Südafrika Währungsanalyse 16. April 2007 Prognosen 2006 2007f 5,0 4,6 -6.4 9,2 4,5 5,5 -6.0 9,0 BIP (real, % p.a.) Inflation (CPIX, % p.a.) Leistungsbilanz (% des BIP) EUR/ZAR* * Jahresendwerte Quelle: Reuters, Thomson Financial Datastream, Raiffeisen RESEARCH Technische Analyse: Der Kurs tendiert nach einem Ausbruch bei 9,50 in der Spanne zwischen 9,34 und 9,9675. Dieser Widerstand dürfte jedoch nicht überwunden werden. Somit ist mit einem Verkauf bei ca. 9,34 mit Ziel 8,70 zu rechnen. EUR/ZAR Quelle: Reuters, Raiffeisen RESEARCH Analyst Andreas Auer [email protected] Technische Analyse Klemens Hrovath, CEFA [email protected] http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdafrika Kernaussagen Die südafrikanische Wirtschaft weist beständig gute Wachstumsraten auf. Das reale Wachstum im Vorjahr betrug 5 %. Wir sind auch für dieses Jahr optimistisch, dass sich diese Phase guter Wachstumsraten fortsetzen wird und erwarten ein Wachstum von 4,5 %. Die für die Notenbank relevante Inflationsgröße, der CPIX, befindet sich innerhalb des definierten Zielbandes von 3 bis 6 %. Der Anstieg des CPIX betrug im Februar 4,9 % p.a. Aus unserer Sicht bestehen durchaus Gründe, die heuer für ein Erreichen der Obergrenze in einzelnen Monaten sprechen. Die schwache Währung ist nur einer dieser Gründe. Auch aus diesem Grund erwarten wir mindestens einen weiteren Zinsschritt in Höhe von 50 Basispunkten auf 9,5 % noch in diesem Jahr. Der Gefahr einer importierten Inflation und einer Abwertung infolge geringerer Kapitalzuflüsse könnte dadurch entgegengewirkt werden. Der südafrikanische Rand konnte sich von seiner Abwertung des vergangenen Jahres noch nicht wirklich erholen, Werte unter EUR/ZAR 9 wurden seither nicht wieder erreicht. Für einen Kauf scheint uns der aktuelle Kurs von EUR/ZAR 9,65 etwas zu niedrig. Angesichts der außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte (Leistungsbilanzdefizit) und der Abhängigkeit der Währung von Devisenzuflüssen in Form von Carry-Trades würden wir Kurse um EUR/ZAR 10,0 für einen Einstieg abwarten. Attraktive Rand-Anleihen gibt es, das Wechselkursrisiko sollte jedoch durch einen günstigen Einstiegskurs möglichst reduziert werden. Zu Jahresende erwarten wir einen Wechselkurs von EUR/ZAR 9,0. Südafrika Die wirtschaftliche Entwicklung des Landes verläuft seit einigen Jahren durchaus erfreulich. Kontinuierlich hohe Wachstumsraten zeigen ein positives Bild, das auch durch die normalen Konjunkturschwankungen nicht beeinträchtigt wird. Auch Südafrika erlebte in den vergangenen Jahrzehnten eine Wandlung der Wirtschaft in Richtung Dienstleistungssektor. Dieser Trend ging zu Lasten des primären Sektors, der nur noch etwa 9 % der Wirtschaftsleistung ausmacht. Leicht zulegen konnte der Produktionssektor, der eine Stütze für die südafrikanische Exportwirtschaft darstellt. Ebenso wie Rohstoffe bzw. Edelmetalle zählen Industriegüter zu den wichtigsten Exportartikeln. Südafrika befindet sich in der glücklichen Lage besonders reich an Bodenschätzen zu sein. Neben Gold finden sich unter anderem noch Diamanten, Platin, Chrom, Titanium und Eisen. Südafrika gehört nicht nur zu den größten Produzenten mineralischer Rohstoffe (mit Ausnahme von Erdöl und Bauxit), sondern auch zu jenen Ländern mit den größten Reserven. Besonderes Gewicht hatte immer die Goldproduktion bzw. dessen Exporte. In den vergangenen vier Jahrzehnten hat sich die Struktur der südafrikanischen Exportwirtschaft jedoch massiv verändert, sodass etwa nur noch 10 % des Exportvolumens von den Goldexporten