Verhaltenstherapie bei unklaren körperlichen Beschwerden Dr. Gaby Bleichhardt Psychotherapie-Ambulanz Marburg Universität Marburg [email protected] 04.04.08 Fachtagung Trier Übersicht 1. Vorstellung des „Klientels“ 2. Kognitiv-behavioraler Erklärungsansatz 3. Überblick zur Therapie 4. Evaluationsforschung Kroenke (2007): Somatoform disorders are among the most frustrating mental disorders for clinicians to manage and also result in high levels of patient dissatisfaction (p. 881). Kognitionen eines somatoformen Patienten zu Therapiebeginn • Ich bin körperlich krank - er/sie ist für die Psyche zuständig > ich bin hier falsch • Der Therapeut / die Therapeutin hält mich für verrückt • Ich muss ihm meine Beschwerden ganz genau erklären • Ich hab schon so viel versucht – das wird auch nichts bringen Umgang mit somatoformen Patienten • Zeit für Exploration der körperlichen Symptome • Beschwerden bestehen wirklich! • Klären von Vorurteilen/Erwartungen bzgl. Psychotherapie • Patienten verlassen Arztpraxen oft mit dem Eindruck, sie seien Simulanten und lästig > reagieren sensibel auf Situationen, in denen sie sich nicht ernst genommen fühlen • Widerstehe der Versuchung, zu früh Verbindungen zwischen körperlichen Symptomen und psychologischen Faktoren herzustellen! • Erarbeite angemessene Ziele – erstrebe nicht immer eine „Heilung“ Somatosensorische Verstärkung somatosensory amplification Arthur Barsky 1979; 1992 Hypervigilanz auf körperliche Sensationen Katastrophisierender Interpretationsbias für körperliche Sensationen: -intensiv -schädlich -Pathologisch Körperliche Sensationen (Körperreaktionen, Missempfindungen, Symptome) Wahrnehmung Fehlinterinterpretation als [bedrohliche] Krankheitszeichen Trait- und State-Komponente Erklä Erklärungsmodell der somatoformen Stö Störungen Rief & Hiller, 1998 Auslöser (Stress, soziale Belastung, körperliche Erkrankungen Überforderung) Körperliche Veränderung (Missempfindungen, Beschwerden) Krankheitsverhalten (Schonverhalten, Arztbesuche) Symptomverstärkung Aufmerksamkeitsprozesse (Scheinwerfermodell) Bewertung (ABC-Modell, Erklärungen der Beschwerden) Therapieziele • Vermittlung weiterer, alternativer, psychophysiologischer Erklärungen • Verminderung der Beeinträchtigung durch Beschwerden • Steigerung der Lebensqualität Vermittlung eines psychophysiologischen Störungsmodells 1/2 • einzelne Erklärungsmechanismen in isolierten Schritten bearbeiten (statt die Patienten durch ein komplexes, multifaktorielles Modell zu überfordern) • Erklärungsmechanismen so viel wie möglich durch den Patienten selbst in Form von Verhaltensexperimente erarbeiten lassen • betonen, dass es stets mehrere Bedingungsfaktoren für eine somatoforme Störung gibt, um Missverständnisse und Frustrationen zu vermeiden Vermittlung eines psychophysiologischen Störungsmodells 2/2 Symptomtagebücher: Intensität körperlicher Beschwerden, situative Einflüsse vor Beschwerdenbesserung oder –verschlechterung, Reaktionen auf solche Veränderungen Biofeedback: z. B. Stressprovokationstests mit Mehrkanalableitung (EMG, Hautleitfähigkeit und –temperatur, periphere Durchblutung) • Pat. fühlen sich durch diese technisch anmutende Methode ernst genommen • erleben „am eigenen Leibe“ einen Zusammenhang zwischen psychologischen und körperlichen Faktoren • Strategie, selbst Einfluss auf körperliche