Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing Univ.-Prof. Dr. Bernd Günter Modul MB01 (Markt und Strategie), Kurs 3 Sommersemester 2014 Dienstag, 8.30 – 10.00 Uhr, HS 5F Univ.-Prof. Dr. Bernd Günter, Maximilian Gilbert, B.Sc. © Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Marketing ǀ Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf 2014 Kurs 13 Gliederung I 1. 2. Der Bezugsrahmen für den Marktauftritt und die Strategie von Unternehmen 1.1 Wettbewerbsvorteile und Positionierung 1.2 Geschäftsmodell und Businessplan 1.3 Der situative Rahmen Theoretisch-konzeptionelle Fundierung 2.1 Markt versus Hierarchie 2.2 Resource Based View 2.3 Market Based View 3. Der Prozess der strategischen Analyse und Planung 4. Unternehmensstrategien 4.1 Portfolio-Modelle 4.2 Strategische Optionen auf Unternehmensebene 2 Gliederung II 5. 6. Geschäftsbereichsstrategien 5.1 Strategiealternativen / Grundraster 5.2 Wettbewerbsstrategien nach Porter 5.3 Marktstimulierungsstrategien 5.4 Internationalisierungsstrategien 5.5 Kooperationsstrategien Strategiebewertung 3 Literaturhinweise und -empfehlungen • Backhaus, Klaus / Schneider, Helmut: Strategisches Marketing, 2. Aufl. Stuttgart 2009. • Backhaus, Klaus / Voeth, Markus: Industriegütermarketing, 9. Aufl., München 2010, S.125-148. • Becker, Fred / Fallgatter, Michael: Strategische Unternehmensführung, 3. Aufl., Berlin 2007, S. 8285. • Becker, Jochen: Marketing-Konzeption, 10. Aufl., München 2012. • Porter, Michael: Wettbewerbsstrategie, 12. Aufl., Frankfurt 2013 (englisch: Competitive Strategy, New Edition, New York 2004). • Porter, Michael: Wettbewerbsvorteile, 8. Aufl., Frankfurt 2014 (englisch: Competitive Advantage, 1st Free Press Edition, New York 1998), und zwar Kapitel 1-6 als Lehrbuch mit grundsätzlichen Ausführungen und ansonsten eher als nützliches Nachschlagewerk bei einzelnen Themen. • Steinmann, Horst / Schreyögg, Georg: Management. Grundlagen der Unternehmensführung, 7. Aufl., Wiesbaden 2013, Teil 3, Kapitel 5, Strategische Planung und Kontrolle, S.165-295. • Welge, Martin K. / Al-Laham, Andreas: Strategisches Management, 6. Aufl., Wiesbaden 2012 . • Wheelen, L.T.; Hunger, J.D.: Concepts in Strategic Management and Business Policy - Achieving Sustainability, 14. Aufl., Upper Saddle River, 2014. 4 Porsche-Clan fürchtet Kratzer in Sportwagenmarke (I) VW will mehr Autos verkaufen. Auch die Marke Porsche muss ihren Teil beitragen. Nun startet die Produktion des Kompakt-SUV Macan. Doch die Porsche-Familie bangt um die Exklusivität der Fahrzeuge. Wolfgang Porsche, der Aufsichtsratsvorsitzende des Sportwagenbauers, hat grün gewählt. Und Ursula Piëch, die Frau von VW-Patriarch Ferdinand Piëch, rot – wie so oft bei Neuerwerbungen für ihre Garage. "Also habe ich mich für einen weiß lackierten Macan entschieden, damit wir nicht im Partnerlook daherkommen", witzelt HansPeter Porsche, der Bruder des Aufsichtsratschefs. Bestellungen für den neue Kompakt-SUV des Sportwagenbauers werden seit Monaten angenommen, nun hat im Werk Leipzig die Serienproduktion begonnen. Anfang April werden die ersten Modelle ausgeliefert, und natürlich bekommen die Porsches und Piëchs einige der ersten Autos. Ganz vorn dabei zu sein war aber selbst für die Eigentümerfamilien nicht ganz leicht – denn der Macan, die neue und fünfte Baureihe von Porsche, ist längst vor dem Serienanlauf praktisch ausverkauft. Mehr als 40.000 Kaufverträge haben Kunden weltweit noch vor Produktionsbeginn unterschrieben, fast die gesamte Jahresproduktion. "Nach Österreich gehen im ersten Jahr gerade mal 27 Macans", brummt Hans-Peter Porsche. Die beiden Eigentümerfamilien wohnen überwiegend in der Alpenrepublik. "Mein Bruder ist daher über den Vertrieb in Deutschland gegangen, um schnell seinen Macan zu bekommen.„ Porsche ist vom Kundenansturm überrascht Bei Porsche ist man es zwar gewöhnt, dass die Kunden bei neuen Modellen Schlange stehen. Doch der Ansturm auf den Macan mit einem Einstiegspreis von 58.000 Euro überrascht selbst die Zuffenhausener. "Das Echo ist schon außerordentlich groß", meint Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz. Das klingt stolz, zufrieden und irgendwie auch ein wenig erleichtert. Denn der Sportwagenbauer kann seine ehrgeizigen Wachstumsziele nur erreichen, wenn der Macan ein Erfolg wird. 5 Porsche-Clan fürchtet Kratzer in Sportwagenmarke (II) Spätestens 2018 wollte Porsche pro Jahr mehr als 200.000 Autos verkaufen, im vergangenen Jahr waren es rund 162.000. Vorstandschef Matthias Müller ist sicher, dass er das anvisierte Absatzziel bereits 2015 schafft – dank des Macan, und das auch dann, wenn andere Modelle schwächer laufen. 50.000 Stück sollen von dem Mini-SUV im ersten Jahr gebaut werden, aber interne Planungen sehen bereits vor, bis zu 80.000 pro Jahr vom Band laufen zu lassen. Erreicht Müller das Fernziel, wird das Porsche noch erfolgreicher machen, noch margenstärker. Aber der Mythos von der kleinen, feinen Sportwagenschmiede dürfte endgültig dahin sein. Und genau das bereitet dem PorscheClan zunehmend Kopfzerbrechen. Sorge um die Exklusivität Porsche-Chef Matthias Müller kennt die Sorge, der Edelautobauer könnte mit steigenden Stückzahlen und kleineren Modellen seine Exklusivität verlieren. Seit Monaten muss er die immer gleichen Fragen danach beantworten, abwiegeln, beruhigen. Was soll er auch anderes tun als das und dabei Kurs halten? Porsche ist kein exklusiver Einzelgänger mehr, sondern eine von zwölf Marken des Volkswagen-Konzerns. Und im Reich des Ferdinand Piëch gibt es nur eine Richtung: mehr produzieren, mehr verkaufen, mehr verdienen. Und damit Volkswagen einschließlich aller Konzernmarken, wie von Piëch und Vorstandschef Martin Winterkorn geplant, bis 2018 zum weltweit größten und erfolgreichsten Automobilhersteller werden kann, muss auch Porsche weiter zulegen. Also macht Porsche-Chef Müller mächtig Tempo. "Wir müssen noch in diesem Jahr darüber nachdenken, wie es nach 2018 weitergeht, und die Weichen für die kommenden Investitionen stellen", sagte er in Leipzig. Porsche brauche "attraktive, begehrliche Produkte". "Wir werden weitere Produkte entwickeln und im Laufe des Jahres entscheiden", kündigte der Vorstandschef an. Intern heißt es, der Plan 2018 sei abgearbeitet, jetzt werde an einem Masterplan für die Zeit über 2020 hinaus gearbeitet. 