wesentlicher Faktor für
die Entstehung von Ulcus und anderen Magen-DarmStörungen ist, macht deren Reduktion die Heilung der
erkrankten Schleimhaut und die damit zusammenhängende Schmerzlinderung verständlich.
Pharmakokinetik
29.1.1
H2 -Rezeptor-Antagonisten
Cimetidin wurde als erster H2 Rezeptor-Antagonist
(H2 -Antihistaminikum) 1977 in die Therapie eingeführt. Die Folgeprodukte Ranitidin und Famotidin
unterscheiden sich von Cimetidin strukturell durch
den Heterozyklus, wobei der Furanring des Ranitidin
bzw. der Thiazolring des Famotidin wohl nicht UrHelwig/Otto: Arzneimittel
Nach peroraler Gabe erfolgt schnelle Resorption aus
dem Gastrointestinaltrakt mit einer Bioverfügbarkeit
von 60–70 %. Maximale Plasmakonzentrationen werden nach Gabe auf nüchternen Magen nach 1–1,5 h
erreicht, nach der Mahlzeit gegeben nach 2–3 h. Für
eine 50 %-Hemmung der Salzsäure-Produktion sind
Plasmakonzentrationen von 0,78 μg/ml (ca. 200 mg
Cimetidin) erforderlich. Cimetidin wird zu etwa gleichen Teilen hepatisch inaktiviert und unverändert
11. Auflage, 9. Aktualisierungslieferung 2017
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2017/7/10 — page 5 — le-tex
29–5
29.1.1 H2 -Rezeptor-Antagonisten
Indikationen
Cimetidin wird eingesetzt bei Erkrankungen im oberen Gastrointestinaltrakt, bei denen eine Verringerung der Magensäuresekretion indiziert ist. Das sind
Therapie und Rezidivprophylaxe des Ulcus ventriculi
und duodeni, Verhütung von Rezidivulzera nach Magenoperationen, Zollinger-Ellison-Syndrom und peptische Refluxösophagitis. Ob eine erfolgreiche Behandlung stressbedingter Schleimhautläsionen und
Blutungen möglich ist, wird teilweise angezweifelt,
zur Prophylaxe werden H2 -Antihistaminika jedenfalls empfohlen (unter sorgfältiger Nutzen-RisikoAbwägung), besonders auch bei parenteraler Ernährung mit Aminosäurelösungen unter Intensivbedingungen.
Die Injektionslösung kann auch zur Narkosevorbereitung vor größeren operativen Eingriffen zur Prophylaxe der Säureaspiration eingesetzt werden. Ob,
wie empfohlen, eine Prophylaxe von Rezidivblutungen im Magen und Duodenum erreicht werden kann,
bleibt zu klären.
Unerwünschte Wirkungen
Zahlreiche unerwünschte Effekte sind zwar für Cimetidin und die übrigen H2 -Rezeptorenblocker beschrieben, jedoch sind die meisten nur sehr vereinzelt bzw. sehr selten aufgetreten. Die meisten, Ausnahmen sind Allergien und toxische Hepatitiden, treten dosisabhängig auf. Sehr selten und
meist vorübergehend können Kopfschmerzen, Diarrhoe, Hautausschlag, Pruritus, Hypertrichose, Müdigkeit, Schwindel, Depression sowie Halluzinationen und Verwirrtheitszustände (besonders bei älteren Patienten) auftreten. Über vereinzelte Fälle
von Gynäkomastie, Amenorrhoe, Libidoverlust oder
Potenzstörungen, Haarausfall sowie dem Auftreten
einer Hepatitis oder von Ödemen wurde berichtet.
Bei kardial vorgeschädigten Patienten sowie bei zu
schneller Injektion kann es zu Bradykardie (bis
Asystolie) und Hypotonie kommen. Auch ein Anstieg der Kreatininkonzentration im Serum sowie
der Transaminasen kann eintreten. Schließlich ist
über Sehstörungen (Doppelsehen) besonders bei älteren und schwerkranken Patienten berichtet worden. In Einzelfällen sind auch Veränderungen des
Blutbildes beobachtet worden wie z. B. Leukopenie, Thrombozytopenie, Panzytopenie, Agranulozy11. Auflage, 9. Aktualisierungslieferung 2017
tose und aplastische Anämie. Auf Überempfindlichkeitsreaktionen z. B. Bronchospasmen sollte geachtet
werden. Vorsicht ist geboten bei gichtgefährdeten
Patienten wegen der möglichen Auslösung von Gichtanfällen.
Wechselwirkungen
Da Cimetidin einen hemmenden Einfluss auf einige
Cytochrom-P450-Enzyme hat, sind zahlreiche Interaktionen möglich. Es verlängern und verstärken sich
Wirkungen und Nebenwirkungen von verschiedenen
herzwirksamen Arzneimitteln wie Antiarrhythmika,
“-Rezeptorenblocker und Calciumkanalblocker sowie von Diazepam, Phenytoin, trizyklischen Antidepressiva oder Theophyllin.
Kontraindikationen
Bei bösartigen Magengeschwüren (Tumore oder Verdacht auf Tumore), bei Kindern bis zu 14 a und
während der Schwangerschaft darf Cimetidin nur
nach strenger Indikationsstellung angewendet werden. Während der Behandlung soll das Stillen vermieden werden, da der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht, und da unerwünschte Wirkungen beim Säugling nicht auszuschließen sind. Eine relative Gegenanzeige ist die eingeschränkte Nierenfunktion. Eine
Reduktion der Dosis in Abhängigkeit vom Grad der
Insuffizienz ist dringend erforderlich. Problematisch
und daher gut abzuwägen ist generell der Einsatz bei
Patienten > 75 a.
Dosierung
Die mittlere perorale TD beträgt 800–1000 mg Cimetidin. Verschiedene Untersuchungen zeigten, dass
die 24stündige intragastrale Acidität in identischem
Ausmaß gehemmt wird, gleichgültig ob die TD
auf morgens und abends verteilt oder ausschließlich abends eingenommen wird. Zur Behandlung
von Ulcus ventriculi und Ulcus duodeni wird ein
maximaler Zeitraum von 8–12 Wochen empfohlen.
Zur Rezidivprophylaxe soll im Allgemeinen eine TD
von 400 mg über einen Zeitraum von 12 Monaten
nicht überschritten werden. Bei Niereninsuffizienz
muss entsprechend der Kreatininclearance die Dosis
reduziert werden. Gleiches gilt für die Dosierung
bei älteren Patienten, deren Eliminationshalbwertszeit verlängert ist.
Eine parenterale (i. v.) Applikation ist möglich, die
Dauer der Injektion einer ED muss mindestens 2 min
betragen.
Helwig/Otto: Arzneimittel
Magen- und
Darmtherapeutika
über die Niere ausgeschieden. Die Plasmahalbwertszeit von Cimetidin ist mit 0,7–1,5–2 h kürzer als die
von Ranitidin (2–3 h) und Famotidin (2,5–3,5 h). Sie
ist bei niereninsuffizienten Patienten in Abhängigkeit
vom Grad der Erkrankung verlängert (4–5 h).
29
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2017/7/10 — page 6 — le-tex
29–6
29.1 Gastritis-, Reflux- und Ulcusmittel
Kommentar
Da der größte Teil der Magensäure am späten Abend
produziert wird, soll Cimetidin bevorzugt vor dem
Schlafengehen eingenommen werden. Cimetidin ist
nicht mehr Therapieempfehlung der 1. Wahl, da mit
Ranitidin bezüglich der Magensäurehemmung ein
länger und stärker wirksamer Arzneistoff mit besserer
Verträglichkeit zur Verfügung steht. Es ist zu beachten, dass während der Einnahme von Cimetidin mit
einer verstärkten Alkoholwirkung zu rechnen ist.
Handelspräparate
Cimetidin acis® 200/400/800 mg (acis Arzneimittel), Tbl.
Cimetidin-CT (AbZ-Pharma), Inj.-Lsg.
CimLich 800 mg (Zentiva), Filmtbl.
H2Blocker-ratiopharm®
200 mg/2 ml
(ratiopharm), Inj.-Lsg.
Tagamet Emra (Emra Med), Inj.-Lsg.
