Prof. Dr. Jörg Wolf Amru Hussein Übungsblatt 4 zur Vorlesung Analysis 1 im Wintersemester 2012/13 Aufgabe 1) (Infimum und Supremum) (4 Punkte) Geben Sie das Supremum und Infimum der folgenden Mengen an. Geben Sie weiter an, ob Minimum oder Maximum existieren. (a) X1 = n1 | n ∈ ; 1 (b) X2 = n | n ∈ \ {0} . N Z Hinweis zu (a): Satz von Eudoxos und Satz 8.10. Zu (a): Supremum: Nach Folgerung 10.4 gilt 1 ≤ n für alle n ∈ N 1 ≤ 1 für alle n ∈ n N. und daher nach Folgerung 7.7 Die Menge X1 ist also nach oben beschränkt und 1 ist eine obere Schranke. Da auch 1 = gilt ist max X1 = 1. 1 1 ∈ X1 Nach Bemerkung 8.8 ist max X1 = sup X1 , falls das Maximum existiert. Es gilt also 1 = max X1 = sup X1 . Infimum: Aus 1 > 0 folgt induktiv, dass n > 0 für alle n ∈ N. Nach Folgerung 7.7 ist gilt N 1 > 0 für alle n ∈ . n Also ist 0 eine untere Schranke von X1 . Wende nun Satz 8.10 an, um zu zeigen, dass inf X1 = 0. Nach dem Satz von Eudoxos existiert für jedes > 0 ein n ∈ , so dass N 1 < . n Es existiert also für jedes > 0 ein x = dass 1 n ∈ X1 , so dass x < + 0. Mit Satz 8.10 folgt also, inf X1 = 0. Existiert das Minimum? Widerspruchsbeweis: Annahme, es würde existieren, dann wäre 0 = inf X1 = min X1 und somit 0 ∈ X1 . Wenn 0 ∈ X1 , dann gäbe es ein n ∈ , so dass n1 = 0. Daraus würde folgen, dass 1 = 0. Dies ist ein Widerspruch zu den Körperaxiomen. Zu (b): Verwende, dass \ {0} = ∪ − . N Z N N Supremum: n1 < 0 < 1 für alle n ∈ −N und n1 ≤ 1 für alle n ∈ N, vergleiche Aufgabenteil (a). 1 Daher ist 1 eine obere Schranke von X2 und da 1 = 1 ∈ X2 , ist max X1 = 1. Nach Bemerkung 8.8 ist max X1 = sup X1 , falls das Maximum existiert. Es gilt also 1 = max X2 = sup X2 . Infimum: Entsprechend zeigt man, dass −1 = min X2 = inf X2 . Aufgabe 2) (Endliche Mengen) (4 Punkte) (a) Es sei f : {1, . . . , n} → {1, . . . , m} bijektiv. Folgern Sie, dass dann n = m gilt. Z Z (b) Es sei M ⊂ eine endliche Teilmenge von , dass heißt die Kardinalität von M ist endlich. Folgern Sie, dass dann M beschränkt ist. Zu (a): Beweis durch vollständige Induktion über n. Induktionsanfang: n = 1. Sei f : {1} → {1, . . . , m} bijektiv. Behauptung: m = 1. Beweis durch Widerspruch. Annhame m > 1, dann ist f (1) = 1 und f (1) = 2, da f surjektiv ist. Widerspruch, da dann f nicht wohldefiniert wäre. Also gilt m = 1. Induktionsschritt: Induktionsannahme: die Aussage gilt schon für n, dass heißt f : {1, . . . , n} → {1, . . . , m0 } bijektiv, dann gilt m0 = n. Man muss nun zeigen, dass die Aussage auch für n + 1 gilt. Es sei also f : {1, . . . , n, n + 1} → {1, . . . , m} bijektiv. Es gilt entweder f (n + 1) = m oder f (n + 1) 6= m. Falls f (n + 1) = m, dann ist die eingeschränkte Abbildung f : {1, . . . , n} → {1, . . . , m − 1} wieder bijektiv, siehe Bemerkung. Nach der Induktionsvoraussetzung ist n = m − 1 und somit n + 1 = m. Sei nun f (n + 1) 6= m. Dann existiert ein n0 ∈ {1, . . . , n} mit f (n0 ) = m. Definiere nun eine neue Abbildung auf die man die Induktionsvorraussetzung anwenden kann. Definiere g : {1, . . . , m} → {1, . . . , m}, durch g(f (n + 1)) = m und g(f (n0 )) = f (n + 1), sowie g(f (k)) = f (k) für alle f (k) ∈ {1, . . . , m} \ {m, f (n + 1)}. Die Abbilung g vertauscht also nur f (n + 1) und m. Für die Abbilung h = g ◦ f gilt nun h(n + 1) = m und die eingeschränkte Abbildung h : {1, . . . , n} → {1, . . . , m − 1} ist wieder bijektiv, siehe Bemerkung. Wendet man die Induktionsvoraussetzung auf diese Abbilung an, erhält man n = m − 1 und somit n + 1 = m. Bemerkung: Folgende Aussage gilt allgemein. Sei g : X → Y eine bijektive Abbildung und X 0 ⊂ X. Dann ist g(X 0 ) =: Y 0 ⊂ Y und die eingeschränkte Abbilung g : X 0 → Y 0 ist wieder bijektiv. Zu (b): Erinnerung: Eine Menge M heißt endlich, falls es eine bijektive Abbildung f : M → {1, . . . , n} gibt. Die Zahl n heißt Kardinalität von M . Beweise die Aussage nun durch Induktion über n. Induktionsanfang: Sei M eine endliche Menge mit der Kardinalität n = 1, dann ist M = {m} und es gilt m ≤ {m} ≤ m, also ist min{m} = m und max{m} = m. Insbesondere ist M beschränkt. Induktionsschritt: Induktionsvoraussetzung: Jede endliche Menge mit der Kardinalität n ist beschränkt und nimmt Minimum und Maximum an. Sei M eine Menge mit der Kardinalität n + 1, dann existiert eine bijektive Abbildung f : M → {1, . . . , n, n + 1}. Betrachte nun die Menge M 0 = f −1 {1, . . . , n} ⊂ M. Die Kardinalität von M 0 ist n, da die eingeschränkte Abbilung f : M 0 → {1, . . . , n} wieder bijektiv ist, vergleiche Aufgabenteil (a). Daher kann man auf M 0 die Induktionsvoraussetzung anwenden und somit gilt M 0 ist beschränkt und es gibt min M 0 und max M 0 . Für M hat man M = {f −1 (n + 1)} ∪ M 0 , wobei die Menge {f −1 (n + 1)} nur aus einem Element besteht, da f bijektiv ist. Man unterscheidet nun drei verschiedene Fälle: • Für min M 0 ≤ f −1 (n + 1) ≤ max M 0 ist max M 0 eine obere Schranke von M und, da max M 0 ∈ M 0 ⊂ M , gilt max M 0 = max M . Entsprechend zeigt man, dass min M 0 = min M . • Für f −1 (n + 1) ≤ min M 0 ≤ max M 0 ist max M 0 eine obere Schranke von M und, da max M 0 ∈ M 0 ⊂ M , gilt max M 0 = max M . Da nun f −1 (n + 1) eine untere Schranke von M ist und f −1 (n + 1) ∈ M gilt f −1 (n + 1) = min M . • Für min M 0 ≤ max M 0 ≤ f −1 (n + 1) zeigt man entsprechend, dass f −1 (n + 1) = max M und min M 0 = min M . Die Aussage für n + 1 ist also bewiesen. Aufgabe 3) (Ganze und rationale Zahlen) (4 Punkte) Z (a) Es seinen n, m ∈ . Zeigen Sie, dass dann gilt n + m ∈ (b) Es seien r, s ∈ Z und n · m ∈ Z. Q. Zeigen Sie, dass r + s ∈ Q. Hinweis zu (a): Satz 10.6 und zu (b): Definition von Zu (a): Nach Definition 11.1 gilt = − ∪ {0} ∪ Z N Q und Aufgabenteil (a). N. Unterscheide verschiedene Fälle Z Z und n · m = 0 ∈ Z. • Es sei n ∈ N und m ∈ N, dann folgt aus Satz 10.6, dass n + m ∈ Z und n · m ∈ Z. • Es sei n ∈ −N und m ∈ −N, dann ist −n ∈ N und −m ∈ N und −(n + m) = ((−n) + (−m)) ∈ N und daher n + m ∈ −N. Für das Produkt gilt: n · m = (−n) · (−m) ∈ N. • Es sei n ∈ −N und m ∈ N, dann ist −n ∈ N. Falls −n < m, dann ist nach Satz 10.6 m − (−n) = m + n ∈ N. Falls −n > m ist nach Satz 10.6 −n − m ∈ N und somit −(−n − m) = n + m ∈ −N. Falls Falls −n = m ist n + m = 0 ∈ Z. Für das Produkt gilt: n · m = −(−n) · m ∈ −N, da (−n) · m ∈ N. • Es sei n = 0 und m ∈ , dann ist n + m = m ∈ Zu (b): Es seine r, s ∈ Q, dann ist Z Z l r = , für l ∈ , k ∈ \ {0} k m s = , für m ∈ , n ∈ \ {0}. n Z Z Es gilt r+s= l m ln mk ln + mk + = + = . k n kn nk kn Z Z Z Da nach Aufgabenteil (a) ln ∈ und mk ∈ ist auch ln + mk ∈ . Genauso folgt, dass nk ∈ . Da n 6= 0 und k 6= 0 folgt weiter, dass nk = 6 0 und somit nk ∈ \ {0}. Insgesamt erhält man, dass r + s ∈ . Z Q Aufgabe 4) Z (Ganze und reelle Zahlen) (4 Punkte) Zeigen Sie die folgende Aussagen. R gilt −dxe = b−xc. (b) Es sei a ∈ R. Es gilt (a, a + 1) ∩ Z 6= ∅ genau dann wenn a ∈ / Z. (c) Für alle a, b ∈ R mit b − a > 1 gilt (a, b) ∩ Z 6= ∅. (a) Für alle x ∈ Aufgabe 5) Es sei f : (Zusatzaufgabe) N → N bijektiv und es gelte f (n) ≤ n für alle n ∈ N. N Folgern Sie, dass dann f (n) = n für alle n ∈ gilt. Widerspruchsbeweis: Annahme f (n) 6= n für mindestens ein n ∈ . Nach Voraussetzung gilt für alle n mit f (n) 6= n, dass f (n) < n. Betrachte die Menge N M = {n ∈ N | f (n) < n} ⊂ N. N Nach Annahme ist M nicht leer. Da f (1) = 1 ist das Komplement \ M auch nichtleer. Man braucht nun den folgenden Hilfssatz: Für alle nichtleeren Teilmengen X ⊂ existiert das Minimum. Beweis: Da X ⊂ ist X nach unten beschränkt, da schon nach unten beschränkt ist und es gilt min = 1. Sei also −∞ < m = inf X. Für alle > 0 existerit ein x ∈ X, so dass x < inf X + . Wähle nun = 14 . Da inf X ≤ x < inf X + ist x ∈ m, 14 + m . In diesem Interval gibt es höchstens eine natüriche Zahl, daher ist x = m und somit m ∈ X und m = min X. Verwendet man diesen Hilfssatz so folgt, dass m = min M existiert. Da f (1) = 1 ist m > 1. Nach Definition ist f (n) = n für alle n < m und f (m) < m. Es existiert also ein n0 ∈ {1, . . . , m−1} mit f (m) = f (n0 ). Da f injektiv ist folgt, dass m = n0 . Dies ist ein Widerspruch, da n0 < m. N N N N Abgabe am Freitag, den 23.11.2012, um 12.30 Uhr