Ergebnisbericht Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln DRUCK-Studie Infektions- und Verhaltenssurvey bezogen auf HIV, Hepatitis B und C bei injizierenden Drogengebraucher/innen Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Ergebnisbericht Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln DRUCK-Studie Infektions- und Verhaltenssurvey bezogen auf HIV, Hepatitis B und C bei injizierenden Drogengebraucher/innen Die DRUCK-Studie „Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Deutschland“ wird vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert. RKI-Projekt-Nummer: 1368-1104 Herausgeber Robert Koch-Institut (RKI) Ansprechpartner Dr. Ruth Zimmermann ([email protected]) Abteilung für Infektionsepidemiologie Fachgebiet HIV / AIDS und andere sexuell oder durch Blut übertragbare Infektionen Druck: RKI-Hausdruckerei Online: Der Bericht und weitere Informationen sind auch unter www.rki.de/druck-studie abrufbar Vorgeschlagene Zitierweise Robert Koch-Institut. Ergebnisbericht der Studie zu Drogen und chronischen Infektionskrankheiten (DRUCK-Studie) in Köln, Berlin 2015. 2 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Danksagung Die DRUCK-Studie Köln wurde gemeinsam von vielen Akteuren vorbereitet und durchgeführt, bei denen wir uns hiermit ganz herzlich bedanken möchten. Bereits beim Auftakttreffen der DRUCK-Studie war René Schäfer (SKM e.V.) eine große Unterstützung beim Mapping der Drogenszene und Einrichtungen der Drogenhilfe in Köln. Weitere wertvolle Informationen hat auch Marco Jesse (VISION e.V.) im Vorfeld beigesteuert. Die Durchführung dieser Studie war nur mit Hilfe einer lokalen Partnerorganisation möglich. Unser großer Dank gilt daher der Einrichtung und den Mitarbeiter/innen vom Sozialdienst katholischer Männer e.V. (SKM e.V.), in deren Räumlichkeiten die Studie durchgeführt wurde. Wir danken Andreas Hecht, dem Einrichtungsleiter, sowie Fritz Papenbrock, dem Fachbereichsleiter Sucht und der AIDS-Hilfe Köln, die das Vorhaben von Beginn an maßgeblich unterstützt haben. Schließlich haben sich folgende Einrichtungen aktiv bei der bei der Rekrutierung von Starterpersonen engagiert: Vision e.V. Köln, SKM Köln Kontakt und Beratungsstelle „Vor Ort“ in Köln Kalk/Porz, SKM Köln „Haus Schmalbeinstraße“, SKM Köln Kontakt- und Notschlafstelle „Suchthilfe am Hauptbahnhof“, Gesundheitsamt der Stadt Köln sowie das rechtsrheinische Drogenhilfe zentrum Mülheim,- auch dafür herzlichen Dank! Als Studienteam in Köln wirkten an der Studie die folgenden Personen mit (jeweils in alphabetischer Reihenfolge): die Studienleitung vor Ort übernahmen Anne Bauer, Andreas Hecht und René Schäfer. Als Couponmanagerin wurde Christina Boes eingesetzt. Interviewer/innen waren Frederik Fischer, Ornella Gessler, Julia Kautkrämer, Anna Kuhlmann, Anne Kulemann, Lisa Nagel, Thomas Szynkiewicz und Marc Waller. Die Blutentnahmen, die Probenvorbereitung und die Laboruntersuchungen führten Thomas Botschek, Sabrina Dick, Doris Mercier und René Schäfer durch. Herr Dr. Hans Kimont vom Mobilen Medizinischen Dienst des Gesundheitsamtes der Stadt Köln wurde als Studienarzt eingesetzt. Er hat sich freundlicherweise darüber hinaus bereit erklärt, Personen mit im Rahmen der Studie neu entdeckten Infektionen zur Nachtestung und weiteren infektiologischen Versorgung an entsprechende Ärzte weiter zu vermitteln. Allen danken wir vielmals! Auch beim Check-Up-Team der Kölner Aids-Hilfe, die das Team der Testberater/innen bei der Studieneinrichtung geschult hat, möchten wir uns herzlich bedanken. Als Testberater/innen wurden im SKM e.V. Anne Bauer, Sabrina Dick, Viola Hoffmann, René Schäfer und Christine Vetten eingesetzt. Ein besonderer Dank geht an die Labore des RKI: Dr. Claudia Kücherer, PD Dr. Norbert Bannert (FG18, HIV und andere Retroviren) und Prof. Claus-Thomas Bock (FG15, Virale Gastroenteritis- und Hepatitiserreger und Enteroviren) und ihren Teams danken wir für die Testung und Befundung der Blutproben und für ihre Kooperationsbereitschaft unter teils schwierigen Bedingungen bei nicht vorhersagbaren Probenzahlen und wechselnder Probenqualität. Einigen Kolleginnen und Kollegen im FG34 des RKI (HIV/AIDS und andere sexuell oder durch Blut übertragbare Infektionen) gebührt unser Dank für die konzeptionelle und wissenschaftliche Unterstützung der Studie, darunter Dr. Matthias an der Heiden, Serdar Danis, Martyna Gassowski, Dr. Ulrich Marcus, Stine Nielsen, Claudia Santos-Hövener, Ramona Scheufele und Benjamin Wenz. Serdar Danis als Studienassistent wurde von wechselnden studentischen Mitarbeiter/innen unterstützt: Rieke Barbek, Maria Friedrich, Nicole Hecht und Benjamin Jentzsch, dafür herzlichen Dank! 3 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Vielen Dank an das RKI für die Förderung der Pilotierung 2011 in Berlin und Essen, an die Leitung der Abteilung für Infektionsepidemiologie, Dr. Osamah Hamouda, für die Unterstützung der Studie und die tatkräftige Hilfe bei der Pilotphase durch eine Vielzahl von engagierten Mitarbeiter/innen und Studierenden: Wei Cai, Maria Friedrich, Dr. Ulrich Marcus, Sami Marzougi, Doreen Nitschke, Eva Pederson, Ramona Scheufele, Claudia Santos-Hövener, Judith Stumm, Andrea Teti, Benjamin Wenz und Weidong Zhang. Im Rahmen der Pilotstudie führte das Nationale Referenzzentrum für Hepatitis C in Essen die Vorarbeiten, Testvalidierungen und die Testungen für die Studienstädte Berlin und Essen durch,- dafür gilt unser herzlicher Dank insbesondere Prof. Stefan R Ross. Als Berater/innen bei der Konzeption und logistischen Planung und Durchführung der ersten Pilotierung sowie bei der Entwicklung und PreTestung des Fragebogens waren Kerstin Dettmer und Astrid Leicht von Fixpunkt Berlin e.V. sowie Dirk Schäffer, Deutsche AIDS-Hilfe, eine große Hilfe. Ohne ihre Unterstützung und Expertise hätte die DRUCKStudie nicht so erfolgreich durchgeführt werden können. Unser Dank gilt in dem Rahmen auch dem Engagement und der Geduld aller an der Pilotierung in Berlin beteiligten Mitarbeiter/innen von Fixpunkt, die die logistischen Schwierigkeiten der ersten Pilotierung getragen haben. Schließlich haben Prof. Heino Stöver (Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit) und Dr. Heike Zurhold (Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg) bei der Anpassung des Fragebogens nach der Pilotierung mitgewirkt,- vielen Dank! Dem Bundesministerium für Gesundheit danken wir für die Förderung der Hauptstudie von März 2012 bis Januar 2016. Schließlich möchten wir uns bei allen Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmern herzlich für das uns entgegengebrachte Vertrauen bedanken! Berlin, Juli 2015 Dr. Ruth Zimmermann Studienleiterin der DRUCK-Studie am RKI Dr. Viviane Bremer Leiterin des Fachgebietes „HIV/AIDS u. a. sexuell oder durch Blut übertragbare Infektionen“, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Robert Koch-Institut 4 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Inhaltsverzeichnis Danksagung ................................................................................................................................................... 3 I Tabellenverzeichnis ..................................................................................................................................... 7 II Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................................ 8 III Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................................................. 9 1 Zusammenfassung ............................................................................................................................... 10 2 Hintergrund und Public Health-Relevanz der DRUCK-Studie .............................................................. 12 3 Ziele ..................................................................................................................................................... 14 4 Methoden ............................................................................................................................................ 14 5 4.1 Studiendesign .............................................................................................................................. 14 4.2 Einschlusskriterien....................................................................................................................... 14 4.3 Pilot- und Hauptstudie ................................................................................................................ 14 4.4 Fragebogen .................................................................................................................................. 15 4.5 Stichprobenberechnung für die Gesamtstudie ........................................................................... 15 4.6 Rekrutierung von Studienteilnehmer/innen ............................................................................... 16 4.7 Serologische und molekularbiologische Untersuchungen .......................................................... 16 4.8 Interventionen im Rahmen der DRUCK-Studie ........................................................................... 17 4.9 Studienablauf .............................................................................................................................. 17 4.10 Ethikvotum und Datenschutz ...................................................................................................... 18 4.11 Dateneingabe und Datenvalidierung .......................................................................................... 19 4.12 Operationalisierung von Indikatoren .......................................................................................... 19 4.13 Generelle Aspekte der statistischen Analyse .............................................................................. 21 4.14 RDS-adjustierte Ergebnisse ......................................................................................................... 21 Ergebnisse............................................................................................................................................ 22 5.1 Überblick über die Ergebnisse der Gesamtstudie in acht Städten .............................................. 22 5.2 Ergebnisse der DRUCK-Studie Köln ............................................................................................. 26 5.2.1 Soziodemographische Charakteristika der untersuchten Stichprobe ..................................... 29 5.2.2 Drogenbezogenes Verhalten, Sexualverhalten und Hafterfahrung ........................................ 35 5.2.3 HIV-, HCV-, HBV-Infektionsstatus, Testverhalten und Behandlung ........................................ 50 5.2.4 Gesundheitsversorgung und Zugang zum medizinischen System .......................................... 61 5.2.5 Wissen und Informationsquellen zu HIV, HBV und HCV ......................................................... 64 Wissen zu HIV, HBV, HCV, ihrer Übertragung und Prävention ............................................................... 64 5 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 5.2.6 Gründe für die Studienteilnahme und Inanspruchnahme von Zusatzangeboten der DRUCK-Studie .......................................................................................................................................... 68 6 Diskussion ............................................................................................................................................ 70 6.1 Limitationen der Studie ............................................................................................................... 70 6.2 Zusammenfassende Einschätzung der stadtspezifischen Ergebnisse ......................................... 72 7 Präventions- und Handlungsfelder, die sich aus den Ergebnissen der DRUCK-Studie ergeben ......... 77 8 Literatur ............................................................................................................................................... 79 9 Anhang................................................................................................................................................. 83 Charakteristika der einzelnen Starter-Personen in Köln Teilnahmecoupon Fragebogen 6 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln I Tabellenverzeichnis Tab. 1: Definitionen und Operationalisierungen ......................................................................................... 20 Tab. 2: Ergebnisse der DRUCK-Gesamt-Studie (n=2077) ............................................................................ 23 Tab. 3: Spanne der erreichten mittleren Wissensscores der Hauptstudie mit Standardabweichung (SD) in den gebildeten Kategorien .......................................................................................................................... 25 Tab. 4: Alter beim ersten i.v.-Konsum und Konsumjahre nach Geschlecht ................................................ 37 Tab. 5: Merkmale zu Konsumgewohnheiten nach Geschlecht ................................................................... 38 Tab. 6: Am häufigsten injizierte Substanzen in den letzten 30 Tagen nach Geschlecht ............................. 38 Tab. 7: Konsumierte Substanzen in % (alle Konsumarten) nach Zeiträumen ............................................. 39 Tab. 8: Konsumort und Konsumpartner/innen in den letzten 30 Tagen nach Geschlecht (n=260, Mehrfachantworten möglich) ..................................................................................................................... 40 Tab. 9: Sexualpartner/innen und Kondomgebrauch nach Geschlecht ....................................................... 46 Tab. 10: Merkmale zur Inhaftierung für die gesamte Stichprobe und nach Geschlecht ............................ 47 Tab. 11: I.v.-Konsum in Haft nach Geschlecht............................................................................................. 48 Tab. 12: Gemessener und berichteter HIV-Status sowie berichtete Angabe zur antiretroviralen Behandlung (n=322) .................................................................................................................................... 50 Tab. 13: Berichtetes HIV-Testverhalten (n=322) ......................................................................................... 51 Tab. 14: HCV-Infektionsstatus (gemessener Status) (n=322)...................................................................... 53 Tab. 15: HCV-Testverhalten (n=322) ........................................................................................................... 54 Tab. 16: HBV-Status und HBV-Impfung ....................................................................................................... 57 Tab. 17: Anzahl der Mono- und Ko-Infektionen .......................................................................................... 59 Tab. 18: Jemals diagnostizierte Erkrankungen und Infektionen der Studienteilnehmer/innen in Köln (n=322) ........................................................................................................................................................ 61 Tab. 19: Angaben zu aktuellen und bisherigen Behandlungen der Drogenabhängigkeit nach Geschlecht 63 Tab. 20: Prozentuale Verteilung der Antworten zu den einzelnen Wissens-Items (n=322) ....................... 64 Tab. 21: Erreichte mittlere Wissensscores mit Standardabweichung in den gebildeten Kategorien ......... 66 Tab. 22: Inanspruchnahme des HIV-Schnelltests und des Kurzberatungsangebots (n=322)...................... 69 7 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln II Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Studienablauf der DRUCK-Studie .................................................................................................... 18 Abb. 2: Anzahl der Studienteilnehmer/innen je Studientag (n=322) .......................................................... 27 Abb. 3: Netzwerk der erreichten Studienteilnehmer/innen (n=322).......................................................... 28 Abb. 4: Geburtsregionen der Studienteilnehmer/innen (n=322) ............................................................... 29 Abb. 5: Altersverteilung (in %) der Studienteilnehmer/innen (n=322) ....................................................... 30 Abb. 6: Lebensunterhalt in den letzten 12 Monaten (n=322, Mehrfachantworten möglich) .................... 31 Abb. 7: Wohnort der Teilnehmer/innen in Köln (n=322) ............................................................................ 32 Abb. 8: Häufigster Aufenthaltsort der TN (n=319, Mehrfachantworten möglich) mit Angabe von Einrichtungen mit Spritzentauschprogrammen und Spritzenautomaten in Köln ....................................... 33 Abb. 9: Detaillierte Ansicht – Zentrum. Häufigster Aufenthaltsort der TN in Köln (n=319, Mehrfachantworten möglich) ..................................................................................................................... 34 Abb. 10: Zeitraum der besuchten Drogenhilfeeinrichtungen (n=321)........................................................ 35 Abb. 11: Häufigste besuchten Einrichtungen der iv-Drogenkonsumenten (n=315, Mehrfachantworten möglich) ....................................................................................................................................................... 36 Abb. 12: Konsumarten je Substanz ............................................................................................................. 40 Abb. 13: Unsafe use-Verhalten (gruppiert) in den letzten 30 Tagen bei TN mit berichtetem i.v.-Konsum in den letzten 30 Tagen (n=263) ..................................................................................................................... 41 Abb. 14: Unsafe use-Verhalten (detailliert) in den letzten 30 Tagen bei TN mit berichtetem i.v.-Konsum in den letzten 30 Tagen (n=263) ..................................................................................................................... 42 Abb. 15: Hauptquelle für sterile Nadeln/Spritzen in den letzten 30 Tagen bei TN mit berichtetem i.v.Konsum in den letzten 30 Tagen (n=263).................................................................................................... 43 Abb. 16: Berichtete Verfügbarkeit von sterilen Nadeln im Verhältnis zur berichteten Anzahl der Injektionen je TN (Köln) (n=247) ................................................................................................................. 44 Abb. 17: Bezugsquellen von Kondomen (n=215, Mehrfachantworten möglich) ........................................ 46 Abb. 18: Art der Säuberung von getauschten Spritzen/ Nadeln in Haft (n=32, Mehrfachantworten möglich) ....................................................................................................................................................... 49 Abb. 19: Häufigste Orte der HIV-Testung (n=295, Mehrfachantworten möglich) ...................................... 52 Abb. 20: HCV-Serostatus nach Alter, Migrationsstatus, Haftdauer und Konsumdauer.............................. 54 Abb. 21: Orte der häufigsten HCV-Testung (n=197, Mehrfachantworten möglich) ................................... 55 Abb. 22: Gründe für Nicht-Behandlung einer HCV-Infektion (n=136) ........................................................ 56 Abb. 23: Hepatitis B-Serostatus nach Alter, Geschlecht, Konsumdauer und Substitution ......................... 58 Abb. 24: Letzter Ort der HBV-Impfungen (n=138) ...................................................................................... 59 Abb. 25: Netzwerk der erreichten Studienteilnehmer/innen nach HIV-HCV-Infektionsstatus in Köln (n=322) ........................................................................................................................................................ 60 Abb. 26: Am häufigsten besuchte Einrichtung zur med. Versorgung in den letzten 12 Monaten (n=322) 62 Abb. 27: Wichtigste Informationsquellen zur Hepatitis und HIV (n=305; Mehrfachantworten möglich) .. 67 Abb. 28: Gründe für die Teilnahme an der Studie (n=322, Mehrfachantworten möglich)......................... 68 8 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln III Abkürzungsverzeichnis ART Antiretrovirale Therapie BtmG Betäubungsmittelgesetz DBDD Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht DBS Dried Blood Spots DNA Desoxyribonukleinsäure DRUCK Drogen und chronische Infektionskrankheiten HBV Hepatitis B Virus HCV Hepatitis C Virus HIV Humanes Immundefizienz-Virus i.v. intravenös IVD i.v.-Drogengebraucherinnen und i.v.-Drogengebraucher MW Mittelwert OST Opioidsubstitutionstherapie PCR Polymerasekettenreaktion (polymerase chain reaction) PEP Postexpositionsprophylaxe RDS Respondent driven sampling RKI Robert Koch-Institut RNA Ribonukleinsäure SD Standardabweichung SKM e.V. Sozialdienst katholischer Männer STIKO Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut TN Teilnehmerinnen und Teilnehmer der DRUCK-Studie 9 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 1 Zusammenfassung Hintergrund: Bei intravenös (i.v.) konsumierenden Drogengebraucher/innen (IVD) sind Infektionen mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV), Hepatitis C (HCV) und Hepatitis B (HBV) deutlich stärker als in der Allgemeinbevölkerung verbreitet. Regionale Studien in Deutschland aus den Neunziger Jahren und Anfang der Zweitausender Jahre zeigen hohe Neuinfektionsraten und sehr hohe Prävalenzen insbesondere für HCV von 50–80%. Auch die HIV-Prävalenz ist mit 3–6% unter IVD hoch. Obwohl die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI) eine HBV-Immunisierung für IVD empfiehlt, zeigen ältere regionale Untersuchungen niedrige Impfquoten bei dieser Gruppe. Um Seroprävalenzdaten für HIV, HBV und HCV sowie damit gekoppelte Daten zu Wissen, Risiko- und Präventionsverhalten von IVD in Bezug auf die Infektionen zu erfassen, wurde 2011 vom RKI die DRUCK-Studie („Drogen und chronische Infektionskrankheiten“), ein multizentrischer Sero- und Verhaltenssurvey unter IVD, initiiert. Die Ergebnisse sollen in gezielte Präventionsempfehlungen zum Schutz vor HIV und Hepatitiden bei IVD einfließen. Der vorliegende Bericht enthält die Ergebnisse der DRUCK-Studie Köln aus dem Jahr 2013. Methoden: IVD, die innerhalb der letzten 12 Monate in Köln Drogen gespritzt haben und mindestens 16 Jahre alt waren, wurden von April bis Mai 2013 durch ein modifiziertes Schneeballverfahren (Respondent driven sampling) rekrutiert und in einer Kölner Einrichtung der Drogenhilfe untersucht. Neben einem ausführlichen fragebogengestützten Interview wurden Kapillarblutproben auf Filterpapier getropft und anonym auf Marker für HIV, HCV und HBV untersucht. Den Teilnehmern/innen (TN) wurde ein anonymer HIV-Schnelltest angeboten, zusätzlich bestand die Möglichkeit, sich die Ergebnisse der HIV- und HCV-Testungen in einem Beratungsgespräch abzuholen. Ergebnisse: Unter den 322 untersuchten IVD, medianes Alter 41 Jahre, 23% Frauen, und 21% nicht in Deutschland geboren, hatten 82% innerhalb der letzten 30 Tage Drogen injiziert, wobei Heroin (85%) und Benzodiazepine (59%) die am häufigsten aktuell konsumierten Substanzen waren, gefolgt von Kokain (47%). 39% berichteten, aktuell Material beim Drogenkonsum mit anderen geteilt zu haben. Hafterfahrung wurde von 82% berichtet mit einer mittleren Gesamthaftdauer von 5 Jahren. 29% der jemals Inhaftierten gaben i.v.-Drogenkonsum in Haft an. Die Seroprävalenz von HIV betrug 2%, von HCV 71%, wobei eine aktive Infektion mit nachweisbarer Virus-RNA in 43% vorlag. HIV-HCV-Koinfektionen lagen in 3/5 HIV-positiven Fällen vor. Die HBV-Prävalenz lag bei 26%, darunter waren vier aktive Infektionen (1,2%). Die Anti HBs-Seroprävalenz als Marker einer Impfung betrug 25%. 