NATURA Biologie für Gymnasien bearbeitet von Ralf Burger Gabi Heidenfelder Stephan Oberkampf Hede Rummey Ulrich Sommermann Gerhard Ströhla Bayern 12 Lösungen Ernst Klett Verlag Stuttgart · Leipzig Evolution 1 Evolutionsforschung Schülerbuch Seite 17 Stellen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Theorien von Lamarck und Darwin tabellarisch am Beispiel der Entstehung des Giraffenhalses zusammen. aa siehe Tabelle 2 „Die Grabbeine des Maulwurfs haben sich entwickelt, damit er besser graben kann“. Zeigen Sie, dass in dieser Aussage lamarckistisches Denken steckt. aa Die Aussage klingt so, als ob die Entwicklung der Grabbeine des Maulwurfs zielgerichtet („teleologisch“) bzw. zweckbestimmt sei: „Damit er besser graben kann, haben sich seine Grabbeine entwickelt.“ Um solches lamarckistische Denken zu vemeiden, sollte man die Aussage besser folgendermaßen formulieren: „Zufällige Mutationen, die zu immer kürzeren Beinen führten, ermöglichten den Vorfahren der Maulwürfe langsam eine grabende Lebensweise anzunehmen.“ 3 Diskutieren Sie die Aussage der NS-Propaganda in der Randspalte und informieren Sie sich im Internet darüber, was man unter „Sozialdarwinismus“ versteht. Zeigen Sie, dass hier Darwins „struggle for life“ völlig missverstanden wurde. aa Der Sozialdarwinismus wendet die Darwin'sche Selektionstheorie auf Menschen und ihre sozialen Verhältnisse an. Seine Grundthesen waren bereits in der Zeit vor Darwin im Umlauf. Sie beruhen auf der Annahme, dass Menschen von Natur aus ungleich sind und nur die Stärksten im gesellschaftlichen Konkurrenzkampf bestehen können. Theorie Lamarcks Ein Vertreter diese Ansicht war der britische Philosoph Herbert Spencer (18201903). Er ging davon aus, dass menschliche Gesellschaften einem Entwicklungsprozess unterliegen, in dem Erfolg und Überleben der Stärksten ein Grundprinzip darstellen. Spencer prägte den Begriff vom „Survival of the fittest“, den Darwin später übernahm. In Deutschland trug der Arzt und Zoologe Ernst Haeckel (18341919) maßgeblich dazu bei, Darwins Ideen zu popularisieren und sozialdarwinistisch umzudeuten. Er war der Meinung, dass der Kampf ums Dasein, der die Mannigfaltigkeit des natürlichen Lebens hervorgebracht hat, auch die Völkergeschichte bestimmt. Durch solche Umdeutungen von Darwins Werk erhielten die sozialdarwinistischen Thesen eine scheinbar wissenschaftlich seriöse Legitimation und konnten im 19. Jahrhundert zur Rechtfertigung des Imperialismus der Kolonialmächte herangezogen werden. Auf ökonomischem Gebiet wurden sie eingesetzt, um einen uneingeschränkten Kapitalismus zu rechtfertigen, der die Klasseneinteilung der Gesellschaften des beginnenden Industriezeitalters als notwendigen Bestandteil eines natürlichen Entwicklungsvorganges ansah. Spencer war der Ansicht, soziale Reformen würden diesen Prozess der Selektion nur hemmen und darauf hinauslaufen, die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft künstlich zu stützen. Staatliche Maßnahmen zur Elendsminderung wurden als Eingriff in die „natürlichen“ Abläufe abgelehnt. Theorie Darwins Gemeinsamkeiten Die Giraffe stammt von Vorfahren ab, die einen kurzen Hals hatten. ebenso Die Entwicklung des langen Halses hat sehr lange gedauert (viele Generationen). ebenso Unterschiede Durch das Bemühen und den Willen, in der trockenen Steppe das immer höher hängende Laub zu erreichen („andauernder Gebrauch“), wurde der Hals der einzelnen Individuen etwas länger. Die Vorfahren der Giraffe hatten viele Nachkommen („Überproduktion“). Einzelne dieser Nachkommen hatten zufällig einen etwas längeren Hals („Variation“). Diese Individuen hatten im Wettbewerb um die Nahrung („struggle for life“) einen Überlebensvorteil in der trockenen Steppe („survival of the fittest“), weil sie auch höher liegende Blätter erreichen konnten. Sie zeugten mehr Nachkommen (reproduktive Fitness). Gemeinsamkeit Diese individuell durch den dauernden Gebrauch erworbenen Eigenschaften vererben sich auf die Nachkommen. 2 Evolution Die zufälligen Variationen vererben sich auf die Nachkommen. Spencer schrieb: „Der Überlegene soll den Vorteil seiner Überlegenheit, der Unterlegene den Nachteil seiner Untergeordnetheit tragen.“ Spätestens von 1900 an wurde das Prinzip des „Survival of the fittest“ in grausamer Logik in der Vernichtung Kranker, Schwacher, Behinderter oder „minderwertiger Rassen“ fortgesetzt zunächst nur in der Theorie, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in der Praxis. Darwins Ideen wurden missbraucht und führten schließlich in pervertierter Form zur nationalsozialistischen Euthanasiepolitik und Judenvernichtung. Es wurde zwischen „wertvollem“, „minderwertigem“ und „wertlosem“ menschlichen Leben unterschieden. Millionen von Juden wurden nach den Regeln der sog. „Rassenhygiene“ gesellschaftlich ausgegrenzt und schließlich nach „Selektion“ durch die NS-Schergen in die Gaskammern geschickt. Auch Schwache und Kranke sollten nicht länger von staatlicher Wohlfahrt oder privater Barmherzigkeit profitieren, sondern galten als „Ballast­ existenzen“, denen man durch „Euthanasie“ den „Gnadentod“ gewähren konnte. Das in der Randspalte abgedruckte Plakat aus der NS-Zeit und das Zitat der Nazipropaganda drücken deutlich dieses angeblich „humane“ Denken aus, das in Wirklichkeit gnadenlos und unmenschlich war. Die Gesichtszüge des auf dem Plakat abgebildeten Mannes sind zudem im Stil der NS-Propaganda eindeutig rassistisch angelegt. Im Sozialdarwinismus wurde das Schlagwort vom „Survival of the fittest“ immer wieder als Überleben des Stärkeren missgedeutet. Dabei verstand Darwin unter Fitness ausdrücklich die bessere Anpassung an die jeweiligen Lebensbedingungen. Nicht jenes Tier, das über körperliche Größe oder Stärke verfügt, ist zwangsläufig „fit“, sondern jenes, das sich trotz widriger Umstände am besten fortpflanzen und die Art erhalten kann. Der Selektionserfolg stellt sich nicht im physischen Sieg über den Artgenossen ein, sondern in der Anzahl der Nachkommen. Beim „Struggle for life“ geht es also nicht darum, dass Lebewesen ihre eigenen Artgenossen vernichten, um wie in der NS-Propaganda behauptet wird „der Natur zu ihrem Recht zu verhelfen“. Es bringen vielmehr die Lebewesen einer Art entsprechend ihrer Fitness eine unterschiedliche Anzahl von Nachkommen hervor. Die Evolutionslehre steht außerdem auch im Gegensatz zu nationalsozialistischen Konzepten, weil diese eine unverrückbare Hierarchie der „Rassen“ unter der Vorherrschaft der „arischen Rasse“ postulieren und daraus das Recht ableiten, „minderwertige Rassen“ zu vernichten. Darwin hatte hingegen eine dynamische Theorie des Lebens und seiner Entwicklung aufgestellt, in der sich bei ändernden Umweltbedingungen auch die Fitness der beteiligten Lebewesen und damit auch der „Rassen“ verändert. Schülerbuch Seite 21 Erläutern Sie die Entstehung der ähnlichen Körpergestalt von Walhai und Finnwal aus evolutionärer Sicht. aa Es handelt sich hierbei um Analogie. Durch konvergente Entwicklung haben sich unabhängig bei den Fischen (Walhai) und Säugetieren (Finnwal) durch zufällige Variationen (Mutationen) Formen entwickelt, die optimal an die Lebensweise im Weltmeer angepasst sind. So ermöglicht die stromlinienförmige Gestalt des Körpers eine energiesparende Fortbewegung im Wasser. Der enorme Nahrungsbedarf dieser „Meeresriesen“ wird über die Plankton-Filterapparatur gedeckt. Die Planktonorganismen stehen noch fast am Anfang der Nahrungskette und damit in genügender Menge („Biomasse“) zur Verfügung. 2 Vergleichen Sie die Knochen in der Vorderextremität eines Wals (s. Randspalte S. 20) und eines Menschen, benennen Sie die einzelnen Knochen und wenden Sie die Homologiekriterien an. aa Die vorderen Extremitäten eines Wales und eines Menschen sind homolog. Es gilt das Homologiekriterium der Lage im Gesamt‑ gefüge des Organismus. Auch das Kriterium der spezifischen Qualität ist erfüllt, da die beiden Extremitäten im Blick auf den Grundbauplan ihres Skeletts weitgehend identisch sind. So findet man in beiden Extremitäten einen Oberarmknochen (grün), zwei Unterarmknochen (gelb und orange), mehrere Handwurzelknochen (rot), fünf Mittelhandknochen (violett) und fünf, teilweise mehrgliedrige Finger (blau). Die Unterschiede in der Anzahl und der Form der Knochen sind durch die unterschiedlichen Funktionen bedingt. So kann ein Mensch mit seiner Hand zugreifen, der Wal benutzt dagegen die Vorderextremität als Flosse. Über das Kriterium der Kontinuität kann auf Grundlage der Abbildung in der Randspalte keine Aussage gemacht werden. 3 Informieren Sie sich im Internet, was man unter „Bionik“ und dem „Fastskin- bzw. Riblet-Effekt“ versteht. aa Das Kunstwort Bionik kombiniert die Begriffe Biologie und Technik. Im Laufe der Evolution hat die Natur viele optimierte Lösungen für bestimmte mechanische, strukturelle oder organisatorische Probleme entwickelt. Die Bionik analysiert diese natürlichen Lösungen zunächst einmal. Anschließend können die gefundenen Prinzipien aufbereitet und in einer abstrahierten Form der Technik zugänglich gemacht werden. Die Bionik ist ein interdisziplinärer Bereich, in dem Naturwissenschaftler und Ingenieure sowie bei Bedarf auch Vertreter anderer Disziplinen wie etwa Architekten, Philosophen und Designer zusammenarbeiten. Bekannte Beispiele sind sich selbst reinigende Fassadenfarben („Lotuseffekt“), der den Klettfrüchten nachempfundene Klettverschluss oder die Winglets an den Spitzen von Flugzeugflügeln. Evolution 3 Sie sind den Handschwingen bestimmter Vogelarten (etwa Bussard oder Adler) nachempfunden und verursachen statt eines großen Wir-bels mehrere kleinere, was einen deutlich geringeren Energieverbrauch beim Fliegen zur Folge hat. Der Begriff „Riblet“ (engl.: kleine Rippen) bezeichnet eine Oberflächenstruktur, die eine Verminderung des Reibungswiderstands auf turbulent überströmten Oberflächen bewirkt. Bei schnell schwimmenden Haien besteht die Hautoberfläche aus kleinen, dicht aneinander liegenden Placoidschuppen, auf denen sich scharfkantige feine Rillen befinden, die parallel zur Strömung ausgerichtet sind. Diese mikroskopisch kleinen Vertiefungen bewirken eine Verminderung des Reibungswiderstands um bis zu 10 %. Dieser widerstandsvermindernde Effekt ist auch in der Luft wirksam, funktioniert jedoch nur in einem bestimmten Geschwindigkeitsbereich. Um den Reibungswiderstand mithilfe einer Ribletoberfläche wirksam zu vermindern, muss außerdem der Anteil der Wandreibung am Gesamtwiderstand recht groß sein. Dies ist bei Schiffen, U-Booten oder Flugzeugen der Fall, nicht jedoch bei Automobilen. Bei Kraftfahrzeugen bestimmt hauptsächlich der Formwiderstand den aerodynamischen Gesamtwiderstand. Auch bei Schwimmern ist der Anteil der Oberflächenreibung eher klein, aber es reicht für neue Rekorde, wenn sog. „Fastskin-Wettkampfanzüge“ mit Riblet­ oberfläche getragen werden. 