Bewertung der Expertengruppe Off-Label im Fachbereich Neurologie/Psychiatrie zur Anwendung von „Mycophenolat Mofetil bei Myasthenia gravis“ Addendum 1 (Stand 17.06.2016) Hintergrund Die Bewertung von Mycophenolat Mofetil (MMF) zur Anwendung bei Myasthenia gravis wurde am 07.05.2012 erstellt und auf der Homepage des BfArM (Bewertung Nr. 11) veröffentlicht: http://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/zul/BereitsZugelAM/offLabel/Historie/Neuro/Bewertungen Neuro.html Am 09.06.2016 wurde die in der Bewertung vom 07.05.2012 dargestellte Literatur-Recherche (siehe dort Punkt 7) aktualisiert, das erfasste Erkenntnismaterial analysiert sowie mit aktuellen Leitlinien (S2k-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie 2015; AWMF Nr. 030/087) und Reviews (van Sonderen et al. 2013, Sussman et al. 2015) im Hinblick auf die Bewertung von MMF verglichen. Auf einen Cochrane-Review konnte nicht zurückgegriffen werden. Eine Prüfung der Datenbank „ClinicalTrials.gov“ ergab ebenfalls keinen Hinweis auf laufende Studien über die Wirkung von MMF bei Myasthenia gravis. Recherche: Suchalgorithmus wie bei der ersten, der Bewertung vom 07.05.2012 zugrunde liegenden Recherche Ergebnis 1. Evidenzniveau Die bereits bewertete Studienlage hat sich nicht verändert, insbesondere liegen keine neuen, methodisch adäquaten prospektiven RCT-Studien vor. Eine wesentliche Änderung des Evidenzgrades kann nicht festgestellt werden. In der o. g. Leitlinie der AWMF zur Behandlung der Myasthenia gravis wird MMF weiterhin als second-line-Substanz genannt, d. h. im Off-Label-Einsatz für eine Langzeitimmunsuppression bei Therapieresistenz unter Azathioprin oder bei Unverträglichkeit von Azathioprin. Diese Bewertung für einen Einsatz von MMF als second-line-Medikament wird auch in den qualifizierten Reviews von J. Sussman sowie van Sonderen geteilt. 2. Dosierung Zur Dosierung von MMF in der Langzeittherapie sind 2 retrospektive Untersuchungen veröffentlicht, die sich auf insgesamt 190 Patientinnen und Patienten mit Myasthenia gravis beziehen (Oskarsson et al., 2016; Hobson-Webb et al. 2015). In einem Behandlungszeitraum von 2007-2011 wurden 88 Patientinnen und Patienten in einer MMF-Langzeittherapie beobachtet. Davon zeigten 14 eine Exazerbation, die 16 Wochen nach Absetzen bzw. deutlicher Dosisreduktion auftrat. Dabei war diese Dosisreduktion der einzige maßgebliche Faktor, sodass hier eine Class IV-Evidenz für eine Exazerbation nach Dosisreduktion von MMF gesehen wird (Oskarsson et al. 2016). In einer anderen multizentrischen retrospektiven Studie an 92 Patientinnen und Patienten mit Myasthenia gravis (AChrR-AK-positiv/MuSK-AK-positiv/“seronegative”), die unter einer Tagesdosis von 0,5–2,5 g MMF einen stabilen klinischen Verlauf (pharmakologische Remission oder minimaler 1 manifestation status) über mehrere Jahre (5,9 Jahre) erreicht hatten, wurde ein Ausschleichen der laufenden Dosis indiziert. Von den 92 Patientinnen und Patienten erlitten 30 eine Exazerbation. Dabei zeigte sich die Exazerbation umso eher, je früher im Verlauf und je schneller die Dosis reduziert wurde: 8,4 Monate bei Exazerbation versus 62,4 Monate bei Nicht-Exazerbation. Die Exazerbationen waren gering und konnten durch Dosiserhöhung von MMF jeweils abgefangen werden. Die Autoren empfehlen, in der Behandlung einer Myasthenia gravis erst nach langjährig stabilem Verlauf - unter MMF -, z.‘B. nach 5 Jahren eine Dosisreduktion um 500 mg/die alle 12 Monate vorzunehmen (Hobson-Webb et al. 2015). 3. Unerwünschte Arzneimittel-Wirkungen Fallberichte von Myasthenia gravis unter Langzeittherapie mit MMF weisen auf eine Toxoplasmose-Enzephalitis (1 Fall; Bernardo et al. 2015), EBV-Enzephalitis (1 Fall) sowie CMV-Enteritis (1 Fall) hin (Termsarasab et al. 2012). Die Autoren machen ferner auf die noch unzureichende Kenntnis der Inzidenz entzündlicher Erkrankungen bei einer Off-Label-Therapie mit MMF aufmerksam und verweisen auf die Praxis bei Transplantierten, d. h. im zugelassenen Anwendungsgebiet, bei denen vor Therapiebeginn sowohl eine Serologie als auch ggf. eine präventive antivirale Medikation eingesetzt wird. 4. Schwangerschaft und MMF In einer prospektiven Kohortenstudie des ENTIS über den Zeitraum 1998-2011 wurden 57 Schwangerschaften unter MMF - für die ein vollständiges Follow-up vorlag - analysiert (Hoeltzenbein et al. 2012). Davon betrafen das zugelassene Anwendungsgebiet „Organtransplantation“ 22 Fälle, den Off-Label Use bei SLE 23 Fälle sowie bei anderen Autoimmunerkrankungen 12 Fälle. Nur 4 Fälle erhielten eine Monotherapie mit MMF, 43 Fälle erhielten zusätzlich zu MMF entweder Immunsuppressiva (Steroide, Tacrolimus, Ciclosporin A, Azathioprin) oder Valproat (1 Fall) bzw. Phenobarbital (1 Fall). Unter der Dosis 0.5-2.0 g/die wurden folgender Outcome beobachtet: 16 spontane Frühaborte (5.-10. Schwangerschaftswoche) 12 ETOP (elective termination of pregnancy) 29 Lebendgeborene. Berechnet wurde eine Risiko von 26 % für eine „major malformation“, was mit der bekannten Rate von 23 % des Nationalen Transplantationsregisters (Coscia et al. 2010) gut übereinstimmt. In diesem Register betrug die Rate vor der Einführung von MMF 4-5 % (Coscia et al. 2009). Bei 14 Patientinnen wurde MMF vor der 8. Schwangerschaftswoche abgesetzt, in diesen Fällen wurden keine „major malformations“ gesehen. Die „major malformations“ werden als MMFEmbryopathie zusammengefasst (Lin et al. 2011): - Microtia - Atresie des äußeren Gehörganges - Lippen-Kiefer-Gaumenspalte - kongenitale Herzfehler - Kolobom - selten: Brachydaktylie Tracheo-ösophageale Anomalien Agenesie des Corpus callosum Nierenanomalien Ergänzend zu dieser Studie ergab sich aus einer Anfrage des BfArM bei der Erstautorin Hoeltzenbein (Embryotox, Charité Berlin), dass unter den 12 Fällen mit „anderen Autoimmunerkrankungen“ 1 Patientin mit Myasthenia gravis war. Diese hatte eine generalisierte Myasthenia gravis, war thymektomiert und erhielt wegen einer Therapieresistenz unter Azathioprin zum Zeitpunkt der Konzeption MMF. Es bestand ein stark fluktuierender Verlauf der Myasthenie, 2 der IVIG und Plasmaaustausch erforderlich machte. Bei dieser Patientin kam es zu einem frühen Spontanabort. Die EMA hat u. a. unter Wertung dieser ersten größeren prospektiven Kohortenstudie, in der auch die Anwendung von MMF außerhalb des zugelassenen Anwendungsgebietes berücksichtigt wurde, einen EPAR (European public assessment report/Europäischen Öffentlichen Beurteilungsbericht) veröffentlicht, in dem erläutert wird, wie der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) die durchgeführten Studien beurteilt hat, um zu Empfehlungen bezüglich der Anwendung des Arzneimittels zu gelangen (Anlage 1). Die Fachinformation wurde entsprechend verändert (s. Anlage 2). Am 10. November 2015 wurde in einem Rote-Hand-Brief zu CellCept® (Mycophenolatmofetil) auf die Änderung der Fachinformation hingewiesen. Resümee: Die Expertengruppe Off-Label im Fachbereich Neurologie/Psychiatrie empfiehlt für das ergänzende Fazit (Empfehlung an den Gemeinsamen Bundesausschuss) vom 07.05.2012 die folgenden Textänderungen: 13.5 Ggf. Nennung der Patienten, die nicht behandelt werden sollen, Patienten, auf die die unter der Rubrik 13.4 genannten Kriterien nicht zutreffen. Es gibt keine Hinweise, dass Mycophenolat Mofetil in der myasthenen Krise wirksam ist. In der frühen Phase der Immunsuppression (induction remission) zeigt Mycophenolat Mofetil in Kombination mit Kortikoiden keinen Zusatznutzen im Vergleich zur Monotherapie mit Kortikoiden. Für eine Wirksamkeit von Mycophenolat Mofetil als Monotherapie zur primären Immunsuppression bei Myasthenia gravis liegt bislang keine ausreichende Evidenz vor. Mycophenolat Mofetil darf bei Frauen mit Myasthenia gravis im gebärfähigen Alter ohne hochwirksame Kontrazeption sowie bei Frauen mit Kinderwunsch, in der Schwangerschaft und in der Stillzeit nicht angewendet werden(siehe auch FI). Sexuell aktive Männer sollten unbedingt einen Konzeptionsschutz durchführen (siehe auch FI). 13.6 Dosierung (z.B. Mono- oder Kombinationstherapie) In der Literatur gibt es keine einheitlichen Empfehlungen zur Dosierung von Mycophenolat bei Myasthenia gravis. Die Therapie muss fallindividuell nach klinischem Verlauf angepasst erfolgen. Zumeist wurde Mycophenolat Mofetil bei generalisierter Myasthenia gravis in einer Tagesdosis von 0,5-3,0 g eingesetzt. Für die Langzeittherapie wird eine Dosis zwischen 0,5-2,5 g empfohlen. 13.7 Behandlungsdauer Die Therapiedauer richtet sich nach dem individuellen Krankheitsverlauf und der Verträglichkeit von Mycophenolat Mofetil. Ein Wirkungseintritt ist nach einer Behandlungszeit von 12 Monaten zu erwarten. Bei generalisierter Myasthenia gravis ist häufig eine Langzeit-Immunsuppression erforderlich. Im Krankheitsverlauf bei Myasthenia gravis muss regelmäßig klinisch überprüft werden, inwieweit die Notwendigkeit zu einer Immunsuppression fortbesteht bzw. die angewandte Dosierung weiterhin erforderlich ist oder reduziert werden kann. Nach stabilem mehrjährigem Verlauf sollte bei einem Reduktionsversuch die MMF-Dosis alle 12 Monate um 500 mg/Tag abgesenkt werden. 13.8 Wann sollte die Behandlung abgebrochen werden? Bei nicht tolerierbaren Nebenwirkungen (siehe Fachinformation) ist gegebenenfalls der sofortige Therapieabbruch erforderlich. 