kommen. In Spitzenzeiten betrug der Anteil über 70 %. Mittlerweile steht die Exportwirtschaft jedoch auf einem breiteren Fundament, und somit ist es durchaus als positiv zu bewerten, dass die Abhängigkeit von einem einzelnen Gut nachgelassen hat. Besonders deutlich wird dies am Beispiel Automobilindustrie, die nach dem Bergbau und dem Finanzsektor zum drittwichtigsten Sektor in Südafrika geworden ist. Exportanteile Andere 14% Landwirtschaftliche Produkte 8% KFZ Produkte 9% Treibstoffe, Bergbauprodukte 31% Maschinen 19% Chemikalien 8% Quelle: WTO, Raiffeisen RESEARCH Eisen, Stahl 12% Gemessen an den Exporten machen industriell gefertigte Güter einen größeren Teil aus als Rohstoffe bzw. Edelmetalle. Der Anteil der Industrieprodukte am Export hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten ständig zugenommen. Insgesamt stammen über 60 % der Exporte aus dem Industriesektor. Die Umfrage unter Einkaufsmanagern im Industriebereich (PMI-Umfrage), die seit September 1999 durchgeführt wird, lässt mit wenigen Monaten Vorlauf Rückschlüsse auf die Entwicklung der Gesamtwirtschaft zu. Die Tatsache, dass dieser Indikator vergleichsweise zuverlässig funktioniert zeigt schon den Stellenwert, den die Industrie in der südafrikanischen Wirtschaft einnimmt. Vorlaufindikator stimmt optimistisch 65 7 60 6 55 5 50 4 f 45 3 40 2 Jän.00 Mär.01 Mai.02 Jul.03 Sep.04 Nov.05 Jän.07 PMI Produktion BIP (real, % p.a., r. Skala) Quelle: Thomson Financial Datastream, Raiffeisen RESEARCH Weitere Umfrageergebnisse deuten auf eine sehr gute Vertrauenslage und eine ebensolche Erwartungshaltung hin. Für uns Grund genug von einem weiterhin guten Output in der Industrie auszugehen. Die WM 2010 wirft hier zum Teil wohl auch ihre langen Schatten voraus und trägt zu einer Verbesserung der Erwartungshaltung bei. Die sektorale Diversifizierung der südafrikanischen Wirtschaft in den vergangenen Jahren führte auch zu einer Verbesserung am Arbeitsmarkt (dennoch beträgt die halbjährlich erhobene Arbeitslosenrate immer noch 25,5 %). Außergewöhnlich hohe Zuwächse wurden jedoch nicht in der Industrie, sondern in den beschäftigungsintensiveren Bereichen Bau und Finanzinstitutionen verzeichnet. Diese Entwicklung ist natürlich auch für den privaten Konsum förderlich, der in den vergangenen Jahren ein hohes Wachstum verzeichnen konnte. Die stärkere Nachfrage des privaten 2 Südafrika Sektors geht allerdings einher mit einer ebenso starken Nachfrage nach Krediten bzw. Hypothekardarlehen. Die stärkere Nutzung von Fremdfinanzierungen hat dazu geführt, dass der Anteil der privaten Verschuldung am verfügbaren Einkommen seit 2002 kontinuierlich zugenommen hat, und zuletzt bereits 73 % ausgemacht hat. Umgekehrt befindet sich das private Sparen auf einem Tiefpunkt. Eine Entwicklung, die sich auf längere Sicht als Problem darstellen könnte, zumal die Zinsen zuletzt angehoben wurden, was die Zinsbelastung erhöht und somit das verfügbare Einkommen weiter einschränkt. Außerdem liegt die Investitionsquote deutlich über der Sparquote, wodurch sich eine Finanzierungslücke ergibt, welche durch Kapitalzuflüsse, zum Beispiel in Form von (Netto-) Direktinvestitionen gedeckt werden muss. Ein weiterer bedenklicher Aspekt betrifft die Leistungsbilanz. Durch den mit der Zunahme der privaten Nachfrage einhergehenden Anstieg der Importe hat sich die Leistungsbilanz verschlechtert. Auch dieser Devisenabfluss sollte durch entsprechende Kapitalzuflüsse ausgeglichen werden, was jedoch nur in unzureichendem Maße geschieht. auch auf den Vorlaufindikator für die