6 Porsche-Clan fürchtet Kratzer in Sportwagenmarke (III) Kein Modell unterhalb des Boxsters geplant Auch wenn darüber noch kaum Details nach außen gedrungen sind, außer dass der Plan für ein Einstiegsmodell unterhalb des Boxsters wohl endgültig gestorben ist, zeigte sich der Porsche-Clan in Leipzig wenig glücklich darüber, dass immer anspruchsvollere Wachstumsstrategien diskutiert werden. "Wir dürfen nicht zu sehr über Stückzahlen reden", sagte Wolfgang Porsche der "Welt". "Für eine Marke wie Porsche ist Exklusivität sehr wichtig." Die auf Menge zu trimmen, wäre ein Fehler. "Unser Motto muss lauten, immer lieber ein Auto zu wenig zu bauen", so der Aufsichtsratschef. Eine weitere, sechste Baureihe, wie sie immer wieder diskutiert wird, sei "derzeit absolut kein Thema". Porsche will am SUV-Trend mitverdienen Dabei ist der Porsche-Clan zwischen der Furcht ums Image als Sportwagenhersteller und den zunehmenden Erfolgen, die das Unternehmen mit Limousinen und SUVs erzielt, hin- und hergerissen. Von 162.000 verkauften Porsches waren bereits 84.000 SUVs. Und kein Segment im Automobilbau wächst derzeit so rasant wie das der Stadtgeländewagen, vor allem die kleineren und teuren Varianten. In internen Berechnungen geht man bei Volkswagen davon aus, dass das Segment der Premium-SUVs dieses Jahr weltweit ein Volumen von mehr als 1,3 Millionen Fahrzeugen erreicht. Das wäre ein Plus von 185 Prozent gegenüber dem Jahr 2007. Und bis 2024 wird demnach das jährliche, globale Absatzvolumen die Marke von 1,8 Millionen Fahrzeugen deutlich überschreiten. Es wäre also beinnahe sträflich, wenn Porsche auf diesen Trend nicht aufspringen würde, heißt es bei Volkswagen. Es käme eben darauf an, neuen Modellen die typischen Porsche-Gene mitzugeben. Dass der Macan die hat, bestreiten auch die Porsches nicht. "Schauen Sie sich den Macan doch an, eindeutig PorscheDNA", lobt ihn denn auch Wolfgang Porsche. Quelle: Die Welt, 12.02.2014, http://www.welt.de/124758547. 7 1. Der Bezugsrahmen für den Marktauftritt und die Strategie von Unternehmen 8 Alice Alice begegnet der faul auf einem Ast liegenden „Grinsekatze“. Alice fragt: „Würdest Du mir bitte sagen, welchen Weg ich von hier aus gehen soll?“ Die Katze sagt: „Das hängt weitestgehend davon ab, wohin Du gehen möchtest.“ Alice sagt: „Wohin, ist mir ziemlich egal.“ Die Katze sagt: „Dann ist es auch egal, welchen Weg Du gehst.“ Quelle: Caroll, Lewis: Alice im Wunderland 9 Strategiebegriff und -inhalt (I) Strategisches Handeln betrifft ein Kernproblem unternehmerischen Handelns, „die richtigen Dinge zu tun“ Ergänzend dazu ist operatives Handeln notwendig, „die Dinge richtig zu tun“ Eine Strategie hat mithin insbesondere eine Antwort zu geben auf folgende Fragen: • Hat das Unternehmen das richtige Zielsystem? • Ist das Unternehmen mit den richtigen Produkten auf den richtigen Märkten? Auf welchen Geschäftsfeldern soll das Unternehmen tätig sein? • Wie soll der Wettbewerb auf diesen Feldern bestritten werden? • Ist das Unternehmen mit den notwendigen und richtigen Ressourcen ausgestattet und arbeitet es mit den richtigen Prozessen, um im Wettbewerb eine überlegene Position (einen Wettbewerbsvorteil) zu erlangen? 10 Strategiebegriff und –inhalt (II) Eine Strategie ist eine grundsätzliche, langfristige Verhaltensweise (Maßnahmenkombination) der Unternehmung und relevanter Teilbereiche gegenüber ihrer Umwelt zur Verwirklichung der langfristigen Ziele. Quelle: Vgl. Welge, Martin K./Al-Laham, Andreas (2003): Strategisches Management, 4. Aufl., Wiesbaden, S. 19. Diese Definition ist so nicht in der aktuellsten Auflage enthalten. Charakteristische Merkmale einer Strategie sind: • • • • • • sie ist zielgerichtet, sie hat eine klare Ausrichtung gegenüber der Unternehmensumwelt sie enthält eine klare Stoßrichtung, sie legt Grundsätze für das Verhalten der Beteiligten fest, sie besteht aus einem Bündel von Maßnahmen, sie hat überwiegend langfristige Auswirkungen. 11 Es gibt vier Arten von Wettbewerbsvorteilen (Kundenvorteilen): • Qualitätsvorteil bzw. Nutzenvorteil („qualitativ besser“) • Kostenvorteil („kostengünstiger für den Kunden“) • Zeitvorteil („schneller“) • Verlässlichkeitsvorteil (Leistungsversprechen werden mit höherer Wahrscheinlichkeit eingehalten) Quelle: In Anlehnung an: Günter, B. (2007): Verlässlichkeit als Wettbewerbsvorteil im Busines-to-Business-Marketing, in: Büschken, Joachim/ Voeth, Markus/ Weiber, Rolf (Hrsg.): Innovationen für das Industriegütermarketing, Stuttgart, S. 185-199. 12 Die vier Wettbewerbsvorteile (Kundenvorteile) umfassen folgende Sachverhalte: • Wettbewerbsvorteil 1 (Qualitäts-/Nutzenvorteil im engeren Sinne): Das Angebot bzw. das Vertrags-/Tauschobjekt enthält überlegene Qualitätseigenschaften. • Wettbewerbsvorteil 2 (Kostenvorteil für den Kunden ): Die Gegenleistung für das Vertragsobjekt/Tauschobjekt bringt für den Kunden mit sich: • • niedrigere Entwicklungskosten • niedrigere Anschaffungskosten (incl. Anschaffungsnebekosten) • niedrigere laufende Kosten (Unterhalt, Betrieb) • niedrigere Entsorgungskosten Wettbewerbsvorteil 3 (Zeitvorteil): Das Angebot (Vertragsobjekt/Tauschobjekt) ist für den Kunden schneller verfügbar. • Wettbewerbsvorteil 4 (Verlässlichkeitsvorteil): Der Anbieter hält Leistungsversprechen im Vergleich zu Wettbewerbern mit höherer Wahrscheinlichkeit ein. Quelle: In Anlehnung an Günter, B.: Wettbewerbsvorteile, mehrstufige Kundenanalyse und Kunden-Feedback im Business-to-Business-Marketing, in: Backhaus, G./Günter, B./Kleinaltenkamp, M./Plinke, W./Raffee, H. (Hrsg.): Marktleistung und Wettbewerb, Wiesbaden 1997, S. 215 f. Günter, Bernd (2007): Verlässlichkeit als Wettbewerbsvorteil im Business-to-Business-Marketing, in: Büschken, Joachim/Voeth, Markus/Weiber, Rolf (Hrsg.): Innovationen für das Industriegütermarketing, Stuttgart, S. 185-199. 