3 13.9 Nebenwirkungen/Wechselwirkungen, wenn diese über die zugelassene Fachinformation hinausgehen oder dort nicht erwähnt sind Es gibt keinen Anhalt dafür, dass es beim Einsatz von Mycophenolat Mofetil bei Myasthenia gravis zu Nebenwirkungen/Wechselwirkungen kommt, die über das in der Fachinformation beschriebene Maß hinausgehen. Es wurde bei der Behandlung von Myasthenia gravis von Einzelfällen mit Toxoplasmose-Enzephalitis, CMV-Enteritis und EBV-Enzephalitis berichtet und empfohlen, ein serologisches Screening vor Therapie mit MMF (wie im zugelassenen Anwendungsgebiet) durchzuführen. Literatur: Bernardo DR, Chahin N: Toxoplasmic encephalitus during mycophenolate mofetil immunotherapy of neuromuscular disease. Neurol Neuroimmunol Neuroinflamm 2015;Jan 22;2(1):e63 Coscia LA1, Constantinescu S, Moritz MJ, Frank A, Ramirez CB, Maley WL, Doria C, McGrory CH, Armenti VT. Report from the National Transplantation Pregnancy Registry (NTPR): outcomes of pregnancy after transplantation. Clin Transpl. 2009:103-22. Coscia LA, Constantinescu S, Moritz MJ, Frank AM, Ramirez CB, Maley WR, Doria C, McGrory CH, Armenti VT: Report from the National Transplantation Pregnancy Registry (NTPR): outcomes of pregnancy after transplantation. Clin Transpl. 2010:65-85. Dalakas MC: Future perspectives in target-specific immunotherapies of myasthenia gravis. Ther Adv Neurol Disord 2015;8:316-327 Hoeltzenbein M, Elefant E, Vial T et al.: Teratogenicity of mycophenolate confirmed in a prospectice study of the European Network of Teratology Information Services. Am J MEd Genet Part A 2012;158A(3):588-596 Hobson-Webb LD, Hehir M, Crum B et al.: Can mycophenolate mofetil be tapered safely in myasthenia gravis? A retrospective, multicenter analysis. Muscle Nerve 2015;52:211-215 Lin AE, Singh KE, Strauss A, Nguyen S, Rawson K, Kimonis VE. An additional patient with mycophenolate mofetil embryopathy: cardiac and facial analyses. Am J Med Genet A. 2011 Apr;155A(4):748-56. doi: 10.1002/ajmg.a.33934. Epub 2011 Mar 15. Oskarsson B, Rocke DM, Dengel K et al.: Myasthenia gravis exazerbation after discontinuing mycophenolate: A single-center cohort study. Neurology 2016;86(12):1159-63 Sussman J, Farrugia ME, Maddison P et al.: Myasthenia gravis: Association of British Neurologist`management guidelines. Pract Neurol 2015;15:199-206 Termsarasab P, Katirji B: Opportunistic infections in myasthenia gravis treated with mycophenolate mofetil. J Neuroimmunol 2012;249(1-2):83-85 van Sonderen A1, Wirtz PW, Verschuuren JJ, Titulaer MJ. Paraneoplastic syndromes of the neuromuscular junction: therapeutic options in myasthenia gravis, lambert-eaton myasthenic syndrome, and neuromyotonia. Curr Treat Options Neurol. 2013 Apr;15(2):224-39. doi: 10.1007/s11940-012-0213-6. Anlagen Anlage 1: EPAR (CellCept EMA/741301/2015) Anlage 2: Aktuelle Fachinformation MMF (CellCept®) 4 EMA/741301/2015 EMEA/H/C/000082 Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit CellCept Mycophenolatmofetil Dies ist eine Zusammenfassung des Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichts (EPAR) für CellCept. Hierin wird erläutert, wie der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) das Arzneimittel beurteilt hat, um zu seinem befürwortenden Gutachten zur Erteilung der Genehmigung für das Inverkehrbringen und seinen Empfehlungen zu den Anwendungsbedingungen für CellCept zu gelangen. Was ist CellCept? CellCept ist ein Arzneimittel, das den Wirkstoff Mycophenolatmofetil enthält. Es ist als Kapseln (250 mg), Tabletten (500 mg), als Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen (1 g/5 ml) und als Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung (Tropfinfusion) in eine Vene (500 mg) erhältlich. Wofür wird CellCept angewendet? CellCept wird angewendet, um die Abstoßung einer transplantierten Niere, eines transplantierten Herzens oder einer transplantierten Leber durch den Körper zu verhindern. Es wird zusammen mit Ciclosporin und Corticosteroiden (andere Arzneimittel zur Verhinderung einer Organabstoßung) angewendet. Das Arzneimittel ist nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich. Wie wird CellCept angewendet? Die Behandlung mit CellCept muss von qualifizierten Transplantationsspezialisten eingeleitet und fortgeführt werden. Die Art und Weise der Anwendung sowie die Dosis von CellCept richten sich nach der Art des Organtransplantates und dem Alter und der Größe des Patienten. 30 Churchill Place ● Canary Wharf ● London E14 5EU ● United Kingdom +44 (0)20 3660 5555 Telephone +44 (0)20 3660 6000 Fax Send a question via our website www.ema.europa.eu/contact An agency of the European Un on © European Medicines Agency, 2015. Reproduction is authorised provided the source is acknowledged. Bei Nierentransplantaten beträgt die empfohlene Dosis bei Erwachsenen 1 g zweimal täglich, wobei die Einnahme (in Kapsel- oder Tablettenform oder als Suspension) innerhalb von 72 Stunden nach der Transplantation beginnt. Die Anwendung kann auch in Form von zweistündigen Infusionen erfolgen, die innerhalb von 24 Stunden nach der Transplantation eingeleitet und bis zu 14 Tage lang fortgeführt werden. Bei Kindern zwischen zwei und 18 Jahren wird die CellCept-Dosis nach Körpergröße und Körpergewicht errechnet, und das Arzneimittel sollte oral gegeben werden. Bei Herztransplantaten beträgt die empfohlene Dosis bei Erwachsenen 1,5 g zweimal täglich, wobei die Einnahme innerhalb von fünf Tagen nach der Transplantation beginnt. Bei Lebertransplantaten bei Erwachsenen sollte CellCept in den ersten vier Tagen nach der Transplantation zweimal täglich als 1 g-Infusion gegeben werden. Sobald der Patient dies verträgt, kann die Behandlung auf die Einnahme von zweimal täglich 1,5 g umgestellt werden. Die Dosis muss bei Patienten mit Leber- oder Nierenerkrankung gegebenenfalls angepasst werden. Weitere Informationen sind der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels (ebenfalls Teil des EPAR) zu entnehmen. Wie wirkt CellCept? Der Wirkstoff in CellCept, Mycophenolatmofetil, ist ein Immunsuppressivum. Im Körper wird es zu Mycophenolsäure umgewandelt, die ein Enzym mit der Bezeichnung „Inosinmonophosphatdehydrogenase“ blockiert. Dieses Enzym ist für die Bildung von DNA in Zellen wichtig, insbesondere in den Lymphozyten (bestimmte weiße Blutkörperchen, die an der Abstoßung von Organtransplantaten beteiligt sind). Indem es die Produktion neuer DNA unterbindet, reduziert CellCept die Geschwindigkeit, mit der sich die Lymphozyten vermehren. Dadurch können sie das transplantierte Organ weniger wirksam erkennen und angreifen, wodurch das Risiko der Abstoßung des Organs vermindert wird. Wie wurde CellCept untersucht? CellCept Kapseln und Tabletten wurden in drei Studien mit insgesamt 1 493 erwachsenen Patienten nach einer Nierentransplantation, in einer Studie mit 650 erwachsenen Patienten nach einer Herztransplantation sowie in einer Studie mit 565 erwachsenen Patienten nach einer Lebertransplantation untersucht. In allen diesen Studien außer einer Nierentransplantat-Studie wurde CellCept mit Azathioprin (einem anderen Arzneimittel zur Verhinderung der Organabstoßung) verglichen; in der Studie zur Nierentransplantation wurde es mit einem Placebo (Scheinbehandlung) verglichen. In einer weiteren Studie wurde die Wirkung der CellCept Suspension zum Einnehmen bei 100 Kindern nach einer Nierentransplantation untersucht. In sämtlichen Studien erhielten alle Patienten zusätzlich Ciclosporin und Corticosteroide, und der Hauptindikator für die Wirksamkeit war der Anteil der Patienten, deren neues Organ nach sechs Monaten abgestoßen wurde. Weitere Studien zeigten, dass die Infusionslösung und die Suspension zum Einnehmen ähnliche Konzentrationen des Wirkstoffs im Blut erzeugten wie die CellCept Kapseln. Welchen Nutzen hat CellCept in diesen Studien gezeigt? CellCept war bei der Verhinderung der Abstoßung transplantierter Nieren nach sechs Monaten genauso wirksam wie Azathioprin und wirksamer als Placebo. Bei Kindern nach einer Nierentransplantation waren die Abstoßungsraten vergleichbar mit jenen, die bei mit CellCept behandelten Erwachsenen beobachtet wurden, und geringer als jene, die in anderen Studien mit Kindern, die keine Behandlung mit CellCept erhalten hatten, beobachtet wurden. CellCept EMA/741301/2015 Seite 2/4 In der Studie zur Herztransplantation trat bei 38 % der mit CellCept behandelten erwachsenen Patienten und der mit Azathioprin behandelten Patienten eine Abstoßungsreaktion nach sechs Monaten auf. Bei Lebertransplantationen hatten 38 % der mit CellCept behandelten erwachsenen Patienten ihre neue Leber nach sechs Monaten abgestoßen, im Vergleich zu 48 % der mit Azathioprin behandelten Patienten. Der Anteil der Patienten, die ihre neue Leber nach einem Jahr verloren hatten, lag jedoch in beiden Gruppen bei etwa 4 %. Welches Risiko ist mit CellCept verbunden? Das schwerwiegendste Risiko im Zusammenhang mit CellCept besteht darin, dass sich eine Krebserkrankung, insbesondere ein Lymphom oder Hautkrebs, entwickeln kann. Sehr häufige Nebenwirkungen von CellCept in Kombination mit Ciclosporin und Corticosteroiden (beobachtet bei mehr als 1 von 10 Patienten) sind Sepsis (Blutvergiftung), gastrointestinale Candidiasis (Pilzinfektion im Magen oder Darm), Harnwegsinfektionen (Infektionen im Bereich der harnableitenden Organe), Herpes simplex (Virusinfektion, die Fieberbläschen verursacht), Herpes zoster (Virusinfektion, die Windpocken und Gürtelrose verursacht), Leukopenie (verminderte Zahl weißer Blutkörperchen), Thrombozytopenie (verminderte Zahl von Blutplättchen), Anämie (verminderte Zahl roter Blutkörperchen), Erbrechen, Bauchschmerzen, Diarrhö (Durchfall) und Übelkeit. Die vollständige Auflistung der im Zusammenhang mit CellCept berichteten Nebenwirkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen. Es hat sich gezeigt, dass ein signifikantes Risiko für Schädigungen von Ungeborenen und für Fehlgeburten besteht, wenn CellCept während der Schwangerschaft angewendet wird. Daher darf CellCept nicht während der Schwangerschaft angewendet werden, es