Gesamtwirtschaft zu, der, obwohl er zum "Überschießen" neigt, einen zuverlässigen Indikator für den zukünftigen Wirtschaftsverlauf darstellt. Wir erwarten daher für 2007 weiterhin ein befriedigendes Wachstum bei Investitionen und privatem Konsum. Die Exporte werden im Zuge der international etwas schwächeren Konjunktur etwas weniger stark wachsen. Gute Unterstützung sollte weiterhin von Japan, dem größten Exportpartner Südafrikas, kommen. Trotz allem sollte sich ein Wachstum von real mehr als 4 % ausgehen. Konkret rechnen wir mit 4,5 %. Japan sollte Exporte weiterhin unterstützen 24 6 18 4 12 2 6 0 0 -2 -4 -6 Negative Leistungsbilanz 30 15 20 10 10 5 0 0 -10 -5 -20 -10 -30 -15 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 1961 1968 1975 1982 1989 1996 2003 Importe (% p.a., geglättet) Leistungsbilanz (% des BIP, r. Skala) Quelle: Thomson Financial Datastream, Raiffeisen RESEARCH Südafrika verzeichnete im vergangenen Jahr ein reales Wirtschaftswachstum von 5 % p.a. Besonders hohe Wachstumsbeiträge kamen vom privaten Konsum und den Investitionen. Der Zuwachs der Exporte entwickelte sich nur durchschnittlich. Zahlreiche positive Signale lassen uns einen weiterhin guten Konjunkturverlauf erwarten. Abgesehen vom bereits erwähnten PMIIndex kommen noch gute Umfrageergebnisse aus den Bereichen Bau und Einzelhandel, wenngleich diese unter jenen des Vorjahres liegen. Das trifft Q1 1995 Q1 1997 Q1 Q1 Q1 Q1 1999 2001 2003 2005 Exporte Südafrika (% p.a.) BIP Japan (real, % p.a., r. Skala) Quelle: Thomson Financial Datastream, Raiffeisen RESEARCH Das Defizit des öffentlichen Haushalts ist seit mehreren Quartalen rückläufig und war mit -0,2 % des BIP im dritten Quartal 2006 beinahe ausgeglichen. Bemerkenswert ist, dass der Anteil der Personensteuern an den gesamten Steuereinnahmen rückläufig ist, während jener der Unternehmenssteuern zugenommen hat. Inflation Die Inflation im Februar betrug 5,7 % p.a. Als volatilste Komponente im Warenkorb trug der Bereich "Lebensmittel" zu dieser Steigerung bei. Er macht 21 % des Warenkorbes aus. Nicht zu vernachlässigen ist außerdem der Einfluss der Produzentenpreise, die ebenfalls deutlich zugenommen haben. Für beide Faktoren gilt natürlich, dass deren Preisentwicklung auch vom Wechselkurs abhängt. Da dieser seit längerem relativ hoch ist (= die Währung ist schwach), werden dadurch Importe teurer, was sich in den Preisen niederschlägt. 3 Südafrika Schwache Währung treibt Inflation an.. 11 12 10 10 9 8 8 6 7 4 6 2 5 Feb.99 Sep.00 Apr.02 Nov.03 EUR/ZAR Jun.05 0 Jän.07 … und die Produzentenpreise CPIX (% p.a., r. Skala) 25 Quelle: Thomson Financial Datastream, Raiffeisen RESEARCH Schon in der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass eine schwache Währung Auswirkungen auf die Preisentwicklung hat. Da sich der derzeitige Wechselkurs nahe historischen Höchstständen befindet, ist die Gefahr einer erneuten importierten Inflation nicht von der Hand zu weisen. Ein weiteres, wenngleich längerfristiges, Argument für höhere Preissteigerungsraten sind die Wachstumsraten der Geldmenge M3. Diese steigen seit Jahresbeginn 2006 monatlich um mehr als 20 % p.a. an. Auch davon geht über ein höheres Geldangebot ein nicht zu vernachlässigender Druck auf die Preise aus, wie nachfolgender Chart zeigt. …ebenso wie die Geldmenge.. 