Famotidin
Famotidin Ph.Eur., 3-{[2-(Diaminomethylenamino)thiazol-4-yl]methylthio}-N-sulfamoylpropamidin,eine kristalline Verbindung, Schmp. 163 und 169 ℃,
ist schwer wasserlöslich. Peroral wird es in freier
Form appliziert, für Injektionen verwendet man lyophilisierte Trockensubstanz, die in isotonischer Kochsalzlösung aufgelöst wird.
ausgeprägte Wirksamkeit bei relativ niedrigen Konzentrationen im Blut. Famotidin vermindert sowohl
den Säure- und Pepsingehalt als auch das Volumen
des basalen sowie des nach Stimulation gebildeten
Magensafts. Auch die durch vagale Stimulation vermehrte Salzsäureproduktion wird reduziert. Da die
Säure, besonders bei Hyperacidität, ein wesentlicher
Faktor bei der Entstehung von Ulcus und anderen Magen-Darm-Störungen ist, macht deren Reduktion die
Heilung der erkrankten Schleimhaut und die damit
zusammenhängende Schmerzlinderung verständlich.
Famotidin ist in Bezug auf die Hemmung der Säuresekretion beim Menschen etwa 20–40fach stärker
wirksam als Cimetidin und etwa 8fach stärker als
Ranitidin.
Pharmakokinetik
Nach peroraler Gabe wird Famotidin schnell aus dem
Gastrointestinaltrakt resorbiert. Die Bioverfügbarkeit
wird mit 30–50 % angegeben. Maximale Plasmakonzentrationen fanden sich nach 1–3,5 h. Die Plasmaeiweißbindung beträgt 10–20 %, und die Plasmahalbwertszeiten liegen im Bereich von 2,5–3,5 h. Die Elimination erfolgt überwiegend nach Metabolisierung
in der Leber. Etwa 25 % der eingenommenen Dosis
erscheinen in unveränderter Form im Urin. Nach
Gabe von 40 mg ist die Säuresekretion noch nach 12 h
um 50 % gehemmt. Da Famotidin vorwiegend renal
eliminiert wird, ist verständlich, dass bei Nierenfunktionsstörungen die Ausscheidung deutlich langsamer
erfolgt (Plasmahalbwertszeit 12 h). Wirkdauer, Plasmakonzentration und Ausscheidung im Urin sind
dosisabhängig.
Indikationen
Famotidin ist geeignet zur Behandlung von Erkrankungen im oberen Magen-Darm-Bereich, bei denen
eine Verminderung der Magensäuresekretion angezeigt ist wie Duodenalulcera, benigne Magenulcera,
Zollinger-Ellison-Syndrom und Rezidivprophylaxe
von Duodenalulcera.
Unerwünschte Wirkungen
Wirkungen
Famotidin blockiert wie Cimetidin die H2 -Rezeptoren der Belegzellen der Magenschleimhaut. Es ist
ein wirksamer, kompetitiver Histamin-H2 -Rezeptorantagonist mit schnellem Wirkungseintritt nach peroraler Einnahme. Bei der empfohlenen Dosierung hat
Famotidin eine lang anhaltende Wirkung sowie eine
Helwig/Otto: Arzneimittel
Mit einer Häufigkeit von 1–10 % treten die unspezifischen Nebenwirkungen Kopfschmerz, Schwindel,
Verstopfung und Durchfall am häufigsten auf. MagenDarm-Beschwerden, einschließlich Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen und Blähungen können gelegentlich (0,1–1 %) beobachtet werden. Ebenso treten
gelegentlich Mundtrockenheit, Müdigkeit, Hautausschlag und Juckreiz auf.
11. Auflage, 9. Aktualisierungslieferung 2017
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2017/7/10 — page 7 — le-tex
29–7
29.1.1 H2 -Rezeptor-Antagonisten
Bei gleichzeitiger Einnahme von Arzneimitteln, deren Resorption vom Säuregehalt des Magens abhängig ist, sollte die veränderte Resorption dieser
Arzneimittel beachtet werden. Im Falle von Ketoconazol und Itraconazol kann diese vermindert sein.
Die Resorption von Famotidin kann durch Antacida
oder Sucralfat vermindert werden. Deshalb sollte
Famotidin ca. 2 h vor diesen Arzneimitteln eingenommen werden. Probenecid kann die Ausscheidung von
Famotidin verzögern. Auf eine gleichzeitige Behandlung sollte verzichtet werden.
Kontraindikationen
Strenge Indikationsstellung gilt während Schwangerschaft, Stillzeit und bei Kindern. Bei Patienten mit
eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion ist Vorsicht geboten, eine Dosisreduktion kann möglich
werden.
Famobeta® 20/40 mg (betapharm), Filmtbl.
PEPDUL® mite/-40 mg (Teopharma), Filmtbl.
Generika (weitere):
Famotidin 20/40 Firma (Firma), Filmtbl.
Ranitidin
Ranitidin, N-{2-[5-(Dimethylaminomethyl)furfurylthio]ethyl}-N0 -methyl-2-nitroethen-1,1-diamin, eine
kristalline Substanz, Schmp. 69–70 ℃, wird praktisch nur als leicht wasserlösliches Ranitidinhydrochlorid Ph.Eur., Kristalle, Schmp. 133–134 ℃, therapeutisch genutzt sowohl zur peroralen Gabe als auch
zur Injektion.
H3C
N
CH3
Dosierung
Die mittlere perorale TD beträgt 40 mg Famotidin.
Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass
die 24stündige intragastrale Acidität in identischem
Ausmaß gehemmt wird, gleichgültig ob die TD
auf morgens und abends verteilt oder ausschließlich
abends eingenommen wird. Zur Behandlung von Ulcus ventriculi und Ulcus duodeni wird ein maximaler
Zeitraum von 8–12 Wochen empfohlen. Eine Rezidivprophylaxe soll im Allgemeinen mit tgl. 20 mg
durchgeführt werden und einen Zeitraum von 12
Monaten nicht überschreiten. Zur Behandlung des
Zollinger-Ellison-Syndroms erfolgt Gabe von 20 mg
alle 6 h, die weitere Dosierung richtet sich nach dem
Ausmaß der Säuresekretion. Bei Niereninsuffizienz
muss entsprechend der Kreatininclearance die Dosis
reduziert werden. Gleiches gilt für die Dosierung
bei älteren Patienten, deren Eliminationshalbwertszeit verlängert ist.
Kommentar
Die Frage der Wirksamkeit im Vergleich zu Placebo
demonstriert eine Multicenterstudie, bei der Famotidin (40 mg abends) mit Placebo verglichen wurde.
Die Abheilungsrate eines Ulcus ventriculi betrug
nach 4 Wochen 32 % mit Placebo und 47 % mit
Famotidin, nach 6 Wochen 51 und 70 % und nach
8 Wochen 63 und 91 %.
Handelspräparate
FADUL® 20/40 mg (HEXAL), Filmtbl.
11. Auflage, 9. Aktualisierungslieferung 2017
Magen- und
Darmtherapeutika
Wechselwirkungen
29
CH3
O
S
HN
NH
O 2N
N
Ranitidin
Wirkungen
Ranitidin ist wie die übrigen H2 -Antihistaminika
ein reversibler, kompetitiver Antagonist des Histamin-H2-Rezeptors. Durch diese Rezeptorblockade
wird die histaminabhängige Produktion von Salzsäure und die Freisetzung von Pepsin im Magen
reduziert. Auch die durch vagale Stimulation vermehrte Salzsäureproduktion wird reduziert. Da die
Säure, besonders bei Hyperacidität, ein wesentlicher
Faktor bei der Entstehung von Ulcus und anderen
Magen-Darm-Störungen ist, macht deren Reduktion
die Heilung der erkrankten Schleimhaut und die damit zusammenhängende Schmerzlinderung verständlich.
Pharmakokinetik
Ranitidin wird nach peroraler Gabe schnell aus dem
Gastrointestinaltrakt resorbiert. Die Bioverfügbarkeit
wird mit 50 % angegeben. Maximale Plasmakonzentrationen fanden sich nach 2–3 h. Die Plasmahalbwertszeit beträgt 2–3 h, und ist mit der von Famotidin vergleichbar. Nach peroraler Gabe werden 30 %
Helwig/Otto: Arzneimittel
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2017/7/10 — page 8 — le-tex
29–8
29.1 Gastritis-, Reflux- und Ulcusmittel
unverändert und 10 % metabolisiert über die Niere
ausgeschieden. Deshalb ist bei Nierenfunktionsstörungen die Ausscheidung deutlich langsamer.