sei denn, es besteht keine geeignete Alternative zur Verhinderung der Transplantatabstoßung. Frauen im gebärfähigen Alter sollten vor dem Beginn der Behandlung untersucht werden, um eine Schwangerschaft auszuschließen. Sowohl Frauen als auch Männer müssen vor, während und über einen geeigneten Zeitraum nach der Behandlung mit CellCept eine zuverlässige Empfängnisverhütungsmethode anwenden. Frauen dürfen während der Anwendung von CellCept nicht stillen und die Patienten sollten während der Behandlung und für einen gewissen Zeitraum danach weder Blut noch Sperma spenden. Die vollständige Auflistung der Einschränkungen im Zusammenhang mit CellCept ist der Packungsbeilage zu entnehmen. Warum wurde CellCept zugelassen? Der CHMP gelangte zu dem Schluss, dass der Nutzen von CellCept gegenüber den Risiken überwiegt, und empfahl, die Genehmigung für das Inverkehrbringen zu erteilen. Welche Maßnahmen werden zur Gewährleistung der sicheren und wirksamen Anwendung von CellCept ergriffen? Das Unternehmen, das CellCept in Verkehr bringt, wird Informationsmaterial für Patienten und Angehörige der Heilberufe zur Verfügung stellen, um das Risiko für Schädigungen von Ungeborenen und die während der Behandlung zu ergreifenden Schwangerschaftsverhütungsmaßnahmen zu erläutern. Darüber hinaus werden die Folgen einer unbeabsichtigten Exposition von Ungeborenen eingehend überwacht. In die Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels und die Packungsbeilage für CellCept wurden zudem Sicherheitsinformationen, einschließlich geeigneter Vorsichtsmaßnahmen für Angehörige der Heilberufe und Patienten, aufgenommen. CellCept EMA/741301/2015 Seite 3/4 Weitere Informationen über CellCept Am 14. Februar 1996 erteilte die Europäische Kommission eine Genehmigung für das Inverkehrbringen von CellCept in der gesamten Europäischen Union. Den vollständigen Wortlaut des EPAR für CellCept finden Sie auf der Website der Agentur: ema.europa.eu/Find medicine/Human medicines/European public assessment reports. Wenn Sie weitere Informationen zur Behandlung mit CellCept benötigen, lesen Sie bitte die Packungsbeilage (ebenfalls Teil des EPAR) oder wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker. Diese Zusammenfassung wurde zuletzt im 11-2015 aktualisiert. CellCept EMA/741301/2015 Seite 4/4 Fachinformation CellCept® 500 mg Filmtabletten 1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS CellCept® 500 mg Filmtabletten. 2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG Jede Tablette enthält 500 mg Mycopheno­ latmofetil. Vollständige Auflistung der sonstigen Be­ standteile, siehe Abschnitt 6.1. 3. DARREICHUNGSFORM Filmtabletten. CellCept Tabletten: Lilafarbene Tabletten in Caplet-Form, die auf einer Seite die Prä­ gung „CellCept 500“ und auf der anderen den Namen „Roche“ tragen. 4. KLINISCHE ANGABEN 4.1 Anwendungsgebiete CellCept ist in Kombination mit Ciclosporin und Corticosteroiden zur Prophylaxe von akuten Transplantatabstoßungsreaktionen bei Patienten mit allogener Nieren-, Herzoder Lebertransplantation angezeigt. Kinder und Jugendliche Zu pädiatrischen Herztransplantationspa­ tienten liegen keine Daten vor. Anwendung bei Lebertransplantation Erwachsene CellCept sollte nach einer Lebertransplan­ tation für die ersten 4 Tage i. v. verabreicht werden, dann, sobald eine solche vertragen wird, soll die orale Gabe von CellCept be­ gonnen werden. Bei Lebertransplantations­ patienten beträgt die empfohlene orale Dosis zweimal täglich 1,5 g (Tagesdosis: 3 g). Kinder und Jugendliche Zu pädiatrischen Lebertransplantationspa­ tienten liegen keine Daten vor. Anwendung bei besonderen Patienten­ gruppen Ältere Menschen Bei älteren Menschen erweist sich die emp­ fohlene Dosis von zweimal täglich 1 g für nierentransplantierte Patienten und von zweimal täglich 1,5 g für Herz- oder Lebertransplantierte als geeignet. Niereninsuffizienz 4.2 Dosierung und Art der Anwendung Die Behandlung mit CellCept soll von ent­ sprechend qualifizierten Transplantations­ spezialisten eingeleitet und fortgeführt wer­ den. Dosierung Anwendung bei Nierentransplantation Erwachsene Eine orale Therapie mit CellCept sollte in­ nerhalb von 72 Stunden nach der Transplan­ tation eingeleitet werden. Die empfohlene Dosis für Nierentransplantationspatienten be­ trägt zweimal täglich 1 g (Tagesdosis: 2 g). Kinder und Jugendliche im Alter von 2 bis 18 Jahren Die empfohlene Dosis Mycophenolatmofetil beträgt 600 mg/m2 zweimal täglich oral verabreicht (bis zu einer maximalen Tages­ dosis von 2 g). CellCept Tabletten sollten nur Patienten mit einer Körperoberfläche von mehr als 1,5 m2 in einer Dosis von zweimal täglich 1 g (Tagesdosis: 2 g) verordnet wer­ den. Da im Vergleich zu Erwachsenen in dieser Altersgruppe einige der Nebenwirkun­ gen häufiger auftreten (siehe Abschnitt 4.8), kann eine vorübergehende Herabsetzung der Dosis oder ein Abbruch der Behand­ lung notwendig sein; hierbei müssen rele­ vante klinische Faktoren wie die Stärke der Reaktion berücksichtigt werden. Kinder < 2 Jahre Für Kinder unter 2 Jahren liegen begrenzte Sicherheits- und Wirksamkeitsdaten vor. Sie reichen nicht aus, um Dosierungsvorschläge zu machen, und daher wird eine Anwen­ dung in dieser Altersgruppe nicht empfoh­ len. November 2015 Anwendung bei Herztransplantation Erwachsene Eine orale Therapie mit CellCept sollte in­ nerhalb von 5 Tagen nach der Transplan­ tation eingeleitet werden. Die empfohlene Dosis für Herztransplantationspatienten be­ trägt zweimal täglich 1,5 g (Tagesdosis: 3 g). 000094-17733 Bei Nierentransplantationspatienten mit schwerer chronischer Niereninsuffizienz (glo­ meruläre Filtrationsrate < 25 ml/min/1,73 m²) sind außerhalb der unmittelbaren postope­ rativen Periode Dosen von mehr als 1 g zweimal täglich zu vermeiden. Diese Patien­ ten sollen zudem sorgfältig überwacht wer­ den. Bei Patienten mit verzögertem Funk­ tionseintritt des Nierentransplantats nach der Operation ist keine Anpassung der Dosis erforderlich (siehe Abschnitt 5.2). Zu Herz- oder Lebertransplantationspatienten mit schwerer chronischer Niereninsuffizienz liegen keine Daten vor. Schwere Leberinsuffizienz Bei nierentransplantierten Patienten mit schweren Leberparenchymschäden sind Dosisanpassungen nicht erforderlich. Zu herztransplantierten Patienten mit schweren Leberparenchymschäden liegen keine Da­ ten vor. Behandlung während einer Abstoßungs­ reaktion Mycophenolsäure (MPA) ist der aktive Meta­ bolit von Mycophenolatmofetil. Eine renale Transplantatabstoßung führt nicht zu einer Änderung der Pharmakokinetik von MPA; eine Dosisreduktion oder Unterbrechung der Anwendung von CellCept ist nicht erforder­ lich. Es liegt kein Grund für eine Dosisan­ passung von CellCept nach Herztransplan­ tatabstoßung vor. Pharmakokinetische Da­ ten bei Lebertransplantatabstoßung liegen nicht vor. Art der Anwendung Zum Einnehmen Vorsichtsmaßnahmen vor/bei der Hand­ habung bzw. vor/während der Anwen­ dung des Arzneimittels Da Mycophenolatmofetil bei Ratten und Kaninchen eine teratogene Wirkung gezeigt hat, sollten die Tabletten von CellCept nicht zerdrückt werden. 4.3 Gegenanzeigen • CellCept darf bei Patienten, die über­ empfindlich gegen Mycophenolatmofetil, Mycophenolsäure oder einen der in Ab­ schnitt 6.1 genannten sonstigen Bestand­ teile sind, nicht angewendet werden. Überempfindlichkeitsreaktionen gegen CellCept wurden beobachtet (siehe Ab­ schnitt 4.8). • CellCept darf bei Frauen im gebärfähigen Alter, die keine hochwirksame Verhü­ tungsmethode verwenden, nicht ange­ wendet werden (siehe Abschnitt 4.6). • Eine CellCept Behandlung darf bei Frau­ en im gebärfähigen Alter ohne Vorlage eines Schwangerschaftstestergebnisses nicht begonnen werden, um eine unbe­ absichtigte Anwendung während der Schwangerschaft auszuschließen (siehe Abschnitt 4.6). • CellCept darf in der Schwangerschaft nicht angewendet werden, außer, wenn keine geeignete alternative Behandlung zur Verhinderung einer Transplantatab­ stoßung zur Verfügung steht. • CellCept darf von stillenden Frauen nicht angewendet werden (siehe Abschnitt 4.6). 4.4 Besondere Warnhinweise und Vor­ sichtsmaßnahmen für die Anwendung Neoplasien Patienten, die unter einer Behandlung mit Immunsuppressiva stehen und hierzu eine Kombination von Arzneimitteln, einschließ­ lich CellCept, erhalten, sind einem erhöh­ ten Risiko von Lymphomen und anderen Malignomen, insbesondere der Haut, aus­ gesetzt (siehe Abschnitt 4.8). Das Risiko scheint hierbei eher von der Intensität und der Dauer der Immunsuppression als von der Verwendung eines bestimmten Mittels abzuhängen. Um das Hautkrebsrisiko auf ein Minimum zu reduzieren, wird grundsätzlich geraten, sich nur begrenzt und mit schützender Klei­ dung dem Sonnen- und UV-Licht auszuset­ zen und ein Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor zu benutzen. Infektionen Patienten, die mit Immunsuppressiva, ein­ schließlich CellCept, behandelt werden, haben ein erhöhtes Risiko für opportunis­ tische (durch Bakterien, Pilze, Viren und Protozoen verursachte) Infektionen, töd­ liche Infektionen und Sepsis (siehe Ab­ schnitt 4.8). Derartige Infektionen schließen latente virale Reaktivierung, wie z. B. Hepa­ titis-B- oder Hepatitis-C-Reaktivierung und durch Polyomaviren hervorgerufene Infek­ tionen (BK-Virus-Nephropathie, JC-Virus verbundene progressive multifokale Leuko­ enzephalopathie [PML]) ein. Fälle von He­ patitis durch Hepatitis-B- oder Hepatitis-CReaktivierung sind bei Virusträgern unter Anwendung von Immunsuppressiva berich­ tet worden. Diese Infektionen sind häufig mit einer hohen immunsuppressiven Ge­ samtexposition verbunden und können zu einer schwerwiegenden oder tödlichen 1 Fachinformation CellCept® 500 mg Filmtabletten Erkrankung