30 12 25 10 20 8 15 6 10 4 5 Feb.99 2 Aug.00 Feb.02 Aug.03 Feb.05 Geldmenge M3 (% p.a.) Produzentenpreisindex bereits deutlich stärker gestiegen. Der Preisanstieg im Jänner machte im Jahresvergleich knapp 10 % aus. Die höhere Volatilität bzw. die beiden starken Anstiege im Jahr 2002 und im Sommer 2006 wird durch die Abwertung des Rands erklärt. Eine schwächere Währung drückt sich in der importlastigen Industrie unmittelbarer aus als in einem Konsumentenpreisindex, der tendenziell mehr nationale Preise beinhaltet, die nur indirekt von Wechselkursschwankungen betroffen sind. In einer langfristigen Betrachtung zeigt sich ein weitestgehender Gleichlauf dieser beiden Indikatoren. Aug.06 CPIX (% p.a., r. Skala) Quelle: Thomson Financial Datastream, Raiffeisen RESEARCH Die für die Notenbank maßgebliche Inflationskennzahl, der CPIX (Details weiter unten), befindet sich innerhalb der von der Notenbank festgelegten Bandbreiten von drei bis sechs Prozent und betrug im Februar 4,9 % p.a. Allerdings ist der volatilere 20 15 10 5 0 -5 Jän.71 Jän.77 Jän.83 Jän.89 Jän.95 Jän.01 Jän.07 PPI (% p.a.) Inflation (% p.a.) Quelle: Thomson Financial Datastream, Raiffeisen RESEARCH Für die Industrie zählen jedoch nicht nur die Preise der Rohstoffe sondern auch die Lohnkosten bzw. die Lohnstückkosten. Durch den guten Verlauf der Produktivität hat sich der Kostenfaktor bisher nicht negativ ausgewirkt. Die vergleichsweise niedrigen Nominallohnzuwächse (+ 4,5 % p.a. im 2. Qu. 2006) sprechen zwar dafür, dass die Arbeitnehmer nicht mit hohen Inflationsraten in naher Zukunft rechnen. Da real die Einkommen aber rückläufig sind, werden die Lohnforderungen in Zukunft wohl höher ausfallen, zumal der gute Konjunkturverlauf eine gute Basis für die Forderung nach höheren Lohnabschlüssen darstellt. Wir schätzen daher den zukünftigen Inflationsverlauf etwas anders ein als die Notenbank: Ein Erreichen der Obergrenze des CPIX von 6 % p.a. scheint aus unserer Sicht in einzelnen Monaten durchaus wahrscheinlich, zumal die Schwäche der Währung ein klares Handicap darstellt. 4 Südafrika Geldpolitik Die südafrikanische Notenbank verfolgt ein Inflationsziel. Als Maßstab wird der sogenannte CPIX herangezogen, bei dem Zinssätze für Hypothekarkredite nicht beinhaltet sind. Laut Definition der Notenbank soll sich dieser im Durchschnitt eines Kalenderjahres innerhalb einer Bandbreite von 3 bis 6 % befinden. Wobei es explizit nicht vorgesehen ist, dass die Inflationsrate genau im Mittelpunkt dieser Bandbreite liegen muss. Als Beobachtungshorizont wurden zwei Jahre festgelegt. Als geldpolitisches Instrument dient dabei der RepoSatz, der in diesem Fall für eine Laufzeit von einer Woche steht. Der folgende Chart zeigt, dass die Notenbank dieser Aufgabe in den vergangenen Jahren auch konsequent nachgekommen ist. Bewegungen der Inflationsrate über den oberen Grenzwert (hier dargestellt durch die strichlierte Linie) von 6 % hinaus führten unmittelbar zu Anpassungen des Leitzinses. Diese gab es auch in den vergangen drei Quartalen, der Leitzins wurde in vier Schritten von jeweils 50 Basispunkten auf das aktuelle Niveau von 9 % angehoben. Inflation (noch) innerhalb der Toleranz 12 17 9 13 6 9 3 Jän.01 Leitzins Jän.03 Jän.05 Die geänderten Aussagen der Notenbanker bestätigen uns in unserer Meinung, dass in diesem Jahr zumindest ein weiterer Zinsschritt erfolgt. Das in der veröffentlichten Erklärung kommunizierte Inflationsrisiko an sich wäre schon Grund genug für diese Erwartung. Bestärkt werden wir in unserer Meinung durch die Tatsache, dass die Währung nach wie vor vergleichsweise schwach ist und dadurch die Gefahr einer importierten Inflation bestehen bleibt. Um diese Gefahr möglichst zu reduzieren müssen die Zinsen weiterhin hoch gehalten werden um Devisenzuflüsse generieren