Indikationen
Ranitidin wird genutzt bei Erkrankungen im oberen Gastrointestinaltrakt, bei denen eine Verringerung der Magensäuresekretion indiziert ist. Das sind
Therapie und Rezidivprophylaxe des Ulcus ventriculi und duodeni, Verhütung von Rezidivulzera nach
Magenoperationen, Zollinger-Ellison-Syndrom und
peptische Refluxösophagitis. Zur Prophylaxe wird
Ranitidin wie die übrigen H2 -Antihistaminika unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung empfohlen,
besonders auch bei parenteraler Ernährung mit Aminosäurelösungen unter Intensivbedingungen.
Die Injektionslösung kann auch zur Narkosevorbereitung vor größeren operativen Eingriffen zur Prophylaxe der Säureaspiration eingesetzt werden. Ob,
wie empfohlen, eine Prophylaxe von Rezidivblutungen im Magen und Duodenum erreicht werden kann,
bleibt zu klären.
Unerwünschte Wirkungen
Gelegentlich treten Kopfschmerzen, Diarrhoe, Obstipation, Hautausschlag, Müdigkeit, Schwindel oder
Übelkeit auf. Seltene Nebenwirkungen sind psychische Verwirrung und Agranulozytose, vorübergehende Bradykardie und Libidoverlust.
Dosierung
Die mittlere perorale TD beträgt 300 mg Ranitidin.
Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass
die 24stündige intragastrale Acidität in identischem
Ausmaß gehemmt wird, gleichgültig ob die TD
auf morgens und abends verteilt oder ausschließlich
abends eingenommen wird. Zur Behandlung von Ulcus ventriculi und Ulcus duodeni wird ein maximaler
Zeitraum von 8–12 Wochen empfohlen. Eine Rezidivprophylaxe soll im Allgemeinen mit tgl. 150 mg
über einen Zeitraum von 12 Monaten erfolgen. Bei
Refluxösophagitis wird 2-mal tgl. 150 mg über 6–
8–12 Wochen empfohlen. Zur Stressulcusprophylaxe
sollen 50 mg langsam (2 min) i. v. alle 6–8 h gegeben werden. Bei Zollinger-Ellison-Syndrom initial
3-mal tgl. 150 mg, dann Steigerung auf tgl. 600–
900 mg.
Kommentar
Ranitidin ist etwa 10-mal stärker wirksam als Cimetidin, hat aber dennoch deutlich weniger Nebenwirkungen. Trotz der guten Verträglichkeit von Ranitidin ist
es nur Mittel der zweiten Wahl zum Verminderung
der Säureproduktion außerhalb des Krankenhauses,
da die Wirkung deutlich geringer ist als die der häufiger verwendeten Protonenpumpeninhibitoren (PPI).
Außerdem tritt nach Absetzen von Ranitidin häufig eine gesteigerte Säureproduktion auf. Dadurch
können bereits abgeheilte Entzündungen wieder auftreten.
Wechselwirkungen
Ranitidin sollte nicht mit Alkohol eingenommen werden, da es die Bioverfügbarkeit von Ethanol signifikant erhöht und somit zu einer erheblich höheren
Ethanolkonzentration führt. Bei gleichzeitiger Behandlung kann Ranitidin die Konzentration und Wirkung von Theophyllin, Midazolam oder Triazolam
erhöhen. Die gleichzeitige Einnahme von Antacida
oder Sucralfat kann die Aufnahme und Wirkung von
Ranitidin verringern. Die Antiarrhythmika Procainamid und N-Acetylprocainamid können hingegen die
Ausscheidung verzögern und damit die Wirkung verstärken.
Kontraindikationen
Bei Funktionsstörungen der Nieren sollte Ranitidin
mit Vorsicht angewendet werden. Strenge Indikationsstellung ist während der Schwangerschaft und bei
Kindern geboten. Ranitidin tritt in die Muttermilch
über und soll stillenden Müttern nicht gegeben werden. Weitere Kontraindikationen siehe Cimetidin.
Helwig/Otto: Arzneimittel
Handelspräparate
Junizac® 300 mg (Juta Pharma/Q-Pharm), Filmtbl.
Ranibeta® 150/300 mg (betapharm), Filmtbl.
Ranicux® 300 mg (TAD Pharma), Filmtbl.
Rani-nerton® 150 mg (Dolorgiet), Filmtbl.
Ranidura® T 150/300 mg (Mylan dura), Filmtbl.
Ranitic® injekt 10 mg/ml (HEXAL), Inj./Inf.-Lsg.Konz.
Ranitic® 75/150/300 mg (HEXAL), Filmtbl., Filmtbl. akut, Inj./Inf.-Lsg.-Konz.
Ranitidin-ratiopharm® 50/5 ml (ratiopharm), Inj.Lsg.
Ranitidin-ratiopharm® 75/150/300 mg (ratiopharm), Filmtbl., Brausetbl., Inj.-Lsg.
ZANTIC® 75 mg (Omega Pharma), Filmtbl.
Generika (weitere):
Ranitidin xxx mg Firma (Firma), Filmtbl.
11. Auflage, 9. Aktualisierungslieferung 2017
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2017/7/10 — page 9 — le-tex
29–9
29.1.2
Protonenpumpenblocker
Mit Omeprazol wurde ein neuer Strukturtyp in die
Therapie des Ulcus eingeführt. Nach Abklärung der
Wirkungsweise (s. bei Omeprazol) wurde der Begriff
Protonenpumpenblocker geprägt, der sich, da weitere
Wirkstoffe dieses Strukturtyps in den Handel gekommen sind, für die gesamte Stoffgruppe durchgesetzt
hat.
Hinweise: Sämtliche Wirkstoffe sind oxidationsempfindlich und müssen, da die oxidierte Form unwirksam ist, entsprechend vorsichtig verarbeitet werden.
Protonenpumpenblocker sollen generell wegen möglicher Wechselwirkungen nicht gleichzeitig mit Clopidogrel eingesetzt werden, da sie bei gleichzeitiger
Einnahme die Wirkung von Clopidogrel reduzieren
(siehe dort).
Nach einer neuen Metaanalyse weist die FDA (2012)
auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der
Anwendung von Protonenpumpenblockern und dem
Auftreten von Clostridium difficile assoziierten Diarrrhöen hin, wobei dieses Phänomen primär bei
geriatrischen Patienten, die zudem an weiteren chronischen Erkrankungen litten und/oder mit Breitspektrum-Antibiotika behandelt wurden, festgestellt wurde.
Protonenpumpenblocker hemmen die Magensäuresekretion durch Hemmung der H+ /K+ -ATPase in
den Sekretionskanälchen der Belegzellen des Fundus. Die Überlegenheit der Protonenpumpenblocker
gegenüber H2 -Rezeptorantagonisten und Placebo bei
den Indikationen Ulcus duodeni, Ulcus ventriculi, Refluxösophagitis und Eradikation von Helicobacter pylori wurde durch zahlreiche Studien belegt. Allerdings ist seit Jahren zu beobachten, dass
Protonenpumpenblocker zunehmend beim Dyspepsie-/Reizmagen-Syndrom angewendet werden. Zu
dieser Indikation ist die Studienlage unzureichend.
Daher wird der Einsatz bei dieser Indikation derzeit
nicht empfohlen.
Sämtliche Protonenpumpenblocker werden nach Resorption von den Belegzellen des Magenfundus in
die aktive Form umgewandelt (vgl. bei Omeprazol).
Diese kann die H+ /K+ -ATPase der luminalen Plasmamembran blockieren. Wichtig für die Wirkung
ist die Zugänglichkeit der ATPasen, die je nach Aktivierungszustand durch Mahlzeiten unterschiedlich
ist. Protonenpumpenblocker wirken trotz ihrer kurzen Plasmahalbwertszeit von nur 0,5–1,5 h durch die
irreversible Bindung ca. 1–3 d lang, da erst nach
dieser Zeit sich die H+ /K+ -ATPase durch Neubildung
wieder regeneriert hat.
Im Allgemeinen wird nach der Akutbehandlung eine
Weiterbehandlung zunächst als Niedrig-Dosis-Prophylaxe und dann nur noch als Bedarfsmedikation
11. Auflage, 9. Aktualisierungslieferung 2017
empfohlen („Step-down-Vorgehen”). Für eine dauerhafte, quasi lebenslange PPI-Behandlung gibt es
außer beim Zollinger-Ellison-Syndrom keine rationale Indikation.
