Die europäische Arbeitslosenversicherung (PDF 981.36 kB)

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DGAPanalyse
Nr. 10 / September 2015
Die europäische Arbeitslosenversicherung
Ein erster Schritt zur sozialen
Integration der Eurozone
Thierry Chopin
Zusammenfassung Mit der Finanzkrise ist es noch dringlicher geworden, eine
soziale Dimension für die Europäische Union und besonders für die Eurozone zu
entwickeln. Die Krise der Eurozone hat die Finanzsolidarität ihrer Mitgliedstaaten
als Stabilitätsfaktor einer Währungsunion unabdingbar gemacht. Zugleich ist die
Wirtschafts- und Währungsunion nicht nur die Voraussetzung für ein „soziales
Europa“, sondern auch der Hebel für dessen Umsetzung. Die Dringlichkeit dieser
Frage ergibt sich allein schon aus der Notwendigkeit, Antworten auf die Erwartungen unserer von Arbeitslosigkeit zermürbten Gesellschaften zu finden – allen
voran die Erwartungen junger Menschen. Doch das Thema des „sozialen Europas“
erweist sich als schwierig, weil der Sozialstaat größtenteils in die nationale Zuständigkeit fällt. Also bietet sich ein pragmatischer Ansatz an, der vorsieht, ein soziales
Europa mit Experimentierfreude und stufenweise voranzutreiben. Angesichts der
Tatsache, dass Arbeitslosigkeit die vorherrschende Herausforderung ist, sollte Europa – und seien es zunächst nur wenige Mitgliedstaaten – die Grundlagen für eine
gemeinsame Arbeitslosenversicherung schaffen. Diese wäre der erste Pfeiler für
die sozialpolitische Integration in der EU.
DGAPanalyse / Nr. 10 / September 2015
Inhalt
Die europäische Arbeitslosenversicherung
Ein erster Schritt zur sozialen Integration der Eurozone
Thierry Chopin
Auf dem Weg zu einem
3
europäischen Gesellschaftsvertrag
Eine Arbeitslosenversicherung für die Eurozone
5
als Prüfstein für ein soziales Europa
Die Arbeitslosenversicherung in der Praxis:
6
Vor- und Nachteile
8Anmerkungen
DGAPanalyse / Nr. 10 / September 2015
DGAPanalyse / Nr. 10 / September 2015
3
Die europäische Arbeitslosenversicherung
Ein erster Schritt zur sozialen
Integration der Eurozone
Thierry Chopin
Unter dem beschleunigenden Einfluss der Krise ist es der
Europäischen Union gelungen, mit dem Europäischen
Stabilitätsfonds und -mechanismus sowie mit der Europäischen Bankenunion föderale Steuerungsinstrumente
für den Euro zu schaffen. Zudem hat sie mit den Instrumenten des Europäischen Semesters und der einheitlichen europäischen Defizitgrenze einen großen Schritt in
Richtung einer Integration der Finanzpolitiken getan.1
Nicht zuletzt hat die Krise ermöglicht, dass sich die EU
den Status eines Kreditgebers letzter Instanz erarbeitet
hat, was aus der EZB eine wirkliche Zentralbank gemacht
hat.2 Nunmehr muss die EU die Frage nach einem gemeinsamen Haushaltsinstrument beantworten, das in der Lage
ist, die Folgen makroökonomischer Schocks wirksam
abzudämpfen. Zugleich gilt es das Thema der „sozialen“ Konvergenz innerhalb der Union anzupacken. Am
22. Juni 2015 veröffentlichte Jean-Claude Juncker unter
dem Titel „Die Wirtschafts- und Währungsunion vollenden“ einen Bericht, den er in enger Zusammenarbeit mit
den Präsidenten des Rates der Europäischen Union, der
Euro-Gruppe, der Europäischen Zentralbank und des Europäischen Parlaments verfasst hat. Der Bericht ruft dazu
auf, in der Eurozone einen Mechanismus zur fiskalischen
Stabilisierung einzurichten.3
Angesichts einer strukturellen Massenarbeitslosigkeit,
die mit der mangelnden Flexibilität der Arbeitsmärkte zusammenhängt, ist die Wirtschafts- und ­Währungsunion
nicht nur die Voraussetzung für ein „soziales Europa“
sondern auch der Hebel für dessen Umsetzung. Die Dringlichkeit dieser Frage ergibt sich allein schon aus der Notwendigkeit, Antworten auf die Erwartungen unserer von
Arbeitslosigkeit zermürbten Gesellschaften zu finden –
allen voran die Erwartungen junger Menschen. Aber auch
die besonderen Mechanismen, die die Funktionsweise einer gemeinsamen Währungszone bestimmen, machen es
unumgänglich, sich mit der Wirtschafts- und Währungs­
union zu beschäftigen, weil diese den ­Fortbestand des
Euro ermöglicht.
Doch das Thema des „sozialen Europa“ erweist sich
als schwierig, fällt der Sozialstaat doch größtenteils in
die nationale Zuständigkeit. Also bietet sich ein pragmatischer Ansatz an, der vorsieht, das „soziale Europa“ mit
Experimentierfreude und stufenweise voranzutreiben.