4 Kakteen und Wolfsmilchgewächse (Euphor‑ bien) haben sich in den heißen Trockengebieten Amerikas und Afrikas konvergent in Anpassung an die Lebensbedingungen zu sogenannten sukkulenten Pflanzen entwickelt. Sie besitzen einen verdickten, grünen Spross und die Blätter sind zu Stacheln umgewandelt (s. Randspalte). Erklären Sie ihren Bau mit Darwins Prinzip des „survival of the fittest“. aa Der Selektionsdruck in Wüstengebieten begünstigt alle Variationen, die in der Lage sind, das knappe Wasser nach den seltenen Regenfällen zu speichern und den Wasserverlust durch Verdunstung möglichst klein zu halten. Bei den sukkulenten Pflanzen hat der verdickte Spross die Funktion des Wasserspeichers übernommen. Außerdem erfüllt er durch den Besitz von Chlorophyll auch die Aufgabe der Fotosynthese. Daher sind keine grünen Blätter notwendig, die mit ihrer großen Oberfläche einen zu großen Wasserverlust durch Verdunstung zur Folge hätten. Die in Stacheln umgewandelten Blätter übernehmen die Aufgabe der Abwehr von Fressfeinden, die es auf das Wasser im Spross abgesehen haben. Diese Kombination zufälliger Variationen, die sich in einem langen konvergenten Selektionsprozess herausgebildet hat, ermöglicht den Kakteen und Euphorbien das Überleben in wasser‑ armen Wüstengebieten („suvival of the fittest“). 4 Evolution Schülerbuch Seite 24 1 Erläutern Sie die in Abb. 1 dargestellte Vorgehensweise, um die Serumproteinähnlichkeiten zwischen Mensch und verschiedenen Wirbeltieren aufzuklären. aa Menschliches Blutserum wird einem Versuchstier iniziiert, das stammgeschichtlich möglichst wenig mit dem Menschen und den zu untersuchenden Tieren verwandt sein sollte (z. B. Kaninchen). Das Immunsystem des Kaninchens bildet im Laufe einiger Wochen Antikörper gegen die körperfremden menschlichen Serumeiweiße. Diese Antikörper werden aus dem Blut des Kaninchens isoliert. Vermischt man das so gewonnene Anti-Human-Serum im Reagenzglas mit menschlichem Blutserum, reagieren die Antikörper mit den Serumeiweißen und verklumpen sie. Die starke Ausfällung der Eiweiße, das „Serumpräziptin“ wird als 100 % definiert. Bei Zugabe des Anti-Human-Serums zu Blutseren anderer Lebenswesen bilden sich nun Ausfällungen in geringerer Stärke. Je größer der Anteil der Ausfällung ist, desto ähnlicher müssen die Serumproteine des getesteten Tieres den menschlichen Serumproteinen sein. Schülerbuch Seite 25 1 Hämoglobin ist der Blutfarbstoff aller Wirbeltiere. Er kommt auch bei einzelnen wirbellosen Tieren vor, die in sehr sauerstoffarmer Umgebung leben (z. B. Schlammröhrenwurm). Entwickeln Sie eine Hypothese, nach der das Auftreten von Hämoglobin in den verschiedenen Gruppen des Tierreichs aus evolutionsbiologischer Sicht erklärt werden kann. aa Hämoglobin besteht aus dem Protein Globin (vier Ketten) und jeweils eingelagerten sauerstoffbindenden Häm-Komponenten. Dieser eisenhaltige Komplex ist beispielsweise auch Bestandteil des Cytochroms oder des Myoglobins in den Muskeln. Der Schüler kann grundsätzlich zwei unterschiedliche Hypothesen über die Entstehung der Proteinkomponente des Hämoglobinmoleküls bei den verschiedenen Tiergruppen entwickeln. Hypothese 1: Es könnte sich um konvergente Entwicklung aufgrund der Selektionsbedingungen handeln. Wegen des Selektionsvorteils setzten sich in sauerstoffarmen Gewässern Organismen durch, die aufgrund einer zufälligen Variation eine ähnlich effektive Möglichkeit der Sauerstoffbindung durch Hämoglobin wie die Wirbeltiere besaßen. Diese Hypothese ist sehr unwahrscheinlich, da eine mehrfache und unabhängige Entwicklung eines so komplex aufgebauten Moleküls wie des Hämoglobins sehr unwahrscheinlich wäre. Hypothese 2: Die Lebewesen, die heute Hämoglobin besitzen, stammen alle von den gleichen hä-moglobinbesitzenden Vorfahren ab und es handelt sich um biochemische Homologie. Bei vielen wirbellosen Tiergruppen, die keine effektive Möglichkeit der Sauerstoffbindung benötigten, ist die Fähigkeit, Hämoglobin bilden zu können, im Verlauf der Evolution verloren gegangen. Diese Hypothese wird durch moderne molekulargenetische Untersuchungen bestätigt. Sie legen nahe, dass die Gene der GlobinFamilie vermutlich schon vor 500 bis 600 Millionen Jahren entstanden sind. Globinmole‑ küle treten deshalb in allen fünf Organismenreichen, also auch bei Bakterien, Pilzen oder Pflanzen auf. Die Theorie besagt, dass das „Ur-Globingen“ durch Genduplikation mehrfach verdoppelt wurde. Diese Genduplikate lieferten das „Rohmaterial“, das sich durch Mutationen sehr stark verändern konnte. Aus diesem Grund weisen die Globinmoleküle bei wirbellosen Tieren eine außerordentliche strukturelle und funktionelle Vielfalt auf. Auch beim Menschen kommen verschiedene Globintypen vor: das fetale Hämoglobin beim ungeborenen Kind und beim Erwachsenen die a- und b-Ketten Hämoglobin. Der Vergleich der Primärstrukturen aller Hämoglobintypen zeigt, dass ausschließlich die beiden Aminosäuren, die eine molekültypische Faltung verursachen, überall zu finden sind. Trotz der großen Unterschiede in der restlichen Aminosäuresequenz geht man davon aus, dass die Globingene bei den unterschiedlichen Lebewesen auf einen gemeinsamen stammesgeschichtlichen Ursprung zurückzuführen sind und es kann, wie beim Cytochrom-c, ein hypothetischer molekulargenetischer Hämoglobin-Stammbaum aufgestellt werden. Evolution 5 2 Mechanismen der Evolution Schülerbuch Seite 31 Interpretieren Sie die Ergebnisse der Rückfangexperimente Kettlewells aufgrund von Abb. 30. 2. und 31. 2 aa Es wurde jeweils eine gewisse Anzahl heller und dunkler Falter in der Umgebung Birminghams (Industriestadt) und Dorsets ausgesetzt und markiert, um sie von „wilden“ Faltern zu unterscheiden. Markierte Tiere wurden zurückgefangen. In Birmingham waren das 27,5 % der dunklen, aber nur 13,1 % der hellen Form. In Dorset wurde dagegen die helle Form häufiger wieder eingefangen (12,5 % gegen 6,3 %). Die Rückfangquote hängt vom Zufall ab. Die Wahrscheinlichkeit des Rückfangs ist daher umso größer, je häufiger die Form überlebt hat. Die Überlebenschance war nach den Ergebnissen also für die dunkle Form im Industriegebiet größer, für die helle Form im ländlichen Raum. 2 Erklären Sie anhand Abb. 31.1, wie es zu der Verteilung der Birkenspannerformen in Dorset, Coventry und Dover (im Südosten Englands) kommt. aa Im ländlichen Bereich Dorsets herrscht praktisch keine Luftverschmutzung, die Flechten auf der Birkenrinde leben und führen zu einer hellen Farbe des Untergrunds für die Birkenspanner. Diese sind daher gut getarnt und haben eine gute Überlebenschance. Dagegen können sich hier nur wenige dunkle Formen halten. In Coventry (Industriegebiet) herrscht eine hohe Luftverschmutzung und entsprechend dunkler Untergrund für die Falter vor. Die Überlebenschance für die hellen Falter ist entsprechend schlecht, für die dunklen gut. Im Südosten Englands dürfte die Luftverschmutzung trotz ländlicher Umgebung ziemlich hoch sein, wenn auch nicht so hoch wie direkt im Industriegebiet. Abgase werden durch die in Europa vorherrschenden Nordwest-Winde aus dem Ballungszentrum London dorthin importiert — mit entsprechenden Folgen für das Überleben der Falter. 3 „Durch Selektion werden die schlechter Angepassten augenblicklich ausgerottet.“ Erläutern Sie, wieso diese „populär-darwinistische“ Aussage falsch ist. aa Die Ergebnisse der Birkenspanner-Versuche belegen, dass durchaus verschiedene Formen der Falter nebeneinander existieren können, ein Überleben also nicht dem Alles-oderNichts-Gesetz folgt. Die Fressfeinde erbeuten durchaus nicht alle schlecht getarnten und verfehlen auch nicht alle gut getarnten Formen. Auch schlecht getarnte Formen können überleben und sich fortpflanzen. Allerdings ist ihre Chance dafür schlechter, und im Lauf der Zeit wird ihre Zahl daher gegenüber den gut getarnten abnehmen. 6 Evolution 4 In den vergangenen Jahren erhielt der Umweltschutz auch in Großbritannien einen immer höheren Stellenwert. Diskutieren Sie die Auswirkungen auf die Birkenspanner. aa Die Verbesserung des Umweltschutzes führte zur Reduktion des Schwefeldioxidgehaltes sowie der Staub- und Rußpartikel in der Luft. Die hellen Flechten konnten sich auf der Borke der Eichen und Birken wieder entwickeln. Damit waren die hellen Birkenspannerformen wieder besser getarnt als die melanistischen Formen. Sie wurden weniger gefressen und konnten vermehrt Nachkommen zeugen. Die reproduktive Fitness der hellen Falter stieg und damit auch ihr Anteil an der Gesamtpopulation. 5 Begründen Sie schriftlich, wieso die geschlechtliche Fortpflanzung gegenüber der ungeschlechtlichen Fortpflanzung bei sich ändernden Umweltbedingungen Vorteile hat. aa Bei ungeschlechtlicher Fortpflanzung entstehen die Nachkommen mitotisch. Eltern und Nachkommen sind genetisch identisch. Auftretende Variabilität innerhalb von Populationen ist also lediglich modifikatorisch bedingt und wird nicht vererbt. Bei geschlechtlicher Fortpflanzung werden bei der Bildung der Keimzellen (Meiose) die Allele (Rekombination der Chromosomen, Crossingover) neu kombiniert. Dieser Prozess der Neukombination ist neben dem Zufall, welche Keimzellen zu Zygoten verschmelzen, die wesentliche Ursache für die genetische Variabilität. Unter einer großen Anzahl von Nachkommen treten dadurch häufig Phänotypen auf, die veränderten Bedingungen besser angepasst sind als ihre Eltern. Bei rasch wechselnden Bedingungen ist eine Anpassung, die das Aussterben einer Population verhindert, häufig nur aufgrund der durch die geschlechtliche Fortpflanzung hervorgerufenen Variabilität möglich. Anmerkung: Beim obigen Vergleich sind Mutationen nicht berücksichtigt worden, da sie selten auftreten und zudem vom Fortpflanzungstyp unabhängig sind. Schülerbuch Seite 35 1 Diskutieren Sie, wie nach Darwins Verständnis die Hunderassen aus der Stammart Wolf entstanden sind. aa Nach Darwin dürfte hier der Mensch als Selektionsfaktor gewirkt haben. Er selektierte Wölfe mit bestimmten für ihn interessanten Merkmalen (z. B. kurze Beine) und kreuzte sie untereinander. Nachkommen, die seinen Erwartungen nicht entsprachen, wurden nicht weiter vermehrt, Tiere mit den erwünschten Merkmalen schon. Mutanten unter ihnen, die den Erwartungen noch mehr entgegenkamen (z. B. noch kürzere Beine), wurden wiederum bevorzugt zur Vermehrung gebracht, sodass sich ein bestimmter Typus (z. B. Dackel) immer stärker herausentwickelte. 2 Stellen Sie die von Darwin in diesem Text aufgeführten biotischen und abiotischen Selektionsfaktoren zusammen. aa Er stellt bei seinen Betrachtungen „Natur“ und „Mensch“ als Evolutionsfaktoren gegenüber. Die Natur bietet abiotische (Darwin nennt hier: Futter, körperliche Belastung, Temperatur) und biotische Selektionsfaktoren (Körperkraft der Männchen und sexuelle Konkurrenz). 3 Diskutieren Sie die Überlebenschancen verschiedener Hunderassen in freier Wildbahn. aa Im Gegensatz zum Wolf dürften Hunde durchweg schlechter an ein Leben in freier Wildbahn angepasst sein. Bereits Felllänge (Kälte) und Sinnesorgane (Jagd) sind bei vielen Rassen dafür nicht geeignet. Wölfe sind relativ groß und jagen im Rudel, nur so können sie die benötigten, recht großen, Beutetiere erjagen. Hunde hätten auf sich allein gestellt kaum eine Chance. Jagdtaktik im Rudel kennen sie nicht und müssten sie erst mühsam erlernen. Kleinen Hunderassen fehlen z. B. Sinnesorgane und Jagdtaktiken für kleine Beutetiere. 