Hausarbeit EZB

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DarstellungderArbeits-undFunk3onsweiseder
EuropäischenZentralbankamBeispielder
Niedrigzinspoli3k
Till Trier
Adalbertstrasse 54
36039 Fulda
Vinzent Narz
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Andreas Silmann
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Adresse Seite 1 von 18
Inhaltsverzeichnis
1. Historie……………………………………………………………………………….. S.3
2. Aufgaben und Ziele…………………………………………………………………. S.4
2.0.1 Rechtliche Grundlagen…………………………………………S.4
2.0.2 Instrumente…………………………………………………….. S.4
2.1 Organisation und Aufbau………………………………………………… S.5
3 Allgemeine Darstellung……………………………………………………………… S.7
3.1 Anleihenkaufprogramm……………………………………………………S.7
3.1.1 Staatsanleihen…………………………………………………. S.7
3.1.2 Unternehmensanleihen……………………………………….. S.8
4. Vergleich zweier Volkswirtschaften……………………………………………….. S.9
4.1Volkswirtschaftliche Analyse Deutschland……………………….………S.9
4.2 Volkswirtschaftliche Analyse Portugals………………………….……. S.10
4.3 Auswertung und Zusammenfassung…………………………….……. S.11
5. Darstellung der Umfrageergebnisse…………………………………………….. S.12
5.1 Skizzierung eines Meinungsbildes der deutschen Bevölkerung…… S.12
5.2 Skizzierung eines Meinungsbildes deutscher Unternehmen……..… S.14
6. Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik………………………………………………. S.16
6.1 Stellungnahme des Bundesministeriums der Finanzen…………….. S.16
6.2 Stellungnahme von Prof. Dr. Tilman ( JLU Gießen )………………… S.16
7. Persönliche Stellungnahme der Gruppe………………………………………… S.17
8. Informationen………………………………………………………………………. S.18
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1. Historie
Die EZB und die Währungsunion, welche aus insgesamt 19 Staaten besteht, ist das
Resultat eines Jahrzehnte langen Annäherungsprozesses der europäischen Staaten.
Der Grundstein für die EZB wurde im Jahre 1969 durch den sogenannten „Wernerplan“
gelegt. Dieser ging aus dem Forderung des luxemburgischen Premierminister Pierre
Werner nach einer Währungsunion hervor. Der „Wernerplan“ wurde kurze Zeit später
verworfen.
Zehn Jahre später kam es zu einem weiteren Vorstoß, der die Gründung des
europäischen Währungssystem und die Einführung der virtuellen Währung
„ECU“ ( European currency unit ) zur Folge hatte. Im Juni 1988 schlug dann der
Europäische Rat die Einführung einer Wirtschafts- und Währungsunion ( WWU ) vor. Mit
der Umsetzung wurde ein Ausschuss unter der Leitung des damaligen
Kommissionspräsidenten Jaques Delors beauftragt. Aus dem daraufhin erarbeiteten
Delors-Bericht ging hervor, das eine solche Währungsunion Schrittweise aufgebaut
werden müsse.
Die erste Stufe der WWU umfasste die Aufhebung der Beschränkungen des
Kapitalverkehrs zwischen den Mitgliedsstaaten am 01.Juni.1990. Die darauf folgende
Stufe wurde durch die übergangsmäßige Gründung des Europäischen Währungsinstituts (
EWI ) eingeläutet. Die dritte und letzte Stufe begann am 1.Januar.1999 und beinhaltete die
Angleichung der Wechselkurse der Währungen der ersten elf Mitgliedsländer. Darüber
hinaus wurde die EZB neu gegründet und mit der Integration einer einheitlichen Geldpolitik
beauftragt.
Um eine einheitliche Geldpolitik integrieren zu können, wurde am 1.Januar.2002 in den
Mitgliedsländern offiziell der Euro eingeführt. Seit der Gründung der EZB hat sich die Zahl
der Mitgliederländer auf 19 erhöht.
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2. Aufgaben und Ziele
Im Wesentlichen beschränkt sich das Aufgabenspektrum der EZB auf den Erhalt der
Kaufkraft der Euros. In diesem Zusammenhang soll sie für Preisstabilität sorgen - also
eine hohe Inflation oder Deflation verhindern. Die Ziel-Inflationsrate wurde liegt bei rund
2%, was eine Sicherheit für Verbraucher und Unternehmen generieren soll.