Symptome nehmen zu können Entspannung • erhöhtes Anspannungsniveau senken • muskuläre Verspannungen lösen • Wahrnehmung für An-/Verspannung schulen • körperliches Wohlbefinden verbessern Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Biofeedback, etc. Aufmerksamkeitsumlenkung • Verhaltensexperimente, z. B. „Körperreise“ mit Fokussierung auf verschiedene Körperregionen • Intensivierung körperlicher Beschwerden durch Aufmerksamkeitsfokussierung • Umlenkung des Aufmerksamkeitsfokus Kognitive Therapie dysfunktionaler Überzeugungen 1. Erarbeitung eines realistischen Gesundheitsbegriffs: – Verhaltensexperimente (z. B. Auf- und Ablaufen von Treppen, Hyperventilation, Schwindel-Provokation) – Entstehende Missempfindungen können als natürliche / harmlose Konsequenzen der Übungen evaluiert werden 2. Körperliche Folgen von Symptomvorstellungen: – Vorstellungsübungen (z. B. Zitronenübung) – aufgrund bedrohlicher Krankheitsvorstellungen können körperliche Prozesse beeinflusst werden – z. B. jemand, der überzeugt ist, in seinem Magen befände sich ein großes, blutiges Geschwür, produziert vermehrt Magensäure 3. Veränderung hypochondrischer Befürchtungen und Überzeugungen: – Identifikation, Infragestellung und Veränderung von Kognitionen (z. B. Globusgefühl als Zeichen für Kehlkopfkrebs) – Diskussion der (sinnlosen) Frage „Was kann mir absolute Sicherheit geben, dass ich keine schlimme Krankheit habe?“ Umgang mit Krankheitsverhalten 1 Negative Konsequenzen sind langfristig, positive Konsequenzen kurzfristig spürbar! 1. Schon- und Vermeidungsverhalten: – Graduierte Steigerung der körperlichen Belastbarkeit / des vermiedenen Verhaltens – Vorwarnen: kurzfristig, jedoch passager, treten unangenehme Symptome auf – z. T. Ängste und Befürchtungen, dem Körper Schaden zuzufügen 2. Spezifisches Vermeidungsverhalten bei hypochondrischen Patienten: – Vermeidung von Situationen, die mit Krankheit verknüpft sind (z. B. Krankenhäuser, Medieninformationen) – Reizexpositionen (analog zur Angstbehandlung): in denen in Begleitung des Therapeuten befürchtete Situationen aufsuchen und Habituation der Angst erzielen Umgang mit Krankheitsverhalten 2 3. Checking Behavior: Ausführung exzessiven Kontrollverhaltens in Verhaltensübungen. Vereinbarung eines realistischen Zeitraums zum Unterlassen des Checking Behaviors Verhaltensalternativen (Ablenkung oder Methoden zur Spannungsreduktion) 4. Übermäßige Frequenz von Arztbesuchen: Vereinbarung einer sinnvollen Häufigkeit gemeinsam mit medizinischem Hauptbehandler, Patienten und Therapeut Zeit- statt symptomkontingente Arztkonsultationen 5. Rückversicherungen: alternative Verhaltensweisen einsetzen (z. B. Ablenkung, funktionale Kognitionen, wie z. B. „Völlige Sicherheit kann mir keiner geben.“ „Ich möchte nicht mehr von anderen abhängig sein.“). Ergänzende Therapieelemente • Funktionalität der Störung – Welche negativen Konsequenzen entstünden, wenn die somatoforme Störung nicht mehr existieren würde? – z. B. Befürchtung, als „gesunder“ Mensch weniger beachtet zu werden oder vom Partner verlassen zu werden, Vermeidung von Belastungen und Konflikten • Wechsel von Anspannungs- und Erholungsphasen (Subgruppe) – stark ausgeprägtes Durchhalteverhalten kann zu einer Verstärkung körperlicher Beschwerden führen – Schulung der Körperwahrnehmung sowie gezielter