4 Diskutieren Sie, wann die Mutationen stattgefunden haben dürften, die zur Resistenz führten (s. Abb. 2). aa Bereits in der Stammkultur existieren Mutanten, die resistent sind. Das macht der Stempelversuch deutlich: einige Bakterienkolonien der ersten Platte sind in der Lage, auf dem penicillinhaltigen Agar zu wachsen (Abb. 2, rote Kolonien). Ihre Nachkommen sind ebenfalls resistent, die Nachkommen der nicht resistenten nicht. Die Resistenz wird also vererbt. Mutationen fanden aber außerhalb der Stammkultur nicht mehr statt. 5 Mischt man der Stammkultur ein wenig Penicilllin bei und lässt sie eine Zeitlang sich vermehren, findet man praktisch nur noch resistente Kolonien auf der Normalagarplatte. Begründen Sie mithilfe der Selektionstheorie das Versuchsergebnis. aa In der Stammkultur können nach dem Beimischen von Penicillin nur die Bakterienmutanten überleben, die dagegen resistent sind. Die anderen werden getötet und stellen keine Konkurrenz mehr für die resistenten Formen dar. Penicillin wirkt also als Selektionsfaktor. Daher vermehren sich nur die resistenten Formen weiter; nur noch ihre Nachkommen sind in der Kultur zu finden. 6 Erläutern Sie, wieso man Antibiotika nach Vorschrift, d. h. in relativ großen Mengen und über einen bestimmten Mindestzeitraum einnehmen sollte, um die Ausbildung von Resistenzen zu vermeiden. aa Geringe Wirkzeiten und niedrige Konzentrationen eines Antibiotikums führen nicht zum Tod aller Bakterien im Körper des Patienten. Mutanten mit einer (zunächst geringen) Resis­ tenz gegen das Antibiotikum überleben und vermehren sich. Da das Antibiotikum als Selektionsfaktor wirkt, werden sie begünstigt, ebenfalls weitere zufällig auftretende Mutanten, die gegen noch höhere Antibiotikum-Konzentrationen resis­ tent sind. Auf diesem Wege hat der häufige Einsatz von Antibiotika in der Tiermast, aber auch in Krankenhäusern, bereits zur Entwicklung mehrfach resistenter Bakterienmutanten („Krankenhauskeime“) geführt. Schülerbuch Seite 37 Ein Ehepaar besitzt die Genotypen MM bzw. MN. Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass a) ihr erstes Kind den Genotyp MM hat. b) vier Kinder alle den Genotyp MM haben. aa a) Die Wahrscheinlichkeit, dass das erste Kind homozygot MM hat, beträgt 0,5. b) Die Wahrscheinlichkeit für MM bei den ersten vier Kindern beträgt: 0,5 • 0,5 • 0,5 • 0,5 = 0,0625, entspricht 6,25 %. Vergleichen Sie die in der Tabelle angegebenen Häufigkeiten der Allele des MN-Sys­ tems und deuten Sie das Ergebnis. aa Bei den Dunkern liegt das Allel M mit 66 % wesentlich häufiger vor als das Allel N. Bei Rheinländern und Amerikanern ist das Allel M mit 55 % bzw. 54 % nicht ganz so überwiegend vertreten im Vergleich zu N wie in der Dunkerpopulation. Die Daten stützen die Hypothese, dass Gen‑ drift vorliegt: Eine kleine, genetisch zufällig zusammengesetzte Population, die Dunker, hat sich von der Ursprungspopulation der Rheinländer abgespalten und ist ausgewandert. Die Genpools der beiden Populationen unterscheiden sich erheblich. Dies ist zufallsbedingt und mit dem Gründereffekt zu erklären. Die Ähnlichkeit der Allelfrequenzen zwischen Dunkern und Amerikanern ist vermutlich zufällig (aber keine Gendrift). Sie trifft nur für das MN-System zu. Beim AB0-System sind die Unterschiede zwischen den Allelfrequenzen der Populationen erheblich. Andere Untersuchungen belegen, dass aufgrund der Umweltstabilität der Blutgruppenallele ein ähnlicher Selektionsdruck nicht die Ursache für die Ähnlichkeit sein kann. Bestimmen Sie die Allelhäufigkeiten der Ausgangs-, Gründer- und der 1. Folgegeneration. aa Durchführung und Protokollierung der Simulation Wiederholen Sie den 2. Spielabschnitt 7-mal und bestimmen Sie die Allelhäufigkeiten aller Folgegenerationen. Stellen Sie Ihr Ergebnis grafisch dar. aa Durchführung und Protokollierung der Simulation Vergleichen Sie Ihr Ergebnis mit den Ergebnissen der anderen Gruppen. Deuten Sie die Kurvenverläufe. aa Die Kurvenverläufe sollten von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich sein und so den Einfluss des Zufalls verdeutlichen. Vergleichen Sie Ihre Simulation mit den in der Population der Dunker vermutlich abgelaufenen Prozesse. aa siehe Tabelle Evolution 7 Simulation Dunker-Evolution Zufall 1 Ziehen der 16 Spielmarken Bildung der Gründerpopulation Zufall 2 Ziehen von 2 x 4 Paarbildung innerSpielmarken halb der Gründer‑ population Zufall 3 Ermittlung der Anzahl der Kom­binationen MM, MN und NN Allel- und Genotyphäufigkeiten in der Folgegeneration Vergleichen Sie die drei Grafiken. Deuten bzw. erklären Sie die Unterschiede und Gemeinsamkeiten. aa In drei unterschiedlich großen Mehlkäfer‑ populationen wird die Häufigkeit des Allels B in den ersten zwanzig Generationen verfolgt. In den Ausgangspopulationen haben das Allel B und damit auch das Allel A jeweils die Häufigkeit 0,5. Je kleiner die Ausgangspopulation ist, desto mehr schwankt die Häufigkeit des Allels B. Tendenziell nimmt sie in allen drei Populationen zu. Die Schwankungen können aber im Versuch mit der kleinsten Populationsgröße so groß sein, dass das Allel B ausstirbt bzw. nach wenigen Generationen zu 100 % vorliegt. Da die Schwankungen um so größer sind, je kleiner die Population ist, sind sie auf den Zufall zurückzuführen. Es liegt also Gendrift (Gründereffekt) vor. Die tendenzielle Zunahme des Alles B in allen drei Populationen ist auf Selektion zurückzuführen. Gendrift und Selektion überlagern sich in diesem Beispiel. Schülerbuch Seite 39 1 Endemische Arten kommen nur in einem kleinen scharf umgrenzten Gebiet vor. Auf den Kanarischen Inseln sind ca. 40 % der Pflanzenarten Endemiten, auf Hawaii sind es ca. 80 %. Erläutern Sie das Vorkommen der Endemiten und ihre unterschiedliche Häufigkeit aufgrund der geografischen Lage der Inseln. aa Ein Blick auf Landkarte oder Globus zeigt: die Entfernung der Kanarischen Inseln vom Festland ist erheblich kleiner als die von Hawaii zum nächstgelegenen Festland. Je größer die Entfernung, desto seltener erfolgt eine Einwanderung von Arten vom Festland und desto weniger ökologische Nischen bleiben unbesetzt. Desto wahrscheinlicher können sich durch adaptive Radiation endemitische Arten entwickeln. Durch eine wachsende Entfernung wird auch ein Genaustausch mit dem Festland behindert. 2 Der Viktoria-See wies einen sehr artenreichen Fischbestand auf. Unter anderem waren dort über 500 Buntbarscharten heimisch, die meis­ ten endemisch. Inzwischen werden viele Endemiten vom importierten Nilhecht verdrängt. Erklären Sie das Auftreten der Endemiten dort und ihre große Artenvielfalt. 8 Evolution aa Der Viktoria-See ist ein Binnensee ohne Verbindung zu anderen größeren ähnlichen Gewässern. Landbrücken stellen für Wassertiere geografische Barrieren dar wie Meeresgebiete für Landtiere. Die Einwanderung von Fischen war also unwahrscheinlich und erfolgte sehr selten. Eine eingewanderte Buntbarschart bildete den Ausgangspunkt für die späteren Arten. Die ökologischen Nischen blieben zunächst unbesetzt. Die eingewanderten Fische konnten sich konkurrenzlos vermehren. Später erfolgte die ökologische Ein‑ nischung durch Mutation und Selektion und führte zu einer breiten adaptiven Radiation. (Der Nilhecht dürfte wohl die von den Buntbarschen besetzten ökologischen Nischen ebenfalls nutzen. Er ist konkurrenzstärker und hat daher diese Arten verdrängt ein Beispiel für das Konkurrenzausschlussprinzip der Ökologie.) 3 Im Apoyo-Kratersee in Nicaragua findet man zwei sehr nahe verwandte endemische Fischarten. Erläutern Sie ihre Entstehung und zeigen Sie an diesem Beispiel den Vorgang der allopatrischen und der sympatrischen Artbildung auf. aa Als Kratersee hat der Apoyo-See keine Verbindung zu anderen Gewässern, ist also geografisch isoliert. Ein erstes Fischpärchen könnte z. B. durch Verschleppen von Eiern durch Wasservögel dorthin gelangt sein, ein überaus seltener Vorgang. Gendrift und geografische Isolation führte zur Entwicklung einer eigenen Art. Hier liegt allopatrische Artbildung vor. Durch adaptive Radiation aufgrund der Anpassung an unterschiedliche ökologische Nischen bildeten sich aus dieser Urart wohl die beiden heute existierenden Arten, ein Beispiel für eine sympatrische Artbildung. 4 In der NS-Ideologie spielt die „Rassenlehre“ eine große Rolle. Vergleichen Sie diese „Lehre“ mit dem wissenschaftlichen Rassenbegriff. Informieren Sie sich außerdem über genetische Unterschiede menschlicher Modifikationen. aa In der Biologie versteht man unter Rassen phänotypisch unterschiedliche Teilpopulationen einer Art. Die Genpools weisen Unterschiede auf, die sich vor allem auf das Aussehen beziehen. Die Rassen sind gleich gut an ihre Umgebung angepasst. In der NS-Ideologie wurden Rassen zunächst idealisiert („nordisch“: angeblich blond, hoch gewachsen, muskulös, blauäugig). Diesem Idealbild entsprach kaum ein Angehöriger der entsprechenden „Rasse“ („blond wie Hitler, groß wie Göbbels, schlank wie Göring“). Weiterhin wurden „Rassen“ massiv sozial gewertet und unterschieden in „Herrenrassen“ und „Untermenschen“. Eine solche Wertung ist biologisch in keiner Weise haltbar. Durch genetische Untersuchungen hat sich inzwischen herausgestellt, dass die genetischen Unterschiede innerhalb einer Bevölkerungsgruppe erheblich größer sein können als die genetischen Unterschiede zwischen Angehörigen verschiedener Bevölkerungsgruppen. Eine genetische Abgrenzung von Rassen bei Menschen erscheint dadurch wenig sinnvoll. Schülerbuch Seite 43 1000 km nordöstlich von den GalapagosInseln liegt die kleine Kokos-Insel. Sie bietet ebenfalls verschiedenste Lebensräume, dennoch existiert dort nur eine Finkenart. Finden Sie eine begründete Erklärung. aa Adaptive Radiation ist an eine Unterbrechung des Genflusses gebunden. Da diese Bedingung nur auf dem Galapagos-Archipel mit den zahlreichen kleinen Inseln aber nicht auf der mehrere hundert Kilometer entfernten, allein im Ozean liegenden Kokos-Insel gegeben ist, konnten sich hier trotz der vielen verschiedenen Lebensräume unterschiedliche Rassen, aber nicht unterschiedliche Arten entwickeln. 2 Im Malawi-See in Ostafrika, der vor ca. 500 000 Jahren durch einen Grabenbruch entstand, leben 196 nahe verwandte Buntbarscharten, die an verschiedene ökologische Nischen angepasst sind. Erläutern Sie die Evolutions‑ prozesse, die hier zur Artbildung der Buntbarsche geführt haben dürften. aa Auch hier liegt adaptive Radiation vor. Eine Gründerart wanderte in den neu entstandenen See ein und vermehrte sich, da keine Konkurrenz vorhanden war. Die aus der Vermehrung resultierende Konkurrenz führte durch Mutation und Selektion zu einer adaptiven Radiation durch unterschiedliche ökologische Einnischung. Da wohl sehr viele unterschiedliche ökologische Nischen in dem großen See existierten, bildete sich schließlich die große Artenzahl heraus. 