Sofern dies mit dem ersten Ziel vereinbar ist, soll die EZB darüber hinaus für ein stetiges
und moderates Wirtschaftswachstum Sorge tragen. Zudem werden die Ziele der EU
adaptiert.
2.0.1 Rechtliche Grundlagen
Die EZB ist eine unabhängige Organisation. Weder die EU-Organe noch die Regierungen
der Mitgliedsländer sind ihr gegenüber weisungsbefugt. Die Aufgaben bzw. Ziele werden
von der Europäischen Union vorgegeben. Sie wird von den Zentralbanken der
Mitgliedsländer unterstützt. Die rechtliche Stellung der EZB begründet sich auf Artikel 130
des AEUV. Hierin wird die Unabhängigkeit, die Unbeeinflussbarkeit und die
Rechenschaftspflicht de EZB festgeschrieben.
2.0.2 Instrumente
Das wirkungsvollste geldpolitische Instrument der EZB ist die Variation des Leitzinses.
Dieser bestimmt die Höhe der Zinsen, die Banken zahlen müssen, wenn sie von der EZB
einen Kredit erhalten wollen. Die Wirksamkeit des Instruments hängt damit zusammen,
dass alle Banken der Währungsunion sich bei der EZB Geld leihen müssen, um dieses an
ihre Kunden weiterzugeben.
Somit übt die Zentralbank gleichzeitig Druck auf die Unternehmen und Verbraucher aus,
die einen Kredit benötigen und kann somit die Investitions- und Spartätigkeiten in der
Währungsunion zumindest teilweise steuern. Die Inflation kann durch die Geldmenge
reguliert werden.
Hoher Leitzins
Geld wird gespart
Nachfrage sinkt
Produktpreise sinken
Abbildung 1: Zinskreislauf; eigene Abbildung
Ein weiteres Instrument ist der Einlagezins, also der Zinssatz, zu welchem die Banken ihr
Geld bei der Zentralbank anlegen können. In Normal-Zinsphasen kann dieses Geld dann
zu ähnlichen Zinsen, wie auf einem Tagesgeldkonto verwahrt werden. Derzeit ist der
Einlagezins allerdings so gering, dass die Banken Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie
Geld bei der Zentralbank „parken“. Ziel ist es, die Banken dazu zu drängen, das Geld in
Form von Krediten an ihre Kunden auszugeben.
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Ein weiteres Instrumentarium sind die Käufe von Staats- und Unternehmensanleihen.
Dabei wird das Zeil verfolgt, Staaten und Unternehmen mit neu gedrucktem Geld Kredite
zu geben. Das wiederum soll diese dazu anregen, Investitionen zu tätigen, was ein
wirtschaftliches Wachstum zur Folge hätte. Durch die höhere Geldmenge würde zudem
die Inflation steigen und in Folge dessen der Wert des Geldes sinken.
2.1 Organisation und Aufbau
Die Europäische Zentralbank besteht im Wesentlichen aus drei Organen: dem EZBDirektorium, dem EZB-Rat und dem erweiterten EZB-Rat.
Das EZB-Direktorium übernimmt hierbei die Aufgabe der Exekutive. Dieses setzt die
Beschlüsse des EZB Rates um und gibt den nationalen Zentralbanken Anweisungen. Die
sechs Mitglieder (Präsident und Vize-Präsident sowie vier weitere Mitglieder) teilen die
Zuständigkeiten für bestimmte Funktionen unter sich auf, wie etwa die volkswirtschaftliche
Analyse der Mitgliedsstaaten.
Die maximale Amtszeit eines Direktoriumsmitglieds beträgt acht Jahre, wobei eine
Wiederwahl ausgeschlossen ist. Die neuen Mitglieder für das Direktorium werden von den
Finanz- und Wirtschaftsministerien der jeweiligen Mitgliedsstaaten empfohlen. Diese
müssen zudem vom Europäischen Rat mit einer „qualifizierten Mehrheit“ nach Artikel 238
des AEU Vertrags gewählt werden.