zu können (zumal ein außenwirtschaftliches Ungleichgewicht besteht). Da sich aber in den vergangenen Monaten gezeigt hat, dass sich der Rand nicht nachhaltig von seiner kürzlich erfolgten Abwertung erholen kann, ist wohl ein noch höherer Zinssatz angebracht um auch in Zukunft für Carry-Trader interessant zu bleiben. Wechselkurs 21 5 Jän.99 mitteln und Energie. Darüber hinaus betonten die Notenbanker das Risiko ausgehend vom Ölpreis. Nachfrageseitiger Preisdruck könne sich durch die starke private Nachfrage ergeben, zumal das Konsumentenvertrauen besonders hoch sei und die Kreditnachfrage weiterhin auf einem "unkomfortablen" Niveau verharre. 0 Jän.07 CPIX (% p.a., r. Skala) Quelle: Thomson Financial Datastream, Raiffeisen RESEARCH Der südafrikanische Rand wird häufig zur Gruppe der sogenannten "Commodity-Währungen" gezählt. Das impliziert, dass seine Entwicklung von den Preisen an den Waren- bzw. Rohstoffmärkten (mit-)bestimmt wird. In diesem Fall wird vor allem dem Goldpreis eine besondere Bedeutung beigemessen. Tatsächlich lässt sich auch auf statistischem Wege ein Zusammenhang zeigen. Sowohl bei einer univariaten als auch bei einer multiplen Regression hat die Variable Goldpreis einen signifikanten Einfluss auf den Wechselkurs. Dennoch sollte dieser Einfluss nicht überschätzt werden. Der Stellenwert von Gold als Exportartikel ist im Laufe der Jahre markant zurückgegangen und betrug zuletzt nur noch etwa 10 % der Gesamtexporte. Die Notenbanker haben nach ihrer Sitzung vom 15. Februar kommuniziert, dass die Obergrenze von 6 % weder dieses noch nächstes Jahr in Gefahr sei. Etwas weniger optimistisch klangen deren Worte nach der Sitzung vom 12. April. In ihrem Kommentar zur vorangegangenen Sitzung brachten sie zum Ausdruck, dass sich der Inflationsausblick verschlechtert habe. Begründet wurde dies unter anderem mit deutlichen Preisanstiegen bei Lebens- 5 Südafrika Geringer Einfluss des Goldpreises 150 -40 110 -20 durchgemacht. Das Geschehen an den internationalen Finanzmärkten ist also für die CarryWährung Rand eine wesentliche Determinante. Zumal Carry-Trades hochspekulative Finanzinstrumente sind, die schnell auf geänderte Rahmenbedingungen reagieren. 70 0 30 20 -10 40 50 70 -50 60 Jän.71 Jän.77 Jän.83 Jän.89 Jän.95 Jän.01 Jän.07 40 50 30 30 20 10 10 -10 Goldpreis (in EUR, % p.a.) Hohe Volatilität schwächt den Rand EUR/ZAR (% p.a., r. Skala) Quelle: Thomson Financial Datastream, Raiffeisen RESEARCH Obiger Chart zeigt, dass die Veränderungen des Wechselkurses tatsächlich in geringem Maße vom Goldpreis beeinflusst zu sein scheinen, die teilweise massiven Bewegungen lassen sich jedoch damit nicht erklären. Durch die Einbettung Südafrikas in den internationalen Finanzmarkt ist der Rand auch in gewissem Maße zu einem Spielball von Kapitalströmen geworden. Die erste der beiden massiven Abwertungen des letzten Jahrzehnts war eine Folge der Kursverluste an den internationalen Börsen und der damit einhergehenden stark gesunkenen Risikofreude der Investoren. Finanzmärkte lösten Abwertung aus 80 0 60 2 40 4 20 6 0 8 -20 -40 Jän.80 10 12 Jän.85 Jän.90 Jän.95 Jän.00 Jän.05 MSCI World (% p.a.) EUR/ZAR (invertiert, r. Skala) 0 -30 Jän.89 Jän.92 Jän.95 Jän.98 Jän.01 Jän.04 Jän.07 VIX EUR/ZAR (% p.a., r. Skala) Quelle: Thomson Financial Datastream, Raiffeisen RESEARCH Die massive Abwertung im Jahr 2001 wurde also im Wesentlichen hervorgerufen durch die Wirtschaftskrise in den USA bzw. Turbulenzen an den internationalen Aktienmärkten und in weiterer Folge durch Kapitalabflüsse aus Südafrika. Die