3 Erklären Sie das Zustandekommen der unterschiedlichen Schnabelhöhen der Darwin-Finken (Abb. 1 und 2) aus evolutionsbiologischer Sicht. aa Abb. 1 zeigt: Der große Grundfink besitzt (durch Mutationen entstanden) einen sehr stabilen Schnabel, der ihn befähigt, auch große und harte Samen zu knacken. Kleinere Samen sind für ihn wohl uninteressant oder können mit dem großen Schnabel zu schlecht aufgepickt werden, sodass sich seine ökologische Nische nicht mit der des mittleren Grundfinken überschneidet. Die anderen Finkenarten leben entweder auf unterschiedlichen Inseln und machen sich so keine Konkurrenz (Kaktusgrundfinken) und/oder sind an eine andere Nahrungsnische angepasst. Abb. 2 zeigt: Die Schnabelhöhen variieren zwar innerhalb der Finkenarten, die Varianten sind aber auf jeder der Inseln eindeutig abgegrenzt. Daher kann jede der Finkenarten auf ihrer Insel eine andere ökologische Nische besetzen. Auf der Insel Hood kann die Schnabelhöhe stärker innerhalb einer Art variieren, ohne dass sich die Arten Konkurrenz machen. Auf Albemarle sind die Variationsbreiten geringer, da die ökologischen Nischen auf drei Arten aufgeteilt sind. Evolution 9 3 Die Evolution des Lebens auf der Erde Schülerbuch Seite 45 Stellen Sie die Schritte zur Entstehung erster Zellen in einer Grafik zusammen und markieren Sie darin experimentell bestätigte und fragliche Vorgänge. aa Die (hypothetischen) Schritte zur Entstehung erster Zellen: — Chemische Evolution: Entstehung von Biomolekülen (Aminosäuren, Zucker, organische Basen, . . .), die sich zu einer „Ursuppe“ lösen. — Entstehung von Makromolekülen (Proteino­ide, RNA- und DNA-Abschnitte) — Bildung von Hyperzyklen: bestimmte RNA-Arten katalysieren die Bildung von bestimmten Proteinen, die wiederum die Entstehung eben dieser RNAs. Daher reproduzieren sich diese Arten mit ihrer spezifischen Aminosäuren- bzw. Nukleotidsequenz. — Abgrenzung dieser RNA- und Proteinarten durch membranähnliche Umhüllungen aus Proteinoiden; so entstehen Protobionten. Sie können sich reproduzieren und Stoffe aufnehmen und abgeben, weisen also erste Merkmale von Lebewesen auf (Reproduktion, Stoffwechsel). Sie stehen in Konkurrenz um die organischen Moleküle der Ursuppe. Die stabileren setzen sich darin durch. — Abgrenzung der Protobionten durch echte Membranen. — Evolution von Stoffwechselvorgängen zum Abbau von organischen Molekülen aus der Ursuppe zur Energiegewinnung für Aufbauprozesse: heterotrophe Ernährungsweisen. — Evolution der Fotosynthese. Schülerbuch Seite 46 Diskutieren Sie, wieso man bei heutigen Zellen nicht mehr von einer Endosymbiose sprechen kann. aa Unter einer Symbiose versteht man ein Zusammenleben klar voneinander abgegrenzter Organismen zum gegenseitigen Nutzen. In einer Zelle sind die einzelnen Bestandteile funktionell so stark aufeinander angewiesen, dass eine Abgrenzung nicht mehr vollzogen werden kann. Einzelne Zellorganellen sind keinesfalls lebensfähig. Der Zellkern dient als Träger der genetischen Information auch für die Zellorganellen, die sich durch Teilung vermehren, wie Mitochondrien oder Chloroplasten. In ihrer eigenen DNA ist nur eine sehr begrenzte Anzahl ihrer lebenswichtigen Proteine codiert, die meisten werden nur mithilfe der genetischen Information des Zellkerns im Cytoplasma hergestellt und importiert. 10 Evolution Schülerbuch Seite 47 Die Grünalge Volvox gilt als besonders einfacher Mehrzeller (s. Abb. 1). Beschreiben Sie Bau und Organisation dieser kugelförmigen Alge. aa Bis zu 20 000 Zellen sind durch Plasmabrücken verbunden und umkleiden gemeinsam eine Hohlkugel. Es gibt Zellen, die auf Fort‑ bewegung, Ernährung oder sexuelle Fortpflanzung spezialisiert sind. Tochterkugeln entstehen vegetativ durch Abschnürung von Zellgruppen in das Kugelinnere und werden erst durch das Absterben der Mutterkugel freigegeben. Schülerbuch Seite 49 1 Nennen Sie Eigenschaften der Fledertiere, die die Artenvielfalt und die weite Verbreitung fördern. aa Fledertiere können aufgrund ihrer Flugfähig‑ keit viele verschiedene Lebensräume wie z. B. auch Inseln besiedeln und dadurch in isolierte Lebensräume gelangen. Durch ihre vergleichsweise kurze Generationsdauer und hohe Individuenzahlen können sie sich evolutiv schnell verändern. Die Orientierungsfähigkeit bei Nacht oder völliger Dunkelheit erlaubt den Fledermäusen einen zu NichtFledertieren nahezu konkurrenzlosen Nahrungserwerb. 2 Welche Bedeutung kann die Körpergröße für die unterschiedlichen Einnischungen der Fledertiere haben? aa Große Fledertierarten können entsprechend große Beutetiere überwältigen, die größten Arten die Flughunde können sich auch von energiereichen Pflanzenteilen ernähren. Je nach relativem Wachstum der Körper- und Flügelgrößen verändern sich auch ihre Flug­ eigenschaften. 3 Informieren Sie sich über die unterschiedlichen Merkmale von Fledermäusen und Flughunden und stellen Sie diese in einer Tabelle dar. aa Flughunde können keinen Ultraschall hören, aber sehr gut bei Schwachlicht sehen, da sie große Augen besitzen. Die meisten Flughundarten besitzen keine Schwanzwirbelsäule und keine Schwanzflügelhaut, aber im Gegensatz zu Fledermäusen eine Kralle am zweiten Finger. Flughunde fressen Früchte und besitzen abgeflachte Backenzähne. Als besonders große Arten können sie pflanzliche Nahrung nutzen. 4 Welche Bedeutung haben gemeinsame bzw. ähnliche Parasiten? aa Die Parasiten verwandter Tierarten sind normalerweise eng miteinander verwandt, da sie von gemeinsamen Vorfahren abstammen und da sich ihre Umwelt unter Umständen nicht so stark verändert hat wie die ihres Wirtes, d. h. gemeinsame, übereinstimmende Parasiten sind ein Hinweis auf Verwandtschaft der Wirte. 5 Charakterisieren Sie die Flugeigenschaften der rechts abgebildeten Fledermausarten. aa Lange und breite Flügel (Großes Mausohr) gehören zu langsamen Fledermäusen, die in Baum- und Buschnähe Nahrung suchen. Arten mit kleinen, schmalen Flügeln sind schnelle Jäger des offenen Luftraumes (Beispiel: Kleiner Abendsegler). 6 Erläutern Sie, wie es in der Evolution ausgehend von Insekten fressenden „Urfledermäusen“ zur Umstellung auf die entsprechend anderen Ernährungsweisen kommen konnte. aa Fledermäuse haben ihre Beuteinsekten überall dort gesucht, wo diese häufig zu finden waren, d. h. an Blumen, Früchten, über Gewässern oder auch parasitische Insekten in der Nähe großer Tierherden. Dadurch kamen sie auch mit anderen möglichen Nahrungsquellen wie Nektar usw. in Kontakt. Einige Arten haben sich entsprechend auf diese anderen Nahrungsquellen umgestellt. Schülerbuch Seite 53 1 Nennen Sie einige einheimische Blütenformen und beschreiben Sie die Koevolution von Blüten und deren Bestäubern. aa Als Beispiele könnten angeführt werden: — Evolution bestimmter Blütenformen und Mundwerkzeuge bestimmter Insekten (s. Zeitskala Abb. 52.1 im Schülerbuch): die sehr offene Form der Fliegen- und Käferblüten setzt keine bestimmten Mundwerkzeuge der Insekten voraus und führt daher zu keiner Spezialisierung bei Blüten und Insekten. Viele ursprüngliche Blüten und Insekten zeigen diese Merkmale. Im Quartär erfolgt bei bestimmten Gruppen von Blütenpflanzen die Evolution enger röhrenförmiger Blüten und führt zur Evolution von Saugrüsseln verschiedener Länge bei Bienen, Hummeln und Schmetterlingen. Im Gegenzug bilden verschiedene Blüten „Landeplätze“ für Bienen und Hummeln aus. Bestimmte Hummelblüten, z. B. bei Bohnengewächsen wie der Erbse, öffnen sich nur unter einem relativ großen Gewicht und können nur von besonders schweren Hummel‑ arten bestäubt werden . — Ein Extrembeispiel dürfte die aus der Ökologie bekannte Entwicklung der Mimikry der Ragwurz-Blüte sein, deren Blütenform zu einer enormen Ähnlichkeit mit den Weibchen einer bestimmten Fliegenart geführt hat, von deren Männchen sie allein bestäubt wird. Schülerbuch Seite 53 — Zettelkasten 1 Belegen Sie anhand der Diagramme, dass Heliconius-Weibchen Blätter ohne Flecken oder Eier bevorzugen. aa Heliconius-Weibchen legen schon nach kurzer Zeit Eier auf unbesetzten oder fleckenfreien Blättern ab, während sie lange zögern, wenn sich auf den Blättern bereits Eier oder eiartige Flecken befinden. Schülerbuch Seite 55 1 Werten Sie die in Abbildung 1 und in der Randspalte dargestellten experimentellen Befunde aus. aa Abbildung 1 zeigt, dass der Parasitenbefall besonders stark reduziert wird, wenn das Nistmaterial wöchentlich ausgetauscht wird. Entfernt man regelmäßig die frisch eingetragenen Blätter, steigt der Parasitenbefall besonders stark an. Da der Parasitenbefall bei Zugabe von frischen Kräutern geringer ist, ist deren Wirksamkeit als Insektizid belegt. Die Abbildung in der Randspalte belegt, dass Vögel, die ihren Schnabel nicht richtig schließen können, ihre Federn nicht erfolgreich von Parasiten säubern können. Evolution 11 4 Evolution des Menschen Schülerbuch Seite 57 1 Begründen Sie, warum anhand der Schmelztemperaturen (s. Abb. 1) ein Rückschluss auf verwandtschaftliche Beziehungen möglich ist. aa Die Schmelztemperatur des DNA-Doppelstranges korreliert mit der Anzahl ausgebildeter Wasserstoffbrückenbindungen komplementärer Basenpaare im Inneren der DNA. Hybrid-DNA ähnelt der originalen DNA, allerdings nur in den Bereichen, in denen komplementäre Basenpaare übereinstimmen. Nur hier bilden sich Wasserstoffbrückenbindungen aus. Je ähnlicher die Einzelstränge der Hybrid-DNA sind, desto mehr komplementäre Basenpaare existieren und umso enger sind die beiden untersuchten Arten verwandt. Dies hat zur Folge: Je stärker die Wasserstoffbrückenbindungen in der Hybrid-DNA ausgebildet sind, desto enger ist die zu vermutende Verwandtschaft. Die aufgelisteten Schmelztemperaturen (Zettelkas­ ten) ermöglichen daher einen Rückschluss auf verwandtschaftliche Beziehungen der untersuchten Arten. So sind z. B. Mensch und Schimpanse näher miteinander verwandt als etwa Mensch und Orang-Utan. Schülerbuch Seite 59 Vergleichen Sie Mensch und Schimpanse hinsichtlich Lebensraum, Fortbewegung, Nahrung sowie Verhalten und stellen Sie eine Beziehung zur Anatomie her. Inwieweit lassen solche Vergleiche auch Rückschlüsse auf das Verhalten ausgestorbener Hominiden zu? aa Lebensraum: Mensch besiedelt alle Lebens‑ räume, Schimpanse mittleres Afrika; Fortbewegung: Mensch hat aufrechten Gang, Schimpanse geht am Boden überwiegend auf vier Beinen (Knöchelgang); Nahrung: Mensch ist Allesfresser; Schimpanse ebenso; Verhalten: Mensch und Schimpanse haben Sozialverhalten (Gruppenbildung, . . .), Kommunikation über Laut- und Körpersprache. Aufgrund der Anatomie lassen sich zum einen die unterschiedlichen Fortbewegungsarten von Mensch und Schimpanse erklären. Aufgrund besonderer anatomischer Anpassungen, z. B. doppel-S-förmige Wirbelsäule, zentrales Hinterhauptsloch, Standfuß, Schwerpunktsverlagerung, ist nur der Mensch zum aufrechten Gang befähigt, für Schimpansen ist dieser nur unter hohem Kraftaufwand möglich. Auch die Ernährungsweise von Mensch und Affe lässt sich