Leibniz Universität Hannover Fakultät für Mathematik und Physik Prof. Dr. M. Erné, apl. Prof. Dr. T. Holm 11. Mai 2010 Übungen zu Diskrete Strukturen Sommersemester 2010 Blatt 5 - Lösungshinweise 13. (a) Wieviele Permutationen in S(4) gibt es mit genau zwei Zykeln? Listen Sie alle diese Permutationen auf. (b) Zeigen Sie (mit Induktion) die folgende Polynomgleichung für die untere Faktorielle (wobei sn,m die Stirling-Zahlen erster Art sind): (x)n := x · (x − 1) · . . . · (x − n + 1) = n X (−1)n−m sn,m xm . m=0 Lösung: (a) Die Anzahl ist die Stirling-Zahl s4,2 = 11. Die Permutationen sind: (1 2 3)(4), (1 3 2)(4), (1 2 4)(3), (1 4 2)(3), (1 3 4)(2), (1 4 3)(2), (1)(2 3 4), (1)(2 4 3), (1 2)(3 4), (1 3)(2 4), (1 4)(2 3). (b) Induktionsanfang n = 1: (x)1 = x = (−1)1−0 s1,0 x0 + (−1)1−1 s1,1 x1 X |{z} |{z} =0 =1 Sei nun n ≥ 1. Dann gilt für den Schritt von n auf n + 1: ! n X n−m m (−1) sn,m x (x − n) (x)n+1 = (x)n (x − n) = (Ind.vor.) m=0 = n X n−m (−1) sn,m x + n X (−1)n+1−m nsn,m xm m=0 m=0 = sn,n xn+1 + m+1 n X (−1)n+1−m (sn,m−1 + nsn,m )xm + (−1)n+1 nsn,0 x0 (∗) m=1 Es ist sn,m−1 + nsn,m = sn+1,m nach [Skript, Satz 1.15 (2)]; außerdem sn,n = 1 = sn+1,n+1 und Pn+1 sn,0 = 0. Damit folgt aus (*) sofort (x)n+1 = m=0 (−1)n+1−m sn+1,m xm und der Induktionsschluss ist gelungen. 14. Es sei dn,m die Anzahl der Permutationen von n Elementen mit genau m Fixpunkten. Die Zahlen Dn := dn,0 heißen Derangement-Zahlen. (a) Geben Sie alle Permutationen der Menge 5 mit genau drei Fixpunkten an. (b) Finden Sie möglichst einfache Ausdrücke für dn,n−2 , dn,n−3 und dn,n−4 . (c) Es ist D0 = 1 und D1 = 0. Zeigen Sie für alle n ≥ 2: Dn = (n − 1)(Dn−1 + Dn−2 ). (Tipp: entfernen Sie ein Element und unterscheiden Sie, ob dieses in einem 2-Zykel liegt oder nicht.) Lösung: (a) (1)(2)(3)(4 5), (1)(2)(3 5)(4), (1)(2 5)(3)(4), (1 5)(2)(3)(4), (1)(2)(3 4)(5), (1)(2 4)(3)(5), (1 4)(2)(3)(5), (1)(2 3)(4)(5), (1 3)(2)(4)(5), (1 2)(3)(4)(5). n (b) dn,n−2 = n2 : für die Wahl der n−2 Fixpunkte hat man n−2 = n2 Möglichkeiten; die restlichen zwei Zahlen müssen einen 2-Zykel bilden, es kommen also keine weiteren Wahlmöglichkeiten hinzu. n dn,n−3 = 2· n3 : für die Wahl der n−3 Fixpunkte hat man n−3 = n3 Möglichkeiten; die restlichen drei Zahlen müssen einen 3-Zykel bilden, für den es zwei verschiedene Möglichkeiten gibt. n dn,n−4 = 9 · n4 : für die Wahl der n − 4 Fixpunkte hat man n−4 = n4 Möglichkeiten. Die restlichen vier Zahlen müssen eine fixpunktfreie Permutation bilden. Dafür gibt es zwei mögliche Typen, entweder (. .)(. .) oder (. . . .); für erstere gibt es 3 verschiedene Permutationen, für die zweite 3! = 6, zusammen also 9. (c) Sei σ eine fixpunktfreie Permutation von n Zahlen; wir betrachten die Zahl n. 1. Fall: n liegt in einem 2-Zykel Streichen dieses 2-Zykels (n a) liefert eine fixpunktfreie Permutation σ 0 auf n−2 Zahlen. Umgekehrt entsteht σ eindeutig aus σ 0 durch Hinzufügen des 2-Zykels (n a). Für a haben wir n−1 Möglichkeiten, also insgesamt in diesem Fall (n − 1)Dn−2 . 