49% wiesen keine HBV-Marker auf und waren somit suszeptibel für eine Infektion. In der Wissensabfrage zeigte sich die Notwendigkeit für eine gezielte Wissensvermittlung, insbesondere bei weniger bekannten Übertragungswegen von HCV, zur HBV-Impfung und zur HIV-Therapie und Postexpositionsprophylaxe. 65% der TN nahmen eine Kurzberatung aufgrund von Wissensdefiziten oder ihres Wunsches nach einer Testergebnismitteilung oder Schnelltestung in Anspruch. Die Akzeptanz des HIV-Schnelltestangebotes 10 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln lag bei 1% der TN, allerdings war dieses Angebot aus organisatorischen Gründen nur an anderen Tagen /zu anderen Zeiten als die Studiensprechstunde verfügbar. Schlussfolgerungen: Die hohe HIV-und HCV-Prävalenz und die niedrige HBV-Impfprävalenz der Kölner Studienpopulation zeigen die Notwendigkeit intensivierter Präventionsstrategien, verstärkter Impfangebote und des besseren Zugangs zur Therapie von Infektionen, insbesondere HCV. Die Möglichkeit der Testung von und Beratung zu Infektionskrankheiten sowie ein HIV-Schnelltestangebot in Einrichtungen der Drogenhilfe hat sich als gut akzeptiert erwiesen und sollte in ein Regelangebote überführt werden. Der Kontakt von IVD mit dem medizinischen System (z.B. im Rahmen von Opioidsubstitutionstherapie/ Haftaufenthalten) sollte zur Prävention, Testung, Beratung, Impfung sowie die Überweisung in eine Behandlung von Infektionen bei IVD besser genutzt werden. Multivariate Analysen zur Identifikation von schützenden und Risiko-Faktoren werden für die Gesamtstudienpopulation durchgeführt und separat publiziert. 11 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 2 Hintergrund und Public Health-Relevanz der DRUCK-Studie Die Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) schätzt auf der Basis von Zahlen aus Behandlung, Polizeikontakten und Drogentoten die Zahl problematischer Konsumenten von Heroin im Jahr 2012 in Deutschland auf zwischen 62.000 und 203.000 Menschen(1). Unter „problematischem Drogenkonsum“ wird der „intravenöse oder lang andauernde/regelmäßige Konsum von Opioiden, Kokain oder Amphetaminen“ verstanden (2). Dies entspricht einer Prävalenz von 1,1 bis 3,8 pro 1.000 Einwohner unter den 15-64 Jährigen (1). Genauere Angaben zur Zahl der intravenös Drogen konsumierenden Menschen (IVD) in Deutschland existieren nicht. Bei IVD sind Infektionen mit Hepatitis B (HBV), Hepatitis (HCV) und dem humanen Immundefizienzvirus (HIV) deutlich stärker als in der Allgemeinbevölkerung verbreitet. Für Deutschland sind aus regionalen Studien oder Untersuchungen von „convenience samples“ (willkürliche Stichproben) einer bestimmten Einrichtung zum Teil Seroprävalenzen bestimmt und teilweise nur der selbstberichtete Infektionsstatus analysiert worden. Die meisten dieser Seroprävalenz-Studien wurden in den Neunziger Jahren und Anfang der Zweitausender Jahre (1991 – 2003) durchgeführt und zeigen hohe Neuinfektionsraten und sehr hohe Prävalenzen insbesondere für HCV von 50–80%. Auch die HIV-Prävalenz ist mit 3–6% unter IVD hoch (3-7). HBV ist eine impfpräventable Erkrankung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI empfiehlt diese Impfung u.a. für Drogenkonsumenten (8). Es liegen keine umfassenden Daten über den Anteil der Geimpften und damit über die Umsetzung der STIKO-Empfehlung unter IVD vor. IVD sind aufgrund des teilweise gemeinsamen Gebrauchs von Injektionsutensilien durch blutübertragene Infektionen stark gefährdet. Zusätzliches riskantes Verhalten wie zum Beispiel Sexarbeit können das Risiko für den Erwerb von Infektionen erhöhen. Durch die hohe Stabilität von HCV ist beim Drogenkonsum, bzw. bei der Vorbereitung der Injektion, nicht nur das Teilen von Spritzen und Nadeln risikobehaftet. Auch das Auskochen und Weitergeben von Filtern, die gemeinsame Benutzung eines Wassergefäßes sowie das Teilen von Löffeln oder eines kontaminierten Stauschlauches können ein Risiko darstellen (9). Die Verhaltensweisen werden mit dem Begriff „unsafe use“ zusammengefasst. Das Teilen von Sniefröhrchen kann durch Mikroverletzungen der Nasenschleimhaut eine HCV-Übertragung begünstigen (10). Da eine Hepatitis C häufig asymptomatisch oder unspezifisch verläuft und sehr häufig chronifiziert, die Hepatitis B in einem geringeren Ausmaß ebenfalls, liegen Folgekrankheiten wie Leberzirrhose und Leberzellkarzinom bei einem großen Anteil von Drogenkonsumenten vor (11). Modellierungen zufolge ist in den kommenden Jahren eine zunehmende Krankheitslast durch Spätfolgen von viralen Hepatitiden zu erwarten, die in westeuropäischen Ländern zu einem großen Teil durch frühere Infektionen bei IVD bedingt ist. Es wird angenommen, dass weltweit 27 % aller Fälle von Leberzirrhose und 25 % der Fälle von hepatozellulärem Karzinom auf Hepatitis C zurückzuführen sind (12). Da die meisten Infektionen in der Vergangenheit übertragen wurden, sind Prävalenzdaten geeignet, um die tatsächliche Größe des Problems einzuschätzen (13). 12 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Obwohl in den 2010 aktualisierten Leitlinien (14) Drogenkonsum nicht mehr als Kontraindikation für eine HCV-Therapie definiert ist und sich eine HCV-Therapie gerade bei Opioidsubstituierten als gut machbar erwiesen hat, werden IVD häufig nicht als Kandidaten für eine antivirale Therapie erwogen (15, 16). Als Gründe wurden neben Ko-Morbiditäten und der Annahme einer eingeschränkten Compliance auch die Sorge vor Nebenwirkungen der Interferon/Ribavirin-Therapie genannt. Seit kurzem haben sich die Behandlungsoptionen der Hepatitis C deutlich verbessert. Neue Medikamente, die hohe Heilungsraten versprechen bei deutlich besserer Verträglichkeit, kürzeren Therapieregimen und mit teilweise rein oralen Applikationsformen, sind bereits zugelassen oder stehen kurz vor der Zulassung. Von diesen neuen Therapieregimen können auch IVD, insbesondere Personen, die sich in einer Opioidsubstitutionstherapie (OST) befinden, profitieren. Illegalisierung von Drogenbesitz, -konsum und -verkauf und die damit einhergehende Beschaffungskriminalität und -prostitution führen dazu, dass IVD von Teilen der Gesellschaft stigmatisiert und ausgegrenzt werden. Verarmung und Verelendung sowie das häufige Vorkommen von psychiatrischen Ko-Erkrankungen erhöhen das Risiko der sozialen Ausgrenzung. Abhängig von der lokalen Drogenpolitik herrschen in manchen Städte Drogenszenen an festen oder wechselnden Orten vor. In restriktiven Settings geht die Vertreibung der Szene sogar so weit, dass sich sog. „Wohnzimmerszenen“ bilden und der Drogenkonsum zu Hause, und damit unerreichbar für die Prävention abläuft. Eine andere Auswirkung ist das Aufsuchen versteckter Orte zum Drogenkonsum und des unsicheren Konsums mit dem erhöhten Risiko von Drogennotfällen, Überdosierung und Zunahme des unsafe use Verhaltens (17). Vulnerable Gruppen mit einem illegalisierten Verhalten wie IVD sind daher teilweise für Maßnahmen der Prävention, aber auch für Studien schwer erreichbar. Einrichtungen der Drogenhilfe werden von bestimmten Personen, nicht von der gesamten Szene einer Stadt genutzt. Ein Convenience sample einer Einrichtung beispielsweise gibt ein Bild der Klientel einer Einrichtung, nicht jedoch aller Konsumenten einer Stadt. Wegen des regelmäßigen Bezugs zur Szene zum Erwerb von Drogen, des Zusammenhalts gegen z.B. Polizeirazzien usw. sind IVD jedoch in der Regel untereinander gut vernetzt. Diese soziale Vernetzung lässt sich für die Rekrutierung von IVD (oder auch anderer Gruppen) im Rahmen von Erhebungen nutzen, wie auch im Rahmen der DRUCK-Studie (s. Abb. 3 Rekrutierung von Studienteilnehmer/innen). IVD als vulnerable Gruppe mit einem stigmatisierten und illegalisierten Verhalten haben zwar von der Einführung von Nadel- und Spritzentauschprogrammen und der Opioidsubstitutionstherapie (OST) profitiert, jedoch scheinen die derzeitigen Maßnahmen zur Bekämpfung und Prävention von Infektionskrankheiten in dieser Gruppe nicht auszureichen. Die DRUCK-Studie soll dazu beitragen, die Datenlage diesbezüglich zu aktualisieren und Lücken in der Prävention bei IVD zu identifizieren. 13 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 3 Ziele Ziele der DRUCK-Studie waren zum einen die Bestimmung der Seroprävalenz von HIV, Hepatitis C (HCV) und Hepatitis B (HBV) bei IVD in verschiedenen deutschen Städten mit einer größeren Zahl von Drogen gebrauchenden Menschen, zum anderen die detaillierte Erfassung des infektionsbezogenen Risiko- und Präventionsverhaltens von IVD. Darüber hinaus sollte deren Wissen zu Merkmalen, Übertragungswegen und Präventionsmöglichkeiten in Bezug auf diese Infektionskrankheiten erfasst werden. Übergeordnetes Ziel der Gesamtstudie war die Fokussierung gezielter Präventionsempfehlungen zum Schutz vor HIV und Hepatitiden bei IVD in Deutschland. 4 Methoden 4.1 Studiendesign In einer Querschnittsstudie wurden Seroprävalenzen und Infektionsmarker für HIV, HBV und HCV sowie die Hepatitis B- Impfprävalenz bei IVD in Köln als Teil einer bundesweiten Studie in acht Städten erhoben. Damit verknüpft fand eine Befragung zu Wissen, Einstellungen und Risiko- und Präventionsverhalten der Studienteilnehmer/innen in Bezug auf die genannten Infektionen statt. 4.2 Einschlusskriterien Alle Personen, die zum Zeitpunkt der Teilnahme mindestens 16 Jahre alt waren und innerhalb der letzten 12 Monate in der jeweiligen Studienstadt Drogen injiziert hatten, waren teilnahmeberechtigt. Dazu gehörten auch Personen, die aktuell in OST waren, aber injizierenden Beikonsum berichteten oder ehemals Substituierte. Jede Person konnte nur ein Mal teilnehmen. Die Teilnahme an der Studie war unabhängig vom Infektionsstatus möglich. Die Teilnahme war freiwillig und anonym und setzte das dokumentierte Einverständnis der TN, voraus. TN wurden nur eingeschlossen, wenn sie sowohl eine Blutprobe abgaben als auch das fragebogengestützte Interview absolvierten. 4.3 Pilot- und Hauptstudie Die Studie wurde im Jahr 2011 zunächst in Berlin pilotiert. Nach einer Evaluierung erfolgten Anpassungen für eine zweite Pilotierung in Essen, wo verschiedene Interventionen (Schnelltestangebot, Beratung im Rahmen der Studie) der reinen Datenerhebung hinzugefügt wurden. Beide Pilotierungen wurden aus Forschungsmitteln des Robert Koch-Instituts finanziert. Die Hauptstudie, die von April 2012 bis März 2015 mit Sonderforschungsmitteln des Bundesministeriums für Gesundheit gefördert wurde, begann im April 2012 mit einem Studienauftakttreffen (Bericht des Treffens erhältlich unter www.rki.de/druck-studie). In der Folge wurde die DRUCK-Studie von 2012 bis 2014 in den Städten Leipzig, Frankfurt am Main, Köln, Hannover, München und Hamburg durchgeführt. Für Auswertungen 14 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln der Gesamtstudie wurden alle acht Städte, soweit die Datenerhebung eine Vergleichbarkeit zulässt, betrachtet. Ein Abschlusstreffen der Studie fand im Februar 2015 statt. 4.4 Fragebogen Der standardisierte Fragebogen wurde vor Beginn der DRUCK-Pilotstudie im Jahr 2010/11 in Zusammenarbeit mit Expertinnen des Berliner Drogenhilfe-Trägers Fixpunkt e.V. und der Deutschen AIDS-Hilfe nach Empfehlungen der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction, EMCDDA) entwickelt. Er wurde mit dem Bundesministerium für Gesundheit, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der DBDD und dem European Centre for Disease Prevention and Control abgestimmt und in mehreren Runden nach Pre-Testung vor Studienbeginn angepasst. Der Fragebogen besteht aus insgesamt 149 Fragen, gegliedert in die folgenden Themenbereiche im Fragebogen Prüfung der Einschlusskriterien und Netzwerkgröße Behandlung einer Drogenabhängigkeit Drogenkonsum und konsumierte Substanzen Konsumpartner/innen und Unsafe use, Zugang zu sauberen Spritzen und Kanülen Sexpartner und Kondombenutzung Wissen zu HIV und Hepatitiden, Übertragung und Prävention Haft und i.v.-Konsum in Haft HIV und Hepatitis-Testungen und Infektionsstatus Gesundheitsversorgung allgemein Demographische Charakteristika Die Abfrage von Wissen zu den untersuchten Infektionskrankheiten, ihren Übertragungswegen und den Präventionsmöglichkeiten wurde nach der Pilotierung der DRUCK-Studie mit Experten diskutiert und grundlegend geändert. In der Hauptstudie erfolgte die Abfrage von Wissen nicht mehr in Form von Fragen, sondern in Form von wahren Aussagen, die den TN auch als solche präsentiert wurden und zu denen sie nur angeben sollten, ob sie den Inhalt der wahren Aussage ‚vorher wussten‘, ‚nicht genau wussten‘ oder ob ihnen diese Aussage völlig ‚neu war‘. Dadurch konnten TN während der Datenerhebung ihre Wissensdefizite erkennen und erhielten eine Intervention in Form einer wahren Aussage. Zusätzlich wurde den TN angeboten, eine gezielte Kurzberatung mit geschultenm Personal zu den aufgezeigten Wissenslücken im Anschluss an das Interview in Anspruch zu nehmen. 4.5 Stichprobenberechnung für die Gesamtstudie Um sicherzustellen, dass die Anzahl der Untersuchten hoch genug war, um statistisch signifikante Unterschiede in Bezug auf die Prävalenz von HBV, HCV, HIV in verschiedenen Subgruppen ermitteln zu können, wurde die Stichprobengröße berechnet. Da erwartet wurde, dass die Seroprävalenz von HIV am niedrigsten ist, erfolgte die Berechnung der Stichprobengröße für die DRUCK-Studie bezüglich HIV. 15 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Aufgrund der bisherigen Studienergebnisse erwarteten wir eine Prävalenz von ca. 4%. Die Stichprobe sollte so groß sein, dass im Falle einer wahren Prävalenz von 4% das 95%-Konfidenzintervall der geschätzten Prävalenz mit einer Power von 90% innerhalb des Intervalls von 2,5% bis 5,5% liegt. Falls die wahre Prävalenz bei 5% liegt, sollte das 95%-Konfidenzintervall der geschätzten Prävalenz mit einer Power von 90% innerhalb des Intervalls von 3,5% bis 7% liegen. Dazu benötigten wir eine minimale Gesamt-Stichprobengröße von 2.033 TN für die Gesamtstudie. 4.6 Rekrutierung von Studienteilnehmer/innen Die Rekrutierung erfolgte mit der Methode des Respondent driven sampling (RDS). Hierbei handelt es sich um ein modifiziertes Schneeballverfahren, bei dem Studienteilnehmer/innen weitere TN für die Studie anwerben können. Die Methode wurde erstmals von Heckathorn als Möglichkeit zum „randomwalk durch die Zielpopulation“ beschrieben (18). Über sogenannte „seeds“ (Keimlinge), Starterpersonen, die von geschultem Personal aus möglichst verschiedenen Einrichtungen, in denen sie angebunden sind, ausgewählt werden, starten die Rekrutierungsketten. Jede teilnehmende Person kann über ein Gutscheinsystem bis zu drei weitere TN rekrutieren, wobei durch die Vergabe von Nummern die einzelnen Rekrutierungsketten und die Position einer jeden Person in der Kette nachvollziehbar sind. Die Methode sieht vor, dass sowohl die Teilnahme an der Studie wie auch die erfolgreiche Anwerbung weiterer Personen belohnt werden. Indem man die Zufallswahrscheinlichkeit, an der Studie teilzunehmen, gewichtet und bei der statistischen Analyse berücksichtigt, kann durch die RDS-Methode die Repräsentativität einer Erhebung erhöht werden. In die Berechnung der Gewichtungen geht die Größe des sozialen Netzwerks einer jeden teilnehmenden Person ein. In der DRUCK-Studie wurden die Starterpersonen durch geschultes Personal in verschiedenen Drogenhilfe-Einrichtungen (Konsumräume, Drogenberatungsstellen) rekrutiert. Dabei wurde versucht, mit den Starterpersonen bereits ein breites Spektrum an Charakteristika (z.B. hinsichtlich Geschlecht, Alter, Migrationshintergrund, Aufenthaltsort, Hauptsubstanz, Infektionsstatus usw.) abzudecken, um möglichst unterschiedliche Personen zu erreichen. Die Kriterien wurden vorab festgelegt, und entsprechende Personen wurden gezielt angesprochen. Über die Vergabe von Gutscheinen und Gratifikationen wurden über diese Seeds weitere TN in einer zweiten, dritten usw. „Rekrutierungswelle“ für die Teilnahme gewonnen. 4.7 Serologische und molekularbiologische Untersuchungen Die Seroprävalenz von Infektionsmarkern für HIV, HBV und HCV wurde bei den TN aus getrockneten Blutstropfen (Dried Blood Spots, DBS) bestimmt. DBS, die auf spezielle Filterkarten getropft werden, können nach Trocknung mit der Post als Brief versandt werden und können für einige Wochen bei Raumtemperatur gelagert werden. Folgende Parameter wurden bestimmt: HIV: HIV-ELISA , wenn positiv: Immunoblot 16 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Hepatitis B: HBV- Polymerasekettenreaktion (PCR), Anti-HBc, Anti-HBs, (HBs-Antigen: nur Berlin und Essen), Hepatitis C: HCV-Ribonukleinsäure (RNA), Anti-HCV (Immunoassay), wenn Anti-HCV reaktiv und RNA negativ: Anti-HCV-Immunoblot Die Testvalidierungen und Durchführung der serologischen Untersuchungen aus DBS führte das nationale Referenzzentrum für Hepatitis C in Essen im Rahmen der Pilotierung 2011 durch. Die Ergebnisse der Validierung wurden von Ross et al. ausführlich beschrieben (19). Die Untersuchungen im Rahmen der Hauptstudie wurden von zwei Laboren im RKI durchgeführt. Die Testung auf HIV führte das Fachgebiet für HIV und Retrovirologie (FG18) durch, die Untersuchungen auf Hepatitis B und C das Fachgebiet Virale Gastroenteritis- und Hepatitiserreger und Enteroviren (FG15). Die Anpassungen im Rahmen der Hauptstudie sind ausführlich beschrieben (20). 4.8 Interventionen im Rahmen der DRUCK-Studie Über die reine Datenerhebung hinaus wurden ab Pilotstudienstadt 2 (Essen) in die DRUCK-Studie mehrere Angebote für TN und die durchführenden Einrichtungen im Sinne einer Intervention integriert: den TN wurde neben der Möglichkeit, die Testergebnisse der Studientestungen für HIV und HCV zwei Wochen nach Blutentnahme im Rahmen eines ärztlichen Gesprächs zu erfahren, die Option eines anonymen, kostenlosen HIV-Schnelltestes (Vikia HIV 1/2, Biomerieux) incl. Beratungsgespräch angeboten. Das Ergebnis des HIV-Schnelltestes konnten die TN in einem persönlichen ärztlichen Beratungsgespräch erfahren. Ein reaktives Schnelltestergebnis wurde durch eine venöse Blutprobe nachgetestet. Zusätzlich wurde Personal der durchführenden Drogenhilfeeinrichtung von RKIMitarbeiter/innen und der lokalen AIDS-Hilfe geschult, um im Rahmen der Studie (und in der Folge) als Testberater/innen zu fungieren. Eine gezielte Kurzberatung zu Wissensdefiziten, die sich im Interview zeigten, wurde den TN auch unabhängig von der Testung auf Infektionskrankheiten angeboten. Auch in dieser Hinsicht wurden die TestberaterInnnen der Drogenhilfeeinrichtungen geschult. 4.9 Studienablauf Potentielle TN, die von anderen Personen für die Teilnahme an der Studie angeworben wurden, wurden zunächst hinsichtlich der Erfüllung der Einschlusskriterien geprüft. Für die Teilnahme war ein gültiger Teilnahmecoupon, den die Person von einem früheren TN erhalten und mitgebracht hatte, zwingend erforderlich. Nach Prüfung der Einschlusskriterien erläuterte die Studienleitung vor Ort Bedeutung und Inhalt der Studie. Es folgte das Unterzeichnen der Einverständniserklärung, die mit der Teilnehmernummer versehen war. Auch alle weiteren Studiendokumente wurden mit der Teilnehmernummer beklebt. Es schloss sich das Fragebogen-gestützte Interview an. Darin wurde auch geklärt, ob der/die TN seine/ihre Testergebnisse in einem persönlichen Gespräch erfahren möchte. Außerdem wurde dem/der TN die Durchführung eines HIV-Schnelltestes angeboten. Wenn Schnelltest 17 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln oder spätere Abholung der Testergebnisse gewünscht wurde, folgte die Test-Vorberatung, ein persönliches Risiko-Assessment mit ausgebildeten Testberater/innen. Wenn nein, folgte ohne Beratungsgespräch die Abnahme von Kapillarblut für die Studientestungen im Labor. Falls ein HIVSchnelltest gewünscht wurde, wurde dieser im Anschluss durchgeführt. Die Studienteilnahme war nach der Blutentnahme beendet, so dass die TN im Anschluss die Aufwandsentschädigung (10€) abholen konnten. TN erhielten dort auch bis zu drei weitere Teilnahme-Coupons, die sie im Bekanntenkreis an geeignete Personen verteilen sollten. Für die erfolgreiche Anwerbung weiterer TN wurde eine Geldprämie in Höhe von 5€ pro erfolgreich geworbener Person gezahlt. Im Fall eines HIV-Schnelltestes konnte der TN eine halbe Stunde später sein Testergebnis im Rahmen eines persönlichen Gesprächs mit dem ärztlichen Personal erfahren. Bei einem reaktiven Schnelltestergebnis wurde venöses Blut abgenommen, sachgerecht verpackt, und per Kurier zur Bestätigungstestung an das HIV-Studienlabor des RKI geschickt. Der Ablauf ist in folgender Abbildung verkürzt schematisch dargestellt: Abb. 1: Studienablauf der DRUCK-Studie 4.10 Ethikvotum und Datenschutz Vor Teilnahme an der Studie wurde den TN Ablauf und Bedeutung der Studie mündlich und schriftlich erläutert. Ihr Einverständnis mit der Datenerhebung, der Blutentnahme für die serologische Testung und der Analyse und Veröffentlichung der Ergebnisse der Studie wurde per Unterschrift (durch den TN selbst bzw. durch mündliches Einverständnis und Unterschrift durch den Studienleiter) auf der Einwilligungserklärung dokumentiert. 18 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Die DRUCK-Pilotstudie wurde am 04.05.2011 der Ethikkommission der Charité vorgestellt. Das positive Votum für die Durchführung des Projekts wurde am 27.06.2011 schriftlich erteilt (EA4/036/11). Das Amendment der DRUCK-Hauptstudie wurde am 7.11.2012 an die Ethikkommission der Charité gesendet, und am 19.11.2012 positiv beschieden. Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit stimmte der Studie mit Datum vom 19.04.2011 (III-401/008#0035) und den Änderungen im Rahmen der Hauptsstudie am 29.11.2012 zu (III-401/008#0035). 4.11 Dateneingabe und Datenvalidierung Zur Eingabe der erhobenen Daten wurde eine Eingabemaske in der Software EpiData (Version 3.1) entwickelt. Die Dateneingabe erfolgte doppelt zur Identifizierung von Falscheingaben. Falscheingaben wurden in 2,1% der eingegebenen Fragebögen gefunden. Die Ergebnisse der Labortestungen für HIV, Hepatitis B und C wurden aus der Labordatenbank nach Excel exportiert. Beide Datensätze wurden dann in das Statistikprogramm Stata importiert und über den numerischen Identifier verknüpft. Der Gesamtdatensatz enthält 520 Variablen. Aus den verschiedenen Testkonstellationen des Labordatensatzes wurden nach einem Algorithmus Bewertungsvariablen geschaffen. Weitere 47 Variablen wurden neu erstellt bzw. abgeleitet. Plausibilitätskontrollen und Prüfung auf Vollständigkeit erfolgten bereits in EpiData. Alle Fragebögen waren vollständig. Für alle befragten Personen lagen Testergebnisse für HIV, HBV und HCV vor. Weitere Plausibilitätskontrollen wurden im Gesamtdatensatz in STATA und RDS-Analysis durchgeführt. 4.12 Operationalisierung von Indikatoren Im Folgenden zeigen wir auf, wie wir Informationen aus einzelnen Variablen zusammengeführt haben um komplexere Konzepte darzustellen. So wird z.B. das Konsumalter aus den Angaben zum Geburtsmonat und-jahr und dem Alter beim ersten Drogenkonsum errechnet. 19 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Tab. 1: Definitionen und Operationalisierungen Konsumalter errechnet aus der Angabe zum Monat und Jahr der Geburt und dem Alter beim ersten i.v.