zweite massive Abwertungsbewegung erfolgte im Jahr 2006 und geschah im Zuge einer Neueinschätzung der Ertragsmöglichkeiten in den Emerging Markets. Die Europäische Zentralbank hatte zu diesem Zeitpunkt bereits mit ihrem Zinsanhebungszyklus begonnen und die Erwartung der Investoren verfestigte sich dahingehend, dass mit weiteren Erhöhungen gerechnet wurde. Zusätzlich brachten in dieser Phase wachsende Zinsängste in den USA die meisten Hochzinswährungen und andere riskante Anlageklassen unter Druck, worunter auch die Währungen einiger Emerging Markets, darunter eben auch Südafrika, gelitten haben. Folgender Chart zeigt zwei Währungen, die ebenfalls davon betroffen waren, wobei die isländische Krone einen Teil der Abwertung schon vorher durch andere Gründe vorweggenommen hatte. Quelle: Thomson Financial Datastream, Raiffeisen RESEARCH Unterstrichen wird das durch den folgenden Chart, der die implizite Aktienmarktvolatilität basierend auf dem S&P 500-Index mit den p.a.-Veränderungsraten des Rand vergleicht. In Zeiten hoher Volatilität hat der Rand auch massive Bewegungen 6 Südafrika Spekulationsgetriebene Carry-Währungen* 135 130 125 120 115 110 105 100 95 90 85 2005 EUR/HUF 2006 EUR/ZAR 2007 EUR/ISK * indexiert Jänner 2005 = 100 Quelle: Thomson Financial Datastream, Raiffeisen RESEARCH Oben beschriebener Zusammenhang wird durch den nächsten Chart noch etwas anschaulicher dargestellt. Die häufig gewählte Finanzierungswährung Yen und die Anlagewährung Rand zeigen einen weitestgehenden Gleichlauf, der sich auch in die richtige Richtung entwickelt. So wertet der Rand im selben Ausmaß ab wie der Yen aufwertet und umgekehrt. Im gezeigten Zeitraum waren wohl die Carry-Trades der bestimmende Einflussfaktor für die beiden Währungen. Unverkennbarer Gleichlauf Ungleichgewicht nimmt zu 40 6 30 4 20 2 10 0 0 -2 -10 -4 -20 -6 -30 Q1 1996 -8 Q1 1999 Q1 2002 Q1 2005 Netto-FDI (% BIP) Nettoportfolioinv. (% BIP) Leistungsbilanz (% BIP, r. Skala) Quelle: Thomson Financial Datastream, Raiffeisen RESEARCH 7,00 121 7,08 120 7,16 119 7,24 118 7,32 117 7,40 116 7,48 115 7,56 20. Feb. 26. Feb. 02. Mär. 09. Mär. 16. Mär. 1 46 91 13 6 18 1 22 6 27 1 31 6 36 1 40 6 45 1 49 6 122 USD/JPY Leistungsbilanzdefizits auch benötigt, vor allem nachdem die Nettodirektinvestitionen seit mehreren Quartalen rückläufig sind und somit zur Finanzierung der Leistungsbilanz die volatileren Portfolioinvestitionen in den Vordergrund rücken. Um deren Abflüsse zu verhindern bzw. weitere Zuflüsse sicherzustellen ist ein attraktiver Zinssatz notwendig. Sollte sich abzeichnen, dass das nicht gewährleistet ist, wird eine wiederholte Abwertung die Folge sein. Diese Überlegungen kennt die Notenbank selbstverständlich auch, weshalb wir weder Zinssenkungen noch ein Verharren auf diesem Niveau von 9 % für realistisch halten USD/ZAR (r. Skala, inv.) Quelle: Thomson Financial Datastream, Raiffeisen RESEARCH Das alleinige Argumentieren der Wechselkursfluktuationen über den Gold- oder andere Rohstoffpreise greift also sicherlich zu kurz - vernachlässigt sollte dieser Einfluss aber keinesfalls werden. Kapitalzuflüsse in Form von Portfolioinvestitionen als Ergebnis von zinsreagiblen Carry-Trades stellen, wie oben gezeigt, einen weiteren wichtigen Faktor dar. Dieses Kapital wird zur Deckung des Als zweite Komponente zum Ausgleich dieses Defizits können auch die Fremdwährungs- bzw. Goldreserven der Notenbank dienen. Hier zeigt sich, dass diese mit ca. 120 % des BIP eine solide Höhe erreicht haben (zum Vergleich: Island etwa 70 % des BIP) und so das Leistungsbilanzdefizit kurzfristig etwas tragbarer machen. Einer massiven Abwertung kann so entgegen gewirkt werden. Trotzdem bleibt unter dem Strich eine Lücke, die nicht nur jetzt sondern auch in Zukunft geschlossen werden muss. So paradox es klingen mag, die schwache Währung wirkt sich in dieser Hinsicht positiv aus, da südafrikanische Waren am internationalen Markt konkurrenzfähiger werden. Langfristig entwickelt sich die Währung entsprechend der Theorie der Kaufkraftparitäten. 