1. Eine kurze Einführung in mathematische und statistische Hilfsmittel. Motivation: Wiederholung einiger einfacher mathematischer Konzepte, die immer wieder benötigt werden. Kurze Einführung in die empirische Wirtschaftsforschung. Wenn Sie sie einmal verstanden haben, haben Sie später „den Kopf frei“ für die ökonomischen Inhalte. Übung an Hand konkreter Beispiele aus dem späteren Lehrstoff. SS 2002 1 Inhalt •Bestands- und Stromgrößen •Indizes •Wachstumsraten •Näherungsformeln •Geometrische Reihen •Funktionen und ihre Graphen •Gleichungen, Gleichungssysteme, Gleichgewichte •Empirische Wirtschaftsforschung SS 2002 2 1.1 Bestands- und Stromgrößen •Bestandsgrößen: •Beziehen sich auf einen Zeitpunkt •Z. B. Gewicht, Zahl der Studierenden, Bilanzposten, Preisniveau, Arbeitslosenquote,... •Stromgrößen: •Beziehen sich auf einen Zeitraum •Z. B. Gewichtszunahme, Erträge in der Buchhaltung, BIP, gesamtwirtschaftlicher Konsum Zusammenhang zwischen Bestands- und Stromgrößen. Ersparnis = Stromgröße = Veränderung der Bestandsgröße „Vermögen“ SS 2002 3 1.2 Indizes •„Normierung“ von unhandlichen Größen. •Drücken eine Größe in Prozent ihres Werts in der „Basisperiode“ aus. IX t Xt * 100 X0 •Index hat den Wert 100 in der Basisperiode. •Beispiele: •Index der Geldmenge •Verbraucherpreisindizes (z. B. VPI 1995) •Index des Bruttoinlandsprodukts SS 2002 4 1.3 Wachstumsraten Wachstumsrate einer Variable X in Periode t: gX Xt Xt 1 Xt X t 1 Xt 1 Xt 1 Xt 1 Beispiel: Wachstumsrate der Geldmenge (M1) im Euroraum im Jahr 2000 Bestand per M1 (in Mrd. €, gerundet) Index von M1 (Basis: 31. Dez. 1998) 31. Dez. 1999 1.959 109,6 31. Dez. 2000 2.076 116,2 2.076 116,2 1 1 0,060 6,0% 1.959 109,6 SS 2002 5 Bitte nicht verwechseln: „Prozent“ und „Prozentpunkte“! 1 a b Näherungsformeln 1 a1 b 1 a b ab 0 Beispiel: Nominelles Wirtschaftswachstum = Reales Wirtschaftswachstum + Inflationsrate $y = y + π 1 $y 1 y 1 π $y y π y π 0 SS 2002 6 1.5 Geometrische Reihen 1 an1 1 a a ... a 1 a 2 1 an1 1 lim für a 1 n 1 a 1 a n Beispiel: „Multiplikatorprozeß“ ΔY ΔA c1ΔA c12 ΔA ... c1n ΔA ... ΔA(1 c1 c12 ... c1n ...) 1 ΔA 1 c1 ΔY ... Veränderun g des Gleichgewicht seinkommens ΔA ... Veränderun g der " aut onomen" Ausgaben c1 ... " marginaleKonsumquot e" SS 2002 7 1.6 Funktionen Funktionen mit einer unabhängigen Variablen y fx y „abhängige Variable“, „Funktionswert“, „endogene Variable“ x „unabh. Variable“, „erklärende Variable“, „Argumentwert“, „exogene Variable“ y f x y f x () Positiver Zusammenhang () Negativer Zusammenhang dy 0 dx dy 0 dx SS 2002 8 Funktionen mit mehreren unabhängigen Variablen y f x1, x2 ,...,xn y f(x1, x2 ) - y y 0, 0 partielle Einflüsse, „ceteris paribus“ ... x1 x2 Beispiel: „Phillips-Kurve“ Allgemeine Form: Eine einfache spezielle Form: πt f (πte ,u) πt πte u () () SS 2002 9 Wie wirkt die Veränderung einer unabhängigen Variablen xi auf y? Δy f x1,...,xi Δxi ,...,xn f x1,...,xi ,...,xn Oder: y Δy Δx i x i Beispiel: Veränderung des Gleichgewichtseinkommens, wenn die Staatsausgaben um 100 erhöht werden ... Y 1 c0 I G, mit c1 0,6, c0 100, I 200, G 200. 