Die sechs Sitze im EZB-Direktorium werden abwechselnd mit Vertretern der
Mitgliedsstaaten besitzt, wobei Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien als größte
Volkswirtschaften der Währungsunion immer Anspruch auf jeweils einen der sechs
Direktoriumsplätze erheben.
Der EZB-Rat besteht aus den Mitgliedern des Direktoriums, sowie aus den Präsidenten
der nationalen Zentralbanken. Dieser tagt in der Regel in Intervallen von je 2 Wochen. Er
ist das oberste Beschlussorgan der EZB und stellt somit die Legislative dar. Der Rat legt
die Richtlinien für die Geldpolitik und die Leitzinssätze fest.
Der Abstimmungsmechanismus innerhalb des Rates verläuft nach dem Rotationsprinzip.
Die Stimmenzahl der Mitgliedsländer richtet sich dabei nach ihrem BIP (5/6) und nach der
Bilanz der nationalen Zentralbanken (1/6). Die 5 größten Länder nach diesen Kriterien
bilden die Gruppe eins und haben insgesamt vier Stimmrechte, die monatlich zwischen
diesen rotieren. Es verbleiben 11 Stimmrechtsanteile für die restlichen Mitgliedsstaaten,
welche die Gruppe zwei bilden. Die Stimmberechtigten Mitglieder haben darüber hinaus
immer eine Stimme.
Der Erweiterte EZB-Rat besteht aus den Präsidenten aller Mitgliedsstaaten der EU
(derzeit 28). Dieser hat die Aufgabe, statistische Daten zu erheben und über die Aufnahme
von weiteren Mitgliedern in die Währungsunion abzustimmen.
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Europäische Zentralbank
EZB - Direktorium
EZB - Rat
Erweiterter EZB - Rat
Abbildung 2: Eigene Abbildung, in Anlehnung an bundesbank.de
Abbildung 3: Quelle: focus.de; Aufbau des EZB-Rates
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3. Allgemeine Darstellung
Mit der Einführung der Niedrigzinspolitik im März 2015 versuchte die EZB mit niedrigen
Zinsen Einfluss auf die Volkswirtschaft der Mitgliedsstaaten zu nehmen. Die Senkung des
Leitzinses soll das Sparen unattraktiv machen und die Verbraucher und Unternehmen
durch günstige Kredite dazu animieren, Investitionen zu tätigen. Das wiederum hat zum
Ziel, die Nachfrage zu erhöhen und somit ein Wirtschaftswachstum zu generieren.
Die Gründe für diese Niedrigzinspolitik gehen auf die Finanzkrise 2007/2008 zurück und
die darauf folgende Staatsschuldenkrise im Währungsraum (2010). Hoch verschuldete
Staaten, wie Griechenland, Portugal oder Spanien hatten nur noch begrenzten Zugang zu
Krediten. Um die Stabilität des Euroraumes weiterhin gewährleisten zu können und um die
nationalen Ökonomien zu stimulieren, startete die EZB im März 2015 ein umfassendes
Anleihenkaufprogramm. Das führte in der Konsequenz zu einer Absenkung des Leitzinses
auf 0. Zudem will die Zentralbank eine Deflationsspirale im Währungsraum verhindern.
3.1 Anleihenkaufprogramm
Das Anleihenkaufprogramm, welches im März 2015 gestartet wurde, hatte eine geplante
Laufzeit bis zum September 2016, welche mittlerweile schon überschritten wurde. Im
Rahmen des „Quantitive Easing“ (QE, Vermehrung er Geldmenge durch
Anleihenkaufprogramme) kauft die EZB jeden Monat Anleihen im Wert von über 60
Milliarden Euro. Davon entfielen rund 80% auf Staatsanleihen. Insgesamt sollte das
Programm ein Volumen von rund 1,1 Billionen Euro haben - rund 920 Milliarden Euro
davon sind Staatsanleihen. Auch dieses geplante Volumen wurde bei Weitem
überschritten. Die Gesamtheit der Anleihescheine im Euroraum beläuft sich auf ein
Volumen von rund 6,5 Billionen Euro.
