0.1 E: Rechenschieber Rechnen mit Linealen Um das Grundprinzip eines Rechenschiebers zu verstehen, stellen wir uns zunächst zwei gegeneinander verschiebbare Lineare vor. Wir bringen durch Verschiebung die beiden Zahlen d1 und d2 auf den beiden Linealen zur Deckung: Lesen wir nun unter d3 auf dem oberen Lineal den Wert d4 ab, so gilt: d3 − d1 = d4 − d2 oder d4 = d3 − d1 + d2 Speziell gilt, falls d1 = 0 ist: d4 = d3 + d2 und d2 = d4 − d3 Sind nun auf beiden Skalen nicht die Werte di selbst abgetragen, sondern Funktionen f 1 ( x ) bzw.. f 2 ( x ), so gilt also f 2 ( d4 ) − f 2 ( d2 ) = f 1 ( d3 ) − f 1 ( d1 ) oder d4 = f 2−1 ( f 1 (d3 ) − f 1 (d1 ) + f 2 (d2 )) Die allgemeine Potenzfunktion Wir hatten für den natürlichen Logarithmus gesehen: ln( xy) = ln( x ) + ln(y) Es ist exp die Umkehrfunktion von ln: ln(exp( x )) = x für alle x ∈ R und exp(ln( x )) = x für alle x ∈ R>0 . Insbesondere gilt exp( x + y) = exp( x ) · exp(y) Grund: Seien x, y ∈ R beliebig und x = ln( a), y = ln(b). Dann gilt: exp( x + y) = exp(ln( a) + ln(b)) = exp(ln( ab)) = ab = exp( x ) exp(y) Definition der allgemeinen Potenzfunktion: Für a > 0 definieren wir: a x := exp ( x ln( a)) und x = loga y :⇔ y = a x Bemerkung: 1) Speziell gilt: ln( a x ) = ln(exp( x ln( a)) = x ln( a) 2) Zwei Logarithmusfunktionen unterscheiden sich nur durch eine Multiplikative Konstante: Sei y = a x , dann ist ln(y) x ln( a) = = ln( a) loga (y) x Satz: loga ( x ) + loga (y) = loga ( xy) loga ( x y ) = y loga ( x ) Grund: Ist x = az1 und y = az2 , so gilt: z1 + z2 = loga ( x ) + loga (y) und az1 az2 = az1 +z2 also loga ( xy) = z1 + z2 Weiter gilt: loga ( x y ) = ln( a) · ln( x y ) = y · ln( a) ln( x ) = y loga ( x ) Definition: ld( x ) := log2 ( x ) log( x ) := log10 ( x ) Beispiel: x log( x ) 1 2 3 0 0.301 x 10 log( x ) 1 x 100 log( x ) 2 20 4 6 0.477 0.602 0.699 30 1.301 1.477 200 5 300 40 50 7 500 2.301 2.477 2.602 2.699 9 10 0.778 0.845 0.903 0.954 60 70 1.602 1.699 1.778 1.845 400 8 600 700 80 90 1.903 1.954 800 2.778 2.845 2.903 1 100 2 900 1000 2.954 3 Der logarithmische Rechenschieber Beim logarithmischen Rechenschieber sind auf beiden Skalen log( x ) aufgetragen (der Abstand vom linken Rand ist D ( x ) := log( x )) Daher gilt: log(d3 )−log(d1 )+log(d2 ) d4 = 10 = 10 log d3 · d2 d1 = d2 · d3 d1 Speziell mit d1 = 1 (also log(d1 ) = 0): d4 = 10log(d3 )+log(d2 ) = 10log(d3 ·d2 ) = d3 d2 Logarithmische Rechenschieber können also multiplizieren und dividieren log d4 d3 = log(d2 ) Definition: (Wissenschaftliche Notation von Dezimalzahlen) Jede Zahl x ∈ R≥0 läßt sich auf eindeutige Weise schreiben als: x = b0 .b1 b2 b3 . . . · 10k mit b0 ∈ {1, . . . , 9} und bi ∈ {0, 1, . . . , 9}, also genau einer Ziffer 6= 0 vor dem Komma und abschließender Verschiebung des Kommas um k Stellen nach rechts. Anwendung: Seien x = x0 .x1 x2 . . . · 10k1 und y = y0 .y1 y2 . . . · 10k2 . Wir setzen xr := x − x0 und yr := y − yr . Dann ist xy = ( x0 + xr ) · 10k1 · (y0 + yr ) · 10k2 = ( x0 y0 + x0 yr + y0 xr + xr yr ) · 10k1 +k2 Wegen 1 ≤ x0 , y0 ≤ 9 gilt 1 ≤ x0 y0 ≤ 81 und da zusätzlich 0 ≤ xr , yr ≤ 1 gilt, haben wir 0 ≤ x0 yr , xr y0 ≤ 9 und 0 ≤ xr yr ≤ 1. Insgesamt erhalten wir: 1 · 10k1 +k2 ≤ xy ≤ (81 + 9 + 9 + 1) · 10k1 +k2 = 100 · 10k1 +k2 und hiermit:: k1 + k2 ≤ log(( x0 + xr )(y0 + yr )) + k1 + k2 ≤ 2 + k1 + k2 bzw. 0 ≤ log( x0 .x1 x2 . . . · y0 .y1 y2 . . .) ≤ 2