Einsatz von Entspannungsphasen indiziert (entgegen einiger o.g. Interventionen) • Einbezug von Bezugspersonen: – verstärkte Belastung aufgrund der Beschwerden (z. B. durch auf krankheitsrelevante Themen eingeengte Kommunikation, weniger gemeinsame Freizeitaktivitäten) – positive Verstärkung des Krankheitsverhaltens (durch Rückversicherung, Abnahme von Verpflichtungen) Kroenke (2007) Efficacy of Treatment for Somatoform Disorders: A Review of Randomized Controlled Trials • 23 Studien zu unklaren körperlichen Beschwerden • 5 Studien zur Hypochondrie • 3 Studien zur Konversionsstörung • 9/11 Studien belegen Erfolg der KVT • 3/4 den Erfolg von Antidepressiva (Venlafaxin SSNRI, Opipramol Trizykl, Fluoxetin SSRI) Therapiestudien zu somatoformen Störungen 1/2 • Galten bis in die 80er Jahre als schwer / nicht behandelbar • Im Vergleich zu anderen Störungsbildern: kurze Geschichte der Evaluationsforschung, wenige kontrollierte Studien, wenn überhaupt kurze Follow-Ups, vier Reviews, keine MetaAnalysen • Alle Untersuchungen berichten positive Ergebnisse, jedoch – finden sich für wichtige Zielvariablen immer auch keine signifikanten Veränderungen in einzelnen Studien – Effektstärken befinden sich meist im mittleren, manchmal auch geringen Bereich Therapiestudien zu somatoformen Störungen 2/2 • Follow-Up Ergebnisse bzgl. Veränderung der körperlichen Beschwerden: – Hellman et al., 1990 (6 Mo.): Beeinträchtigung durch körperliche Beschwerden ES d = .36 – Speckens et al., 1995 (12 Mo. nach Beginn): 73% vs. 59% berichten in Globalrating, ihre körperlichen Beschwerden hätten sich verbessert – McLeod et al. (1997) (6 Mo.): SCL-Somatisierung d = .69 • Akzeptanz der Untersuchungen kritisch – Lupke et al. 1996: 47% der Patienten nahmen Behandlungsangebot an – Kashner et al. 1995: 14% der Patienten nahmen an mind. 7 / 8 Sitzungen teil – Sumathipala et al. 2000: 36% Abbrüche von 1. bis 3. Sitzung Allen et al. (2006) KVT bei Somatisierungsstörung • 10 manualisierte Sitzungen KVT (N=43) vs. • Standard medical care (N=41) • 15 Mo. nach Beginn: Verminderung der Symptome, Verbesserung der Funktionsfähigkeit, Verminderung der Gesundheitskosten um 38% bei KVT bzw. 13% bei SMC. • Unabhängige Beurteilung als deutlich verbessert: 40% (KVT) vs. 5% (SMC) Therapiestudien zur Hypochondrie • Nur 5 kontrollierte Studien (nur 4 über diagnostischer Schwelle), alle evaluieren kognitive Verhaltenstherapie • Keine Meta-Analyse • Gruppentherapie: – Stern & Fernandez, 1991 (N=6) – Bleichhardt et al., 2005 (Hypochondrie + Somatisierungssyndrom) – Wattar et al., 2005 (~50% group, ~50% ind.) Therapiestudien zur Hypochondrie • Einzel-KVT > Warteliste / „medical care as usual“ (5 RCT Studien) • KVT ~ behaviorales Stressmanagement (Clark et al. 1998) • Kognitive vs. behaviorale Therapie: = (Visser & Bouman, 2001) • Responderraten: ~55-75% • Längsschnitt-Effektstärken: ½ SD – 2 SD (Cohen‘s d) Patientenstichprobe • 35 Patienten mit Hypochondrie (DSM-IV) • Alter: M=35.7 Jahre (SD=11.6) • Geschlecht: 18 Frauen (51.4%) • Bildung: 66% Abitur • Chronizität: M=10.2 J. (SD=8.7) (7 Monate - 36 J.) • Komorbidität: 65% Komorbidität (46% Affektive Störungen, 34% Angststörungen) • Medikation: 20% Antidepressiva (überwiegend SSRI) Illness Attitude Scales (IAS) F = 23.4*** d = 1.10 70 60 50 40 30 F = 25.8*** d = 1.25 20 10 Gesamt