Carl-Orff-Gymnasium Grundwissen Kath. Religionslehre 10. Jahrgangsstufe 1. Gewissen konkret: Fragen des Lebensschutzes Ethik ist ein wissenschaftliches Teilgebiet der Philosophie oder Theologie, das sich mit der Frage beschäftigt, wie der Mensch handeln soll. Das Gewissen wird als Instanz im menschlichen Bewusstsein angesehen, die den Menschen dazu befähigt, seine Handlungen und deren Ziele nach ethischen Gesichtspunkten zu bewerten. Die moderne Medizin und Humangenetik (z.B. Fortpflanzungsmedizin, Präimplantationsdiagnostik) bieten Chancen (z.B. neue Heilungsmöglichkeiten, Reduzierung von Erbkrankheiten), aber auch Gefahren (z.B. Selektion von Embryonen, verbrauchende Embryonenforschung). Das kann zu ethischen Konflikten führen, wenn z.B. das Recht auf Leben mit der Forschungsfreiheit kollidiert. Werden mehrere Alternativen in einem ethischen Konflikt vergleichend gegenübergestellt, so spricht man von Güterabwägung. Dabei gelten folgende Grundsätze: Im Konfliktfall ist ein höherwertiges Gut einem Gut mit niedrigerem Wert vorzuziehen. Sind alle Handlungsmöglichkeiten moralisch verwerflich, so ist das „geringere Übel“ zu wählen. Maßstäbe für eine christliche Ethik sind: die Würde des Menschen aufgrund seiner Gottesebenbildlichkeit (Gen 1,27) der unbedingte Lebensschutz (siehe Dekalog) das Doppelgebot der Liebe (Mt 22,36-39) Goldene Regel (Mt 7,12) Im Zweifelsfall ist die verantwortlich getroffene, persönliche Gewissensentscheidung ausschlaggebend. 2. Tod und Jenseitsvorstellungen Sterbephasen: Nach Elisabeth Kübler-Ross durchleben Sterbende und auch Trauernde folgende fünf Phasen: Nichtwahrhabenwollen, Auflehnung, Verhandeln mit dem Schicksal, Depression, Annahme des Todes. Euthanasie: Unter aktiver Euthanasie versteht man die absichtliche Tötung eines Kranken oder Sterbenden durch medizinische Maßnahmen (z.B. durch eine Überdosis eines Schmerzmittels). Bei der passiven Euthanasie wird auf lebensverlängernde Maßnahmen (z.B. künstliche Beatmung) verzichtet. Bei der indirekten Euthanasie werden Medikamente zur Linderung von Beschwerden verabreicht, die als Nebenwirkung die Lebensdauer verkürzen. Stellt man Medikamente oder andere Hilfsmittel bereit, durch die der Patient sich selbst töten kann, so ist das Beihilfe zur Selbsttötung. Die katholische Kirche lehnt die aktive Euthanasie und die Beihilfe zur Selbsttötung ab. Sterbebegleitung: Angesichts eines anonymen Todes vieler Menschen in Krankenhäusern und Heimen hat es sich die moderne Hospizbewegung zum Ziel gesetzt, das Leiden Sterbenskranker zu lindern und ihnen das Sterben in einer vertrauten Umgebung zu ermöglichen und auch den Angehörigen beizustehen. Der christliche Auferstehungsglaube: Die Auferstehung Christi ist die Grundlage des christlichen Auferstehungsglaubens. Um auszudrücken, was mit Auferstehung (oder Auferweckung) gemeint ist, verwenden biblische Autoren Bilder. Der älteste Ostertext ist der Brief an die Gemeinde in Korinth, den Paulus um 55 verfasst hat. Dort verwendet er für die Auferstehung das Bild vom Weizenkorn: „Nun könnte einer fragen: Wie werden die Toten auferweckt, was für einen Leib werden sie haben? Was für eine törichte Frage! Auch das, was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was du säst, hat noch nicht die Gestalt, die entstehen wird.“ (1 Kor 15,35ff.) Die einzige gemeinsame Ostererzählung der synoptischen Evangelien ist die Botschaft des Engels an die Frauen, die das Grab Jesu als Erste besuchen: „Er ist auferstanden; er ist nicht hier.“ (z.B. Mk 16,6). Letzte Änderung: 11.08.2012 Seite 1 von 3 Carl-Orff-Gymnasium Grundwissen Kath. Religionslehre 10. Jahrgangsstufe In biblischen Texten darf man „Leib“ und „Körper“ nicht verwechseln. Unter „Leib“ wird die Einmaligkeit eines jeden Menschen verstanden: Familie, Freunde, Beruf, Erlebnisse, Talente, seine persönliche Lebensgeschichte. Auferstehung des Leibes bedeutet, dass Gott die Lebensgeschichte des Menschen vollendet („Leben in Fülle“). Christen hoffen auf die Erlösung jedes einzelnen Menschen. Himmel und Hölle sind nicht als konkrete Orte zu verstehen, sondern als Metaphern für eine endgültig geglückte bzw. gescheiterte Beziehung zu Gott, zu sich selbst und zu den Mitmenschen. Himmel und Hölle fangen somit im Hier und Jetzt an. Die christliche Vollendungshoffnung bezieht sich auf die gesamte Schöpfung. Jenseitsvorstellungen in nicht-christlichen Weltreligionen: Auch das Judentum und der Islam kennen den Glauben an die Auferstehung und ein personales Leben bei Gott. Im Unterschied zum Christentum sehen sie in Jesus weder den Messias (siehe 3.) noch den Auferstandenen und glauben somit nicht an die Erlösung durch ihn. Von diesem personalen Auferstehungsglauben unterscheiden sich die Erlösungsvorstellungen in den fernöstlichen Religionen, vor allem im Hinduismus und im Buddhismus (siehe 4.): Das Leben des Menschen wird durch die eigenen Taten aus einem Kreislauf der Wiedergeburten erlöst und erlischt in seiner individuellen Existenz. 