1 c1 c 0 ...autonomer Konsum, c1...marginale Konsumquote, Y...Gleichgew ichtseinko mmen, I...Investitionen, G...Staatsausgaben SS 2002 10 Lösungsweg 1: Ausgangssituation: Einsetzen ergibt: Y = 1.250. Nach der Veränderung der Staatsausgaben: Y = 1.500. ∆Y = 250. Lösungsweg 2: Y 1 2,5. G 1 c1 ΔY 2,5ΔG 2,5 * 100 250. „Totales Differential“: dy dx1 y y y dx 2 ... dx n x1 x2 x n Beispiel: „Erlösfunktion“ R pq R...Erlöse, p...Preis, q...Menge R R dR dp dq dp * q dq * p p q SS 2002 11 1.7 Graphen Ordinatenachse IV I Abszissenachse 0 x bzw. xi y f(x) III II SS 2002 12 Graphen linearer Funktionen mit einer unabhängigen Variablen y a Konstante b x Steigung Beispiel: „Keynesianische Konsumfunktion“ C c0 c1YD C C YD c0 c1 0 ΔC ΔYD YD SS 2002 13 Beispiel: „IS-Kurve“: Y = a + bi, b<0 i „IS-Kurve“ i Y b ΔY Δi 0 a SS 2002 Y 14 Graphen linearer Funktionen mit mehreren unabhängigen Variablen y y f(x1, x2 ,..., x n ) f(0 , x2 ,..., x n ) x1 SS 2002 15 Beispiel: „Nettoexportfunktion“ (vereinfacht) NX f(Y , Y *) () () NX NX0 f(Y, Y0 *) (alte NX - Relation) Y 0 NX1 f(Y, Y1*) (neue NX - Relation) Y1* Y0* SS 2002 16 1.8 Gleichungen, Gleichungssysteme, Gleichgewichte Gleichungen und Identitäten Gleichungen: Spezielle Beziehung zwischen Variablen Beispiel: „Gleichgewichtsbedingung“ im Gütermarkt Y C(Y) I G C(Y) c0 c1Y c0 50, c1 0,75, I 200 , G 300 Y 50 0,75Y 200 300 0,25Y 550 Y 2.200 Identitäten: Beziehung zwischen Variablen, die immer gilt. Beispiel: „Aggregierte Nachfrage“ Z CIG SS 2002 17 Gleichungssysteme „Lösung“ eines Gleichungssystems: Eine Kombination von Variablen in allen Gleichungen, die mit allen Gleichungen vereinbar ist. Solche Lösungen begegnen uns häufig in Form von makroökonomischen Gleichgewichten. •Rechnerische Lösung •Grafische Lösung Beispiel: Gleichgewicht im Geldmarkt Rechnerische Lösung : Ms 240 Md 0,25$Y(1 0,2i), wobei $Y 1.000, daher Md 250 50i Ms Md 240 250 50i Lösung : i 0,2 M 240 SS 2002 18 Grafische Lösung: i Ms 0,20 Md (i, Y) 240 250 SS 2002 MS, Md 19 „Komparativ-statische Analysen“: •Veränderungen von Gleichgewichten •Vergleich von „altem“ und „neuem“ Gleichgewicht •Keine „dynamischen“ Betrachtungen •Entwicklung von Variablen über die Zeit •Anpassungsgeschwindigkeit Beispiel: Geldmarkt-Gleichgewicht. Wie verändert es sich, wenn sich das Geldangebot Ms erhöht? SS 2002 20 1.9 Empirische Wirtschaftsforschung „Ökonometrie“ Kursentwicklung der europäischen Währungen gegenüber dem US-Dollar: Jänner 1986 bis September 2001 (Monats-Mittelwerte) 1,45 1. Jän. 1999: Einführung des Euro 1,40 1,35 1,30 Datenplots 1,20 1,15 1,10 1,05 1,00 0,95 ECU-Kurs Euro-Kurs 0,90 0,85 Monat SS 2002 21 Jul.01 Jän.01 Jul.00 Jän.00 Jul.99 Jän.99 Jul.98 Jän.98 Jul.97 Jän.97 Jul.96 Jän.96 Jul.95 Jän.95 Jul.94 Jän.94 Jul.93 Jän.93 Jul.92 Jän.92 Jul.91 Jän.91 Jul.90 Jän.90 Jul.89 Jän.89 Jul.88 Jän.88 Jul.87 Jän.87 Jul.86 0,80 Jän.86 US$ je ECU bzw. Euro 1,25 Hinweise auf paarweise Zusammenhänge („Korrelationen“) 7,5 3,00 Arbeitslosenquote (in %) 2,00 6,5 1,50 1,00 6,0 0,50 5,5 0,00 -0,50 5,0 -1,00 4,5 Veränderung der Inflationsrate (in %-Punkten) 2,50 7,0 -1,50 4,0 -2,00 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 Jahr Arbeitslosenquote Veränderung der Inflationsrate (in %-Punkten) SS 2002 22 Lineare Regression Bestimmung einer linearen Gleichung die „optimal“ zu einer „Punktwolke“ von Daten paßt. Austria: Modified Phillips curve (1988 - 2000) 3.0 y: Change of the inflation rate (percentage points) 2.5 2.0 1.5 2000 1.0 y = -0.9024x + 5.6755 R2 = 0.3403 0.5 0.0 -0.5 -1.0 1988 -1.5 -2.0 4.75 5.00 5.25 5.50 5.75 6.00 6.25 6.50 6.75 7.00 7.25 7.50 x: unemployment rate (national definition, percent) SS 2002 23 Verwendung von Regressionsergebnissen: •Bestimmung von Funktionsparametern •Signifikanz-Tests liefern Aufschluß über die „Gültigkeit“ von postulierten theoretischen Zusammenhängen. •Einfachregression •„Multiple“ (Mehrfach-) Regression SS 2002 24