Ausgabe Juli 2014 Seite 1 / 7 Moderne Diagnostik identifiziert Schlaganfallpatienten mit hohem Risiko für einen erneuten Schlaganfall In Deutschland erleiden 220.000 Patienten pro Jahr einen Schlaganfall. Bei 80 % der Betroffenen handelt es sich um eine Durchblutungsstörung des Gehirns, bei 20 % um eine Blutung ins Gehirn. Ein wichtiger Risikofaktor für Schlaganfälle ist eine besondere Art der Herzrhythmusstörung, das sog. Vorhofflimmern. Patienten mit dieser Herzrhythmusstörung haben ein fünffach erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Schlaganfälle haben vielfältige Ursachen und bei 20 % aller Patienten gelingt es nicht, die Ursache des Schlaganfalls zu finden. Es bestand allerdings die Vermutung, dass bei einem nicht unerheblichen Prozentsatz dieser Patienten vorübergehendes Vorhofflimmern ohne entsprechende Symptome wie Herzstolpern oder Druckgefühl auf der Brust besteht. Es gibt seit einiger Zeit Sensoren, die in einem minimalen Eingriff unter die Haut implantiert werden können und die vorübergehend auftretendes Vorhofflimmern erkennen und aufzeichnen können. Im Rahmen der CRYSTAL AF-Studie wurde bei 221 Patienten mit Schlaganfall ungeklärter Ursache ein solches Monitoring-Gerät implantiert. Bei 220 Patienten erfolgte eine übliche Nachsorge mit gelegentlicher Ableitung des Elektrokardiogramms. Die Studie, in der Professor Hans-Christoph Diener, Direktor der Klinik für Neurologie, als europäischer neurologischer Studienleiter fungierte, zeigte in der Gruppe der Patienten mit Aufzeichnung des EKGs, dass in einer Häufigkeit von 10 % pro Jahr vorübergehendes Vorhofflimmern auftritt. Nach vier Jahren hatten 40 % dieser Patienten nachgewiesenes Vorhofflimmern. Die Entdeckung von Vorhofflimmern hat unmittelbare Konsequenzen für die Schlaganfallvorbeugung. Bei Patienten mit dieser Herzrhythmusstörung ist eine sog. Antikoagulation mit Medikamenten wie Marcumar oder modernen Antikoagulantien viel besser wirksam als eine Vorbeugung mit sog. Thrombozytenfunktionshemmern wie Aspirin. Daher haben die Erkenntnisse dieser Studie weitreichende Auswirkungen für die Schlaganfallprävention. Sanna T, Diener HC, Passmann RS, Di Lazzaro V, Bernstein RA, Morillo AF et al.; for the CRYSTAL AF Investigators: Cryptogenic Stroke and Underlying Atrial Fibrillation. New Engl J Med 370(26):2478 Seite 2 / 7 Neue Erkenntnisse der Grundlagenforschung für die Therapie von Kolitis-assoziiertem Darmkrebs Patienten, die unter chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, wie z.B. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, leiden, haben ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs (die dritthäufigste onkologische Erkrankung überhaupt) zu erkranken. Die zugrunde liegenden immunologischen Mechanismen sind dabei weitgehend unbekannt. Regulatorische T Zellen haben durch ihre Fähigkeit, Entzündungsprozesse zu kontrollieren, eine zentrale Funktion bei der Aufrechterhaltung der intestinalen Homöostase. Die Arbeitsgruppe um Prof. Astrid Westendorf aus dem Institut für Medizinische Mikrobiologie konnte jetzt in einer Studie zeigen, dass regulatorische T Zellen auch ganz entscheidend an der Entstehung und Progression von Kolitis-assoziiertem Darmkrebs beteiligt sind. In dieser Studie wurde festgestellt, dass der Anteil regulatorischer T Zellen im Blut