3. Jesus, der Christus Der historische Jesus: Neben den neutestamentlichen Zeugnissen gibt es auch drei Quellen von Nichtchristen. Sie stammen von: Flavius Josephus (jüdischer Geschichtsschreiber), Tacitus (römischer Geschichtsschreiber) und Sueton (römischer Schriftsteller). Jesus ist also eine historische Person. Die Bergpredigt Die Bergpredigt ist einer der wichtigsten Texte des Neuen Testaments. Sie ist eine Rede von Jesus an seine Jünger und Anhänger, die Matthäus in den Kapitel 5 bis 7 in seinem Evangelium zusammengestellt hat. In kürzerer Form findet man sie als Feldrede im Lukasevangelium (Kapitel 6). Wahrscheinlich stammt sie aus der sog. Redequelle (auch Q genannt). Matthäus wählte als Ort der Rede einen Berg, um eine Parallele zum Berg Sinai herzustellen, auf dem Moses gemäß dem AT die Gesetzestafeln des Dekalogs erhalten hat. Sie beginnt mit den Makarismen (Seligpreisungen), in der z.B. die Menschen, die „arm sind (vor Gott)“, die Trauernden, die Gewaltlosen und die Barmherzigen gepriesen werden. In den Antithesen („Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist... Ich aber sage euch:“) geht es um Tötungsverbot, Ehebruch, Ehescheidung, Schwören, Vergeltung und Feindesliebe. Die Antithesen heben kein Gebot des Dekalogs auf. Jesus geht um die ursprüngliche Bedeutung der Gebote. Im Zentrum der Bergpredigt steht das Vaterunser. Der Schlussteil der Bergpredigt enthält die „Goldene Regel“. Hoheitstitel: Um die Bedeutung Jesu hervorzuheben, werden für ihn im NT Hoheitstitel verwendet. Die frühen Christen verwendeten als Erkennungszeichen den Fisch, der auf Griechisch „ICHTHYS“ heißt. Die Buchstaben dieses Wortes stehen für die wichtigsten Hoheitstitel Jesu: Jesus, Christus, Gottes Sohn und Retter. Christus ist kein Eigenname, sondern die griechische Übersetzung des hebräischen Wortes Messias und heißt „der Gesalbte“. Der Titel „Sohn Gottes“ wurde in der Antike für jüdische Könige und römische Kaiser verwendet. Letzte Änderung: 11.08.2012 Seite 2 von 3 Carl-Orff-Gymnasium Grundwissen Kath. Religionslehre 10. Jahrgangsstufe Das apostolische Glaubensbekenntnis Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinab gestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel, er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen. 4. Hinduismus und Buddhismus Hinduismus: Entstehung: Der Begriff Hinduismus wurde von Europäern geprägt und bezeichnet verschiedene Religionen in Indien mit einem Glauben an die Wiedergeburt. Der Hinduismus ist die älteste Weltreligion, die genaue Entstehungszeit ist unklar. Gottesfrage: Es gibt keine einheitliche Zahl von Gottheiten, die zum Teil als verschiedene Erscheinungsformen von Brahman (Weltseele, göttlicher Urgrund) gesehen werden. Wichtige Gottheiten sind Brahma (der Weltenschöpfer), Shiva (der Zerstörer) und Vishnu (der Erhalter). Erlösung: Das Weltbild des Hinduismus ist zyklisch, d.h. dass die Welt erschaffen, zerstört und wieder erschaffen wird. Ebenso verläuft die Existenz eines Menschen. In einem neuen Leben wird der Mensch entsprechend seinem Karma (Anhäufung von guten und bösen Taten im früheren Leben) in einer höheren bzw. niedrigeren Kaste oder in einer nicht-menschlichen Lebensform wiedergeboren. Ziel ist die Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten, durch die Atman (Einzelseele des Menschen) eins wird mit Brahman. Buddhismus: Entstehung: Der Gründer des Buddhismus ist der Prinz Siddharta Gautama (563-483 v. Chr.), der den Ehrennamen „Buddha“ (= der Erleuchtete) trägt. Der Buddhismus ist eine Art reformierter Hinduismus. Gottesfrage: Die Gottesfrage spielt im Buddhismus keine Rolle. Es gibt allerdings eine Richtung des Buddhismus, in der Buddha selbst als Gott verehrt wird. Erlösung: Nach buddhistischer Sicht ist alles Leben Leiden. Ziel des Menschen ist, die Ursache des Leidens, den Lebensdurst, zu vernichten, um sich so vom Rad der Wiedergeburt zu befreien und ins Nirwana ( = Verlöschen, Verwehen) einzugehen. Der Mensch erlöst sich selbst. 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