2. Fall: n liegt in einem Zykel der Länge ≥ 3 Streichen der Zahl n in σ liefert eine fixpunktfreie Permutation σ 00 auf n−1 Zahlen; jede fixpunktfreie Permutation auf n − 1 Zahlen kann man so erhalten. Aber n − 1 Permutationen auf n Zahlen liefern die gleiche Permutation auf n − 1 Zahlen (die Zahl n kann vor jeder der n − 1 Zahlen stehen). Wir erhalten also (n − 1)Dn−1 Möglichkeiten. Zusammengenommen ergibt sich Dn = (n − 1)Dn−2 + (n − 1)Dn−1 , wie behauptet. 15. (a) Beweisen Sie durch ein kombinatorisches Argument folgende Aussage für die Stirling-Zahlen zweiter Art: n X n Sn+1,m+1 = Sk,m . k k=0 (b) Die Bell-Zahlen Bn sind definiert als Anzahl der Partitionen einer n-elementigen Menge, also Pn Pn Bn := k=0 Sn,k . Zeigen Sie: Bn+1 = k=0 nk Bk . Lösung: (a) Nach Definition ist Sn,m die Anzahl der Zerlegungen einer n-elementigen Menge in m Blöcke. Ohne Einschränkung sei die n-elementige Menge n = {1, . . . , n}. Jede Zerlegung der n + 1-elementigen Menge n + 1 in m + 1 Blöcke erhält man wie wähle Pfolgt: n n eine k-elementige Teilmenge von n und zerlege diese in m Blöcke; dafür gibt es k=0 k Sk,m Möglichkeiten. Die restlichen Elemente von n und das Element n + 1 bilden dann den m + 1-ten Block. (b) Jede Partition der n + 1-elementigen Menge n + 1 erhält man wie folgt: man wähle eine n − kelementige Teilmenge von n, die zusammen mit dem Element n + 1 einen Block der Partition bildet; n dafür gibt es n−k = nk Möglichkeiten. Die restlichen k Elemente können beliebig partitioniert werden; dafür gibt es Bk Möglichkeiten. Knacky 5: Hausgemachte Verteilungsprobleme In ein leeres Hochhaus mit 8 Stockwerken wollen 90 Familien einziehen. Der Hauseigentümer bestimmt, dass auf jeder Etage mehr als 10 Familien wohnen müssen. Der Verwalter kommt ganz schön ins Schwitzen, als er zu berechnen versucht, auf wieviele Weisen er die Familien auf die 8 Stockwerke verteilen kann. Schließlich ist das eine Zahl mit fast so vielen Dezimalstellen, wie er Familien zu verteilen hat. Können Sie diese Zahl angeben? Lösung: Nach Maßgabe des Eigentümers setzt der Hausverwalter erst einmal 10 der 90 Familien in die erste Etage, dann von den restlichen 80 wieder 10 in die zweite, usw. Dazu gibt es insgesamt 7 Y 90 − 10n 90! = 9 10 (10!) n=0 Möglichkeiten. Die verbleibenden 10 Familien sind so auf die 8 Etagen zu verteilen, dass in jede Etage noch mindestens eine Familie kommt. Hierfür gibt es noch einmal S10,8 ·8! Möglichkeiten (Skript Satz 1.20). Die Stirling-Zahl zweiter Art S10,8 lässt sich mit Hilfe der Rekursionsformel Sn,m = Sn−1,m−1 + m · Sn−1,m (Skript Satz 1.22) berechnen zu S10,8 = 750. Insgesamt sind das 90! 90! 25 · 750 · 8! = 9 (10!) (10!)8 3 Möglichkeiten. Ausgeschrieben ergibt sich eine Zahl mit 87 Stellen: 411765807899684481947133224596411796535471632831989499797417709790536719750594560000000