Asthma, Reflux oder was ganz anderes

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Chronischer Husten bei Jugendlichen
Asthma, Refl ux oder was ga nz anderes?
Nicht immer lässt sich bei einem länger als acht Wochen dauernden
Husten im Schul- und jungen Erwachsenenalter eine spezifische
Ursache ausmachen. Eine Refluxerkrankung kann dann dahinter
stecken, aber möglicherweise sind auch die Hustenrezeptoren
einfach zu überempfindlich.
nen ,,Post-nasal drip' in 29o/o der untersuchten Fälle, Asthma bei 25o/o der Patienten, beides zusammen bei 187o, eine
chronische Bronchitis bei I2o/o, gastroösophagealen Reflux (GERD) bei 10%o
und weitere Erkrankungen als Hustenursache bei 8%. Daraus entstand zur
Manchmal hilft die Standarddiagnosnicht weiter.
Anamnese, körperliche Untersuchung,
ifferenzialdiagnostik chronischen
-tik bei chronischem Husten
oder einer Rhinosinusitis, aber auch auf
D
Asthma. Ansonsten gesunde Kinder
Hustens ohne evidente Ursache ein Ab-
können auch einen habituellen oder psychogenen Husten entwickeln [2].
klären von oben nach unten (Tab. 1).
Röntgen-Thorax und Lungenfunktion
sind normal. Aber ,,alles normal" ist keine Diagnose, betonte Dr. Peter Kardos,
niedergelassener Pneumologe aus Frankfurt am Main[1]. Das gilt erst recht bei
Auf die Hustenrezeptoren geschaut
Bereits 198 I begannen Wissenschaftler,
das diagnostische Vorgehen bei chro-
,,Als dann der gastroösophageale Reflux
in Mode kam, hat man angenommen,
dass diese chronischen Irritationen vom
Reflux herrühren, wenn nicht gerade eine chronische Sinusitis vorlag", beklagte
Kindern und |ugendlichen. Bei ihnen
kommen als spezifische Ursachen Zystische Fibrose, eine Zilienmotilitätsstö-
nisch persistierendem Husten an der Lage von Hustenrezeptoren auszurichten
Kardos.
[3]. Sie finden sich nicht nur in den obe-
rung, Bronchiektasien, Pertussis, Tuberkulose, Fremdkörper, Immu ndefizienz
ren und unteren Atemwegen und im
Lungenparenchym, sondern auch in
PPls helfen nicht wie erwartet
Daraufhin wurden Patienten mit chronischem Husten und einem Reflux mit
und anatomische Anomalitäten infrage.
Ein isolierter Husten ohne evidente Ursache kann auf einem Reflux beruhen
Pleura, Perikard, Zwerchfell, Magen und
14
Ösophagus. Entsprechend ermittelten
die Untersucher als Hustenursache ei-
der doppelten der normalerweise empfohlenen Dosis eines Protonenpumpeninhibitors (PPI) behandelt. Doch Studi-
MMW-Fortschr. Med. Nr. 10
/ 2012 (15a.
Jq.)
I
AKTUELLE MEDIZIN_REPORT
en zeigten nur einen schwachen Effekt
auf den Husten, und Metaanalysen [4, 5]
konnten letztlich keine signifikante
Wirksamkeit dieser Therapie belegen.
Die Amerikanische Gastroenterologische Gesellschaft schloss daraus, bei
Reflux und Husten weder zur PPI-Gabe
noch zu einem operativen Eingriff zur
Behandlung des GERD raten zu können.
die bronchiale Hyperreagibilität, aber
über einen anderen Reflexbogen läuft.
Der Hustenreiz entsteht, weil überempfindliche Rezeptoren bereits auf unterschwellige Reize, z.B. Reflux oder Entzündung, reagieren. Die zugrundeliegenden Pathomechanismen dieser Überempfindlichkeit sind noch unbekannt.
oder Husten, was war zuerst?
GERD bewirkt nach dieser Theorie
dann einen chronischen Husten, wenn
GERD
berem pfindliche Hustenrezeptoren
Kardos kennt auch Asthmapatienten, deren Bronchospasmus eigentlich gut eingestellt ist, die aber trotzdem
weiter husten. Er schätzt, dass
jeder zehnte Patient in seiner
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pneumologischen Praxis offensichtlich noch eine andere
Hustenursache hat: einen gesteigerten Hustenreflex. Dieses
Konzept der unterschiedlich
empfindlichen Hustenrezeptoren könnte erklären, warum
einerseits nicht alle Patienten
die Hustenrezeptoren eine Hypersensiti-
chronischer Husten
lel ein Hustenmonitoring durchgeführt
wurde, dass bei etwa der Hälfte der Patienten mit chronischem Husten ein Hus-
tenstoß der Ansäuerung vorausging,
während bei der anderen Hälfte der Reflux vor dem Hustenstoß zu erkennen
Hustenreflex einen Circulus
- Chronische Rhinitis
- Chronische Sinusitis
Richtung geben wird.