Angesichts der Tatsache, dass die Arbeitslosigkeit die
vorherrschende Herausforderung ist, sollte Europa – und
seien es zunächst nur wenige Mitgliedstaaten – die
Grundlagen für eine gemeinsame Arbeitslosenversicherung schaffen. Diese wäre der erste Pfeiler für die sozialpolitische Integration in der EU.4
Auf dem Weg zu einem europäischen
Gesellschaftsvertrag
Die Notwendigkeit, eine soziale Dimension für die Europäische Union und besonders für die Eurozone zu entwickeln, ist mit der Krise noch dringlicher geworden.5 Die
Krise der Eurozone hat die Finanzsolidarität ihrer Mitgliedstaaten als Stabilitätsfaktor einer Währungsunion
unabdingbar gemacht. Mit der griechischen und irischen
Schuldenkrise von 2010 hat sich die Eurozone mit den
notwendigen Instrumenten ausgestattet, um ökonomischen Schocks die Stirn zu bieten. Die Instrumente waren
allerdings so beschaffen, dass es – wenn weitere Mitgliedstaaten „angesteckt“ worden wären – zu einer empfindlichen Schwächung der gemeinsamen Währung insgesamt
hätte kommen können. Rechnet man auch die Gelder mit
ein, die Spanien zur Sanierung seines ­Bankensystems
geliehen wurden, so beliefen sich die europäischen
Interventionen im Rahmen der Finanzsolidarität der
Eurozone Ende 2012 auf insgesamt 435 Milliarden Euro.
An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, wie
sehr die aus der Krise resultierenden Lösungen, wie die
Solidarität zugunsten besonders geschwächter Staaten,
die zum Erhalt der Funktionsfähigkeit der gemeinsamen
Währung beigetragen haben, zu einer grundlegenden
Veränderung der ökonomischen und haushaltspolitischen
Funktionsweise der Staaten der Eurozone geführt haben.
Dazu ist es durch die Verstärkung von Mechanismen der
makroökonomischen Überwachung und Finanzkontrolle
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4 Die europäische Arbeitslosenversicherung
gekommen, die auf europäischer Ebene immer strikter
durchgeführt werden.
Doch über diese Notwendigkeit einer „finanziellen“ Solidarität im engeren Sinne hinaus muss die EU nun der Tatsache Rechnung tragen, dass für eine stabile Gesellschaft
auch soziale Kohäsion unabdingbar ist. Auf sozialer Ebene
ist die EU von großer Heterogenität gekennzeichnet. Auch
wenn Repräsentationen und Realitäten hier manchmal
weit auseinanderklaffen,6 gibt es doch erwiesenermaßen
Beispiele für – manchmal aggressive – soziale Konkurrenz. Deutschland und Frankreich konkurrieren etwa im
Lebensmittel-, Verkehrs- und Bausektor miteinander: So
hat die Tatsache, dass es bis vor Kurzem in Deutschland
keinen Mindestlohn gab, in Frankreich aber den SMIC
(Salaire minimum interprofessionnel de croissance), zu
einem Rückgang der Produktion in Frankreich und zu
einem deutlichen Verlust von Arbeitsplätzen geführt.
Außerdem ist aufgrund der Krise die Arbeitslosenquote in
Europa stark gestiegen. Damit hat die Krise einmal mehr
die strukturelle Fragilität bestimmter Bevölkerungskategorien deutlich gemacht, deren Arbeitsmarktintegration
gering ist: junge Menschen (unter 25 Jahre), Ältere (über
50 Jahre), Zeitarbeitskräfte oder auch Alleinerziehende.
Nun ist zwar mittlerweile offensichtlich, dass die
soziale Dimension der Europäischen Union gestärkt werden muss, insbesondere in der Eurozone, zugleich bleibt
die Debatte über das „Soziale“ auf europäischer Ebene
schwierig. Zunächst hat schon das Wort selbst vielerlei
Bedeutungen: Umverteilung, Rahmenbedingungen und
Organisation der Arbeitsbeziehungen, individueller
Arbeitsschutz – so hat beispielsweise der Kampf gegen
Diskriminierung am Arbeitsplatz den Weg für die Anerkennung sozialer Rechte geebnet, gemessen an denen
das französische Recht oft zurückhaltender und übrigens
auch restriktiver ist als europäisches Recht.
