Y - WWZ

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 Preisrigidität ist die Tendenz der Preise sich nur langsam an wirtschaftliche Veränderungen anzupassen
 Die Daten deuten darauf hin, dass Geld nicht neutral ist, daher verwerfen Keynesianer das klassische Modell
 Keynesianer entwickelten die Idee der rigiden Preise um zu erklären warum Geld nicht neutral sei
Makroökonomie - Uni Basel
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 Gründe für Preisrigiditäten: Monopolistischer Wettbewerb und Menükosten
 Vollständiger Wettbewerb
 Verkäufer sind Preisnehmer; sie müssen den Marktpreis akzeptieren
 Der Markt führt zu einer schnellen Anpassung der Preise
 Monopolistischer Wettbewerb
 In vielen Märkten haben Verkäufer eine gewisse Monopolmacht; sie sind Preissetzer unter monopolistischem Wettbewerb
 Keynesianer gehen davon aus, dass viele Märkte durch monopolistischen Wettbewerb charakterisiert sind
 Heterogene Produkte erlauben gewisse Marktmacht
 Bsp: Musik ist Musik, aber nicht alle Alben sind identisch. Jeder Sänger hat also eine gewisse Marktmacht bei der Festsetzung der Preise seiner CDs oder Konzerte. Diese ist aber nicht unbeschränkt: Wenn die Preise zu hoch sind verliert er wahrscheinlich Kunden, welche bereit sind Konzerte von anderen Sängern zu besuchen.
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 Auf monopolistisch kompetitiven Märkten
 setzen Verkäufer die Preise nominal fest und können diese über eine gewisse Periode beibehalten
 Der Output wird der Nachfrage bei dem von ihnen festgesetzten Preis angepasst
 Die Preise werden von Zeit zu Zeit angepasst, wenn sich Kosten oder Nachfrage signifikant verändern
 Menükosten und Preisrigidität
 Der Begriff Menükosten: Kosten für Restaurants bei Anpassung der Preise  es müssen neue Menükarten gedruckt werden
 Selbst tiefe Kosten können die Verkäufer davon abhalten die Preise häufig zu ändern
 Auf Märkten mit perfektem Wettbewerb gehen bei zu hoher Preisfestsetzung unmittelbar alle Kunden verloren
 In monopolistischem Wettbewerb wird ein falscher Preis den Gewinn des Verkäufers temporär nicht gross beeinflussen
 Die Firma wird die Preise anpassen sobald sich Nachfrage oder Produktionskosten genug stark verändern um die Preisanpassung zu rechtfertigen
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 Befriedigung der Nachfrage bei einem fixen Nominalpreis

Da Firmen über eine gewisse Monopolmacht verfügen, setzen sie die Preise mit einem Aufschlag auf die Grenzkosten der Produktion fest: P = (1 + η)MC

Ist die Nachfrage bei diesem Preis grösser als von der Firma geplant, wird diese die Nachfrage immer noch befriedigen, da sie aufgrund des Aufschlags zusätzliche Gewinne macht

Da die Firma Effizienzlöhne zahlt, kann sie bei diesem Lohn mehr Arbeitskräfte einstellen um bei Bedarf mehr Güter herzustellen

Dies bedeutet, dass eine Volkswirtschaft während Perioden in welchen die Preise nicht angepasst wurden eine Outputmenge produzieren kann, welche nicht auf der FE‐Linie liegt
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 Geldpolitik im Keynesianischen IS‐LM Modell

Da Preise im keynesianischen Modell kurzfristig rigide sind, passt sich das Preisniveau nicht an um das allgemeine Gleichgewicht wiederherzustellen

Keynesianer gehen davon aus, dass sich ausserhalb des allgemeinen Gleichgewichts die Ökonomie im Schnittpunkt der IS‐ und LM‐Kurve, aber nicht auf der FE‐Linie befindet

