http://www.thieme-connect.com/ejournals/abstract/physmed/doi/10.1055/s-2007-988745 Phys Rehab Kur Med 2007; 17 DOI: 10.1055/s-2007-988745 Risikofaktoren für die Chronifizierung muskuloskelettaler Schmerzen M Pfingsten1 1 Schmerzambulanz, Univ.-Medizin, Göttingen Frage: Die Mehrzahl der in den letzten Jahren durchgeführten (auch epidemiologischen) Studien hat gezeigt, dass psychosoziale Faktoren für den Krankheitsverlauf von (nicht-spezifischen) Rückenschmerzen eine entscheidende Rolle spielen und insbesondere für den Übergang vom akuten zum chronischen Schmerz große Bedeutung haben. Während körperliche Faktoren (radiologische Befunde; Leistungsparameter) und Befunde aus der körperlichen Untersuchung kaum prognostische Bedeutung aufwiesen, zeigte sich insbesondere für kognitive und emotionale Variablen ein deutlicher Zusammenhang zur Entwicklung von chronischen Verläufen. Methode: Zur Verhinderung von schwierigen chronifizierten Verläufen ist es sinnvoll, diese Risikofaktoren möglichst frühzeitig (möglichst innerhalb der ersten 14 Tage ab Beginn der akuten Phase) zu erfassen. Eine aufwändige Exploration ist dafür in den meisten Fällen nicht durchführbar und wenig ökonomisch, so dass kurze Fragebogen-Verfahren notwendig sind. Es gibt aktuell 3 (20–35 Items umfassende) Screening-Verfahren, die dafür prinzipiell geeignet erscheinen und sowohl in Arztpraxen als auch physiotherapeutischen Einrichtungen anwendbar sind. Ergebnis: Die meisten Erfahrungen bestehen für das Örebro Musculoskeletal Pain Screening Questionnaire (MPSQ). Das Verfahren umfasst insgesamt 25 Items und berücksichtigt neben einer Reihe von Items zur Erfassung von Schmerz und Beeinträchtigungserleben jeweils ein 1 Item zur Erfassung von depressiver und ängstlicher Stimmung, zur Arbeitszufriedenheit und zu schmerzbezogenem Coping sowie 3 Items zur Erfassung von Fear-AvoidanceBeliefs. Der Fragebogen ermöglicht bei den identifizierten Risikopatienten eine weitergehende Subgruppendifferenzierung, die insbesondere im Hinblick auf die dadurch gegebene Möglichkeit eines gezielten Einsatzes Problem-orientierter Interventionen große Bedeutung hat. Diskussion: Durch die Verwendung von 8 Items ließen sich 4 unterschiedliche Risikogruppen identifizieren (low risk, distressed fear-avoidant, fear avoidant, low risk depressed). Aus der Zugehörigkeit zu einer der drei Risiko-Gruppen konnten die Autoren jeweils fokussierte therapeutische Empfehlungen ab. Die Gruppe der „low-risk-“Patienten machte 60% der Stichprobe aus, bei denen einfache bzw. unaufwändige Maßnahmen in der weiteren Behandlung ausreichen sollen. Literatur: Boersma K, Linton S (2005) Screening to identify patients at risk. Clin J Pain 21: 38–43 Linton SJ (2000) A review of psychological risk factors in back and neck pain. Spine 25: 1148–1156