führen, die Ärzte bei immun­ supprimierten Patienten mit sich verschlech­ ternder Nierenfunktion oder neurologischen Symptomen differentialdiagnostisch in Be­ tracht ziehen müssen. Bei Patienten, die CellCept in Kombination mit anderen Immunsuppressiva erhielten, ist über Hypogammaglobulinämie in Verbin­ dung mit wiederkehrenden Infektionen be­ richtet worden. In einigen dieser Fälle führte die Umstellung von CellCept auf ein alter­ natives Immunsuppressivum zu einer Nor­ malisierung der Serum-IgG-Werte. Bei Pa­ tienten mit wiederkehrenden Infektionen, die mit CellCept behandelt werden, sollten die Serum-Immunglobuline gemessen wer­ den. In Fällen von anhaltender, klinisch rele­ vanter Hypogammaglobulinämie sollten ge­ eignete klinische Maßnahmen, unter Be­ achtung der starken zytostatischen Wir­ kung, die Mycophenolsäure auf T- und BLymphozyten hat, in Betracht gezogen werden. Bei Erwachsenen und Kindern, die CellCept in Kombination mit anderen Immunsuppres­ siva erhielten, sind Fälle von Bronchiektasie berichtet worden. In einigen dieser Fälle führte die Umstellung von CellCept auf ein anderes Immunsuppressivum zu einer Ver­ besserung der Atemwegsbeschwerden. Das Risiko einer Bronchiektasie kann mit einer Hypogammaglobulinämie assoziiert oder eine direkte Auswirkung auf die Lunge sein. In Einzelfällen wurden auch interstitielle Lungenerkrankung und Lungenfibrose be­ richtet, von denen einige einen tödlichen Ausgang hatten (siehe Abschnitt 4.8). Es wird empfohlen, Patienten, die anhaltende pulmonale Symptome, wie Husten oder Dyspnoe entwickeln, umgehend ärztlich zu untersuchen. Blut und Immunsystem Patienten, die mit CellCept behandelt wer­ den, sind bezüglich des Auftretens einer Neu­ tropenie zu überwachen, die auf CellCept selbst, auf die Begleitmedikation, virale In­ fektionen oder eine Kombination dieser Ur­ sachen zurückzuführen sein kann. Bei Pa­ tienten, die mit CellCept behandelt werden, soll ein komplettes Blutbild während des ersten Monats der Behandlung wöchentlich, während des zweiten und dritten Monats der Behandlung zweimal pro Monat und dann monatlich für die restlichen 9 Monate des ersten Behandlungsjahres erhoben wer­ den. Wenn sich eine Neutropenie entwickelt (absolute Neutrophilen-Zahl < 1,3 · 103/μl), könnte es angebracht sein, die Behandlung abzubrechen oder zu unterbrechen. Fälle von Erythroblastopenien (pure red cell aplasia [PRCA]) wurden bei Patienten, die mit CellCept in Kombination mit anderen Immunsuppressiva behandelt wurden, be­ richtet. Der Mechanismus einer durch My­ cophenolatmofetil induzierten PRCA ist un­ bekannt. Eine PRCA kann nach einer Dosis­ reduktion oder einem Abbruch der Thera­ pie mit CellCept reversibel sein. Bei Trans­ plantationspatienten sollte eine Änderung der Behandlung mit CellCept nur unter ge­ eigneter Kontrolle vorgenommen werden, 2 um das Risiko einer Abstoßungsreaktion so gering wie möglich zu halten (siehe Ab­ schnitt 4.8). Patienten, die mit CellCept behandelt wer­ den, sollen angewiesen werden, sofort über jedes Anzeichen einer Infektion, unerwartete Blutergüsse, Blutungen oder andere Mani­ festationen einer Knochenmarksdepression zu berichten. Die Patienten sollen informiert werden, dass Impfungen während der Behandlung mit CellCept weniger wirksam sein können, und dass die Anwendung von attenuierten Lebendimpfstoffen vermieden werden soll (siehe Abschnitt 4.5). Eine Grippeimpfung könnte vorteilhaft sein. Der verschreibende Arzt soll sich an die nationalen Richtlinien zur Grippeimpfung halten. Verdauungstrakt CellCept ist mit einer erhöhten Inzidenz von Nebenwirkungen im Verdauungstrakt – ein­ schließlich seltener Fälle von gastrointes­ tinalen Ulcera, Blutungen und Perforatio­ nen – in Zusammenhang gebracht worden. CellCept sollte bei Patienten mit aktiven, schwerwiegenden Erkrankungen des Ver­ dauungstraktes nur zurückhaltend verab­ reicht werden. CellCept ist ein Inhibitor der IMPDH (Inosin­ monophosphatdehydrogenase). Aus diesem Grund soll das Präparat bei Patienten mit seltener erblicher Defizienz der Hypoxanthin­ Guanin-Phosphoribosyltransferase (HGPRT) wie dem Lesch-Nyhan- und dem Kelley­ Seegmiller-Syndrom nicht angewandt wer­ den. Wechselwirkungen Vorsicht ist geboten bei der Umstellung von Kombinationstherapien, die Immunsuppres­ siva enthalten, die den enterohepatischen Kreislauf von MPA beeinflussen, z. B. Ciclo­ sporin, auf andere Kombinationstherapien, die keine solchen Auswirkungen haben, z. B. Sirolimus, Belatacept, oder umge­ kehrt, da dies zu Veränderungen der MPAExposition führen kann. Arzneimittel ande­ rer Substanzklassen, die den enterohepati­ schen Kreislauf von MPA beeinflussen, z. B. Cholestyramin, sollten mit Vorsicht ange­ wendet werden, da hierdurch die Plasma­ spiegel und die Wirksamkeit von CellCept verringert werden können (siehe auch Ab­ schnitt 4.5). Es wird empfohlen, CellCept nicht zusam­ men mit Azathioprin zu geben, da die gleich­ zeitige Anwendung nicht untersucht wor­ den ist. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Myco­ phenolatmofetil in Kombination mit Tacroli­ mus oder Sirolimus wurde noch nicht un­ tersucht (siehe auch Abschnitt 4.5). Besondere Patientengruppen Bei älteren Patienten kann das Risiko für Nebenwirkungen im Vergleich zu jüngeren erhöht sein; dazu zählen bestimmte Infek­ tionen (einschließlich invasiver Gewebebe­ fall durch das Zytomegalie-Virus) und mög­ licherweise gastrointestinale Blutungen und Lungenödem (siehe Abschnitt 4.8). Teratogene Wirkungen Mycophenolat ist ein beim Menschen stark wirksames Teratogen. Fehlgeburten (Rate 45 % – 49 %) und kongenitale Missbildun­ gen (geschätzte Rate 23 % – 27 %) sind nach MMF-Exposition in der Schwanger­ schaft berichtet worden. Daher ist CellCept in der Schwangerschaft kontraindiziert, au­ ßer wenn keine geeignete alternative Be­ handlung zur Verfügung steht, um eine Transplantatabstoßung zu verhindern. Weibliche und männliche Patienten im fort­ pflanzungsfähigen Alter müssen über die Risiken aufgeklärt werden und vor, während und nach Behandlung mit CellCept die Empfehlungen in Abschnitt 4.6 befolgen (z. B. Verhütungsmethoden, Schwanger­ schaftstests). Ärzte sollen sicherstellen, dass Frauen und Männer, die Mycophenolat an­ wenden, die Risiken einer Schädigung des Babys, die Notwendigkeit einer wirksamen Verhütung und die Notwendigkeit im Fall einer möglichen Schwangerschaft ihren Arzt sofort zu benachrichtigen, verstehen. Verhütung (siehe Abschnitt 4.6) Aufgrund des mutagenen und teratogenen Potenzials von CellCept müssen Frauen im gebärfähigen Alter vor Beginn der Behand­ lung, während der Behandlung sowie noch für 6 Wochen nach Beendigung der Be­ handlung mit CellCept zwei zuverlässige Formen der Kontrazeption gleichzeitig an­ wenden; es sei denn, Abstinenz wird als Kontrazeptionsmethode gewählt (siehe Ab­ schnitt 4.5). Sexuell aktiven Männern wird empfohlen, während der Behandlung und für mindes­ tens 90 Tage nach Beendigung der Be­ handlung Kondome zu benutzen. Die An­ wendung von Kondomen gilt sowohl für fortpflanzungsfähige Männer als auch für Männer mit Vasektomie, da die Risiken, die mit dem Transfer von Samenflüssigkeit ver­ bunden sind, auch bei Männern mit Vasek­ tomie bestehen. Zusätzlich wird Partnerin­ nen von männlichen Patienten empfohlen, während der Behandlung und noch insge­ samt 90 Tage nach der letzten Dosis von CellCept eine hochwirksame Verhütungs­ methode anzuwenden. Schulungsmaterialien Der Inhaber der Genehmigung für das In­ verkehrbringen stellt Angehörigen der Ge­ sundheitsberufe Schulungsmaterialien zur Verfügung, um Patienten zu unterstützen, eine Exposition des Fetus gegenüber My­ cophenolat zu vermeiden, und um weitere wichtige Sicherheitsinformationen bereitzu­ stellen. Die Schulungsmaterialien werden die Warnhinweise zur Teratogenität von Mycophenolat stützen, Ratschläge zur Ver­ hütung vor Beginn der Therapie und An­ weisungen über die Notwendigkeit von Schwangerschaftstests geben. Der Arzt soll Frauen im gebärfähigen Alter und, soweit erforderlich, den männlichen Patienten voll­ umfängliche Patienteninformationen über das teratogene Risiko und die Schwanger­ schaftverhütungsmaßnahmen geben. Zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen Patienten dürfen während und für mindes­ tens 6 Wochen nach Abbruch einer Behand­ lung mit Mycophenolat kein Blut spenden. Männer dürfen während und für 90 Tage 000094-17733 Fachinformation CellCept® 500 mg Filmtabletten nach Abbruch einer Behandlung von Myco­ phenolat keinen Samen spenden. 