von Darmkrebspatienten und in Darmtumoren eines Entzündungsinduzierten Mausmodells extrem erhöht ist. Interessanterweise waren diese Zellen in der frühen Entzündungsphase essentiell für die Kontrolle der Entzündung, im späteren Krankheitsverlauf jedoch blockierten diese Zellen eine effektive Anti-Tumor-Antwort. Erste immuntherapeutische Ansätze im Mausmodell zeigten, dass die in vivo Depletion von regulatorischen T Zellen zum Zeitpunkt der einsetzenden Tumorprogression das Tumorwachstum durch eine Reaktivierung von zytotoxischen CD8+ T Zellen minimieren konnte. Diese experimentellen Befunde machen deutlich, dass eine Kombination aus konventioneller Tumortherapie und gezielter Inaktivierung von regulatorischen T Zellen den Therapieerfolg bei Kolitis-assoziiertem Darmkrebs verbessern könnte. Pastille E, Bardini K, Fleissner D, Adamczyk A, Frede A, Wadwa M, von Smolinski D, Kasper S, Sparwasser T, Gruber AD, Schuler M, Sackaguchi S, Roers A, Muller W, Hansen W, Buer J, Westendorf AM: Transient ablation of regulatory T cells improves antitumor immunity in colitis-associated colon cancer. Cancer Res [Epub ahead of print] Seite 3 / 7 Erfolgreicher gemeinsamer DFG-Antrag der Thoraxchirurgie der Ruhrlandklinik und dem IMIBE/ZKSE: erste Multicenterstudie der deutschsprachigen Thoraxchirurgie Im Rahmen des DFG-Moduls „Klinische Studien“ erhält die Klinik für Thoraxchirurgie und thorakale Endoskopie der Ruhrlandklinik rund 2,2 Mio. Euro bis 2016 für die Multicenterstudie „SevLoT1a“ (Leiter der Studie: Prof. Georgios Stamatis). Die an elf renommierten thoraxchirurgischen Zentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz für die nächsten 6 bis 8 Jahre geplante Studie (Koordination: Dr. Matthias Altmayer, MPH) soll die Hypothese onkologischer Gleichwertigkeit im Gesamtüberleben bei besserer Lebensqualität nach Segmentresektionen im Vergleich zu Lobektomien im frühen TNM-Stadium IA nichtkleinzelliger Bronchialkarzinome (NSCLC) wissenschaftlich klären. Vergleichbare, weniger umfangreiche Studien in den USA und Japan sind bereits initiiert, die ebenso wie Kontakte zur EORTC die Bedeutung des Themas über die Thoraxchirurgie hinaus betonen. „SevLoT1a“ rekrutiert seit dem 17.10.2013. Prof. André Scherag, ehemals Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (Direktor: Prof. KarlHeinz Jöckel), jetzt Universitätsklinikum Jena, zeichnet für das statistische Studiendesign verantwortlich, das Zentrum für Klinische Studien Essen betreut die Studie hinsichtlich Monitoring und Datenmanagement. Entscheidender Trigger dieser klinischen Studie: Seit Mitte der 90ziger ist die Lobektomie als Standard-OP für das NSCLC etabliert. Retrospektive Daten von Kollektiven, bei denen seither eine Lobektomie funktionell nicht möglich war, aber eine anatomische Segmentresektion, zeigen speziell im Stadium IA, pT1a der seit 2010 gerade für kleine Tumoren modifizierten TNM-Klassifikation (Tumore bis max. 2 cm, ohne Lymphknoten oder Fernmetastasen) ein vergleichbares Überleben bei teils besserer Lebensqualität. Bei einerseits zunehmender Häufigkeit der inzidentellen Diagnose pulmonaler Rundherde durch das Screening von Hochrisikogruppen und im Umbruch befindlicher Therapieregime speziell der pulmonalen Adenokarzinome können auch Daten über die im Routine Follow-up erhobenen hinaus erwartet