-Drogenkonsum sexuelle Orientierung operationalisiert durch die Frage nach dem Geschlecht der befragten Person und das Geschlecht ihrer Sexualpartner, dabei wurden heterosexuelle Kontakte von bisexuellen (mindestens ein männlicher und ein weiblicher Sexpartner in den letzten 12 Monaten) und homosexuellen Kontakten (sowohl Mann-Mann als auch Frau-Frau) unterschieden Anbieten oder Inanspruchnehmen von Sexarbeit Die Frage nach Anbieten oder Inanspruchnehmen von Sexarbeit (Sex im Tausch gegen Geld oder Drogen) wurde nach der Pilotierung der Studie grundsätzlich geändert, da direkte Fragen nach Sexarbeit kaum beantwortet wurden (schambesetztes Thema). Daher wurde beschlossen, die Frage indirekt zu stellen und nur nach der Häufigkeit des Kondomgebrauchs bei Sex im Tausch gegen Drogen oder Geld zu fragen. Die Antwortoption „hatte ich nicht“ wurde interpretiert als: “keine Sexarbeit“ und die Antwortoptionen „nie“, „selten“, „manchmal“ und „immer“ wurden gewertet als Angabe von Anbieten oder Inanspruchnehmen von Sexarbeit (in den letzten 12 Monaten). Haftdauer Errechnet aus den Gesamthaftmonaten und –Jahren in verschiedenen Haftarten Zahl der Injektionen in den letzten 30 Tagen errechnet aus der Zahl der Konsumtage (E3b) und der Zahl der Injektionen an einem normalen Konsumtag (E3c) „sichere Injektionen“ und „unsicheren Injektionen“ in den letzten 30 Tagen Generiert aus der Zahl der Injektionen in den letzten 30 Tagen abzüglich der Zahl der in den letzten 30 Tagen zur Verfügung stehenden sterilen und unbenutzten Spritzen und Nadeln Unsafe Use Zusammengesetzte Variable aus den abgefragten selbst gefährdenden Verhaltensweisen wie „von anderen gebrauchte Spritzen/Nadeln zu benutzen“, „von anderen gebrauchte Filter oder Löffel zu benutzen“, „Wasser zu teilen“ und andere Personen gefährdende Verhaltensweisen („Wasser zu teilen“, „Spritzen/Nadeln nach dem Gebrauch an andere weiterzugeben“ und „Filter oder Löffel nach dem Gebrauch an andere weiterzugeben“) Gründe für eine NichtBehandlung der Hepatitis C Freitextantworten wurden kategorisiert Abfrage und Operationalisierung von Wissen Zur Ermittlung des Wissens, das IVD bezüglich HIV, Hepatitis B und C aufweisen, wurden in den sechs Städten der Hauptstudie den Studienteilnehmer/innen im Interview 25 wahre Aussagen zum Wissen über HIV, Hepatitis B und C sowie zu Übertragungswegen und Präventionsmöglichkeiten vorgelesen. Die Teilnehmer/innen wurden gebeten anzugeben, ob sie den Sachverhalt bereits kannten, dieser ganz neu für sie sei oder ob sie sich nicht sicher waren. Für die Auswertung wurden die Wissens-Aussagen thematisch in sechs Kategorien eingeordnet. Die Kategorien untergliedern die Aussagen in 20 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln erregerspezifische und erregerübergreifendes Wissen sowie Wissen zu Übertragungswegen und Behandlungsmöglichkeiten. Es wurde ein Score gebildet, der in den einzelnen Kategorien die Antwort „wusste ich“ zusammenfasst, wobei ein Score von 10 bedeutet, dass alle Teilnehmer alle Aussagen dieser Kategorie mit „wusste ich“ beantwortet haben. 4.13 Generelle Aspekte der statistischen Analyse Unter Zuhilfenahme deskriptiver Statistik sind in Kapitel 5.2 Ergebnisse der DRUCK-Studie Köln dargelegt und erläutert. Sofern nicht anders im Text angegeben, beziehen sich die Prozentangaben bzw. Prozentauswertungen der Ergebnisse auf die Anzahl derjenigen TN, die auf die Frage geantwortet hat. Zudem wurden bei Teilanalysen verschiedene Sub-Gruppen verglichen, wobei immer nach Geschlecht stratifiziert wurde und je nach Fragestellung auch nach Alter, Herkunftsregion, Substitutionsstatus, i.v.Konsumdauer oder dem Infektionsstatus der TN. Die deskriptiven Analysen wurden mit dem Statistikprogramm Stata und mit MS Excel durchgeführt. 4.14 RDS-adjustierte Ergebnisse Mit der RDS-Methode ist eine Form der Adjustierung der Studienergebnisse verbunden, die verschiedenen Annahmen und Limitationen mit sich bringt. Die RDS-adjustierten Ergebnisse und ein methodischer Hintergrund zur RDS-Methode werden in wissenschaftlichen Publikationen zur DRUCKStudie publiziert. Im vorliegenden Städtebericht werden die Daten der erreichten Studienpopulation ungewichtet ausgewertet und dargestellt. 21 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 5 Ergebnisse 5.1 Überblick über die Ergebnisse der Gesamtstudie in acht Städten Zwischen Mai 2011 und Juli 2014 wurden insgesamt 2077 TN aus acht Städten (Berlin, Essen, Leipzig, Frankfurt/Main, Köln, Hannover, München, Hamburg) in die Studie eingeschlossen. Die Ergebnisse der DRUCK-Studie zeigen deutliche Unterschiede zwischen den insgesamt acht Studienstädten und bilden die Verschiedenheit der Drogenszenen ab. Sowohl in der Alters- und Sozialstruktur, den primär konsumierten Substanzen als auch in der Prävalenz der getesteten Infektionen sind die Unterschiede deutlich erkennbar. In Tab. 2 und im folgenden Text werden die Ergebnisse in Form einer Spanne der Studienstädte (minimaler und maximaler Wert der Studienstädte) vorgestellt. Eine ausführlichere deskriptive Darstellung der Ergebnisse ist im Epidemiologischen Bulletin 22/2015 publiziert (21). Der Anteil der Frauen unter den Studienteilnehmer/innen lag zwischen 19% und 35%, während der Anteil der nicht in Deutschland Geborenen von 9% bis 31% reichte. Der Anteil jüngerer IVD (<25 Jahre) war in allen Städten bis auf Leipzig gering und lag zwischen 2% und 27%. Zwischen 31% und 66% der TN waren zum Zeitpunkt der Befragung in Substitutionstherapie. Ein hoher Anteil der IVD gab an, bereits obdachlos (53% - 77%) und mindestens einmal im Leben inhaftiert (73% - 86%) gewesen zu sein. 18% bis 39% der jemals Inhaftierten gaben an, in Haft auch Drogen gespritzt zu. In den Städten zeigten sich zudem unterschiedliche Drogenkonsummuster (Drogenkonsum in den letzten 30 Tagen vor der Befragung), von denen im Folgenden eine Auswahl vorgestellt wird: Während Heroin von den IVD in allen Städten zum Zeitpunkt der Befragung sehr häufig konsumiert wurde (57% - 85%), gab es deutliche Unterschiede beim Konsum von Crack, Crystal und Kokain je nach Stadt. Der Anteil der CrackKonsumenten lag zwischen 0,4% und 72%, der Anteil der Crystal-Konsumenten zwischen 0% und 67% und der Anteil der Kokain-Konsumenten zwischen 18% und 80%. Der Amphetamin-Konsum (7% - 19%) spielte gegenüber dem Konsum von Benzodiazepinen (40% - 59%) in allen Städten eine deutlich geringere Rolle. Der Konsum von nicht ärztlich verordneten Methadon/Polamidon (26% - 34%) und Buprenorphin/Subutex (7% - 35%) verdeutlicht die Unterschiedlichkeit der Konsummuster der IVD. Auch das berichtete Unsafe use-Verhalten schwankt deutlich zwischen den Studienstädten. TN, die in den letzten 30 Tagen Drogen injiziert hatten, gaben an, in 17% - 39% der Fälle in diesem Zeitraum täglich injiziert zu haben. Beim i.v.-Konsum in den letzten 30 Tagen berichteten zwischen 5 und 22%, Spritzen und/oder Nadeln mit anderen geteilt zu haben, 33 bis 44%, andere Utensilien wie Filter, Pfännchen oder Wasser geteilt zu haben. Von 37 bis 49% der TN je nach Stadt wurde berichtet, mindestens eine dieser Unsafe use-Verhaltensweisen innerhalb der letzten 30 Tage praktiziert zu haben. 22 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Tab. 2: Ergebnisse der DRUCK-Gesamt-Studie (n=2077) Soziodemographie Spanne der Städte (%) (Min.- Max. Wert) Frauen 18,5 - 35,3 Nicht in Deutschland geboren 9,2 - 30,6 Junge IVD (<25Jahre) 2,1 - 26,9 Obdachlosigkeit (jemals) 52,8 - 76,9 Hafterfahrung (jemals) 72,8 - 85,8 Injizierender Drogenkonsum Haft (jemals) 17,8 - 39,3 Substitutionstherapie (jemals) 54,6 – 88,5 Substitutionstherapie (aktuell) 30,8 - 65,8 Substanzkonsum* (30-Tages-Prävalenz) Heroin 56,8 - 85,4 Kokain 17,7 - 79,9 Crack 0,4 - 71,6 Crystal 0,0 - 67,4 Amphetamine 7,1 - 19,0 Benzodiazepine 39,5 - 58,7 Methadon/Polamidon** 26,2 – 34,2 Buprenorphin/Subutex** 6,5 - 34,9 Infektionsstatus (HIV, HCV, HBV) HIV positiv 0,0 - 9,1 HCV-Prävalenz (abgelaufene oder aktive/chronische Infektion) 42,3 - 75,0 HCV RNA positiv (aktive/chronische Infektion) 23,1 - 54,0 HBV positiv (aktive/chronische Infektion) 0,3 - 2,5 HBV-Prävalenz (Anti HBc oder HBsAg/HBV-DNA) 4,6 - 33,0 Hepatitis B geimpft (Anti HBs) 15,1 - 52,4 HBV suszeptibel (weder geimpft noch infiziert) 15,9 - 69,2 * alle Konsumformen **Als nicht ärztlich verordnete Substanzen; Ergebnisse beziehen sich nur auf die Studienstädte Leipzig, Frankfurt, Köln, Hannover, München und Hamburg, da diese Substanzen in Berlin und Essen nicht ausschließlich zum Beikonsum abgefragt wurden. Deutliche Unterschiede zeigten sich auch in der Prävalenz der untersuchten Infektionskrankheiten (s. Tab. 2). Die HIV-Prävalenz unter IVD schwankte in den Studienstädten zwischen 0 und 9%. Die Hepatitis C-Prävalenz bewegte sich in den Studienstädten zwischen 42 und 75%. Die HCV-RNA-Prävalenz betrug 23 bis 54%. Somit sind bis zu 54% der untersuchten IVD von einer aktiven, potentiell behandlungsbedürftigen Hepatitis C betroffen, die infektiös ist und auf andere Personen übertragen 23 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln werden kann. Die Hepatitis B-Impfprävalenz, gemessen durch Nachweis von Anti HBs, lag zwischen 15 und 52%. Infektionsmarker für den Nachweis einer durchgemachten HBV-Infektion wurden bei 5 bis 33% gefunden. Trotz bestehender Hepatitis B Impfempfehlung der STIKO für injizierende Drogengebraucher/innen zeigten 16 bis 69% weder eine durch abgelaufene Infektion noch durch Impfung erworbene Immunität gegen Hepatitis B. Die Daten zeigen die Notwendigkeit intensivierter Präventionsstrategien und verstärkter Impfangebote für IVD. Der erreichte mittlere Wissensscore bezüglich HIV, Hepatitis B und C, deren Übertragung, Prävention und Behandlung (s. Tab. 3) für alle Aussagen reicht in den sechs Städten von 7,1/10 bis 7,9/10. Betrachtet man die einzelnen Kategorien, ergeben sich stark variierende Wissensscores. Das allgemeine Wissen zu HIV, Hepatitis B und C ist mit 8,9/10 bis 9,3/10 relativ hoch. In dieser Kategorie wurde allgemeines Wissen zu den drei Infektionen, zu gemeinsamen Übertragungsmöglichkeiten und Schutzmöglichkeiten abgefragt. Aussagen zu Hepatitis waren in diesem Bereich weniger gut bekannt als Aussagen zu HIV. Etwas geringer fiel mit 7,0/10 bis 9,0/10 der Score für das allgemeine Wissen zu HCV aus. Besser bekannt waren HCV Übertragungswege, die sich auf Spritzen, Nadeln und Blut bezogen. Es ergab sich ein Score von 8,3/10 bis 8,8/10. Hier werden die Erfolge von Interventions- und Aufklärungsprogrammen zur Notwendigkeit des Spritzen- und Nadeltauschs und zum Blutbewusstsein unter IVD deutlich. Spezifischeres Wissen zu HCV Übertragungsmöglichkeiten beim Drogenkonsum hingegen war weniger präsent, der Score betrug in dieser Kategorie lediglich 6,6/10 bis 8,0/10. Vor allem die HCVInfektionsmöglichkeit beim Sniefen, aber auch durch die gemeinsame Benutzung von Filtern und Wasser sind nicht ausreichend bekannt. Noch weniger ausgeprägt war das Wissen zu HBV, speziell zum Thema Impfen. Hier reicht der Score in den einzelnen Städten lediglich von 5,9/10 bis 6,8/10. Die Kategorie zur HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP)/ HIV-Behandlung war mit einem Score von nur 2,8/10 bis 4,5/10 der Bereich mit dem niedrigsten Score. Weder die Existenz einer PEP, noch die konkrete Durchführung waren ausreichend bekannt. 24 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Tab. 3: Spanne der erreichten mittleren Wissensscores der Hauptstudie mit Standardabweichung (SD) in den gebildeten Kategorien Mittl. Wissensscore SD (Min/Max der Städte) (Min/Max der Städte) Alle Aussagen 7,1 - 7,9 1,3 – 1,7 Allgemeines Wissen zu HIV, Hepatitis B und C 8,9 - 9,3 1,1 -1,6 Allgemeines Wissen zu HCV 7,0 - 9,0 1,9 – 3,0 Allgemeines Wissen zur HCV Übertragung 8,3 – 8,8 2,0 – 2,3 Spezifisches Wissen zur HCV Übertragung 6,6 – 7,7 2,7 – 3,3 Allgemeines Wissen zu HBV 5,9 - 6,7 2,9 – 3,2 Wissen zur PEP/HIV-Behandlung 2,8 - 4,5 3,3 – 3,6 Über die Ergebnisse der erhobenen Daten hinaus zeigt die DRUCK-Studie auch die hohe Akzeptanz von Angeboten der Testung auf Infektionsmarker von HIV, HBV und HCV und der Beratung in Einrichtungen der Drogenhilfe, insbesondere in Form von kurzen, gezielten Interventionen. Das HIV-Schnelltestangebot während der DRUCK-Studie wurde in den verschiedenen Städten von bis zu 50% der Teilnehmer/innen angenommen. 25 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 5.2 Ergebnisse der DRUCK-Studie Köln In Köln wurde als Kooperationspartner für die Durchführung der DRUCK -Studie eine Einrichtung des Trägers Sozialdienst katholischer Männer e.V. (SKM e.V.) gewonnen. Am 07.03.2013 fand ein gemeinsames Vorbereitungstreffen von Vertreter/innen des RKI und der Leitung von SKM e.V. in den Räumlichkeiten von SKM e.V. in Köln statt. Aufgrund der zentralen Lage am Hauptbahnhof ist die Einrichtung sowohl für Drogengebraucher/innen aus Köln als auch für Drogenkonsument/innen aus der Umgebung gut erreichbar. Zudem befinden sich in dem Gebäude eine Obdachlosenhilfe und eine Übernachtungsnotschlafstelle, die auch von IVD in Anspruch genommen werden. Fragebogen und Interview wurden auf Empfehlung der Kölner Kooperationsparter nur in deutscher Sprache angeboten. Die Datenerhebung fand vom 05.04. - 28.05.2013 an vier Tagen pro Woche statt. Die Studienzeiten wurden montags und dienstags von 13:30 bis 16:30 sowie donnerstags und freitags von 13:30 bis 17:30 abgehalten. In diesem Studienzeitraum konnte an 30 Studientagen die Datenerhebung für die DRUCKStudie durchgeführt werden. Eine Übersicht über die erreichten TN je Studientag zeigt Abb. 2. Unmittelbar vor Beginn der Rekrutierungsphase wurden alle Mitarbeiter/innen, die an der DRUCK-Studie beteiligt waren, für ihre jeweiligen Funktionen (Studienleiter/in, Couponmanager/in, Testberater/in, Interviewer/in und Studienärzt/in) von Mitarbeiter/innen des RKI geschult. Die zweitägige Schulung wurde am 04. und 05. April 2013 in den Büroräumen in der Komödienstr. 6-8 von SKM e.V. durchgeführt. Vorausgegangen war bereits eine mehrstündige Schulung für die zukünftigen Testberater/innen von SKM e.V. durch Mitarbeiter/innen des Check-Up Teams der schwulen Gesundheitsagentur der Kölner AIDS-Hilfe e.V. Rekrutierungsergebnisse Um für die DRUCK-Studie in Köln eine möglichst repräsentative und heterogene Gruppe von IVD zu erreichen, war die sorgfältige Auswahl der ersten 10-15 Starter-Personen (so genannten „Seeds“) besonders wichtig. Vor Beginn der Datenerhebung wurden verschiedene Einrichtungen und Träger der Drogenhilfe in Köln über die DRUCK-Studie informiert und um Unterstützung bei der Auswahl von Starter-Personen gebeten. Folgende Einrichtungen in Köln wurden angefragt, sich an der Vorauswahl von Starter-Personen zu beteiligen: Vision e.V., Haus Schmalbeinstraße, Drogenhilfe in Köln gGmbh, Wohntraining Nippes sowie weitere Wohnhilfeeinrichtungen in verschiedenen Bezirken Kölns. Nachdem alle Vorschläge zu Starter-Personen der verschiedenen Einrichtungen bzw. Träger der Drogenhilfe in Köln an das RKI versandt wurden, konnte in Absprache mit der Studienleitung in Köln eine Auswahl getroffen werden. Die ausgewählten „Starter-Personen“ waren die ersten TN, die weitere Personen aus ihren sozialen Netzwerken als Studienteilnehmer/innen rekrutieren konnten. Folgende Kriterien für die Auswahl von Starter-Personen wurden festgelegt: (1) intravenöser Drogengebrauch in den letzten 12 Monaten 26 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln (2) lebt aktuell in Köln oder Umgebung oder konsumiert in Köln (3) hat Thema und Methoden der DRUCK-Studie verstanden und ist in der Lage, sie anderen Personen zu erklären (4) zudem mussten die Starter-Personen über ein gutes soziales Netzwerk (von anderen IVD) verfügen, die auch innerhalb der letzten 12 Monate Drogen injiziert haben. Außerdem sollten die Starter-Personen möglichst unterschiedlich hinsichtlich folgender Kriterien sein: Geschlecht, Alter, Substanzkonsum, selbstberichteter HIV-Status, Hafterfahrungen, Erfahrung mit Sexarbeit, Muttersprache (z.B. russisch, englisch, deutsch etc.). Insgesamt wurden 12 Personen (8 Männer und 4 Frauen) als Starter-Personen eingesetzt werden. Sieben Personen rekrutierten weitere Studienteilnehmer/innen, die wiederum erfolgreich ihre Gutscheine verteilten, so dass von ihnen ausgehend ein großes Netzwerk erreicht werden konnte. Mit den anderen Starter-Personen wurden lediglich kleinere Netzwerke in die Studie eingeschlossen, da die Rekrutierungsketten frühzeitig abbrachen. (Vgl. Abb. 3). Anzahl erreichter Studienteilnehmer/innen Abb. 2: Anzahl der Studienteilnehmer/innen je Studientag (n=322) 15 10 5 0 5.4 8.4 9.4 11.4 12.4 15.4 16.4 18.4 19.4 22.4 23.4 25.4 26.4 29.4 30.4 2.5 3.5 6.5 7.5 10.5 13.5 14.5 16.5 17.5 21.5 23.5 24.5 27.5 28.5 Anzahl der Teilnehmer/innen 20 Studientage 27 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Netzwerk der erreichten Studienteilnehmer/innen In der folgenden Abbildung entspricht jeder Punkt einem TN. Die größeren Punkte sind die StarterPersonen, von denen jeweils die Rekrutierungsketten ausgehen. Abb. 3: Netzwerk der erreichten Studienteilnehmer/innen (n=322) Eine Übersicht der einzelnen Starter-Personen in Köln befindet sich im Anhang. Insgesamt wurden in Köln 322 TN rekrutiert. Während des Rekrutierungsprozesses in Köln mussten vier Personen aus der Auswertung ausgeschlossen werden. Gründe hierfür waren: jeweils zwei Personen gaben an keinen i.v.Drogengebrauch in den letzten 12 Monaten gehabt zu haben und zwei Personen berichteten nicht drogenabhängig zu sein. Nach der Datenerhebung präsentierte das RKI am 04.07.2013 in Köln dem Studienteam erste vorläufige Studienergebnisse, die gemeinsam diskutiert wurden. Darüber hinaus fand eine Evaluation der Studiendurchführung statt, die genutzt wurde, um Verbesserungsvorschläge für den Studienablauf in der Folgestadt zu gewinnen. Dazu erhielten alle beteiligten Mitarbeiter/innen der Drogenhilfeeinrichtungen die Möglichkeit, sich vor der Veranstaltung anhand eines Evaluationsfragebogens anonym zur Zusammenarbeit zu äußern. Im Rahmen der Evaluation konnten die Mitarbeiter/innen sich zu den Schulungen, der logistischen Durchführung der Studie und zur Akzeptanz sowie zum Ablauf der Studie äußern. 28 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 5.2.1 Soziodemographische Charakteristika der untersuchten Stichprobe Geschlecht, Geburtsland und Alter Von den 322 in die Datenauswertung eingeschlossenen Personen waren 73 ‚Frauen‘ (23%) und 249 ‚Männer‘ (77%). 21% (67 TN) wurden ‚nicht in Deutschland geboren‘. Die häufigsten Herkunftsländer außer Deutschland waren die Türkei (13 TN), Iran (13 TN), Polen (10 TN) und Italien (6TN). Einen Überblick über die Geburtsregionen der Befragten gibt Abb. 4. Abb. 4: Geburtsregionen der Studienteilnehmer/innen (n=322) 1% 2% 9% Deutschland (n=255) 5% Westeuropa (n=14) 4% Zentraleuropa (n=15) 79% Nachfolgestaaten der Sowjetunion (n=7) Naher Osten (n=28) Sonstige* (n=3) *Australien, Kongo, Mosambique Unter den in Deutschland Geborenen (255 TN) hatten insgesamt 50 Personen mindestens ein Elternteil, das nicht in Deutschland geboren wurde. Diese 50 TN sind somit Migrant/innen der zweiten Generation. Insgesamt waren 117 der 322 TN (36%) Migrant/innen der ersten oder zweiten Generation. Das mediane Alter der TN lag bei 41 Jahren, der jüngste TN war 18 Jahre alt, der älteste 62. Der Großteil der TN war älter als 30 Jahre (87%). Die Altersverteilung der Studienpopulation zeigt Abb. 5. 29 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Abb. 5: Altersverteilung (in %) der Studienteilnehmer/innen (n=322) 50% 39% 40% 34% 30% 20% 15% 9% 10% 1% 3% 0% Jünger als 20J. 20-24J. 25-30J. 31-40J. 41-50J. 50J.+ Schul- und Berufsausbildung 40% der TN hatte einen ‚Hauptschulabschluss‘ und 23% einen ‚Realschulabschluss‘. Von 16% der TN wurde als höchster Schulabschluss ‚Abitur‘ angeben, und 21% hatten ‚keinen Schulabschluss‘. In Bezug auf den höchsten Ausbildungsabschluss gaben mehr als die Hälfte der TN an, ‚keinen Berufs- oder Schulabschluss‘ zu haben (54%), während 43% eine ‚abgeschlossene Lehre‘ hatten. Ein geringer Anteil der Befragten hatte einen ‚Meisterabschluss oder abgeschlossenes Hochschulstudium‘ (3%). Lebensunterhalt Bei der Frage nach dem Lebensunterhalt sollten bis zu zwei Haupteinkommensquellen der letzten 12 Monate angegeben werden. Ihren Lebensunterhalt finanzierten die meisten TN in den letzten 12 Monaten durch den Erhalt von ‚Hartz IV‘ (80%), einige durch den Erhalt von ‚Arbeitslosengeld I‘ (3%). Eine ‚Grundsicherung oder Erwerbslosigkeitsrente‘ erhielten 13% der Teilnehmer. 17% der TN gab an, einer ‚regelmäßigen Arbeit oder Nebentätigkeit‘ nachzugehen. Weitere Einkommensquellen waren ‚Dealen‘, ‚Betteln‘, ‚Diebstahl‘, ‚Sexarbeit‘ sowie ‚Flaschensammeln‘, ‚Schwarzarbeit‘, ‚Arbeit in Haft‘ oder die ‚Unterstützung durch die Familie‘ (Abb. 6). 30 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Abb. 6: Lebensunterhalt in den letzten 12 Monaten (n=322, Mehrfachantworten möglich) Hartz IV/Arbeitslosengeld (n=265) Betteln/Fahrkarten/Flaschen/Trödel (n=50) Diebstahl (n=44) Rente/Grundsicherung (n=41) Verkauf von Drogen (n=32) Aushilfsjob (n=29) Regelmäßiger Job (n=25) Unterstützung Familie (n=19) Schwarzarbeit (n=16) Zeitungsverkauf (n=11) Eingliederungsmaßnahme (n=8) Sex gegen Geld (n=8) Arbeit in Haft (n=6) Sozialleistung (n=5) Andere* (n=6) 82% 16% 14% 13% 10% 9% 8% 6% 5% 3% 2% 2% 2% 2% 2% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% * Andere: Taschengeld JVA (n=2), Selbstständig (n=1), Straßenmusiker (n=1), Marktforschung (n=1), Heilsarmee (n=1) Wohnsituation, Obdachlosigkeit und Kinder Bei der Frage nach der Wohnsituation in den letzten 12 Monaten waren die TN gebeten, ihre häufigste oder die am häufigsten vorkommenden Wohnsituationen der letzten 12 Monate anzugeben. Über die Hälfte der TN (62%) wohnte in den letzten 12 Monaten in einer ‚eigenen gemieteten Wohnung‘, weitere 15% gaben an, ‚bei Eltern, Verwandten oder Freunden‘ zu leben. 8% der TN waren in den letzten 12 Monaten ‚in Haft‘ untergebracht. 6% der Befragten gaben an, im letzten Jahr ‚Übernachtungsstellen oder Notunterkünfte‘ in Anspruch genommen zu haben und 11% gaben an, überwiegend obdachlos gewesen zu sein. Andere Angaben waren u.a. ‚Übergangswohnheime‘ (3%) und ‚Therapieeinrichtung (Reha/Fachklinik)‘ (2%). 68% der Befragten gaben an, jemals in ihrem Leben obdachlos gewesen zu sein, definiert als ‚mindestens eine Woche auf der Straße lebend‘. Insgesamt 28% der Befragten gaben an, ‚eigene Kinder unter 14 Jahren‘ zu haben. 12 der Befragten ‚lebten mit diesen in einem Haushalt‘. 31 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Wohn- und Hauptaufenthaltsort von IVD in Köln Alle TN haben die Frage zum Wohnort beantwortet. Die meisten TN (n=313, 97%) wohnen in Köln und neun TN (3%) gaben an, in vier verschiedenen Orten in der Umgebung zu wohnen. Abb. 7 zeigt die Verteilung von Wohnorten bei den TN in Köln. Abb. 7: Wohnort der Teilnehmer/innen in Köln (n=322) Zu der Frage „Außer dem Stadtteil, in dem Sie wohnen: In welchem Stadtteil halten Sie sich am meisten auf“ gaben 94 TN (29%) „Drogenszene am Hauptbahnhof“ und 70 TN (22%) „Drogenszene am Neumarkt“ an. Zusätzlich wurden Neustadt-Süd (n=40), Innenstadt (n=34), Kalk (n=34), Mühlheim (n=22), Ehrenfeld (n=21) sowie 17 andere Orte (n<14) erwähnt. Die Verteilung der häufigsten Aufenthaltsorte der TN in Köln sind in Abb. 8 und Abb. 9 dargestellt. Abb. 8 bildet auch die Standorte von Einrichtungen mit Spritzentauschprogrammen und Spritzenautomaten in Köln ab (Stand Nov. 2014). 32 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Abb. 8: Häufigster Aufenthaltsort der TN (n=319, Mehrfachantworten möglich) mit Angabe von Einrichtungen mit Spritzentauschprogrammen und Spritzenautomaten in Köln Die Daten zu den angegebenen Spritzentausch-Programmen sowie Spritzenautomaten basieren sowohl auf Angaben der DBDD (22) als auch auf eigenen Recherchen des RKI (23-29). Die sieben abgebildeten Standorte in Köln mit Spritzentauschangeboten sind: • • • • • • • SKM Köln - Kontakt- und Notschlafstelle - Bahnhofsvorplatz 2a - 50667 Köln SKM Köln Kontakt- und Beratungsstelle, Rothenkruger Straße 2a, 50825 Köln SKM Köln Kontakt- und Beratungsstelle Köln-Kalk Dieselstr. 17, 51103 Köln SKM Köln Drogenberatungsstelle Porz „Vor Ort“, Goethestraße 7, 51143 Köln-Porz Vision e. V. - Meschenich - Hochhaus "Am Kölnberg" Apartment 101, An der Fuhr 3, 50997 Köln Drogenhilfe Köln - Kontakt- und Gesundheitszentrum Café Victoria, Victoriastraße 12, 50668 Köln Auf Achse gGmbH: B.O.J.E. Gereonshof 36, 50670 Köln Die 12 abgebildeten Automaten in Köln sind: 1. AIDS-Hilfe Köln Alpener Platz, 50825 Köln-Ehrenfeld 2. AIDS-Hilfe Köln Ytzhak-Rabin-Platz, 50674 Köln - Am Trafohäuschen 3. AIDS-Hilfe Köln Ebertplatz, 50668 Köln - Ebertplatz - Theodor-Heuss-Ring - Theodor-Heuss-Ring / Parkanlage 4. AIDS-Hilfe Köln An der Fuhr, 50997 Köln-Meschenich - An der Fuhr / Höhe Parkhaus 5. AIDS-Hilfe Köln Haltestelle Porz, 51143 Köln - Porz - Philip-Reis-Str., Nähe KVB-Haltestelle PorzMarkt 33 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 6. AIDS-Hilfe Köln Neben der Stadthalle, Jan Wellem Straße,51065 Köln 7. AIDS-Hilfe Köln Liverpooler Platz, 50765 Köln-Chorweiler 8. AIDS-Hilfe Köln Geestemünder Straße, 50735 Köln-Niehl - Am Straßenstrich 9. VISION e.V. - Verein für innovative Drogenselbsthilfe Burgenlandstraße Deutzer Ring , 51105 Köln Humboldt - Deutzer Ring - Burgenlandstr. / Deutzer Ring 10. VISION e.V. Neuerburgstr 25, 51103 Köln - vor der Einrichtung Vision e.V. 11. 