30 Klinikseelsorge Geduld „Was ich jetzt am meisten brauche, ist Geduld.“ Wie oft höre ich diesen Satz an den Krankenbetten, wenn ich mit Patienten spreche. Nach einer Operation braucht jemand Geduld, bis er wieder aufstehen kann. Ein anderer braucht Geduld, bis eine Wunde verheilt ist oder bestimmte Keime nicht mehr nachweisbar sind. Manche brauchen Geduld, weil sie doch nicht an diesem oder jenem Tag operiert werden können, weil ein Notfall noch Vorrang hat und sie so noch eine Nacht warten müssen. Manchmal hilft es, seine Ungeduld und Unruhe in Gesprächen los zu werden. Manchmal ist es ein Gebet, dass einem eine größere Gelassenheit bringt. Manchmal ist es einfach eine Postkarte mit einem weisen Spruch: „Habe Geduld. Keine Windmühle läuft dem Wind nach.“ Geduld zu haben, ist die Fähigkeit etwas ruhig abzuwarten. Geduld ist eine der sieben Tugenden. Geduld hat etwas mit Ausdauer zu tun und mit Warten. Und nicht selten stellt gerade die Warterei die Geduld auf eine harte Probe. Von wem Geduld verlangt wird, der muss einiges tragen und ertragen. Kann es nicht endlich besser werden? Wann ist es endlich vorbei? Muss ich auch in Zukunft damit leben? Oft fragen Patienten so oder ähnlich. Das Wort „Patient“ ist übrigens ein Fremdwort und kommt von dem lateinischen Wort „pati“ und das meint so viel wie erdulden. Das französische oder englische Wort für Geduld ist das Wort patience. Und das kennen wieder manche als Geduldsspiel, wenn die Karten in Reihen von oben nach unten gelegt werden. Ein Patient ist also in erster Linie ein Mensch, der Geduld braucht, ein Wartender, ein Mensch mit Ausdauer, der einiges auszuhalten hat. Und weil das so schwer ist, sind Patienten eben oft auch ungeduldig und wütend und die Nerven liegen blank oder die Tränen stehen einem bis zum Hals. „Geduld ist die schwierigste Form der Tapferkeit.“ Wenn das doch immer so leicht wäre, tapfer sein, ertragen können oder den Mut nicht zu verlieren. Dabei ist ein früheres Wort für Geduld das Wort Langmut. Das sagt niemand mehr, aber es drückt aus, was Menschen, die mit einer Krankheit leben müssen vor allem brauchen: Mut und das manchmal für eine lange Zeit, also einen „langen Mut“. Und so ist Geduld auch die Kunst zu hoffen. Ihr Klinikseelsorger Pfarrer Christian Sparsbrod