werden, die weitere Aspekte von Diagnostik und Therapie des NSCLCs berühren. Damit wird „SevLoT1a“ zu einer weitaus differenzierteren onkologisch-chirurgisch Therapie früher Bronchialkarzinome beitragen: Frühestens Ende 2019 könnten erste valide Ergebnisse aus der „SevLoT1a“ – Studie vorliegen. Seite 4 / 7 Type I Interferon schützt Virus-spezifische T Zellen vor NK ZellZytotoxizität Mehr als 500 Millionen Menschen leiden weltweit an Hepatitis B- oder C-Virus Infektionen. Der wirksamste antivirale Abwehrmechanismus ist die Produktion von IFN-I, das nicht nur die Virusreplikation hemmt, sondern auch die anti-virale T Zell-Immunität fördert. Die spezifischen Mechanismen sind weitgehend unbekannt. In einer nun von Forscherteams um die Gebrüder Prof. Philipp (Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Düsseldorf) und Prof. Karl Lang (Institut für Immunologie, UKE) vorgelegten Arbeit konnte gezeigt werden, dass Typ-I-Interferon nicht die Proliferation von anti-viralen T-Zellen beeinflusst, sondern dass IFN-I die rasche Elimination von anti-viralen T-Zellen durch NK Zell-abhängige Zytotoxizität verhindert. Mit Hilfe von Microarray-Analysen wurde entdeckt, dass Typ-I-Interferon die Expression von ausgewählten inhibitorischen NK-Zell-Rezeptor-Liganden wie MHC-I-und Qa-1b in T Zellen induziert. Dies bedeutet, dass eine NK-Zell vermittelte Zytotoxizität durch IFN-I verhindert werden könnte. Tatsächlich spielte in Abwesenheit von NK Zellen IFN-I eine verminderte Rolle auf die Bildung von Gedächtnis T Zellen. Ebenso konnte bei limitiertem IFN-I die Bildung von Gedächtnis T Zellen durch spezifische Depletion von NK Zellen wiederhergestellt werden. Tatsächlich wurde in einem experimentellen Ansatz gezeigt, dass eine Depletion von NK Zellen die Persistenz von Virus verhindern konnte. (Lang et al., Proc Natl Acad Sci U S A. 2012). Zusammenfassend wurde in dieser Arbeit gezeigt, dass IFN-I in Virusspezifischen T Zellen NK Zellinhibitoren hochreguliert. Dies ist bei Infektion mit persistierenden Viren ein essentieller Mechanismus um Gedächtnis T Zellen zu bilden. Diese Arbeit ist ein schönes Beispiel einer internationalen Forschungskooperation am UK Essen. Sie ist das Ergebnis aus Arbeitsgruppen des 2014 verlängertem SFB/Transregio60 “Mutual interaction of chronic viruses with cells of the immune system: from fundamental research to immunotherapy and vaccination” TRR60, sowie Forschern aus Düsseldorf, Berlin, Mainz und Toronto. Xu HC, Grusdat M, Pandyra AA, Polz R, Huang J, Sharma P, […] Lang KS, Lang PA: Type I interferon protects antiviral CD8(+) T cells from NK cell cytotoxicity. Immunity 40(6):949 Seite 5 / 7 Kurz notiert Mit dem internationalen Symposium „Infection and Immunology“ am 10. und 11. Juni 2014 in Mühlheim an der Ruhr ist das neue Graduiertenkolleg 1949 „Immune Response in Infectious Diseases – Regulation between Innate and Adaptive Immunity“ (s. Fobo 12/13) gestartet. Hochkarätige Wissenschaftler wie Todd Allen (Harvard Medical School, USA), Minka Breloer (Bernhard-NochtInstitut für Tropenmedizin, Hamburg), Dunja Bruder (Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig) und Andreas Wack (National Institute for Medical Research, London) konnten als Keynote Speaker für das Infection & Immunology Meeting gewonnen werden. Vor den rund 20 neuen