Skala Krankheitsangst 0 Aufnahme Mitte Abschluss Arztbesuche in den letzten 30 Tagen F = 4.3*** d = .69 2,5 2 33% 51% 1,5 1 0,5 0 Aufnahme Mitte Abschluss Globale Einschätzungen Patienteneinschätzungen n=30 Therapeuteneinschätzungen n=31 wesentlich gebessert deutlich gebessert leicht gebessert unverändert leicht verschlechtert deutlich verschlechtert wesentlich verschlechtert 67% mind. deutlich gebessert 65% mind. deutlich gebessert Wie hilfreich waren… Strategie M SD 1 Alternative Erklärungen für Symptome sammeln 3.97 .91 2 Argumente für die Gesundheit sammeln 3.79 .68 3 Diskussion der Überzeugungen 3.66 .94 4 Informationen über sicherheitssuchendes Verhalten 3.43 1.10 5 Ablenkung zur Bewältigung 3.41 1.09 6 „Worst Case Konfrontation“ 3.03 1.35 7 PME 2.79 1.01 7 Argumente für die Krankheit sammeln 2.79 1.32 9 Genussübungen 2.21 1.18 Einzeltherapie 4.03 .73 Gruppentherapie 4.00 .71 1 gar nicht 2 leicht 3 mittelmäßig 4 stark 5 sehr stark Verhaltenstherapie bei unklaren körperlichen Beschwerden Dr. Gaby Bleichhardt Psychotherapie-Ambulanz Marburg Universität Marburg [email protected] Therapiebausteine • (Zielbestimmung) • (Selbstbeobachtung) • Stress & Entspannung • Aufmerksamkeit • Vorstellungen • Kognitionen • Krankheitsverhalten – Rückversicherung – Checking Behavior – Schonverhalten • Konfrontation bei Hypochondrie Stress -Entwicklungsbiologische Bedeutung Körperliche Symptome können eine natürliche und ungefährliche Anpassungsleistung des Organismus auf eine psychische oder körperliche Belastung darstellen (statt Zeichen einer körperlichen Erkrankung zu sein) -Vegetatives Nervensystem -(Krankheits-)Angst triggert weitere Symptome -PME -„Eisbrecher“ Biofeedback Aufmerksamkeit Aufmerksamkeit ist wie ein Scheinwerfer: Dort, wo der Scheinwerfer hinleuchtet, erscheinen die Dinge ganz hell, intensiv und deutlich. So ist es auch mit der Aufmerksamkeit auf den Körper: Wo sie hingelenkt wird, sind die Sinneseindrücke besonders intensiv. Wo die Aufmerksamkeit nicht ist, kann man weniger oder gar nichts spüren. Im Scheinwerferfokus werden auch kleinste Veränderungen spürbar: Im Fokus eines Scheinwerfers kann man auch kleinste Veränderungen wahrnehmen, die einem sonst nicht auffallen würden. Und auch so funktioniert die Aufmerksamkeit: Dort, wo man besonders hinspürt, merkt man auch, wenn sich verhältnismäßig kleine Dinge ändern. Im Körper laufen ununterbrochen sehr viele Prozesse ab: Die allermeisten davon werden normalerweise nicht wahrgenommen. Erst wenn die Aufmerksamkeit darauf gelenkt wird, können einige davon gespürt werden. Umlenkung der Aufmerksamkeit • Erstellung eines breiten Repertoires • Die besten Erfolge bringen soziale / außerhäusliche Aktivitäten! Aber da das nicht immer geht: • Entspannungsübungen • Genusstraining • ... Beispiele für Vorstellungen Krankheit Vorstellung mögliche Konsequenzen Magenkrebs Magenkrebs frisst sich durch die Magenschleimhaut. erhöhte Magensäureproduktion, Verspannungen im Bauchbereich führen zu: Übelkeit, Magenkrämpfen Knochenkrebs Der Oberschenkelknochen wird vom Krebs zerfressen. Verspannungen im Bereich des Oberschenkels, Einnehmen einer Schonhaltung führen zu: Schmerzen im Oberschenkel Herzerkrankung Das Herz ist schwer geschädigt und kann das Blut nicht richtig transportieren. beschleunigter Herzschlag, Verkrampfung der Rippenmuskulatur, Veränderung der Atmung, führen zu: Herzstolpern, Schmerzen im Brustkorb, Atemnot Kehlkopfkrebs Der Kehlkopf ist angeschwollen und dies könnte zum Ersticken führen. Verkrampfung der Speiseröhrenmuskeln, Veränderung der Atmung führen zu: Erstickungsgefühlen, Verstärkung des Globusgefühls Typen dysfunktionaler Kognitionen Interpretation Beispiel Zeichen einer lebensbedrohlichen Krankheit „Die Bauchschmerzen sind ein Zeichen für Darmkrebs. Ich könnte bald tot sein.