mithilfe anatomischer Gegebenheiten erklären. So besitzen beide ein heterodontes Gebiss, d. h. ihr Gebiss enthält verschiedene Zahntypen (Schneide-, Eck- bzw. Fang- und Mahlzähne), die für alle Nahrungsarten geeignet sind. Gerade derartige anatomische Rückschlüsse sind für die Hominidenforschung von entscheidender Bedeutung, so können z. B. 12 Evolution Gebissfunde Ernährungsformen ausgestorbener Hominiden erklären oder Schädelfunde aufgrund der Lage des Hinterhauptsloches Vermutungen über den aufrechten Gang zulassen. Schülerbuch Seite 63 Recherchieren Sie im Internet nach verschiedenen hypothetischen Stammbäumen des Menschen und vergleichen Sie deren Ergebnisse. aa Im Internet finden sich verschiedene hypothetische Stammbäume des Menschen. Oftmals variieren Zeitangabe oder verwandtschaftliche Beziehungen einzelner Arten deutlich. Gerade neue Fossilienfunde können stammesgeschichtliche Beziehungen einzelner Hominiden in Frage stellen oder sogar revidieren. Stammbäume ändern sich dadurch massiv. So galt z. B. lange Zeit der Neandertaler als direkter Vorfahre des heutigen Menschen. Neuere Fossilienfunde zeigten aber, dass dies nicht so ist. „Artbenennung ist bei Fossilfunden besonders schwierig“. Erläutern Sie diese Aussage unter Berücksichtigung der Inhalte aus den Abbildungen 1 und 2. aa Zur Artbenennung von Fossilienfunden können überwiegend nur anatomische Merkmale herangezogen werden. Gerade das Gehirnvolumen erweist sich hierbei als hilfreich. So weist z. B. der Anstieg des Schädelvolumens auf einen höheren Entwicklungsstand der gefunden Art hin. Gehirnvolumina variieren aber, sodass ein genauer Rückschluss auf die Art alleine auf Grundlage derartiger Vergleiche nicht erfolgen kann. Erst durch Zuhilfenahme anderer Gegebenheiten, z. B. Fundort, Werkzeugfunde, Grabbeigaben, ist eine genauere Einordnung möglich. Schülerbuch Seite 65 1 Stellen Sie die wesentlichen Merkmale im Schädel- und Skelettbau von Neandertaler und modernem Menschen gegenüber. aa siehe Tabelle Neandertaler Mensch Körperbau gedrungen, muskulös, ca. 1,5 m grazil, damals ca. 1,75 m Schädelform lang, niedrig hoch, rund Oberaugenwülste vorhanden fehlen Kinn fliehendes Kinn Vorspringen des Kinns Gehirn— volumen 1200 —1700 cm2 1200 —1450 cm2 2 Stellen Sie einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Körperbau des Neandertalers, seiner Verbreitung und dem damaligen Klima her. aa Der gedrungene Körperbau und die damit verbundene relativ kleine Körperoberfläche können ein Vorteil bei eiszeitlichen Lebensbedingungen sein, da dadurch die Wärmeabgabe reduziert ist. Allerdings konnte auch der moderne Mensch diese klimatischen Bedingungen vertragen, da Feuergebrauch und Kleidung die Anpassungsunterschiede verringerten. 3 Leiten Sie aus dem Bau der abgebildeten Kehlköpfe ab, warum der Neandertaler wahrscheinlich anders gesprochen hat als der moderne Mensch. aa Für die Stimmbildung und die Ausformung verschiedener Tonhöhen ist die Lage des Rachenraumes entscheidend. Je tiefer der Kehlkopf nach unten verlagert wird, desto länger ist der tonerzeugende Rachenraum und desto tiefer sind die erzeugten Töne. Wie man aus der Schädelbasis-Form erschließen konnte, ist der Rachenraum der Neandertaler wesentlich kürzer als der des modernen Menschen gewesen. Neandertaler konnten wahrscheinlich keine tiefen Vokale produzieren. 4 Deuten Sie die Befunde. aa Die mt-DNA-Analyse zeigt keinen Überlappungsbereich der Kurven von Neandertaler/ Mensch und Mensch/ Mensch. Demnach hat es keine genetische Vermischung gegeben. Eine fruchtbare Kreuzung findet nur unter Individuen der gleichen Art und deren Unterarten statt. Stuft man den Neandertaler als eigene Art ein, hält man also eine Vermischung mit anatomisch modernen Menschen für nicht möglich. Der Neandertaler ist dann eine Schwesterart, aber kein direkter Vorfahre des heutigen Menschen. Schülerbuch Seite 66 Erläutern Sie die Selektionsvorteile sozialer Strukturen für den Verlauf der Human‑ evolution. aa Soziale Strukturen lieferten unseren Vorfahren offenbar entscheidende Selektionsvorteile. So erwies sich beispielweise das Leben in Kleingruppen als vorteilhaft gegenüber verschiedenen Umwelteinflüssen. Zum einen bietet die Gruppe Sicherheit durch Angreifer, zum anderen hilft sie z. B. Nahrungsengpässe (Arbeitsteilung) abzumildern, den Nachwuchs zu schützen oder bietet Fortpflanzungsmöglichkeiten zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern. Ohne Kommunikation wäre allerdings ein Gruppenleben nicht möglich, es ist Grundvoraussetzung für Arbeitsteilung und ein intaktes Sozialverhalten. Gerade in Extremsituationen (z. B. nach Umweltkatastrophen, Klimawandel) helfen Sozialverbände, das Überleben einer Gruppe zu sichern und auf Veränderungen schnell und angemessen zu reagieren. Schülerbuch Seite 70/71 1 Erklären Sie anhand einiger Skelettmerkmale (Abb. 1), weshalb Archaeopteryx als „Brückentier“ bzw. „Mosaiktyp“ bezeichnet wird. aa Es wird angenommen, dass sich die Gruppe der Vögel im Erdmittelalter aus Sauriern, also den Reptilien, entwickelt hat. Weil sich im Skelett des Archaeopteryx „mosaikartig“ Merkmale beider Tiergruppen finden lassen, wird er als Hinweis dafür herangezogen, dass zwischen beiden Gruppen eine Verbindung besteht („Brückentier“). Reptilienmerkmale des Archaeopteryx: knöcherner Kiefer mit Zähnen, lange Schwanzwirbelsäule mit freien Wirbeln, freie Rippen (keine Versteifungsfortsätze, flaches Brustbein ohne Kiel, freie Finger mit Krallen, Mittelfußknochen nicht verwachsen . Vogelmerkmale des Archaeopteryx: Form des Schädels (große Augenhöhlen), Flügel, Federn, Schlüsselbeine zum Gabelbein verbunden (in Abbildung nicht zu erkennen), Handskelett mit nur drei Fingern, Bein- und Fußform (nach hinten gerichtete erste Zehe), Vogelbecken. Moderne Untersuchungen über die Flugfähigkeit von Archaeopteryx erbrachten kontroverse Ergebnisse. So zeigte es sich, dass seine Knochen sehr dicht und parallelfaserig waren. Ihre Durchblutung war nur sehr spärlich, fast wie bei einer Eidechse. Dies deutet eher darauf hin, dass Archaeopteryx ein gefiederter flugfähiger Saurier war, der aufgrund seines Skelettbaus aber nicht so lange fliegen konnte wie die Vögel. Im Gegensatz zu dieser Meinung zeigen com‑ putertomografische Untersuchungen des Gehirnschädels, dass die für das räumliche Sehen und die Muskelkoordination verant‑ wortlichen Gehirnbereiche sowie für Balance wichtige Teile des Innenohres auch bei Archaeo‑ pteryx vergrößert waren. Daraus kann geschlossen werden, dass er durchaus in der Lage war, seine Flugmanöver auch effektiv zu kontrollieren. 2 Erklären Sie, weshalb der Fund aus Solnhofen kurz nach der Veröffentlichung von Darwins „Origin of species“ solch ein Aufsehen erregte. aa Nach Darwins Theorie der Abstammung der Lebewesen von gemeinsamen Vorfahren, sollte es Fossilien geben, die als Übergangsformen bzw. Bindeglieder zwischen verschieden Gruppen von Lebewesen gedeutet werden können. Als Darwin seine Theorie 1859 veröffentlichte, waren solche „missing links“ noch unbekannt. Die Funde in Solnhofen (1860 erste Feder und 1861 erstes Skelett) passten also sehr gut zur Theorie, mit der Darwin erst kurz zuvor in seinen „Origin of species“ Aufsehen erregt hatte und die damals weltweit unter Wissenschaftlern noch sehr kontrovers diskutiert wurde. Evolution 13 3 aa 4 aa 14 Evolution Als der Zoologe Richard Owen das Archaeopteryxskelett für das Londoner Museum für Naturgeschichte erwarb („Londoner Exemplar“), geriet es sofort in den Fokus dieser Auseinandersetzung. Owen selbst, der 1863 die erste Beschreibung des Londoner Exemplars verfasste, stand aufgrund seiner religiösen Überzeugungen der Evolutions‑ theorie ablehnend gegenüber. Er vermied es in seiner Publikation, den Archaeopteryx als ein Bindeglied zwischen Reptilien und Vögeln zu deuten. Erst der Biologe Thomas Henry Huxley interpretierte das Fossil als Beleg für die Evolutionstheorie und es kam zum offenen Streit zwischen beiden Wissenschaftlern, bei dem sich Huxley in öffentlichen Debatten durchsetzte. Huxley, der sich selbst als „Darwins Bulldogge“ bezeichnete, verstand es, seine Thesen sehr scharfsinnig und populär zu formulieren. Dies machte den Weg frei für die Evolutionstheorie und ihre Anhänger in der Öffentlichkeit und auch in den naturwissenschaftlichen Institutionen der Welt. Darwin selbst hielt sich aus diesen Debatten über seine Theorie und den Archaeopteryx weitgehend heraus. Entwickeln Sie ausgehend von Skelett- und Federmerkmalen eine Hypothese darüber, ob Archaeopteryx ein ausdauernder Flieger war. Die Schwungfedern mit den Bogen- und Hakenstrahlen und der typisch asymmetrischen Form [vergl. Abb. 2 a) und 2 b)] wären ein Argument, dass Archaeopteryx ein aktiver und evtl. auch recht guter Flieger war. Auch das Gabelbein als Ansatzstelle für Flugmuskeln würde diese Annahme stützen. Das Fehlen eines knöchernen Kiels am Brustbein als Ansatzstelle für eine kräftige Flugmuskulatur spricht allerdings deutlich gegen eine ausdauernde Flugfähigkeit. So geht man heute eher davon aus, dass Archaeopteryx nur kurze Strecken im Gleitflug bzw. flatternd überwinden konnte. Es existieren zwei Theorien, wie sich die Flugfähigkeit entwickelt haben könnte: 1. Die spitzen Krallen an den Fingern dürften Archaeopteryx befähigt haben, auf Bäume zu klettern, um von dort im Gleitflug wieder nach unten zu kommen. 