7 Südafrika EUR/ZAR unterbewertet laut fairem Wert 12 10 8 6 4 2 0 Jän.65 Jän.75 Jän.85 fairer Wert Jän.95 Jän.05 EUR/ZAR Quelle: Thomson Financial Datastream, Raiffeisen RESEARCH Wie der eingefügte Chart zeigt, bewegt sich der Wechselkurs langfristig entlang seines fairen Wertes. Die großen Abweichungen geschahen aufgrund der oben genannten Faktoren. Durch die zuletzt erfolgte Abwertung bzw. die noch nicht geschehene vollständige Rückkehr zum Ausgangswert ist der Rand derzeit gemessen am fairen Wert (als Berechnungsbasis wurden hier Verbraucherpreisindizes herangezogen) unterbewertet. Wie sich schon nach der im Jahr 2001 erfolgten Abwertung gezeigt hat, findet der Wechselkurs wieder zurück auf sein faires Niveau. Die Anpassung dauerte damals zwar etwa vier Jahre, dennoch wird dadurch unterstrichen, dass dieses Niveau von etwa EUR/ZAR 8 durchaus als Richtwert für eine längerfristige Wechselkurseinschätzung dienen kann. Für den Wechselkurs bestehen also auch in den kommenden Monaten Unsicherheiten. Eine neuerliche Schwäche-Phase hervorgerufen durch Faktoren wie außenwirtschaftliche Ungleichgewichte oder externe Faktoren wie eine Krise an den internationalen Aktienmärkten können nicht ausgeschlossen werden. Die Währung wird auf absehbare Zeit volatil und anfällig für Korrekturen bleiben. Entsprechend unseres Szenarios sollten sich die internationalen Aktienmärkte bis Jahresende aber gut entwickeln, weshalb davon zumindest kein nachhaltig negativer Einfluss ausgehen sollte. Zusätzlich würde zumindest eine weitere Zinsanhebung die relative Attraktivität von Investments in Südafrika weiterhin unterstützen, zumal wir in anderen Carry-Währungen wie Island oder Ungarn mit Zinssenkungen rechnen. Eine leichte Aufwertung bis EUR/ZAR 9 halten wir deshalb bis Jahresende für realistisch. Rentenmarkt Die Rendite der Staatsanleihen zeigte in der Vergangenheit einen guten Gleichlauf mit dem Leitzins. Aktuell zeigt sich jedoch einen gegenläufige Entwicklung. Nachdem die Rendite einer zehnjährigen Staatsanleihe die Zinsanhebungen teilweise vorweggenommen hatte, begann sie ab etwa Oktober zu sinken, obwohl noch zwei weitere Zinsanhebungen durchgeführt wurden. Die markante Abwertung, die im Oktober ihren Höhepunkt erreicht hatte, machte wohl südafrikanische Anleihen für Investoren interessant, was zu steigenden Anleihekursen führte. Das zunehmende internationale Interesse zeigt sich auch in der Währung, die schnell wieder zulegen konnte. Derzeit beträgt die Rendite einer zehnjährigen Anleihe etwa 7,8 %. Die Zinskurve zeigt einen inversen Verlauf, was auf die Erwartung des Marktes auf ein Ende des Zinsanhebungszykluses bzw. niedrigere Zinsen in der Zukunft hindeutet. Direkte Rückschlüsse auf den Zeitpunkt der Zinssenkungen lassen sich daraus aber nicht ableiten. Die Inversion dieser Benchmark-Zinskurve kann durchaus mehrere Jahre andauern, ohne dass es in diesem Zeitraum zu einer Zinssenkung kommt. Ein ähnliches Bild zeigt die am Ende angeführte Tabelle der ausgewählten ZAR-Anleihen. Inverse Benchmark-Zinskurve 9,0 8,6 8,2 7,8 7,4 7,0 2Y 3Y 4Y 5Y 6Y 7Y 8Y 9Y 10Y Quelle: Thomson Financial Datastream, Raiffeisen RESEARCH Schlussfolgerung Die wirtschaftliche Lage in Südafrika ist gut. Wir erwarten auch für dieses Jahr ein relativ hohes Wachstum von 4,5 %. Zumindest bis zur Fußball WM 2010 sollte sich die Wirtschaft bedingt durch Bau- und Infrastrukturinvestitionen gut entwickeln. 