Die EZB geht bei ihren Anleihekäufen nur begrenzt selektiv vor. Um das Ausfallrisiko von
den gekauften Bonds dennoch gering zu halten, setzt die Zentralbank auf ein stark
diversifiziertes Portfolio. Die Käufe werden dabei nicht von der EZB selbst durchgeführt,
sondern von sechs nationalen Notenbanken, darunter die Deutsche Bundesbank. Das
führt zu einer Umlagerung des Risikos weg von der EZB hin zu den nationalen
Notenbanken.
3.1.1 Staatsanleihen
Durch den Kauf von Staatsanleihen kauft die EZB faktisch die Staatsschulden der
Mitgliedsländer der Währungsunion auf. Der Hintergrund des sogenannten QE ist, dass
die Staaten zum Einen entschuldet werden, um in ihren Staatsapparat zu investieren. Zum
Zweiten, sollen die Staaten allerdings auch ihrerseits in Aktien und Unternehmensanleihen
investieren, um der Wirtschaft wieder frisches Geld zuzuführen. Daraus, so die Theorie,
könnten neue Jobs entstehen und die Unternehmen wären bereit, mehr Geld zu
investieren.
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3.1.2 Unternehmensanleihen
Im Rahmen der Anleihekäufe von Unternehmen hat die EZB Anleihen von deutschen
Großkonzernen, wie etwa BASF, BMW und Volkswagen gekauft. Zudem werden auch
Papiere von nicht börsennotierten Unternehmen gekauft.
Die EZB rechtfertigt den Kauf der Firmenbonds damit, dass sie damit die
Refinanzierungskosten für Unternehmen senken will, ihnen also eine einfachere und
billigere Verschuldung ermöglichen will, um diese zu Investitionen anzuregen. Zudem ist
die Anzahl der Staatsanleihen in der Eurozone limitiert, was ein Ausweichen auf
Unternehmensanleihen logisch erscheinen lässt.
Das Volumen dieses Anleihekäufe variiert zwischen 5 und 10 Milliarden Euro pro Monat.
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4. Vergleich zweier Volkswirtschaften
4.1 Volkswirtschaftliche Analyse Deutschland
Die deutsche Volkswirtschaft lässt sich mittels verschiedener Indikatoren, darunter das BIP
(Brutto-Inlands-Produkt), die Arbeitslosenzahlen oder der Verbraucherpreisindex mit
anderen nationalen Ökonomien vergleichen.
Grundsätzlich kann man in Deutschland ein konstantes Anwachsen des BIPs seit
mehreren Jahrzehnten feststellen (mit kleineren Ausnahmen). Allerdings ist zu
beobachten, dass die Intensität des Wachstums in den vergangenen drei Jahren
nachgelassen hat. Diese Entwicklung kann teilweise mit der Niedrigzinspolitik (ab 2015)
sowie mit dem Handeln der Zentralbank in der Krise 2007/2008 in Verbindung gebracht
werden.
Darüber hinaus ist in Deutschland eine Aufblähung des Immobilienmarktes zu beobachten,
welche sich im sogenannten „Häuserpreisindex“ (HPI) widerspiegelt. Dieser ist gerade in
den letzten zwei Jahren signifikant angestiegen. In diesem Zusammenhang kann man
feststellen, das viele Sparer die niedrigen Zinsen nutzen, um Immobilien zu kaufen / zu
bauen. Das führt zu einer künstlichen Erhöhung der Immobilienpreise, gerade in
Ballungsgebieten (Großstädte).
Zudem kann man man feststellen, dass der Deutsche Aktienindex (DAX) seit 5 Jahren
rund 30% gewonnen hat, allerdings zu sehr volatile Bewegungen neigt. Das wiederum
könnte man auf den Eingriff in den Anleihemarkt zurückführen (Anleihenkaufprogramme),
welche die reale Nachfrage stark verzerrt haben. Auch an den im DAX notierten
Unternehmen kann man eine gewisse Unsicherheit erkennen. Die Unsicherheit im Markt
über die Auswirkungen der Nullzinspolitik führen zu einer schweren Planbarkeit, welche
sich auch auf die Zulieferindustrien der DAX-Unternehmen auswirkt.
Des Weiteren lässt sich feststellen, dass das Lohnniveau in Deutschland seit zwei Jahren
stagniert, nachdem es zuvor über Jahre konstant gestiegen war. Im Zusammenhang damit
kann man ebenfalls feststellen, das der Industrieproduktionsindex in Deutschland - nach
einem starken Anstieg - seit dem Jahre 2008 stagniert. Das lässt darauf schließen, dass
die Maßnahmen der EZB auf die Industrieproduktion in Deutschland nicht den
gewünschten Effekt ausüben.