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen Aciclovir Im Vergleich zur alleinigen Gabe von Aciclo­ vir wurden höhere Plasmakonzentrationen von Aciclovir beobachtet, wenn Mycophe­ nolatmofetil und Aciclovir zusammen ver­ abreicht wurden. Die Veränderungen der Pharmakokinetik von MPAG (dem phenoli­ schen Glucuronid von MPA) waren minimal (MPAG-Anstieg um 8 %) und werden als klinisch nicht signifikant betrachtet. Da die Plasmakonzentrationen von MPAG und von Aciclovir bei Niereninsuffizienz erhöht sind, besteht die Möglichkeit, dass Mycopheno­ latmofetil und Aciclovir oder deren Pro­ drugs, z. B. Valaciclovir, um die tubuläre Sekretion konkurrieren und es zu einem weiteren Konzentrationsanstieg der beiden Substanzen kommen kann. Antazida und Protonenpumpeninhibitoren (PPIs) Bei gleichzeitiger Verabreichung von CellCept mit Antazida, wie z. B. Magne sium- und Aluminiumhydroxid, und Protonenpumpen­ inhibitoren, einschließlich Lansoprazol und Pantoprazol, wurde eine verringerte MPAExposition beobachtet. Ein Vergleich der Häufigkeit des Auftretens von Transplantatabstoßungen oder Transplantatverlusten zwischen Patienten, die mit CellCept und Protonenpumpeninhibitoren und Patienten, die mit CellCept ohne Protonenpumpen­ inhibitoren behandelt wurden, ergab keine signifikanten Unterschiede. Diese Daten stützen die Extrapolation dieses Ergebnis­ ses auf alle Antazida, da die Verringerung der Exposition bei gleichzeitiger Anwendung von CellCept mit Magnesium- und Alumi­ niumhydroxid weitaus geringer war als bei gleichzeitiger Anwendung von CellCept mit Protonenpumpeninhibitoren. Colestyramin Nach Verabreichung einer Einzeldosis von 1,5 g Mycophenolatmofetil an gesunde Probanden, die vier Tage lang mit dreimal täglich 4 g Colestyramin vorbehandelt wor­ den waren, ging die AUC von MPA um 40 % zurück (siehe Abschnitt 4.4 und Ab­ schnitt 5.2). Aufgrund des Potenzials, die Wirksamkeit von CellCept zu reduzieren, ist bei gleichzeitiger Verabreichung Vorsicht geboten. November 2015 Arzneimittel, die den enterohepatischen Kreislauf beeinflussen Vorsicht ist aufgrund ihres Potenzials, die Wirksamkeit von CellCept zu reduzieren, bei Arzneimitteln geboten, die den entero­ hepatischen Kreislauf beeinflussen. Ciclosporin A Die Pharmakokinetik von Ciclosporin A (CsA) wird durch Mycophenolatmofetil nicht be­ einflusst. Im Gegensatz dazu ist ein Anstieg der AUC von MPA um ca. 30 % zu erwarten, wenn die Begleitbehandlung mit Ciclosporin ab­ gebrochen wird. CsA beeinflusst den entero­ hepatischen Kreislauf von MPA, was bei Nierentransplantationspatienten, die mit CellCept und CsA behandelt werden, im 000094-17733 Vergleich zu Patienten, die Sirolimus oder Belatacept und vergleichbare Dosen von CellCept erhielten, zu einem Abfall der MPAExposition um 30 % – 50 % führte (siehe auch Abschnitt 4.4). Umgekehrt sind Verän­ derungen in der MPA-Exposition zu erwar­ ten, wenn Patienten von CsA auf ein Im­ munsuppressivum umgestellt werden, das den enterohepatischen Kreislauf von MPA nicht beeinflusst. Telmisartan Die gleichzeitige Anwendung von Telmisar­ tan und CellCept führte zu einer Verringe­ rung der MPA-Konzentrationen von unge­ fähr 30 %. Telmisartan beeinflusst die Aus­ scheidung von MPA durch eine Verstärkung der PPAR-Gamma-Expression (Peroxisom­ Proliferator-aktivierte Rezeptoren Gamma), was wiederum zu einer verstärkten UGT1A9­ Expression und -Aktivität führt. Bei einem Vergleich der Transplantatabstoßungsraten, Transplantatverlustraten oder Nebenwir­ kungsprofilen zwischen CellCept Patienten mit und ohne gleichzeitiger Anwendung von Telmisartan wurden keine klinischen Kon­ sequenzen der pharmakokinetischen Wech­ selwirkungen zwischen Arzneimitteln beob­ achtet. Ganciclovir Basierend auf den Resultaten einer Einzel­ dosisstudie mit der empfohlenen Dosis von oral verabreichtem Mycophenolatmofetil und intravenös verabreichtem Ganciclovir sowie den bekannten Effekten einer Nie­ reninsuffizienz auf die Pharmakokinetik von CellCept (siehe Abschnitt 4.2) und Ganci­ clovir wird erwartet, dass die gleichzeitige Verabreichung dieser Wirkstoffe (die um die renale tubuläre Sekretion konkurrieren) in erhöhten Konzentrationen von MPAG und Ganciclovir resultieren wird. Es wird keine wesentliche Veränderung der MPA-Phar­ makokinetik erwartet, demzufolge ist eine Dosisanpassung von CellCept nicht erfor­ derlich. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz, denen CellCept und Ganciclovir oder ihre Prodrugs, z. B. Valganciclovir, gleichzeitig verabreicht werden, sind die Dosierungs­ empfehlungen für Ganciclovir zu beachten und die Patienten müssen sorgfältig über­ wacht werden. Orale Kontrazeptiva Die Pharmakokinetik und Pharmakodyna­ mik oraler Kontrazeptiva wurde durch gleich­ zeitige Verabreichung von CellCept nicht beeinflusst (siehe auch Abschnitt 5.2). Rifampicin Bei Patienten, die kein Ciclosporin einneh­ men, führte die gleichzeitige Anwendung von CellCept und Rifampicin zu einem Abfall der MPA-Exposition (AUC0 – 12h) um 18 % – 70 %. Es wird empfohlen, die MPAExposition zu überwachen und die Dosis von CellCept entsprechend anzupassen, um die klinische Wirksamkeit aufrechtzuer­ halten, wenn gleichzeitig Rifampicin verab­ reicht wird. Sevelamer Ein Abfall der Cmax und der AUC0 – 12h von MPA um 30 % bzw. 25 % wurde beobach­ tet, wenn CellCept zusammen mit Sevela­ mer verabreicht wurde, dies hatte jedoch keine klinischen Konsequenzen (d. h. Trans­ plantatabstoßungsreaktion). Es ist dennoch empfehlenswert, CellCept mindestens eine Stunde vor oder drei Stunden nach der Ein­ nahme von Sevelamer zu verabreichen, um die Auswirkungen auf die Absorption von MPA so gering wie möglich zu halten. Zur Kombination von CellCept mit anderen Phosphatbindern als Sevelamer liegen keine Daten vor. Trimethoprim/Sulfamethoxazol Es wurde keine Auswirkung auf die Biover­ fügbarkeit von MPA beobachtet. Norfloxacin und Metronidazol Bei gesunden Freiwilligen wurde keine si­ gnifikante Interaktion beobachtet, wenn CellCept zusammen mit Norfloxacin oder Metronidazol zeitlich getrennt verabreicht wurde. Die kombinierte Gabe von Norfloxa­ cin und Metronidazol reduzierte jedoch die MPA-Exposition nach einer Einzeldosis von CellCept um ca. 30 %. Ciprofloxacin und Amoxicillin plus Clavulan­ säure In den ersten Tagen nach Beginn einer ora­ len Therapie mit Ciprofloxacin oder Amoxi­ cillin plus Clavulansäure wurde bei Nieren­ transplantationspatienten eine Reduktion der MPA-Talspiegel um ca. 50 % berichtet. Dieser Effekt tendierte während einer an­ dauernden Antibiotikagabe dazu, sich ab­ zuschwächen und innerhalb weniger Tage nach dem antibiotischen Absetzen wegzu­ fallen. Die Veränderung der Talspiegel könn­ te möglicherweise die Veränderungen der Gesamt-MPA-Exposition nicht korrekt wi­ derspiegeln. Daher sollte normalerweise und solange keine klinische Evidenz einer Dys­ funktion des transplantierten Organs vor­ liegt, eine Änderung der Dosis von CellCept nicht notwendig sein. Während der Kombi­ nationstherapie und für kurze Zeit nach der Antibiotikabehandlung sollte jedoch eine intensive klinische Kontrolle erfolgen. Tacrolimus Bei Lebertransplantationspatienten, die von Anfang an CellCept und Tacrolimus erhielten, wurden die AUC und die Cmax von MPA, dem aktiven Metaboliten von CellCept, durch gleichzeitige Verabreichung von Tacrolimus nicht signifikant beeinflusst. Im Gegensatz dazu kam es bei wiederholter Gabe von CellCept (1,5 g zweimal täglich) an Lebertransplantationspatienten, die gleichzeitig mit Tacrolimus behandelt wur­ den, zu einer Erhöhung der Tacrolimus-AUC um ca. 20 %. Bei Nierentransplantations­ patienten scheint CellCept die Konzentra­ tion von Tacrolimus jedoch nicht zu verän­ dern (siehe auch Abschnitt 4.4). Weitere Interaktionen Die gleichzeitige Verabreichung von Probe­ necid und Mycophenolatmofetil an Affen bewirkt einen dreifachen Anstieg der AUC von MPAG. Daher können andere Präparate, die bekanntermaßen in den Nierentubuli sezerniert werden, mit MPAG in Konkurrenz treten, wodurch es zu einer Erhöhung der Plasmakonzentration von MPAG oder des anderen Präparates, das der tubulären Se­ kretion unterworfen ist, kommen kann. Lebendimpfstoffe Patienten mit einer geschwächten Immun­ antwort sollen nicht mit Lebendimpfstoffen immunisiert werden. Die Bildung von Anti3 Fachinformation CellCept® 500 mg Filmtabletten körpern auf andere Impfstoffe könnte abge­ schwächt sein (siehe auch Abschnitt 4.4). nachrichtigen müssen, falls sie schwanger geworden sind. Kinder und Jugendliche Studien zur Erfassung von Wechselwirkun­ gen wurden nur bei Erwachsenen durchge­ führt. Mycophenolat ist ein beim Menschen stark wirksames Teratogen, bei dem bei Exposi­ tion in der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten und kongenitale Missbildungen besteht. 4.6 Schwangerschaft und Stillzeit Verhütung bei Männern und Frauen CellCept ist bei Frauen im gebärfähigen Al­ ter, die keine hochwirksame Verhütung an­ wenden, kontraindiziert. Aufgrund des mutagenen und teratogenen Potenzials von CellCept müssen Frauen im gebärfähigen Alter vor Beginn der Behand­ lung, während der Behandlung sowie für 6 Wochen nach Beendigung der Behand­ lung mit CellCept zwei zuverlässige Formen der Kontrazeption gleichzeitig anwenden, es sei denn, Abstinenz wird als Kontrazep­ tionsmethode gewählt (siehe Abschnitt 4.5). Sexuell aktiven Männern wird empfohlen, während der Behandlung und mindestens für 90 Tage nach Beendigung der Behand­ lung Kondome zu benutzen. Die Anwen­ dung von Kondomen gilt sowohl für fort­ pflanzungsfähige Männer als auch für Män­ ner mit Vasektomie, da die Risiken, die mit dem Transfer von Samenflüssigkeit verbun­ den sind, auch bei Männern mit Vasektomie bestehen. Zusätzlich wird Partnerinnen von männlichen Patienten empfohlen, während der Behandlung und noch insgesamt 90 Ta­ ge nach der letzten Dosis von CellCept eine hochwirksame Verhütungsmethode anzu­ wenden. Schwangerschaft CellCept ist in der Schwangerschaft kontra­ indiziert, außer wenn es keine geeignete alternative Behandlung zur Verhinderung einer Transplantatabstoßung gibt. Eine Be­ handlung darf ohne Vorlage eines negati­ ven Schwangerschaftstestergebnisses nicht begonnen werden, um eine unbeabsichtig­ te Anwendung während der Schwanger­ schaft auszuschließen. Weibliche und männliche Patienten im fort­ pflanzungsfähigen Alter müssen zu Beginn der Behandlung über das erhöhte Risiko für Fehlgeburten und kongenitale Missbildun­ gen informiert werden und zu Schwanger­ schaftsverhütung und -planung beraten wer­ den. Vor Beginn einer CellCept Behandlung müs­ sen Frauen im gebärfähigen Alter einen Schwangerschaftstest haben, um eine un­ beabsichtigte Exposition des Embryos ge­ genüber Mycophenolat auszuschließen. Zwei Serum- oder Urin-Schwangerschafts­ tests mit einer Sensitivität von mindestens 25 mIE/ml werden empfohlen. Der zweite Test soll 8 – 10 Tage nach dem