-
-
Erkrankungen der oberen Atemwege
- Chronische Laryngitis
- Vocal Cord Dysfunction
Laryngo-pha ryngea ler
Refl ux
-ACE-Hemmer
- Eosinophil-entzündliche Erkrankungen
- Gastroösophagea ler Reflux
-
Husten als Asthmaäquivalent
-
Eosinophile Bronchitis
- Chronische Bronchitis
- Seltene und unklare
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FnteoeRtxe KLETN
Chronische Pharyngitis
ACE-Hemmer-Einnahme husten und warum andererseits
bei einer Reihe von Patienten
Überempfindlichkeit der Hustenrezeptoren n) geben, die
zwar ähnlich funktioniert wie
schwäche einen GERD weiter befördern.
Tatsächlich fand sich in einer Studie, in
der mittels Impedanzmessung der pHWert im Ösophagus ermittelt und paral-
vitiosus. Kardos ist sich sicher, dass es in Zukunft auch
Therapieansätze in dieser
-
keine Hustenursache gefunden
werden kann. Es scheint eine
vität aufweisen. Der überempfindliche
Hustenreflexbogen kann umgekehrt
aber auch bei Ösophagussphinkter-
war [6]. Möglicherweise bilden GERD und veränderter
mit Sinusitis, GERD oder
trotz intensivster Diagnostik
T
Ursache: psychogen
Quellen:
[1 ] Symposi um,,Therapieresistenter
Husten im Schulalter und beijungen
Erwachsenen", 53. Kongress der
Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin,
29.3.-1 .4.201 2 in N ü rn berg
[2] Brodlie M et al. BMJ 2012;344:
e1177.
[3] lrwin RS et al. Ann Rev Repsir Dis
1081;123:413-7
l4lBarry DW und Vaezi MF, Cleveland ClinicJ Med 2012;77:327-334
[5] Chang AB et al. Cochrane Database Syst Rev 201 1 CD004823
[6] Smith JA et al. Gastroenterology
201 0;1 39:
754-62.
lnfektionen und psychische Ursachen
Wenn Kinder sich die Seele aus dem Leib husten
der Universität Frankfurt am Main Il].
So ergab die Überprüfung von hausärztlichen bzw. pädiatrischen Diagnosen
eine Stenose der großen Bronchien vor
(n = 5). Die häufige Asthmadiagnose
durch Hausarzt oder Pädiater hatte die
Konsequen z einer Übertherapie: 29 Kinder nahmen Bronchodilatatoren, 14 in-
Diagnose bei
von 49 Kindern mit chronischem Husten in einer Studie [2], dass nicht - wie
ursprünglich diagnostiziert - 30, sondern nur zwei Patienten an Asthma litten. Bei den Übrigen lag am häufigsten
Husten
eine Tracheo- oder Bronchomalazie (n =
warnte Dr. Johannes Schulze vom Zen-
23), ein postviraler Husten (n = 5), eine
Bronchitis nach Infektion (n = 5) oder
otika. Das bedeutet aber keine diagnostischen oder therapeutischen Nihilsmus.
lm Kindes- und Jugendalter können
auch hartnäckige lnfektionen mit
Haemophilus influenzae oder Mycoplasmen einen andauernden Husten
verursachen. Manchmal ist die Ursache auch psychosomatisch.
Vor einer vorschnellen
-Kindern
mit chronischem
trum für Kinder- und |ugendmedizin
MMW-Fortschr. Med. Nr. 10
/ 2012 (154. Jg.)
halative Steroide in einer Dosis über 600
pglTag, zehn in einer niedrigeren Dosis,
l5 sogar orale Steroide und zehn Antibi-
Ernst nehmen und weiter abklären
15
I
nxruELLE MEDrzrN-REPoRT
xella catarrhalis isoliert. Dank entsprechender Antibiotikatherapie gingen bei
92o/o der Kinder die Symptome deutlich
Alarmsymptome bei
chronischem Husten
-
zurück. Allerdings reicht die übliche
Therapiedauer mit Antibiotika in diesen
Dyspnoe, vor allem in Ruhe und
nachts
Fällen nicht aus, betonte Schulze. Er
empfahl eine Antibiotikatherapie über
-Wiederkehrende Episoden mit
Husten
zwei bis vier Wochen.