Des Weiteren gilt es sich bewusst zu machen, wie
schwierig es ist, im sozialen Bereich zu einem signifikanten europäischen Kompromiss zu kommen, was daran
liegt, dass die entsprechenden Kompetenzen größtenteils nationaler Natur sind und die 28 Mitgliedstaaten
der Union in diesem Bereich höchst unterschiedliche
Traditionen und unterschiedliche historische Entwicklungen aufweisen.7 So hat der dänische Wissenschaftler
Gøsta Esping-Andersen gezeigt, dass der Gattungsbegriff
„Wohlfahrtsstaat“ von einer Gruppe europäischer Länder
zur anderen unterschiedliche Ausdrucksformen von
­Solidarität durchdekliniert.8
Außerdem soll an dieser Stelle betont werden, dass der
Diskurs vom „sozialen Europa“, wie er insbesondere von
Frankreich seit einigen Jahren geführt wird, von vielen
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seiner Partner nicht gehört werden kann. So wird man
etwa durch die Einführung eines „europäischen SMIC“ es
nicht schaffen, wie von Zauberhand die Lohnunterschiede zwischen Frankreich und den Ländern Mittel- und
Osteuropas zu reduzieren, wo der Mindestlohn natürlich
sehr niedrig ist (187,07 Euro im Monat in Bulgarien und
217,50 Euro in Rumänien gegenüber 1.457,20 Euro in
Frankreich). Die einzige Möglichkeit wäre, einen „europäischen SMIC“ festzulegen, der einen bestimmten
Prozentsatz des medianen Lohns des jeweiligen europäischen Landes beträgt. Dieser Prozentsatz wäre in allen
Mitgliedstaaten derselbe und das absolute Mindestlohnniveau würde dann in Abhängigkeit vom medianen Lohn
des jeweiligen Landes variieren.
Angesichts dieser unterschiedlichen Voraussetzungen
ist es unumgänglich, Maßnahmen zu ergreifen, will man
nicht den Eindruck erwecken, die EU tue nichts für ihre
Arbeitnehmer. Es wäre aber auch falsch zu sagen – auch
darauf sei mit Nachdruck hingewiesen –, bis jetzt sei in
dieser Richtung nichts unternommen worden. Der europäische Fonds für die Anpassung an die Globalisierung
mit einem jährlichen Maximalbudget von 150 Millionen
Euro für die Zeit von 2014 bis 2020 hat zum Ziel, europäische Arbeiternehmer wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern, die von massiven Entlassungen (mindestens
500 Lohnabhängige innerhalb kurzer Zeit) betroffen sind
– Entlassungen, die direkt aus dem tiefgreifenden Wandel
der internationalen Handelsbeziehungen resultieren. Die
Vereinbarung anlässlich des EU-Gipfels von Juni 2014 hat
zu einem Paket von 6 Milliarden Euro für den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit geführt, insbesondere gegen die
Jugendarbeitslosigkeit. Und schließlich muss im Kontext
einer in Folge der Krise steigenden inner­europäischen
Mobilität eine Debatte über die Übertragbarkeit von
Rechten und die Angleichung tarifvertraglicher Regelungen geführt werden. Diese Regelungen sind nötig, um
Lohn-Dumping durch multinationale, in mehreren EULändern operierende Unternehmen zu verhindern.
Insofern müsste ein neuer europäischer Gesellschaftsvertrag eine ganze Reihe von Zielen in den Blick
nehmen:9 Zunächst müsste er die sozialen Rechte, die
erwiesenermaßen Gegenstand direkter Konkurrenz
zwischen den Arbeiternehmern und den Unternehmen in
der EU-28 sind, nach und nach angleichen. Dazu gehören
beispielsweise ein Mindestlohn sowie Richtwerte im
Bereich der Arbeitszeit, der Arbeitssicherheit und des
­Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz.
Von grundlegender Bedeutung ist außerdem,
­A rbeitnehmern zur Seite zu stehen, die von ökonomischem und industriellem Wandel betroffen sind. Ein erster Schritt zur sozialen Integration der Eurozone 5
Die ­Ü bergangsprozesse, die wir derzeit erleben, gehen
für viele Arbeitnehmer mit großen Härten einher. Ohne
einen größeren Weitblick im Umgang mit solchen Prozessen, ohne erhebliche Bemühungen im Bereich der Erstund Weiterbildung, wird es immer häufiger zu sozialen
Dramen kommen. Sind wir im Stande, die Wandlungsprozesse auf eine positive Weise zu bewältigen, hätte dies
Auswirkungen auf die ganze EU. Das ist übrigens auch der
Grund für die Existenz des Europäischen Fonds für die
Anpassung an die Globalisierung.
Der europäische Gesellschaftsvertrag müsste schließlich soziale Grundsicherungen (in den Bereichen Arbeitslosigkeit, Krankheit und Rente) anstreben, die auf europäischer Ebene geregelt würden, mit unseren nationalen
Systemen kompatibel wären und teilweise gemeinschaftlich finanziert würden. Damit würden mehrere Ziele
erfasst: eine mobilitätsfördernde Übertragbarkeit von
Ansprüchen bei Arbeitsaufnahmen in anderen EU-Ländern, Erleichterungen für Unternehmen, die in mehreren
Mitgliedstaaten angesiedelt sind, usw. Dies könnte auch
ein möglicher Fortschritt im Hinblick auf eine größere
finanzielle Solidarität sein, um die zyklisch auftretenden,
unterschiedlichen Situationen bewältigen zu können, mit
denen die Staaten in den Bereichen Wachstum, Demografie und Arbeitslosigkeit konfrontiert sind.