Zuletzt lässt sich sagen, dass die Schuldenlast gemessen am BIP in Deutschland bei
69,4% liegt, was unterhalb des EU - Durchschnitts von 83,3% ist. Die Staatsschulden sind
in Deutschland seit mehreren Jahren leicht rückläufig, was auch durch das
Anleihenkaufprogramm der EZB verursacht wurde.
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Abschließend kann gesagt werden, dass die deutsche Wirtschaft seit der Krise im Jahr
2008 gehemmt wirkt. Unter den DAX-Unternehmen und deren Zulieferindustrien wirkt eine
gewisse Unsicherheit. Die Arbeitslosenquote in Deutschland ist rückläufig und die Löhne
steigen (wenn auch nur gering). Allgemein ist die deutsche Wirtschaft in einem stabilen
Zustand, welcher aber durch die EZB-Politik teilweise negativ beeinflusst wurde.
4.2 Volkswirtschaftlich Analyse Portugal
Auch die portugiesische Volkswirtschaft lässt sich mittels verschiedener Indikatoren,
darunter das BIP (Brutto-Inlands-Produkt), die Arbeitslosenzahlen oder der
Verbraucherpreisindex, mit anderen nationalen Ökonomien vergleichen.
Die nationale Inflationsrate (Verbraucherpreisindex) steigt in Portugal seit der
Implementierung der Niedrigzinspolitik durch die EZB konstant an. Dies trägt zur
Stabilisierung der Volkswirtschaft bei und bietet den Unternehmen eine gewisse
Planungssicherheit.
Darüber hinaus ist die Arbeitslosigkeit in Portugal seit Jahren gesunken. Im
Zusammenhang damit lässt sich feststellen, dass das Lohnniveau in Portugal seit 2
Jahren um gut 5% eingebrochen ist. Somit lassen sich die neuen Arbeitsplätze mit den
sinkenden Löhnen rechtfertigen.
Des Weiteren lässt sich beobachten, dass der nationale Aktienindex ( PSI 20 ) in den
vergangenen 3 Jahren um gut 30% eingebrochen ist. Das lässt auf eine schlechte
Verfassung der 20 größten Konzerne in Portugal schließen, was wiederum auch die
Zulieferindustrien negativ beeinflusst haben dürfte. Dies lässt sich darüber hinaus auch mit
den rapide abfallenden Industrieproduktionsindex begründen. Die Nachfrage scheint auch
nach zwei Jahren der Nullzinspolitik nicht anzusteigen.
Ein weiterer positiver Effekt, der sich definitiv auf die Zentralbankpolitik zurückführen lässt,
ist die stagnierende Staatsverschuldung. Diese war in den Jahren vor 2015 stark
angezogen. Diese Entwicklung konnte nun gestoppt werden. Damit geht einher, dass sich
die Verschuldung, gemessen am BIP, in den letzte beiden Jahren bei rund 130%
stabilisiert hat.
Des Weiteren lässt sich beobachten, dass die Investitionstätigkeiten des portugiesischen
Staates rückläufig sind. Dieselbe Entwicklung lässt sich mit Blick auf das BIP feststellen.
Dass lässt den Schluss zu, dass der Staat nicht durch die EZB-Politik zum Investieren
angeregt wird und dass der Reformdruck nicht länger gegeben scheint. Die Regierung
scheint sich vielmehr auf ein Anhalten der Niedrigzinsphase zu verlassen.
Abschließend lässt sich nun sagen, dass die Zentralbankpolitik, hinsichtlich der
Schuldendeckelung und der Inflationsrate, ihr Ziel nicht verfehlt hat. Allerdings ist die
staatliche Investitionstätigkeit rückläufig und die Nachfrage der Konsumenten ist nach wie
vor gering. Zudem kann man ein Absinken des Lohnniveaus beobachten, was einen
negativen Effekt auf die Konsumkraft der Verbraucher hatte.
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4.3 Auswertung und Zusammenfassung
Aus der oben genannten Darstellung der Volkswirtschaft von Deutschland und Portugal
lässt sich ableiten, dass die EZB-Politik in beiden Ländern sowohl positive, als auch
negative Effekte gehabt hat.