Doktoranden des Graduiertenkollegs hielten sie Grundlagenvorträge zum Thema Infektion und Immunologie. Diese Einführungsveranstaltung im ersten Jahr der Promotion soll die wichtigsten Aspekte der Immunologie und Infektionsimmunologie abdecken. Sie soll den Doktoranden das theoretische Rüstzeug für ihre Promotion vermitteln. Die Medizinische Fakultät erweckt ein vor 10 Jahren ausgesetztes Förderinstrument unseres internen Forschungsförderungsprogramms IFORES zu neuem Leben: die Projektförderung. Grundlage für die Förderung sind abgelehnte Anträge auf DFG-Einzelförderung; mit der internen Förderung soll die Möglichkeit gegeben werden, notwendige Vorarbeiten für eine aussichtsreiche Wiedereinreichung des Forschungsvorhabens bei der DFG durchzuführen. Adressaten des Förderinstruments sind promovierte Nachwuchs-wissenschaftler, die am UKE, dem LVR-Klinikum oder der Ruhrlandklinik angestellt sind (nur in begründeten Ausnahmefällen W2 oder W3 Professoren). Die Förderung beträgt maximal 50.000 Euro über 12 Monate und kann für Personal- und Verbrauchsmittel (nur im Ausnahmefall auch für Investitionen) eingesetzt werden. Die Anträge, die innerhalb von zwei Monaten nach abschlägigem Bescheid durch die DFG gestellt werden müssen, werden intern durch die Kommission für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs begutachtet. Weitere Informationen finden Sie unter https://www.unidue.de/med/forschung/forschungsfoerderung/projektfoerderung, gerne hilft Ihnen auch Frau Szabo (4553, [email protected]) weiter. Seite 6 / 7 Preise und Auszeichnungen Prof. Dietrich Beelen, Direktor der Klinik für Knochenmarkstransplantation, wurde anlässlich der Mitgliederversammlung der Deutschen Krebsgesellschaft in Berlin mit der Karl Heinrich Bauer-Medaille ausgezeichnet. Gewürdigt wurde er für seine Verdienste in der Forschung auf dem Gebiet der allogenen Stammzelltransplantation. Weitere ausgewählte Publikationen Zimmer L, Barlesi F, Martinez-Garcia M, Dieras V, Schellens JH, Spano JP, […] Eberhardt WE, et al.: Phase I expansion and pharmacodynamic study of the oral MEK inhibitor RO4987655 (CH4987655) in selected advanced cancer patients with RAS-RAF mutations. Clin Cancer Res [Epub ahead of print] Arking DE, Pulit SL, Crotti L, van der Harst P, Munroe PB, Koopmann TT, […] Eisele L, […] Erbel R, […] Jöckel KH, Kälsch H, et al.: Genetic association study of QT interval highlights role for calcium signaling pathways in myocardial repolarization. Nat Genet [Epub ahead of print] Griewank KG, Lorenz B, Fischer MR, Boon L, Lopez Kostka S, von Stebut E: Immune Modulating Effects of NKT Cells in a Physiologically Low Dose Leishmania major Infection Model after αGalCer Analog PBS57 Stimulation. PLoS Negl Trop Dis 8(6):e2917 Veranstaltungen im Juli 03.07.2014, 11:00 Uhr Eröffnung des Studienzentrums für bildgebende Verfahren Lehr- und Lernzentrum, Virchowstr. 163a Seite 7 / 7 07.07.2014, 14:00 Uhr c.t. WTZ/DKTK-Seminar Prof. Stefan Fröhling (Nationales Centrum für Tumorerkrankungen, Heidelberg) „Identifying Therapeutic Targets in MML-Rearranged Acute Myeloid Leukemia Using Functional Genomics“ MFZ, Seminarraum 0.019 EG 08.07.2014, 12:00 Uhr c.t. Dienstagsseminar Prof. Nils Kucher (Universitätsspital Bern) „Update zur Venösen Thromboembolie“ Hörsaal der Verwaltung – Verwaltungsgebäude 2. OG