51065 Köln, Mühlheim - Jan-Wellem-Straße, Stadtpark Mühlheim / Nähe Stadthalle 12. 51103 Köln, Vingst - Ostheimer Str., vor der Bahnunterführung Abb. 9: Detaillierte Ansicht – Zentrum. Häufigster Aufenthaltsort der TN in Köln (n=319, Mehrfachantworten möglich) 34 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 5.2.2 Drogenbezogenes Verhalten, Sexualverhalten und Hafterfahrung Inanspruchnahme der niedrigschwelligen Drogenhilfe Im Rahmen der Datenerhebung wurden die TN zu dem zeitlichen Abstand ihres letzten Besuchs in einer Drogenhilfeeinrichtung befragt. Auf die Frage antworteten 321 TN. Der Großteil (81%) gab an, eine Drogenhilfeeinrichtung ‚innerhalb der letzten 30 Tage‘ besucht zu haben. Die zeitlichen Abstände der Inanspruchnahme der niedrigschwelligen Drogenhilfe sind in Abb. 10 aufgeführt. Im Rahmen der Rekrutierung gaben neun Personen an, noch nie eine Einrichtung der Drogenhilfe besucht zu haben. Acht dieser Personen sind männlich und eine Person ist weiblich. Zwei der Personen sind zwischen 28-30 Jahre alt, fünf Personen sind zwischen 35-45 Jahre alt und eine Person ist 54 Jahre alt. Drei Personen berichteten in Deutschland geboren zu sein, während zwei in Polen geboren wurden und je eine Person in Kasachstan, Tschechien, Marokko sowie im Kosovo. Drei der Personen geben an derzeit obdachlos zu sein. Abb. 10: Zeitraum der besuchten Drogenhilfeeinrichtungen (n=321) In den letzten 30 Tagen (n=261) 81% In den letzten 12 Monaten (n=36) 11% Vor mehr als 12 Monaten (n=15) 5% Keine Einrichtung besucht (n=9) 3% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% Nach der zeitlichen Abfrage der letzten besuchten Drogenhilfeeinrichtung wurde nach dem Namen der am häufigsten besuchten Einrichtung gefragt. Diese sind in untenstehender Abbildung mit dem jeweiligen prozentualen Anteil an Nennungen aufgeführt. 35 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Abb. 11: Häufigste besuchten Einrichtungen der iv-Drogenkonsumenten (n=315, Mehrfachantworten möglich) SKM** (n=72) SKM** Kontaktladen Hbf (n=46) Gesundheitsamt/ Diamorphinvergabe (n=25) Vision e.V. (n=21) Café Victoria (n=20) Betreutes Wohnen (n=16) Victoria (n=15) MEREAM*** (n=13) Rechtsrheinische Drogenhilfe (n=8) Methadon-Ambulanz Hunnenrücken (n=7) Substitutionsarzt (n=7) Bergisch Gladbach - Entgiftung (n=6) Victoriahaus (n=5) Keine Angabe (n=26) Andere* (n=28) 23% 15% 8% 7% 6% 5% 5% 4% 3% 2% 2% 2% 2% 8% 9% 0% 10% 20% 30% * Andere: Drogenhilfe Köln (n=4), LVR-Klinik Köln-Merheim (n=4), Kontaktladen (n=2), Vision in Kalk (n=2), PSB (Psychosoziale Begleitung (VISION e.V.) (n=2), Wohntraining Nippes (n=2), Substitutionsambulanz PSB bei Selvo (n=1), Drogenhilfe Mühlheim (n=1), VfG (Verein für Gefährdetenhilfe) Bonn (n=1), Diakonie Kontaktcafé (n=1), Boje (n=1), Oase Kontaktstelle Diakonie (n=1), Guliver (n=1), Therapie Viersen (n=1), AlexianerKrankenhaus/Substitution (n=1), Beckenheim (n=1), Einrichtung der JVA Köln (SKM) (n=1) und Drogenberatung in Haft (n=1) ** SKM: Sozialdienst katholischer Männer e.V. Köln *** MEREAM: Substitutionsambulanz Drogenkonsumgewohnheiten Im Median haben die TN erstmals mit 20 Jahren i.v. Drogen konsumiert. Ein TN konsumierte bereits mit 11 Jahren, während ein anderer im Alter von 54 Jahren zum ersten Mal Drogen injizierte. 80% der TN waren zwischen 15 und 31 Jahre alt, als sie mit dem i.v-Konsum begannen. Frauen begannen dabei ihren i.v-Konsum im Median ein Jahr früher als Männer (Median: 20 Jahre vs. 21 Jahre). Fast die Hälfte (45%) der TN war zum Zeitpunkt der ersten Injektion jünger als 20 Jahre. Bei den Frauen war sogar mehr als ein Drittel (37%) und bei den Männern mehr als ein Viertel (28%) nur 11 bis 17 Jahre alt. Die mediane i.v.-Konsumdauer lag zum Zeitpunkt der Befragung bei den TN bei 18 Jahren. Männer hatten im Median eine drei Jahre längere i.v.-Konsumdauer als Frauen (Median: 19 Jahre vs. 16 Jahre). Die meisten TN (81%) konsumierten bereits seit mehr als 10 Jahren. Männer waren hierbei mit 84% häufiger vertreten als Frauen (68%). 4% der Frauen und 3% der Männer haben erst innerhalb der letzten 36 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 2 Jahre mit ihrem i.v.-Drogenkonsum begonnen. Die Angaben zum Alter beim ersten i.v.-Konsum und zur Anzahl der Konsumjahre sind in Tab. 4 nach Geschlecht aufgelistet. Tab. 4: Alter beim ersten i.v.-Konsum und Konsumjahre nach Geschlecht Alter beim ersten i.v.-Konsum Median: 11-14 Jahre 15-17 Jahre 18-19 Jahre 20-25 Jahre 26-30 Jahre >30 Jahre Konsumjahre: Median: Spanne: ≤ 2 Jahre > 10 Jahre Gesamt (n=322) Männer (n=249) Frauen (n=73) 18 Jahre 10% 20% 15% 28% 17% 10% 21 Jahre 9% 19% 16% 27% 18% 10% 20 Jahre 14% 23% 10% 30% 12% 11% 19 Jahre 0-42 Jahre 3% 81% 19 Jahre 1-43 Jahre 3% 84% 16 Jahre 1-37 Jahre 4% 68% 82% (263 TN) gaben an, ‚in den letzten 30 Tage Drogen gespritzt‘ zu haben. Täglichen i.v.-Konsum in diesem Zeitraum hatten knapp ein Drittel (32%) dieser TN, während ein weiteres Drittel (33%) nur an ein bis vier Tagen Drogen in den letzten 30 Tagen injizierte. 95% (305 TN) beantworteten die Frage nach der Anzahl der Injektionen an einem normalen Drogenkonsumtag. 47% der TN konsumierten nach eigenen Angaben zwischen zwei oder drei Mal pro Tag. Einmal täglichen i.v.-Konsum berichtete hingegen nur ein Viertel der TN (27%). Die Frage nach Alkoholkonsum in Verbindung mit i.v.-Drogenkonsum beantworteten 45% der TN mit ‚regelmäßig‘, 27% mit ‚manchmal‘ und 28% mit ‚nie‘. Die Angaben finden sich in Tab. 5. 37 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Tab. 5: Merkmale zu Konsumgewohnheiten nach Geschlecht Anzahl i.v. Konsumtage in den letzten 30 Tagen täglich (30 Tage) 20-29 Tage 10-19 Tage 5-9 Tage 1-4 Tage Anzahl der Injektionen pro Tag 1 mal 2-3 mal 4-5 mal > 5 mal Alkoholkonsum in Verbindung mit Drogenkonsum nie manchmal regelmäßig Gesamt Männer Frauen (n=260) 31% 10% 16% 11% 33% (n=197) 32% 8% 14% 12% 34% (n=63) 25% 14% 22% 10% 29% (n=305) 27% 47% 16% 10% (n=235) 28% 46% 15% 11% (n=70) 24% 50% 17% 9% (n=317) 28% 27% 45% (n=246) 28% 28% 44% (n=71) 27% 25% 48% Injizierte Substanzen Die Frage nach der am häufigsten injizierten Substanz in den letzten 30 Tagen wurde wie folgt von den TN beantwortet: Am häufigsten wurde Heroin injiziert (73%), gefolgt von Kokain (25%) und anderen Substanzen (2%). Männer injizierten häufiger Heroin, während Frauen öfter Kokain spritzten. In Tab. 6 sind die am häufigsten injizierten Substanzen nach Geschlecht aufgelistet. Tab. 6: Am häufigsten injizierte Substanzen in den letzten 30 Tagen nach Geschlecht Heroin Kokain Andere Substanzen Gesamt % (n=252) 73% 25% 2% Männer % (n=192) 76% 22% 2% Frauen % (n=60) 65% 33% 2% Substanzkonsum (alle Konsumarten) Bei der Abfrage unter Berücksichtigung aller Konsumformen wurden „harte“ Drogen wie Heroin (85%) und Kokain (47%) in den letzten 30 Tagen am häufigsten konsumiert. Andere sehr häufig konsumierte Substanzen waren Alkohol (78%) und Marijuana (66%). Amphetamine wurden in den letzten 30 Tagen von 16% der TN konsumiert. Substitute als Beikonsum, wie Buprenorphin (7%) Methadon (34%) wurden zudem als weitere aktuell konsumierte Substanzen von den TN angegeben. Von 59% der TN wurden aktuell verschreibungspflichtige Benzodiazepine konsumiert, Opioid-Analgetika wie Tilidin/Tramadol und Fentanyl fielen mit 3% und 1% aktuell weniger ins Gewicht. Weitere Substanzen wie LSD, MDMA (z.B. Ecstasy), Methaphetamin (Crystal) und Crack wurden zwar für länger zurückliegende Zeiträume (länger 38 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln als 6 Monate her) in höheren Anzahlen angegeben, spielten jedoch bei der Betrachtung von aktuellen Konsummustern der TN keine Rolle. Substanzen wie Steroide/Anabolika sind in der Vergangenheit und auch in kürzer zurückliegenden Zeiträumen nur in sehr geringem Maße konsumiert worden (siehe Tab. 7). Tab. 7: Konsumierte Substanzen in % (alle Konsumarten) nach Zeiträumen N Heroin 322 Methadon* 322 Buprenorphin* 321 Kokain 321 Crack 322 Benzodiazepine 322 Amphetamine 322 Methamphetamin 322 Tilidin/Tramadol 322 Fentanyl 322 LSD 322 MDMA 322 Steroide/Anabolika 322 Marijuana 322 Alkohol 322 Andere 62 * nicht ärztlich verschrieben In den letzten 30 Tagen 85% 34% 7% 47% 2% 59% 16% 1% 3% 1% 1% 3% 0% 66% 78% - In den letzten 6 Monaten 10% 6% 5% 20% 1% 9% 7% 3% 6% 2% 3% 5% 0,3% 8% 4% - Vor > 6 Monaten 4% 11% 20% 27% 16% 15% 49% 9% 19% 5% 54% 44% 4% 19% 10% - Nie konsumiert 0,3% 49% 69% 6% 81% 18% 29% 87% 73% 91% 42% 47% 95% 7% 7% - 62 TN gaben an, auch weitere Substanzen konsumiert zu haben. Zu diesen Angaben wurde jedoch keine Zeitangabe des letzten Konsums erhoben. Unter den berichteten Substanzen waren u.a. Halluzinogene (insbesondere Psilocybinhaltige Pilze oder Stechäpfel, (24 TN)), andere Opiate, Schnüffelstoffe, Antidepressiva, Neuroleptika sowie andere Medikamente. Substanzkonsum nach Applikationsformen Auf die Frage nach der häufigsten Konsumform der jeweiligen Substanz zeigte sich, dass Heroin von 74% der TN injiziert und nur zu geringen Anteilen geraucht oder gesnieft wurde. Reines Kokain wurde zu 75% injiziert, zu 10% gesnieft und zu 14% geraucht. Methadon wurde von 7% der Personen, die es in Form von Beikonsum konsumierten, injiziert, Buprenorphin von 6% sowie von 34% gesnieft. Die orale Einnahme der Substitute (als Beikonsum) wurde in 58% der Fälle für Buprenorphin bzw. 91% für Methadon angegeben. Benzodiazepine wurden von 98% derjenigen Personen, die diese Substanz konsumierten, oral eingenommen, und in 1% der Fälle injiziert. Crack wurde am häufigsten geraucht (90%) und in 10% der Fälle injiziert. Tilidin und Tramadol wurden hauptsächlich (94%) oral eingenommen, lediglich von 5% injiziert, wohingegen Fentanyl von 36% injiziert wurde. 39 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Abb. 12: Konsumarten je Substanz Heroin (n=321) 7% Methadon* (n=162) Buprenorphin* (n=101) 6% Kokain (n=301) 10% Crack (n=59) Benzodiazepine (n=265) 1% Alkohol (n=297) 7% Amphetamine (n=226) MDMA (n=170) 1% Metamphetamin (n=43) LSD (n=184) 1% Marijuana (n=300) Steroide/Anabolika (n=15) Tilidin/Tramadol (n=87) 5% Fentanyl (n=28) 74% 75% 26% 87% 36% 0% Injizieren Rauchen/Inhalieren 20% 40% Essen/Trinken 60% Schnupfen/Schniefen 80% 100% Andere Arten * nicht ärztlich verschrieben Drogenkonsumpartner/innen und –orte Auf die Frage nach Konsumpartner/innen und –orten in den letzten 30 Tagen antworteten insgesamt 260 TN. Dies sind 81% der Studienpopulation. Am häufigsten gaben die TN ‚alleine zu Hause‘ (45%) oder ‚mit guten Bekannten‘ (40%) an. Ein Fünftel gab an, ‚allein an anderen Orten‘ zu konsumieren. Dies gaben Männer mit 25% häufiger als Frauen an (13%). 13% gaben an, ‚mit festem/r Partner/in‘ zu konsumieren. Gemeinsamer Konsum ‚mit dem festen Partner‘ wurde häufiger von Frauen (22%) als von Männern (10%) angegeben. In den letzten 30 Tagen hatten 11 TN Konsumpartner/innen, die sie ‚kaum‘ (8%) oder ‚gar nicht‘ kannten (1%) (vgl. Tab. 8). Tab. 8: Konsumort und Konsumpartner/innen in den letzten 30 Tagen nach Geschlecht (n=260, Mehrfachantworten möglich) Alleine zu Hause Gesamt % (n=260) 45% (118) Männer % (n=197) 47% (92) Frauen % (n=63) 41% (26) Allein an anderen Orten 22% (57) 25% (49) 13% (8) Mit guten Bekannten 40% (104) 39% (76) 44% (28) Mit festem/r Partner/in 13% (33) 10% (19) 22% (14) Mit Leuten, die ich kaum kenne 3% (8) 4% (8) 0% (0) Mit Leuten, die ich nicht kenne 1% (3) 1% (2) 2% (1) 40 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Tausch von Drogenkonsum-Utensilien In der Auswertung zu Unsafe use-Verhalten wurden Angaben von TN mit berichtetem i.v.-Konsum in den letzten 30 Tagen erfasst. 51 TN (20%) berichteten den Erhalt oder die Weitergabe von ‚unsterilen Spritzen/Nadeln‘. 34% der TN gaben an, ‚unsterile Utensilien‘ (wie Filter, Löffel, Wasser) mit anderen geteilt zu haben. Insgesamt wurde von 100 TN (39%) berichtet, eine dieser Utensilien beim i.v.-Konsum in den letzten 30 Tagen geteilt zu haben, also ‚unsterile Spritzen/Nadeln oder andere Utensilien‘ von anderen erhalten oder an andere weitergegeben zu haben (vgl. Abb. 13). Abb. 13: Unsafe use-Verhalten (gruppiert) in den letzten 30 Tagen bei TN mit berichtetem i.v.-Konsum in den letzten 30 Tagen (n=263) Unsterile Spritzen/Nadeln erhalten oder weitergegeben (n=51) 20% Unsterile Utensilien* erhalten oder weitergegeben (n=84) 34% Unsterile Spritzen/Nadeln oder andere Utensilien* erhalten oder weitergegeben (n=100) 39% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% *Löffel, Filter, Wasser oder ähnliche Utensilien Das Unsafe use-Verhalten ist detailliert für einzelne Verhaltensweisen in Abb. 14 dargestellt. 41 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Abb. 14: Unsafe use-Verhalten (detailliert) in den letzten 30 Tagen bei TN mit berichtetem i.v.-Konsum in den letzten 30 Tagen (n=263) Unsterile Nadeln/Spritzen genutzt (n=27) 10% Unsterile Löffel/Filter genutzt (n=59) 23% Wasser geteilt (n=59) 23% Unsterile Spritzen/Nadeln weitergegeben (n=35) 13% Unsterile Löffel/Filter weitergegeben (n=51) 20% Unsterile Nadeln/Spritzen/Löffel/Filter/Wasser genutzt (n=80) 32% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% Zugang zu sterilen Nadeln und Spritzen Für 281 TN (87%) der Kölner Studienpopulation war es in den letzten 12 Monaten einfach, ‚saubere Spritzen und Nadeln‘ zu besorgen. 41 Personen gaben an, dass es für sie nicht einfach war. Als Gründe für den unzureichenden Zugang zu sterilen Nadeln und Spritzen wurden folgende Hürden genannt: ‚Automaten defekt‘, ‚zu wenig Automaten‘, ‚Öffnungszeiten des Konsumraums/ der Apotheke‘, ‚Preis/ Packungsgröße der Nadeln und Spritzen‘, ‚zu wenig Infos über Tauschprogramme‘. Die Frage nach dem Ort, an dem in den letzten 30 Tagen sterile Nadeln und Spritzen besorgt wurden, wurde nur an die 281 TN gerichtet, die von i.v.-Konsum in den letzten 30 Tagen berichteten. 263 TN beantworteten diese Frage. Von 121 TN (46%) wurde die ‚Kontakt/Beratungsstelle‘ (gleichbedeutend mit Drogenkonsumraum) und von 79 TN (30%) die ‚Apotheke‘ als Hauptquelle für sterile Nadeln/Spritzen angegeben. ‚Automaten‘ wurden von 28 TN (11%) als weitere Hauptquelle benannt. Andere Hauptquellen wie ‚Freunde/Angehörige‘, ‚Streetworker‘, ‚Stehlen‘ oder ‚andere Drogengebraucher/innen‘ wurden lediglich von 1 bis 5 TN genannt (siehe Abb. 15). 42 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Abb. 15: Hauptquelle für sterile Nadeln/Spritzen in den letzten 30 Tagen bei TN mit berichtetem i.v.Konsum in den letzten 30 Tagen (n=263) Kontakt/Beratungsstelle (n=121) 46% Apotheke (n=79) 30% Automaten (n=28) 11% Freunde/Angehörige (n=5) 2% Streetworker (n=2) 1% Stehlen (n=1) 0,4% Andere Drogengebraucher (n=1) 0,4% Andere* (n=7) 3% 0% 10% 20% 30% 40% 50% * Andere: Substitutionsprogramm (n=3), Gesundheitsamt (n=2), Aids-Hilfe (n=1), Notschlafstelle (n=1) Berichtete Verfügbarkeit von sterilen Nadeln Abb. 16 zeigt das Verhältnis zwischen der angegebenen Anzahl der Injektionen in den letzten 30 Tagen und der Anzahl an sterilen Nadeln, die nach Angabe der Teilnehmenden in den letzten 30 Tagen zur Verfügung standen. Die Diagonale (grün) stellt die ideale Versorgung mit jeweils einer sterilen Nadel pro Injektion dar. Jeder Punkt entspricht der Angabe eines Teilnehmenden. TN, die auf oder oberhalb dieser Linie liegen, waren ausreichend versorgt, während TN unter der Diagonalen ungenügend mit sterilen Nadeln versorgt waren. 53% der TN verfügten in den letzten 30 Tagen über keine ausreichende Versorgung mit sterilen Nadeln für die getätigten Injektionen. Die blaue Linie zeigt eine Annäherung an das tatsächliche Verhältnis zwischen Bedarf und Zugang zu sterilen Nadeln aller TN. 43 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 0 Anzahl verfügbarer Nadeln (30T) 100 200 300 Abb. 16: Berichtete Verfügbarkeit von sterilen Nadeln im Verhältnis zur berichteten Anzahl der Injektionen je TN (Köln) (n=247) 0 100 200 Anzahl berichteter Injektionen (30T) Daten Korrelation 300 Diagonale Sexualpartner/innen und Kondomgebrauch 224 TN (70%) bejahten die Frage nach Sex (definiert als Anal- oder Vaginalverkehr) in den letzten 12 Monaten. Die nachfolgenden Ergebnisse beziehen sich nur auf diejenigen TN mit berichtetem Sex in den letzten 12 Monaten. Die meisten TN, die angaben, Sex in den letzten 12 Monaten gehabt zu haben, berichteten über heterosexuelle Sexpartner/innen. Ein Mann und eine Frau gaben ausschließlich gleichgeschlechtlichen Sex an, während 23 Personen über bisexuelle Kontakte berichteten. 63% der TN gaben an, nur ‚eine/n Sexpartner/in‘ in den letzten 12 Monaten gehabt zu haben (Frauen: 76% vs. Männer: 60%). Männliche TN mit der Angabe ‚mehrere Partner/innen‘ berichteten über eine mediane Anzahl von drei Partner/innen (Spanne: 2-20; Mittelwert (MW): 4), und weibliche TN über eine mediane Anzahl von drei Partner/innen (Spanne: 2-10; MW: 3). Kondomgebrauch beim letzten Sex ‚mit dem/r festen Partner/in‘ bejahten 27%. 17% der TN gaben an, ‚keine/n feste/n Partner/in‘ gehabt zu haben. Auf die Frage nach Kondombenutzung beim letzten Sex mit einem/r ‚nicht-festen Partner/in‘ antworteten 62%, sie hätten ein Kondom benutzt. 44 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 49% derjenigen, die Sex ‚mit mehreren Sexpartner/innen‘ in den letzten 12 Monaten berichteten, gaben an, beim letzten Sex ein Kondom benutzt zu haben (Männer: 57% vs. Frauen: 33%), wohingegen Personen, die ‚nur eine/n Sexpartner/in‘ hatten, lediglich in 32% der Fälle Kondome verwendeten. Die Hälfte der TN (53%), die Sex in den letzten 12 Monaten bejahten, gab an, dass der/die letzte Sexpartner/in i.v. Drogenkonsum Drogen konsumierte oder dies früher getan habe (Frauen: 82% vs. Männer: 45%). Eine Person gab an, dass ihr/e letzte/r Sexpartner/in HIV infiziert sei und 73 (32%), dass ihr/e Partner/in HCV infiziert sei. Von den Personen, die zuletzt Sex mit einem/r HIV bzw. HCV positiven Partner/in hatten, gaben eine bzw. 22 (30%) Person an, dass sie beim letzten Mal ein Kondom benutzt hätten. Die Frage nach Kondombenutzung beim Sex im Tausch gegen Geld oder Drogen wurde von allen TN (n=224) beantwortet, die Sex in den letzten 12 Monaten berichteten. Bei 12% von denjenigen, die diese Frage beantworteten, kann auf Ausübung oder Inanspruchnahme von Sexarbeit geschlossen werden (bei 18% der Frauen und 10% der Männer). Das entspricht 12% der weiblichen und 7% der männlichen Studienpopulation. 1 Frauen haben damit deutlich häufiger Sex im Tausch gegen Geld oder Drogen angegeben als Männer. Von den 26 Personen, die auf die Frage nach Kondombenutzung bei Sexarbeit antworteten, antworteten 62% mit ‚nie‘, ‚manchmal‘ oder ‚selten‘ und 38% mit ‚immer‘. Dabei unterschieden sich die Antworten von Männern und Frauen: während Frauen in 44% der Fälle angaben, ‚immer‘ ein Kondom beim Sex im Tausch gegen Geld oder Drogen zu benutzen, und 56% ‚nie‘, ‚manchmal‘ oder ‚selten‘, verhielten sich Männer häufiger unsafe dabei: bei den Männern gaben 65% an, ‚nie‘, ‚manchmal‘ oder ‚selten‘ ein Kondom beim Sex im Tausch gegen Geld oder Drogen zu benutzen, und nur 35% benutzten ‚immer‘ Kondome. In Tab. 9 sind die berichteten Ergebnisse zu Sexualpartner/innen und Kondomgebrauch nach Geschlecht aufgeführt. 1 Diese Angabe ist widersprüchlich zu der Anzahl von TN, die bei der Frage nach den Einkommensquellen, von denen man gelebt habe, Sexarbeit berichtete. Möglicherweise kam es bei der Frage nach der ‚Kondombenutzung beim Sex im Tausch gegen Geld oder Drogen‘ durch die Form der Abfrage zu einer Überschätzung der Angabe bzgl. Sexarbeit. 45 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Tab. 9: Sexualpartner/innen und Kondomgebrauch nach Geschlecht Gesamt % (n=322) 70% (224) 63% (142) 37% (82) Männer % (n=249) 70% (174) 60% (104) 40% (70) Frauen % (n=73) 68% (50) 76% (38) 24% (12) Kondomgebrauch beim letzten Sex mit festem/r Partner/in Kondomgebrauch beim letzten Sex mit nicht festem/r Partner/in 27% (48) 29% (39) 21% (9) 62% (61) 61% (52) 64% (9) Kondomgebrauch beim letzten Sex bei TN mit 1 Sexpartner/in Kondomgebrauch beim letzten Sex bei TN mit >2 Sexpartner/in 32% (45) 43% (45) 21% (8) 49% (40) 57% (40) 33% (4) Letzter Sexpartner/in jemals i.v.-Konsum 53% (120) 45% (79) 82% (41) Sex in den letzten 12 Monaten 1 Sexpartner/in > 2 Sexpartner/in Bezugsquellen von Kondomen Die Frage nach den Bezugsquellen für Kondome wurde nur denjenigen TN gestellt, die über Sexualkontakte in den letzten 12 Monaten berichteten. Es zeigte sich, dass die meisten TN ihre Kondome entweder ‚selbst kauften‘ (43%) oder über die ‚Drogenberatungsstelle‘ (37%) bezogen. ‚Streetworker‘, ‚Gesundheitsämter‘ oder ‚andere Bezugsquellen‘ spielten nur eine geringe Rolle. Die Angabe ‚Ich benutze keine Kondome‘ wurde von 27% der TN bejaht (vgl. Abb. 17). Abb. 17: Bezugsquellen von Kondomen (n=215, Mehrfachantworten möglich) Ich kaufe sie (n=93) 43% Drogenberatungsstelle (n=80) 37% Von Partner/in (n=12) 6% Streetworker (n=8) 4% Gesundheitsamt (n=7) 3% AIDS-Beratungsstelle (n=3) 1% Andere Stelle* (n=6) 3% Ich benutze keine (n=58) 27% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% * Andere Stelle: Automat (n=5), Substitution (n=1) 46 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Hafterfahrung 262 TN (82%) gaben an, bereits in Haft gewesen zu sein (84% der männlichen und 74% der weiblichen TN). Im Median waren TN im Alter von 20 Jahren zum ersten Mal inhaftiert (MW: 22 Jahre; Spanne: 1351 Jahre). Männer gaben an, im Mittel im Alter von 22 Jahren (Median: 20 Jahre; Spanne: 13-51 Jahre) erstmals inhaftiert gewesen zu sein, Frauen hatten ein mittleres Alter von 22 Jahren (Median: 20,5 Jahre; Spanne: 14-48 Jahre). Die Summe berichteter Haftaufenthalte (Jugendarrest, Jugendhaftanstalt, Untersuchungshaft, Strafhaft und Maßregelvollzug) zeigt, dass die TN mit Hafterfahrung im Median fünf Mal inhaftiert waren (MW: 6,9; Spanne: 1-64 Haftaufenthalte). Die Gesamthaftdauer für alle Haftarten lag zwischen einem Monat und 23 Jahren, mit einer mittleren Gesamt-Inhaftierungszeit von fünf Jahren (Median: 3,5 Jahre). Männer waren im Median vier Jahre (MW: 5,5 Jahre; Spanne: 1 Monat-23 Jahre) und Frauen 22 Monate (MW: 3 Jahre; Spanne: 1 Monat-11 Jahre) inhaftiert (vgl. hierzu Tab. 10). Tab. 10: Merkmale zur Inhaftierung für die gesamte Stichprobe und nach Geschlecht Jemals inhaftiert Alter bei ersten Inhaftierung (Jahre) Gesamt-Haftjahre Anzahl Inhaftierungen Median: MW: Spanne: Median: MW: Spanne Median: MW: Spanne Gesamt % (n=320) 82% (262) 20 J 22 J 13 – 51 J 3,5 J (42 M) 5,0 J (60 M) 1 M – 23 J 5 6,9 1-64 Männer % (n=247) 84% (208) 20 J 22 J 13 – 51 J 4J 5,5 J 1 M – 23 J 5 7,2 1-64 Frauen % (n=73) 74% (54) 20,5 J 22 J 14 – 48 J 1,8 J 3,0 J 1 M – 11 J 4 5,8 1-27 Die letzte Haftentlassung lag bei den TN im Median 3,1 Jahre zurück (MW: 5,9 Jahre). 239 TN machten Angaben zu ihrer letzten Haftentlassung. Ein guter Viertel (28%) war noch innerhalb der letzten 12 Monate vor der Studienteilnahme inhaftiert. Bei 34 TN (14%) lag der letzte Haftaufenthalt bis zu zwei Jahre, bei 44 TN (18%) bis zu 5 Jahre und bei 94 TN (39%) länger als 5 Jahre zurück. I.v.-Drogenkonsum in Haft 76 TN gaben an, in Haft Drogen intravenös konsumiert zu haben, das entspricht 29% der Personen, die angegeben haben, bereits inhaftiert gewesen zu sein. Von diesen 76 TN gaben 42 TN (55%) an, auch bei ihrem letzten Haftaufenthalt Drogen injiziert zu haben. Von denjenigen, die i.v.-Drogenkonsum in Haft praktizierten, berichteten 10 TN (13%) mit dem i.v.-Drogenkonsum in Haft begonnen zu haben. 