Daraus lässt sich folgern, dass die Maßnahmen der EZB nicht in allen nationalen
Ökonomien die gleichen positiven Effekte entfalten, da diese sehr unterschiedlich sind. In
diesem Zusammenhang kann man die Exportorientierung in Deutschland nennen, die
eigentlich einen schwachen Euro erfordert und die Importorientierung in Portugal, die
eigentlich einen starken Euro erfordert.
In der Konsequenz ergibt sich daraus die Frage: Macht es Sinn, für 19 unterschiedliche
nationale Ökonomien eine einheitliche Währungs- und Fiskalpolitik zu betreiben? Damit
verbunden wäre die Frage, ob es mehr Sinn machen würde, den jeweiligen Zentralbanken
der Mitgliedsländer dies Verantwortung zurückzugeben.
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5. Darstellung der Umfrageergebnisse
Zu Beginn unserer Arbeit haben wir uns mit der Frage beschäftigt, in welchen
Dimensionen man die Arbeit der EZB betrachten kann. Wir kamen zu dem Schluss, dass
die Zentralbankpolitik einerseits große Marktteilnehmer beeinflusst. Andererseits lassen
sich auch Auswirkungen auf die lokale Ökonomie und auf jeden einzelnen Bürger
feststellen. Um diese Auswirkungen zu messen, haben wir uns entschieden, eine Umfrage
für Unternehmen und eine Umfrage für Passtanten zu gestalten.
5.1 Skizzierung eines Meinungsbildes der deutschen Bevölkerung
Im Rahmen der von uns erstellten Umfrage haben wir rund 100 Bürgerinnen und Bürger
aus der Region befragt. Zunächst haben wir den Passanten die Frage gestellt, ob sie der
Aussage zustimmen würden, dass die EZB - Politik Sparguthaben gefährdet.
70
60
57
50
Stimme zu
40
57
30
28
28
Weiß nicht
11
20
Stimme nicht zu
11
10
0
0
10
20
30
40
50
60
70
Aus dieser Verteilung der Antworten lässt sich ablesen, dass die Mehrheit der Bürgerinnen
und Bürger der Auffassung ist, dass die Niedrigzinspolitik der EZB Sparguthaben
gefährdet. Die Bürger der Bundesrepublik haben Sparguthaben in Höhe von rund zwei
Billionen Euro. Das Ergebnis dieser Frage kann somit als nationales ( deutsches )
Spezifikum betrachtet werden. Darüber hinaus wurde den Passanten die Frage gestellt, ob
sie glauben, dass die EZB-Politik den Wohlstand in Deutschland gefährde. Hierbei fällt das
Antwortmuster annähernd gleich aus.
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Des Weiteren haben wir die Passanten gefragt, wie sie zur Rettung von Krisenstaaten der
EU stehen. Hierbei gaben 58 Befragte an, dass dies wichtig sei - 38 Befragte gaben an,
dass dies unwichtig sei. Dabei zeigt sich, dass in der Bevölkerung, ähnlich wie in der
Politik, keine eindeutige Präferenz besteht. Es bestehen Kontroversen in Politik und
Gesellschaft.
70
60
58
50
40
38
58
30
Wichtig
38
Unwichtig
20
10
0
0
10
20
30
40
50
60
70
Aus den oben dargestellten Ergebnissen, aber auch aus den restlichen Fragen des
Fragenkatalogs, ergab sich ein kritisches Meinungsbild gegenüber der Niedrigzinspolitik
der EZB. Dies lässt sich mit Blick auf die ersten beiden Fragen erklären. Die Deutschen
bekommen als „Sparnation“ hauptsächlich die negativen Folgen dieser Politik zu spüren.
Die (Riester-) Renten und die Sparguthaben werden gering oder sogar negativ verzinst.
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5.2 Skizzierung eines Meinungsbildes deutscher Unternehmen
Im Rahmen der von uns erstellten Umfrage haben wir 25 Unternehmen befragt. Teilweise
handelt es sich hierbei um regionale Unternehmen, teilweise handelt es sich um Konzerne
aus dem DAX 30. Zunächst haben wir diese gefragt, ob die Anleiheknäufe der EZB einen
positiven Effekt auf ihr Unternehmen haben.
