Sozialpsychologie 1! Sozialpsychologie " Sozialpsychologie

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Sozialpsychologie 1!
Sozialpsychologie "
Attributionstheorien!
Attributionen sind kausale Erklärungen des eigenen
Verhaltens und des Verhaltens anderer!
Attributionstheorie von Fritz Heider (1958)!
Attributionstheorien!
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Attributionstheorien!
Personen sind naive Psychologen, sie suchen Gründe für das eigene
Verhalten und das von anderen. !
• Wir suchen nach Motiven und Intentionen (auch bei abstrakten
Geschehnissen, Heider & Simmel, 1944). !
• Wir suchen nach stabilen Persönlichkeits- oder
Situationsmerkmalen.!
• Heider unterscheidet zwischen internalen Attributionen (die Person
an sich ist die Ursache für ihr Verhalten) und externalen
Attributionen (die Situation ist die Ursache für das Verhalten)!
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Attributionstheorien!
Zuschreibung von Intentionalität in abstrakten Situationen ist kulturunabhängig !
!
! !
!
(Morris, Nisbett & Peng, 1995; Peng & Knowles, 2004)!
bei der Zuschreibung in realen Situationen gibt es Unterschiede: !
• Amerikaner geben mehr dispositionale Erklärungen, !
• Chinesen mehr kontextuelle Erklärungen für Verhalten.!
Premack & Premack (1995): Entwicklung einer Theorie des Geistes (theory of
mind) erfolgt in 3 Stufen:!
1. Wahrnehmung, dass Bewegung intentional erfolgt!
2. Interpretation von Interaktionen z.B. „helfend“, „behindernd“!
3. Unterscheidung von Sehen, Wünsche und Glauben (mit 4 Jahren)!
6 Monate alte Kinder erwarten, dass intentionale Handlungen weitergeführt
werden (Woodward, 1998; Tomasello, Carpenter, Call, Behne & Moll,
2005).!
12 Monate alte Kinder verstehen auch schon abstrakte Situationen (Gergely,
Nadasy, Csibra & Biro, 1995)!
Malle (1999): Nicht-intentionalen Handlungen können auf interne oder externe
Ursachen zurückgeführt werden. Bei intentionalen Handlungen ist diese
Interpretation nicht möglich. Es werden als Begründungen jene Fakten
angegeben, die für den Mitteilenden relevant erscheinen (z.B. „Jane kaufte
das Haus, weil sie allein sein wollte“, „Jane kaufte das Haus, weil es
abgelegen lag“). !
Laien-Konzept der Intentionalität (Malle & Knobe,1997): !
!
Glaube und Wunsch führt zur Intention, Fähigkeit und
Aufmerksamkeit (awareness) führen zu intentionalem Handeln !
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Attributionstheorien!
Die Theorie von Jones & Davis (1965) !
Personen schließen aus dem Verhalten auf zugrunde liegende
Dispositionen. !
Fünf Quellen werden hierzu herangezogen:!
1. Freiwilligkeit: Wird ein Verhalten freiwillig ausgeführt -> Disposition (Jones &
Harris, 1967: Beurteilung einer Rede über Fidel Castro) !
Eine Handlung, die aus mehreren Handlungs-!
alternativen „frei“ gewählt wurde, wird als !
aufschlussreich angesehen. Aus einer solchen !
Handlung wird auf eine entsprechende !
Disposition geschlossen.!
Ein Verhalten enthält um so mehr Information !
über den Handelnden, je geringer die Wahr-!
scheinlichkeit seines Auftretens war.!
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Attributionstheorien!
Die Attributionstheorie von Kelley (1967): !
Kovariationsprinzip: Ein Ereignis oder eine Handlung wird
auf diejenigen von den möglichen Ursachen zurückgeführt,
mit der es / sie (über die Zeit) kovariiert.!
D.h.: Diejenige von den möglichen Ursachen ist die
wahrscheinlichste, die (meistens) vorhanden ist, wenn das
Ereignis bzw. die Handlung auftritt, und die (meistens)
nicht vorhanden ist, wenn das Ereignis bzw. die Handlung
nicht auftritt. !
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Attributionstheorien!
Die Theorie von Jones & Davis (1965) !