ersten durch­ geführt werden und unmittelbar vor Beginn der Behandlung mit Mycophenolatmofetil. Schwangerschaftstests sollen wiederholt werden, falls klinisch indiziert (z. B. nach­ dem eine Verhütungslücke berichtet wurde). Die Ergebnisse aller Schwangerschafts­ tests sollen mit den Patientinnen bespro­ chen werden. Die Patientinnen sind darauf hinzuweisen, dass sie ihren Arzt sofort be­ 4 • Fehlgeburten wurden bei 45 % bis 49 % der schwangeren Frauen berichtet, die Mycophenolatmofetil angewendet haben, verglichen mit einer berichteten Rate von 12 % bis 33 % bei Patienten mit solider Organtransplantation, die mit anderen Immunsuppressiva als Mycophenolat­ mofetil behandelt wurden. • Nach Berichten in der Literatur traten Missbildungen bei 23 % bis 27 % der Lebendgeburten bei Frauen auf, die My­ cophenolatmofetil während der Schwan­ gerschaft angewendet hatten (verglichen mit 2 % bis 3 % bei Lebendgeburten in der Allgemeinpopulation und ungefähr 4 % bis 5 % bei Lebendgeburten bei so­ liden Organtransplantationsempfängern, die mit anderen Immunsuppressiva als Mycophenolatmofetil behandelt wurden). Nach der Markteinführung wurde bei Kin­ dern von mit CellCept in Kombination mit anderen Immunsuppressiva während der Schwangerschaft behandelten Patienten, über angeborene Missbildungen, einschließ­ lich multipler Missbildungen, berichtet. Die folgenden Missbildungen wurden am häu­ figsten berichtet: • Missbildungen der Ohren (z. B. anormal geformtes oder fehlendes Außen-/Mittel­ ohr), Atresie des äußeren Gehörgangs; • Kongenitale Herzerkrankungen, wie z. B. artriale und ventrikuläre Septumdefekte; • Missbildungen im Gesicht, wie z. B. Lip­ penspalte, Gaumenspalte, Mikrognathie und Hypertelorismus der Augenhöhlen; • Anomalien der Augen (z. B. Kolobom); • Missbildungen der Finger (z. B. Polydak­ tylie, Syndaktylie); • Tracheoösophageale Missbildungen (z. B. ösophageale Atresie); • Missbildungen des Nervensystems, wie z. B. Spina bifida; • Anomalien der Niere. Zusätzlich gab es einzelne Berichte über folgende Missbildungen: • Mikrophthalmie; • Kongenitale Plexus choroideus–Zysten; • Agenesie des Septum pellucidum; • Agenesie des olfaktorischen Nervs. T ierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt (siehe Ab­ schnitt 5.3). Stillzeit Es hat sich gezeigt, dass Mycophenolat­ mofetil in die Muttermilch von laktierenden Ratten übertritt. Es ist nicht bekannt, ob der Wirkstoff auch beim Menschen in die Mut­ termilch übergeht. Aufgrund des Risikos schwerer unerwünschter Wirkungen von Mycophenolatmofetil beim gestillten Kind, ist CellCept bei stillenden Müttern kontra­ indiziert (siehe Abschnitt 4.3). 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrs­ tüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen Es wurden keine Studien zu den Auswir­ kungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt. Aufgrund der pharmakody­ namischen Eigenschaften und der beob­ achteten Nebenwirkungen ist ein Einfluss unwahrscheinlich. 4.8 Nebenwirkungen Die folgenden Nebenwirkungen sind während klinischer Studien aufgetreten Die häufigsten Nebenwirkungen im Zu­ sammenhang mit der Verabreichung von CellCept in Kombination mit Ciclosporin und Corticosteroiden sind Diarrhö, Leuko­ penie, Sepsis und Erbrechen, und es ist erwiesen, dass bestimmte Infektionsarten häufiger auftreten (siehe Abschnitt 4.4). Malignome Patienten, die unter Behandlung mit Im­ munsuppressiva stehen und hierzu eine Kombination von Arzneimitteln, einschließ­ lich CellCept, erhalten, sind einem erhöh­ ten Risiko von Lymphomen und anderen Malignomen, insbesondere der Haut, aus­ gesetzt (siehe Abschnitt 4.4). 0,6 % der Patienten, die CellCept (2 g oder 3 g täg­ lich) zusammen mit anderen immunsup­ pressiven Substanzen in kontrollierten kli­ nischen Studien mit Nieren- (2-g-Daten), Herz- und Lebertransplantationspatienten erhielten und mindestens 1 Jahr nach­ beobachtet wurden, entwickelten lympho­ proliferative Erkrankungen und Lymphome. Nicht-Melanom-Hautkarzinome traten bei 3,6 % der Patienten auf; andere Malignome bei 1,1 % der Patienten. Sicherheitsdaten über 3 Jahre ergaben bei Nieren- und Herztransplantationspatienten im Vergleich zu den 1-Jahresdaten keine unerwarteten Veränderungen bei der Malignominzidenz. Lebertransplantationspatienten wurden min­ destens 1 Jahr, aber weniger als 3 Jahre nachbeobachtet. Opportunistische Infektionen Alle Transplantationspatienten sind einem erhöhten Risiko für opportunistische Infek­ tionen ausgesetzt; das Risiko steigt mit der Gesamtbelastung durch immunsuppressi­ ve Medikationen (siehe Abschnitt 4.4). Die häufigsten opportunistischen Infektionen bei Patienten, die CellCept (2 g oder 3 g täglich) zusammen mit anderen immunsuppressiven Substanzen in kontrollierten klinischen Stu­ dien mit Nieren- (2-g-Daten), Herz- und Lebertransplantationspatienten, die mindes­ tens 1 Jahr nachbeobachtet wurden, erhiel­ ten, waren mukokutane Candidose, CMVVirämie/Syndrom und Herpes simplex. Der Anteil der Patienten mit CMV-Virämie/Syn­ drom betrug 13,5 %. Kinder und Jugendliche Die Art und Häufigkeit von Nebenwirkun­ gen bei 92 in eine klinische Studie einge­ schlossenen pädiatrischen Patienten im Alter von 2 bis 18 Jahren, denen oral zwei­ mal täglich 600 mg/m2 Mycophenolatmo­ fetil verabreicht wurde, ähnelten im Allge­ meinen denen, die bei erwachsenen Pa­ tienten, welche CellCept in einer Dosis von zweimal täglich 1 g erhielten, beobachtet 000094-17733 Fachinformation CellCept® 500 mg Filmtabletten wurden. Die folgenden therapieabhängigen Nebenwirkungen traten jedoch in der pä­ diatrischen Population, und dort vor allem bei Kindern unter 6 Jahren, im Vergleich zu Erwachsenen häufiger auf: Diarrhö, Sepsis, Leukopenie, Anämie und Infektionen. Systemorganklasse Infektionen und parasitäre Erkrankungen Nebenwirkungen Sehr häufig Sepsis, gastrointestinale Candidose, Harnwegsinfektion, Herpes simplex, Herpes zoster Häufig Lungenentzündung, Influenza, Infektion der Atemwege, Candidose der Atemwege, gastrointestinale Infektion, Candidose, Gastroenteritis, Infektion, Bronchitis, Pharyngitis, Sinusitis, pilzbedingte Derma­ titis, Candidose der Haut, vaginale Candi­ dose, Rhinitis Ältere Menschen Ältere Patienten (≥ 65 Jahre) können grund­ sätzlich einem höheren Risiko für Neben­ wirkungen aufgrund von Immunsuppres­ sion unterliegen. Für ältere Patienten, die CellCept als Teil einer immunsuppressiven Kombinationstherapie erhalten, kann im Vergleich zu jüngeren Patienten ein erhöh­ tes Risiko für bestimmte Infektionen (ein­ schließlich eines invasiven Gewebebefalls durch das Zytomegalie-Virus) und mög­ licherweise für gastrointestinale Blutungen und Lungenödeme bestehen. Andere Nebenwirkungen Nebenwirkungen, die wahrscheinlich oder möglicherweise mit CellCept in Zusammen­ hang stehen und in kontrollierten klinischen Studien bei ≥ 1/10 und bei ≥ 1/100 bis < 1/10 der mit CellCept behandelten Nieren(2-g-Daten), Herz- und Lebertransplanta­ tionspatienten gemeldet wurden, sind in der nachfolgenden Tabelle aufgelistet. Wahrscheinlich oder möglicherweise mit CellCept verbundene Nebenwirkun­ gen, die bei Patienten beschrieben wur­ den, die in klinischen Nieren-, Herzoder Lebertransplantationsstudien mit CellCept in Kombination mit Ciclosporin und Corticosteroiden behandelt wurden Innerhalb der Systemorganklassen werden die Nebenwirkungen unter Überschriften zur Häufigkeit aufgeführt, wobei folgende Kategorien Anwendung finden: Sehr häufig (≥ 1/10), häufig (≥ 1/100 bis < 1/10), gele­ gentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100), selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000), sehr selten (< 1/10.000), nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht ab­ schätzbar). Innerhalb jeder Häufigkeitsgrup­ pe werden die Nebenwirkungen nach ab­ nehmendem Schweregrad angegeben. Siehe neben stehende Tabelle Die folgenden Nebenwirkungen sind nach der Markteinführung beobachtet worden Die Nebenwirkungen, über die nach der Markteinführung von CellCept berichtet wurde, gleichen denen, die in den kontrol­ lierten Nieren-, Herz- und Lebertransplan­ tationsstudien beobachtet wurden. Weitere Nebenwirkungen, über die nach der Markt­ einführung berichtet wurde, sind unter An­ gabe der Häufigkeit in Klammern, falls sie bekannt ist, nachfolgend beschrieben. Verdauungstrakt November 2015 Zahnfleischhyperplasie (≥ 1/100 bis < 1/10), Colitis, einschließlich CytomegalievirusColitis (≥ 1/100 bis < 1/10), Pankreatitis (≥ 1/100 bis < 1/10) und Atrophie der Villi intestinales. Infektionen Schwerwiegende, lebensbedrohende Infek­ tionen einschließlich Meningitis, Endokardi­ tis, Tuberkulose und atypische Mykobakte­ rieninfektion. Fälle von BK-Virus-Nephropathie sowie mit dem JC-Virus verbundener progressiver 000094-17733 Gutartige, bösartige und unspezifische Neubildungen (einschl. Zysten und Polypen) Sehr häufig Häufig Hautkrebs, benigne Neoplasie der Haut Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems Sehr häufig Leukopenie, Thrombozytopenie, Anämie Stoffwechsel- und Ernährungs­ störungen Sehr häufig Psychiatrische Erkrankungen Sehr häufig Häufig Häufig Häufig Erkrankungen des Nerven­ systems Sehr häufig Herzerkrankungen Sehr häufig Häufig Häufig Gefäßerkrankungen Sehr häufig Häufig Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums Sehr häufig Erkrankungen des Gastro­ intestinaltrakts Sehr häufig Häufig Häufig Leber- und Gallenerkrankungen Sehr häufig Häufig Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes Sehr häufig Skelettmuskulatur-, Binde­ gewebs- und Knochen­ erkrankungen Sehr häufig Erkrankungen der Nieren und Harnwege Sehr häufig Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort Sehr häufig Untersuchungen Sehr häufig Häufig Häufig Häufig Häufig Häufig – Panzytopenie, Leukozytose – Azidose, Hyperkaliämie, Hypokaliämie, Hy­ perglykämie, Hypomagnesiämie, Hypokal­ ziämie, Hypercholesterinämie, Hyperlipid­ ämie, Hypophosphatämie, Hyperurikämie, Gicht, Anorexie – Erregung, Verwirrung, Depression, Angst, abnormes Denken, Schlaflosigkeit – Konvulsionen, Hypertonie, Tremor, Somno­ lenz, pseudomyasthenisches Syndrom, Be­ nommenheit, Kopfschmerzen, Parästhesie, Dysgeusia – Tachykardie – Hypotonie, Hypertonie, Vasodilatation – Pleuraerguss, Dyspnoe, Husten Erbrechen, Bauchschmerzen, Diarrhö, Übelkeit Magen-Darm-Blutungen, Peritonitis, Ileus, Colitis, Magengeschwür, Duodenalge­ schwür, Gastritis, Ösophagitis, Stomatitis, Verstopfung, Dyspepsie, Flatulenz, Aufstoßen – Hepatitis, Ikterus, Hyperbilirubinämie – Hypertrophie der Haut, Exanthem, Akne, Alopezie – Gelenkschmerzen – Niereninsuffizienz – Ödeme, Fieber, Schüttelfrost, Schmerzen, Unwohlsein, Asthenie – Erhöhte Leberenzymwerte, erhöhte Kreatinin­ werte im Blut, erhöhte Laktat-Dehydroge­ nase-Werte im Blut, erhöhte Blut-HarnstoffWerte, erhöhte alkalische Phosphatase im Blut, Gewichtsverlust Anmerkung: 501 (Tagesdosis: 2 g CellCept), 289 (Tagesdosis: 3 g CellCept) und 277 (Tages­ dosis: 2 g i. v./3 g CellCept oral) Patienten wurden in Phase-III-Studien zur Verhinderung einer Abstoßung nach Nieren-, Herz- und Lebertransplantation behandelt. 