14
12
12
10
8
8
12
5
6
5
4
8
Stimme zu
Weiß nicht
Stimme nicht zu
2
0
0
2
4
6
8
10
12
14
Bei dieser Frage gilt es zu bemerken, dass hauptsächlich DAX-Unternehmen die
Anleiheknäufe als positiv bewertet haben. Das hängt damit zusammen, dass diese
teilweise selbst vom Anleihenkaufprogramm der EZB betroffen sind. Des Weiteren haben
wir die Unternehmen gefragt, ob die Geldpolitik der EZB einen Einfluss auf die
Entwicklung des Unternehmens hatte.
16
14
13
12
10
5
8
7
6
7
13
5
4
Stimme zu
Weiß nicht
Stimme nicht zu
2
0
0
5
10
15
20
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Bei dieser Frage lässt sich feststellen, dass hauptsächlich Geschäftsbanken ( Regional,
aber auch aus dem DAX 30 ) voll zustimmten. Zumeist vermeldeten diese einen negativen
Einfluss auf ihr Geschäftsmodell. Zuletzt befragten wir die Unternehmen, ob sich die
Niedrigzinspolitik der EZB positiv oder negativ auf ihr Geschäftsmodell ausgewirkt habe.
25
20
19
15
19
Positiv
6
10
Negativ
6
5
0
0
5
10
15
20
25
Aus dieser Abbildung ergibt sich, dass der überwiegende Teil der befragten Unternehmen
die Auswirkungen der EZB auf das eigene Geschäftsmodell als positiv beurteilt. Von den
befragten Banken wurde dieser Einfluss als durchweg negativ beschrieben.
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6. Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik
Darüber hinaus haben wir uns im Rahmen unserer Analyse der EZB mit einem möglichen
Ausgang aus der Niedrigzinspolitik beschäftigt. Hierzu haben wir die Stellungnahme des
Bundesministeriums der Finanzen, sowie eine Stellungnahme von Professor Dr. Tilman,
welcher im Fachbereich Makroökonomie an der Justus Liebig Universität in Gießen lehrt,
verglichen. Dabei fällt auf, dass beide Parteien einen langsamen Ausstieg fordern, welcher
dem Markt und seinen Teilnehmern angemessen kommuniziert werden muss.
6.1 Stellungnahme des Bundesministeriums der Finanzen ( BMF )
„In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine Äußerung des Bundesfinanzminister Dr.
Wolfgang Schäuble am 15. November 2016 in Passau bei der Diskussionsreihe
„Menschen in Europa“ hinweisen, wo er sich für ein rasches Ende der Niedrigzinspolitik
der Notenbanken in den USA und in Europa ausgesprochen hat. Zwar müsse man dabei
vorsichtig umgehen, um größeren Verwerfungen auf den Finanzmärkten vorzubeugen.
Aber es gelte: „Je früher man anfängt, umso behutsamer kann man es machen.“ Er hoffe
auf entsprechende Signale der Fed noch in diesem Jahr.“
6.2 Stellungnahme von Prof. Dr. Tilmann ( JLU Gießen )
„Die EZB sollte schnell aus dieser Politik aussteigen, da die Eurozone sich wirtschaftlich
erholt und die Inflation wieder ansteigt. Der Ausstieg ist schwierig, weil viele Banken in der
Eurozone noch nicht gesund sind und die Staatshaushalte in vielen Ländern überschuldet
sind. Ein Zinsanstieg ist deshalb sehr teuer für diese Banken bzw. Länder.
Die wichtigste Aufgabe der EZB ist, den Ausstieg vorsichtig zu kommunizieren und die
Finanzmärkte darauf vorzubereiten. Dies ist wichtig um Anpassungsprobleme und abrupte
Kursbewegungen zu vermeiden.“
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7. Persönliche Stellungnahme der Gruppe
Die von uns erstellte Präsentation beschäftigt sich mit den Aufgaben und Zielen, sowie mit
den Instrumenten, welche der EZB zur Verfügung stehen. Zudem haben wir uns mit den
Meinungen von Passanten und Unternehmen beschäftigt und diese ausgewertet.Im
Zusammenhang mit den Stellungnahmen der
Zunächst steht für uns fest, dass die Implementierung der Nullzinspolitik im Jahre 2015 ein
richtiger Schritt war. Zu diesem Zeitpunkt waren viele der Südstaaten in einer prekären
Situation und der Zahlungsunfähigkeit nahe. Hierzu war es nötig, es den Regierungen
dieser Staaten zu ermöglichen, sich „billig“ neu zu verschulden. Damit ging einher, dass
die betroffenen Staaten mehr Zeit bekamen, um dringend notwendige Reformen auf den
Weg zu bringen.