13 Positionierungsdiagramm (hier: Produktpositionierung) Hohe Qualität A Falke Niedriger Preis Hoher Preis B C D Niedrigere Qualität 14 Positionierungsanalyse des Marktes für Katzenfutter Quelle: Meffert, Heribert (2000): Marketing, 9. Aufl., Wiesbaden, S. 355. 15 Grundlegende Ausrichtungen der Markenpositionierung mit Beispielen aus der Unternehmenspraxis Quelle: Homburg, Christian/Krohmer, Harley (2003): Marketing, Wiesbaden, S. 525. 16 Handlungsebenen (Aktionsebenen) im Unternehmen Ebene 1 Unternehmensaufgabe “Corporate Mission” Ebene 2 Strategisches Geschäftsfeld 1 Strategisches Geschäftsfeld 2 Strategisches Geschäftsfeld ... Ebene 3 Marktsegment 1 Marktsegment 2 Marktsegment ... Ebene 4 Geschäftsbeziehung (Kunde) 1 Geschäftsbeziehung (Kunde) 2 Geschäftsbeziehung (Kunde) ... Ebene 5 Auftrag (Markttransaktion) 1 Auftrag (Markttransaktion) 2 Auftrag (Markttransaktion) ... Quelle: Kleinaltenkamp, M. : Einführung in das Business-to-Business-Marketing, in: Kleinaltenkamp, M./Plinke, W. (Hrsg.): Technischer Vertrieb, Grundlagen des Business-to-Business-Marketing, 2. Aufl., Berlin u.a .2000, S. 235. 17 Strategieebenen Unternehmung (Konzern) Unternehmensgesamtstrategie Geschäftsbereichsstrategien Geschäftsbereich I Geschäftsbereich II Geschäftsbereich III Funktionalstrategien Auf dieser Ebene findet keine Entwicklung einer eigenständigen Strategie statt; Geschäftsbereichsstrategien determinieren Funktionalstrategien 18 Inhalte der Strategieebenen Inhalt der Unternehmensgesamt-Strategie ist die Festlegung der Geschäftsbereiche einer Unternehmung (des Portfolios), die Verteilung der (finanziellen) Ressourcen auf die einzelnen Geschäftsbereiche und damit die Bestimmung ihrer Entwicklung sowie die Herstellung einer sinnvollen Beziehung zwischen den Geschäftsbereichen (Horizontalstrategie). Durch die Geschäftsfeld-Strategie wird bestimmt, wie dem Wettbewerb im jeweiligen Geschäftsfeld begegnet werden soll. Letztlich strahlen die festgelegten Strategien auf die betrieblichen Funktionen und Prozesse aus, in denen strategische Programme zu entwickeln sind, um die Strategien umzusetzen. 19 Quelle: Ahlert, Dieter/Backhaus, Klaus/Meffert, Heribert (2001): MCM-Studie zum Deutschen Marketing-Tag 2001: Geschäftsmodelle im E-Business – Modethema oder mehr?, in: absatzwirtschaft Sonderausgabe Oktober 2001, S. 36. 20 Inhalt eines Businessplans 1/2 Executive Summary Kurze Beschreibung der Idee und der geplanten Firma Genaue Erläuterung der Gelegenheit und der Strategie? Was ist der Zielmarkt? Wer sind die potentiellen Kunden? Was ist der entscheidende Vorteil? Einige Zahlen zur Profitabilität Welche Leute bilden die Kernmannschaft? Das Angebot an die Investoren Die Industrie bzw. Branche Überblick in Zahlen Die eigene Firma, das Konzept Das Produkt bzw. die Dienstleistung Die Einstiegs- und Wachstumschance Marketing-Plan Gesamtstrategie Preisfestlegung Verkaufstaktik Service und Garantiepolitik Werbung und Promotion Verteilungsstrategie Produktionsdesign und technische Entwicklung Entwicklungsstufe und verbleibende Aufgabe Schwierigkeiten und Risiken Produktverbesserungen und -weiterentwicklungen Kosten Eigentumsrechte, Patente, Trademarks, usw. Branchenanalyse Was sind die Eintrittsbarrieren? Wer sind die potentiellen Kunden? Wie groß ist der Markt? Wie stark wächst der Markt? Wie viele und wie stark sind die Wettbewerber? Welche Reaktion kann man von ihnen erwarten? Wie wichtig und wie stark sind die Lieferanten? Quelle: Dowling, Michael/ Drumm, Hans-Jürgen (2003): Gründungsmanagement, 2. Aufl. Berlin u.a., 2003, S. 242 ff. 21 Inhalt eines Businessplans 2/2 Produktion Produktionszyklen Geographische Organisation Einrichtungen Strategie und Pläne Rechtliche Aspekte Das Management-Team Organisation Konzeption des Personalmanagement Schlüsselpersonen Entlohnungsstrukturen, Gewinnbeteiligung der Eigentümer und Eigentumsverhältnisse Andere Investoren Angestellte und Mitarbeiterbeteiligung Leitende Angestellte Anteilseigner Berater Der Finanz-Plan Umsatzplanung und Plan-Bilanz Cash-flow-Planung Break-even-Analyse Kostenkontrollmaßnahmen Die Finanzierung Die gewünschte Finanzierung Das Angebot Kapitalisierung Mittelverwendung Rendite der Investoren Zeitplan Kritische Risiken, Probleme und Annahmen Quelle: Dowling, Michael/ Drumm, Hans-Jürgen (2003): Gründungsmanagement, 2. Aufl. Berlin u.a., 2003, S. 242 ff. 22 2. Theoretisch-konzeptionelle Fundierung 23 Organisationsformen ökonomischer Aktivitäten Quelle: Sydow, Jörg (1992): Strategische Netzwerke, Wiesbaden, S. 104. 24 Zentrale Merkmale von Markt, Hierarchie und Netzwerk Zentrale Merkmale Markt Hierarchie Netzwerk Normative Basis Vertrag / Eigentumsrechte Anstellungsverhältnis/ unterschiedliche soziale Beziehungen und Verhältnisse Komplementäre Eigenschaften Kommunikationsmittel Preise Verfahrensregeln Vertrauen Methoden der Konfliktlösung / Sanktionen Verhandlung / rechtliche Durchsetzung Ermächtigung / Überwachung / Zwang Gegenseitige verbindliche Normen Flexibilitätsgrad hoch niedrig mittel Verpflichtungsgrad zwischen den Akteuren niedrig mittel – hoch mittel – hoch Verhandlungsatmosphäre sachlich und/ oder misstrauisch formell / bürokratisch offen / zum gegenseitigen Vorteil Grad der Abhängigkeit der Präferenzen der Akteure unabhängig abhängig interdependent Quelle: Schubert, Klaus (1994): Netzwerke und Netzwerkansätze, in: Kleinaltenkamp, Michael/Schubert, Klaus (Hrsg.): Netzwerkansätze im Business-to-Business-Bereich, Wiesbaden, S. 13. 