Mycoplasmeninfektionen sind zwar
selbstlimitierend, aber Husten und Rasseln halten sehr lange an. Darum empfiehlt Schulze auch hier eine Antibiose,
in diesem Fall vor allem mit Makroliden. Wichtig ist ihm aber, dass eine Antibiotikatherapie bei chronisch hustenden Kindern nur nach Antibiogramm
erfolgt. Überhaupt sei es problematisch,
- Systemische Symptome wie Fiebet
Gewichtsverlust u nd Gedeihstörungen
-
Ernäh rungsschwierig keiten
(Verschlucken, Husten)
- Wiederkehrende Pneumonien
- Stridor und andere Atemwegsgeräusche
-
Auffä I I ige Röntgenbefu nde
bei chronischem Husten im Kindessollten man Alarmsymptome wie z. B.
Dyspnoe in Ruhe und nachts (s. Tab. 1).
und Jugendalter allgemeingultige Empfehlungen geben zu wollen. Die Entscheidungen zu weiterführender Diagnostik und Therapie müssten immer
auf den Einzelfall bezogen gefällt wer-
Anhaltendes Giemen - Antibiotikatherapie verschärfen
Bei anhaltendem schwerem Giemen
kann trotz fehlender Symptome einer
Infektion dennoch eine chronische
Atemwegsinfektion vorliegen, wie die
Untersuchung von 42 Vorschulkindern
den.
Alles psychisch? Möglich,
aber eher selten!
Alle Experten warnten davor, bei Kindern allzu schnelle eine psychische Ursache eines anhaltenden Hustens ohne
zunächst ersichtliche Ursache zu vermuten. Dennoch - es gibt den psychogenen Husten auch bei Kindern und lugendlichen. Besonders externalisierende
mittels Bronchoskopie und bronchialveolärer Lavage gezeigt hat [3]. 34 der Kinder wiesen eine ausgeprägte neutrophile
Entzündung aul bei 20 begleitet von einer hohen Bakteriendichte. Am häufigsten wurden Haemophilus influenzae,
Streptococcus pneumoniae und Mora-
Störungen
in Form eines habituellen
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Ursache chronischer Atemwegsinfekte:
Streptococcus pneumoniae.
Hustens, bei dem der Spannungsabbau,
die Aggression nach außen erfolgt, sind
oft gut zu erkennen und einer Therapie
gut zugänglich, berichtete Kinderpneu-
mologe Prof. Bodo Niggemann vom
Zentrum für pädiatrische Allergologie
und Pneumologie der DRK Kliniken
Berlin. Dabei ist ein habitueller Husten
nicht mit einem Tic zu verwechseln,
warnte er. Hierbei handelt es sich um
unwillkürliche, plötzliche, schnelle, wiederholte, stereotypische Bewegungen
oder Lautäußerungen, die nicht zielgerichtet sind und subjektiv als bedeutungslos erlebt werden.
Der habituelle Husten könne dagegen
willentlich ausgelöst und vorgeführt
werden und tritt meist nicht häufiger als
einmal pro Atemzug auf. Typisch ist ein
lauter, kraftvoller, energischer Husten,
der typischerweise nicht direkt aus dem
Schlaf heraus erfolgt und gegenüber den
Eltern oder anderen Betreuungspersonen gehäuft auftritt (Tab. 2). Deshalb
sei es wichtig, dass die Eltern von Zuhause ein Video mit dem Hustengeräusch mitbringen, riet Niggemann und
betonte, das rasche Erkennen eines habituellen Hustens sei wichtig, um frühzeitig den Leidensdruck zu beseitigen, eine
ungerechtfertigte Therapie und ihre Nebenwirkungen zu verhindern und Sport
wieder möglich zu machen.
Habitueller Husten
(Unterschiede zum organischen Husten)
-
Üblicherweise nicht aus dem
Schlaf heraus
- Meist keine typischen Triggerfaktoren
-
Symptome treten plötzlich auf
(auch in Ruhe)
- Beeinträchtigt die Umgebung
mehr als den Patienten
- Meist häufiger gegenüber Eltern
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nd Betreuungspersonen
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Kein Ansprechen auf geeignete
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Probleme möglich
Medikamente
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- Sprechen ohne wesentliche
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lst ihr Husten willentlich ausgelöst?
.
Quellen:
[1 ] Symposium,Jherapieresistenter Husten im
Schulalter und bei jungen Erwachsenen", 53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin vom 29.3.:-1 .4.2012
in Nürnberg
[2]Thomson F et al. J Paediatr Child Health 2002;
38:578-81
[3] Schwerk N et al. PLoS one 2011;6: e27913
16
MMw-Fortschr. Med. Nr. 10 / 2012 (154. Jq.)
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