2. Wegen der gut ausgeprägten Laufbeine wird andererseits diskutiert, ob der Luftraum nicht von flinken Bodenläufern erschlossen wurde, die mit aufgespannten Vorderbeinen Insektenbeute jagten und kurze Distanzen springend und flatternd überwinden konnten. Begründen Sie, ob es sich bei Vogelfedern und Reptilschuppen um homologe Merkmale handelt und wenden Sie die Homologiekriterien an. Das Lagekriterium ist eindeutig gegeben. Sowohl Hornschuppen als auch Federn sind Bildungen der Haut. Das Kriterium der spezifischen Qualität tritt zumindest auf das Baumaterial zu. Beide Strukturen bestehen aus dem Protein Keratin (Horn). Im Feinbau dagegen treten deutliche 5 aa 6 aa Unterschiede auf, denn der relativ einfach gebauten Hornschuppe steht der komplizierte Aufbau der Feder mit ihren mikroskopischen Feinstrukturen gegenüber. Das Kriterium der Kontinuität ist im Blick auf die Feder des Archaeopteryx nicht gegeben. Sie stellt keine Übergangsform zu den Reptil‑ schuppen dar, sondern ist bereits eine funktionell perfekt geformte Schwungfeder. Andere Fossilien gefiederter Saurier haben ebenfalls bereits sehr weit entwickelte Federtypen. Im Blick auf die Embryonalentwicklung könnte man eine gewisse Kontinuität sehen, da sich beide Strukturen aus nahezu gleichen Anlagen entwickeln. Die ursprüngliche Annahme, dass die Vogelfedern eine Weiterentwicklung der Reptilschuppen sind, ist inzwischen sehr umstritten. Heute gehen Wissenschaftler eher davon aus, dass es sich bei der Feder wie auch bei dem Haarkleid der Säugetiere um eigenständige Entwicklungen handelt, die mit den Schuppen der Reptilien nicht homolog sind. Entwickeln Sie eine Hypothese, welchen Selektionsvorteil die Entstehung von Federn aus Reptilschuppen für die zunächst noch flug­ unfähigen Individuen gehabt haben könnte. Federn haben neben der Aufgabe, das Fliegen zu ermöglichen, auch die Funktion der Wärmeisolation. Diese Eigenschaft könnte ein Selektionsvorteil für kleine Raubsaurier gewesen sein, die im schnellen Lauf Insekten jagten. Durch die Wärmeisolation mit Federn kühlten ihre kleinen Körper nicht so schnell aus. Die höhere Körpertemperatur ermög­ lichte einen beschleunigten Stoffwechsel und damit eine größere Schnelligkeit beim Laufen. So konnten sie mehr Insekten erbeuten, eine proteinreiche Quelle, aus der sich der Aufbau von Hornmaterial für weitere Federn „finanzieren“ ließ. Stellen Sie in Stichpunkten dar, wie die Entstehung dieser flugunfähigen Insekten auf dem Kerguelen-Archipel nach den Theorien Lamarcks bzw. Darwins erklärt werden kann. Entwicklung der flugunfähigen Insekten der Kerguelen nach Lamarcks Theorie: — Die Umweltbedingungen auf dem Kerguelen-Archipel sind aufgrund der vielen Stürme nahe der Antarktis für flugfähige Insekten sehr ungünstig, weil sie leicht ins Meer weggeblasen werden. — Die geflügelten Vorfahren verzichteten aus diesem Grund bewusst darauf, ihre Flügel zu gebrauchen und zu fliegen. — Durch diesen „Nichtgebrauch“ wurden die Flügel langsam kürzer und verkümmerten. — Diese durch den Nichtgebrauch erworbene Eigenschaft vererbte sich auf die Nachkommen. aa Entwicklung der flugunfähigen Insekten der Kerguelen nach Darwins Selektionstheorie: — Die Insekten mit verkümmerten Flügeln stammen von geflügelten Insekten ab. — Unter den vielen Nachkommen dieser Insekten („Überproduktion“) traten zufällig einzelne Individuen mit verkümmerten Flügeln auf („Variationen“) — Im Kampf ums Überleben („struggle for life“) auf den stürmischen Inseln hatten diese Individuen einen Selektionsvorteil, denn die geflügelten Insekten wurden leichter von den Inseln weggeblasen („survival of the fittest“). — Insekten mit verkümmerten Flügeln konnten sich mit größerer Wahrscheinlichkeit fortpflanzen („reproduktive Fitness“). — Sie vererbten ihre Flügelform an ihre Nachkommen. Hinweis: Auch aus der Drosophilagenetik sind solche stummelflügligen Mutanten gut bekannt. 7 Erklären Sie, wie es zu genetischen Veränderungen in der mt-DNA kommen kann und leiten Sie die Bedeutung für Stammbaum‑ analysen ab. aa Da mt-DNA (mitochondriale DNA) überwiegend mütterlich vererbt wird, kommt es zu keiner genetischen Rekombination mit väterlichem Erbgut bei der Befruchtung. Dies hat zur Folge, dass Veränderungen der mt-DNA vor allem nur durch Mutationen, d. h. durch spontane, selektionsneutrale Veränderungen der DNA, erklärt werden können. Mutationen häufen sich daher mit der Zeit. Gerade bei der Stammbaumanalyse spielen derartige Veränderungen, die nicht durch sexuelle Fortpflanzung erklärbar sind, eine entscheidende Rolle. Je größer die mt-DNAUnterschiede sind, desto mehr Mutationen müssen stattgefunden haben und desto weiter sind die untersuchten Arten entfernt. Die Vererbung ist daher leichter rekonstruierbar und Verwandtschaftsbeziehungen können so aufgedeckt werden. 8 Interpretieren Sie die Ergebnisse der mt-DNA- Analyse (s. Abb. 5) und vergleichen Sie diese mit dem in Abb. 6 dargestellten Ausbreitungsweg. aa Einer genetischen Distanz von 0,2 entsprechen ca. 100 000 evolutiv getrennte Jahre. Da zwischen Afrikanern und den übrigen Menschen eine derartige genetische Distanz besteht, muss vor 100 000 Jahren eine Auswanderung aus Afrika stattgefunden haben. Von dort gelangten sie vor etwa 60 000 Jahren (genetische Distanz 0,12) nach Eurasien und etwas später nach Australien. Vor ca. 35 000 Jahren begann schließlich die Ausbreitung nach Amerika (0,07). Untersuchungen der mt-DNA konnten somit die „Out of Africa“Hypothese bestätigen. 9 Erläutern Sie die Ursachen, die der Verkürzung der Zugwege — Südeuropa statt Afrika — zugrunde liegen dürften. aa Durch die Erwärmung des Weltklimas liegen die Temperaturen im Winter auch in Südeuropa hoch genug, sodass die Vögel überwintern können. Ob die Weite des Zugs erlernt wird oder genetisch vorgegeben ist wie der Zugweg, ist dabei nicht wichtig. Sollte sie genetisch bedingt sein, ist auch hier eine Evolution zu beobachten: Genetische Varianten, die auf kürzere Zugwege „programmiert“ sind, sind dann im Vorteil und setzen sich in der Population immer weiter durch. Die weniger weit ziehenden Tiere sind jedoch in ihren Sommerquartieren im Vorteil: Sie können zuerst die besten Reviere besetzen und haben auch mehr Nährstoffreserven, da sie auf ihrem (kürzeren) Flug weniger Energie verbraucht haben. Daher können sie ihre Reviere auch besser verteidigen und mehr Eier bilden. Sie haben also eine etwas höhere Fortpflanzungsrate und damit eine etwas größere Fitness im Vergleich zu den Vögeln, die nach Afrika oder in den Nahen Osten ziehen. Damit setzen sich diese Varianten in der Population durch. Diskutieren Sie die Selektionsvorteile der „Südeuropa-Zieher“ gegenüber den „AfrikaZiehern“. aa Wie unter 9 ausgeführt, haben die Kurzstreckenzieher Vorteile bei den Nährstoffvorräten und der Ankunftszeit, die sich positiv auf die Fortpflanzungsrate und damit ihre Fitness auswirken. Vergleichen Sie damit die Selektionsvorteile der „Westzieher“ gegenüber den „Südwestziehern“. aa Westzieher habe einen noch kürzeren Zugweg (s. Pfeil), um in ihre Überwinterungsquartiere zu gelangen, und damit in verstärktem Maße die Vorteile einer früheren Rückkunft und eines geringeren Nährstoffverbrauchs. Finden Sie Gründe dafür, dass sich „Westzieher“ bevorzugt mit anderen „Westziehern“ paaren. aa Da die Westzieher früher aus den Winterquartieren zurückkommen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie sich mit anderen Westziehern und nicht mit den später ankommenden Vögeln verpaaren. Es ergibt sich also eine Art zyklischer Isolation: die Paarungszeiten unterscheiden sich (s. S. 40 im Schülerbuch). Evolution 15 Diskutieren Sie die Gründe, wieso Bastarde von West- und Südwestziehern massive Selektionsnachteile haben. aa Zugzeit und -richtung werden intermediär vererbt. Das heißt für mischerbige Vögel, dass sie in eine „Zwischenrichtung“ ziehen und weder in den durch das maritime Klima Englands günstigen Gebieten noch in den wärmeren Gebieten Spaniens überwintern, sondern in der klimatisch rauen Bretagne und Normandie. Es ist fraglich, ob sie den Winter unter den harten Bedingungen dort überleben; wenn doch, dann ist durch den hohen Nährstoffverbrauch ihre Fortpflanzungsrate stark eingeschränkt. Stellen Sie eine begründete Hypothese dafür auf, dass sich aus den Mönchsgrasmücken zwei getrennte Populationen und eventuell sogar zwei Arten entwickeln könnten. aa Durch die unterschiedlichen Paarungszeiten und die höhere Sterberate der mischerbigen Tiere könnte eine immer weitergehende genetische Isolation einsetzen. Die Art zerfällt in zwei Genpools; Voraussetzung für die Bildung verschiedener Populationen, Rassen und vielleicht sogar Arten. 16 Evolution Stellen Sie an diesem Beispiel eine begründete Hypothese auf, welche Art von Mutationen besonders schnelle Evolution bewirken dürfte. aa Mutationen, die aufgrund zeitlicher Isolation oder anderen Mechanismen genetischer Isolation die beliebige Paarungswahrscheinlichkeit aller Tiere in einem Genpool untereinander einschränken, dürften eine recht schnelle Trennung in unterschiedliche Genpools und damit eine „schnelle“ Evolution bewirken. Diskutieren Sie, welcher Selektionsfaktor sich so schnell verändert hat, dass sich ein Evolutionsvorgang in so kurzer Zeit zeigen konnte. aa Der Selektionsfaktor dürfte die vom Menschen verursachte Klimaveränderung sein. Als Evolutionsfaktor wirkt sie sich sehr schnell und sehr stark auf das Verhalten und die Selektionsvor- und nachteile der genetischen Varianten in einer Population aus. Auch sonst kann der Mensch die Umwelt recht schnell und massiv verändern und damit schnelle Evolutionsprozesse auslösen. Ein Beispiel dafür ist auch der Industriemelanismus (vgl. S. 30/31 im Schülerbuch). Ökologie 1 Populationsdynamik Schülerbuch Seite 75 Berechnen Sie die Bevölkerungszahl der Länder (Abb. 74.1) für das aktuelle Jahr und vergleichen Sie Ihre Ergebnisse mit aktuellen Angaben aus dem Internet. Nehmen Sie vereinfachend exponentielles Wachstum an. aa Allgemein gilt: Nt= N0 •(1 + r)t Als Ausgangswerte werden die Tabellenwerte für das Jahr 2005 genommen. Bsp.: Äthiopien im Jahr 2011 N0 = 78,986 Mio.; t = 6 r = 0,025 N6 = 78,986 Mio. • (1 + 0,025)6 = 91,600 Mio. 2 Ein Bakterium verdoppelt sich alle 20 Minuten. 1012 Bakterien wiegen 1 g. Berechnen Sie unter diesen Voraussetzungen, wie groß die Individuenzahl nach 48 Stunden ist und welche Masse sie auf die Waage bringt. Generationsdauer: 20 Minuten Nach 48 Stunden: aus einem Bakterium werden 144 Generationen N144 = 2144 = 2,2 • 1043 Bakterien Masse: m = 2,2 • 1031g 3 Nennen Sie drei abiotische Faktoren (s. S. 173), die einen Einfluss auf eine Population von Mikro‑ organismen in kleinen Laborkulturen ausüben konnten und erläutern Sie ihre Wirkung. aa z. B. Temperatur, pH-Wert, Sauerstoffgehalt. Artspezifische Toleranzbereiche und Optima beeinflussen das Wachstum. Schülerbuch Seite 81 1 Benennen Sie in Abbildung 1 die Regionen, in denen Menschen zu viel bzw. zu wenig Nahrung aufnehmen. aa optimale Kalorienzufuhr: fleischfarbene Regionen(11 00013 000 kJ/Person). Akute Hungerregionen sind besonders die Regionen Afrikas südlich der Sahara, weitere Gebiete Afrikas sind schlecht versorgt, z. B. Madagaskar. Schlecht versorgt sind in Amerika: Kolumbien, Peru, Venezuela, Bolivien, Guatemala, Paraguay In Asien: Indien, Kasachstan, Mongolei, Usbekistan, einige Bereiche Südostasiens, Jemen. Überernährung gibt es vor allem in Nordamerika und Europa. 2 Pflanzliche Produkte können direkt als Lebensmittel von Menschen verzehrt werden (Primärkilojoule) oder zur „Veredelung“ an Tiere verfüttert werden und dann gegessen werden (Sekundärkilojoule). Um ein Kilojoule tierische Nahrung zu erhalten müssen bis zu sieben Kilojoule Getreide verfüttert werden. Berechnen Sie mithilfe der Abbildung 2, wie viele Primärkalorien ein Deutscher und ein Inder durchschnittlich täglich verzehren. aa Deutschland: 9450 + 7 • 5250 = 46 200 Indien: 8800 + 7 • 5630 = 13 210 3 Erläutern Sie anhand Abbildung 3, wie sich Wohlstand auf die Ernährung auswirkt. aa Reiche nehmen insgesamt mehr Nahrung zu sich, dabei steigt vor allem der Konsum von Zucker, pflanzlichen und tierischen Fetten und Alkohol. 4 Für eine gesunde Ernährung ist nicht nur die Menge, sondern auch ihre Qualität wichtig. Vergleichen Sie die Zusammensetzung der Kost in Abbildung 3 mit der empfohlenen Nahrungszusammensetzung (> 50 % Kohlenhydrate, wenig Zucker, < 30 % Fett, davon gesättigte Fettsäuren < 10 %, 9 — 11 % Eiweiß). aa Reiche: wenig Kohlenhydrate, aber trotzdem zu viel Zucker, zu viel Fett, Eiweiß in sinnvoller Menge; Arme: sehr viele Kohlenhydrate, wenig Fett, Eiweiß in sinnvoller Menge. Die Nahrungszusammensetzung bei der armen Bevölkerung entspricht eher den empfohlenen Werten als die der Reichen, allerdings erhalten die Armen insgesamt zu wenig Nahrung (weniger als 10 500 kJ). 