47 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Unsafe use-Verhalten in Haft Bei der Frage nach Unsafe use-Verhalten beim i.v.-Konsum während des letzten Haftaufenthaltes wurde sowohl nach dem Tausch von Nadeln und Spritzen, als auch nach dem gemeinsamen Gebrauch von Löffeln und Filtern gefragt. Auf diese Fragen antworteten 76 Personen. Mindestens ein Risikoverhalten bezüglich des Tauschs (von Nadeln/Spritzen oder Löffel/Filter) wurde beim letzten Haftaufenthalt mit i.v.-Konsum von 35 TN (46%) berichtet. 32 TN gaben an, mit anderen Personen Nadeln oder Spritzen in Haft getauscht zu haben, während 24 TN den Tausch von Löffeln oder Filtern bei ihrem letzten Haftaufenthalt, bei dem sie i.v.-Konsum hatten, berichteten. 97 TN (37%) mit Hafterfahrung ließen sich unter nicht professionellen Bedingungen in Haft tätowieren (39% der Männer und 28% der Frauen). Vgl. hierzu Tab. 11. Tab. 11: I.v.-Konsum in Haft nach Geschlecht Jemals inhaftiert Jemals i.v.-Konsum in Haft Gesamt % (n=262) 29% (76/262) Männer % (n=208) 29% (61/208) Frauen % (n=54) 28% (15/54) I.v.-Konsum in Haft begonnen 13% (10/76) 11% (7/61) 20% (3/15) Unsafe use* in Haft 46% (35/76) 48% (29/61) 40% (6/15) Tattoo in Haft 37% (97/262) 39% (82/208) 28% (15/54) *Tausch von Drogenkonsum-Utensilien (Nadeln/Spritzen/Löffel/Filter/Wasser) Die Frage nach der Art der Säuberung von getauschten Nadeln/Spritzen in Haft wurde von 32 TN beantwortet. Die häufigste Art der Säuberung bestand laut 14 TN (44%) darin, die Nadeln/Spritzen in ‚kochendes Wasser‘ zu legen. Weitere 6 TN (19%) gaben das Durchspülen der Nadeln/Spritzen mit ‚heißem‘ und je 5 TN (16%) mit ‚warmen‘ oder ‚kaltem Wasser‘ als Säuberungsart an. 2 TN (6%) säuberten die Nadeln/Spritzen gar nicht. ‚Alkohol/Desinfektionsmittel‘, ‚Seife/Spülmittel/Haushaltsreiniger‘ oder andere Mittel wurden lediglich von je einem TN (3%) zur Säuberung verwendet. Die Arten der Säuberung sind in Abb. 18 dargestellt. 48 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Abb. 18: Art der Säuberung von getauschten Spritzen/ Nadeln in Haft (n=32, Mehrfachantworten möglich) In kochendes Wasser gelegt (n=14) 44% Mit heißem Wasser durchgespült (n=6) 19% Mit warmem Wasser durchgespült (n=5) 16% Mit kaltem Wasser durchgespült (n=5) 16% Gar nicht gesäubert (n=2) 6% Mit Alkohol/Desinfektionsmittel gesäubert (n=1) 3% Mit Seife/Spülmittel gesäubert (n=1) 3% Mit was anderem gesäubert* (n=1) 3% 0% 10% 20% 30% 40% 50% * Andere: Feuerzeug (n=1) Ungeschützter Anal- oder Vaginalverkehr in Haft wurde von den meisten TN, die jemals inhaftiert waren, verneint. Lediglich 3 Frauen (6%) und 5 Männer (2%) gaben an, ungeschützten Sex in Haft gehabt zu haben. 49 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 5.2.3 HIV-, HCV-, HBV-Infektionsstatus, Testverhalten und Behandlung HIV-Infektions-Status und Abgleich mit berichtetem Status Von allen TN wurden 5 Personen im Labor HIV-positiv getestet, das entspricht einer HIV-Prävalenz von 2%. Bei Frauen lag der Anteil HIV-Positiver mit 3% etwas höher als bei Männern (1%). Sieben Personen berichteten im Interview, dass sie bereits zuvor positiv auf HIV getestet wurden. Zwei Personen gaben an, früher einpositives HIV-Testergebnis erhalten zu haben, allerdings konnten diese Angaben in der serologischen Testung nicht bestätigt werden. Da die Daten erhoben wurde, konnte keine weitere Blutuntersuchung der TN durchgeführt werden. HIV-Diagnosezeitpunkt und antiretrovirale Therapie Von vier TN konnte der HIV-Diagnosezeitpunkt erhoben werden. Ein TN (25%) gab an in den letzten 5 Jahren von seiner HIV-Infektion erfahren zu haben, während drei TN (75%) angaben, bereits länger als 10 Jahre ihre HIV-Diagnose zu kennen. Von den fünf Personen mit bekannter HIV-Infektion (und durch serologische Testung bestätigt) gaben vier TN (80%) an, aktuell eine antiretrovirale Therapie (ART) zu erhalten und eine Person wollte nicht antworten. In Tab. 12 sind die gemessenen und die berichteten Angaben zum HIV-Status stratifiziert nach Geschlecht aufgetragen. Tab. 12: Gemessener und berichteter HIV-Status sowie berichtete Angabe zur antiretroviralen Behandlung (n=322) Gesamt % (n=322) Männer % (n=249) Frauen % (n=73) HIV-positiv (Labor) 2% (5) 1% (3) 3% (2) HIV-positiv (berichtet im Fragebogen) 2% (7) 2% (4) 4% (3) Neu entdeckte HIV-Infektionen 0% (0) 0% (0) 0% (0) Antiretroviral behandelt (aktuell) 80% (4) 100% (3) 50% (1) HIV-Testhäufigkeit Die Frage zu früheren HIV-Tests wurde von 302 TN (94%) bejaht. 19 TN (6%) gaben an, zuvor noch nie auf HIV getestet worden zu sein. Von 298 TN wurde eine Information über die Anzahl der bisher durchgeführten Testungen angegeben. Diese TN berichteten eine mittlere Anzahl von fünf HIV-Tests (Spanne: 1-80; MW: 7,4). Von 292 TN (ohne TN mit berichtetem positivem HIV Serostatus) können Angaben zur bisherigen HIVTesthäufigkeit gemacht werden. 19 TN (7%) berichteten ‚einmalig‘ getestet worden zu sein, während 136 TN (48%) sich ‚unregelmäßig‘ und 137 TN (47%) sich ‚regelmäßig‘ testen ließen. 207 TN (66%) hatten sich innerhalb der letzten 12 Monate testen lassen. Dies sind 64% der gesamten Studienpopulation. Bei 50 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln weiteren 34 TN (11%) der Studienpopulation lag der letzte HIV-Test ein bis zwei Jahre zurück, weitere 26 TN (8%) wurden zuletzt vor zwei bis fünf Jahren getestet. Bei den anderen 13 TN (4%) lag der letzte HIVTest mehr als fünf Jahre zurück. Das HIV-Testverhalten ist in Tab. 13 abgebildet. Tab. 13: Berichtetes HIV-Testverhalten (n=322) HIV-Testverhalten Gesamt % (n=322) Männer % (249) Frauen % (73) HIV-Test (jemals) 94% (302) 92% (230) 99% (72) HIV-Test (nie) 6% (19) 7% (18) 1% (1) HIV-Testhäufigkeit* (n=292) (n=225) (n=67) einmalig 7% (19) 8 % (17) 3% (2) unregelmäßig 48% (136) 48% (108) 42% (28) regelmäßig** 47% (137) 44% (100) 55% (37) 66% (207) 64% (158) 70% (49) HIV-Test in den letzten 12 Monaten* * (ohne TN mit berichtetem positivem HIV Serostatus (n=315)) ** (alle 3 Monate, alle 6 Monate, jährlich oder alle 2 Jahre) Von 295 TN, die sich mindestens einmal auf HIV haben testen lassen, wurde eine Angabe zum Ort der häufigsten Testung erhoben. Die meisten TN gaben ‚Krankenhaus‘ (29%), gefolgt von ‚Substitutionsambulanz/Praxis‘ (22%) und ‚Haft‘ (18%) als häufigsten Ort der HIV-Testung an. Ein geringerer Anteil der TN ließ sich in ‚Arztpraxen ohne Suchttherapie‘ (12%) testen. Jeweils 10% der TN berichteten ‚Reha/Langzeittherapie‘, ‚Entgiftung‘ und ‚Gesundheitsamt‘ als häufigsten Ort der HIVTestung. ‚Haftkrankenhaus‘ (1%), ‚Krisenzentrum/Drogenhilfe‘ (1%) und ‚andere Orte‘ (0,3%) spielten eine untergeordnete Rolle bei der HIV-Testung der TN. Die Angaben zum häufigsten Ort der Testung sind in Abb. 19 aufgeführt. 51 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Abb. 19: Häufigste Orte der HIV-Testung (n=295, Mehrfachantworten möglich) Krankenhaus (n=86) 29% Substitutionsambulanz oder Praxis (n=64) 22% Haft (n=54) 18% Arztpraxis ohne Suchttherapie (n=34) 12% Reha/Langzeittherapie (n=29) 10% Entgiftung (n=29) 10% Gesundheitsamt (n=28) 10% Haftkrankenhaus (n=4) 1% Krisenzentrum Drogenhilfe (n=3) 1% Andere* (n=1) 0,3% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% * Andere: AIDS-Beratung (n=1) Hepatitis C-Infektions-Status Die HCV-Prävalenz lag unter den untersuchten Kölner TN insgesamt bei 71%. Bei Frauen lag die HCVPrävalenz mit 74% etwas höher als bei Männern (70%). Insgesamt fanden sich bei 76 Personen (24%) lediglich Antikörper gegen HCV, entsprechend einer früheren Infektion, die entweder spontan geheilt oder behandelt worden war oder die sich zum Zeitpunkt der Messung in einem inaktiven Stadium mit nicht nachweisbarer Viruslast befand. Bei weiteren 138 TN (43% der Studienpopulation) waren neben Antikörpern auch Virus-RNA in der PCR nachweisbar, als Zeichen einer aktiven Infektion, die übertragen werden kann und potentiell behandlungsbedürftig ist. Weitere 15 Personen (5%) hatten ebenfalls nachweisbare Viruskopien, aber keine Antikörper und wurden als frische Infektionen im Stadium der Serokonversion gewertet. Bei 93 TN (29%) waren weder Antikörper noch Virus-RNA nachweisbar, diese TN wurden als HCV-negativ bewertet. Die Antikörperprävalenz unter den Kölner TN betrug damit 66%. Die Prävalenz replizierender HCV unter den Antikörperpositiven betrug 64%, unter allen TN lag sie bei 48%. 52 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Tab. 14: HCV-Infektionsstatus (gemessener Status) (n=322) Hepatitis C HCV-Prävalenz (Anti-HCV oder HCV-RNA oder beides) Gesamt % (n=322) 71% (229) Männer % (n=249) 70% (175) Frauen % (n=73) 74% (54) Abgelaufene HCV-Infektion (nur Anti-HCV) 24% (76) 22% (55) 29% (21) Aktive (chronische) HCV-Infektion (Anti-HCV und HCV-RNA) HCV-Serokonverter (HCV-RNA) 43% (138) 43% (107) 42% (31) 5% (15) 5% (13) 3% (2) Abgleich zwischen berichtetem und gemessenem HCV-Infektionsstatus Bei der folgenden Betrachtung von berichtetem und gemessenem HCV-Infektionsstatus wurden nur diejenigen TN berücksichtigt, die im Interview berichteten entweder ‚nie positiv‘ oder ‚noch nie zuvor‘ auf Hepatitis C getestet worden zu sein. Von diesen 87 TN wurde ein Abgleich zwischen berichtetem und gemessenem HCV-Serostatus vorgenommen. Bei 18 von 87 TN (21%) konnte in der Labortestung Hepatitis C Virus RNA nachgewiesen werden. 10 TN (11%) wurden positiv auf HCV-Antikörper getestet und bei 59 TN (68%) wurden weder HCV-Antikörper noch Hepatitis C Virus RNA nachgewiesen. HCV-Serostatus nach Alter, Migrationsstatus, Haftdauer und Konsumdauer Abb. 20 zeigt Anteile ‚aktiv/chronischer HCV-Infektionen‘, ‚abgelaufener HCV-Infektionen‘ und ‚HCVnegativer‘ Personen nach Alter, Geburtsland, Haftdauer und Dauer des i.v.-Konsums. Die Ergebnisse zeigen, dass 50% der TN mit einer i.v.-Konsumdauer von mehr als 10 Jahren eine ‚aktive/chronische HCVInfektion‘ und weitere 26% eine ‚abgelaufene HCV-Infektion‘ aufwiesen, während TN mit einer i.v.Konsumdauer von weniger als 10 Jahren in 37% der Fälle eine ‚aktive/chronische HCV-Infektion‘ bzw. in 14% der Fälle eine ‚abgelaufene HCV-Infektion‘ hatten. TN, die berichteten, bereits länger als zwei Jahre in Haft gewesen zu sein, waren in 57% der Fälle von einer ‚aktiven/chronischen HCV-Infektion‘ betroffen, während bei TN mit einer Haftdauer von weniger als zwei Jahren in 43% der Fälle eine ‚aktive/chronische HCV-Infektion’ nachweisbar war. Die Altersklasse der ≥ 25-jährigen hatte erwartungsgemäß gegenüber den jüngeren TN (< 25 Jahren) einen höheren Anteil von Personen, die bereits Marker einer ‚abgelaufenen HCV-Infektion‘ aufwiesen (24% vs. 0%). Bei der Gegenüberstellung der Altersklassen muss berücksichtigt werden, dass die Anzahl der TN in der jüngeren Altersklasse (< 25 Jahren) sehr klein ist (n=11). TN, die in ‚Deutschland‘ geboren waren, hatten in 50% der Fälle eine ‚aktive/chronische HCV-Infektion’, während im Vergleich dazu TN aus einem ‚anderen Land‘ in 39% der Fälle eine ‚aktive/chronische HCVInfektion’ aufwiesen. 53 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Abb. 20: HCV-Serostatus nach Alter, Migrationsstatus, Haftdauer und Konsumdauer Alter Geburtsland Haftdauer Dauer i.v.Konsum < 10 Jahre (n=59) ≥ 10 Jahre (n=163) 50% 26% 24% < 2 Jahre (n=96) 57% 27% 16% Deutschland (n=255) Anderes Land (n=67) 50% 24% 26% < 25 Jahre (n=11) 47% 24% 28% 10% 55% 0% 45% 0% 39% 22% 39% ≥ 25 Jahre (n=311) 43% 18% 40% ≥ 2 Jahre (n=164) 37% 14% 49% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% HCV negativ Abgelaufene HCV-Infektion (Anti-HCV) positiv Aktive/chronische HCV-Infektion (Anti-HCV und HCV-RNA) positiv Hepatitis C-Testverhalten 290 TN (90%) berichteten bereits zuvor ‚mindestens einmal‘ auf Hepatitis C Antikörper getestet worden zu sein. 20 TN (6%) hatten noch ‚nie‘ einen HCV-Test durchführen lassen. Von den TN mit HCVTesterfahrung konnten 277 TN eine Angabe zum Datum des letzten Antikörpertestes machen. 194 TN (60%) berichteten, dass sie zuletzt ‚innerhalb der letzten 12 Monate‘ getestet worden waren. Bei 83 TN (26%) lag der letzte HCV-Antikörpertest länger als 12 Monate zurück. (Vgl. Tab. 15) Tab. 15: HCV-Testverhalten (n=322) Hepatitis C Gesamt % (n=322) 90% (290) Männer % (n=249) 89% (222) Frauen % (n=73) 93% (68) HCV-Antikörper-Test (nie) 6% (20) 7% (17) 4% (3) HCV Testung (Abstand zum letzten Test) (n=277) (n=211) (n=66) HCV-Test in den letzten 12 Monaten 60% (194) 49% (148) 63% (46) HCV-Test vor mehr als 12 Monaten 26% (83) 25% (63) 27% (20) HCV-Antikörper-Test (jemals) Die TN wurden gefragt, wo die meisten ihrer bisherigen HCV-Testungen durchgeführt wurden. Die Frage wurde von 197 TN beantwortet. Wie Abb. 20 zeigt, gaben die TN als häufigsten Ort der HCV-Testung 54 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln sowohl das medizinische System als auch ‚Haft‘ oder ‚Haftkrankenhaus‘ an. Jeweils ein Drittel der Befragten gab an, im ‚Krankenhaus‘(29%) oder in ‚Substitutionspraxen‘ getestet worden zu sein. In anderen ‚Arztpraxen ohne Substitution‘ wurden 21% und in ‚Haft‘ 12% der TN auf HCV getestet. Das ‚Gesundheitsamt‘ (8%), ‚Reha/Langzeittherapieeinrichtungen‘ (6%) und ‚Entgiftung‘ (4%) spielten für die Testung auf eine HCV-Infektion nur eine untergeordnete Rolle, noch seltener wurden TN in ‚Drogenhilfeeinrichtungen‘ (2%) getestet. Abb. 21: Orte der häufigsten HCV-Testung (n=197, Mehrfachantworten möglich) Krankenhaus (n=58) 29% Substitutionsambulanz oder Praxis (n=57) 29% Arztpraxis ohne Suchttherapie (n=42) 21% Haft (n=24) 12% Gesundheitsamt (n=16) 8% Reha/Langzeittherapie (n=12) 6% Entgiftung (n=8) 4% Krisenzentrum Drogenhilfe (n=3) 2% Haftkrankenhaus (n=1) 1% Andere* (n=2) 1% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% *Andere: Hepatologe (n=1), rechtsrheinische Drogenhilfe (n=1) Hepatitis C-Behandlung und Gründe der Nicht-Behandlung Von den 219 TN mit Angabe eines positiven Antikörper-Testergebnis in der Vergangenheit beantworteten 211 TN die Frage zu Erfahrungen einer HCV-Therapie mit Interferon. 171 der 211 TN (81%) hatten keine Behandlungserfahrung mit Interferon. Von 40 TN (19%), die eine Interferonbehandlung in der Vergangenheit berichteten, gaben 28 TN an, ‚erfolgreich‘ behandelt worden zu sein, und 8 TN ‚einmal ohne Erfolg‘ behandelt worden zu sein. Vier TN gaben an ‚derzeit in Behandlung‘ zu sein. 35 TN berichteten von einer ‚Spontanheilung‘. Die Aussagen der nicht behandelten TN zeigen, dass mehr als zwei Drittel aus den verschiedensten Gründen bisher nicht behandelt wurden. Diese TN wurden nach den Gründen der Nicht-Behandlung befragt, die in Abb. 22 aufgeführt sind. 55 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Abb. 22: Gründe für Nicht-Behandlung einer HCV-Infektion (n=136) Keine Lust, keine Gelegenheit (n=28) 21% Angst vor Nebenwirkungen (n=28) 21% Wurde nie angeboten (n=22) 16% Kontraindikation* (n=18) 13% Keine Indikation (n=9) 7% Grund fehlt (n=8) 6% Kein Zugang** (n=7) 5% Warte auf neue Medikamente (n=4) 3% Hoffnung auf Spontanheilung (n=3) 2% Keine Beschwerden (n=3) 2% Invasive Diagnostik (n=3) 2% Genotyp schwer behandelbar (n=2) 1% Dauer der Therapie (n=1) 1% 0% 5% 10% 15% 20% 25% * (Alkohol, Beikonsum, Drogenkonsum) ** (ohne festen Wohnsitz, in Haft, kein stabiles Umfeld) Hepatitis B-Serostatus Die HBV-Prävalenz der Kölner Studienpopulation lag unter allen TN bei 26% (Männern: 26% vs. Frauen: 27%). Bei vier TN (1%) lag eine aktive HBV-Infektion vor und es konnte HBV-Desoxyribonukleinsäure (DNA) nachgewiesen werden. Bei 29 TN (9%) konnten Anti HBc und Anti HBs Marker als Zeichen einer abgelaufenen HBV-Infektion nachgewiesen werden, während bei weiteren 51 TN (16%) lediglich Anti HBc ohne Anti HBs nachweisbar war. Aufgrund der Methode der Testung aus DBS, die mit einem Verdünnungsschritt verbunden ist, wird vermutet, dass bei diesen 51 TN das Anti HBs aufgrund der niedrigen Konzentration nicht mehr nachgewiesen werden konnte, und es sich auch um abgelaufene HBV-Infektionen handelt. Differentialdiagnostisch kann es sich auch um eine okkulte Infektion ohne derzeitige Virämie handeln. Durch den Verdünnungsschritt bei der Testung der Filterblutproben und die einzeitige Messung sind diese Ergebnisse nicht klar zu interpretieren und werden deshalb als „Anti HBc only“ bezeichnet. 80 TN (25%) zeigten eine durch Impfung erworbene Immunität mit alleinigem Nachweis von Anti HBs. Bei der Labormethode kann jedoch nicht die Effektivität und die Titerhöhe der vorhandenen Antikörper bewertet werden. 158 TN (49%) waren weder gegen HBV geimpft, noch gab es Hinweise auf eine aktuelle oder frühere HBV-Infektion. Der Anteil der Ungeimpften ist bei Männern deutlich höher als bei Frauen (Männer: 52% vs. Frauen: 38%). 56 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Tab. 16: HBV-Status und HBV-Impfung Hepatitis B Gesamt % (n=322) 26% (84) Männer % (n=249) 26% (61) Frauen % (n=73) 27% (20) 1% (4) 1% (3) 1% (1) Abgelaufene HBV Infektion (Anti HBc und Anti HBs) V.a. abgelaufene Infektion (Anti HBc only*) HBV geimpft (Anti HBs) 9% (29) 16% (51) 25% (80) 8% (21) 16% (40) 22% (55) 11% (8) 15% (11) 34% (25) HBV suszeptibel (weder geimpft noch infiziert) *s. Erläuterung zu „Anti HBc only“ im Text 49% (158) 52% (130) 38% (28) HBV-Prävalenz (Anti HBc oder HBsAg/HBV-DNA) Aktive HBV Infektion (HBsAg oder HBV-DNA) HBV-Serostatus nach Alter, Geschlecht, Konsumdauer und Substitution Abb. 23 zeigt Anteile zum HBV-Serostatus (‚Immunität durch HBV-Impfung‘; ‚erworbene Immunität nach durchgemachter HBV-Infektion‘; ‚akute/chronische HBV- Infektion‘ und ‚HBV suszeptibel‘) der TN nach Substitutionserfahrung, Dauer des i.v.-Konsums, Geschlecht und Alter. 26% der TN mit Substitutionserfahrung wiesen Marker einer HBV-Impfung auf, während in der Gruppe der TN ohne Substitutionserfahrung ein Anteil von 18% Marker einer HBV-Impfung hatten. Der Anteil von TN mit ‚erworbener Immunität nach durchgemachter HBV-Infektion‘ war in der Gruppe der TN mit einer i.v.Konsumdauer (≥ 10 Jahre) größer als in der Gruppe mit kürzerer i.v.-Konsumdauer (< 10 Jahre) (29% vs. 8%). Der Vergleich der zwei Altersgruppen zeigt, dass die Gruppe der < 25-jährigen gegenüber der Gruppe der ≥ 25-jährigen einen höheren Anteil an HBV-geimpften IVD aufwies (55% vs. 24%). 57 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Alter Geschlecht I.v.-Konsum Substitution Abb. 23: Hepatitis B-Serostatus nach Alter, Geschlecht, Konsumdauer und Substitution Jemals (n=278) 25% 26% Nie (n=44) 59% 23% 18% < 10 Jahre (n=59) ≥ 10 Jahre (n=263) 23% Männer (n=249) 22% Frauen (n=73) 59% 8% 32% 26% 0% 25% 20% 38% 1% 36% 9% 55% 24% 52% 1% 25% < 25 Jahre (n=11) 47% 2% 29% 34% ≥ 25 Jahre (n=311) 47% 1% 1% 40% 50% 60% 80% 100% Immunität durch Impfung (Anti HBs) Immunität nach durchgemachter HBV Infektion Akute/chronische HBV-Infektion Suszeptibilität (weder geimpt noch infiziert) Berichtete Angaben zum HBV-Impfstatus Von 322 TN gaben 168 TN (52%) an, bereits jemals zuvor gegen HBV geimpft worden zu sein, während 35% der Studienpopulation angaben, noch nie zuvor gegen HBV geimpft worden zu sein. 13% der TN konnten sich an bisherige HBV-Impfungen nicht mehr erinnern. Letzter Ort der HBV-Impfung Von 143 TN, die angaben, gegen HBV geimpft worden zu sein, konnten 138 TN eine Angabe zum Ort der letzten HBV-Impfung berichten. Die meisten TN gaben ‚Arztpraxen ohne Suchttherapie‘ (39%), gefolgt von ‚Haft‘ (18%) und ‚Substitutionsambulanz/Praxis‘ (18%) als letzten Ort der HBV-Impfung an. Ein geringerer Anteil der TN ließ sich im ‚Krankenhaus‘ (12%) oder ‚Gesundheitsamt‘ (7%) impfen. ‚Andere Orte‘ (3%), ‚Reha/Langzeittherapie‘ (2%), ‚Krisenzentrum/Drogenhilfe‘ (1%) und ‚Haftkrankenhaus‘ (1%) spielten eine untergeordnete Rolle bei der HBV-Impfung der TN. Die Angaben zum häufigsten Ort der letzten HBV-Impfung sind in Abb. 24 aufgeführt. 58 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Abb. 24: Letzter Ort der HBV-Impfungen (n=138) Arztpraxis ohne Suchttherapie (n=62) 39% Haft (n=29) 18% Substitutionsambulanz oder Praxis (n=29) 18% Krankenhaus (n=19) 12% Gesundheitsamt (n=11) 7% Reha/Langzeittherapie (n=3) 2% Krisenzentrum Drogenhilfe (n=1) 1% Haftkrankenhaus (n=1) 1% Andere* (n=5) 3% 0% 10% 20% 30% 40% 50% * Andere: Arbeitsstelle (n=1), Grundschule (n=1), Mütze (n=1), rechtsrheinische Drogenhilfe (n=1), selber gemacht (n=1) Ko-Infektionen Von fünf HIV-positiven Personen waren drei gleichzeitig mit HCV ko-infiziert, darunter zwei Personen mit replizierender Hepatitis C. HIV-HBV- oder HIV-HBV-HCV-Ko-Infektionen wurden nicht gefunden. Drei HIV-positive TN waren gegen Hepatitis B geimpft und einer war HBV negativ. Unter den HCV-Positiven waren 181 Monoinfizierte und 45 HBV-Ko-Infizierte. Tab. 17: Anzahl der Mono- und Ko-Infektionen Anzahl der Mono- und Ko-Infektionen Anteil der TN Anteil in % HIV-Monoinfektion 2 0,6 HBV-Monoinfektion 10 3,1 HCV-Monoinfektion 181 56,2 HIV-HBV-Ko-Infektion 0 0,0 HIV-HCV-Ko-Infektion 3 0,9 HBV-HCV-Ko-Infektion 45 14,0 HIV-HBV-HCV-Koinfektion 0 0,0 Keine Infektion 81 25,2 59 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Abb. 25: Netzwerk der erreichten Studienteilnehmer/innen nach HIV-HCV-Infektionsstatus in Köln (n=322) 60 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 5.2.4 Gesundheitsversorgung und Zugang zum medizinischen System Weitere Infektionen und Erkrankungen Häufig bei IVD vorkommende weitere Infektionen und Erkrankungen wurden aktiv abgefragt, zusätzlich bestand die Möglichkeit, im Freitext weitere Erkrankungen, die jemals aufgetreten waren, anzugeben. 38% der Befragten gaben ‚Lungenentzündung‘, 21% eine ‚sexuell übertragbare Infektion‘ und 20% ‚Thrombose‘ an. Unter ‚andere‘ Krankheiten wurden vor allem onkologische und dermatologische Erkrankungen genannt (2%) (Tab. 18). Tab. 18: Jemals diagnostizierte Erkrankungen und Infektionen der Studienteilnehmer/innen in Köln (n=322) Berichtete Erkrankung oder Infektion Anzahl der TN Anteil in % Sexuell übertragbare Infektionen 68 21% Leberzirrhose 22 7% Tuberkulose 7 2% Endokarditis (Herzentzündung) 15 5% Krätze (Skabies) 34 11% Thrombose (Blutgerinnsel) 66 20% Lungenentzündung 121 38% Andere genannte Erkrankungen 41 13% Onkologische Erkrankungen 6 2% Kardiovaskuläre Erkrankungen 3 1% Broncho-pulmonale Erkrankungen 3 1% Gastrointestinale Erkrankungen 4 1% Dermatologische Erkrankungen 5 2% Neurologisch-psychiatrische Erkrankungen 2 1% Sonstige internistische Erkrankungen 2 1% Gynäkologisch-urologische Erkrankungen 3 1% Andere aufgeschlüsselt (≥1%): Angaben zu Überdosis 55% der TN berichteten ‚jemals eine Überdosis (mit Atemstillstand)‘ gehabt zu haben. Von 35 Personen, die angaben, innerhalb der letzten 12 Monate eine Überdosis erlebt zu haben, war das bei 18 TN mehr als einmal vorgekommen. Subjektiver Gesundheitszustand Ihren Gesundheitszustand beschrieb ein Großteil der TN als ‚ok‘ (34%) oder ‚gut‘ (27%), wobei 18% ihn als ‚schlecht‘ und 20% als ‚stark schwankend‘ bewerteten. 2% der Befragten empfanden ihren Gesundheitszustand als ‚sehr gut‘. 61 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Zugang zur medizinischen Versorgung Auf die Frage nach der am häufigsten besuchten Einrichtung zur medizinischen Versorgung gab der Großteil der TN (62%) an, in den letzten 12 Monaten am häufigsten ‚Substitutionsambulanzen oder – Praxen‘ aufgesucht zu haben. 14% nannten die ‚Drogenberatungsstelle‘ als die am häufigsten aufgesuchte Institution. Weitere besuchte Einrichtungen waren ‚Krankenhäuser‘ (6%), ‚Arztpraxen ohne Suchttherapie‘ (5%), ‚Gesundheitsamt‘ (5%), ‚Reha/Langzeittherapie/Übergangseinrichtung‘ (3%) und ‚Haftkrankenhaus‘ (3%) (vgl. Abb. 26). Abb. 26: Am häufigsten besuchte Einrichtung zur med. Versorgung in den letzten 12 Monaten (n=322) Substitutionsambulanz (n=200) 62% Drogenberatungsstelle (n=45) 14% Krankenhaus (n=18) 6% Arztpraxis ohne Suchttherapie (n=32) 5% Gesundheitsamt (n=16) 5% Reha/Übergangseinrichtung (n=10) 3% Haftkrankenhaus (n=9) 3% Andere* (n=1) 0,3% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% * Andere: Keine der genannten (n=1) Behandlung der Drogenabhängigkeit 302 TN (94%) gaben an, ihre Drogenabhängigkeit bereits ‚mindestens einmal behandelt‘ haben zu lassen. Die häufigste Therapieform stellte mit 86% die ‚ambulante Substitutionstherapie (jemals)‘ dar. ‚Aktuell in ambulanter Substitutionstherapie‘ waren Frauen mit 75% etwas häufiger als Männer (63%). Ähnlich häufig (83%) wurde die ‚Entzugstherapie (ambulant/stationär)‘ von den TN in Anspruch genommen. Über die Hälfte der TN (56%) gab an, bereits eine ‚Entwöhnungstherapie (Reha - ambulant/stationär)‘ begonnen zu haben. Die ‚Entwöhnungstherapie (Reha - ambulant/stationär)‘ wurde etwas häufiger von den Männern (56%) als von den Frauen (49%) berichtet. Weitere 41% der TN gaben an, jemals eine s.g. ‚Therapie statt Strafe - gemäß §35 Betäubungsmittelgesetz (BtMG)‘ begonnen zu haben. Auch diese wurde etwas häufiger von Männern als von Frauen angegeben. 