Parallel zu dieser inhaltlichen Ausrichtung eines
solchen Gesellschaftsvertrags und eng damit verknüpft
sollten es sich die Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter
sowohl in den einzelnen Ländern der Union als auch auf
EU-Ebene unbedingt zur Aufgabe machen, Dispositive des
Dialogs und der gesellschaftlichen Regulierung wiederaufleben zu lassen, die aus den Unternehmen hervorgehen.
Eine Arbeitslosenversicherung in der Eurozone als Prüfstein für ein soziales Europa
Es ist von großer Bedeutung, einen europäischen gesellschaftlichen Dialog auszulösen, der ein emblematisches
Thema zum Gegenstand haben sollte, das wirklich etwas
in Bewegung setzt. Da „Beschäftigung“ das ­sensibelste
„soziale“ Thema in Europa ist, wäre dies die richtige
Methode und das richtige Signal: Die Sozialpartner der
Eurozone sollten gemeinsam für die 18 Euro-Staaten eine
Vereinbarung zum Arbeitslosengeld treffen.10 Wenn man
den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit zum Grundstein
für ein „soziales Europa“ machte, könnten die seit der
Krise ergriffenen Maßnahmen gerade für diejenigen
Bevölkerungsgruppen, die am stärksten unter deren
­Auswirkungen zu leiden hatten, neue, mobilisierende
Perspektiven bergen.
Die „europäische“ Herausforderung, um die es hier
geht, ist von erheblicher Tragweite: Möchte man, dass in
Europa ein gemeinsamer Arbeitsmarkt entsteht, so bilden
die Leistungsbedingungen der Arbeitslosenversicherung
einen entscheidenden Faktor. Das Ziel einer höheren
Durchlässigkeit des europäischen Arbeitsmarktes – häufig
medial aufbereitet am Beispiel spanischer Arbeitskräfte,
insbesondere Ingenieure, die genau den Erwartungen
deutscher Unternehmen an qualifizierte Arbeitskräfte
entsprechen – wäre leichter zu erreichen, würde man
innerhalb der Eurozone in der Arbeitslosenversicherung
vergleichbare Regelungen treffen.
Um diese Entwicklung in Gang zu setzen, ist es wichtig,
dass die Sozialpartner mindestens zweier Länder die
Initiative ergreifen. Was die symbolische Ebene betrifft,
kann man natürlich nicht umhin, sich Deutschland und
Frankreich als Vorreiter dieser Initiative zu wünschen,
trotz der unterschiedlichen Traditionen ihrer Sozialsysteme. Daneben wäre es vielleicht gut, wenn sich Länder wie
Italien oder Spanien der Initiative anschließen würden.
Die kritische Größe wäre wohl ungefähr mit der Gruppe
der ursprünglich am „Abenteuer Europa“ beteiligten Länder erreicht, unter Hinzunahme Spaniens.
Die Leistungen im Fall von Arbeitslosigkeit sind ein Bereich, in dem die Unterschiede besonders ausgeprägt sind:
.. Mindestbeitragszeit: 12 Monate in Deutschland,
4 ­Monate in Frankreich;
.. Beitragshöhe: 3 Prozent in Deutschland (1,50 Prozent
Arbeitgeberanteil; 1,50 Prozent Arbeitnehmeranteil);
6,4 Prozent in Frankreich (4 Prozent Arbeitgeberanteil; 2,4 Prozent Arbeitnehmeranteil); 7,05 Prozent in
Spanien (5,5 Prozent Arbeitgeberanteil; 1,55 Prozent
Arbeitnehmeranteil);
.. Dauer des Leistungsbezugs: 12 Monate (24 Monate
bei über 50-jährigen) in Deutschland; 24 Monate (36
Monate bei über 50-jährigen) in Frankreich; 24 Monate in Spanien; 38 Monate in den Niederlanden und in
Belgien.
Die Aufgabe der Sozialpartner bestünde darin, Rückschlüsse aus den Erfahrungen mit den im Laufe der
letzten zehn Jahren in Europa durchgeführten Reformen
zu ziehen. Der Analyse der Lektionen, die aus den HartzGesetzen (2003–2005) gezogen werden können, wäre
angesichts ihrer großen Bedeutung und der führenden
Rolle der deutschen Volkswirtschaft innerhalb der Eurozone in jedem Fall besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die deutschen Hartz-Gesetze haben gezeigt, wie
man es schaffen kann, dass sich Langzeitarbeitslosigkeit
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6 Die europäische Arbeitslosenversicherung
reduziert – sie wurde innerhalb von sieben Jahren auf die
Hälfte verringert.
Ausgehend von einer „europäischen“ Analyse der
Arbeitslosenversicherung müssten die Sozialpartner für
jedes Element des Arbeitslosengeldes – Beitragshöhe,
Mindestbeitragsdauer, Bezugsdauer – eine Zielgröße
definieren und einen Zeitrahmen für eine schrittweise
Annäherung aller teilnehmenden Staaten festlegen.