“ Zeichen einer bisher unentdeckten oder extrem seltenen Krankheit „Zum Muster meiner Symptome ist keinem der Ärzte eine Krankheit bekannt. Also leide ich unter einer Krankheit, die noch niemandem oder vielleicht nur einem internationalen Spezialisten bekannt ist.“ unkontrollierbar „Meine Beschwerden beherrschen mich. Ich fühle mich hilflos ausgeliefert. Ich bestehe nur noch aus Beschwerden.“ untolerierbar „Ich halte diese Schmerzen nicht mehr aus. Wenn das so weiter geht, werde ich verrückt oder ich muss meinem Leben ein Ende setzen.“ Beschwerden werden immer schlimmer „Das wird immer schlimmer. Wenn es so weiter geht, werde ich bald meinen Arbeitsplatz verlieren, dann verlässt mich meine Frau, und bald lebe ich unter der Brücke.“ ABC(D)-Modell Situation: Situation Ein Mann kommt abends nach Hause und überreicht seiner Frau einen großen Strauß roter Rosen. In dem Moment, in dem die Frau ihrem Mann erblickt, ändert sich ihr Gesichtsausdruck schlagartig. Möglichkeit 1 Möglichkeit 2 Bewertungen „Er liebt mich.“ „Die Blumen sind sehr schön.“ „Er hat ein schlechtes Gewissen.“ „Das hat er noch nie gemacht. Er hat mich betrogen.“ Konsequenzen Freude, Überraschung Umarmung, romantischer Abend Ärger, Trauer Streit ABC-Modell Beispiel Rückenschmerz A Auslösende Situation Ich wache morgens mit Rückenschmerzen auf. B Bewertung/Gedanken „Wenn ich das schon morgens habe, wird es den ganzen Tag so sein.“ „Die Schmerzen gehen vielleicht nie mehr weg!“ „Ich muß mich schonen.“ „Ich halte überhaupt nichts mehr aus“ C Consequenzen (Verhalten, Gefühle, Körper) Verhalten: im Bett liegen bleiben, viele Pausen machen, Schonhaltung, Treffen mit Freunden absagen, Rückzug, Reduktion auch angenehmer Aktivitäten etc. Gefühle: Verzweiflung, Traurigkeit, Einsamkeit, Angst, Unsicherheit etc. Körper: Fortbestehen der Schmerzen, Intensivierung der Schmerzen Arbeitsblatt ABCD-Modell A Auslösende Situation Bitte beschreiben Sie kurz die Situation: Was ist passiert und welches Symptom trat auf? B Gedanken & Bewertungen Welche Gedanken und Bewertungen sind in dieser Situation aufgetaucht? C Consequenzen: Verhalten, Gefühle und körperliche Reaktionen Wie fühlte ich mich in dieser Situation? Wie habe ich mich verhalten und wie hat mein Körper reagiert? D Konstruktive und hilfreiche Gedanken/Bewertungen Versuchen Sie alternative Sichtweisen zu finden, die gegen die negativen und nichthilfreichen Gedanken dieser Situation sprechen. Für mich bedeuten meine Beschwerden.... Gedanken, die es mir schwer machen Hilfreiche Gedanken Ich bin schwach und leide mehr als andere. Ich achte auf meinen Körper und respektiere meine Grenzen. Ich fühle mich ständig eingeschränkt. Auch wenn ich Beschwerden habe, kann ich ......... machen. Ich bin nicht mehr leistungsfähig. Ich leiste meine Arbeit so gut ich kann. Ich bin wertlos. Ich bin mir meiner gesunden