25 Ressourcenorientierte Ansätze Resource-Based-View • Wettbewerbsvorteile und Erfolg eines Unternehmens basieren auf einzigartigen Ressourcen und Ressourcen-Kombinationen • Es kann sich um physische, humankapitalbezogene und organisationale Ressourcen handeln • Es existieren systematische und empirisch beobachtbare Unterschiede in der Ressourcenausstattung von Unternehmen • Dieser Unterschied ist im Zeitablauf relativ stabil (eingeschränkte Mobilität der Ressourcen/bündel) • Inside-out-Perspektive Quelle: Selznik, P. (1957): Leadership in Administration, New York 1978; Penrose, E.(1959): The Theory of Growth of the Firm, 1959. Resource-Dependence-Perspective • Organisationen basieren auf Ressourcen und benötigen diese zum erfolgreichen Agieren. • Diese Ressourcen befinden sich zunächst außerhalb der Organisation. • Organisationen interagieren, um die benötigten Ressourcen zu erhalten. • Organisationen sind bestrebt, ihre eigene Abhängigkeit von anderen Organisationen zu vermindern resp. deren Abhängigkeit zu erhöhen. • Outside-in-Perspektive Quelle: Pfeffer/Salancik (1978): The External Control of Organizations: A Resource Dependence Perspective, New York 1978. 26 Fähigkeiten Beitrag zum Kundennutzen Verteidigbarkeit Standardfähigkeiten nein nein Schlüsselfähigkeiten hoch nein Unerschlossene Fähigkeiten nein ja Kernkompetenzen hoch ja 27 Beispiele für die einzelnen Arten von Fähigkeiten Standardfähigkeiten: Personal einstellen und verwalten; Rechnungen erstellen und prüfen Schlüsselfähigkeiten: Gestaltung effizienter Logistikprozesse unter Einbeziehung von Fremdleistungen; Anfertigen und Ausliefern maßgeschneiderter Kleidung; Auftragsannahme durch den Außendienst mit einem Laptop; Betreiben eines Call-Centers Unerschlossene Fähigkeiten: Beherrschung der Fax-Technologie bei der Siemens AG; zur damaligen Zeit eine einzigartige fachliche Fähigkeit. Für den geschäftlichen Erfolg fehlte jedoch die Fähigkeit, den Markt zu entwickeln und den Kunden den Nutzen durch diese Technologie zu vermitteln Kernkompetenzen: Schott-Glaswerke: Eine Kernkompetenz ist das Schmelzen hochhomogener Gläser in kleinen Losgrößen; Ressourcenbündel: Erfahrener Mischer, Einkaufsprozess, selbstgefertigte technische Anlagen 28 Kompetenztheoretischer Ansatz Kompetenztheoretischer Ansatz: Kerngedanke • Basiert auf Resource-Based-View • Kompetenzen sollen genutzt werden, um Vorteile gegenüber anderen Unternehmen zu sichern. • Mögliche Kompetenzen ergeben sich aus den Potentialen im Unternehmen • Tangible Potentiale • Intangible Potentiale • Humanpotentiale Quelle: Freiling/Reckenfelderbäumer (2009): Markt und Unternehmung – Eine marktorientierte Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, 3.Aufl., Wiesbaden 2009, S. 73-76. Kernkompetenzen: Kerngedanke • Unter bestimmten Bedingungen werden die auf Ressourcen basierenden Kompetenzen als Kernkompetenzen aufgefasst • Prüfschema 1: Nicht-Imitierbarkeit, Nicht-Substituierbarkeit, Unternehmensspezifität, Fähigkeit zur Generierung eines Kundennutzens • Prüfschema 2: VRIO: Value, Rareness, Imperfect Imitability, Organization Specificity Quelle: Rasche,Ch. (1994): Wettbewerbsvorteile durch Kernkompetenzen. Ein Ressourcenorientierter Ansatz, Wiesbaden 1994; Barney, J.B. (1997): Gaining and sustaining Competitive Advantage, in: Journal of Marketing, Vol. 39, No.4,1975; vgl. zusammenfassend auch Welge/Al Laham (2012): Strategisches Management 6. Aufl. Wiesbaden 2008, S. 87-98 u. S. 376-389. 29 Kernkompetenzen… („core competences…“) … sind einzigartige und marktrelevante Fähigkeiten, die den Kern eines Wettbewerbsvorteils auf Märkten darstellen. (Freiling 1998) Kernkompetenzen sind nicht etwa bestimmte Produktvorteile oder die Verfügbarkeit bestimmter Technologien. Vielmehr müssen die „VRIO“-Kriterien erfüllt sein: V R I O = = = = Value Rareness Imperfect Imitability Organizational Specificity (Wert für den Kunden/Absatzmarkt) (Einzigartigkeit; kein Zukauf) (Imitation/Substitution unmöglich) (max. Potential nur im betr. Unternehmen) Geschäftsfeldbezogene Entwicklungsrichtungen: •Deepening •Broadening •Shifting (Nutzung vorhandener K., um neue K. zu entwickeln) 30 3. Der Prozess der strategischen Analyse und Planung 31 Aufgaben der strategischen Planung 1. Ist-Analyse der strategischen Erfolgspotentiale (Produkt-/MarktKombination) 2. Erstellung von Prognosen bzw. Szenarien 3. Beurteilung der Potentiale unter dem Gesichtspunkt der strategischen Ziele 4. Sicherung der vorhandenen Erfolgspotentiale sowie die Entwicklung neuer Erfolgspotentiale 5. Umsetzung in operative Planung 32 Strategische und operative Planung • Strategische Planung – Sie gründet sich auf die globale Analyse der Erfolgsquellen einer Unternehmung und ist auf die Erhaltung gegebener sowie auf die Entwicklung neuer Erfolgspotentiale gerichtet. – Es geht um die Absicherung bzw. Schaffung von verteidigungsfähigen relativen Wettbewerbsvorteilen. – Die Strategische Planung dient der Zukunftssicherung der Unternehmung. – Die Unternehmung ist auf ein bestimmtes Zukunftsbild hinzuführen. Das Management muss ein solches Zukunftsbild haben bzw. entwickeln. • Operative Planung – Sie ist auf die Realisierung der strategischen Ziele (Ausschöpfen von Erfolgspotentialen) gerichtet und muss sich an den in einer gegebenen Lage vorhandenen bzw. zu beeinflussenden Möglichkeiten ausrichten. 