Arbeitslosigkeit und Leistungen für Arbeitslose sind
aus sozialer Sicht im engeren Sinne und auch aus ökonomischer Sicht sehr sensible Bereiche. Daher müsste
die Methode der Annäherung zwischen den beteiligten
Mitgliedstaaten eine flexible und graduelle sein: Festlegung einer maximalen Divergenz zu Beginn des Prozesses, Ausarbeiten eines Zeitplans für deren mittelfristige
Verringerung und möglicherweise sogar eines Zeitplans
für die vollständige Einebnung der Unterschiede innerhalb eines Zeithorizonts bis beispielweise 2020. Auf diese
Weise entstünde zu Beginn des nächsten Jahrzehnts
innerhalb der Eurozone ein Versuchslabor mit zwei oder
drei Staaten, die in der Arbeitslosenversicherung über
dieselben Regelungen verfügten.
Die Steuerung der schrittweisen Annährung läge in
den Händen der europäischen Sozialpartner – nicht der
Staaten; am Anfang stünden deren Verhandlungen und
erst danach käme die entsprechende Gesetzgebung.
Die Arbeitslosenversicherung in der Praxis:
Vor- und Nachteile
Es ginge also darum, eine gemeinsame Grundsicherung
zu schaffen, die allen europäischen Arbeitslosen zukäme. Sie könnte durch eine jeweils eigene Leistung der
verschiedenen Staaten ergänzt werden. Diese gemeinsame europäische Grundsicherung würde über einen
europäischen Sozialversicherungsbeitrag finanziert, der
von den Löhnen und Gehältern abgezogen und einen
Teil der nationalen Beiträge ersetzen würde. Es müsste
eine zentrale Beitragskasse geschaffen werden, die den
Auftrag hätte, die Finanzierung der Grundsicherung
zu verwalten, mit einem Konto für jedes Land, auf dem
Einnahmen und Ausgaben verzeichnet würden. Diese
zentrale Beitragskasse würde mit einem für jeden Staat
spezifischen Beitragssatz auf der Grundlage einer gemeinsamen Bemessungsgrundlage (etwa des Lohn- und
­Gehaltsaufkommens) finanziert.
Wenn ein Staat diese gemeinsame Sicherung durch
eine eigene Leistung ergänzte, könnte die Leistung beispielsweise 50 Prozent des früheren Lohns oder Gehalts
des Arbeitnehmers betragen und über 12 Monate gezahlt
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werden (die Arbeitslosigkeit von weniger als 12 Monaten
bildet den am stärksten zyklisch auftretenden Teil der
Arbeitslosigkeit).11
Vorteile:
.. Verwirklichung eines echten „sozialen Europa“ über die
Schaffung von Solidarität.12
.. Schaffung eines gemeinsamen Haushaltsinstruments,
das die Wirkung makroökonomischer Schocks dank
einer Solidarität, die aus dem Mechanismus einer
gemeinsamen Versicherung resultiert, abdämpfen kann.
Dieses Instrument wäre somit eine Ergänzung der
­Wirtschafts- und Währungsunion.13
.. Begrenzung schwerwiegender Wirtschaftskrisen durch
die Stabilisierung der verfügbaren Einkommen und
damit positive Auswirkungen auf den privaten Konsum
und die Gesamtnachfrage: Der Bezieher von Arbeits­
losengeld trägt zur Nachfrage in einer realen Ökonomie
bei, indem er konsumiert und investiert.
.. Stabilität der sozialen Sicherungssysteme, indem der
Druck reduziert wird, sie als Anpassungsvariable im
Fall asymmetrischer Schocks zu verwenden, wodurch
eine Nivellierung der Sozialpolitiken nach unten
­vermieden wird.
.. Harmonisierung des Arbeitsmarktes, weil die Reaktionen der nationalen Arbeitsmärkte homogener würden, wenn letztere eine Erschütterung erleben.14 Eine
europäische Arbeitslosenversicherung (bei der die
jeweiligen Rechtsansprüche von einem Staat in den
anderen übertragbar wären) könnte außerdem die
Arbeitskräfte­mobilität erhöhen (zusammen mit dem
Instrument eines europäischen Arbeitsvertrags).15
.. Die Schaffung einer europäischen Arbeitslosenversicherung wäre eine Gelegenheit zur Stärkung der Mitwirkung und der Rolle der europäische Sozialpartner.
Nachteile:
.. Die Schaffung einer solchen Versicherung könnte zu
einem Durcheinander auf nationaler Ebene führen und
zu einer Störung des sozialen Dialogs, denn die Arbeitslosenversichungssysteme sind das Ergebnis nationaler
sozialer Kompromisse, abgestimmt auf die übrige
Arbeitsmarktpolitik, und sie bieten immer wieder
Anlass für gesellschaftliche Debatten (siehe das Thema
der Arbeitslosenversicherung der Freischaffenden im
Kulturbereich in Frankreich im Jahr 201416). Daraus
folgt die Notwendigkeit, die europäischen und nationalen Sozialpartner in den Prozess der Festlegung einer
gemeinsamen Grundsicherung einzubeziehen. Das
betrifft: die Regeln zur Berechnung des Beitragssatzes;
Ein erster Schritt zur sozialen Integration der Eurozone 7
gemeinsame Kriterien für die Zugangsberechtigung zu
Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung (Mindestvoraussetzungen für die Mitgliedschaft): Grund für
den Arbeitsplatzverlust, Mindestbeitragszeit für den
Leistungsbezug; an den Leistungsbezug geknüpfte Bedingungen (beispielsweise mögliche Sanktionen für Arbeitslose, die Arbeits- oder Weiterbildungsangebote ablehnen); Dauer des Leistungsbezugs; ­Lohnersatzquote;
(minimale/maximale) Höhe der Leistung.