2. Wahrgenommene Konsequenzen des Verhaltens: Ist die Konsequenz nur an eine
bestimmte Verhaltensalternative gebunden (non-common effects) ->
Disposition!
3. Sozial erwünschtes Verhalten: kein Rückschluss möglich, bei unerwünschtem
Verhalten -> Disposition!
4. Konsequenzen für den Beobachter (hedonistische Relevanz): bei hoher
Relevanz -> Disposition !
Walster (1966): Vpn lasen Bericht über die Folgen eines Verkehrsunfalls, 4
Versuchsbedingungen: Folgen betrafen Fahrer (schwer oder leicht); Folgen
betrafen andere Personen (schwer oder leicht) -> Vp mussten den Fahrer
evaluieren -> am negativsten, wenn andere Person betroffen war und die
Folgen schwerwiegend waren!
5. Personalismus: Intention einer direkten Betroffenheit!
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Attributionstheorien!
Das Kovariationsprinzip ist nur anwendbar, wenn drei
Informationskomponenten vorhanden sind:!
• Konsensus: Verhalten sich alle Personen so wie P?!
• Distinktheit: Verhält sich P immer so oder nur in dieser
spezifischen Situation?!
• Konsistenz: Verhält sich P zu allen Zeitpunkten gegenüber
S in dieser Art und Weise?!
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Attributionstheorien!
Ursachen!
Personeninterne!
• Personenattribution: Die Ursache einer Handlung oder eines
Ereignisses liegt in einer (relativ) stabilen Eigenschaft der Person.!
• Situationsattribution: Die Ursache liegt in einer stabilen Eigenschaft
des Reizes bzw. der Umgebung.!
Stabil!
Stabilität!
Variabel!
Personenexterne!
PersonenStimulusattributionen! attributionen!
Umständeattributionen!
• Umständeattribution: Die Ursache liegt im Zusammentreffen
besonderer Umstände (momentane Stimmung, Zufall, etc.)!
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Stimulusattribution:!
Alle loben die Schönheit von Frau B (hoher Konsensus).!
A macht nur B Komplimente (hohe Distinktheit)!
A hat auch früher die Schönheit von B bewundert (hohe Konsistenz).!
Personenattribution:!
Außer Herrn A macht niemand B Komplimente (geringer Konsensus).!
A macht allen Frauen Komplimente (geringe Distinktheit).!
A hat auch früher B bewundert (hohe Konsistenz).!
Umständeattribution:!
Niemand außer Herrn A macht Frau B Komplimente (geringer Konsensus).!
Herr A macht sonst nie Komplimente (hohe Distinktheit). !
Er hat ihr noch nie Komplimente gemacht (geringe Konsistenz).!
Attributionstheorien!
Personenattribution
Stimulusattribution
Umständeattribution!
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Attribution!
Konsensus!
Distinktheit!
Konsistenz!
Stimulus!
Hoch!
Hoch!
Hoch!
Person!
Gering!
Gering!
Hoch!
Umstände!
Gering!
Hoch!
Gering!
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Attributionstheorien!
(b) Kausale Schemata, die explizite Annahmen über die möglichen und
wahrscheinlichen Ursachen bestimmter Ereignisse enthalten.!
z.B.: !
• „Man hat nur bei solchen Aufgaben Erfolg, für die man begabt ist
und/oder bei denen man sich anstrengt“!
• „Nur aggressive Menschen streiten“!
• „Bei Streitigkeiten sind beide Teile Schuld“!
Attributionstheorien!
Kausale Schemata (Kelley, 1972):!
Gelernte Annahmen über mögliche Ursachen einer bestimmten Art von Ereignissen.!
(a) Kausale Schemata, die zur Ergänzung unvollständiger Information dienen!
Orvis, Cunningham & Kelley (1975): Unvollständige Muster in Form von kleinen
Geschichten vorgegeben; Vpn sollten entscheiden, was die Ursache für das
Ergebnis war (Stimulus, Person oder Umstand)!
Konsensus!
Distinktheit!
Konsistenz!
Attribution!
Hoch!
-!
-!
Stimulus (70%)!
Niedrig!
-!
-!
Person (37%), Person + Umstände (31%)!
-!