Zur Verfügung stehen als Protonenpumpenblocker
neben Omeprazol und seinem S-Enantiomer Esomeprazol, Pantoprazol, Lansoprazol/Dexlansoprazol
und Rabeprazol. Es gibt keine Belege für wesentliche
Wirksamkeitsvorteile des einen oder anderen Wirkstoffs. Für Omeprazol besteht sicherlich die beste
Datenlage, allerdings auch die größte Wahrscheinlichkeit für Arzneimittelinteraktionen. Zur peroralen
Applikation werden Protonenpumpenblocker in magensaftresistenten Zubereitungen eingesetzt.
Esomeprazol
Esomeprazol, Perprazole, das (S)-Isomer des
Omeprazol, (S)-5-Methoxy-2-[(4-methoxy-3,5-dimethyl-2-pyridyl)methylsulfinyl]-1H-benzimidazol,
[’]D 20 = 155° (c = 0.5, CHCl3 ), wird als Natriumsalz oder als Magnesiumsalz bzw. dessen Hydrat in
magensaftresistenter Zubereitung peroral oder auch
parenteral eingesetzt.
Wirkungen
Siehe bei Omeprazol.
Pharmakokinetik
Nach peroraler Gabe werden innerhalb von 1,5 h maximale Plasmakonzentrationen erreicht. Die Bioverfügbarkeit einer Einzeldosis beträgt ca. 60 %, steigt
nach wiederholter Verabreichung von tgl. 40 mg auf
etwa 90 % an. Die Plasmaeiweißbindung beträgt
97 %. Die Bildung der Hydroxy- und der 5-O-Desmethyl-Metabolite wird durch CYP2C19, diejenige des
Sulfon-Metaboliten durch CYP3A4 vermittelt. Personen mit langsamem CYP2C19-Metabolismus erreichen sehr viel höhere Plasmakonzentrationen und
AUC-Werte als diejenigen mit normaler CYP2C19Aktivität.
Die Plasmahalbwertszeit beträgt durchschnittlich
1,5 h. Die Ausscheidung erfolgt größtenteils über die
Helwig/Otto: Arzneimittel
Magen- und
Darmtherapeutika
29.1.2 Protonenpumpenblocker
29
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2017/7/10 — page 10 — le-tex
29–10
29.1 Gastritis-, Reflux- und Ulcusmittel
Nieren in Form inaktiver Metabolite. Während eine
leichte bis mittelschwere Einschränkung der Leberfunktion als belanglos gilt, ist die AUC bei ausgeprägter Leberschädigung erheblich größer.
Die Hauptmetabolite haben keine Wirkung auf die
Magensäuresekretion. Fast 80 % einer peroralen Dosis werden als Metabolite mit dem Urin ausgeschieden.
Indikationen
Esomeprazol ist indiziert zur Behandlung des akuten Ulcus duodeni, Ulcus ventriculi und der erosiven oder ulcerativen Refluxösophagitis. Empfohlen
wird es darüber hinaus zur Rezidivprophylaxe. Esomeprazol ist auch zugelassen zur Behandlung und
Prophylaxe von durch nichtsteroidale Antirheumatika hervorgerufenen Magen- und ZwölffingerdarmGeschwüren.
sind. Die Ausscheidung von Diazepam, Phenytoin
und anderen Arzneimitteln, die in der Leber oxidativ
metabolisiert werden, kann durch Hemmung von Cytochrom P450 verzögert werden. Wechselwirkungen
mit Antikoagulantien vom Warfarintyp sind möglich.
Bei gleichzeitiger Behandlung mit peroralen Antidiabetika ist besonders zu Beginn der Blutzuckerwert engmaschig zu überwachen. Esomeprazol sollte
nicht gleichzeitig mit Atazanavir verabreicht werden, da die Wirkung dieser Substanz abgeschwächt
wird. Die Resorption von Ketoconazol und Itraconazol aus dem Darm wird durch das Vorhandensein
von Magensäure erhöht. Die gleichzeitige Gabe von
Esomeprazol kann zur Wirkungsabschwächung von
Ketoconazol und Itraconazol führen und sollte daher vermieden werden. Die Sicherheit der empfängnisverhütenden Wirkung hormonaler Kontrazeptiva
kann beeinträchtigt werden.
Zu Wechselwirkungen mit Clopidogrel siehe Kapiteleinleitung.
Unerwünschte Wirkungen
Bei der Anwendung von Esomeprazol werden gelegentlich Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen beobachtet. Es kommt sehr selten zu Mundtrockenheit, Entzündungen der Mundschleimhaut und Infektionen mit dem Pilz Candida
albicans. Vereinzelt können veränderte Leberenzymwerte und Leberentzündungen auftreten, die mit einer Gelbsucht einhergehen können, in Einzelfällen
bis zum Leberversagen. Es kommt gelegentlich zu
allergischen Reaktionen in Form von Juckreiz, Hautausschlag und Haarausfall. Vereinzelt kann es zu
Verwirrtheitszuständen und, bei schwerkranken oder
älteren Patienten, auch zu Halluzinationen kommen.
Außerdem treten gelegentlich Sehstörungen, Hörstörungen oder Geschmacksveränderungen auf, die aber
nach Absetzen der Therapie in der Regel rückläufig
sind. In seltenen Fällen kann es zu einem StevensJohnson-Syndrom kommen, bei dem es sich um eine
schwerwiegende Nebenwirkung mit hohem Fieber
und ausgedehnten Hautveränderungen mit Blasenbildung auf der Haut handelt. Während der Therapie
mit Esomeprazol wurden Veränderungen im Blutbild
beobachtet, deren direkter Zusammenhang mit der
Einnahme von Esomeprazol bislang aber nicht bewiesen wurde. Bei Kindern kann es vereinzelt zum
Auftreten von Eisenmangelanämien kommen.
Kontraindikationen
Patienten, die gleichzeitig Antikoagulantia vom
Warfarintyp erhalten oder mit Phenytoin behandelt
werden, sollen sorgfältig überwacht werden. Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen substituierte Benzimidazole sollen Esomeprazol nicht erhalten. Weitere Gegenanzeigen sind Fructose-Intoleranz, schlechte Aufnahme von Glucose, Galactose
sowie Saccharose-Isomaltose-Mangel.
Für die Behandlung von schwangeren Frauen und stillenden Müttern mit Protonenpumpenhemmernliegen
nur wenige Beobachtungen vor. Es gibt aber bislang
keine Hinweise auf eine schädigende Wirkung auf
das Ungeborene oder den Säugling. Daher können
Protonenpumpenhemmer als Mittel der zweiten Wahl
eingesetzt werden. Für die Behandlung von Kindern
< 12 a ist Esomeprazol nicht geeignet, da keine ausreichenenden Informationen vorliegen.
Dosierung
Bei Refluxösophagitis einmal tgl. 40 mg, bei Symptomen einer Refluxkrankheit einmal tgl. 20 mg. Die
parenterale Gabe von einmal tgl. 20–40 mg ist bei
Patienten, die keine Arzneimittel einnehmen können,
möglich.
Wechselwirkungen
Kommentar
Bei der gleichzeitigen Einnahme von Clarithromycin
im Rahmen der Eradikation von Helicobacter pylori
kann es zu schwarzen Verfärbungen der Zunge kommen, die aber bei Absetzen der Therapie rückläufig
Esomeprazol wird als S-Enantiomer von Omeprazol
langsamer metabolisiert als das Razemat und zeigt
entsprechend höhere Wirkkonzentrationen. Das soll
klinisch zu etwas höheren Heilungsraten, zu kürzerer
Helwig/Otto: Arzneimittel
11. Auflage, 9. Aktualisierungslieferung 2017
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2017/7/10 — page 11 — le-tex
29–11
29.1.2 Protonenpumpenblocker
Handelspräparate
Esomeprazol Natrium:
Esomeprazol Normon 40 mg (Trommsdorff),
Tr.-Subst. f. Inj./Inf.-Lsg.
Esomeprazol SUN 40 mg (SUN Pharmaceuticals),
Tr.-Subst. f. Inj./Inf.-Lsg.
Nexium® 40 mg (AstraZeneca), Tr.-Subst. f. Inf.Lsg.