33 Phasen von Strategieprozessen Zielplanung strategische Analyse Strategieformulierung Strategiebewertung Strategieimplementierung Budgetierung Quelle: in Anl. an Welge, Martin K./ Al-Laham, Andreas (2012): Strategisches Management, 6. Aufl., Wiesbaden, S. 186. Erfolgskontrolle 34 Der Prozess des strategischen Managements Zielbildung …langfristig Strategische Umweltanalyse Unternehmensanalyse Planung (Chancen / Risiken) (Stärken / Schwächen) Prämissenbildung Strategieentwicklung -Unternehmensstrategie Markt- und Ressourcenkontrolle Strategiekontrolle -Geschäftsbereichsstrategien Prämissenkontrolle Strategieimplementierung Umsetzung in kurzfristige Ziele Umsetzungskontrolle 35 Quelle: Wheelen, L.T.; Hunger, J.D.: Concepts in Strategic Management and Business Policy - Achieving Sustainability, 13. Aufl., Upper Saddle River, 2011, S. 27. 36 Umfeldanalyse (PEST Analysis) Ökonomisch - wirtschaftliche Entwicklung - Kreditsicherheit - Höhe des verfügbaren Einkommens - Konsumneigung - ausschlaggebender Zins - Steuer - aktueller Wechselkurs - internationale wirtschaftliche Entwicklung - Bruttoinlandsprodukt - Einkommensverteilung in der Bevölkerung - Pro-Kopf-Einkommen - Lohn- und Gehaltsniveau Globale Umwelt Technologisch Soziokulturell - Werte und Einstellungen der Bevölkerung - Lebensstil und Bevölkerungsmix - Arbeitseinstellung - Demographie der Bevölkerung - Religion - Einstellung der Bevölkerung gegenüber der Industrie - Status-Symbole Unternehmung - Erfindungen in der Wissenschaft - technische Entwicklungen in alternativen Industriezweigen - technologische Entwicklungen in der Industrie Globale Umwelt Politisch - Gesetzgebung des Bundes, der Bundesstaaten und der Gemeinden - politische Ideologie der Regierung - politische Einstellung gegenüber der Industrie 37 Quelle: Porter, Michael: Wettbewerbsvorteile, 7. Aufl., Frankfurt 2010, übernommen aus: Welge, Martin K./Al-Laham, Andreas (2012), Strategisches Management, 6. Aufl., Wiesbaden, S. 301. 38 Konkurrenzanalyse Zweck der Konkurrenzanalyse ist letztlich die Schaffung einer Informationsbasis, um die Aktionen der Wettbewerber vorhersagen zu können Die Konkurrenzanalyse umfasst die Analyse aller Daten der Konkurrenzunternehmen, die für eigene Entscheidungen im Rahmen der strategischen Planung von Bedeutung sind. Anglo-amerikanisch: Competitive Intelligence; die mit ethischen und legalen Mitteln gesammelten und anschließend ausgewerteten Daten dienen der Erklärung, Prognose und Beeinflussung von Aktionen und Reaktionen der Konkurrenz. Ein Teilgebiet der Competitive Intelligence ist das Competitor Accounting: Die Bereitstellung, die Analyse und der Vergleich eigener Daten mit Wettbewerbsdaten auf der Grundlage von Informationen des Rechnungswesens 39 Ermittlung einer Kostenlücke gegenüber dem Wettbewerb Personalkosten u. Jahresarbeitszeit Personal Kapital Design Effizienz Volumen Faktorkosten Herstellungskosten Prozesse Produktivität Fixkostendegression Arbeitskosten pro Produkteinheit Maschineneinsatz Rationalisierung Durchlaufzeit Fixkostendegression Zinsen Abschreibungen Materialbedarf Ausbeute Mengendegression Zukaufteile Einkaufsvorteile Kostenlücke Material, Sach- und Dienstleistungen Eigene Kosten Reverse Engineering Analyse von Struktur, Prozessen und Wertschöpfungstiefe Kosten Unterschiedliche WettbeKomponentenpreise werber 40 Bestimmung der Verteidigungsfähigkeit des Konkurrenten Ereignis Verwundbarkeit des Konkurrenten durch das Ereignis Ausmaß der Vergeltung, zu dem das Ereignis provoziert Wirksamkeit der Vergeltungsmaßnahmen Mögliche strategische Schritte Zählen Sie alle Alternativen auf; z.B. - Service verbessern - Preise senken Denkbare Veränderungen des Umfeldes Zählen Sie alle Veränderungen auf, z.B. - Rohstoffversteuerungen - Steigendes Kostenbewusstsein der Käufer 41 Stärken-Schwächen-Analyse Gegenüberstellung der Situation eines Geschäftsbereichs mit der des wichtigsten Wettbewerbers, bezogen auf die Erfolgsfaktoren im Markt. Erfolgsfaktoren Relative Stellung zum Wettbewerb -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 Kosten Zuverlässigkeit Fehlerfreiheit Produktdesign Wettbewerber Untersuchte Geschäftseinheit 42 SWOT - Analyse Stärken (Strengths) Schwächen (Weaknesses) Chancen (Opportunities) Risiken (Threats) 43 Benchmarking bezeichnet – den Prozess fortlaufenden Vergleichens und Messens der eigenen Organisation mit weltweit führenden anderen Organisationen. – mit dem Ziel, der eigenen Organisation bei der Verbesserung der Leistungsfähigkeit zu helfen. 44 Objekte des Benchmarking • Unternehmungsfunktionen ( Einkauf, Vertrieb, Buchhaltung…) • Aktivitäten und Geschäftsprozesse (Produktentwicklung, Auftragsabwicklung, Budgeterstellung…) • Produkte/technische Lösungen (Endprodukte, Vorprodukte, Baugruppen…) • Ressourcen (Material, Personal, Anlagen…) • Strukturen (Organisationen, Standorte, Kundensegmentierung…) • Unternehmungsziele (Kosten, Zeit, Qualität…) 45 Szenario-Technik Quelle: Engelhardt, W. H. (1995): Analyse der Erfolgspotentiale, in Kleinaltenkamp, M./Plinke, W. (Hrsg): Technischer Vertrieb, Berlin u.a., S. 202. 46 Strategietypen • Organisatorischer Geltungsbereich - Unternehmensgesamtstrategien (corporate strategies; Konzernstrategien) - Geschäftsbereichsstrategien (business strategies) ° Kostenführerschaft ° Differenzierung ° Nischenstrategie - Funktionsbereichsstrategien (functional area strategies) • Entwicklungsrichtung - Wachstumsstrategien (Investieren) ° Marktdurchdringung ° Marktentwicklung ° Produktentwicklung ° Diversifikation - Stabilisierungsstrategien (Halten) - Schrumpfungsstrategien (Desinvestieren) • Marktverhalten - Angriffsstrategien - Verteidigungsstrategien 47 4. Unternehmensstrategien 48 Aufgaben und Teilgebiete der Unternehmensstrategie Aufgabe: Erarbeitung einer Strategie für die Gesamtheit der Geschäftseinheiten Teilgebiete: Portfolio-Strategie - Portfolio-Optimierung: Kerngeschäfte stärken; dem Kerngeschäft verwandte Neugeschäfte aufbauen; aus Randgeschäften zurückziehen; neue Geschäfte aufbauen - Entscheidungen