Dies entspricht der Annahme, dass Firmen die Nachfrage nach ihren Gütern befriedigen indem sie die Beschäftigung anpassen
 Eine expansive Geldpolitik erhöht das reale Geldangebot, und reduziert den Realzinssatz um den Geldmarkt zu räumen
 Der tiefere Realzinssatz erhöht den Konsum und die Investitionen
 Aufgrund der höheren Nachfrage nach Output werden die Firmen die Produktion und Beschäftigung ebenfalls erhöhen
 Zum Schluss erhöhen die Firmen die Preise, die LM‐Kurve verschiebt sich wieder zurück auf ihr ursprüngliches Niveau und das allgemeine Gleichgewicht wird wieder hergestellt
 Bei einer Reduktion des Geldangebots geschieht genau das das Gegenteil
 Geld ist daher langfristig neutral, kurzfristig jedoch nicht
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 Analyse einer Veränderung des nominalen Geldangebots
Die Ökonomie schlittert in eine Rezession
Restriktive Geldpolitik
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Expansive Geldpolitik
Die Ökonomie erlebt einen Boom
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 Eine expansive Geldpolitik erhöht das reale Geldangebot, und reduziert den Realzinssatz um den Geldmarkt zu räumen
 Der tiefere Realzinssatz erhöht den Konsum und die Investitionen
 Aufgrund der höheren Nachfrage nach Output werden die Firmen die Produktion und Beschäftigung ebenfalls erhöhen
 Zum Schluss erhöhen die Firmen die Preise, die LM‐Kurve verschiebt sich wieder zurück auf ihr ursprüngliches Niveau und das allgemeine Gleichgewicht wird wieder hergestellt
 Bei einer Reduktion des Geldangebots geschieht genau das das Gegenteil
 Geld ist daher langfristig neutral, kurzfristig jedoch nicht
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 Geld ist langfristig neutral!
 Wie wissen wir, ob dies wirklich zutrifft oder es sich dabei nur um ein nutzloses Resultat eines Modells handelt?
 Vergleich der Modelle mit den Daten
Höheres Geldmengen‐
wachstum und höhere Inflation führen nicht zu höherem BIP Wachstum
Wenn überhaupt, könnte der Effekt sogar negativ sein!
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 Fiskalpolitik aus keynesianischer Perspektive
Die Ökonomie erlebt einen Boom
Expansive Fiskalpolitik
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Restriktive Fiskalpolitik
Die Ökonomie schlittert in eine Rezession
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
Effekte der höheren Staatsausgaben
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Eine temporäre Erhöhung der Staatsausgaben verschiebt die IS‐Kurve nach oben
Kurzfristig erhöhen sich Output und der reale Zinssatz. In der klassischen Analyse ergibt sich ebenfalls eine Erhöhung des Outputs, da höhere heutige oder zukünftige Steuern zu einer Erhöhung des Arbeitsangebots geführt haben und sich die FE‐Linie damit verschoben hat.
Im keynesianischen Modell verschiebt sich nur die IS‐Kurve, die FE‐Linie bleibt unverändert
Wenn sich die Preise anpassen, verschiebt sich die LM‐Kurve nach oben und das Gleichgewicht wird beim Outputniveau bei Vollbeschäftigung und einem im Vergleich zu vorher höheren Realzinssatz wieder hergestellt
Effekte tieferer Steuern

Keynesianer glauben, dass sich eine Reduktion der (Pauschal‐) Steuern gleich expansiv auswirkt wie eine Erhöhung der Staatsausgaben