5 Fachinformation CellCept® 500 mg Filmtabletten multifokaler Leukoenzephalopathie (PML) wurden bei Patienten berichtet, die mit Im­ munsuppressiva, einschließlich CellCept, behandelt wurden. Agranulozytose (≥ 1/1.000 bis < 1/100) und Neutropenie wurden gemeldet; daher ist ein regelmäßiges Monitoring der Patienten, welche CellCept einnehmen, ratsam (siehe Abschnitt 4.4). Es gab Berichte über aplas­ tische Anämie und Knochenmarksdepres­ sion bei Patienten, die mit CellCept behan­ delt wurden, einige davon mit letalem Aus­ gang. Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems Fälle von Erythroblastopenien (pure red cell aplasia [PRCA]) wurden bei Patienten, die mit CellCept behandelt wurden, berichtet (siehe Abschnitt 4.4). Einzelfälle abnormaler Morphologie neutro­ philer Granulozyten, wie die erworbene Pelger-Huët-Anomalie, wurden bei Patien­ ten, die mit CellCept behandelt wurden, beobachtet. Diese Veränderungen sind nicht mit einer ungenügenden Funktion der neutrophilen Granulozyten verbunden. Die­ se Veränderungen können bei Blutuntersu­ chungen eine „Linksverschiebung“ in der Reifung der neutrophilen Granulozyten ver­ muten lassen, die bei immunsupprimierten Patienten, wie Patienten, die CellCept er­ halten, versehentlich als Infektion interpre­ tiert werden kann. Überempfindlichkeit Es wurden Überempfindlichkeitsreaktionen, einschließlich angioneurotischem Ödem und anaphylaktischer Reaktionen, gemeldet. Schwangerschaft, Wochenbett und perinatale Erkrankungen Bei Patienten, die Mycophenolatmofetil an­ gewendet haben, wurden Fälle von Fehlge­ burten berichtet, die hauptsächlich im ers­ ten Trimenon auftraten, siehe Abschnitt 4.6. Kongenitale Erkrankungen Nach der Markteinführung wurden bei Kin­ dern von mit CellCept in Kombination mit anderen Immunsuppressiva behandelten Patienten kongenitale Missbildungen beob­ achtet, siehe Abschnitt 4.6. Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums Bei Patienten, die eine Kombinationsbe­ handlung von CellCept mit anderen Immun­ suppressiva erhielten, gab es Einzelfallbe­ richte über interstitielle Lungenerkrankun­ gen und Lungenfibrosen, von denen einige einen tödlichen Ausgang hatten. Bei Kin­ dern und Erwachsenen ist auch Bronchiek­ tasie berichtet worden (Häufigkeit nicht be­ kannt). Erkrankungen des Immunsystems Bei Patienten, die CellCept in Kombination mit anderen Immunsuppressiva erhielten, ist über Hypogammaglobulinämie berichtet worden (Häufigkeit nicht bekannt). Meldung des Verdachts auf Nebenwirkun­ gen Die Meldung des Verdachts auf Nebenwir­ kungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuier­ liche Überwachung des Nutzen-RisikoVerhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, 6 jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Abt. Pharmakovigilanz Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3 D-53175 Bonn Website: http://www.bfarm.de anzuzeigen. 4.9 Überdosierung Berichte zu Überdosierungen von Mycophe­ nolatmofetil gingen während klinischer Prü­ fungen und nach der Markteinführung ein. In vielen dieser Fälle wurden keine Nebenwir­ kungen gemeldet. In den Fällen von Über­ dosierung, in denen Nebenwirkungen ge­ meldet wurden, fallen die Ereignisse in das bekannte Sicherheitsprofil des Arzneimittels. Es ist zu erwarten, dass eine Überdosis My­ cophenolatmofetil möglicherweise zu einer übermäßigen Unterdrückung des Immun­ systems führt und die Infektionsanfälligkeit und die Suppression des Knochenmarks erhöht (siehe Abschnitt 4.4). Wenn sich eine Neutropenie entwickelt, muss die Verabrei­ chung von CellCept unterbrochen oder die Dosis reduziert werden (siehe Abschnitt 4.4). Es ist nicht zu erwarten, dass durch Hämo­ dialyse klinisch signifikante Mengen MPA oder MPAG eliminiert werden können. Gal­ lensäurebindende Substanzen wie Colestyr­ amin können MPA durch eine Verminderung der Wiederaufnahme des Arzneimittels in den enterohepatischen Kreislauf eliminieren (siehe Abschnitt 5.2). 5. PHARMAKOLOGISCHE EIGEN­ SCHAFTEN 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften Pharmakotherapeutische Gruppe: Immun­ suppressiva, ATC-Code: L04AA06 Wirkmechanismus Mycophenolatmofetil ist der 2-Morpholino­ ethylester von MPA. MPA ist ein hoch wirk­ samer, selektiver, nicht kompetitiver und reversibler Hemmer der Inosinmonophos­ phat-Dehydrogenase und hemmt daher den De-novo-Weg der Guanosin-Nucleotidsyn­ these, ohne in die DNA eingebaut zu wer­ den. Da für die Proliferation von T- und BLymphozyten die De-novo-Synthese von Purinen unerlässlich ist, während andere Zellarten den Wiederverwertungsstoffwech­ sel benutzen können, wirkt MPA stärker zytostatisch auf Lymphozyten als auf ande­ re Zellen. 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften Resorption Nach oraler Verabreichung wird Mycophe­ nolatmofetil schnell und zu einem großen Teil absorbiert und in einer vollständigen präsystemischen Metabolisierung in MPA, den aktiven Metaboliten, umgewandelt. Wie durch die Suppression der akuten Absto­ ßungsreaktion nach Nierentransplantation gezeigt werden konnte, korreliert die immun­ suppressive Wirkung von CellCept mit der MPA-Konzentration. Die mittlere Bioverfüg­ barkeit von oral verabreichtem Mycophe­ nolatmofetil, basierend auf der AUC von MPA, beträgt 94 % im Vergleich zu i. v. ver­ abreichtem Mycophenolatmofetil. Der Ab­ sorptionsgrad (MPA-AUC) von Mycophe­ nolatmofetil wurde durch Nahrung nicht beeinflusst, wenn das Präparat in Dosen von zweimal täglich 1,5 g an Nierentrans­ plantationspatienten verabreicht wurde. Hin­ gegen nahm die Cmax von MPA in Gegen­ wart von Nahrung um 40 % ab. Mycophe­ nolatmofetil ist nach oraler Verabreichung im Plasma nicht messbar. Verteilung Aufgrund des enterohepatischen Kreis­ laufs beobachtet man im Allgemeinen 6 – 12 Stunden nach der Verabreichung einen sekundären Anstieg der Plasmakon­ zentration von MPA. Die AUC von MPA geht um ca. 40 % zurück, wenn Mycophe­ nolatmofetil gleichzeitig mit Colestyramin (4 g dreimal täglich) verabreicht wird, was auf einen ausgeprägten enterohepatischen Kreislauf hinweist. In klinisch relevanten Konzentrationen ist Mycophenolsäure zu 97 % an Plasmaalbu­ min gebunden. Biotransformation MPA wird hauptsächlich durch Glucuronyl­ transferase (Isoform UGT1A9) in inaktives phenolisches MPA-Glucuronid (MPAG) umgewandelt. In vivo wird MPAG über den enterohepatischen Kreislauf wieder in freies MPA umgewandelt. Acylglucuronid (AcMPAG) wird ebenfalls geringfügig gebil­ det. AcMPAG ist pharmakologisch wirksam und steht im Verdacht, für einige der Ne­ benwirkungen von MMF verantwortlich zu sein (Diarrhö, Leukopenie). Elimination Vernachlässigbare Mengen der Substanz werden als MPA (< 1 % der Dosis) mit dem Urin ausgeschieden. Nach oraler Verabrei­ chung von radioaktiv markiertem Myco­ phenolatmofetil wurde die verabreichte Dosis vollständig ausgeschieden, wobei 93 % der verabreichten Dosis mit dem Urin und 6 % mit den Fäzes eliminiert wurden. Der größte Teil (ca. 87 %) der verabreichten Dosis wird als MPAG mit dem Urin ausge­ schieden. Bei den üblichen klinischen Konzentrationen werden MPA und MPAG nicht durch Dialyse entfernt. Bei hohen MPAG-Plasmakonzen­ trationen (> 100 μg/ml) werden jedoch ge­ ringe Mengen MPAG entfernt. Durch die Beeinflussung des enterohepatischen Kreis­ laufs des Wirkstoffes verringern gallensäure­ bindende Substanzen wie Cholestyramin die MPA-AUC (siehe Abschnitt 4.9). Die Verteilung von MPA ist von verschiede­ nen Transportern abhängig. Organo-AnionTransporter-Polypeptide (OATPs) und das multidrug resistance associated protein 2 (MRP2) sind an der MPA-Verteilung beteiligt; OATP-Isoformen, MRP2 und breast cancer resistance protein (BCRP) sind Transporter, die mit der Gallenausscheidung der Glucu­ ronide in Verbindung gebracht werden. Das multidrug resistance protein 1 (MDR1) kann auch MPA transportieren, aber dessen Ein­ fluss scheint auf den Absorptionsprozess beschränkt zu sein. In der Niere interagieren 000094-17733 Fachinformation CellCept® 500 mg Filmtabletten MPA und deren Metabolite wirksam mit den Organo-Anion-Transportern der Niere. späten Posttransplantationsphase in allen Altersgruppen ähnlich. In der frühen Posttransplantationsphase (< 40 Tage nach Transplantation) lag die mittlere MPA-AUC der Nieren-, Herz- und Lebertransplantationspatienten