über Wachsen, Stabilisieren oder Schrumpfen von Geschäftseinheiten - Regelung der Ressourcenzuteilung und des Mittelflusses zwischen den Geschäftseinheiten Horizontale Strategien Erkennen und Nutzen der Verflechtungen zwischen den Geschäftseinheiten im Rahmen eines Synergiemanagements 49 Horizontalstrategien Erkennen und Nutzen der Verflechtungen zwischen den Geschäftseinheiten im Rahmen eines Synergiemanagements „Die Horizontalstrategie koordiniert Ziele und Strategien verwandter Unternehmenseinheiten“. „Ohne explizite Horizontalstrategie werden Unternehmen nur mit Schwierigkeiten den zentrifugalen Kräften widerstehen können, die immer dann die Leistung des Gesamtunternehmens beeinträchtigen, wenn einzelne Unternehmenseinheiten die eigenen Leistungen optimieren“. Horizontalstrategien können nicht von den Unternehmungseinheiten vorgeschlagen werden. Dies bürdet „den Führungskräften der Unternehmenseinheiten die Verantwortung auf, Verflechtungen zu ermitteln und zu nutzen, wozu weder deren Mittel noch deren Einfluss ausreichen. „Eine Horizontalstrategie von unten nach oben gibt es eigentlich nie“. „Oft hegen die großen und augenblicklich erfolgreichen Unternehmenseinheiten die größte Abneigung gegen Verflechtungen, was in gleicher Weise für Unternehmenseinheiten gilt, die zugunsten immaterieller Verflechtungen zum Transfer ihres Know-How an andere Einheiten aufgefordert werden. Quelle: Porter (2000): Wettbewerbsvorteile, 6.Aufl., Frankfurt, S. 464 ff. 50 Horizontalstrategie: Die Nutzung von Verflechtungen zwischen Geschäftsbereichen • Horizontalstrategie: Aufbau und Nutzung von Verflechtungen zwischen den Geschäftsbereichen eines Konzerns Formen von Verflechtungen: -Transfer von materiellen Gütern -Transfer von Standardfähigkeiten -Transfer von spezifischen Fähigkeiten (Spezialwissen) 51 Grundlagen der Portfolio - Modelle Die Basis traditioneller Portfolio-Konzepte ist die Beschreibung des Erfolgspotentials einer strategischen Geschäftseinheit aus den ♦Chancen und Risiken der Umwelt sowie ♦internen Stärken und Schwächen der Geschäftseinheit. Portfolio – Modelle in Form eines Koordinatensystems weisen dementsprechend eine Umweltachse und eine Unternehmensachse auf. Auf Umwelt- und Unternehmensachse sollen jeweils Faktoren abgebildet werden, die eine Korrelation zu geschäftlichem Erfolg (oder Misserfolg) erlauben: Erfolgsfaktoren 52 Erfolgsfaktoren im strategischen Management – Definition und Verständnis „Strategische Erfolgsfaktoren bilden aus theoretischer Sicht die Ursachen für die positive oder negative Entwicklung eines Unternehmens. Sie geben Antwort auf die Frage, welche Kriterien einen wesentlichen Einfluss auf das Erfolgspotenzial von strategischen Geschäftsfeldern ausüben.” (Quelle: Fischer, Th. M. (1993): Kostenmanagement strategischer Erfolgsfaktoren, München, S. 18) „Erfolgsfaktoren liegen daher den Erfolgspotentialen zugrunde und konkretisieren diese; das strategische Management trägt über die Veränderung beeinflussbarer Erfolgsfaktoren zum Aufbau von Erfolgspotential bei.“ (Quelle: Welge, M. K./Al-Laham A. (2012): Strategisches Management, 6. Aufl., Wiesbaden, S. 216) Unter Strategischen Erfolgspositionen (SEP) versteht man Fähigkeiten, die es dem Unternehmen erlauben, langfristig (nachhaltig) im Vergleich zur Konkurrenz überdurchschnittliche Ergebnisse zu erzielen. (Quelle: Thommen, J.-P./Achleitner A-K. (2009): Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 6. Aufl., Wiesbaden, S. 994) 53 Generelle (branchenunabhängige) Erfolgsfaktoren Empirische Basis: PIMS-Studie, angeregt durch General Electric in den sechziger Jahren (PIMS = Profit Impact of Market Strategies) 1977-1999 Betreuung durch das Strategic Planning Institute in Cambridge/USA. Grundlegende Fragestellung: Was beeinflusst den Return on Investment (RoI) und den cash flow strategischer Geschäftseinheiten? Auf der Grundlage von Informationen einer Reihe von Unternehmungen aus verschiedenen Branchen wird mit Hilfe multipler Regressionsmodelle der relative Einfluss einzelner Faktoren auf den RoI und den Cash Flow untersucht = Suche nach den „laws of the market place“. Kern des PIMS-Programms ist eine Datenbank mit Daten über rund 3.000 SGE von ca. 250 Mitgliedsfirmen. Jede SGE wird durch über 200 quantifizierte Angaben gekennzeichnet. 54 Wesentliches Ergebnis des PIMS-Projektes: Das wirtschaftliche Ergebnisse einer strategischen Geschäftseinheit (RoI) wird – unabhängig von der Branche – von 37 unabhängigen Variablen bestimmt. Sie erklären 80 % der RoI-Varianz. Von diesen sind die folgenden besonders bedeutsam: Investitionsintensität Anlagevermögen + Umlaufvermögen – kurzfristige Verbindlichkeiten Umsatz Negative Korrelation mit RoI und cash flow Produktivität (Wertschöpfung je Beschäftigtem) Positive Korrelation Marktposition (Marktanteil; absolut und relativ, d.h. im Verhältnis zu den drei größten Wettbewerbern) Starke positive Korrelation Marktwachstum Positiver Einfluss auf den Gewinn Produktqualität (Einschätzung der Qualität der Produkte der SGE im Verhältnis zur Konkurrenz) Positive Korrelation 55 Der Zusammenhang zwischen ROI und Marktanteil Quelle: Porter, M: Wettbewerbsstrategie, 12. Aufl., 2013, S. 83. 