Esomeprazol Mg-Salze (perorale Formen
magensaftresistent, 20 bzw. 40 mg)
ESOMEP® (HEXAL), Kps.
Nexium® (AstraZeneca), Tbl. + Generika
Nexium® Control (Pfizer CH), Tbl.
Nexium® mups (AstraZeneca), Tbl. + Generika
Generika(weitere):
Esomeprazol Firma (Firma), Filmtbl. und/oder
Kps.
Kombinationspräparate
VimovoTM 500 mg/20 mg (AstraZeneca), Naproxen,
Esomeprazol, Tbl.
Wirkungen
Siehe bei Omeprazol.
Pharmakokinetik
Nach peroraler Gabe erfolgt rasche Resorption im
Dünndarm. Die Bioverfügbarkeit beträgt etwa 80 %.
Gleichzeitige Nahrungsaufnahme führt zu verzögerter Resorption. Maximale Plasmakonzentrationen finden sich nach etwa 1,5 h, die Plasmaeiweißbindung
beträgt 97 %. Die Metabolisierung beträgt praktisch
100 %, vorwiegend zum 5-Hydroxy-Derivat, die Ausscheidung der Metabolite erfolgt zu gut 30 % renal,
der Rest wird mit den Faeces ausgeschieden. Die
mittlere Eliminationshalbwertszeit liegt bei 1,3 bis
1,7 h, bei älteren Personen bei 2 h und beträgt bei Patienten mit Leberinsuffizienz bis zu 7 h. Die Wirkdauer
beträgt etwa 24 h, da sie u. a. bestimmt wird durch
die Geschwindigkeit der Nachsynthese des Enzyms
in den Belegzellen. Rund 20 % einer Dosis werden
als Metabolite im Urin gefunden, der Rest wird mit
den Faeces eliminiert.
29
Indikationen
Lansoprazol ist indiziert zur Behandlung des akuten
Ulcus duodeni, Ulcus ventriculi (auch NSAR-induziert) und der erosiven oder ulcerativen Refluxösophagitis. Empfohlen wird es darüber hinaus auch
zur Rezidivprophylaxe. Weiter ist es zugelassen zur
Eradikation von Helicobacter pylori bei Ulcus ventriculi et duodeni in Kombination mit Amoxicillin
und Clarithromycin. Außerdem ist es zugelassen zur
Behandlung des Zollinger-Ellison-Syndroms.
Unerwünschte Wirkungen
Lansoprazol/Dexlansoprazol
Lansoprazol Ph.Eur., (RS)-2-{[3-Methyl-4-(2,2,2trifluorethoxy)-2-pyridyl]methylsulfinyl}-1H-benzimidazol, eine in Wasser praktisch unlösliche, in
organischen Lösungsmitteln teilweise gut lösliche
Substanz, Schmp. 178–182 ℃, wird peroral in
magensaftresistenten Zubereitungen eingesetzt. Seit
15. April 2014 steht auch das R-Enantiomer unter der
Bezeichnung Dexlansoprazol zur Verfügung.
H
N
O H3C
O
CF3
S
N
N
Lansoprazol
11. Auflage, 9. Aktualisierungslieferung 2017
Magen- und
Darmtherapeutika
Therapiedauer und zu schnellerer Befreiung von den
Symptomen führen.
Peroral applizierbare Präparate werden in magensaftresistenter Form angeboten. Sie dürfen weder zerkleinert noch zerkaut werden, sondern sind unzerkleinert
zu schlucken.
Bei der Anwendung von Lansoprazol werden
gelegentlich Durchfall, Verstopfung, Blähungen,
Übelkeit und Erbrechen beobachtet. Es kommt
sehr selten zu Mundtrockenheit, Entzündungen der
Mundschleimhaut und Infektionen mit Candida
albicans. Vereinzelt können veränderte Leberenzymwerte und Leberentzündungen auftreten, die
mit einer Gelbsucht einhergehen können. Außerdem
kann es vorübergehend zu erhöhten Cholesterolund Triglyceridwerten im Blut kommen. Es kommt
gelegentlich zu allergischen Reaktionen, die sich in
Form von Juckreiz, Hautausschlag und Haarausfall
äußern können. Vereinzelt kann es zu Verwirrtheitszuständen und, bei schwerkranken oder älteren
Patienten, auch zu Halluzinationen kommen. Außerdem treten gelegentlich Sehstörungen, Hörstörungen
oder Geschmacksveränderungen auf, die aber nach
Absetzen der Therapie in der Regel rückläufig
sind. Es gibt Hinweise, dass durch die Anwendung
Helwig/Otto: Arzneimittel
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2017/7/10 — page 12 — le-tex
29–12
29.1 Gastritis-, Reflux- und Ulcusmittel
von Lansoprazol eine Veränderung des Blutbildes
möglich ist, bei der es zu einer verminderten Anzahl
der Blutzellen kommen kann.
Wechselwirkungen
Bei der gleichzeitigen Einnahme von Clarithromycin
im Rahmen der Eradikation von Helicobacter pylori
kann es zu schwarzen Verfärbungen der Zunge kommen, die aber bei Absetzen der Therapie rückläufig
sind. Die Ausscheidung von Diazepam, Phenytoin
und anderen Arzneimitteln, die in der Leber oxidativ metabolisiert werden, kann durch Hemmung von
CYP450 verzögert werden. Wechselwirkungen mit
Antikoagulantien vom Warfarintyp sind möglich. Bei
gleichzeitiger Behandlung mit peroralen Antidiabetika ist besonders zu Beginn der Blutzuckerwert engmaschig zu überwachen. Lansoprazol sollten nicht
gleichzeitig mit Atazanavir verabreicht werden, da
dessen Wirkung abgeschwächt wird. Die Resorption
von Ketoconazol und Itraconazol aus dem Darm wird
durch das Vorhandensein von Magensäure erhöht.
Die gleichzeitige Gabe von Lansoprazol kann zur
Wirkungsabschwächung von Ketoconazol und Itraconazol führen und sollte daher vermieden werden.
Zu Wechselwirkungen mit Clopidogrel siehe Kapiteleinleitung.
einmal tgl. 15 mg, bei reduzierter Nierenfunktion maximal tgl. 30 mg. Die Behandlungsdauer soll 8 Wochen nicht überschreiten.
Kommentar
Peroral applizierbare Präparate werden in magensaftresistenter Form angeboten. Sie dürfen weder zerkleinert noch zerkaut werden, sondern sind unzerkleinert
zu schlucken. Der Säuregehalt des Magens wird nach
einer Einzeldosis um 80 % und nach täglicher Einnahme während einer Woche um 90 % vermindert.
Reduziert werden auch das Magensaftvolumen und
die Sekretion sowie die Aktivität von Pepsin. Eine
Behandlung während 8 Wochen führt als Folge der
unterdrückten Säuresekretion zu einer Verdoppelung
der Gastrinkonzentration im Plasma. Die erhöhten
Werte normalisieren sich nach Absetzen von Lansoprazol innerhalb von 4 Wochen.
Handelspräparate
Dexlansoprazol:
Dexilant® (Takeda), Kps. m. veränderter Freisetzung
(15. April 2014)
Kontraindikationen
Lansoprazol:
Patienten mit einer schweren Leberfunktionsstörung
dürfen nicht mit Lansoprazol behandelt werden. Vor
der Behandlung sollten Tumore des Magens und der
Speiseröhre ausgeschlossen werden. Für die Behandlung von schwangeren Frauen und stillenden Müttern
liegen nur wenige Beobachtungen vor. Es gibt aber
bislang keine Hinweise auf eine schädigende Wirkung auf das Ungeborene oder den Säugling. Daher
kann Lansoprazol als Mittel der zweiten Wahl eingesetzt werden. Für eine Behandlung von Kindern ist
Lansoprazol nicht geeignet, da hierfür keine Erfahrungen vorliegen. Für die Anwendung von Lansoprazol im Rahmen der Triple-Therapie zur Eradikation
von Helicobacter pylori gilt, dass bei einer Kombination mit Clarithromycin und/oder einem anderen Antibiotikum nicht gleichzeitig Terfenadin, Astemizol,
Cisaprid oder Carbamazepin eingenommen werden
dürfen. Außerdem dürfen Patienten mit Leber- oder
Nierenfunktionsstörungen diese Kombination nicht
erhalten.