Keynesianer lehnen die ricardianische Äquivalenz ab, und gehen davon aus, dass eine Reduktion der Steuern die Konsumausgaben erhöht, die gewünschten nationalen Ersparnisse reduziert und die IS‐Kurve nach oben verschiebt
Unterschied: Bei tieferen Steuern nimmt der Konsum in Prozent des Vollbeschäftigungsoutputs zu, während durch die Erhöhung der Staatsausgaben der prozentuale Anteil der Staatsausgaben am Vollbeschäftigungsoutput zunimmt
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 Keynesianische Theorie der Konjunkturzyklen
 Keynesianer sehen in Schocks der aggregierten Nachfrage die Hauptursache für Konjunkturzyklen
 Aggregierte Nachfrageschocks sind Schocks auf die IS oder LM‐
Kurven
 Veränderungen der Fiskalpolitik  Veränderungen der gewünschten Investitionen aufgrund veränderter erwarteter zukünftiger Grenzproduktivität des Kapitals
 Veränderungen der Konsumentenstimmung mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Ersparnisse
 Veränderungen der Geldnachfrage oder des ‐angebots
 Eine Rezession wird durch eine Verschiebung der aggregierten Nachfragekurve nach links verursacht, entweder bedingt durch eine Verschiebung der IS‐Kurve nach unten oder der LM‐Kurve nach oben
 Keynesianer bevorzugen Stabilisierungsmassnahmen des Staates: Rezessionen sind nicht wünschenswert da die Arbeitslosen darunter leiden
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Negativer Schock auf die aggregierte Nachfrage
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Positiver Schock auf die aggregierte Nachfrage
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
Angenommen es trete ein Schock auf, welcher die IS‐Kurve nach unten verschiebt und eine Rezession verursacht. Was schlägt die keynesianische Perspektive vor?
Vollbeschäftigung
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2. Geldpolitische Reaktion
3. Rückkehr zu ursprünglichen Gleichgewichtsoutput
4%
1. Negativer aggregierter Nachfrageschock
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 Keine Intervention des Staates :
 Am Ende wird das Preisniveau absinken und das allgemeine Gleichgewicht wiederherstellen. Output und Beschäftigung werden aber für einige Zeit unterhalb des Vollbeschäftigungslevels liegen
 Geldpolitische Reaktion:  Der Staat könnte das Geldangebot ausdehnen, die LM‐Kurve nach unten verschieben und die Volkswirtschaft wieder zurück zum Gleichgewicht bringen
 Fiskalpolitische Reaktion:  Um das allgemeine Gleichgewicht wieder herzustellen, könnte der Staat die Staatsausgaben erhöhen und die IS‐Kurve damit wieder zurück nach oben verschieben
 Geld‐ oder fiskalpolitische Massnahmen bringen den Vorteil schnell reagieren zu können, anstatt darauf warten zu müssen, bis sich das Preisniveau nach unten angepasst hat
 Konsequenz: Das Preisniveau wird bei politischen Massnahmen langfristig höher liegen als wenn keine staatliche Reaktion erfolgt wäre
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 Angebotsschocks im keynesianischen Modell
 Bis Mitte der 1970er lag der Fokus der Keynesianer auf Nachfrageschocks als Ursache für Konjunkturzyklen
 Als 1973 der Ölpreisschock die Wirtschaft traf, waren die Keynesianer gezwungen ihre Theorie umzuformulieren
 Mittlerweile räumen Keynesianer ein, dass auch Angebotsschocks Rezessionen verursachen können, sehen in diesen aber nicht deren Hauptursache
 Ein adverser Ölpreisschock verschiebt die FE‐Linie nach links
 Das durchschnittliche Preisniveau steigt und verschiebt die LM‐
Kurve nach links, da der starke Anstieg des Ölpreises schwerer wiegt als die Menükosten, welche ansonsten die Preise fixieren würden
 Die LM‐Kurve verschiebt sich mehr nach links als die FE‐Linie, wie in der Grafik ersichtlich, was aber nicht notwendigerweise so sein muss
 Kurzfristig steigt die Inflation und der Output sinkt
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Rezession + Inflation = Stagflation
Inflation!
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LM3
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Ölpreisschock
 Schock auf die Produktionsfunktion
1. Deflation
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Inflation!
Rezession!
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LM3 LM4
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IS0
Ölpreisschock
 Schock auf die Produktionsfunktion
1. Deflation
2. Zunahme nominale M
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Zusätzliche Inflation
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Boom und Überhitzung!
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 Makroökonomische Stabilisierung bedeutet den Einsatz von Geld‐ und Fiskalpolitik zur Dämpfung von Konjunkturzyklen.
 Schwierigkeiten:
 Ein Problem stellt die Messung dar, wie weit von Vollbeschäftigung entfernt sich die Ökonomie tatsächlich befindet, da eine genaue Messung oder Analyse des Zustandes einer Ökonomie nicht möglich ist  PROBLEM DER ECHTZEIT‐DATEN