62 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln In geringem Maße wurde ‚Therapie in Haft‘ und ‚Therapie nach §64‘ (Unterbringung in einer Entziehungsanstalt – sog. „Zwangstherapie“) von den TN genannt. Eine Übersicht über die jemals und aktuell durchgeführten Therapien der TN stratifiziert nach Geschlecht ist in Tab. 19 aufgeführt. Tab. 19: Angaben zu aktuellen und bisherigen Behandlungen der Drogenabhängigkeit nach Geschlecht Substitution (ambulant) Entzugstherapie/Entgiftung (ambulant/stationär) Entwöhnungstherapie (Reha) (ambulant/stationär) „Therapie statt Strafe“ gemäß §35 (BtMG) Gesamt % (n=322) Männer % (n=249) Frauen % (n=73) Jemals 86% 86% 89% Aktuell 66% 63% 75% Jemals 83% 81% 88% Jemals 56% 56% 49% Jemals 41% 43% 33% Von den 300 TN, die auf die Frage nach der Anzahl begonnener Drogenbehandlungen (‚kalter Entzug‘ wurde dabei nicht berücksichtigt) antworteten, gab gut ein Viertel (26%) an, eine Therapie ein- bis fünf Mal begonnen zu haben. Die anderen drei Viertel (74%) gaben an, eine Therapie bereits mehr als fünf Mal begonnen zu haben. Ziele der letzten und aktuellen Behandlung 296 TN beantworteten die Frage nach den Zielen der letzten/aktuellen Behandlung. Das häufigste Ziel der aktuellen Behandlung war für die meisten TN (63%) das ‚Loskommen von illegalen Drogen‘. 60% der TN äußerten das Ziel, ‚das eigene Leben besser in den Griff zu bekommen‘, während 26% der TN angaben, ihren ‚Beikonsum reduzieren‘ zu wollen. 25% der TN gaben an, durch die Therapie ‚Haftstrafen zukünftig vermeiden‘ zu wollen. Von 7% der TN wurden ‚Ausbildung/Arbeit‘, ‚Familie‘ oder ‚gesundheitliche Gründe ‘ als Ziel oder Grund genannt. 63 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 5.2.5 Wissen und Informationsquellen zu HIV, HBV und HCV Wissen zu HIV, HBV, HCV, ihrer Übertragung und Prävention Wie geschildert, wurde der Wissensstand zu den untersuchten Infektionen und ihre Übertragungswege nicht in Form von Wissensfragen abgefragt, sondern durch das angekündigte Vorlesen von wahren Aussagen, zu denen die TN angeben sollten, ob sie diesen Sachverhalt „wussten“, ob er ihnen „nicht so klar“ oder „neu“ für sie war. Die folgende Tabelle zeigt die Einzelergebnisse aller abgefragten Wissensaussagen in Prozent der TN. Die meisten Fragen wurden von fast allen TN beantwortet. Die Spanne der antwortenden TN je Frage liegt zwischen n=317-322. In der untenstehenden Tabelle wird die Anzahl der TN, die geantwortet haben („n“), extra aufgeführt, wenn die Abweichung ≥ 5 beträgt. Tab. 20: Prozentuale Verteilung der Antworten zu den einzelnen Wissens-Items (n=322) W01 W08 W10 W11 W12 W13 W17 W19 W20 W24 W25 W26 W03 W07 W09 Allgemeines Wissen zu HIV, Hepatitis B und C HBV, HCV und HIV können durch Benutzung fremder Spritzen und Nadeln übertragen werden. HIV und HCV werden nicht durch Küssen übertragen, da Speichel HIV und HCV nicht überträgt. HIV und HBV können durch ungeschützten Sex und durch Blut übertragen werden. Durch Kondome kann man sich vor der sexuellen Übertragung von HIV und Hepatitis schützen. AIDS wird durch ein Virus verursacht, das HIV heißt. Man kann nicht am äußeren Erscheinungsbild erkennen, ob jemand HIV hat. (n=317) Eine infektiöse Hepatitis wird vor allem durch die Hepatitis-Viren A, B und C verursacht. Eine chronische Hepatitis kann man nicht am äußeren Erscheinungsbild erkennen. Allgemeines Wissen zu HCV Eine Hepatitis C wird sehr häufig chronisch. Gegen Hepatitis C gibt es keine Impfung. Eine chronische Hepatitis C kann wirksam behandelt werden. Wenn eine Hepatitis C ausgeheilt ist (egal, ob von allein oder mit einer Therapie), kann man sich wieder neu mit Hepatitis C anstecken. Allgemeines Wissen zur HCV Übertragung Es genügt nicht, fremde Spritzen und Nadeln durchzuspülen, um sich vor HCV zu schützen. HCV kann bei Verunreinigung der Injektionsstelle mit fremdem Blut (Stauschlauch) übertragen werden. HCV wird v.a. durch Blut und nur selten sexuell übertragen. Wusste ich War mir nicht so klar Ist neu für mich 98% 2% 0% 79% 5% 16% 94% 2% 4% 97% 2% 1% 96% 91% 1% 3% 3% 5% 81% 3% 16% 79% 5% 16% 79% 82% 89% 3% 2% 2% 18% 16% 8% 86% 2% 12% 91% 4% 5% 92% 1% 7% 82% 8% 11% 64 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln W02 W04 W05 W06 W21 W22 W23 W16 W28 W29 Spezifisches Wissen zur HCV Übertragung Hepatitis C kann beim Drogengebrauch auch durch fremde Filter übertragen werden. HCV kann übertragen werden durch gemeinsames Benutzen eines Wassergefäßes. Eine Übertragung von HCV kann durch gemeinsames Benutzen von Löffel passieren. Beim Sniefen kann HCV durch gemeinsames Benutzen von Röhrchen übertragen werden. Allgemeines Wissen zu HBV Eine Hepatitis B wird selten chronisch. Vor Hepatitis A und B kann man sich durch eine Impfung schützen. Eine Hepatitis B Impfung muss mindestens 3x gegeben werden, um ausreichend zu schützen. Wissen zur PEP/HIV-Behandlung Die wirksame Behandlung einer HIV-Infektion reduziert das Risiko einer Übertragung. Es gibt Medikamente gegen HIV, die man nach einer Risikosituation zum Schutz vor einer Infektion einnehmen kann (Postexpositionsprophylaxe, PEP). Bei der HIV-PEP muss man die Medikamente direkt nach der Risikosituation für 4 Wochen einnehmen. 84% 3% 13% 81% 5% 14% 83% 3% 15% 41% 6% 53% 52% 87% 5% 2% 42% 10% 50% 7% 43% 40% 10% 50% 35% 5% 60% 18% 5% 77% Um das abgefragte Wissen differenziert betrachten zu können, wurden die 25 Aussagen in sechs verschiedene Kategorien unterteilt. Diese Kategorien untergliedern die Aussagen in erregerspezifisches und erregerübergreifendes Wissen sowie Wissen zu Übertragungswegen und Behandlungsmöglichkeiten. Es wurde ein Score gebildet, der in den einzelnen Kategorien die Antwort „wusste ich“ zusammenfasst, wobei ein Score von 10 bedeutet, dass alle TN alle Aussagen dieser Kategorie mit „wusste ich“ beantwortet haben. Das allgemeine Wissen zu HIV, Hepatitis B und C war mit einem Score von 9,0/10 relativ hoch. In dieser Kategorie wurde allgemeines Wissen zu den drei Infektionen, zu gemeinsamen Übertragungsmöglichkeiten und Schutzmöglichkeiten abgefragt. Aussagen zu Hepatitis waren in diesem Bereich weniger gut bekannt als Aussagen zu HIV. Je nachdem, welcher Bereich genauer abgefragt wurde, zeigten sich variierende Wissens-Scores: Das allgemeine Wissen zu HCV lag mit einem Score von 8,4/10 im oberen Drittel. Dennoch zeigten sich Wissensdefizite: ein Fünftel der TN wusste nicht, dass eine Hepatitis C sehr häufig chronifiziert und 18% wussten nicht, dass es keine Impfung gegen Hepatitis C gibt. Besser bekannt war das allgemeine Wissen zur HCV Übertragung, der Score lag hier bei 8,8/10. Allgemeine Übertragungswege beziehen sich auf Spritzen und Nadeln sowie auf Blut. Spezifischeres Wissen zu HCV Übertragungsmöglichkeiten war hingegen deutlich weniger präsent. Der Score lag hier bei 7,2/10. Vor allem das gemeinsame Benutzen von Röhrchen beim Sniefen (41%) als HCV-Infektionsmöglichkeit war nicht ausreichend bekannt. Das Wissen zu HBV, insbesondere auch zur Impfung war noch weniger ausgeprägt: 87% der TN wussten zwar, dass 65 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln es eine Impfung gegen Hepatitis A und B gibt, jedoch wusste lediglich die Hälfte der TN, dass eine HBV-Impfung mindestens drei Mal gegeben werden muss und nur 52% war klar, dass eine HBV Infektion selten chronifiziert. Der Score für diese Kategorie lag mit 6,3/10 deutlich im mittelschlechten Bereich. Noch weniger bekannt waren die Aussagen zur HIV-Behandlung und Postexpositionsprophylaxe (PEP): lediglich ein gutes Drittel (35%) der TN wusste, dass es eine HIVPEP gibt und nur 18% gaben an zu wissen, dass diese Medikamente rasch nach der Risikosituation und für 4 Wochen eingenommen werden müssen. Der Score für diesen Wissenskomplex betrug 3,1/10 und war damit der am wenigsten bekannte unter den abgefragten Bereichen. Die Ergebnisse der erreichten mittleren Wissens-Scores sowie die Standardabweichung der einzelnen Wissensbereiche sind in folgender Tabelle dargestellt: Tab. 21: Erreichte mittlere Wissensscores mit Standardabweichung in den gebildeten Kategorien Wissensbereich Item-Nr. Alle Aussagen 25 Aussagen Allgemeines Wissen zu HIV, W01, W08, W10, W11, Hepatitis B und C W12, W13, W17, W19 Allgemeines Wissen zu HCV W20, W24, W25, W26 Allgemeines Wissen zur HCV Übertragung W03, W07, W09 Spezifisches Wissen zur HCV Übertragung W02, W04, W05, W06 Allgemeines Wissen zu HBV W21, W22, W23 Wissen zur PEP/HIV-Behandlung W16, W28, W29 Mittl. Wissensscore SD 7,6 1,4 9,0 1,4 8,4 2,4 8,8 2,0 7,2 2,8 6,3 3,0 3,1 3,3 Wissen und Informationsquellen zu Hepatitis und HIV Auf die Frage nach den wichtigsten Orten, an denen sich die TN sich über Hepatitis und HIV informiert hatten, gaben die meisten TN ihre eigenen ‚Ärzte‘ (50%), die ‚Drogenberatung‘ (27%), ‚Internet‘ (17%) oder ‚Broschüren /Flyer‘ (13%) an. Aber auch ‚Freunde/Bekannte‘ (9%), ‚andere Drogenkonsumenten‘ (8%), ‚Langzeittherapie/Übergangseinrichtung‘ (8%), ‚Fernsehen und Radio‘ (8%) und ‚Gesundheitsamt‘ (7%) waren wichtige Informationsquellen der TN (vgl. Abb. 27). 66 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Abb. 27: Wichtigste Informationsquellen zur Hepatitis und HIV (n=305; Mehrfachantworten möglich) Mein Arzt /meine Ärztin (n=151) 50% Drogenberatung (n=81) 27% Internet (n=51) 17% Broschüren/Flyer/Plakate (n=39) 13% Freunde/Bekannte (n=28) 9% Anderen Drogenkonsument/innen (n=25) 8% Langzeittherapie/Übergangseinrichtung (n=24) 8% Fernehen/Radio (n=23) 8% Gesundheitsamt (n=21) 7% Haft/Maßregelvollug (n=9) 3% AIDS-Hilfe (n=7) 2% Betreutes Wohnen (n=7) 2% Entgiftung (n=6) 2% Schule/Ausbildung (n=3) 1% Andere* (n=6) 2% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% * Andere: Café Victoria (n=1), Vision (n=1), Infoveranstaltung (n=1), Haus-Miriam (Caritas-Jugendhilfe-Gesellschaft) (n=1), PSB-Betreuer (Psychosoziale Begleitung der Vision e. V.) (n=1) und Streetworker (n=1) Bekanntheit von Milzbrandfällen 56% der TN hatten von den Milzbrandfällen unter Drogengebraucher/innen in den Jahren 2009, 2010 und 2012 gehört. Von den Personen, denen die Fälle bekannt waren, gaben 25% an, ihr Konsumverhalten geändert zu haben. Die meisten hatten ihren ‚Konsum zeitweise eingeschränkt‘ (n=15), das ‚Problem in der Szene diskutiert‘ (n=11) die ‚Bezugsquelle gewechselt‘ (n=7) oder das ‚Drogenbesteck besser sterilisiert‘ (n=4). Andere (n=21) Strategien beinhalteten ‚Vorsicht beim Kauf‘, bzw. ‚Kauf bei vertrauten Personen‘, sowie ‚weniger i.v.-Konsum‘. 67 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 5.2.6 Gründe für die Studienteilnahme und Inanspruchnahme von Zusatzangeboten der DRUCK-Studie Gründe für die Studienteilnahme Die erhaltene Aufwandsentschädigung war für die meisten TN (65%) ein Anreiz für die Teilnahme an der Studie. Weitere 37% nahmen ‚aus Interesse‘ teil. 34% der TN gaben als Teilnahmegrund an, die ‚Studie wichtig zu finden‘ und 24% ‚wegen der Tests (inkl. Hepatitis)‘ mitzumachen. Weitere Gründe waren der ‚Informationsgewinn‘ (17%), die ‚Teilnahme von Freunden/Bekannten‘ (15%), der ‚HIV-Schnelltest‘ (11%). 7% der TN gaben an, ‚Zeit und nichts anderes vor gehabt ‘ zu haben und 2% hatten andere Gründe (vgl. Abb. 28). Abb. 28: Gründe für die Teilnahme an der Studie (n=322, Mehrfachantworten möglich) Wegen des Geldes (n=208) 65% Aus Interesse (n=118) 37% Finde Studie wichtig (n=110) 34% Wegen der Tests (inkl. Hep) (n=77) 24% Um sich zu informieren (n=55) 17% Weil Freunde/Bekannte mitmachen (n=47) 15% Wegen des HIV-Schnelltests (n=36) 11% Hatte Zeit und nichts anderes vor (n=22) 7% Andere* (n=6) 2% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% * Andere: wurde gebeten (n=3), Behandlung/Beratung (n=2), Unterstützung Drogenhilfeprojekt (n=1) Inanspruchnahme von Zusatzangeboten im Rahmen der DRUCK-Studie: HIV-Schnelltest und Beratung Innerhalb der Sprechstunden des mobilen medizinischen Dienstes des Gesundheitsamtes der Stadt Köln konnte zusätzlich zu den Testungen im Rahmen der Studie ein HIV-Schnelltest angeboten werden (teilweise jedoch an anderen Tagen und Tageszeiten als die DRUCK-Studie). Die TN wurden im Rahmen des Interviews bei unbekanntem oder negativem Infektionsstatus darauf aufmerksam gemacht. Es handelte sich um ein freiwilliges, anonymes und kostenloses Zusatzangebot, verbunden mit einem persönlichen Beratungsgespräch und einer ärztlichen Ergebnismitteilung. Darüber hinaus konnten TN auch ihre im Interview aufgezeigten Wissenslücken durch freiwillige und kostenlose Inanspruchnahme einer Kurzberatung decken lassen. 209 TN (65%) nahmen an einer Kurzberatung zu Übertragungswegen von HIV, Hepatitis B und C, Safer Use Verhalten, zu den Infektionen und ihrem Verlauf sowie zu 68 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Präventionsmöglichkeiten und Therapiemöglichkeiten teil. Vier TN (1,3%) nahmen zusätzlich die Möglichkeit an, einen anonymen HIV-Schnelltest durchführen zu lassen. Von diesen war kein HIVSchnelltest reaktiv. Die Angaben zur Inanspruchnahme der HIV-Schnelltestung sowie der Kurzberatung sind in Tab. 22 aufgeführt. Tab. 22: Inanspruchnahme des HIV-Schnelltests und des Kurzberatungsangebots (n=322) HIV – Schnelltest –Angebot Anzahl n (%) Nur außerhalb der Studienzeiten möglich Inanspruchnahme des HIV-Schnelltests Kurzberatung im Rahmen der Studie Anzahl der versandten Laborbefunde Abholung der Studienergebnisse durch TN 4 (1,3%) 209 (65%) 271 (84%) 25 (9%) (stand: 31.7.13) 69 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 6 Diskussion 6.1 Limitationen der Studie Eine Reihe wichtiger Limitationen und Herausforderungen mussten bereits bei der Planung der Studie in Kauf genommen werden. IVD sind eine stigmatisierte, schwer erreichbare Gruppe. Thema dieser Studie sind Blut- und sexuell übertragene Infektionen. Bei der Durchführung von Studien, die diese von der Öffentlichkeit stigmatisierten Infektionen untersuchen, sind zusätzliche Barrieren zu überwinden (27). Trotz der Anonymisierung der erhobenen Daten und der Zusicherung der vertraulichen Behandlung derselben mag es sein, dass Personen Schwierigkeiten hatten, sensible Daten, beispielweise zum Sexualverhalten, zu Inhaftierung, Infektionsstatus oder Unsafe use-Verhalten zu berichten. Neben den Verhaltensdaten kann auch die Erhebung von biologischen Proben und die Testung auf Infektionskrankheiten die Teilnahmewilligkeit eingeschränkt haben. Personen, die im Rahmen von Studien um die Bereitstellung einer biologischen Probe gebeten werden, lehnen häufiger die Teilnahme ab als bei reinen Befragungsstudien (27). Solche Personen wurden unter Umständen nicht erreicht. Eine Non-Responder-Analyse war im Setting der Studie nicht möglich. TN der Studie haben möglicherweise bestimmte Teile des Interviews nicht beantworten wollen oder haben nicht wahrheitsgemäß geantwortet. Zwar wurden die Interviewer/innen entsprechend geschult und es wurde darauf geachtet, dass es sich nicht um Personen handelt, die im Alltag TN der Studie betreuen, dennoch sind sozial erwünschte Antworten bei bestimmten Fragen nicht auszuschließen. Auch die nicht zu umgehende Einverständniserklärung mag eine Hürde für Personen dargestellt und so zu einer Selektionsverzerrung geführt haben. Ein anderer Aspekt betrifft die Frage der Genauigkeit der berichteten Daten bei teilweise bis zu fünf Jahren zurückliegenden abgefragten Zeiträumen. Die Methode des Respondent driven sampling wurde explizit gewählt, um auch Personen für die Studie zu gewinnen, die nicht an Einrichtungen der Drogenhilfe angebunden sind und durch ein Convenience sample der Einrichtung hätten erreicht werden können (18). In manchen Städten mit längeren Rekrutierungszeiträumen und/oder langen Ketten von TN, die weitere TN geworben haben, ist dies auch gelungen, in anderen weniger. Teilweise hat möglicherweise die Rekrutierungszeit nicht ausgereicht, um in die Tiefen des Netzwerks vorzudringen und diejenigen, die nicht in Kontakt mit dem Hilfesystem sind, zu erreichen. Eine genaue Analyse der erreichten TN sprengt den Rahmen dieses Berichtes und wird in der Folge durchgeführt. Darüber hinaus besteht die Einschränkung der Studiengröße bei den Auswertungen für eine einzelne Studienstadt. Für stratifizierte Analysen von Subgruppen wurde eine Gesamt-Stichprobe von 2.033 Personen berechnet. Diese sowie multivariate Analysen zu Assoziationen zwischen Infektionsstatus und soziodemografischen und Verhaltens- Faktoren werden nur für die Gesamtstudienpopulation durchgeführt. Für die einzelnen Städte mit Teilnahmerzahlen zwischen 130 und 350 Personen werden zwar stratifizierte, aber rein deskriptive Analysen vorgenommen. 70 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Wegen des Designs als Querschnittsstudie kann darüber hinaus mit dieser Studie keine Bewertung von bereits implementierten Präventionsmaßnahmen erfolgen. Den Erfolg einer Intervention kann man nur in Studien mit mehreren Messzeitpunkten direkt prüfen. Interventionen, die während der Durchführung der Hauptstudie in den sechs Studienstädten in die DRUCK-Studie integriert wurden, waren in den Pilotstudienstädten noch nicht bzw. nur teilweise implementiert. Auch hing das konkrete Angebot von lokalen Faktoren ab, so dass eine Vergleichbarkeit der einzelnen Studienstädte hierzu eingeschränkt ist. 71 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 6.2 Zusammenfassende Einschätzung der stadtspezifischen Ergebnisse Insgesamt wurden 322 Personen, die in Köln Drogen konsumieren und die innerhalb der letzten 12 Monate mindestens einmal Drogen injiziert hatten, für die DRUCK-Studie rekrutiert. Die gewünschte Teilnehmerzahl von 300 Personen wurde im festgelegten Studienzeitraum mehr als erreicht. Das Verhältnis von rekrutierten Frauen zu Männern war 23% zu 77%. Das mediane Alter der Untersuchten war mit 41 Jahren vergleichsweise hoch. Der Kontaktladen von SKM e.V. mit seinem Drogenkonsumraum in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof erwies sich als idealer Studienort für die Rekrutierung der DRUCK-Studie. Die Angaben zum häufigsten Aufenthaltsort der TN zeigen, das sowohl links- als auch rechtsrheinische IVD in die Studie eingeschlossen werden konnten. Entsprechend wohnten auch die meisten TN im Zentrum von Köln. Einige TN, die in Köln konsumieren, gaben einen Wohnort in der Umgebung von Köln an (Hürth, Brühl, Bergisch Gladbach, Overath). Als Hauptaufenthaltsort wurden von den meisten TN erwartungsgemäß der Bahnhofsvorplatz und die Kölner Innenstadt angegeben. Weitere Aufenthaltsorte, die relativ häufig genannt wurden, waren Neustadt Süd, Ehrenfeld, Mühlheim und Kalk. Weniger häufig wurden Nippes, Chorweiler, Merkenich, Ostheim, Rath und Heumar genannt. Leider nahmen im Verlauf der DRUCK-Studie keine TN aus dem südlichen Stadtteil Meschenich teil. Im Vorfeld der DRUCK-Studie wurde versucht, über den Träger Vision e.V., der seit 2009 auf dem Kölnberg in Meschenich verschiedene Maßnahmen zur Gesundheitsprophylaxe (Spritzentausch, Vergabe von sterilen Konsumutensilien (Löffel, Filter)) anbietet, Starterpersonen aus dem Stadtteil zu gewinnen, leider war dies nicht erfolgreich. Auf Grund der kleinen Räumlichkeiten von Vision e.V. in Meschenich konnten die Räumlichkeiten auch nicht als zusätzlicher Studienstandort der DRUCK-Studie genutzt werden. Daher muss vermutet werden, dass der DRUCKStudie der Zugang zu dieser lokalen Drogenszene verwehrt blieb. Die sonstigen Aufenthaltsorte der TN decken sich mit den Orten der Drogenhilfeeinrichtungen, in denen auch Tausch von Konsumutensilien möglich ist. Ein Großteil der TN gab an, in den letzten 30 Tagen eine Drogenhilfeeinrichtung besucht zu haben, lediglich neun Personen gaben an, noch nie in einer solchen Einrichtung gewesen zu sein, und bei 15 Personen lag der letzte Besuch schon länger als ein Jahr zurück. Daraus kann gefolgert werden, dass das Kölner Hilfesystem im Zentrum Kölns gut ausgebaut ist und IVD damit gut erreicht werden. Nur ein geringer Anteil von IVD scheint nicht (regelmäßig) Einrichtungen der Drogenhilfe in Anspruch zu nehmen. Der Anteil von Personen mit Migrationshintergrund betrug 36%, wobei etwa ein Fünftel nicht in Deutschland geboren war (Geburtsregionen v.a. Naher Osten, Zentral- und Westeuropa) und ein weiteres knappes Fünftel Migrant/innen der 2. Generation war. Mehr als die Hälfte der TN hatte in den letzten 12 Monaten hauptsächlich in einer eigenen (gemieteten) Wohnung gelebt. Zwei Drittel der TN waren bereits jemals in ihrem Leben obdachlos, ein Sechstel hatte in den letzten 12 Monaten hauptsächlich auf der Straße oder in Notschlafstellen gelebt. Ein hoher Anteil der Kölner TN lebte in den letzten 12 Monaten von staatlichen Hilfen, insbesondere Arbeitslosengeld II. Einer regelmäßigen 72 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Tätigkeit oder Nebentätigkeit ging lediglich ein Fünftel der TN nach. Eigene Kinder lebten zum größten Teil nicht bei ihren drogenkonsumierenden Eltern. Ein hoher Anteil der TN (82%) hatte nicht nur im letzten Jahr, sondern auch innerhalb der letzten 30 Tage Drogen injiziert, von diesen wiederum ein knappes Drittel täglich. Mehr als drei Viertel der TN konsumierten bereits seit mehr als 10 Jahren intravenös. Ein Drittel der Frauen begann schon in einem Alter von 11 bis 17 Jahren, knapp die Hälfte war bei der ersten Injektion maximal 19 Jahre alt. Unter den TN waren zu einem geringen Anteil mehr Frauen (4%) als Männer (3%), die zum Zeitpunkt der Befragung erst kürzlich (innerhalb der letzten zwei Jahre) ihren i.v.-Drogenkonsum begonnen hatten. Wegen des besonders hohen Risikos, in den ersten Jahren nach Beginn des i.v.-Konsums eine HCV-Infektion zu erwerben, werden solche „new injectors“ als Hochrisikogruppe ausgewiesen, die man versuchen sollte, durch Präventionsmaßnahmen zu erreichen. Studien zeigen, dass eine HCV-Infektion oftmals kurz nach Beginn des i.v.-Drogenkonsums erworben wird, und dass sich ein Viertel der Personen innerhalb von zwei Jahren nach der ersten Injektion infiziert (31). Oftmals sind aber gerade diese Personen noch nicht an Einrichtungen der Drogenhilfe angebunden und daher besonders schwer zu erreichen. Frauen gaben darüber hinaus häufiger als Männer an, dass ihr Partner ebenfalls Drogen spritze. Des Weiteren kann bei einem höheren Anteil von Frauen (18% vs. 10% der Männer) auf Sexarbeit geschlossen werden. Dieser Wert ist vermutlich nur eine Annäherung, da Sexarbeit ein schambesetztes Thema ist und daher in der DRUCK-Studie möglicherweise untererfasst wurde. Sexarbeit erhöht zusätzlich zum drogenkonsumassoziierten Risiko das Risiko für Infektionen. Die geschilderten Daten sowie die in der DRUCK-Studie gezeigte höhere Prävalenz von HIV und HCV unter Frauen im Vergleich zu Männern unterstreichen die besondere Vulnerabilität von Frauen. Die beiden am häufigsten aktuell konsumierten „harten“ Substanzen waren in Köln Heroin und Kokain (Injektion häufigste Konsumart), gefolgt von Benzodiazepinen (häufigste Konsumform orale Einnahme). Weitere aktuell konsumierte Substanzen waren nicht ärztlich verschriebene Substitutionsmittel (als Beikonsum): mehr als die Hälfte der TN gab an, aktuell Buprenorphin oder Methadon im Beigebrauch zu konsumieren. Opiatderivate (Tilidin, Tramadol und Fentanyl) spielten aktuell keine große Rolle. Marijuana- und Alkohol-Ko-Konsum wurden von der Mehrheit der TN angegeben. Unsafe use-Verhaltensweisen wie das Teilen von Nadeln oder Spritzen wurde in den letzten 30 Tagen von einem Fünftel praktiziert. Der Tausch von anderen Utensilien wie Löffel und Filter sowie das Teilen von Wasser scheint noch wesentlich häufiger praktiziert zu werden: mehr als ein Drittel der TN gab an, in den letzten 30 Tagen beim i.v.