Hoch!
-!
Stimulus (46%), Stimulus + Umstände (26%)!
Niedrig!
-!
Person (94%)!
-!
-!
Hoch!
Person + Stimulus (48%), Person (24%), Stimulus (19%)!
-!
-!
Niedrig!
Umstände (52%)!
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Attributionstheorien!
Abschwächungsprinzip: Wenn mehrere plausible Ursachen
für ein Ereignis vorhanden sind, wird jeder einzelnen
Ursache weniger Gewicht beigemessen, als wenn sie allein
vorhanden wäre.!
Deci (1975): Zuerst wird nach externen Ursachen gesucht.!
Vergrößerungsprinzip: Wenn trotz massiver äußerer
Widerstände ein Verhalten durchgeführt oder ein Ziel
erreicht wird, so wird daraus auf eine besonders starke
Disposition geschlossen.!
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Attributionstheorien!
Die Attributionstheorie von Weiner (1986):!
Leistungsattribution auf der Basis von drei Dimensionen:!
Ort (locus): Ist die Ursache im Handelnden (intern) oder in
der Situation (extern) zu finden?!
Stabilität: Ist die Ursache stabil oder variabel?!
Kontrollierbarkeit: Ist die Ursache für den Handelnden
kontrollierbar oder nicht? !
-> 8 mögliche Attributionsweisen!
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Intern!
stabil!
Kontrollierbar!
variabel!
Typische
Außergewöhnliche
Anstrengung! Anstrengung!
Unkontrollierbar! Fähigkeit!
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extern!
Stimmung!
variabel!
Konsistente Hilfe Außergewöhnliche
oder Behinderung Hilfe oder
durch andere!
Behinderung durch
Andere!
Aufgabenschwierigkeit!
Glück!
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Die Attributionstheorie von Weiner (1986):!
stabil!
Attributionstheorien!
Weiner, Graham & Chandler (1982):!
Vier negative Ereignisse:!
• • • • Eine Schuld nicht zurückzahlen!
Ein Verbrechen begehen!
Eine Prüfung nicht bestehen!
Eine Vorlesungsmitschrift brauchen!
Jedes Ereignis wurde mit 8 verschiedenen Ursachen
dargeboten.!
Bei jeder der 32 Beschreibungen mussten die Vpn angeben,
in welchem Ausmaß die Situation Ärger bzw. Mitleid
hervorruft.!
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Attributionstheorien!
Interindividuelle Unterschiede im Attributionsstil!
Rotter (1966):!
• Internale: glauben, dass sie zum Großteil ihr Schicksal beeinflussen („Things happen
because they make them happen“)!
• Externale: sind fatalistischer; glauben, dass sie nur einen geringen Einfluss auf ihr
Schicksal haben; sie fühlen sich fremdbestimmt!
Peterson, Semmel, von Bayer, Abramson, Metalsky, & Seligman, 1982): Attributional
Style Questionnaire (ASQ)!
Fragebogen besteht aus 12 Situationen (6 positive (3 soziale, 3 leistungsbezogene), 6
negative (3 soziale, 3 leistungsbezognen)!
Vpn müssen 4 Fragen beantworten:!
1. Die Hauptursache für ein Ereignis soll angegeben werden!
2. In welchem Ausmaß handelt es sich um eine interne oder externe,!
3. Stabile oder variable!
4. Globale oder spezifische Ursache?!
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Attributionstheorien!
Je mehr interne, stabile und globale Ursachen bei negativen Ereignissen!
Und!
Je mehr externe, variable und spezifische Ursachen bei positiven Ereignissen !
Angegeben werden, desto ungünstiger ist der Attributionsstil.!
Ursprung des Attributionsstils (Peterson & Seligman, 1984):!
1. Übernahme des Attributionsstils der Eltern!
2. Art der Kritik bei schlechten Leistungen!
3. Frühe schwere Verluste!
Auswirkungen des Attributionsstils im Beruf (Seligman & Schulman, 1986): !
Versicherungsagenten mit günstigem Attributionsstil verkaufen in den ersten
beiden Jahren um 37% mehr.!
67% der Versicherungsagenten, die nach einem Jahr noch in ihrem Beruf waren,
zeigten einen günstigen Attributionsstil.!