um ca. 30 % und die Cmax um ca. 40 % unter den ent­ sprechenden Werten der späten Posttrans­ plantationsphase (3 – 6 Monate nach Trans­ plantation). Ältere Menschen Besondere Patientengruppen Niereninsuffizienz In einer Einzeldosisstudie (6 Probanden/ Gruppe) waren die mittleren AUC von MPA im Plasma bei Patienten mit schwerer chronischer Niereninsuffizienz (glomerulä­ re Filtrationsrate < 25 ml/min/1,73 m2) um 28 % – 75 % höher als die mittleren AUC gesunder Personen oder von Patienten mit Niereninsuffizienz geringeren Schweregra­ des. Jedoch war die mittlere MPAG-AUC nach Einzeldosen bei Patienten mit schwe­ rer Niereninsuffizienz 3- bis 6-mal größer als bei solchen mit leichter Nierenfunktions­ störung oder gesunden Probanden, was mit der bekannten renalen Elimination von MPAG in Einklang steht. Die Verabreichung von Mycophenolatmofetil in Mehrfachdo­ sen an Patienten mit schweren chronischen Nierenfunktionsstörungen ist nicht unter­ sucht worden. Für herz- oder lebertransplan­ tierte Patienten mit schwerer chronischer Niereninsuffizienz liegen keine Daten vor. Verzögerte renale Transplantatfunktion Bei Patienten mit verzögerter renaler Trans­ plantatfunktion nach der Verpflanzung war die mittlere MPA-AUC0 – 12h vergleichbar mit derjenigen von Patienten nach der Trans­ plantation, bei denen die Organfunktion nicht verzögert einsetzte. Die durchschnitt­ liche Plasma-MPAG-AUC0 – 12h war 2- bis 3-mal größer als bei Patienten nach der Transplantation, bei denen die Organfunk­ tion nicht verzögert war. Bei Patienten mit verzögerter renaler Transplantatfunktion kann ein vorübergehender Anstieg des freien MPA und der MPA-Plasmakonzen­ tration auftreten. Eine Dosisanpassung von CellCept erscheint nicht erforderlich. Beeinträchtigte Leberfunktion Bei Probanden mit Alkoholzirrhose waren die Glucuronidierungsprozesse von MPA in der Leber durch die Erkrankung des Leber­ parenchyms relativ wenig beeinträchtigt. Der Einfluss der Lebererkrankung auf die­ sen Prozess hängt wahrscheinlich von der jeweiligen Krankheit ab. Lebererkrankungen mit vorwiegender Schädigung der Galle, wie zum Beispiel die primäre biliäre Zirrhose, können sich jedoch anders auswirken. November 2015 Kinder und Jugendliche Bei 49 pädiatrischen Nierentransplanta­ tionspatienten (im Alter von 2 bis 18 Jah­ ren), denen oral zweimal täglich 600 mg/m2 Mycophenolatmofetil verabreicht wurde, wurden die pharmakokinetischen Parame­ ter ausgewertet. Mit dieser Dosis wurden ähnliche MPA-AUC-Werte erreicht wie bei erwachsenen Nierentransplantationspatien­ ten, welche CellCept in einer Dosis von zweimal täglich 1 g in der frühen und spä­ ten Posttransplantationsphase erhielten. Die MPA-AUC-Werte waren in der frühen und 000094-17733 Bei älteren Menschen (≥ 65 Jahre) ist die Pharmakokinetik von CellCept nicht ent­ sprechend untersucht worden. Patienten, die orale Kontrazeptiva einnehmen Die Pharmakokinetik oraler Kontrazeptiva wurde durch gleichzeitige Verabreichung von CellCept nicht beeinflusst (siehe Ab­ schnitt 4.5). Eine Studie, in der gleichzeitig CellCept (zweimal täglich 1 g) und orale Kontrazeptiva, welche Ethinylestradiol (0,02 mg bis 0,04 mg) und Levonorgestrel (0,05 mg bis 0,15 mg), Desogestrel (0,15 mg) oder Gestoden (0,05 mg bis 0,10 mg) ent­ halten, verabreicht wurden und welche bei 18 Frauen ohne Transplantat (die keine an­ deren Immunsuppressiva einnahmen) wäh­ rend 3 aufeinanderfolgenden Menstruations­ zyklen durchgeführt wurde, zeigte keinen klinisch relevanten Einfluss von CellCept auf die ovulationshemmende Wirkung von ora­ len Kontrazeptiva. Die Serumspiegel von LH, FSH und Progesteron wurden nicht si­ gnifikant beeinflusst. 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit In experimentellen Modellen war Mycophe­ nolatmofetil nicht tumorerzeugend. Die höchste Dosis, die in den Tierstudien zur Kanzerogenität geprüft wurde, ergab un­ gefähr die 2- bis 3-fache systemische Ver­ fügbarkeit (AUC oder Cmax) dessen, was bei Nierentransplantationspatienten nach Gabe der empfohlenen klinischen Dosis von 2 g/ Tag bzw. die 1,3- bis 2-fache systemische Verfügbarkeit (AUC oder Cmax) dessen, was bei Herztransplantationspatienten nach Gabe der empfohlenen klinischen Dosis von 3 g/ Tag gefunden wurde. Zwei Genotoxizitätsuntersuchungen (der In-vitro-Maus-Lymphom-Test und der In­ vivo-Maus-Knochenmark-Mikronucleustest) deuteten darauf hin, dass Mycophenolat­ mofetil ein Potenzial aufweist, chromoso­ male Aberrationen zu bewirken. Diese Ef­ fekte können mit der pharmakodynami­ schen Wirkungsweise in Verbindung ge­ bracht werden, d. h. mit der Inhibition der Nucleotidsynthese in sensitiven Zellen. An­ dere In-vitro-Untersuchungen zur Detektion von Genmutationen ergaben keinen Hin­ weis auf Genotoxizität. Mycophenolatmofetil beeinflusste in oralen Dosen von bis zu 20 mg/kg/Tag die Fertili­ tät männlicher Ratten nicht. Die systemi­ sche Verfügbarkeit dieser Dosis entspricht dem 2- bis 3-Fachen der empfohlenen kli­ nischen Dosis von 2 g/Tag für Nierentrans­ plantationspatienten bzw. der 1,3- bis 2-fa­ chen empfohlenen klinischen Dosis von 3 g/Tag für Herztransplantationspatienten. In einer Studie über die weibliche Fertilität und Fortpflanzung bei Ratten traten nach Verab­ reichung oraler Dosen von 4,5 mg/kg/Tag in der ersten Generation Missbildungen (ein­ schließlich Anophthalmie, Agnathie und Hy­ drocephalus) auf, ohne dass beim Mutter­ tier toxische Symptome beobachtet wurden. Die systemische Verfügbarkeit dieser Dosis entsprach ungefähr dem 0,5-Fachen der empfohlenen klinischen Dosis von 2 g/Tag für Nierentransplantationspatienten und un­ gefähr dem 0,3-Fachen der empfohlenen klinischen Dosis von 3 g/Tag für Herztrans­ plantationspatienten. Bei den behandelten Weibchen sowie bei den Nachkommen wurden keine Auswirkungen auf die Fertili­ tät und die Fortpflanzungsparameter fest­ gestellt. In teratologischen Studien an Ratten und Kaninchen kam es mit 6 mg/kg/Tag bei Ratten bzw. 90 mg/kg/Tag bei Kaninchen zu einer fetalen Resorption und zu Miss­ bildungen (einschließlich Anophthalmie, Ag­ nathie und Hydrocephalus [bei Ratten] bzw. kardiovaskulären und renalen Anomalien, wie z. B. Ektopie des Herzens und der Nie­ ren, Hernia diaphragmatica und Hernia umbilicalis [bei Kaninchen]), ohne dass beim Muttertier toxische Symptome auftraten. Die systemische Verfügbarkeit dieser Dosen entspricht ungefähr dem 0,5-Fachen oder weniger der empfohlenen klinischen Dosis von 2 g/Tag für Nierentransplantationspa­ tienten und ungefähr dem 0,3-Fachen der empfohlenen klinischen Dosis von 3 g/Tag für Herztransplantationspatienten (siehe Ab­ schnitt 4.6). Das blutbildende System und das Lymph­ system waren die Organe, die in den toxi­ kologischen Studien mit Mycophenolatmo­ fetil bei Ratten, Mäusen, Hunden und Affen in erster Linie betroffen waren. Diese Er­ scheinungen traten bei einer systemischen Verfügbarkeit auf, die der empfohlenen kli­ nischen Dosis von 2 g/Tag für Nierentrans­ plantationspatienten entsprach oder niedri­ ger war. Gastrointestinale Nebenwirkungen wurden bei Hunden bei einer systemischen Verfügbarkeit beobachtet, die der empfoh­ lenen klinischen Dosis entsprach bzw. niedriger war. Gastrointestinale und renale Nebenwirkungen in Verbindung mit Dehy­ dratation wurden auch bei Affen bei der höchsten Dosis beobachtet (die systemi­ sche Verfügbarkeit entsprach der nach Gabe der klinischen Dosis bzw. war grö­ ßer). Das präklinische Toxizitätsprofil von Mycophenolatmofetil scheint mit den Ne­ benwirkungen übereinzustimmen, die bei klinischen Studien beim Menschen beob­ achtet wurden. Dadurch liegen nun für die Patienten maßgebliche Ergebnisse zur Ver­ träglichkeit vor (siehe Abschnitt 4.8). 6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN 6.1 Liste der sonstigen Bestandteile CellCept Tabletten Mikrokristalline Cellulose Povidon (K 90) Croscarmellose-Natrium Magnesiumstearat Überzug der Tablette Hypromellose Hyprolose Titandioxid (E 171) Macrogol 400 Indigocarmin, Aluminiumsalz (E 132) Eisen(III)-oxid (E 172) 6.2 Inkompatibilitäten Nicht zutreffend. 7 Fachinformation CellCept® 500 mg Filmtabletten 6.3 Dauer der Haltbarkeit 3 Jahre. 6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung Nicht über 30 °C lagern. Die Blisterpackung im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen. 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses CellCept Filmtabletten zu 500 mg: 1 Packung enthält 50 Tabletten (in Blister­ packungen zu 10 Stück) 1 Packung enthält 150 Tabletten (in Blister­ packungen zu 10 Stück) Es werden möglicherweise nicht alle Pa­ ckungsgrößen in den Verkehr gebracht. 6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfall­ material ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen. 7. INHABER DER ZULASSUNG Roche Registration Limited 6 Falcon Way Shire Park Welwyn Garden City AL7 1TW Vereinigtes Königreich 8. ZULASSUNGSNUMMER(N) EU/1/96/005/002 CellCept (50 Tabletten) EU/1/96/005/004 CellCept (150 Tabletten) 9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG Datum der Erteilung der Zulassung: 14. Februar 1996 Datum der letzten Verlängerung der Zulas­ sung: 13. März 2006 10. STAND DER INFORMATION November 2015 11. VERKAUFSABGRENZUNG Verschreibungspflichtig 12. PACKUNGSGRÖSSEN IN DEUTSCHLAND 50 Filmtabletten N 1 150 Filmtabletten N 2 13. KONTAKTADRESSE IN DEUTSCHLAND Roche Pharma AG Emil-Barell-Str. 1 79639 Grenzach-Wyhlen Telefon (07624) 14-0 Telefax (07624) 1019 Ausführliche Informationen zu diesem Arzneimittel sind auf den Internetseiten der Europäischen Arzneimittel-Agentur http://www.ema.europa.eu/ verfügbar. Zentrale Anforderung an: Rote Liste Service GmbH Fachinfo-Service Mainzer Landstraße 55 60329 Frankfurt 8 000094-17733