Handelspräparate als magensaftresistente Hartkapseln, 15 bzw. 30 mg:
Agopton® (Takeda), Kps.
Lansogamma® (Wörwag), Kps.
Lanso TAD® (TAD Pharma), Kps.
Dosierung
Mittl. TD 30 mg, in Einzelfällen bis zu 60 mg möglich, ältere Patienten oder reduzierte Leberfunktion
Helwig/Otto: Arzneimittel
Generika (weitere):
Lansoprazol Firma (Firma), Kps.
Omeprazol
Omeprazol, (RS)-5-Methoxy-2-[(4-methoxy-3,5-dimethyl-2-pyridyl)methylsulfinyl]-1H-benzimidazol,
ist eine in Wasser sehr schwer lösliche Substanz,
Schmp. 156 ℃, die sich in verdünnten Alkalihydroxidlösungen schnell zersetzt. Es wird als leicht
wasserlösliches Monohydrat des Natriumsalzes
Omeprazol-Natrium parenteral oder als Magnesiumsalz in magensaftresistenten Zubereitungen peroral
genutzt.
11. Auflage, 9. Aktualisierungslieferung 2017
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2017/7/10 — page 13 — le-tex
29–13
29.1.2 Protonenpumpenblocker
O H3C
OCH3
S
H3CO
N
CH3
N
Omeprazol
Wirkungen
pH-Wert abhängig erfolgt eine Anreicherung des
Wirkstoffs in den Belegzellen des Magens. Je niedriger der pH-Wert, umso mehr Wirkstoff gelangt in die
Belegzellen, wo es zu einer irreversiblen Hemmung
des Enzyms H+ /K+ -ATPase (auch Protonenpumpe
genannt) kommt. Dadurch wird die durch H+ /K+ -ATPase gesteuerte Abgabe von H+ in das Magenlumen
reduziert. Das führt zu einer Hemmung der Säuresekretion, und zwar unabhängig vom auslösenden
Stimulus, d. h. unabhängig von der Histamin-, Acetylcholin- und Gastrin-Sekretion. Die Wirkung soll
substanzspezifisch und selektiv sein, da die protonierten Wirkstoffe die Belegzellen nicht wieder verlassen
können, und da nur in den Belegzellen ein für die
Aktivierung ausreichend saurer pH-Wert vorliegt.
Die beschriebene Wirkung ist an eine Reihe chemischer Umwandlungen gebunden. Diese sind im
folgenden Schema dargestellt und gelten analog auch
für die übrigen Verbindungen dieses Typs.
Bei pH-Werten < 4,2 erfolgt Protonierung und Umlagerung des Sulfoxid (1) zur Sulfensäure (2), die
durch Wasserabspaltung in das Sulfenamid (3) übergeht. Dieses bindet in den Belegzellen an das Enzym
(irreversibel?). Die Metabolisierung schließlich führt
unter anderem zum Reduktionsprodukt, dem Sulfid
(4) und zum Oxidationsprodukt, dem Sulfon (5).
Das Besondere an diesem Strukturtyp ist erkennbar
nicht das Benzimidazol, wie gelegentlich zu lesen ist,
sondern die Sulfoxidgruppe, die im Gleichgewicht
mit der isomeren Sulfensäure steht.
Um eine Protonierung im Magen zu verhindern, müssen die Wirkstoffe peroral in einer magensaftresistenten Darreichungsform appliziert werden. Sie werden
dann erst im Dünndarm freigesetzt und resorbiert.
Pharmakokinetik
Omeprazol wird im Dünndarm innerhalb von 3–6 h
resorbiert. Die systemische Bioverfügbarkeit einer
einzelnen Dosis liegt bei ca. 35 %. Sie steigt nach
wiederholter täglicher Applikation auf 60 %. Gleichzeitige Nahrungsaufnahme beeinflusst die Bioverfügbarkeit nicht. Die Plasmaproteinbindung beträgt ca.
95 %. Das Verteilungsvolumen beträgt etwa 0,3 l/kg
bei gesunden Probanden und bei Patienten mit Nie11. Auflage, 9. Aktualisierungslieferung 2017
renfunktionsstörungen. Bei älteren Patienten und bei
Patienten mit Leberfunktionsstörungen ist das Verteilungsvolumen vermindert. Die Plasmaeliminationshalbwertszeit von Omeprazol beträgt weniger als 1 h
und ändert sich nicht während einer Langzeitbehandlung. Omeprazol wird in der Leber vollständig über
das CYP2C19 metabolisiert. Es entsteht Hydroxyomeprazol, der Hauptmetabolit. 80 % einer peroral
oder intravenös verabreichten Dosis wird als Metabolit mit dem Urin ausgeschieden.
Indikationen
Omeprazol ist indiziert zur Behandlung des akuten
Ulcus duodeni, Ulcus ventriculi und der erosiven
oder ulcerativen Refluxösophagitis. Empfohlen wird
es auch zur Rezidivprophylaxe. Omeprazol ist auch
zugelassen zur Eradikation von Helicobacter pylori
bei Ulcus ventriculi et duodeni. in Kombination mit
Amoxicillin und Clarithromycin. Falls diese Kombination nicht den gewünschten Erfolg zeigt, ist auch
eine Kombination mit Metronidazol und Clarithromycin möglich. Omeprazol ist auch zugelassen zur
Behandlung des Zollinger-Ellison-Syndrom.
Unerwünschte Wirkungen
Bei der Anwendung von Omeprazol werden gelegentlich Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Übelkeit
und Erbrechen beobachtet. Es kommt sehr selten zu
Mundtrockenheit, Entzündungen der Mundschleimhaut und Infektionen mit Candida albicans. Bei der
gleichzeitigen Einnahme von Clarithromycin im Rahmen der Eradikation des Helicobacter pylori kann es
zu schwarzen Verfärbungen der Zunge kommen, die
aber bei Absetzen der Therapie rückläufig sind. Vereinzelt wurden veränderte Leberenzymwerte und Leberentzündungen beobachtet, die zu Gelbsucht und in
Einzelfällen bis zum Leberversagen führen können.
Es kommt gelegentlich zu allergischen Reaktionen in
Form von Juckreiz, Hautausschlag und Haarausfall.
Vereinzelt kann es zu Verwirrtheitszuständen und bei
schwerkranken oder älteren Patienten auch zu Halluzinationen kommen. Außerdem treten gelegentlich
Sehstörungen, Hörstörungen oder Geschmacksveränderungen auf, die nach Absetzen der Therapie in der
Regel rückläufig sind. Es wurden Veränderungen im
Blutbild beobachtet, deren direkter Zusammenhang
mit der Einnahme von Omeprazol bislang aber nicht
bewiesen wurde.
In sehr seltenen Fällen kann die Einnahme von Omeprazol zum Stevens-Johnson-Syndrom führen, einer
schwerwiegenden Nebenwirkung mit hohem Fieber
und ausgedehnten Hautveränderungen mit BlasenbilHelwig/Otto: Arzneimittel
Magen- und
Darmtherapeutika
H
N
29
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2017/7/10 — page 14 — le-tex
29–14
29.1 Gastritis-, Reflux- und Ulcusmittel
H
N
CH3
OCH3
O H3C
N
S
N
N
H3CO
CH3
N
Sulfoxid (1)
N
H
H3CO
+
OCH3
S
CH3
HO
Sulfensäure (2)
CH3
H
N
N
N
+
OCH3
N
H3CO
S
CH3
OCH3
H3C
S
N
H3CO
CH3
N
Sulfid (4)
Sulfenamid (3)
H
N
OCH3
O H3C
O
S
H3CO
N
CH3
Sulfon (5)
N
dung. Bei Kindern kann es vereinzelt zum Auftreten
von Eisenmangelanämien kommen.
Zu Wechselwirkungen mit Clopidogrel siehe Kapiteleinleitung.