56 Die Marktwachstum-Marktanteil-Matrix – Ein Beispiel für ein Portfolio - Modell Die Größe der Kreise korreliert mit der Umsatzhöhe. Marktwachstumsrate 25 % 10 % 4,0 2,0 1,0 0,5 0,25 Ordinate: Marktwachstum als Ausdruck der Attraktivität des Marktes für jede SGE= Maß für die Attraktivität der gesamten Branche Relativer Marktanteil 57 Verwertbarkeit der Marktwachstum-Marktanteil-Matrix o übersichtliche Darstellung der Situation des Geschäftsportfolios einer Unternehmung o Instrument zur Illustration der Cash-Flow-Herkunft aus Geschäftseinheiten und des Kapitalbedarfs von Geschäftseinheiten o Grundlage für die Ableitung von Strategien für die Geschäftseinheiten hoch Fragezeichen ? Bescheidener positiver oder negativer Cash-flow Großer positiver Cash-flow gering Kapitalbedarf (Marktwachstumsrate) Stern Cash-Kuh hoch Großer negativer Cash-flow Bescheidener positiver oder negativer Cash-flow Armer Hund gering Kapitalfreisetzung (relativer Marktanteil) 58 Erklärungen für die Relevanz von „Marktwachstumsrate“ und „Relativem Marktanteil“ Das Portfolio – Konzept geht davon aus, dass sich die umweltbedingten Chancen und Risiken in der Marktwachstumsrate niederschlagen. Eine Unterstützung erhält diese These durch die Konzepte ♦der Erfahrungskurve und ♦des Produktlebenszyklus Zur Begründung für die Relevanz des relativen Marktanteils (Stärke, falls hoch; Schwäche, falls niedrig) wird gewöhnlich ebenfalls auf die Erfahrungskurve hingewiesen. 59 Die Erfahrungskurve Höherer Marktanteil Höheres Produktionsvolumen Eine 85 %-Erfahrungskurve in einem doppelt logarithmischen Koordinatennetz: Inflationsbereinigte direkte Stückkosten Geringere Stückkosten Höhere Rendite Kumuliertes Produktionsvolumen (Stück) Erfahrungskurve = Empirische Relation zwischen dem kumulierten Produktionsvolumen und den inflationsbereinigten Stückkosten Eine Erfahrungskurve zeigt an, dass sich die Stückkosten bei einer Verdopplung des kumulierten Produktionsvolumens um jeweils einen bestimmten Prozentsatz verringern. Folgerungen aus der Erfahrungskurve Der relative Marktanteil und das Marktwachstum sind die Haupteinflussgrößen von Erfolgspotentialen. Relativer Marktanteil = Marktanteil eigenes Unternehmen Marktanteil stärkster Konkurrent 60 Strategische Optionen auf der Unternehmensebene Optimierung der Tätigkeiten auf bestehenden Geschäftsfeldern Ausdehnung der Tätigkeiten auf zusätzliche Geschäftsfelder Verteilung der Investitionsmittel DIVERSIFIKATION = Entscheidungen über Entwicklung der Geschäftsbereiche: Betätigung in einem neuen Geschäftsfeld mit einem für das Unternehmen neuen Produkt „Wachsen, Halten, Schrumpfen“ Beziehung zu bisherigem Geschäft Verwandte Diversifikation Laterale Diversifikation Stellung im Wertschöpfungsprozess Vertikale Diversifikation Horizontale Diversifikation 61 Diversifikationsformen Verwandte Div.: Klare Verbindung zwischen altem und neuem Geschäft; gemeinsame Nutzung von Ressourcen (z.B. Fertigungstechnologie oder Vertriebssystem); Hebung von Synergiepotentialen Laterale (konglomerate) Div.: Geschäftsfelder nur über Verwaltungsfunktionen und finanzwirtschaftliche Beziehungen verbunden; Motiv häufig Risikoausgleich; Steuerungsprobleme aufgrund der Komplexität; Gegenströmung: „Konzentration auf das Kerngeschäft“ Vertikale Div.: Vergrößerung der Eigentumsrechte eines Unternehmens über aufeinander folgende Stufen der Wertschöpfungskette seines Produktes -Rückwärts: Integration vorgelagerter Wertschöpfungsaktivitäten in Richtung auf Lieferanten (upstreaming) -Vorwärts: Erwerb von Eigentumsrechten an Unternehmen in Richtung auf die Kunden (downstreaming) Horizontale Div.: Neue Geschäftsfelder auf der bisherigen Wertschöpfungsstufe 62 Vertikale und horizontale Diversifikation eines Maschinenbauunternehmens Lieferanten Fertigung von Zulieferteilen Konstruktion von Werkzeugen Handel Komplementärprodukte HerstellerDiversifikation Lichtsysteme für das Haus; für Fahrzeuge… Einzelhandel Transportunternehmen Großhandel Kunden Verwandte Produkte Vertikal Rückwärts Horizontal Microsoft: Software; Informationsdienstleistungen; Unterhaltungssysteme Vertikal Vorwärts 63 Wege zur Diversifikation - Akquisition: Mit Abstand häufigster Weg Vorteil: Schnelligkeit Problem: Integration - Kooperation: Lizenznahmen oder Joint Ventures („Strategische Allianz“) Problem: Autonomieverlust der Partner Chance: Vereinigung zweier Kompetenzen auf einem neuen Markt zu einem Wettbewerbsvorteil (z.B. Forschungs- oder Vertriebskompetenz) - Eigenaufbau: „Start up“; seltener beschrittener Weg; langsam, risikoreich Beispiel für Erfolg: Pharmakonzern Merck; konsequentes Setzen auf internes Wachstum 64 5. Geschäftsbereichsstrategien 65 Begriff und Merkmale eines Geschäftsbereichs • Ein Geschäftsbereich (strategisches Geschäftsfeld) ist ein Teil eines Unternehmens (Konzerns) mit folgenden Merkmalen - Leistungserstellung für einen externen Markt - Grundsätzlich Möglichkeit eines eigenständigen Auftretens am Markt - Möglichkeit der Bestimmung einer eigenständigen Strategie - Eigenständige Ergebnisrechnung (Profit Center) ° Ein Strategischer Geschäftsbereich sollte marktorientiert definiert werden. Unternehmen Produktorientierte Definition Marktorientierte Definition Revlon Wir stellen Kosmetika her Bahn AG Wir betreiben eine Eisenbahnlinie Wir verkaufen Hoffnung auf Schönheit Wir bieten pünktlichen Transport 66 Voraussetzungen für die Bildung Strategischer Geschäftsfelder Unabhängigkeit von anderen SGF, insbes. eigene Kundengruppe (keine Verbundeffekte) Eigene Marktaufgabe (keine Vorprodukte) Strategisches Geschäftsfeld (SGF) Eindeutige Wettbewerbsbeziehungen, Erreichbarkeit von Wettbewerbsvorteilen Eindeutige Führungskompetenz und einheitliche Leitung, selbständiger Abrechnungskreis Quelle: Kleinaltenkamp, M. (2002): Wettbewerbsstrategie, in: Kleinaltenkamp, M./Plinke, W. (Hrsg.): Strategisches Business-to-Business-Marketing, 2. Aufl., Berlin u.a., s. 62. 