5 Interpretieren Sie die Aussage „ In den Industrieländern herrscht zwar anders als in den Entwicklungsländern Nahrungssicherheit, aber keine Ernährungssicherheit.“ aa Es gibt in den Industrieländern zwar genug Nahrung für die Menschen, sie wählen die Zu-sammensetzung ihrer Ernährung aber nicht angemessen aus. Ökologie 17 2 Biodiversität Schülerbuch Seite 84 Schülerbuch Seite 89 1 Informieren Sie sich über weitere Beispiele für Tiertransfer und erläutern Sie die Auswirkungen, die diese Invasoren verursachen. aa Im Bodensee werden seit 1965 ständig neue „Bewohner“ entdeckt. Vor Kurzem wurde dort z. B. der amerikanische Flohkrebs entdeckt, 1985 der Kaulbarsch und bereits vor 45 Jahren die Dreikantmuschel. Die „Einschleppung“ von Arten bedeutet immer eine Gefahr für das ökologische Gleichgewicht eines Ökosystems. 2 Diskutieren Sie, inwiefern die fortschreitende Globalisierung des Menschen die biologische Invasion von Tieren und Pflanzen beeinflusst. aa Bei den nun eingeschleppten Arten handelt es sich oft um Kleinstlebewesen. Globalisierte Wirtschaftssysteme sorgen heute für ihre weltweite Verbreitung, z. B. durch den Flugund Schiffsverkehr. 1 Finden Sie zu jeder Kategorie der Roten Liste ein konkretes Beispiel. aa Zum Beispiel: 0 Alpen-Widderchen 1 Alpen-Smaragdlibelle 2 Alpenbock 3 Aasliebender Schmal- Augenhornhalb- flügler R Zyginidia pullula G Zygiella montana D Sharliphora amphibola V Sericomyia lappona Schülerbuch Seite 88 1 Informieren Sie sich über weitere Beispiele, die deutlich machen, dass Biodiversität sowohl ein ökologisches als auch ein ökonomisches Gut darstellt. aa Mischwälder z. B. sind gegenüber Umwelteinflüssen widerstandsfähiger als Monokulturen. Ein Sturm kann z. B. eine ganze Fichtenmonokultur zerstören. In einem Mischwald wäre der Grad der Zerstörung viel geringer weil viele Baumarten solchen Stürmen widerstehen. Ähnlich verhält es sich beim Befall durch Schädlinge. Waldbauern, die Mischkulturen anpflanzen, werden entsprechend geringere Verluste nach Stürmen oder nach Schädlingsbefall beklagen müssen. 18 Ökologie Schülerbuch Seite 90 1 Erklären Sie, warum nur stenöke Arten als Zeigerarten infrage kommen. aa Stenöke Arten leben in einem schmalen Toleranzbereich eines Umweltfaktors. 2 Erörtern Sie, inwieweit sich unterschiedliche Toleranzbereiche auch auf das gemeinsame Vorkommen von Arten auswirken (Abbildung 2). aa Arten mit unterschiedlichen Toleranzbereichen kommen nur in wenigen Lebensräumen nebeneinander vor, konkurrieren also nicht. Informieren Sie sich über weitere Indikatorpflanzen und ihre Indikation. Erstellen Sie zur besseren Übersicht eine Tabelle. aa Trockener Boden: Bluthirse, weiße Lichtnelke, Reiherschnabel Staunässe: Ackerminze, Huflattich, Schachtelhalm Boden ohne Sonne: Adlerfarn, Giersch, Gundermann Sandiger Boden: Heidekraut, Kiefer, Königskerze, Wolfsmilchgewächse Ethologie 1 Genetisch bedingte Verhaltensweisen Schülerbuch Seite 98 1 Sammeln Sie weitere Beispiele für angeborene Verhaltensweisen beim Menschen und stellen Sie ihre Bedeutung heraus. aa z. B. Saugreflex: Fähigkeit Nahrung aufzunehmen Schluckreflex: Ermöglicht Nahrungsaufnahme, ohne dabei die Atemwege zu gefährden Lidschlussreflex: Bewahrt Auge vor Verletzungen Husten- und Niesreflex: Befreit Atemwege vor Fremdkörpern Schülerbuch Seite 101 Lösen Sie den Kniesehnenreflex aus. Achten Sie auf die Reihenfolge von Reaktion und bewusster Wahrnehmung. aa Hinweis: Ursachen für das Nichtgelingen des Versuchs können das Nichttreffen der Grube unter der Kniescheibe sein oder die Tatsache, dass die Beinmuskeln nicht entspannt sind. Bei richtiger Durchführung kann die Versuchsperson wahrnehmen, dass das Hochschnellen des Unterschenkels erst wahrgenommen wird, nachdem die Reaktion erfolgt ist. Ein barfüßiger Badegast tritt auf eine Muschelschale. Sofort zieht er den Fuß ruckartig hoch. Fertigen Sie für diesen Reflex ein Schema nach Abb. 1 an und benennen Sie die jeweiligen Organe. aa Reiz = Muschelschale Rezeptor = Hautsinneszellen der Fußsohle Reflexzentrum = Rückenmark Effektor = Oberschenkelmuskulatur Reaktion = Wegziehen des Fußes Der Herzschlag wird beim Menschen durch periodische Signale eines Muskelknotens (Sinusknoten) ausgelöst. Vergleichen Sie diesen Vorgang mit dem Ablauf eines Reflexes. aa Die rhythmische Kontraktion beruht auch auf einer einfachen Nervenschaltung, wird aber nicht durch singulär auftretende Außenreize ausgelöst. Schülerbuch Seite 102 1 Stellen Sie die Unterschiede zwischen einer Reflex- und einer Instinkthandlung heraus. aa Für den Ablauf eines unbedingten Reflexes ist neben dem auslösenden Reiz keine Handlungsbereitschaft (Motivation) nötig. Ein Reflex läuft im Gegensatz zu einer Instinkthandlung formstarr ab. Der Reflexreaktion geht kein Appetenzverhalten voraus. Reflexhandlungen laufen in der Regel viel schneller ab als Instinkthandlungen. Ein Reflex ist beliebig oft wiederholbar, da zwischen der erfolgten Reaktion und den Auslösebedingungen keine Rückkopplung besteht. Der auslösende Reiz für einen Reflex setzt sich meist nicht aus mehreren Komponenten zusammen (Reizmuster) wie bei der Instinkthandlung. Schülerbuch Seite 103 1 Während der Balz trägt das Zebrafinkenmännchen einen kurzen Balzgesang vor. Dessen Häufigkeit ist ein gutes Maß für die Handlungsbereitschaft zur Balz. Einer Gruppe von Tieren wurden operativ die Hoden entfernt. Bei einer Kontrollgruppe führte man nur eine Scheinoperation durch. Anschließend ver­ glich man die Balzaktivität beider Gruppen. a) Beschreiben und deuten Sie den in Abb. 2a dargestellten Befund. b) Die kastrierten Tiere erhalten viermal in kurzer Folge Testosteron. Interpretieren Sie das Ergebnis aus Abb. 2b. a) Bei der Kontrollgruppe, bei der eine Scheinoperation durchgeführt worden ist, zeigt sich in den ersten etwa 3 Wochen eine stark verminderte sexuelle Aktivität bei etwa 10 % des Ausgangswertes vor der Operation. Danach findet sich eine exponentielle Steigerung auf 25 % innerhalb etwa einer Woche, über 50 % nach 5 Wochen, der Ausgangswert wird nach etwa 7 Wochen nach der Operation wieder erreicht. Anscheinend hatte die Scheinoperation nur während der direkten Operationsfolgen einen Einfluss, der nach etwa 7 Wochen allerdings nicht mehr feststellbar ist. Bei der Kastratengruppe findet sich in den ersten 3 Wochen eine geringe sexuelle Aktivität bei etwa 10 % des Ausgangswertes, vergleichbar mit den Vögeln der Kontroll-gruppe. In der 4. Woche findet sich der Gipfel der sexuellen Aktivität der Kastratengruppe, bei etwa 25 % der sexuellen Aktivität des Ausgangswertes. Anschließend fällt der Wert rasch wieder ab, nach 6 Wochen sind es etwa noch 5 % des Ausgangswertes ,nach 12 Wochen ist praktisch keine sexuelle Aktivität mehr festzustellen. Der Gipfel nach der 4. Woche lässt sich möglicherweise so erklären, dass nach der Genesungszeit nach der Operation das zuvor von den Hoden noch gebildete Testosteron wirkte, in der Folgezeit aber abgebaut wird, sodass die sexuelle Aktivität dann rasch zum Erliegen kommt. Ethologie 19 20 Ethologie b) Nach 4 Einzelgaben von Testosteron bei Kastraten steigt innerhalb von 3 Tagen die sexuelle Aktivität bis auf etwa 50 % des Ausgangswerts an. Anschließend fällt sie rasch bis zum 7. Tag wieder auf etwa 10 % ab. Erstes augenscheinliches Ergebnis dieses Versuches ist, dass Testosteron die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von sexueller Aktivität entscheidend erhöhen kann. Der langsame Anstieg lässt darauf schließen, dass es sich anscheinend um einen komplexen Prozess handelt, der nicht ausschließlich vom Testosteron gesteuert wird. (Anmerkung: Eine andere Möglichkeit könnte auch das langsame Erreichen des notwendigen Testosteronspiegels im Blut nach Resorption des Testosterons nach Injektion in das Fettoder Muskelgewebe sein). Wie im ersten Versuch sinkt die sexuelle Aktivität dann rasch wieder, was darauf schließen lässt, dass das Testosteron abgebaut wird. Schülerbuch Seite 104 1 Eine rote Schnabelattrappe, die am Ende weiß geringelt ist, weist mehr Pickreaktionen auf als eine naturgetreue Attrappe. Erklären Sie dies aus ethologischer und evolutionsbiologischer Sicht. aa Der Stab stellt einen Schlüsselreiz dar, der stärker wirkt als der natürliche Reiz (übernormale Attrappe). Da der natürliche Schnabel neben der Auslösewirkung für die Pick‑ reaktionen der Vogeljungen noch anderen Anforderungen gerecht werden muss (Gefiederpflege; Nahrungsaufnahme u. a.) und auch für Fressfeinde nicht besonders auffällig sein soll, stellt er aus evolutionsbiologischer Sicht eine Kompromisslösung dar, um auch diese Aufgaben erfüllen zu können. 2 Lernen macht flexibel Schülerbuch Seite 107 1 Interpretieren Sie die nebenstehende Grafik, in der ausgehend von der Entwicklungsnorm 13 Monate alter Kinder die Entwicklungsprofile eines Heim- und eines Familienkindes gezeigt werden. aa Die Grafik verdeutlicht in anschaulicher Weise, dass die Entwicklung eines Heimkindes in Bezug auf verschiedene Entwicklungsalter im Vergleich zu der eines Familienkindes deutlich und zum Teil sogar beträchtlich zurückbleibt. Schülerbuch Seite 108 Beschreiben Sie, wie sich die Reaktion herangewachsener Spitzmäuse bei Aufforderungen zur Karawanenbildung entwickelt. aa Jungspitzmäuse zeigen das Festbeißen im Fell des Muttertieres oder der Nestgeschwis­ ter ab dem 6. Lebenstag. Diese Handlung ist genetisch bedingt, denn sie erfolgt auch bei isolierter Aufzucht durch eine artfremde Amme. Die Reaktion ist unspezifisch und noch nicht auf ein bestimmtes Objekt gerichtet, weil sie nach vorheriger Aufforderung auch durch verschiedene Attrappen ausgelöst werden kann. Bei 8 bis 14 Tage alten Spitzmäusen ist der artgemäße Geruch für das Auslösen des Zubeißens erforderlich. Artfremde Tiere und Attrappen werden als Zubeißobjekt nur mit diesem Duft akzeptiert. Nach dem 15. Tag reagieren die Jungtiere offenbar auf den Individualgeruch der Zubeißobjekte, da nur noch Nestgeschwister oder die Mutter (bei artfremder Aufzucht die Amme) ein Verbeißen auslösen und unbekannte Attrappen angedroht werden. Die zunächst auf kein bestimmtes Objekt gerichtete genetisch fixierte Handlung ist ab diesem Zeitpunkt also auf Familienmitglieder, die wohl über den Geruch erkannt werden, als Zubeißobjekte festgelegt. Leiten Sie aus den Versuchen ab, inwieweit man bei der Karawanenbildung der Spitzmäuse von Lernen durch Prägung sprechen kann. aa Das Prägungslernen ist als obligatorisches Lernen charakterisiert durch die sensible Phase, in der die Erfahrung gemacht werden muss, die dann meist zeitlebens irreversibel behalten wird. Für die Jungtiere wurde gezeigt, dass sie lernen, ihre Verwandten über den lndividualgeruch zu erkennen. Die sensible Phase hierfür liegt zwischen dem 10. und 15. Tag, wobei zuerst der Artgeruch und