Wechselwirkungen
Kontraindikationen
Da CYP2C19 durch Omeprazol kompetitiv gehemmt
wird, besteht das Risiko einer metabolischen Interaktion mit anderen Substanzen, die durch CYP2C19
metabolisiert werden. Klinisch relevante Interaktionen sind allerdings sehr selten. Die Ausscheidung
von Diazepam, Phenytoin und anderen Arzneimitteln, die in der Leber oxidativ metabolisiert werden,
kann verzögert werden. Wechselwirkungen mit Antikoagulantien vom Warfarintyp sind möglich. Bei
gleichzeitiger Behandlung mit peroralen Antidiabetika ist besonders zu Beginn der Blutzuckerwert
engmaschig zu überwachen. Omeprazol sollte nicht
gleichzeitig mit Atazanavir verabreicht werden, da
dessen Wirkung abgeschwächt wird. Die Resorption
von Ketoconazol und Itraconazol aus dem Darm
wird durch das Vorhandensein von Magensäure erhöht. Die gleichzeitige Gabe von Omeprazol kann zur
Wirkungsabschwächung von Ketoconazol und Itraconazol führen und sollte daher vermieden werden.
Die Sicherheit der empfängnisverhütenden Wirkung
hormonaler Kontrazeptiva kann beeinträchtigt werden.
Patienten, die gleichzeitig Antikoagulantia vom Warfarintyp erhalten oder mit Phenytoin behandelt werden, sollen sorgfältig überwacht werden. Für die
Behandlung von schwangeren Frauen und stillenden
Müttern mit Omeprazol liegen derzeit nur wenig
Beobachtungen vor. Es gibt aber bislang keine Hinweise auf eine schädigende Wirkung auf das Ungeborene oder den Säugling. Daher kann Omeprazol als Mittel der zweiten Wahl eingesetzt werden.
Für die Behandlung von Kindern eignen sich nur
Dosierungen von 10 mg Omeprazol. Höher dosierte Präparate sollen Kinder nicht erhalten. Infusionen sind aufgrund mangelnder Erfahrungen nicht
für die Behandlung von Kindern geeignet. Für die
Anwendung von Omeprazol im Rahmen der TripleTherapie zur Eradikation des Helicobacter pylori
gilt, dass bei einer Kombination mit Clarythromycin nicht gleichzeitig Terfenadin, Astemizol, Cisaprid
oder Carbamazepin eingenommen werden dürfen.
Außerdem dürfen Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen diese Kombination nicht erhalten.
Helwig/Otto: Arzneimittel
11. Auflage, 9. Aktualisierungslieferung 2017
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2017/7/10 — page 15 — le-tex
29–15
29.1.2 Protonenpumpenblocker
Im Allgemeinen für Erw. und Kdr. > 12 a einmal tgl.
20 mg peroral über maximal 4 Wochen. Bei Zollinger-Ellison-Syndrom initial 60 mg verteilt auf 2 ED,
dann individuelle Dosisanpassung. Zur Rückfallprophylaxe bei Patienten mit einem Ulcus beträgt die
empfohlene Dosis 20 mg einmal tgl. Perorale Gabe
empfiehlt sich vor der Mahlzeit.
Hinweis: Peroral applizierbare Präparate werden in
magensaftresistenter Form angeboten. Sie dürfen weder zerkleinert noch zerkaut werden, sondern sind
unzerkleinert zu schlucken. – Reaktionsvermögen!
Pantoprazol
Pantoprazol, (RS)-5-(Difluormethoxy)-2-{[(3,4-dimethoxy-2-pyridyl)methyl]sulfinyl}-1H-benzimidazol, ist eine in Wasser mäßig lösliche Substanz,
Schmp. 139–140 ℃ (Zers.), die als wasserlösliches
Natriumsalz, Pantoprazole sodium (USAN), Pantoprazol-Natrium-Sesquihydrat Ph.Eur., parenteral
oder in magensaftresistenten Zubereitungen peroral
genutzt wird.
CH3
H
N
Antra® (Bayer Vital), Tbl.
Antra® MUPS® (AstraZeneca), Tbl. (Mg-Salz)
Antra® pro infusione (AstraZeneca), Tr.-Subst. f.
Inf.-Lsg. (Na-Salz)
Omebeta® (betapharm), Kps.
Omegamma® (Wörwag), Tbl.
Omejet® (Temmler Pharma), Kps.
OmeLich® (Winthrop), Kps.
OME-nerton® (Dolorgiet), Kps.
OMEP® (HEXAL), Tr.-Subst. f. Inf.-Lsg. (Na-Salz)
OMEP® /-MUT (HEXAL), Tbl.
OmepraDex (Dexcel Pharma), Kps.
Ometem (Temmler Pharma), Kps.
Ome® -Q (Juta Pharma/Q-Stern), Kps.
Ome TAD® (TAD Pharma), Kps.
OMKAP BASICS (Basics), Kps.
Generika (weitere):
Omeprazol Firma (Firma), Kps.
11. Auflage, 9. Aktualisierungslieferung 2017
OCH3
N
F2CHO
Handelspräparate
O
S
Kommentar
Die Wirksamkeit von Omeprazol ist in Vergleichsstudien mit Placebo und den H2 -Blockern dokumentiert
worden. Omeprazol ist bei Ösophagitis und peptischen Ulzera rascher wirksam als die H2 -Blocker.
Nur in wenigen Studien sind die Patienten nach dem
Absetzen von Omeprazol konsequent weiter beobachtet worden. Nach den vorhandenen Daten sind
Rezidive nach Omeprazol nicht seltener oder häufiger
als nach anderen Therapien. Etwa die Hälfte der
Ulcus-Patienten erleidet innerhalb von 6 Monaten ein
Rezidiv. Bei Refluxösophagitis ist die Rezidivquote
höher.
O
N
Pantoprazol
Magen- und
Darmtherapeutika
Dosierung
Wirkungen
29
Siehe bei Omeprazol.
Pharmakokinetik
Pantoprazol wird nach peroraler Gabe schnell resorbiert. Maximale Plasmakonzentrationen finden sich
nach etwa 2,5 h. Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt 77 %. Die Plasmaeiweißbindung ist mit 98 %
nahezu quantitativ. Die Substanz wird fast vollständig metabolisiert vorwiegend durch O-Demethylierung und Sulfatierung sowie durch Oxidation zum
Sulfon. Die Plasmaeliminationshalbwertszeit beträgt
etwa 1 h. Sie korreliert nicht mit der Wirkdauer. Die
Metabolite werden zu ca. 80 % renal ausgeschieden,
wobei für den O-Demethylmetabolit eine Halbwertszeit von 1,5 h ermittelt wurde. Bei eingeschränkter
Nierenfunktion ist im Allgemeinen keine Dosisreduktion erforderlich, jedoch sollte diese, wie bei
Omeprazol und Lansoprazol bei Leberinsuffizienz
vorgenommen werden.
Indikationen
Pantoprazol ist indiziert zur Behandlung des akuten
Ulcus duodeni, Ulcus ventriculi und der erosiven
oder ulcerativen Refluxösophagitis. Empfohlen wird
es auch zur Rezidivprophylaxe. Es ist weiter zugelassen zur Eradikation von Helicobacter pylori bei
Ulcus ventriculi et duodeni in Kombination mit Amoxicillin und Clarithromycin. Falls diese Kombination
nicht den gewünschten Erfolg zeigt, ist auch eine
Kombination mit Metronidazol und Clarithromycin
oder anderen geeigneten Antibiotika möglich.
Helwig/Otto: Arzneimittel
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2017/7/10 — page 16 — le-tex
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29.1 Gastritis-, Reflux- und Ulcusmittel
Unerwünschte Wirkungen
Wie alle Protonenpumpenhemmer gilt Pantoprazol
als relativ sicher und ist weitgehend gut verträglich.
Selten auftretende Nebenwirkungen sind Durchfälle, Schwindel, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Im
Vergleich zu Omeprazol wurde eine höhere Zahl
von Patienten, bei denen Muskelschmerzen auftraten,
beobachtet. Sehr selten werden Thrombozytopenien
beobachtet. Inwiefern diese kausal durch Pantoprazol
verursacht werden, ist bisher nicht belegt.
Wechselwirkungen
Durch Veränderung des Säuregrades (pH-Werts) im
Magen kann die Resorption von Atazanavir, Ketoconazol und Itraconazol beeinträchtigt sein. Bei
gleichzeitiger Einnahme von Pantoprazol und Antikoagulantien wie Warfarin oder Phenprocoumon
sollten regelmäßige Kontrollen der Blutgerinnung
durchgeführt werden. Bisher sind Wechselwirkungen
mit diesen Mitteln allerdings erst in Einzelfällen
beobachtet worden. Eine Langzeittherapie mit Pantoprazol bei Zollinger-Ellison-Syndrom kann aufgrund
der verringerten Säuremenge zu einer ungenügenden
Aufnahme von Vitamin B12 führen.