Anteile bewusst. Ich bin hilflos. Ich suche aktiv nach Lösungen. Meine Beschwerden werden immer nur schlimmer. Es wird wieder bergauf gehen. Meine Beschwerden bringen mich zur Verzweiflung. Ich werde besser für mich sorgen, wenn ich Beschwerden habe. Ich ergebe mich dem Schicksal meiner Krankheit. Ich kann auf meine Beschwerden positiv einwirken. Den Tag schaffe ich nicht mehr. Schritt für Schritt komme ich voran. Bearbeitung hypochondrischer Annahmen Körperliches Symptom Mögliche Bewertung Krankheitsbezogen: Alternativ: Erklärungen für Magenschmerzen Patientenbeispiel Konzentration auf den Magen Magenkrebs Vorstellung von dem Geschwür zu viel Kaffee Stress am Arbeitsplatz Krankheitsverhalten sicherheitssuchendes Verhalten • Checking Behavior (Selbstkontrollen) • Rückversicherung – Ärzte – Familie, Freunde, Bekannte – Internet, Bücher • Schon- und Vermeidungsverhalten • Typische Beispiele für Body Checking tägliche Untersuchung der weiblichen Brust aus Angst vor Brustkrebs • Betrachtung jeden Stuhlganges aus Angst vor Darmkrebs • Messung von Blutdruck und / oder Puls aus Angst vor Herzerkrankungen • Gewicht überprüfen aus Angst vor Gewichtsverlust aufgrund von Krebs • Absuchen der Haut nach Veränderungen aus Angst vor Hautkrebs • Abtasten der oberen Bauchregion aus Angst vor Magenkrebs • Sehtests, z. B. Lesen von weit entfernten Texten aus Angst vor einem Gehirntumor oder neurologischen Erkrankungen • auf einer Linie laufen, mit geschlossenen Augen die Nase berühren aus Angst vor neurologischen Erkrankungen • Testen der körperlichen Fitness aus Angst vor jeglichen schweren Krankheiten • Abtasten der Lymphknoten aus Angst, mit HIV infiziert worden zu sein Body Checking abbauen 1. Kontrollverhalten herausarbeiten; Evaluation als Maßnahme, um sich kurzfristig zu beruhigen 2. Eine Steigerung von Kontrollverhaltensweisen provozieren (z. B. andere Körperteile mit ähnlicher Intensität abtasten) 3. Evaluation der Effekte der Steigerung von Kontrollverhalten als: • Erhöhung körperlicher Missempfindungen • nur kurzfristig beruhigend, mittelfristig jedoch beunruhigend • Maßnahme zur Erhöhung der gedanklichen Fixierung auf Körperprozesse 4. Schlussfolgerung, dass es sinnvoll wäre, für eine bestimmte Zeit auf Kontrollverhalten zu verzichten 5. Vereinbarung, für diese bestimmte Zeitspanne auf Kontrollverhaltensweisen zu verzichten. Falls dies nicht möglich ist: Alternative Verhaltensweisen (z. B. Ablenkung) bearbeiten. Therapeutischer Umgang mit Rückversicherung • Rückversicherung transparent machen Sie haben mich schon häufiger gefragt, ob Ihre Beschwerden ein Zeichen für Darmkrebs sind. Vielleicht haben Sie sich gewundert, dass ich Ihnen bisher keine klare Antwort gegeben habe. Ich würde mir gern die Frage mit Ihnen noch einmal genauer betrachten • Kurzfristige Konsequenzen explorieren (Beruhigung) • Langfristige Konsequenzen explorieren (Aufrechterhaltung/Verschlimmerung) • Entscheidung, im Sinne der kurz- oder der langfristigen Konsequenzen zu handeln! • Ggf. Angebot der Unterstützung zu selbstständigem Umgang mit Sorgen und Löschung von Nachfragen zur Rückversicherung Schonverhalten Vermeidungsverhalten als aufrechterhaltender Faktor bei somatoformen Störungen Reduktion der körperlichen Belastbarkeit Häufigere körperliche Mißempfindungen Erhöhung des Schon- und Vermeidungsverhaltens