-Konsum mindestens eines der Utensilien geteilt zu haben. Gründe können neben dem nicht ausreichendem Zugang zu sterilem Material, insbesondere bei sehr hochfrequentem Konsum von nur kurz wirkenden Substanzen, auch Wissensdefizite über weniger gut bekannte Übertragungswege, vor allem von HCV durch Löffel, Filter, Wasser sein. Nur 47% der TN standen sterile Nadeln für jede getätigte Injektion in den letzten 30 Tagen zur Verfügung. Dennoch wurde der Zugang zu sterilen Spritzen und Nadeln wurde von der überwiegenden Mehrheit als gut empfunden, so dass 73 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln anzunehmen ist, dass häufig selbst benutztes Material wiederverwendet wird. Die meisten TN besorgten sich sterile Nadeln und Spritzen in einer Einrichtung der Drogenhilfe, seltener auch in Apotheken. Der Großteil der TN war bereits mindestens einmal im Leben inhaftiert, die meisten jedoch mehrfach, wobei Männer häufigere Haftaufenthalte und wesentlich längere Gesamthaftzeiten als Frauen angaben. Knapp ein Drittel der jemals inhaftierten TN gab an, in Haft Drogen intravenös konsumiert zu haben. Mehr als die Hälfte hatte auch beim letzten Haftaufenthalt Drogen injiziert, und einige der Inhaftierten mit Angabe von Drogeninjektion in Haft hatten ihren i.v.-Konsum in Haft begonnen. Eine Drogenabhängigkeit ist eine chronische Suchterkrankung, die auch im restriktiven Haftsetting weiter besteht. Alle Angebote und Maßnahmen, die extramural verfügbar sind, bestehen in Haft größtenteils nicht (32), so dass entsprechend von knapp der Hälfte der TN mit Angabe von i.v.-Konsum in Haft Unsafe use-Verhaltensweisen in Haft angegeben wurde. Auch Tätowierung unter unsterilen Bedingungen in Haft wurde von mehr als einem Drittel der jemals Inhaftierten angegeben. Sowohl i.v.-Konsum in Haft als auch Tätowierung in Haft haben sich in Studien als mit einer HCV-Infektion assoziierte Faktoren erwiesen (33, 34), so auch in einer Studie unter Insassen von sechs deutschen Haftanstalten (35-37). Da Tätowierung im Gefängnis eine verbreitete Praxis ist, und hier oftmals kein steriles Werkzeug zur Verfügung steht, ist das Risiko für HCV-Übertragungen besonders hoch. Mit einer HIV-Prävalenz von 2% in der Kölner Studienpopulation liegt die Prävalenz deutlich über der der Allgemeinbevölkerung in Deutschland, aber unter der unter IVD erwarteten Prävalenz von 3-6% (6). Die HIV-Prävalenz bezogen auf die Gesamtbevölkerung in Deutschland liegt Schätzungen zufolge bei <1 pro 1.000 Einwohner (38). Die meisten bekannten HIV-Infektionen sind bereits seit langem bekannt. Ein vergleichsweise hoher Anteil von TN mit bekannter HIV-Infektion (etwa vier Fünftel) sind unter antiretroviraler Therapie. Es wurde bei keinem der TN eine HIV-Infektion im Rahmen der Studie neu entdeckt. Das Netzwerk der erreichten TN mit HIV-HCV-Infektionen in Köln (Abb. 25) zeigt jedoch, dass die Rekrutierungsketten bei vier von fünf TN mit einer HIV-Infektion enden und diese TN keine weiteren TN mehr rekrutiert haben. Dies kann möglicherweise ein Hinweis darauf sein, dass die HIV-Prävalenz in Köln unterschätzt wird. Im Jahr 2013 wurden für Köln jedoch acht HIV-Neudiagnosen mit Übertragungsweg i.v.-Drogengebrauch nach Infektionsschutzgesetz an das RKI gemeldet (39). Insgesamt kann man folgern, dass das HIV-Infektionsgeschehen unter Drogengebrauchenden in Köln, zwar auf niedrigem Niveau, fortbesteht. Zwar gaben fast alle TN an, bereits jemals in ihrem Leben einen HIV-Test gemacht zu haben, aber nur zwei Drittel der TN hatten sich innerhalb des letzten Jahres testen lassen. Unter den TN der DRUCK-Studie Köln fand sich, wie erwartet, eine im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhte Hepatitis C-Prävalenz. Knapp drei Viertel der TN hatten Marker, die für einen Kontakt mit HCV sprechen, wobei Frauen eine höhere Prävalenz als Männer aufwiesen. In der deutschen erwachsenen Allgemeinbevölkerung betrug die HCV Prävalenz 0,3% (40), das bedeutet, eine HCV-Infektion ist bei den untersuchten IVD über 200 Mal so häufig wie in der nicht exponierten Allgemeinbevölkerung. Unter den Antikörper-Positiven war der Anteil RNA-Positiver 66%, unter allen TN 48%. Das bedeutet, ein großer Teil der HCV-Infektionen ist chronisch aktiv, und die Hälfte der 74 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln untersuchten IVD in Köln weist eine ansteckende HCV-Infektion auf, die auf andere übertragen werden kann. Frische HCV-Infektionen noch im Stadium der Serokonversion fanden sich bei 5% (15 Personen), was für ein vergleichsweise hohes aktuelles Infektionsgeschehen in der untersuchten Population spricht. 90% der TN sind zuvor bereits auf HCV getestet worden, allerdings lag auch hier der Anteil von Personen mit einem aktuellen Test in den letzten 12 Monaten nur bei 60%. Unter den 87 TN, bei denen bisher keine HCV-Infektion diagnostiziert wurde, ist bei einem Fünftel eine virämische Infektion festgestellt worden. Dieser Anteil von unbekannten virämischen HCV-Infektionen ist alarmierend und gibt Hinweise auf eine ungenügende Testfrequenz, eine unzureichende Erläuterung des Infektionsstatus sowie fehlendes Wissen über Infektionsrisiken bzw. unzureichenden Zugang zu Präventionsmaßnahmen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch O’Brien et al. in ihrer Untersuchung von 149 IVD in Australien (42). Sie heben auch hervor, dass oft Verwirrung angesichts der verschiedenen Marker der HCV-Infektion herrsche und der eigene Infektionsstatus trotz hoher Testraten nicht wirklich gut bekannt sei (42). Ein Fünftel der Personen mit ihnen bekannter HCV-Infektion gab Interferon-Therapieerfahrung an. Die Mehrheit ist bisher insbesondere wegen einer fehlenden Indikation, Angst vor Nebenwirkungen oder eines fehlenden Angebots nicht behandelt worden. Es ist anzunehmen, dass dieser niedrige Anteil von Behandelten zukünftig aufgrund der Verfügbarkeit neuer, nebenwirkungsarmer und interferonfreier Therapieregime mit hoher Wahrscheinlichkeit steigen wird. Die Prävalenz für eine aktuelle oder zurückliegende HBV-Infektion lag mit 26% ebenfalls deutlich über der im letzten Gesundheitssurvey in der deutschen erwachsenen Allgemeinbevölkerung gemessenen von 5,1% (40). Bei 1% der DRUCK-Studien-TN zeigten sich Zeichen einer aktuellen, virämischen Infektion, verglichen mit 0,3% in der Allgemeinbevölkerung. Die Ergebnisse bestätigen, dass IVD um ein Vielfaches mehr von dieser Infektion betroffen sind. Impfantikörper fanden sind bei einem Viertel der TN. Etwa die Hälfte der Kölner TN wiese keine HBV-Marker auf und war damit suszeptibel für eine Infektion. Die Hepatitis B Impfung wird von der STIKO als Indikationsimpfung für Gruppen mit erhöhtem Risiko empfohlen (8) und damit von den Krankenkassen getragen. IVD und auch Personen in Haft gehören explizit zu diesen Indikationsgruppen für eine Impfung. Ein sehr großer Teil der TN berichtete über Substitutionserfahrung, und zwei Drittel berichteten, aktuell in OST zu sein. Obwohl IVD durch einen hohen Anteil Substituierter häufig mit dem medizinischen System in Kontakt kommen, scheint die Impfempfehlung nicht umfassend umgesetzt zu werden. Personen, die bereits in OST gewesen waren, hatten tendenziell bessere Impfraten als nicht-Substituierte, wobei der Einfluss des Alters (Jüngere sind aufgrund der allgemeinen Impfempfehlung 1995 besser geimpft als Ältere) den Einfluss der OST evtl. abschwächt. Insgesamt zeigte sich bei der Impfung, ebenso wie bei der Testung von HIV und HCV die Wichtigkeit des medizinischen Systems für den Zugang. Die meisten Testungen und Impfungen wurden in Substitutionspraxen und Arztpraxen ohne Suchttherapie sowie im Krankenhaus durchgeführt. Diese und Drogenberatungsstellen waren auch die Einrichtungen, die TN in den letzten 12 Monaten am häufigsten zur medizinischen Versorgung aufgesucht hatten. Relevante Orte für die HIV- und HCVTestung waren darüber hinaus auch Hafteinrichtungen. 75 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln Es wurden teilweise hohe Anteile von Ko-Infektionen zweier von allen drei getesteten Infektionen nachgewiesen. Bei Ko-Infizierten potenziert sich die leberschädigende Wirkung, und die Krankheitsprogression verläuft deutlich schneller (41). Zwar war das allgemeine Wissen zu den Infektionen gut, jedoch bei Aussagen, die speziellere, jedoch für IVD relevante Aspekte benennen, zum Teil nur mäßig ausgeprägt. Dass HCV durch kontaminierte Spritzen und Nadeln übertragen werden kann, war sehr gut bekannt, hingegen zeigten sich deutlich Wissenslücken bei anderen Übertragungswegen (durch Filter, Löffel, Wasser), wo jeweils etwa ein Fünftel der TN Unsicherheit oder Unwissen angaben. Dass die gemeinsame Nutzung von Sniefröhrchen auch ein Übertragungsweg für HCV darstellt, war sogar für die Hälfte aller TN neu. Angesichts der hohen HCV-Prävalenz und der langen mittleren Konsumdauer von fast 20 Jahren ist diese Tatsache alamierend, und es zeigt sich hier dringend notwendiger Interventionsbedarf. Das Wissen zu Hepatitis B und der HBV-Impfung war sehr wenig ausgeprägt: zwar wussten die meisten TN, dass man sich vor Hepatitis B mit einer Impfung schützen kann, jedoch war nur der Hälfte klar, dass diese mindestens drei Mal gegeben werden muss. Auch der Abgleich mit dem selbstberichteten HBV-Infektions- und Impfstatus zeigte insgesamt nur sehr wenig Übereinstimmung mit dem gemessenen Status. Diese Tatsache unterstreicht die Wichtigkeit der differenzierten Beratung zu den verschiedenen Infektionen und bestätigt auch, wie wenig bekannt HBV unter IVD ist. Ein weiteres Feld für zukünftige Vermittlung von Wissen betrifft die antiretrovirale Therapie und HIVPostexpositionsprophylaxe. Dass eine Möglichkeit der medikamentösen PEP existiert, war nur einem Drittel der TN bekannt, und nur einem Fünftel der Zeitraum der Einnahme. Die Indikationsstellung für eine PEP in Deutschland umfasst auch IVD, die eine Risikosituation hatten, also direkten oder indirekten Blut- oder Sexualkontakt mit einer HIV-positiven Person (43). Im Rahmen der DRUCK-Studie wurde den TN bei Wissenslücken im Interview direkt im Anschluss eine gezielte Kurzberatung dazu durch geschulte Berater/innen angeboten. Dieses Angebot nahmen 65% der TN an. Diese hohe Akzeptanz zeigt den Bedarf und das Interesse der Kölner TN an Maßnahmen der Prävention und Erkenntnissen zum eigenen Gesundheitsstatus und steht im Gegensatz zu der niedrigen Inanspruchnahme des HIV-Schnelltestangebotes von nur 1%. Das Angebot einer Schnelltestung auf HIV mit dazugehöriger Beratung konnte aus organisatorischen Gründen nicht während der Studienzeiten angeboten werden, lediglich außerhalb der Studiensprechzeiten, was vermutlich zu hochschwellig war. Die HIV-(Schnell)Testung sollte neben einer fokussierten Kurzberatung als niedrigschwelliges Regelangebot in Einrichtungen der Drogenhilfe erwogen werden. 76 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 7 Präventions- und Handlungsfelder, die sich aus den Ergebnissen der DRUCKStudie ergeben Folgende Präventions- und Handlungsfelder wurden aus Ergebnissen der DRUCK-Studie identifiziert: 1. Unsafe-use-Verhalten • Der Tausch und die Weitergabe von Spritzen und Nadeln, aber insbesondere das Teilen von unsterilen Drogenkonsum-Utensilien wie Filter/Löffel/Wasser wird von einem beträchtlichen Anteil der Teilnehmer/innen auch aktuell praktiziert • Die Versorgung mit sterilen Spritzen/Nadeln und weiteren Konsumutensilien deckt den Bedarf nicht 2. Wissen • Es bestehen Wissensdefizite zu: o spezifischem Wissen zur drogenkonsum-assoziierten HCV Übertragung, o spezifischem Wissen zur HBV Impfung (3 Impfdosen nötig), o zur Heilung/Immunität und Therapiemöglichkeiten von HIV, HBV, HCV o HIV-Postexpositionsprophylaxe und zur präventiven Wirkung der HIV-Behandlung (Reduktion der Viruslast und damit Senkung des Übertragungsrisikos) • Ärzt/innen werden als die wichtigste Informationsquelle genannt. 3. Kenntnis des eigenen Infektionsstatus • Bei hohem Anteil der TN besteht Unklarheit über den eigenen HBV- und HCV-Infektionsstatus • Auch bei Personen unter OST ist der Anteil derer, die ihren Infektions-Status nicht kennen, hoch. 4. Inanspruchnahme von HIV-und HCV-Tests • HIV- und HCV-Tests werden häufig situationsbedingt (im Krankenhaus und in Haft) und nicht ausreichend regelmäßig durchgeführt • gleichzeitig zeigt die gute Inanspruchnahme des HIV-Schnelltestangebots im Rahmen der DRUCK-Studie die Akzeptanz von niedrigschwelligen Beratungs- und Testangeboten im Drogenhilfesystem 5. HIV-und HCV-Therapieerfahrung • Ein relativ hoher Anteil von TN mit bekannt positivem HIV-Serostatus ist ohne Therapieerfahrung • Vorbehalte gegenüber der Interferon-basierten HCV-Therapie und dementsprechend wenig HCV-Therapieerfahrungen (mit Interferon) und schlechtes Therapie-Image. 77 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 6. Hepatitis-B-Impfung • Ungenügende Hepatitis-B Seroprotektion durch Impfung, obwohl häufige Kontakte zum medizinischen System (insbesondere Substitutions-Therapie) berichtet werden und die Hepatitis-B Impfung als Indikationsimpfung von der STIKO für Gruppen mit erhöhtem Risiko empfohlen wird 7. Haft und Drogenkonsum in Haft • Injizierender Drogenkonsum findet in Haft statt und wird unter unsterilen Bedingungen praktiziert Spezifische Präventionsempfehlungen werden nach den explorativen Analysen der DRUCK-Studiendaten für die gesamte Studienpopulation formuliert und im Abschlussbericht der DRUCK-Studie Anfang 2016 veröffentlicht. 78 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 8 Literatur 1. Pfeiffer-Gerschel T, Kipke I, Flöter S, Jakob L, Budde A, Rummel C. Bericht 2013 des nationalen REITOX-Knotenpunkts an die EBDD. 2013. 2. Ludwig Kraus RA, Martin Frischer, Petra Kümmler, Alfred Uhl, Lucas Wiessing. 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Deutsch-Österreichische Leitlinien zur Postexpositionellen Prophylaxe der HIV-Infektion. 2013. 81 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 82 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 9 Anhang 83 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 84 Charakteristika der einzelnen Starter-Personen in Köln Seednummer Geburtsjahr Geschlecht m/w Einrichtung Hauptdroge Muttersprache Berichteter HIV-Status Haft Sexarbeit 10.000 1987 M Drogennothilfe Köln Kokain Deutsch - Ja - 11.000 1976 M Gesundheitsamt Heroin Deutsch Neg. Nein - 12.000 1978 W SKM Kontaktladen Hbf Heroin Deutsch Neg. Ja Ja 13.000 1961 M SKM (Kalk) Heroin Deutsch Neg. Nein - 14.000 1967 W rechtsrheinische Drogenhilfe Mülheim Heroin Deutsch Neg. Nein - 15.000 1959 M Vision e. V. in Kalk Heroin Deutsch - Ja - 16.000 1970 M SKM Bahnhof Heroin Deutsch / Neg. Ja - 17.000 1970 W rechtsrheinische Drogenhilfe Mülheim kein i.v. Konsum in den letzten 30 Tagen Deutsch Neg. Nein - 18.000 1965 M Vision e.V. kein i.v. Konsum in den letzten 30 Tagen Deutsch Neg. Ja - 19.000 1974 W Vision e. V. Heroin Deutsch Neg. Ja - 20.000 1966 M rechtsrheinische Drogenhilfe Mülheim Kokain Deutsch Neg. Ja - 21.000 (12.018) 1969 M SKM Heroin Deutsch Neg. Ja - Anm.: berichteter HIV-Status der Teilnehmer/innen Sinti Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln 86 Interviewer Kode (Initialen) Eingangsdatum RKI T T MM J J J J Datum der Befragung T T MM J J J J Teilnehmer-Nr. der befragten Person Druck-Studie Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Köln A: Einschlusscheck und Intro A1. Haben Sie in den letzten 12 Monaten Drogen gespritzt? ja nein >Ausschluss A2. Wohnen Sie in Köln Umgebung (wo?): will nicht antworten A3. Außer dem Stadtteil, in dem Sie wohnen: In welchem Stadtteil von Köln halten Sie sich am meisten auf? An wie vielen Tagen pro Woche? Drogenszene am Hauptbahnhof Tage pro Woche (1-7) Drogenszene am Neumarkt Tage pro Woche (1-7) Tage pro Woche (1-7) Tage pro Woche (1-7) will nicht antworten A4. Wann haben Sie zuletzt eine Drogenhilfeeinrichtung besucht? innerhalb der letzten 30 Tage innerhalb der letzten 5 Jahre weiß nicht innerhalb der letzten 6 Monate länger als 5 Jahre her will nicht antworten innerhalb der letzten 12 Monate nie Name der am häufigsten besuchten Einrichtung: ________________________________________ C: Netzwerk C1. Wie viele Personen in Köln, die in den letzten 12 Monaten Drogen gespritzt haben, kennen Sie persönlich (und diese kennen Sie)? [wenn keine/n, dann bitte „0" eintragen] Männer Frauen C2. Wie viele von diesen Personen denken Sie für die Teilnahme an dieser Studie gewinnen zu können? Männer Frauen D: Behandlung einer Drogenabhängigkeit D1. Haben Sie Ihre Drogenabhängigkeit / Ihren Drogengebrauch schon einmal behandeln lassen? (z.B. Entgiftung, Entwöhnung, Substitution, Psychotherapie, Gruppentherapie) ja >D2 nein >D1a >E1 will nicht antworten >E1 D1a. Wenn nein, warum nicht? kenne keine Angebote Behandlung ist nicht nötig Drogenkonsum soll nicht bekannt werden andere Gründe: ____________________________________ V 6.1 2013-03-27 DRUCK-Studie Köln 1/14 D2. Welche Behandlung(en) oder Therapie(n) haben Sie bisher schon gemacht? [Mehrfachantworten möglich] Stationärer Entzug (Entgiftung) jemals Ambulanter Entzug (Entgiftung) jemals wie oft begonnen: aktuell mal wie oft begonnen: mal wie oft begonnen: mal wie oft begonnen: mal Substitution (ambulant) jemals Stationäre Entwöhnung (Reha) jemals Ambulante Entwöhnung (Reha) jemals aktuell wie oft begonnen: mal „Therapie statt Strafe“ (gemäß §35 BtMG) jemals aktuell wie oft begonnen: mal andere (bitte angeben): __________________________ jemals aktuell wie oft begonnen: mal weiß nicht mehr >D4 aktuell will nicht antworten >D4 D4. Was D4. Was war war // ist ist für für Sie Sie das das Ziel Ziel der der letzten letzten // aktuellen aktuellen Behandlung? Behandlung? (Mehrfachantworten [Mehrfachantworten möglich) möglich] Reduktion Reduktion des des Beikonsums Beikonsums von illegalen Drogen loskommen von illegalen Drogen loskommen Haftstrafe Haftstrafenvermeiden vermeiden weiß nicht anderes, bitte angeben: _________________________________ will nicht antworten mein Leben Leben besser besser in in den den Griff Griff bekommen bekommen mein weiß nicht will nicht antworten E: Drogenkonsum E1. Wann und wie haben Sie die folgenden Stoffe zuletzt konsumiert? [Mehrfachantworten möglich] Konsumarten: Häufigste Konsumart bitte in fettes Kästchen eintragen, ggf. weitere Konsumart in dünnes Kästchen 1 2 3 4 5 = gespritzt = geraucht, inhaliert, geschnüffelt = gegessen / getrunken = geschnupft / gesnieft = andere Arten Heroin nie in den letzten 30 Tagen in den letzten 6 Monaten vor mehr als 6 Monaten Methadon/Polamidon (nur Beikonsum) nie in den letzten 30 Tagen in den letzten 6 Monaten vor mehr als 6 Monaten Buprenorphin/Subutex (nur Beikonsum) nie in den letzten 30 Tagen in den letzten 6 Monaten vor mehr als 6 Monaten Kokain nie in den letzten 30 Tagen in den letzten 6 Monaten vor mehr als 6 Monaten Crack nie in den letzten 30 Tagen in den letzten 6 Monaten vor mehr als 6 Monaten Benzodiazepine nie in den letzten 30 Tagen in den letzten 6 Monaten vor mehr als 6 Monaten Alkohol nie in den letzten 30 Tagen in den letzten 6 Monaten vor mehr als 6 Monaten Speed (Amphetamine) nie in den letzten 30 Tagen in den letzten 6 Monaten vor mehr als 6 Monaten MDMA (Ecstasy) + verwandte Substanzen nie in den letzten 30 Tagen in den letzten 6 Monaten vor mehr als 6 Monaten Crystal/Methamphetamin nie in den letzten 30 Tagen in den letzten 6 Monaten vor mehr als 6 Monaten LSD nie in den letzten 30 Tagen in den letzten 6 Monaten vor mehr als 6 Monaten Marijuana/Cannabis/Dope nie in den letzten 30 Tagen in den letzten 6 Monaten vor mehr als 6 Monaten Steroide/Anabolika nie in den letzten 30 Tagen in den letzten 6 Monaten vor mehr als 6 Monaten Tilidin/Tramadol nie in den letzten 30 Tagen in den letzten 6 Monaten vor mehr als 6 Monaten Fentanyl nie in den letzten 30 Tagen in den letzten 6 Monaten vor mehr als 6 Monaten andere Substanzen nie in den letzten 30 Tagen in den letzten 6 Monaten vor mehr als 6 Monaten weiß nicht mehr will nicht antworten (bitte angeben): V 6.1 2013-03-27 DRUCK-Studie Köln 2/14 E1b. Welche von den in den letzten 30 Tagen gespritzten Stoffen haben Sie am häufigsten konsumiert? weiß nicht mehr will nicht antworten E2. Wie alt waren Sie, als Sie zum ersten Mal Drogen gespritzt haben? will nicht antworten weiß nicht mehr Jahre E3a. Haben Sie in den letzten 30 Tagen Drogen gespritzt? ja nein >E3c >E4 >F2a will nicht antworten >E3c >E4 >F2a E3b. An wie vielen Tagen haben Sie Drogen gespritzt? weiß nicht mehr Anzahl der Tage will nicht antworten E3c. Wie oft spritzen Sie Drogen an einem normalen Konsumtag? mal (Anzahl) weiß nicht will nicht antworten ja, regelmäßig will nicht antworten E4. Trinken Sie Alkohol in Verbindung mit Drogen? ja, manchmal nein, nie F: Spritzentausch F1. Mit wem haben Sie in den letzten 30 Tagen meistens (i.v.) konsumiert? [Mehrfachantworten möglich] allein zu Hause mit festem/r Partner/in allein (an anderen Orten) mit Leuten, die ich kaum kenne mit guten Bekannten mit Leuten, die ich nicht kenne will nicht antworten F2a. Wann haben Sie zuletzt gebrauchte Spritzen oder Nadeln zur Drogeninjektion benutzt, die Ihnen geschenkt, geliehen oder verkauft wurden? vor mehr als 5 Jahren … 30 Tage >F2a+ >F2b Innerhalb der letzten… … 6 Monate nie … 12 Monate weiß nicht … 5 Jahre will nicht antworten F2a+. Wann haben Sie zuletzt beim Teilen einer Drogenlösung mit einer anderen Person eine benutzte fremde Spritze verwendet („back- oder frontloading“?) vor mehr als 5 Jahren >F5 … 30 Tage >F2b Innerhalb der letzten… nie >F6a … 6 Monate >F5 … 12 Monate >F5 weiß nicht >F5 … 5 Jahre >F5 will nicht antworten >F5 F2b. Wie häufig haben Sie in den letzten 30 Tagen gebrauchte Spritzen oder Nadeln zur Drogeninjektion oder zum Teilen einer Drogenlösung benutzt? manchmal selten F3. weiß nicht will nicht antworten Von wie vielen verschiedenen Personen haben Sie in den letzten 30 Tagen gebrauchte Spritzen oder Nadeln erhalten? Personen F4. meistens weiß nicht will nicht antworten Von wem haben Sie in den letzten 30 Tagen gebrauchte Spritzen oder Nadeln erhalten? [Mehrfachantworten möglich] von einem dauerhaften (Sex)Partner von einen Dealer weiß nicht von einem Gelegenheits-(Sex)Partner in Haft von einem anderen Gefangenen will nicht antworten von einem engen Freund von jemandem, den ich nicht kenne von einem/r Bekannten andere Person: V 6.1 2013-03-27 DRUCK-Studie Köln 3/14 F5. Wie haben Sie die letzte Spritze / Nadel gesäubert, die Sie von einer anderen Person erhalten haben? [Mehrfachantworten möglich] gar nicht gesäubert mit Haushaltsbleiche mit kaltem Wasser durchgespült mit warmem Wasser durchgespült mit heißem Wasser durchgespült mit Alkohol / Desinfektionsmittel in kochendes Wasser gelegt will nicht antworten anders: weiß nicht mehr mit Seife / Spülmittel / Haushaltsreiniger F6a. Wann haben Sie zuletzt gebrauchte Löffel oder Filter von anderen Personen zur Vorbereitung des Drucks benutzt? vor mehr als 5 Jahren >F8a … 30 Tage >F6b Innerhalb der letzten... … 6 Monate >F8a nie >F8a … 12 Monate >F8a weiß nicht >F8a … 5 Jahre >F8a will nicht antworten >F8a F6b. Wie oft haben Sie in den letzten 30 Tagen gebrauchte Löffel oder Filter von anderen Personen zur Vorbereitung des Drucks benutzt? selten F7. meistens manchmal weiß nicht will nicht antworten Von wem haben Sie in den letzten 30 Tagen gebrauchte Löffel oder Filter erhalten? [Mehrfachantworten möglich] von einem dauerhaften (Sex)Partner von einem/r Bekannten von jemandem, den ich nicht kenne von einem Gelegenheitspartner von einem Dealer andere Person: von einem engen Freund in Haft von einem anderen Gefangenen will nicht antworten F8a. Wann haben Sie zuletzt Wasser aus einem Gefäß