Pressekonferenz der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) 10. September 2008, Hotel und Tagungszentrum Aquino, Berlin Krankheitsverlauf einer schweren Influenza: Welche Komplikationen können auftreten und wie kann ich sie verhindern? Prof. Dr. Tom Schaberg, Zentrum für Pneumologie, Diakoniekrankenhaus Rotenburg (Wissenschaftlicher Beirat der AGI) Eine Influenza-Infektion kann von vielfältigen Komplikationen gefolgt sein, die in ihrer Krankheitsschwere die eigentliche Infektion mit dem Influenza-Virus bei weitem übertreffen können. Die drei wichtigsten Gruppen von Patienten, die ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe haben, sind Patienten mit vorbestehenden Lungenerkrankungen, Patienten mit Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems und Diabetiker. Bei Patienten mit vorbestehenden Lungenerkrankungen kommt es im Rahmen einer Influenza-Infektion nahezu regelhaft zu einer Verschlechterung der Grunderkrankung. So erleiden Asthmatiker häufig eine anfallsartige Verengung der Atemwege, die ihnen dann zusätzlich zur Grippe-Infektion zu schaffen macht. Die bedeutendste Komplikation einer Grippe-Infektion ist die bakterielle Lungenentzündung. Der zugrunde liegende Mechanismus besteht darin, dass auf der durch die virale Entzündung geschädigten Schleimhaut des Atmungstraktes Bakterien besonders gut anhaften und sich besonders gut vermehren können. In diesen Fällen müssen die Patienten meistens in ein Krankenhaus eingewiesen und mit Antibiotika behandelt werden. Insbesondere bei älteren oder vorerkrankten Patienten stellt die Komplikation einer solchen sekundären bakteriellen Lungenentzündung eine hoch bedrohliche, schwere Krankheit dar. 1 Die zweite, bedeutende Komplikation einer Grippe-Infektion ist die Herzmuskelschädigung. Hier kommt die Fähigkeit der Grippeviren zum Tragen, den Herzmuskel vorübergehend zu schädigen. Bei Patienten mit Herzerkrankungen, die sich meist im fortgeschrittenen Lebensalter befinden, kann sich die Grunderkrankung mit der dann entwickelnden Herzschwäche zu einem ernsthaften klinischen Krankheitszustand kombinieren. Prinzipiell können diese Komplikationen auf zwei Ebenen verhindert werden: (1) durch Prävention des Erwerbs einer Grippe-Infektion durch (2) durch frühzeitige ursächliche Behandlung einer Grippe durch spezifische Impfung, Medikamente. Beide Wege sind wichtig und ergänzen sich. Wesentliche Zielsetzung der Influenza-Schutzimpfung ist nicht nur die Verhinderung der Infektion oder Milderung der Symptomatik einer Influenza, sondern insbesondere auch, dass Patienten seltener wegen einer Lungenentzündung oder einer Herzerkrankung ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen, wenn sie eine Grippeschutzimpfung erhalten haben. Daher besteht durch die ständige Impfkommission (STIKO) eine klare Empfehlung, Personen ab dem 60. Lebensjahr und Personen mit chronischen Erkrankungen unabhängig vom Alter jedes Jahr gegen Grippe zu impfen. Berlin, 10.September 2008 2