NW-Gesund-12-09-21 Der Motor des Koerpers

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“Bürger fragen - Ärzte antworten”: Veranstaltungsreihe in der capella hospitalis
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DerMotordesKörpers
NW-Treff und Chat im Klinikum Bielefeld zum Thema Schilddrüsenerkrankungen
¥ Die Schilddrüse sieht aus wie ein Schmetterling
und ist federleicht: Bei einem gesunden Mann wiegt
sie etwa 25 Gramm, bei einer Frau 18 Gramm – ein
Miniorgan mit Maxiwirkung. Denn alle Organsysteme des Körpers werden über die Schilddrüse gesteuert. Darm, Herz und Gehirn geraten aus den Fugen, wenn die Schilddrüse zu viel oder zu wenig Hormone produziert. Über die internistische Diagnose
und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen referierte Privatdozent Dr. Joachim Feldkamp beim
NW-Treff in der CapellaHospitalis des Klinikums
Bielefeld. Christiane Bernert berichtet.
D
er Chefarzt der Klinik für
Allgemeine Innere Medizin, Endokrinologie und
Diabetologie, Pneumologie
und Infektiologie des Klinikums
Bielefeld kennt die Schilddrüse
in- und auswendig. Seit 30 Jahren behandelt er Patienten mit
Schilddrüsenerkrankungen.
Die Schilddrüse bildet zwei lebenswichtige Hormone – T3
und T4 – die darüber entscheiden, ob jemand auf Hochtouren läuft oder auf Sparflamme.
Stoffwechsel, Sauerstoff- und
Energieverbrauch,
Körperwärme und Wasserhaushalt
werden von der Schilddrüse gesteuert. Patienten, deren Schilddrüse zu viele Hormone produziert, die eine Überfunktion haben, sind oft hektisch und nervös, sie schwitzen, haben einen
schnellen Puls, nehmen ab und
leiden unter Schlafstörungen.
Umgekehrt klagen Patienten,
die unter einer Unterfunktion
der Schilddrüse leiden, über Verstopfung und Wassereinlagerungen, sie frieren, sind antriebslos und schlapp. „Die
Schilddrüse beeinflusst also
nicht nur den Körper, sondern
auch die Persönlichkeit und das
seelische Wohlbefinden, Sexualität und Fruchtbarkeit“, betont Feldkamp. Wer Veränderungen an sich feststelle oder
darauf hingewiesen werde,
könne Schilddrüsenwerte vom
Hausarzt abnehmen lassen.
„Das erfolgt routinemäßig. Bei
Auffälligkeiten sollte ein Spezialist, ein Endokrinologe, aufgesucht werden“, so Feldkamp.
Diagnostisch lässt sich gut
abklären, welche Erkrankung
vorliegt. Das geschieht zum einen durch das Abtasten der
Schilddrüse, eine UltraschallUntersuchung, gegebenenfalls
auch durch eine Szintigraphie:
Dabei wird die Schilddrüse mit
einer schwach radioaktiven Substanz angereichert: Gefährliche
Knoten lassen sich von ungefährlichen Knoten unterscheiden. Mediziner sprechen von
warmen beziehungsweise von
kalten Knoten. Feldkamp: „Bei
den kalten Knoten handelt es
sich oft um Einzelknoten, die
schnell wachsen und gefährlicher sind als die warmen Kno-
Premiere: Dr. Joachim Feldkamp beantwortete, assistiert von Jenny Poetting, im Internet-Chat des
Portals NW-gesund.de am Folgetag des NW-Treffs noch einmal viele Fragen .
FOTO: FRÜCHT
ten.“ Allerdings sind nur ganz
wenige kalte Knoten bösartig.
Schilddrüsenkrebs kommt extrem selten vor: Rechtzeitig erkannt, werden 95 Prozent der
Patienten dauerhaft geheilt.
Bei der sogenannten Hashimoto-Erkrankung liegt eine
chronische Entzündung der
Schilddrüse vor. Das Immunsystem des Körpers richtet sich gegen die eigene Schilddrüse,
greift sie an und löst eine Entzündungsreaktion in dem Organ
aus. Bei dieser sogenannten Autoimmun-Erkrankung kann es
allmählich zur völligen Zerstörung der Schilddrüse kommen.
Mitunter verläuft dieser Prozess
innerhalb von sechs Monaten:
„Die Entzündungszellen erledigen die Schilddrüsenzellen komplett“, berichtet Feldkamp.
Die angeschlagene Schild-
drüse produziert weniger Hormone, es kommt zu einer Unterfunktion. „Durch Schilddrüsenhormonpräparate wird die Unterfunktion ausgeglichen“, sagt
Joachim Feldkamp. Da die
Krankheitsursache nicht geheilt
werden kann, müssen die Medikamente ein Leben lang eingenommen werden. Kinder von Eltern mit einer derartigen Erkrankung der Schilddrüse sollten
wachsam sein, denn die Hashimoto-Krankheit ist vererbbar.
Liegt eine Schilddrüsenüberfunktion vor, wird die Hormonproduktion medikamentös gebremst: Die Hormonkonzentration im Blut normalisiert sich.
Feldkamp rät allen Patienten,
die Dosierung der Medikamente regelmäßig überprüfen
zu lassen. „Besonders Schwangere sollten sich engmaschig be-
treuen lassen, denn in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft produziert das Kind
keine eigenen Hormone und ist
ganz auf die Hormone der Mutter angewiesen.“
INFOS
¥ Medikamenteneinnahme:
Schilddrüsenhormone sollten morgens 20 bis 30 Minuten vor dem Frühstück eingenommen werden, und zwar
mit Wasser. „Die Einnahme
in nüchternem Zustand sichert die höchste Aufnahme
durch den Darm“, betont
Feldkamp. In der Regel verursachen die Hormone keine
Magenprobleme. Weitere Infos zur Schilddrüse unter:
www.forum-schilddruese.de
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