benutzt, aus dem schon jemand anderes Wasser genommen hatte? vor mehr als 5 Jahren >F9a … 30 Tage >F8b Innerhalb der letzten… nie >F9a … 6 Monate >F9a … 12 Monate >F9a weiß nicht >F9a … 5 Jahre >F9a will nicht antworten >F9a F8b. Wie oft haben Sie in den letzten 30 Tagen Wasser aus einem Gefäß benutzt, aus dem schon jemand anderes Wasser genommen hatte? selten manchmal meistens weiß nicht will nicht antworten F9a. Wann haben Sie zuletzt Spritzen oder Nadeln, die Sie selbst benutzt haben, an andere weitergegeben, verliehen oder verkauft? vor mehr als 5 Jahren >F10 … 30 Tage >F9b Innerhalb der letzten... … 6 Monate >F10 nie >F11a … 12 Monate >F10 weiß nicht >F11a … 5 Jahre >F10 will nicht antworten >F11a F9b. Wie oft haben Sie in den letzten 30 Tagen Spritzen oder Nadeln, die Sie selbst benutzt haben, an andere weitergegeben, verliehen oder verkauft? selten manchmal meistens weiß nicht will nicht antworten F10. An wen haben Sie diese weitergegeben? [Mehrfachantworten möglich] an meinen Partner (dauerhafter Sexpartner) an eine/n Bekannte/n an jemandem, den ich nicht kenne an einen Gelegenheitspartner an einen Dealer andere Person: an einen engen Freund einem anderen Gefangenen will nicht antworten F11a. Wann haben Sie zuletzt Löffel, Filter oder ähnliche Utensilien, die Sie selbst benutzt haben, an andere weitergegeben, verliehen oder verkauft? vor mehr als 5 Jahren >F12 … 30 Tage >F11b Innerhalb der letzten... nie >G1 … 6 Monate >F12 … 12 Monate >F12 weiß nicht >G1 … 5 Jahre >F12 will nicht antworten >G1 V 6.1 2013-03-27 DRUCK-Studie Köln 4/14 F11b. Wie oft haben Sie in den letzten 30 Tagen Löffel, Filter oder ähnliche Utensilien, die Sie selbst benutzt haben, an andere weitergegeben, verliehen oder verkauft? selten manchmal meistens weiß nicht will nicht antworten F12. An wen haben Sie diese weitergegeben? [Mehrfachantworten möglich] an einen dauerhaften (Sex)Partner an eine/n Bekannte/n an jemanden, den ich nicht kenne an einen Gelegenheitspartner an einen Dealer andere Person: an einen engen Freund an einen anderen Gefangenen will nicht antworten G: Saubere Spritzen und Kanülen G1. War es für Sie in den letzten 12 Monaten immer einfach, sterile und unbenutzte Spritzen und Nadeln zu besorgen? ja nein, weil __________________________________________________________ weiß nicht mehr will nicht antworten G2. Wie viele sterile und unbenutzte Spritzen / Nadeln haben Sie ungefähr in den letzten 30 Tagen verwendet? Anzahl Spritzen Anzahl Nadeln G3. Wo haben Sie sich in den letzten 30 Tagen sterile und unbenutzte Spritzen und Nadeln hauptsächlich besorgt? Und wo außerdem? Nadel- u. Spritzentausch in Kontaktladen/Krisenzentrum ja Hauptquelle Nadel- u. Spritzentausch in Drogenberatungsstelle ja Hauptquelle bei Streetworkern ja Hauptquelle bei Freunden / Angehörigen ja Hauptquelle bei anderen Drogengebrauchern ja Hauptquelle in einer Apotheke gekauft ja Hauptquelle gestohlen (Apotheke, Laden, Praxis, Krankenh.) ja Hauptquelle bei einem Dealer ja Hauptquelle über das Internet bezogen ja Hauptquelle anderswo (bitte angeben) ja Hauptquelle H: Sex H1. Hatten Sie in den letzten 12 Monaten Sex (Anal- oder Vaginalverkehr)? nein >W1 ja weiß nicht mehr >W1 will nicht antworten >W1 H2. Bitte geben Sie Geschlecht und Anzahl der Personen an, mit denen Sie in den letzten 12 Monaten Sex hatten: 1 Mann mehrere Männer Anzahl weiß nicht mehr will nicht antworten 1 Frau mehrere Frauen Anzahl weiß nicht mehr will nicht antworten H3. Haben Sie beim letzten (vaginalen oder analen) Sex (innerhalb der letzten 12 Monate) ein Kondom benutzt? nein ja weiß nicht mehr will nicht antworten H5. Wurde bei Ihrem letzten Sex mit Ihrem festen Partner / Ihrer festen Partnerin ein Kondom benutzt? ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten hatte keine/n feste/n Partner/in in den letzten 12 Monaten H6. Wurde bei Ihrem letzten Sex mit einem nicht festen Partner / einer nicht festen Partnerin ein Kondom benutzt? [Frage entfällt, wenn es nur einen Partner gab, der der feste Partner ist] ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten V 6.1 2013-03-27 DRUCK-Studie Köln 5/14 H7. Woher bekommen Sie Ihre Kondome? [Mehrfachantworten möglich] Ich benutze keine bei einem/r StreetworkerIn Ich kaufe sie muss mein Partner für sorgen Ich besorge sie im Gesundheitsamt bei einer anderen Stelle, nämlich: bei der Drogenberatungsstelle/Krisenzentrum will nicht antworten bei einer AIDS-Beratungsstelle H8. Wenn Sie in den letzten 12 Monaten Sex im Tausch gegen Geld oder Drogen hatten: wie häufig wurden dabei Kondome benutzt? nie manchmal weiß nicht mehr will nicht antworten hatte ich nicht selten immer H9. Ist Ihr/e letzte/r Sexpartner/in HIV-infiziert? ja nein interessiert mich nicht >H11 weiß nicht >H11 will nicht antworten >H11 H10. Woher wissen Sie das? [Mehrfachantworten möglich] wir haben darüber gesprochen ich vermute es, weiß es aber nicht genau ich weiß es aus anderer Quelle will nicht antworten Test gemacht H11. Ist Ihr/e letzte/r Sexpartner/in mit Hepatitis C infiziert? ja nein interessiert mich nicht >H13 weiß nicht >H13 will nicht antworten >H13 H12. Woher wissen Sie das? [Mehrfachantworten möglich] wir haben darüber gesprochen ich vermute es, weiß es aber nicht genau ich weiß es aus anderer Quelle Test gemacht will nicht antworten H13. Hat er / sie jemals Drogen gespritzt? ja nein weiß nicht will nicht antworten Wissensfragen – Teil 1: Ich lese Ihnen jetzt eine Reihe von Aussagen zu den Übertragungswegen von HIV, Hepatitis B und C vor. Diese Aussagen sind alle richtig. Ich möchte von Ihnen wissen, ob Sie das schon wussten oder ob Sie das noch nicht so genau wussten oder ob das völlig neu für Sie ist. W01. Hepatitis B, Hepatitis C und HIV können durch die Benutzung fremder Spritzen und Nadeln übertragen werden. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich gilt für alle 3 Infektionen gilt nur für: _________________ W02. Hepatitis C kann beim Drogengebrauch auch durch das Benutzen von fremden Filtern übertragen werden. war mir nicht so klar ist neu für mich wusste ich W03. Es genügt nicht, fremde Spritzen und Nadeln durchzuspülen, um sich vor einer Hepatitis C zu schützen. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W04. Hepatitis C kann durch gemeinsames Benutzen eines Wassergefäßes zum Aufziehen von Wasser für die Injektion übertragen werden. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich (gilt das für alle drei Infektionen gleichmaßen?) W05. Hepatitis C kann beim Drogengebrauch durch das gemeinsame Benutzen von Löffeln übertragen werden. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W06. Hepatitis C kann beim Sniefen durch das gemeinsamen Benutzen von Röhrchen übertragen werden. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich V 6.1 2013-03-27 DRUCK-Studie Köln 6/14 W07. Hepatitis C kann bei Verunreinigung der Injektionsstelle mit fremdem Blut (z.B. über Stauschlauch) übertragen werden. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W08. HIV und Hepatitis C werden nicht durch Küssen übertragen, da Speichel HIV und Hepatitis C-Viren nicht überträgt. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich gilt für beide Infektionen gilt nur für: _________________ W09. Hepatitis C wird vor allem durch Blut und nur selten sexuell übertragen. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W10. HIV und Hepatitis B können durch ungeschützten Vaginal- und Analverkehr und über Blut übertragen werden. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich gilt nur für: ________________________________ gilt für beide Infektionen W11. Durch Benutzung von Kondomen kann man sich vor der sexuellen Übertragung von HIV und Hepatitis schützen. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich I: Haft I1. Waren Sie jemals inhaftiert? nein >J1 ja will nicht antworten >J1 I2. Wie oft waren Sie schon in Haft? Jugendarrest / Jugendhaftanstalt mal weiß nicht mehr will nicht antworten Untersuchungshaft mal weiß nicht mehr will nicht antworten Strafhaft mal weiß nicht mehr will nicht antworten Maßregelvollzug mal weiß nicht mehr will nicht antworten I3. Wie alt waren Sie, als Sie das erste Mal inhaftiert waren? Jahre weiß nicht mehr will nicht antworten I4. Wie lange sind Sie insgesamt bereits inhaftiert gewesen? MM I4a. Von wann bis wann waren Sie zuletzt inhaftiert? MMJ J J J Monate bis MMJ J Jahre (Monat/Jahr bis Monat/Jahr) I5. Haben Sie jemals in Haft Drogen gespritzt? ja nein >I9 weiß nicht mehr >I9 will nicht antworten >I9 I6. Haben Sie bei Ihrem letzten Haftaufenthalt Drogen gespritzt? ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten I7. Haben Sie in Haft angefangen Drogen zu spritzen? ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten I8. Haben Sie während des letzten Haftaufenthalts, bei dem Sie Drogen gespritzt haben, ausschließlich eigene Spritzutensilien benutzt? ja nein, habe auch mit anderen getauscht weiß nicht mehr Nadeln will nicht antworten Spritzen ja nein, habe auch mit anderen getauscht weiß nicht mehr will nicht antworten Löffel ja nein, habe auch mit anderen getauscht weiß nicht mehr will nicht antworten Filter ja nein, habe auch mit anderen getauscht weiß nicht mehr will nicht antworten V 6.1 2013-03-27 DRUCK-Studie Köln 7/14 I8a. Das letzte Mal, als Sie in Haft eine fremde Spritze / Nadel benutzt haben, wie haben Sie sie gesäubert? [Mehrfachantworten möglich] Ich habe beim Spritzen in Haft nie fremde Spritzen/Nadeln benutzt in kochendes Wasser gelegt gar nicht gesäubert mit Seife / Spülmittel / Haushaltsreiniger mit kaltem Wasser durchgespült mit Haushaltsbleiche mit warmem Wasser durchgespült mit Alkohol / Desinfektionsmittel mit heißem Wasser durchgespült anders: ____________________________________________________ weiß nicht mehr will nicht antworten I9. Hatten Sie in Haft jemals ungeschützten Anal- / Vaginalverkehr? nein >J1 ja weiß nicht >J1 will nicht antworten >J1 I9a. Hat dieser ungeschützte Verkehr mit Ihrem damaligen festen Partner / Ihrer damaligen festen Partnerin stattgefunden? weiß nicht will nicht antworten nein teils-teils ja J: HIV und Hepatitis J1. Sind Sie schon mal auf HIV getestet worden? nein >J8a ja J2. Wenn ja: wie oft? weiß nicht mehr >J8a will nicht antworten >J8a mal J3. Wie war das letzte Testergebnis? bin mit HIV infiziert (positiv) >J5a weiss es noch nicht bin nicht mit HIV infiziert (negativ) will nicht antworten J4a. Wo wurden die meisten Ihrer bisherigen Tests durchgeführt? Krankenhaus Reha/Langzeittherapie/Übergangseinrichtung andere: ________________________ Substitutionsambulanz oder Praxis Gesundheitsamt weiß nicht mehr >J5a Arztpraxis ohne Suchttherapie Gefängnis will nicht antworten >J5a Krisenzentrum Drogenhilfe Haftkrankenhaus J4b. Wie häufig werden Sie auf HIV getestet? alle 3 Monate jährlich unregelmäßig weiß nicht mehr alle 6 Monate alle 2 Jahre einmalig will nicht antworten weiß nicht mehr will nicht antworten J5a. Wann war der letzte negative HIV-Test? MM J J J J Monat/Jahr J5b. nur HIV+: Wann war der erste positive HIV-Test? MM J J J J Monat/Jahr weiß nicht mehr will nicht antworten J6a. nur HIV+: Wie war die Helferzellzahl (CD4) zum Zeitpunkt der Erstdiagnose der HIV-Infektion? >500 200-350 weiß nicht 350-500 <200 will nicht antworten Virus nachweisbar weiß nicht J6b. nur HIV+: Wie hoch war Ihre letzte Viruslast? unter der Nachweisgrenze will nicht antworten J7a. nur HIV+: Erhalten Sie eine Therapie gegen Ihre HIV-Infektion oder haben Sie mal eine HIV-Therapie erhalten? ja, aktuell nein, noch nie >J8a ja, aber ich pausiere zur Zeit will nicht antworten >J8a >J7a >J7a J7b. nur HIV+: Seit wann werden Sie behandelt? MM J J J J Monat/Jahr will nicht antworten V 6.1 2013-03-27 DRUCK-Studie Köln 8/14 Hepatitis C J8a. Sind Sie schon mal auf Hepatitis C-Antikörper getestet worden? ja nein >J14a weiß nicht mehr >J14a will nicht antworten >J14a weiß nicht mehr will nicht antworten J8c. Wann zuletzt? MM J J J J Monat/Jahr J8d. Wie war das Ergebnis? negativ >J9 positiv (d.h. Kontakt mit Virus gehabt) >J10a weiß nicht mehr habe Ergebnis nicht erhalten will nicht antworten J9. Haben Sie jemals ein positives Hepatitis C-Antikörper-Testergebnis erhalten (d.h. Kontakt mit Virus gehabt)? ja nein >J11a weiß nicht mehr >J11a will nicht antworten >J11a J10a. Wurde auch eine PCR durchgeführt / Viruslast bestimmt? ja nein >J12b weiß nicht mehr >J12b will nicht antworten >J12b J10b. Wie war das Ergebnis? Virus nicht nachweisbar Virus nachweisbar weiß nicht mehr will nicht antworten J11a. Wo wurde der Test / wurden die meisten Tests durchgeführt? [Mehrfachantworten möglich] Krankenhaus Gesundheitsamt Substitutionsambulanz oder Praxis Gefängnis Arztpraxis ohne Suchttherapie Haftkrankenhaus Krisenzentrum Drogenhilfe andere: _________________________ weiß nicht mehr will nicht antworten Reha/Langzeittherapie/Übergangseinrichtung J11b. Wie häufig werden Sie auf Hepatitis C getestet? jährlich alle 3 Monate alle 6 Monate alle 2 Jahre unregelmäßig einmalig weiß nicht mehr will nicht antworten J12b. nur HepC+: Wie lange sind Sie schon Hepatitis C infiziert? Seit… … weniger als 30 Tagen … weniger als 5 Jahren weiß nicht … weniger als 6 Monaten … mehr als 5 Jahren will nicht antworten … weniger als 12 Monaten J13. nur HepC+: Ist Ihre Hepatitis C jemals behandelt worden? (mit Interferon-Injektionen) nein, wollte nicht, weil _______________________________________ ja, mit Erfolg ich bin zurzeit in Behandlung nein, wurde mir nie angeboten ja, einmal ohne Erfolg nein, Spontanheilung weiß nicht mehr will nicht antworten ja, mehrmals ohne Erfolg Hepatitis B J14a. Ist bei Ihnen jemals eine Hepatitis B-Infektion festgestellt worden? ja nein >J15 weiß nicht mehr >J15 will nicht antworten >J15 J14b. nur HepB+: Was genau ist festgestellt worden? Infektion durchgemacht und ausgeheilt chronische Infektion weiß nicht mehr akute frische Infektion unbestimmt will nicht antworten J15. Sind Sie jemals gegen Hepatitis B geimpft worden? ja nein >J18 weiß nicht mehr >J18 will nicht antworten >J18 J16. Wie viele Impfdosen haben Sie erhalten? eine drei zwei vier oder mehr weiß nicht mehr V 6.1 2013-03-27 DRUCK-Studie Köln 9/14 J17. Wo sind Sie zuletzt gegen Hepatitis B geimpft worden? Krankenhaus >W12 Gesundheitsamt >W12 Substitutionsambulanz oder Praxis >W12 Gefängnis >W12 Arztpraxis ohne Suchttherapie >W12 Krisenzentrum Drogenhilfe >W12 Haftkrankenhaus >W12 weiß nicht mehr >W12 will nicht antworten >W12 andere: _________________________ >W12 Reha/Langzeittherapie/Übergangseinrichtung >W12 J18. Wurde Ihnen jemals eine Hepatitis B-Impfung angeboten? ja, von ____________________________ nein >W12 weiß nicht mehr >W12 will nicht antworten >W12 Wissensfragen – Teil 2: Ich lese Ihnen jetzt einige Aussagen zu HIV, Hepatitis B und C vor. Diese Aussagen sind alle richtig. Ich möchte von Ihnen wissen, ob Sie das schon wussten oder ob Sie das noch nicht so genau wussten oder ob das völlig neu für Sie ist. W12. AIDS wird durch einen Virus übertragen, das HIV heißt. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W13. Man kann nicht am äußeren Erscheinungsbild erkennen, ob jemand HIV hat oder nicht. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W16. Die wirksame Behandlung einer HIV-Infektion reduziert das Risiko einer HIV-Übertragung. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W17. Hepatitis ist eine Entzündung der Leber, die verschiedene Ursachen haben kann. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W17a. Eine infektiöse Hepatitis wird vor allem durch die Hepatitis-Viren A, B und C verursacht. war mir nicht so klar ist neu für mich wusste ich W19. Eine chronische Hepatitis kann man nicht am äußeren Erscheinungsbild erkennen. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W20. Eine Hepatitis C wird sehr häufig chronisch.. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W21. Eine Hepatitis B wird selten chronisch. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W22. Vor Hepatitis A und Hepatitis B kann man sich durch eine Impfung schützen. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W23. Eine Hepatitis B-Impfung muss mindestens drei Mal gegeben werden, um ausreichend zu schützen. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W24. Gegen Hepatitis C gibt es keine Impfung. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W25. Eine chronische Hepatitis C kann wirksam behandelt werden. war mir nicht so klar ist neu für mich wusste ich V 6.1 2013-03-27 DRUCK-Studie Köln 10/14 W26. Wenn eine Hepatitis C ausgeheilt ist (egal, ob von alleine oder mit einer Therapie), kann man sich wieder neu mit Hepatitis C anstecken. war mir nicht so klar ist neu für mich wusste ich W28. Es gibt Medikamente gegen HIV, die man nach einer Risikosituation (Sex ohne Kondom mit einer HIV-infizierten Person oder unsafe use) zum Schutz vor einer Infektion einnehmen kann (PEP / Postexpositionsprophylaxe). wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W29. Bei der HIV-PEP muss man die Medikamente direkt nach der Risikosituation für 4 Wochen einnehmen. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich K: Gesundheitsversorgung K1. Wurde bei Ihnen jemals eine der folgenden Infektionen / Erkrankungen diagnostiziert ? [Mehrfachantworten möglich] Tuberkulose ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Endokarditis (Herzentzündung) ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Lungenentzündung ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Leberzirrhose ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Thrombose (Blutgerinnsel) ja nein weiß nicht mehr Syphilis ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Gonorrhoe / Tripper ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Genitalherpes ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Feigwarzen ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Chlamydieninfektion ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Milzbrand ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Krätze (Skabies) ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten will nicht antworten andere (bitte angeben): K2. Hatten Sie schon mal eine Überdosis (mit Atemstillstand)? nein >K4 ja weiß nicht mehr >K4 will nicht antworten >K4 K3. Wie oft ist das in den letzten 12 Monaten vorgekommen? mal nie weiß nicht mehr will nicht antworten K4. Wann waren Sie zuletzt in medizinischer Behandlung (auch wegen nicht-drogenbezogener medizinischer Probleme)? MM J J J J Monat/Jahr K5. In welcher Art von Einrichtung war das? Krankenhaus Reha/Langzeittherapie/Übergangseinrichtung Gesundheitsamt weiß nicht mehr Arztpraxis ohne Suchttherapie Haftkrankenhaus will nicht antworten Krisenzentrum Drogenhilfe andere: Substitutionsambulanz oder Praxis K6. Wegen welchem Problem waren Sie dort? weiß nicht mehr V 6.1 2013-03-27 DRUCK-Studie Köln will nicht antworten 11/14 K7. In welcher dieser Einrichtungen sind Sie in den letzten 12 Monaten am häufigsten gewesen? Krankenhaus Reha/Langzeittherapie/Übergangseinrichtung Substitutionsambulanz oder Praxis Gesundheitsamt weiß nicht mehr Arztpraxis ohne Suchttherapie Haftkrankenhaus will nicht antworten Krisenzentrum Drogenhilfe andere: K8. Wie würden Sie Ihren derzeitigen Gesundheitszustand beschreiben? sehr gut gut ok stark schwankend schlecht will nicht antworten K9. Haben Sie sich irgendwann unter nicht-professionellen Bedingungen (von Freunden, Bekannten, nicht in einem TattooStudio) eine Tätowierung oder ein Piercing machen lassen? weiß nicht mehr nein in Haft? Wenn ja: will nicht antworten außer Haft? L: Wissen und Informationsquellen L1. Wo haben Sie sich über Hepatitis und HIV informiert? [Mehrfachantworten möglich] Internet Gesundheitsamt AIDS-Hilfe/Beratungsstelle Fernsehen / Radio Krisenzentrum Drogenhilfe Broschüren / Flyer / Plakate bei anderen Drogenkonsumierenden Drogenberatung Langzeittherapie / Übergangseinrichtung Streetworker bisher habe ich mich nicht informiert >L3 will nicht antworten bei Freunden / Bekannten Betreutes Wohnen bei meinem Arzt / meiner Ärztin andere Stelle: L2. Welches sind für Sie die wichtigsten Informationsquellen? [Mehrfachantworten möglich] Internet Gesundheitsamt AIDS-Hilfe/Beratungsstelle Fernsehen / Radio Krisenzentrum Drogenhilfe Streetworker Broschüren / Flyer / Plakate will nicht antworten bei anderen Drogenkonsumierenden Drogenberatung Langzeittherapie / Übergangseinrichtung bei Freunden / Bekannten Betreutes Wohnen bei meinem Arzt / meiner Ärztin andere Stelle: L3. Haben Sie von den Milzbrandfällen bei Drogenkonsumenten in den Jahren 2009, 2010 und 2012 gehört? nein >M1 ja L4. Wenn ja: Hat das Ihr Konsumverhalten beeinflusst? [Mehrfachantworten möglich] ja, ich habe meinen Drogengebrauch (zeitweise) eingeschränkt ja, ich habe meine Drogenquelle gewechselt in der Szene Problem diskutiert ich habe mich von meinem Arzt / Betreuer beraten lassen ich habe versucht, das Drogenbesteck besser zu sterilisieren anderes: nein, keine Veränderungen will nicht antworten M: Demografische Charakteristika M1. Wann wurden Sie geboren? MM Monat J J J J Jahr M2. Geschlecht: männlich weiblich transgender will nicht antworten V 6.1 2013-03-27 DRUCK-Studie Köln 12/14 M3. Sind Sie in Deutschland geboren? ja >M5 nein will nicht antworten M4. In welchem Land sind Sie geboren? will nicht antworten M5. In welchem Land sind Ihre Eltern geboren? Vater: unbekannt will nicht antworten Mutter: unbekannt will nicht antworten M6. Was waren während der letzten 12 Monate Ihre Einkommensquellen, von denen Sie gelebt haben? [Mehrfachantworten möglich] regelmäßiger Job (Voll- oder Teilzeit) Zeitungsverkauf Nebentätigkeit / Aushilfsjob Betteln Arbeitslosengeld 2 (ALG II) Verkauf von Drogen Arbeitslosengeld 1 (ALG I) Sex gegen Geld Grundsicherung Diebstahl Rente anderes (z.B. Flaschen sammeln, Schwarzarbeit); bitte angeben: will nicht antworten Unterstützung durch Eltern / Familie / Freunde M7. Wo haben Sie während der letzten 12 Monate hauptsächlich gewohnt? [falls mehrere zutreffen, Beschränkung auf die 2 mit der längsten Dauer] in eigener / gemieteter Wohnung Wohnheim / Übergangswohnheim betreutes Einzelwohnen Notunterkunft / Übernachtungsstelle bei meinen Eltern JVA / Maßregel / Sicherheitsverwahrung bei Freunden obdachlos >M9 bei Verwandten anderes (bitte angeben): BWG-Betreute Wohngemeinschaft will nicht antworten Fachklinik / stationäre Reha M8. Waren Sie jemals obdachlos?: ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten M9. Haben Sie eigene Kinder unter 14 Jahren? ja nein will nicht antworten M10. Mit wie vielen Kindern unter 14 Jahren wohnen Sie im selben Haushalt? [bitte „0" angeben, wenn mit keinem Kind unter 14 Jahren zusammenlebend] Anzahl: will nicht antworten M11. Höchster Schulabschluss? habe keinen Schulabschluss Abitur / Fachabitur bin noch in Schulausbildung anderer Schulabschluss: Hauptschule will nicht antworten mittlere Reife (Realschule / Polytechnische Oberschule) V 6.1 2013-03-27 DRUCK-Studie Köln 13/14 M12. Höchster Ausbildungsabschluss? derzeit in Hochschul- oder Berufsausbildung Meister / Techniker keine Hochschul- oder Berufsausbildung abgeschlossen Hochschulabschluss abgeschlossene Lehre / Ausbildung anderer Berufsabschluss: will nicht antworten Wir möchten uns an dieser Stelle bei Ihnen für Ihre Teilnahme an der Studie bedanken. Um weitere Studien besser planen zu können, möchten wir von Ihnen nur noch wissen, aus welchem Grund Sie an dieser Studie teilgenommen haben. M13. Warum haben Sie an dieser Studie teilgenommen? [Mehrfachantworten möglich] wegen des Geldes weil ich Zeit und nichts anderes vor hatte wegen der HIV-Schnelltestmöglichkeit um mich zu informieren wegen der Tests (inkl. Hepatitis) weil meine Freunde / Bekannte mitmachen aus Interesse andere Gründe: weil ich die Studie wichtig finde will nicht antworten M14. Von wem haben Sie diesen Coupon? von meinem/meiner festen PartnerIn von jemandem, den ich nicht so gut kenne von einem guten Bekannten / Freund kein Coupon (Seed / Starter-Person) Anmerkungen V 6.1 2013-03-27 DRUCK-Studie Köln 14/14