Dem steht die Tatsache entgegen, das in den Südstaaten keine umfangreichen
Reformprogramme auf den Weg gebracht wurden, welche den Staatsapparat effizienter
gestaltet hätten. Zudem kann man am Beispiel Portugals sehen, dass die staatlichen
Investition zurückgefahren wurden. Dies führte dazu, dass die Staatsnachfrage einbrach
und die Wirtschaft weiter geschwächt wurde.
Darüber hinaus lässt sich feststellen, dass sich in Staaten, wie etwa Italien oder Portugal,
eine gewisse Komfortabilität eingestellt hat. Diese hoffen auf eine Fortsetzung der
Nullzinspolitik.
Aus der Sicht der Gruppe ist es nun allerdings Zeit, einen langsamen Rückgang zur
konventionellen Geldpolitik zu finden. Mit der Politik des „billigen Geldes“ geht eine
Aufblähung des Aktien- und Immobilienmarktes einher. Ein noch länger andauernder
Eingriff in den Markt durch die EZB würde weitere Marktverzerrungen hervorrufen. Das
würde eine erhebliche Planungsunsicherheit auf Seiten der Unternehmen hervorrufen.
Abschließend lässt sich feststellen, dass die EZB aus Sicht der Gruppe im März 2015 eine
richtige Entscheidung getroffen hat. Die vorangegangenen Krisen ( 2008 Finanzkrise und
2010 Eurokrise ) erforderten eine neuartige Antwort der Notenbanken. Die
unkonventionelle Geldpolitik hat hierbei ihr Ziel nicht verfehlt. Dennoch halten wir eine
längerfristige Gewöhnung des Marktes an diesen Zustand für nicht anstrebenswert. Die
Zentralbank sollte dem Markt den langsamen Ausstieg aus der unkonventionellen
Geldpolitik in einer angemessenen Weise kommunizieren. Dies würde es allen
Marktteilnehmern erlauben, sich auf den Rückgang zur konventionellen Geldpolitik
einzustellen.
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8. Informationen:
- http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/europaeische-zentralbank-dieseunternehmensanleihen-kauft-draghi/13891984.html
- https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ezb-anleihen-105.html
- http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/europaeische-zentralbank-analyse-zum-kaufvon-staatsanleihen-der-ezb-a-1014353.html
- https://www.savedo.de/finanzlexikon/niedrigzinspolitik
- http://www.finanzlexikon-online.de/niedrigzinsphasen.html
- http://www.focus.de/finanzen/altersvorsorge/europaeische-zentralbank-in-der-kritik-
bayerns-finanzminister-wettert-die-deutschen-sparer-werden-schleichendenteignet_id_5443893.html
https://www.ecb.europa.eu/ecb/orga/orgachart/html/index.de.html
http://www.wallstreet-online.de/nachricht/9388809-roundup-2-ezb-wachstumsrisikenschwache-inflation
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/verbraucherpreisindex-fuer-deutschlandvpi.html
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/inflation.html
http://www.bundesbank.de/Navigation/DE/Bundesbank/Forschung/Haushaltsstudie/
Ergebnisse/ergebnisse.html
http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Themen/
2016_03_21_phf_praesentation.pdf?__blob=publicationFile
http://www.finanzen.net/index/Euro_Stoxx_50
http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Themen/
2016_03_21_phf_praesentation.pdf?__blob=publicationFile
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Preise/
Verbraucherpreisindizes/Methoden/verbraucherpreisindex.html
http://www.finanzen.net/index/Euro_Stoxx_50
http://www.manager-magazin.de/lifestyle/artikel/zinsen-realzinsen-sind-nicht-so-niedrigwie-gedacht-a-1098200.html
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