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Attributionstheorien!
Auswirkungen des Attributionsstils in der Partnerschaft!
Fincham & O‘Leary (1983): !
In glücklichen Beziehungen: werden positive Handlungen des Partners auf
interne, stabile und globale sowie kontrollierbare Faktoren zurückgeführt,
negative Handlungen auf externe, variable, spezifisch und unkontrollierbare
Faktoren.!
In unglücklichen Beziehungen ist es genau umgekehrt.!
Fincham & Bradbury (1987, 1993): Attributionen sagen die
Partnerschaftszufriedenheit in einem Jahr voraus. !
Günstige Attributionen -> zufriedene Partnerschaften,!
Ungünstige Attributionen -> unzufriedene Partnerschaften!
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Attributionstheorien!
Attributionsfehler:!
Fundamentaler Attributionsfehler (Ross, 1977):!
Tendenz, das Verhalten einer Disposition zuzuschreiben, obwohl die situativen
Rahmenbedingungen dies nicht zulassen würden (siehe Jones & Harris,
1967: Castro-Rede)!
Gründe für den fundamentalen Attributionsfehler:!
• Das Verhalten ist auffälliger (salienter) als die Situation (Taylor & Fiske,
1978). Wenn die Aufmerksamkeit auf die Situation gelenkt wird,
verschwindet diese Tendenz (Rholes & Pryor, 1982) !
• Kulturelle Einflüsse: Der fundamentale Attributionsfehler tritt hauptsächlich
in westlichen Kulturen auf (Fletcher & Ward, 1988; Morris & Peng, 1994).!
• Linguistische Gründe: Es gibt zwar eine ehrliche Person, aber keine
ehrliche Situation. Handlungen können durch Sprache prägnanter
beschrieben werden als Situationen (Semin & Fiedler, 1991)!
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Actor-Observer-Effekt:!
Das Verhalten einer beobachteten Person wird auf ihre Disposition
(Persönlichkeitseigenschaft) zurückgeführt. Das Verhalten des / der anderen
wird als stabiler und vorhersagbarer eingeschätzt als das eigene (Baxter &
Goldberg, 1988).!
Handelnde Personen führen ihr eigenes positives Verhalten auf ihre Eigenschaften
und ihr negatives Verhalten auf Situationsfaktoren zurück (Chen, Yates, &
McGinnies, 1988). !
Der Actor-Observer-Effekt kann unterbunden werden, wenn man den Handelnden
bittet, die Rolle des Beobachters einzunehmen und der Beobachter die
Rolle des Handelnden übernimmt. -> Die Attributionen des Handelnden
werden dispositionaler, die des Beobachters situativer (Frank & Gilovich,
1989).!
Gründe für den Actor-Observer-Effekt: Perzeptueller Fokus; Differenzen in der
Verfügbarkeit von Informationen.!
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Attributionstheorien!
Der falsche Konsensus-Effekt:!
Das eigene Verhalten und die eigene Einstellung wird als typisch und als weit
verbreitet angesehen (Ross, 1977).!
Ross, Greene & House (1977): Studenten wurde gebeten eine halbe Stunde ein
Schild mit den Slogan „Eat at Joe‘s“ zu tragen. Jene, die zustimmten,
schätzten die Zahl ihrer Mitstudenten, die dies ebenfalls tun würden auf
62%. Jene die das Angebot ablehnten, schätzten, dass rund 67% der
Studenten dies ebenfalls ablehnen würden. !
Gründe: Zugänglichkeit (man umgibt sich mit Personen, die ähnlich denken),
man denkt nicht über Alternativen nach, man nimmt an, dass seine Meinung
richtig ist.!
Der Effekt ist stärker, wenn es!
• Um wichtige subjektive Meinungen geht,!
• Um Meinungen geht, die wir für richtig halten.!
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Der ultimative Attributionsfehler:!
Pettigrew (1979): Negatives Verhalten einer Fremdgruppe (outgroup) wird dispositional erklärt; positives Verhalten der
Fremdgruppe wird durch externe Gründe (Situation, Glück)
erklärt.!
Hewstone & Ward (1985): Effekt in Malaysia und in Singapur
nachgewiesen.!
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