.. Gefahr ungleichgewichtiger und dauerhafter Transfers
zwischen den Mitgliedstaaten: Die Finanzierung dieser
gemeinsamen Grundsicherung könnte zunächst auf
unterschiedlichen Beitragssätzen in den verschiedenen
Staaten beruhen, um dauerhafte Transfers zwischen
den Mitgliedstaaten, insbesondere von Norden nach Süden, zu vermeiden (ein einseitiges System wäre auf ökonomischer wie finanzieller Ebene nicht existenzfähig
und könnte außerdem in politischer Hinsicht Misstrauen zwischen den Staaten schüren). Die Sozialbeiträge
jedes Staates müssten deshalb an die jeweilige Arbeitslosenquote und das nationale D
­ urchschnittseinkommen
angepasst sein.
.. Gefahr, dass einige Staaten von dem System profitieren,
ohne zu versuchen, ihre Arbeitslosigkeit zu senken (moralisches Risiko): Die Transfers an die Mitgliedstaaten
zur Deckung ihrer Kosten für Arbeitslosengeld müssten
auf der Grundlage eines Konditionalitätsprinzips, des
Vorliegens von Mindestnormen gewährt werden, wie
etwa einer aktiven und starken Arbeitsmarktpolitik
oder der Umsetzung struktureller Reformen.17 Einem
solchen System käme das Verdienst zu, Solidarität mit
Verantwortung und Reformen zu verbinden (das würde
die Konditionalität des finanziellen Engagements der
Geber-Länder garantieren).
Eine europäische Regelung des Arbeitslosengelds könnte
so als Grundlage und Methode für jede weitere „Risiko“Familie des Sozialstaats dienen. Denn langfristig besteht
das Ziel darin, zu einem gemeinsamen europäischen
Sozialstaat zu kommen, nicht nach „zentralistischem“
oder „jakobinischem“ Vorbild, sondern nach dem Vorbild
eines flexiblen und anpassungsfähigen „kooperativen“
Föderalismus, der ja die Zukunftsperspektive – und die
zugrundeliegende Logik – der Eurozone bildet. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es wichtig, einen europäischen Weg zu
finden, um soziale Absicherung ohne den Staat zu gestalten, das heißt, die Sozialpartner in die Lage zu versetzen,
gemeinsam – Arbeitgeber und Gewerkschaftsführer –
ihre geteilte Verantwortung bei der Verwirklichung eines
„Wohlstands für alle“ – so der Titel eines der berühmtesten Bücher von Ludwig Erhard – wahrzunehmen. Diese
Maßnahmen könnten die Antwort auf eine Nachfrage der
europäischen Bürger sein – sie fordern, dass auf europäischer Ebene mehr Maßnahmen zur Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit ergriffen werden (laut Eurobarometer
201418 sind das 6 von 10 Personen, also 62 Prozent der europäischen Bürger) –, und dies umso mehr, als es für die
meisten Europäer die Arbeitslosigkeit ist, die ihnen die
größte Sorge bereitet (für 53 Prozent der befragten Personen gehört die Arbeitslosigkeit zu den beiden Themen in
der EU, die ihnen die meisten Sorgen bereiten).
Dr. Thierry Chopin ist Forschungsdirektor der Fondation
Robert Schuman, Gastprofessor am Collège d’Europe
(Brügge), assoziierter Experte am Centre de recherches
internationales (CERI), Sciences Po, Paris und
Visiting Fellow der LSE (European Institute).
Aus dem Französischen von Daniela Böhmler.
DGAPanalyse / Nr. 10 / September 2015
Ein erster Schritt zur sozialen Integration der Eurozone 8
Anmerkungen
1 Dieser Text ging aus einer Anhörung des Autors
in der französischen Nationalversammlung am
5.3.2015 hervor. Ich danke Marion Attia für ihre
Hilfe bei der Recherche zur Erstellung der finalen
Version.
2 Mit der von der Schuldenkrise angestachelten
großen Rezession von 2008/2009 stieg die
Notwendigkeit einer europäischen Intervention
in den Bereichen Geldpolitik, Haushaltspolitik,
Bankenaufsicht, etc. Die Programme zum Staatsanleihenrückkauf, die die EZB ab 2010 anlaufen ließ, wurden zu einer Zeit nötig, als die Krise der
öffentlichen Verschuldung in der Eurozone nicht
mehr einzudämmen war, sich auf Italien und
Spanien auszuweiten drohte und die Fähigkeit der
Eurozone in Frage stellte, weiter zu funktionieren
und zusammenzuhalten. Die Wertpapiergeschäfte
der EZB hatten 2012 einen deutlich stabilisierenden Effekt auf den öffentlichen Anleihenmarkt.
