Medikamente Man unterscheidet folgende Klassen von Psychopharmaka: Neuroleptika sind Medikamente, die gegen Wahnideen, Halluzinationen, Unruhe, Erregungszustände und schwere Schlaflosigkeit eingesetzt werden. Solche Zustände können auftreten im Rahmen von Schizophrenien und schizoaffektiven Störungen, hirnorganischen Störungen oder somatischen Erkrankungen, Depressionen und schweren Angstzuständen. Neuroleptika haben eine beruhigende Wirkung. Sie ordnen und regulieren das Denken und die Wahrnehmung. So klingen die meisten Symptome wie z.B. Verfolgungsideen und das Hören von Stimmen innerhalb von einigen Tagen oder Wochen ab. Die Patientinnen und Patienten können sich wieder besser mit ihrer Umgebung auseinandersetzen. Um Rückfällen vorzubeugen, müssen diese Medikamente in den meisten Fällen auch nach dem Abklingen der schwersten Symptome noch für einige Zeit eingenommen werden. Nebenwirkungen: Alle wirksamen Medikamente haben auch unerwünschte Wirkungen, so genannte Nebenwirkungen. Dazu zählen bei den Neuroleptika beispielsweise Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwitzen, Störungen der Sexualfunktionen und allenfalls der Motorik (der Bewegungsabläufe). Ob und wie stark solche Nebenwirkungen auftreten, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und auch abhängig von der Art und Dosis des verordneten Medikaments. Antidepressiva sind Medikamente, die gegen Depressionen d.h. wochen- oder monatelang anhaltende schwere Zustände von Niedergeschlagenheit, Verzweiflung und Antriebs- Grundsätzliches Psychopharmaka sind Medikamente, die zur Behandlung schwerer Symptome wie z.B. Unruhe, Erregungszustände, Schlaflosigkeit usw. eingesetzt werden. Sie wirken auf das Erleben und Verhalten eines Menschen und schaffen damit die Voraussetzung, dass die betreffenden Menschen an anderen Therapien teilnehmen können. Psychopharmaka können die Reaktionsfähigkeit einschränken. Wir raten deshalb vom Lenken eines Motorfahrzeugs ohne ausdrückliche Einwilligung Ihrer Ärztin/Ihres Arztes dringend ab. . losigkeit eingesetzt werden. Antidepressiva werden vor allem ihrer Stimmung aufhellenden Wirkung wegen verschrieben, die sich in der Regel nach mehreren Behandlungstagen, oft jedoch erst nach 1-2 Wochen, einstellt. Die Patientinnen und Patienten werden lebhafter, nehmen von sich aus Aktivitäten auf, ihr verlangsamtes Lebenstempo normalisiert sich, Schweregefühle und depressive Wahnideen lassen nach, Ideen und Impulse zur Selbsttötung treten zurück, Schlafstörungen werden milder. Antidepressiva werden auch gegen verschiedene Formen der Angstkrankheiten und gegen Zwangssyndrome erfolgreich eingesetzt. Die Hauptwirkung tritt jeweils erst nach 1-2 Wochen ein. Es wird unterschieden zwischen dämpfenden und Antrieb steigernden Antidepressiva. Erstere wirken in erster Linie beruhigend und schlaffördernd; ihren stimmungsaufhellenden Effekt entfalten sie erst im Laufe der Zeit. Letztere werden vor allem dann verordnet, wenn eine zusätzliche Dämpfung nicht angezeigt oder unerwünscht ist. Nebenwirkungen: Einen Überblick über die Nebenwirkungen der Antidepressiva zu geben ist schwer, da man unter diesem Begriff Mittel aus verschiedenen Substanzgruppen mit unterschiedlichen Wirkungen zusammenzählt. Häufige Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit, Verstopfung, Sexualstörungen sowie Schwindel, vermehrtes Schwitzen, Blutdruckabfall und Herzklopfen. Weiter wurden als Nebenwirkungen z.B. Appetitlosigkeit, Magenbeschwerden und Kopfschmerzen beobachtet. Tranquilizer sind Medikamente zur Behandlung von Unruhe-, Angst- und Spannungszuständen aller Arten und verschiedenen Ursprungs. Die meisten heute gebräuchlichen Schlafmittel sind mit Tranquilizern eng verwandt. Der Effekt dieser Mittel setzt in der Regel rasch ein, klingt aber nach wenigen Stunden ab. Nebenwirkungen: Benzodiazepine Wirkstoff der meisten Tranquilizer wirken entspannend, beruhigend und Angst lösend. Beim Absetzen dieser Medikamente kehren Unruhe, Ängstlichkeit und Bedrängnis rasch und oft sogar verstärkt wieder. Deshalb ist eine begleitende Psychotherapie sehr wichtig. Tranquilizer haben ein so genanntes Abhängigkeitspotenzial. Um dieser Gefahr zu begegnen werden sie nach Möglichkeit nur während kürzerer Zeit verordnet. Allfällige Nebenwirkungen Müdigkeit, Benommenheit, Abnahme der sexuellen Lust usw. sind kaum von grosser Bedeutung. Stimulanzien sind anregende Medikamente, mit denen sich Erschöpfungszustände und Gefühle der Müdigkeit verhindern oder vorübergehend unterdrücken lassen. Aufmerksamkeit, Konzentration und Unternehmungslust werden gefördert. Stimulanzien werden in Europa heute nur selten verordnet. Grund dafür ist der Missbrauch dieser Medikamente im Sport (Doping) und im Drogenmilieu. Therapeutisch eingesetzt werden Stimulanzien selten, manchmal in Kombination mit Antidepressiva. Nebenwirkungen: Ein Nachteil der Stimulanzien ist, dass sie bei wiederholtem Gebrauch rasch ihre Wirkung verlieren. Bei Dauerkonsum muss daher die Dosis immer wieder erhöht werden. Beim Absetzen dieser Medikamente je nach Einnahmedauer und Dosis können schwerwiegende Entzugsbeschwerden in Form von grosser Schläfrigkeit, Lethargie und allenfalls auch Depressionen auftreten. Nootropika und Antidemenz-Medikamente werden zur Behandlung von Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- und anderen kognitiven (die Wahrnehmung betreffenden) Störungen bei älteren Menschen eingesetzt. Eine gewisse Verlangsamung der Empfindungen, der Wahrnehmung und der Bewegungen ist eine normale Begleiterscheinung des Alterns. Wenn sich jedoch die Leistungseinbussen auf den Alltag eines älteren Menschen wesentlich auswirken, spricht man je nach Ausmass der Störung von beginnender oder sogar fortgeschrittener Demenz. Den Demenzen liegen Nerven- oder Hirnstörungen zu Grunde. Leichtere Störungen lassen sich mit Nootropika günstig beeinflussen. Nebenwirkungen: Die Medikamente sind im Allgemeinen gut verträglich; schwere Nebenwirkungen oder Abhängigkeit sind nicht bekannt. Kantonale Psychiatrische Dienste Sektor Nord Zürcherstrasse 30, Postfach 573, 9501 Wil Telefon 071 913 11 11, Fax 071 913 11 53 [email protected] www.psychiatrie-nord.sg.ch Wil, im Mai 2008