Ein weiteres Problem ist, dass der quantitative Effekt einer politischen Massnahme auf den Output nicht bekannt ist
 TRANSMISSIONSMECHANISMEN

Da über die Umsetzung und bis zur Wirkung der Massnahmen eine gewisse Zeit vergeht, bedingt dies gute Prognosen über den Zustand einer Ökonomie in 6 Monaten oder einem Jahr; unsere Prognosefähigkeiten sind jedoch ziemlich unpräzise  GRENZEN VON PROGNOSEMODELLEN
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Was passiert wenn der Staat Konkurs geht?
 Einfache Antwort: Er bezahlt seine Rechnungen bis auf weiteres nicht mehr, oder nur mit grosser Verspätung.
 Löhne
 Lieferanten im In‐ und Ausland
 Eine andere Dimension: die Besitzer von Staatsanleihen
 Kann überhaupt der Staat Konkurs gehen?
 Die Frage ist in der Tat viel komplexer, vor allem im Fall von Mitgliedländern der Währungsunion
Makroökonomie ‐ Uni Basel
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 Relevante Fragen:
 Was und wer wird nicht bezahlt? Offene Rechnungen vs. auslaufende Staatsanleihen
 Wieso wird nicht bezahlt?
 Woher kommt das Problem? Laufende Haushaltstruktur, Zinslast, Wachstum
 Wie glaubwürdig ist ein Land? Steuermoral/politische Lage.
 Wer hat die Anleihen gekauft?
 Was ist die Beziehung zwischen dem Staat und dem nationalen Bankensystem? Wären Banken existentiell gefährdet?
 Was sind die mögliche Externalitäten (Ansteckungsgefahr)?
 Wie gross sind das Land und seine Schulden?
Makroökonomie ‐ Uni Basel
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 Schon die einfache Dimension kann schwerwiegende Implikationen haben…
Chaotische Zustände
Griechenland, das einzig aus der Schweiz Spendenblut bezieht –
die meisten europäischen Länder exportieren kein Blut –, steht mit der Reduktion der Blutlieferungen vor einem Problem. Experten in der Schweiz, die das griechische Gesundheitswesen kennen, erzählen von chaotischen Zuständen bei der Blutversorgung. Dem gegenüber steht ein besonders hoher Blutbedarf, weil Griechenland noch stärker als die umliegenden Länder von Thalassämie betroffen ist. Makroökonomie ‐ Uni Basel
(Quelle: Tagesanzeiger, 25.2.2013)
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 Ist das unüblich?
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Intermediate Macro - Uni Basel
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 Entscheidende Grössen:
 Primärsaldo
 Gesamtsaldo
 Zinsniveau
 Wachstumspotential
 Zustand des Bankensektors
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 Jede Regierung muss die laufende Ausgaben + allfällige Rückzahlungen finanzieren.
 Einfache Arithmetik:
Einnahmen
‐
Ausgaben
= Primärsaldo
+ Zinszahlungen
= Gesamtsaldo des Staatshaushalt (Defizit/Überschuss)
Gesamt bestimmt die Veränderung der Schulden (Nettokreditaufnahme oder Neukreditaufnahme)
Neukreditaufnahmen + Tilgungen Altkredite = Bruttokreditaufnahme
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 Staatshaushalte sind nicht überall gleich
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 Griechenland: enorme Defizite schon vor der Krise
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Quelle: IMF, Fiscal Monitor 2013
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Intermediate Macro - Uni Basel
Source: Fiscal Monitor IMF, Sept 2011
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Der Teufelskreis
Bankenprobleme
Rekapitalisierung erhöht Staatsverschuldung
Kreditvergabe funktioniert nicht
Rezession verschärft sich
Zinslast steigt, Staatshaushalt verschlechtert sich
Staatsanleihen verlieren an Wert
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