3 Vgl. Jean-Claude Juncker et al., Die Wirtschaftsund Währungsunion vollenden, Europäische
Kommission, Juni 2015, S. 17; Emmanuel Macron,
Sigmar Gabriel, Warum Europa zu einer Sozialunion werden muss, in: Die Welt, <www.welt.
de/wirtschaft/article141919414/Warum-Europazu-einer-Sozialunion-werden-muss.html>: „Dies
erfordert eine über nationale Budgets hinausgehende ‚Fiskalkapazität‘, die die Möglichkeit einer
automatischen Stabilisierung verbessert und auf
europäischer Ebene die Möglichkeit dafür schaffen würde, entsprechend dem Konjunkturverlauf die
Finanzpolitik zu lockern beziehungsweise zu verschärfen.“ (frz. Fassung: <http://www.bmwi.de/
FR/Sujets/economie,did=709712.html>). In einer anderen frz. Fassung des Aufrufs ist die Rede von
einer „Stabilisierungskomponente“, z.B. in Form
eines „Zusatzfonds zu den nationalen Arbeitslosenversicherungensystemen“ (vgl. z. B. La Tribune de
Genève, <http://www.tdg.ch/reflexions/europeunion-solidaire-differenciee/story/21937804>).
Vgl. schließlich die Rede Macrons auf der Botschafterkonferenz in Berlin am 25.8.2015 (<http://
www.ambafrance-de.org/Europa-in-der-Globalisierung-Wirtschaftsminister-Macron-bei>) und
sein SZ-Interview vom 31.8.2015, <http://international.sueddeutsche.de/post/128026249890/
refondons-leurope> (in frz. Sprache).
4 Vgl. Thierry Chopin, Alain Fabre, ‘Social Europe’,
a lever for euro zone integration, in: European
Issue, Nr. 292, Robert Schuman Foundation,
21.10.2013, <http://www.robert-schuman.eu/
en/european-issues/0292-social-europe-a-leverfor-euro-zone-integration>.
5 Vgl. Benoît Coeuré, Revisiting the European Social Contract, Vortrag an der Harvard University,
2.3.2013, <https://www.ecb.europa.eu/press/
key/date/2013/html/sp130302.en.html>; und
Jürgen Habermas, Democracy, Solidarity and the
European Crisis, Universiteit Leuven, 26.4.2013, <http://habermas-rawls.blogspot.de/2013/04/
habermas-democracy-solidarity-and.html>.
6 Vgl. Kristina Maslauskaité, Social Competition in
einen höheren Wert darstellt, während sie aus der
the EU: Myths and Realities, in: Studies and rePerspektive der ökonomischen Effizienz dieselben
ports, Jacques Delors Institute, 5.6.2013, <http://
Vorteile bringt wie ein Versicherungsfond“ [alle
www.institutdelors.eu/media/socialcompetitionÜbersetzungen D. B.], vgl. Florian Mayneris, Pour
maslauskaite-ne-jdi-june13.pdf?pdf=ok>.
une assurance chômage européenne, in: Terra
7 So lassen sich im Inneren der EU verschiedene
Nova, 17.4.2014.
sozioökonomische Modelle unterscheiden: das
13 Nach einer Studie des Europäischen Parlaments
romanische, das skandinavische, das angelsächbilden die Bereiche Beschäftigung und gesellsische und das rheinische. Vgl. Michel Albert,
schaftliche Entwicklung „entscheidende Faktoren
Capitalisme contre capitalisme, Paris 1991.
für die Dauerhaftigkeit und Legitimität der
8 In The Three Worlds of Welfare Capitalism,
Währungsunion“. Das gute Funktionieren einer
Cambridge 1990, arbeitet Esping-Andersen drei
Währungsunion hängt von ihrer Fähigkeit ab,
wohlfahrtsstaatliche Modelle heraus: das liberale
asymmetrische Schocks zu bewältigen und die
(UK, Irland), das konservativ-korporatistische
nötigen Werkzeuge zur Verfügung zu haben, um
(Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien) und
die je nach Region unterschiedlichen zyklischen
das sozialdemokratische (die skandinavischen
Entwicklungen auszugleichen, vgl. Micaela del
Länder). Diese drei Typen unterscheiden sich im
Monte, Thomas Zandstra, The Cost of Non-Europe
Grad des Universalismus ihrer Sozialleistungen:
Common Unemployment Insurance Scheme for
Im liberalen Modell gründet die Unterstützung auf
the Euro Area, European Parliament Research
einer Bedarfsprüfung und auf einfachen, spärliService, Sep. 2014, S. 14.
chen Hilfsprogrammen; ein starkes etatistisches 14 „[...] die Einführung einer europäische Arbeitsund korporatistisches Erbe und der Einfluss der
losenversicherung kann die Gelegenheit dafür
Kirche prägen das konservativ-korporatistische
bieten, die europäischen Arbeitsmärkte zu reforModell – hier überwiegt der Erhalt der Status- und
mieren, die Arbeitskräftemobilität zu fördern und
Klassenunterschiede; das sozialdemokratische
einen echten gemeinsamen Markt zu schaffen“,
Modell wendet in hohem Maße Universalismus
vgl.: Grégory Claeys, Zsolt Darvas, Guntram B.
und Egalitarismus an, indem es allen sozialen
Wolff, Benefits and Drawbacks of European UnKategorien ermöglicht, von einem allgemeinen
employment Insurance, Bruegel, September 2014.