Bewertung als krank Veränderung von Schonverhalten • Beispiele für „Sich-Schonen“ sammeln • Kurz- und langfristige Konsequenzen von Schonverhalten sammeln; Teufelskreismodell • Ableitung eines „Aufbau-Trainings“ – CAVE: Belastung verstärkt Beschwerden kurzfristig Konfrontation bei Krankheitsangst 1. Exposition an körperlichen Missempfindungen 2. Worst-Case Konfrontation in sensu 3. In-vivo Konfrontation mit vermiedenen Situationen Exposition an körperlichen Missempfindungen Übung Symptome Hyperventilation Schwindel, Benommenheit, Kopfdruck, Taubheitsund Kribbelgefühle, Atemnot Drehen auf Drehstuhl (Dreh-) Schwindel Kniebeugen, Treppensteigen Herzklopfen, Herzrasen, Schwitzen, Atemnot 10 Mal hintereinander Schlucken Kloßgefühl im Hals, angeschwollener/trockener Kehlkopf, Fremdkörpergefühl im Kehlkopf, Gefühl nicht schlucken zu können Oberkörper aufrichten, tief einatmen, seitlich auf Brusthöhe zwischen die Rippen tasten Schmerzen im Brustkorb Füße kalt abduschen, abtrocknen, 3 Minuten warten Kribbelgefühl in den Füßen, angeschwollene Füße Blatt Papier auf die offene Handfläche legen, Arm ausstrecken, auf das Blatt schauen Zittern Offene Handflächen nach oben auf Augenhöhe halten, alle Fingermuskeln anspannen Muskelzuckungen, Zittern Oberkörper im Stehen für ca. 1 Minute nach unten beugen, danach rasch aufrichten Gefühl des „Absackens“, Benommenheit, Schwindel Katastrophen-Vorstellungen über den Worst Case • Ich werde elendig zugrunde gehen (nicht mehr klar bei Bewusstsein sein, unerträgliche Schmerzen haben, nicht mehr sprechen können, mich nicht mehr bewegen können,…) • Meine Kinder werden es ohne mich nicht schaffen (schaffen die Schule nicht, werden von anderen verprügelt, kommen auf die schiefe Bahn,…) • Ich kann meine Lieben nicht leiden sehen • Ich hätte mich anders verhalten müssen / Ich kann meine Fehler nicht mehr gut machen • Mein Mann sucht sich eine andere • Ich wollte noch so viel erleben • Ich werde ein wichtiges Lebensziel nicht mehr erreichen Literaturempfehlungen Rief, W. & Hiller, W. (1998). Somatisierungsstörung und Hypochondrie. Fortschritte der Psychotherapie, Band 1. Göttingen: Hogrefe umfangreichster VTVT-Leitfaden fü für SFD Lieb, H. & von Pein, A. (2001). Der kranke Gesunde. Stuttgart: Trias. Gute Erklä Erklärungen fü für körperliche Beschwerden unter der Überschrift „Psychosomatik“ Psychosomatik“ - Ratgeber Woolfolk, R. L. & Allen, L. A. (2007). Treating Somatization. A Cognitive-Behavioral Approach. New York: Guilford Press. Methodisch breiter Ansatz, kurze Beschreibungen Rauh, E. & Rief, W. (2006). Ratgeber somatoforme Beschwerden und Krankheitsängste. Göttingen: Hogrefe. Kurzer Ratgeber Taylor, S. & Asmundson, G. J. G. (2004). Treating Health Anxiety. New York: Guilford Press. Ausfü Ausführliches Behandlungsmanual zur Hypochondrie aus den USA Bleichhardt, G. & Weck, F. (2007). Kognitive Verhaltenstherapie bei Hypochondrie und Krankheitsangst. Berlin: Springer. Ausfü Ausführliches Manual zur Hypochondrie Furer, P., Walker, J. R. & Stein, M. B. (2007). Treating Health Anxiety and Fear of Death. New York: Springer. Kurzes Manual, Behandlung der Todesangst etwas oberflä oberflächlich Kaufs, E. L. (2006). Ich habe Angst vor Krankheiten. Erfahrungen eines Hypochonders. Worms: Tribut Verlag. Realistischer Erfahrungsbericht eines Patienten