www.evimed.ch Monatelange Therapien mit Antibiotika bei Patienten mit persistierenden Symptomen einer Lyme-Erkrankung haben keinen positiven Effekt Frage: Wirksamkeit einer längeren Behandlung – länger als 2 Wochen – mit Antibiotika bei Patienten mit persistierenden Symptomen einer Lyme-Erkrankung? Hintergrund: Patienten mit einer Lyme-Erkrankung, verursacht durch Borrelia burgdorferi (in Europa auch B.afzelii und B. garinii), klagen oft über persistierende Beschwerden. Die Beschwerden treten bei Patienten auf bei denen sich die Infektion mit einem Erythema migrans oder anderen Zeichen der Akutphase manifestierte, aber auch bei solchen ohne akute Manifestationen. Die chronischen Beschwerden können auch bei Patienten, die in der Akutphase adäquat behandelt wurden, auftreten. Die Beschwerden sind Schmerzen, Müdigkeit, und neurologische und kognitive Störungen. Teilweise wird für diese Patienten eine 2 bis 4-wöchige Therapie mit Antibiotika empfohlen, in verschiedenen Guidelines werden längere Therapiedauern empfohlen. In dieser Studie wird der Effekt einer kürzeren Therapiedauer mit dem Effekt einer längeren Therapiedauer verglichen, und es werden auch verschiedene Kombinationen von Antibiotika verglichen. Einschlusskriterien: Patienten mit persistierenden Symptomen einer Lyme-Erkrankung (muskuloskeletale Schmerzen, Arthritiden, Arthralgien, Neuralgien, Dysästhesien, neuropsychologische oder neurokognitive Störungen) und diese Beschwerden in einem zeitlichen Zusammenhang mit eine Erythema migrans standen, oder ein Infekt mit IgG oder IgM Antikörpern (Westernblot, nach strengen Kriterien der „European Concerted Action on Lyme Borreliosis“ ,EUCLAB) nachgewiesen wurde. Ausschlusskriterien: Patienten mit Allergien gegen eines der verwendeten Medikamente Behandlung mit einem Antibiotikum in den 4 Wochen vor Studieneinschluss Studiendesign und Methode: Randomisierte Studie, Studienort: Zwei medizinische Zentren in den Niederlanden Interventionen: Alle Patienten erhielten 2 g Ceftriaxon/d, für 14 Tage; danach 12 Wochen lang Gruppe 1: Doxycyclin 100 mg, 2 x tgl., und Placebo Gruppe 2: Clarithromycin 500 mg, 2 x tgl., und Hydroxychloroquin 200 mg 2 x tgl. Gruppe 3: nur Placebo Outcome: Gesundheitsbezogene Lebensqualität (gemessen mit RAND SF-36) Erfasst 14 Wochen nach Therapiebeginn und nach einem halben und ganzen Jahr. www.evimed.ch Körperliche und psychische Aspekte der Lebensqualität (RAND SF-36) Nebenwirkungen Resultat: Etwa 1200 Pateinten wurden gescreent, 281 wurden randomisiert; negative Serologiebefunde waren der häufigste Grund warum Patienten für die Teilnahme nicht geeignet waren. Das mittlere Alter lag bei 50 Jahren, knapp weniger als die Hälfte waren Frauen, die Symptome persistierten im Mittel schon über 2 Jahre, etwa 90% aller Teilnehmer erhielten früher bereits eine Therapie mit Antibiotika (im Median über einen Monat lang). Das Ergebnis dieser Studie ist einfach zusammenfassbar; die drei Gruppen mit unterschiedlichen Therapien unterschieden sich im Outcome nicht. Im Fragebogen mit dem die körperlichen Aspekte der Lebensqualität erfasst werden stiegen die Werte während der Behandlungsphase signifikant an (statistisch; ob der Anstieg auch klinisch relevant ist, ist nicht beschrieben). Nebenwirkungen; Durchfall und Exanthem waren die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen in der Zeit der Behandlung mit Ceftriaxon. Kommentar: Das Ergebnis der Studie ist, dass eine dreimonatige Therapie mit Antibiotika – zusätzlich zu einer zweiwöchigen Therapie mit Ceftriaxon – zu keiner Verbesserung der Lebensqualität führt. Damit ist eine so lange Therapie bei diesen Patienten schwer rechtfertigbar. Das Problem der Studie, aber das liegt in der Natur der Sache, ist die Diagnose ‚chronische Lyme-Erkrankung; es ist sehr schwer bis unmöglich eine kausale Beziehung zwischen den Symptomen und dem Infekt mit Borrelien nachzuweisen; damit hat man möglicherweise Patienten mit ganz anderen Ursachen – keine Borrelien – der Beschwerden im Studienkollektiv. Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen die Ergebnisse anderer Studien, die in USA durchgeführt wurden; da in Europa andere Erreger die Krankheit verursachen wie in den USA, wurde die Studie in Europa wiederholt. Literatur: Berende A et al. Randomized Trial of Longer-Term Therapy for Symptoms Attributed to Lyme Disease. N Engl J Med 2016;374:1209-20. Verfasser: Johann Steurer