Sozialversicherungssystem zu profitieren.
15 Vgl. Patrick Artus, Agnès Benassy-Quéré et alii,
9 Vgl. Marcel Grignard, „In Support of a European
Compléter l’euro, in: Note du Conseil d’analyse
Social Contract”, Thierry Chopin, Michel Foucher
économique (CAE), Nr. 3, April 2013.
(Hrsg.), Schuman Report on Europe. State of the 16 Im Frühjahr 2014 fand eine weitreichende MobiUnion in 2014, 2014.
lisierung der Freischaffenden im Kunst- und Kul10 Vgl. Beiträge von Sebastian Dullien, A European
turbetrieb statt, die sich gegen eine Neuregelung
Unemployment Insurance as a Stabilization
in der Arbeitslosenversicherung richtete, die die
Device – Selected Issues und A Euro-Area Wide
Gewerkschaften und Arbeitgeber am 22.3.2014
Unemployment Insurance as an Automatic Stabiunterzeichneten und die am 1.7.2014 in Kraft trat.
lizer: Who Benefits and Who Pays?, Europäische
Die Neuregelung bedeutet eine Verschärfung der
Kommission, DG EMPL, 2013; Henrik Enderlein
Bedingungen für den Erhalt von Arbeitslosengeld.
et al., Blueprint for a Cyclical Shock Insurance for
Entgegen normalen befristeten Arbeitsverträgen
the Euro Area, in: Notre Europe, 2013. Vgl. Làzslo
ist es im Fall der Freischaffenden im Kunst- und
Andor, damals EU-Kommissar für Soziales und
Kulturbetrieb möglich, befristete Verträge mit kurBeschäftigung, Europeans Want and Deserve a
zer Laufzeit zu schließen, die über mehrere Jahre
Monetary Union with a Human Face, Vortrag in
hinweg beliebig oft erneuerbar sind. Zwischen den
Madrid, 28.1.2013. Auch auf europäischer Ebene
Laufzeiten zweier Verträge hat der Freischaffende
scheint ein Nachdenken über einen gemeinsaAnspruch auf Leistungen der Arbeitslosenversimen Teilbereich der Arbeitslosenversicherung
cherung. Mit der Neuregelung wird die Kumulatieingesetzt zu haben, vgl. die Dokumente einer öfon von Arbeitseinkommen und Leistung nun auf
fentlichen Anhörung der Kommission „Beschäfti5.475 € brutto pro Monat begrenzt. Zudem wurde
gung und Soziales“ des europäischen Parlaments,
eine „Zeitversetzung“ der Leistung eingeführt und
<http://www.europarl.europa.eu/committees/
die Beiträge stiegen von 10,8 % auf 12,8 %.
en/empl/events.html#menuzone>.
17 France Stratégie empfiehlt „strukturelle Refor11 Für detailliertere Ausführungen vgl. Thomas Lelmen und ein Neuaustarieren der Wachstumsmolouch und Arthur Sode, Une assurance-chômage
delle, um die Gefahr zu vermeiden, dass es mit
pour la zone euro, in: Trésor-Eco, Nr. 132, franzöder Einführung sozialer Transfers zu dauerhaften
sisches Wirtschafts- und Finanzministerium, Juni
Transfers innerhalb der Eurozone kommt“, vgl.
2014. Die Lohnersatzquote bewegt sich in den
Un contrat social pour l’Europe: priorités et pistes
Ländern der Eurozone zwischen 40 und 75 %.
d’action, Dez. 2014.
12 Die europäische Arbeitslosenversicherung als
18Standard-Eurobarometer 81, Frühjahr 2014,
eine „politische Maßnahme, die dem sozialen
<http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/
Europa endlich ein konkretes Gesicht verleiht“
eb/eb81/eb81_first_de.pdf>, S. 12.
und „für den europäischen Bürger lesbarer ist und
DGAPanalyse / Nr. 10 / September 2015
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internationaler Entwicklungen und zur Diskussion ­h ierüber bei. Die in den Veröffentlichungen
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Prof. Dr. Eberhard Sandschneider, Otto WolffDirektor des Forschungsinstituts der DGAP e.V.
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[email protected] . www.dgap.org
Redaktion Sara Jakob, Sabine Wolf
Layout / Satz Sabine Wolf
Designkonzept Carolyn Steinbeck · Gestaltung
ISSN 1611-7034
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