67 Marketing-strategisches Grundraster Strategieebenen Art der strategischen Festlegung Strategische Basisoptionen 1. Marktfeldstrategien Festlegen der Art der Produkt-/ Markt-Kombination(en) Gegenwärtige oder neue Produkte in gegenwärtigen oder neuen Märkten (Ansoff-Matrix) 2. Markierungsstrategien Festlegen des Markenauftritts Marke (Branding) oder „No Name“ 3. Marktstimulierungsstrategien Bestimmung der Art und Weise der Marktbeeinflussung Qualitäts- oder Preiswettbewerb 4. Marktparzellierungsstrategien Festlegen von Art und Grad der Differenzierung der Marktbearbeitung Undifferenzierte (Massenmarkt) oder differenzierte Marktbearbeitung (Marktsegmentierung) 5. Marktarealstrategien Bestimmung der Art und Stufen des Markt- bzw. Absatzraumes Nationale oder internationale Absatzpolitik 6. Netzwerkstrategien Festlegung der Form und Richtung der Zusammenarbeit Kooperatives oder einzelunternehmerisches Handeln 7. Kundenstrategien Festlegung der Standardisierung von Kundenbeziehungen Transaktionsorientierte Strategien oder Kundenbindungsstrategie (Relationship Management) Quelle: in Anlehnung an Becker, J. (2013): Marketing-Konzeption, 10. Aufl., München, S. 148 (die zweite, sechste und siebte Strategieebene wurden ergänzt). 68 Porters Modell generischer Wettbewerbsvorteile Quelle: Porter, Michael E. (2013): Wettbewerbsstrategie, 12. Aufl., Frankfurt, S. 79. 69 Die Ansoff-Matrix der Marktfeldstrategien Markt Gegenwärtig Neu Gegenwärtig Marktdurchdringung Markterschließung Neu Produktentwicklung Diversifikation Produkt Quelle: Ansoff, Igor (1966): Managementstrategie, München, S. 132. 70 Präferenzstrategie • Grundgedanke: – Erhöhung des Nutzens der eigenen Leistung beim Nachfrager durch den Einsatz aller nicht-preislichen Marketing-Instrumente zum Zwecke einer nachhaltigen Präferenzwirkung. • Ansatzpunkte: – überdurchschnittliche Produktqualität – breites Angebot an Zusatzleistungen – attraktive Verpackung – Imageorientierung – hoher Komfort – Hochpreis 71 Preis-Mengen-Strategie • Grundgedanke: – Konzentration der Maßnahmen darauf, ein besonders preisgünstiges Angebot offerieren zu können. Eindeutiger Präferenzfaktor: Preis. – Basis: dauerhafte Reduktion der Kosten. • Ansatzpunkte: – konstante Produktqualität auf höherem Niveau – schmales, auf das unbedingt notwendige Ausmaß reduziertes Leistungsbündel – Standardisierung von Produkt und Prozess – Konzentration auf produktivitätssteigernde Verfahrensinnovationen – Niedrigpreis 72 Individualisierung versus Standardisierung 73 Marktstimulierungsstrategien und Outpacing Strategies 74 Bestimmungsfaktoren einer internationalen Markteintrittsstrategie Quelle: Kutschker, M.: Die Wahl der Eigentumsstrategie der Auslandsniederlassung in kleinen und mittleren Unternehmen, in: Kumar, B./Hausmann, H.: Handbuch der internationalen Unternehmenstätigkeit, München, 1992, S. 515 75 Charakterisierung wichtigster internationaler Markteintrittsformen 76 Die Sprinkler-Strategie Quelle: Backhaus/Büschken/Voeth (2003): Internationales Marketing, 5 Aufl., Stuttgart, S. 173. 77 Die Wasserfall-Strategie Quelle: Backhaus/Büschken/Voeth (2003): Internationales Marketing, 5 Aufl., Stuttgart, S. 164. 78 Kooperationsstrategien: Das Marketing-Viereck Nachfrager Konkurrenten Anbieter Kooperationspartner 79 Unternehmensverbindungen nach der Bindungsintensität Quelle: Wöhe, Günter: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 23. Aufl., München 2008, S. 254. 80 Übersicht über die Unternehmensverbindungen 1 2 Bezogen auf die Unternehmen, die das Joint Venture gegründet haben Bezogen auf die Tochtergesellschaften des Konzerns Quelle: Thommen, P.-J./Achleitner, A.: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 91. 81 Formen vertikaler und horizontaler Kooperation mit Lieferantenstufe(n) Quelle: Günter, B. (1992): Unternehmenskooperationen im Investitionsgüter-Marketing – Überlegungen zu einer unterschätzten Strategie, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, Jg. 44, Nr. 9, S. 800. 82 Drei Wege vertraglicher Festlegung bei Kooperationen Der Kooperationsvertrag ist ... WEG A: ... ein Bündel von losen, nicht unbedingt präzisen Einzelabsprachen; dieses „Paket“ wird im Verlaufe der Kooperation ständig ergänzt und angepaßt. WEG B: ... ein allgemeiner Grundvertrag (Rahmen), der erweitert wird um flexibel gehaltene Anlagen und Zusätze. WEG C: ... ein frühzeitig abgeschlossener, detaillierter Vertrag mit allen notwendigen Regelungen. 83 Wesensmerkmale und Erfolgsfaktoren einer Strategischen Allianz Wesensmerkmale einer Strategischen Allianz: - gemeinsame, langfristig angelegte Strategie sich ergänzende, spezifische Stärken „weiche“ Formen der Zusammenarbeit Beschränkung auf ausgewählte Geschäftsfelder Erfolgsfaktoren einer Strategischen Allianz: - Anreiz-/Beitragsgleichgewicht Berücksichtigung indirekter Konkurrenzeffekte Kompatibilität der Unternehmenskulturen Klare Regelungen der Entscheidungskompetenzen 84 6. Strategiebewertung 85 Strategiebewertung Wahl zwischen verschiedenen strategischen Optionen Ziel: Unternehmenswertsteigerung, Positionierung/Wettbewerbsvorteil u.a. Nebenbedingungen: • Machbarkeit: Prüfung personeller, finanzieller, technologischer, rechtlicher, ökologischer und sonstiger Voraussetzungen • Akzeptanz: Prüfung der Stellung der betroffenen Interessengruppen („stakeholder“) zur geplanten Strategie; interne Implementierungsaspekte • Ethische Vertretbarkeit: Vereinbarkeit der Strategie mit den moralischen Grundsätzen des Unternehmens (Legalitätsprinzip, Umweltkodex, Branchenausschuss, Meidung der Investition in bestimmten Staaten) 86 Methoden der Strategiebewertung (Überblick) • Individuell-subjektive Auswahl • Methoden zur Dokumentation und Prüfung von Erfolgsfaktoren (z.B. Checklist-Verfahren, Strategieprofile) • Methoden zur Berücksichtigung von Wirkungsrelationen (z.B. Nutzwertanalyse) • Methoden zur Berücksichtigung von Wirkungsrelationen und Strategiefolgen (z.B. klassische investitionstheoretische Kalküle, Geschäftsfeldsimulationen) Quelle: in Anl. an Welge, Martin K./Al-Laham, Andreas (2012): Strategisches Management, 6. Aufl., Wiesbaden, S. 735ff. 87 Die Nutzwertanalyse im Rahmen der Strategiebewertung Quelle: Welge, Martin K./Al-Laham, Andreas (2012): Strategisches Management, ´6. Aufl., Wiesbaden, S. 737. 88