8 Südafrika Die für die Notenbank relevante Inflationskennzahl CPIX beträgt derzeit 4,9 % p.a. und ist somit klar innerhalb der von der Notenbank definierten Bandbreite. Aus unserer Sicht sprechen verschiedene Gründe für höhere Inflationsraten. Die definierte Obergrenze von 6 % sollte bis Jahresende in einzelnen Monaten erreicht werden. Von der Notenbank wird das Risiko von stärker als bisher steigenden Preisen geringer eingeschätzt. Die schwache Währung gefährdet allerdings, neben anderen Faktoren, ebenfalls das Inflationsziel durch teurere Importe. Wenn die Notenbank beabsichtigt die Währung zu stärken um so den Druck auf die Inflation zu reduzieren, sollte der Leitzins weiter angehoben werden um weiterhin für Investoren interessant zu bleiben. Erneute massive Kapitalabflüsse sollten von der Notenbank soweit es ihr möglich ist unterbunden werden, da ohnehin außenwirtschaftliche Ungleichgewichte bestehen, zu deren Ausgleich Kapitalzuflüsse notwendig wären. Für uns überwiegen daher die Argumente für zumindest eine weitere Zinsanhebung. Vom dann erreichten Zinsniveau von 9,50 sollte die Währung auch profitieren können und auf Sicht bis Jahresende auf EUR/ZAR 9 aufwerten können. Trotzdem kann nicht ausgeschlossen werden, dass es zwischenzeitlich zu erneuten massiven Abwertungen kommt. EUR/ZAR 10 bzw. sogar darüber wären durchaus denkbar. Turbulenzen an den internationalen Aktienmärkten und Änderungen der Zinslandschaft zuungunsten von Carry-Trades sind nur zwei der möglichen Gründe, die eine deutliche Abwertung herbeiführen können. Beide Szenarien gab es bereits in der Vergangenheit und es ist nicht auszuschließen, dass es erneut zu einer solchen Situation kommt. Vergangene Turbulenzen? 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 Jän.99 Jän.01 Jän.03 Jän.05 Jän.07 Quelle: Thomson Financial Datastream, Raiffeisen RESEARCH Angesichts dieser Unsicherheit würden wir erst bei etwa EUR/ZAR 10 eine Kaufempfehlung aussprechen. Dass sich Investitionen in Rand denominierten Anleihen aber durchaus lohnen können, kann man in unten angeführter Tabelle erkennen. Angesichts des hervorragenden Ratings der ausgewählten Emittenten scheint das Ausfallsrisiko denkbar gering zu sein, was bleibt ist das Wechselkursrisiko. Ausgewählte ZAR-Anleihen Kupon 8,50% 6,50% 7,75% 8,50% 8% Emittent IBRD EIB KFW Rabobank EIB Fälligkeit 18.12.2008 09.12.2009 08.06.2010 12.10.2012 21.10.2013 Rating* Preis Rendite ISIN AAA AAA AAA AAA AAA 99,05 95,31 97,33 99,56 98,51 9,12 8,53 8,74 8,58 8,29 XS0282630408 XS0237147441 XS0220958549 XS0270169872 XS0178483649 * Standard & Poor´s Quelle: Bloomberg 9 Südafrika Medieninhaber (Verleger), Herausgeber Raiffeisen RESEARCH GmbH A-1030 Wien, Am Stadtpark 9 Telefon: +43 1 717 07 - 1521 Dieser Bericht wurde von Raiffeisen RESEARCH ausschließlich zu Informationszwecken erstellt. Die in diesem Bericht enthaltenen Angaben, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung der mit der Erstellung dieses Berichtes betrauten Personen zu Redaktionsschluss. Raiffeisen RESEARCH behält sich in diesem Zusammenhang das Recht vor, jederzeit Änderungen oder Ergänzungen vorzunehmen. 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