Zu Wechselwirkungen mit Clopidogrel siehe Kapiteleinleitung.
hat ein entsprechend geringeres Interaktionspotenzial. Im Vergleich mit Omeprazol (20 mg/d) wurde
unter Pantoprazol (40 mg/d) ein stärkerer Anstieg der
medianen pH-Werte beobachtet. Die säurehemmende
Wirkung von Lansoprazol (30 mg/d) war vergleichbar mit derjenigen von Pantoprazol (40 mg/d) und
dieselbe Dosis war deutlich stärker säurehemmend
als Ranitidin (300 mg/d).
Handelspräparate
Hinweis: Tbl. 20 bzw. 40 mg, sind magensaftresistent.
Gastrozol® (mibe), Tbl.
Genepan 20/40 mg (GeneriNobel), Tbl.
Megalac® Pantoprazol 20 mg (Krewel Meuselbach), Tbl.
Panto Aristo® 20 mg (Aristo Pharma), Tbl.
Pantopra-Q® (Juta Pharma/Q-Pharm), Tbl.
Pantoprem® (MEDA Pharma), Tbl.
Pantozol® i. v. (Takeda), Tr.-Subst. f. Inj.-Lsg. (NaSalz) + Generika
Pantozol® (Takeda), Tbl.
rifun® (Takeda), Tbl. (Na-Salz)
Generika (weitere):
Pantoprazol Firma (Firma), Tbl.
Kontraindikationen
Patienten mit herabgesetzter Leber- und Nierenfunktion sollen aufgrund mangelnder Erfahrung Pantoprazol nicht im Rahmen der Eradikation des Helicobacter pylori erhalten. Für die Behandlung von
schwangeren oder stillenden Frauen liegen nur wenige Beobachtungen vor. Es gibt aber bislang keine
Hinweise auf eine schädigende Wirkung auf das Ungeborene oder den Säugling. Daher kann Pantoprazol
als Mittel der zweiten Wahl eingesetzt werden. Für
eine Behandlung von Kindern ist Pantoprazol nicht
geeignet, da keine Erfahrungen vorliegen.
Rabeprazol
Rabeprazol, (RS)-2-({[4-(3-Methoxypropoxy)-3-methyl-2-pyridyl]methyl}sulfinyl)-1H-benzimidazol,eine kristalline Substanz, Schmp. 99–100 ℃ (Zers.),
wird als Natriumsalz, Rabeprazole sodium (USAN),
in magensaftresistenten Zubereitungen peroral angewendet.
Dosierung
H
N
Bei akuten peptischen Ulcera oder Refluxösophagitis
werden tgl. 40 mg vor dem Frühstück empfohlen. Die
maximale Behandlungsdauer soll 8 Wochen nicht
überschreiten.
O H3C
O
OCH3
S
N
N
Rabeprazol
Kommentar
Die Affinität von Pantoprazol zum Cytochrom-P450System geringer als die von Omeprazol. Pantoprazol
scheint die Enzymaktivität nicht zu induzieren und
Helwig/Otto: Arzneimittel
Wirkungen
Siehe bei Omeprazol.
11. Auflage, 9. Aktualisierungslieferung 2017
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2017/7/10 — page 17 — le-tex
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29.1.2 Protonenpumpenblocker
Nach peroraler Einnahme von Rabeprazol werden maximale Plasmakonzentrationen nach 3–4 h
gemessen. Durch eine Mahlzeit verlangsamt sich
die Resorption, die aufgenommene Menge bleibt
jedoch unverändert. Die Bioverfügbarkeit beträgt
52 %. Rabeprazol wird in der Leber durch eine
nichtenzymatische Reduktion und durch Oxidationen, an denen die beiden Cytochrome CYP3A4
und CYP2C19 beteiligt sind, abgebaut. Die beiden Hauptmetabolite sind pharmakologisch nicht
aktiv. Die Metabolite werden zu ca. 90 % über
die Nieren ausgeschieden. Die Plasmahalbwertszeit liegt bei ca. 1 h. Bei Leberinsuffizienz ist sie
deutlich verlängert. Bei reduzierter CYP2C19-Aktivität (Mephenytoin-Polymorphismus) können Plasmakonzentrationen und Halbwertszeit um ungefähr
50 % ansteigen. Eine Niereninsuffizienz verändert
die pharmakokinetischen Parameter nicht wesentlich.
Indikationen
Rabeprazol ist indiziert zur Behandlung des akuten
Ulcus duodeni, Ulcus ventriculi und der erosiven
oder ulcerativen Refluxösophagitis. Empfohlen wird
es auch zur Rezidivprophylaxe. Es ist auch zugelassen zur Behandlung und Prophylaxe von durch
nichtsteroidale Antirheumatika hervorgerufene Magen- und Zwölffingerdarm-Geschwüre und zur Eradikation von Helicobacter pylori bei Ulcus ventriculi et duodeni in Kombination mit Amoxicillin und
Clarithromycin. Falls diese Kombination nicht den
gewünschten Erfolg zeigt, ist auch eine Kombination mit Metronidazol und Clarithromycin möglich.
Schließlich ist es zugelassen zur Behandlung des
Zollinger-Ellison-Syndrom.
Unerwünschte Wirkungen
Die Nebenwirkungen sind etwa gleich häufig wie bei
den anderen Protonenpumpenblockern. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Diarrhoe
und Übelkeit. Ferner werden Bauchschmerzen, Obstipation, grippale Symptome, Hautausschläge, Myalgie und Transaminasenanstieg (ALAT) beobachtet.
wie Omeprazol. In vivo hat sich aber noch keine
Interaktion nachweisen lassen, die der Wirkung von
Rabeprazol auf das Cytochrom-P450-System zuzuschreiben wäre. Durch gleichzeitig verwendete Antacida wird die Pharmakokinetik von Rabeprazol nicht
beeinflusst.
Zu Wechselwirkungen mit Clopidogrel siehe
Kap. 14.
Kontraindikationen
Bei einer Überempfindlichkeit gegen Protonenpumpenblocker darf Rabeprazol nicht angewendet werden. Vor einer Behandlung mit Rabeprazol sollten Tumore des Magens und der Speiseröhre ausgeschlossen werden. Patienten mit stark gestörter
Leberfunktion bedürfen, besonders bei Behandlungsbeginn, einer vermehrten Aufmerksamkeit. Für die
Behandlung von schwangeren Frauen und stillenden
Müttern mit Rabeprazol liegen nur wenige Beobachtungen vor. Es gibt bislang keine Hinweise auf eine
schädigende Wirkung auf das Ungeborene oder den
Säugling. Daher kann Rabeprazol als Mittel der zweiten Wahl eingesetzt werden. Für eine Behandlung
von Kindern ist Rabeprazol nicht geeignet, da keine
Erfahrungen vorliegen.
Dosierung
Die übliche Dosis beträgt einmal tgl. 20 mg; bei
älteren Personen soll mit tgl. 10 mg begonnen werden.
Bei der Eradikation von Helicobacter pylori wird
Rabeprazol in einer Dosierung von 2-mal tgl. 20 mg
angewendet.
Kommentar
Rabeprazol besitzt eine gut dokumentierte Wirksamkeit bei den säurebedingten Erkrankungen des
oberen Magen-Darm-Trakts. Im Vergleich zu anderen Protonenpumpenblockern hat Rabeprazol weder
eine größere Wirksamkeit, noch ein besseres Nebenwirkungsprofil. Rabeprazol ist ein typisches «MeToo»-Präparat.
Handelspräparate
Wechselwirkungen
Rabeprazol kann die Pharmakokinetik von anderen
Substanzen beeinflussen, wenn deren Resorption pHabhängig ist. So wird die Resorption von Digoxin
um etwa 20 % erhöht, diejenige von Ketoconazol um
über 30 % gesenkt. In vitro hat Rabeprazol eine etwa
halb so starke hemmende Wirkung auf CYP2C19
11. Auflage, 9. Aktualisierungslieferung 2017
Hinweis: Tbl., 10 bzw. 20 mg, sind magensaftresistent.
Pariet® (Eisai), Tbl.
Generika:
Rabeprazol Firma (Firma), Tbl.
Helwig/Otto: Arzneimittel
Magen- und
Darmtherapeutika
Pharmakokinetik
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