danach der lndividualgeruch der Nestinsassen erlernt wird. Dass eine Prägung auf andersartige Nestinsassen möglich ist, kann als Beleg für das Erlernen der Verwandtenerkennung als Teil des Verhaltens der Karawanenbildung seitens der Jungtiere gelten. Dass das Verhalten während der Beobachtungszeit nicht geändert werden kann, auch wenn die jungen Hausspitzmäuse von der Hausmaus­amme zur Mutter zurückgesetzt werden, kann als Hinweis für die lrreversibilität der Prägung gelten. Inwieweit das Verhalten der Karawanenbildung damit auf Dauer irreversibel geprägt ist, lässt sich anhand der Versuchsergebnisse nicht angeben, da das Verhalten mit dem 21. Tag erlischt. Erläutern Sie die biologische Bedeutung der dargestellten Verhaltensweise. aa Das Verhalten gewährleistet in der Zeit, in der die Jungtiere noch von der Mutter betreut werden, dass der Wurf bei Gefahr komplett umziehen kann. Durch die Karawanenbildung weiß jedes Jungtier, wo es hin muss und geht nicht verloren. Die Mutter könnte auch, wie z. B. beim Eichhörnchen, die Jungen einzeln von Nest zu Nest geleiten oder transportieren, hätte dann aber einen viel höheren Energieaufwand. Schülerbuch Seite 110 1 Bienen zeigen Blütentreue, d. h. sie fliegen zu einer bestimmten Zeit nur Blüten einer Art an, bis dieser Nektarvorrat erschöpft ist. Interpretieren Sie dieses Verhalten aus ethologischer Sicht. aa Bei einem Blütenbesuch kommt eine Antenne mit Nektar (unbedingter Reiz) in Berührung und das darauf folgende Ausrollen des Rüssels ermöglicht eine Futteraufnahme. Durch die damit verbundene Information über das Vorhandensein von Nektar lernt die Biene den Duft (neutraler Reiz) einer Blüte und wird weitere jener Sorte besuchen (Blütentreue). Mit exakt diesem Vorgang auf der Blüte konditioniert sich die Biene selbst auf einen Blütenduft (nun bedingter Reiz). Sie hat nun das Ziel, den gespeicherten Duft aufzuspüren, welcher eine Belohnung in Form von Futter verspricht (Bedingte Appetenz). Schülerbuch Seite 111 1 Nach einem schmerzhaften Arztbesuch beginnt ein dreijähriges Kind zu schreien, als es einige Tage später im Supermarkt einem Verkäufer im weißen Kittel begegnet. Interpretieren Sie dieses Verhalten aus ethologischer Sicht. aa Die schmerzhafte Behandlung beim Arzt stellt eine negative Erfahrung für das Kind dar. Es trat ein Lernvorgang in Form einer klassischen Konditionierung ein. Der ursprünglich neutrale Reiz „weißer Kittel“ wird durch die schlechte Erfahrung zum bedingten Reiz für Schmerz. Das Kind reagiert mit einem Meideverhalten, indem es zu schreien be­ ginnt. Man bezeichnet diesen Lernvorgang als bedingte Aversion. 2 Erstellen Sie eine Dressuranleitung, um einer Ratte beizubringen, dass sie nur auf einen runden Hebel, nicht aber auf einen eckigen Hebel drückt. Ethologie 21 aa Die Ratte befindet sich in einer Skinner-Box, die zuerst nur einen runden Hebel enthält. Bei zufälligem Betätigen des runden Hebels bekommt sie eine Belohnung (Futter). Dies wird so lange eingeübt, bis sich die Ratte in der Kannphase befindet. Nun wird zusätzlich ein eckiger Hebel eingesetzt bei dessen Betätigung die Ratte eine Bestrafung (Stromschlag) erhält. Sie wird fortan nur noch den runden Hebel drücken. 3 Überlegen Sie sich zu den vier Konditionierungsarten der nebenstehenden Tabelle anschauliche Beispiele. aa Bedingte Appetenz: z. B. Katze, die immer zum Nachbarhaus läuft, um Futter zu erhalten. Bedingte Aversion: Pferd, das an einer Stelle scheut, da es sich dort verletzt hat. Bedingte Aktion: Seehund, der ein Kunststück vorführt, um dann einen Fisch zu erhalten. Bedingte Hemmung: Hund, der nicht mehr wildert, da er sonst bestraft wird. Schülerbuch Seite 114 1 So groß die Formenvielfalt der Buntbarsche ist, so groß ist auch die Vielfalt ihrer Verhaltensweisen. Erstellen Sie ein einfaches Ethogramm über die von Ihnen beobachteten Verhaltensweisen (Revierverhalten, Fressverhalten, Paarungsverhalten, ...) über einen bestimmten Zeitraum aa Individuelle Lösung 2 Gibt es Unterschiede in der Häufigkeit territorialer Verhaltensweisen in der Gruppe? aa Individuelle Lösung 3 Ermitteln Sie die Häufigkeit von Verhaltensweisen zur Territoriumspflege. Treten dabei Unterschiede zwischen den einzelnen Tieren der Gruppe auf? aa Individuelle Lösung 4 Planen Sie innerhalb einer Vierergruppe wie der Versuch ablaufen soll. Legen Sie auch die Art der Protokollierung fest. aa Möglicher Ablauf: alle 30 Sekunden wird der Aufenthalt der Tiere protokolliert, es zählt der Kopf. 5 Vergleichen Sie Ihre Daten mit der folgenden Abbildung. Erläutern Sie die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen. aa Im gezeigten Versuch sind zwei Paare vorhanden, die die Sektoren 1 und 2 bzw. 9 und 10 besetzen. 6 Überlegen Sie sich eine theoretische Versuchsanordnung, in der sich überprüfen lässt, ob diese Verhaltensweise angeboren oder erlernt ist. aa Kaspar-Hauser-Buntbarsche verschiedener Entwicklungsstufen (um auszuschließen, dass es sich um Reifung handelt) werden zueinandergebracht. Es wird beobachtet, ob sie paarweise schwimmen. 22 Ethologie 7 Variieren Sie den Versuchsaufbau, um weitere Aussagen zur Erklärung des beobachteten Verhaltens zu erhalten. aa In den entgegengesetzten Bereichen könnten Tonscherben als Höhlen angeboten werden; evtl. kann der Versuch auch wiederholt werden, wenn Jungfische vorhanden sind. 8 Geben Sie nun wiederholt laichbereite Weibchen in das Aquarium und beobachten Sie, in welches der beiden Nester sie ablaichen. aa Mit hoher Wahrscheinlichkeit laichen die meis­ten Weibchen in dem Nest vor dem größeren Männchen. 9 Erläutern Sie das Ergebnis aus ethologischer Sicht. aa Die Weibchen suchen sich die größten Männchen aus, da ein größeres Männchen die Brut besser vor Räubern verteidigen kann. Schülerbuch Seite 115 Ermitteln Sie die Anzahl der Fälle, in denen sich die Maus in Quadraten mit bzw. ohne Wandkontakt aufhält (Messwert fM). aa Meistens erbringen die Versuche für den Wandbereich höhere Werte als für die Mitte. Zur Berechnung wird die Anzahl der Aufenthalte in einem Bereich durch die Gesamtzahl der Messwerte dividiert und das Ergebnis mit 100 multipliziert. Der Erwartungswert fE (siehe statistische Auswertung) ergibt sich aus der Anzahl der Rasterquadrate für die beiden Bereiche (zu beachten: 5 • 20 Messwerte). aa Bei 100 Messwerten ergeben sich z. B. folgende Erwartungswerte: 28 Wandfelder: 28/64 x 100 = 44 36 Mittefelder: 36/64 x 100 = 56 Werten Sie die Versuche mit dem χ2-Test aus (siehe Kasten). aa In der Regel sind die im Versuch beobachteten Aufenthalte im Wandbereich deutlich häufiger als statistisch zu erwarten. Sie stützen also die Hypothese. Die Beweiskraft der Werte kann ohne statistisches Verfahren nicht abgeschätzt werden. Zur Erläuterung der statistischen Auswertung Rechenbeispiel für folgende Messwerte: 59 Aufenthalte im Wandbereich, 41 Aufenthalte in der Mitte: fE fM (fM — fE)2 fE Wand 44 59 (59 — 44)2 = 5,11 44 Mitte 56 41 (41 — 56)2 = 4,02 56 chi2-Wert: = 0,913 4 Überprüfen Sie mit dem χ2-Test, ob die Abweichung von der Erwartung in diesem Versuch signifikant ist. aa Ein Vorgehen entsprechend Aufgabe 3 ergibt folgende Werte: χ2-Wert: 14, 29, 4 Freiheitsgrade, Irrtumswahrscheinlichkeit: 0,01. 5 Erläutern Sie die biologische Bedeutung im Verhalten der Mäuse bei beiden Versuchs­ anordnungen. Beschreiben Sie jeweils proximate und ultimate Ursachen. aa Mit diesem Versuch kann untersucht werden, ob wirklich das Kriterium „Wand“ von ausschlaggebender Bedeutung ist oder die äußere Begrenzung des Areals in beliebiger Form zu einem bevorzugten Aufenthalt führt (Erkennen der Wand und Reaktion darauf als proximate Faktoren). In der Regel ergeben alle Versuche eine deutliche Bevorzugung der Wandbereiche. Der Vorteil für die Tiere liegt in einem besseren Schutz vor Fressfeinden (ultimate Ursachen). Ethologie 23 3 Individuen und soziale Gruppen Schülerbuch Seite 117 Schülerbuch Seite 120 1 Finden Sie Nachteile des Zusammenlebens, welche die Gruppengröße beschränken. aa Mit zunehmender Gruppengröße steigt der Konkurrenzdruck um die vorhandenen Ressourcen, wie z. B. Nahrung. Dies führt dazu, dass größere Gebiete durchstreift werden müssen, um genügend Nahrung zu finden. Somit ist der Energieaufwand für den Nahrungserwerb für das einzelne Tier höher. Auch kann es bei der Partnerwahl zur Konkurrenz und damit zu aggressivem Verhalten z. B. durch die Ungleichverteilung des Aggressionserfolges unter den Tieren kommen. In größeren Gruppen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Parasiten sich verbreiten können. (s. Schülerbuch S. 119). Nicht zuletzt sind größere Gruppen von Feinden leichter zu entdecken. 2 Ordnen Sie den verschiedenen Formen sozialer Verbände (Abb. 3) einige analoge Beispiele aus dem Bereich des menschlichen Verhaltens zu. aa Aggregation: Wartezimmer, anonymer, offener Verband: Kreuzfahrtschiff, Zug, anonymer, geschlossener Verband: Veranstaltungen, an denen nur bestimmte Leute zugelassen sind, individualisiert: Familie, Arbeitsgruppe, Verein 1 „Würde ich mein Leben opfern, um meinen Bruder zu retten? Nein. Aber für zwei Brüder oder acht Cousins würde ich es tun“. Begründen Sie, warum der britische Genetiker J. B. S. Haldane diese Antwort gegeben hat. aa Diese Aussage basiert auf der Idee der „kin-Selection“. Jede Person hat mit ihren Geschwistern 50 % der Gene gemeinsam. Der Verwandtschaftsgrad beträgt r =0,5. Somit würde das Retten zweier Brüder eine direkte Fitness von 2 x 0,5 =1 ergeben. Mit einem Cousin hat man 12,5 % der Gene gemein. Hier müsste man nach 8 x 0,125 = 1 acht Verwandte retten, um den Verlust der eigenen Gene zu kompensieren. Schülerbuch Seite 119 1 Formulieren Sie eine begründete Aussage über die Veränderung der Gruppengröße bei Vögeln, wenn einer Gruppe künstlich Versteckmöglichkeiten angeboten werden. aa Bei zusätzlichen Verstecken nimmt das Risiko, einem Raubfeind zum Opfer zu fallen, ab. Es muss weniger Zeit zum Sichern aufgewandt werden. Somit sollte die Schwarmgröße abnehmen. Dies wurde anhand von Versuchen nachgewiesen. 2 Bachstelzen, Krähen, Häher und Elstern verlassen ihre Territorien und bilden Schwärme, wenn die Nahrungsbedingungen in ihren Territorien schlechter werden. Finden Sie eine Erklärung für dieses Verhalten. aa Schwarmverhalten beruht auf einer KostenNutzen-Rechnung. Bei reichlich vorhandener Nahrung und überschaubaren Revieren ist der Nutzen einer Schwarmbildung eher gering. Größere Reviere, die zwangsläufig bei Nahrungsmangel verteidigt werden müssen, stellen einen großen Kostenfaktor dar, während gleichzeitig der Nutzen der Schwarmbildung steigt: gemeinsame Nahrungssuche erhöht den Erfolg und außerdem ist das einzelne Tier besser vor einem Raubfeind geschützt. 24 Ethologie Schülerbuch Seite 123 1 Die Leipziger Wissenschaftler wollten untersuchen, ob altruistisches Verhalten angeboren ist. Interpretieren Sie die Ergebnisse dahingehend. aa Die Untersuchungen von Schimpansen als Mensch-Tier-Vergleich (siehe Schülerbuch Seite 100) geben Hinweise darauf, ob eine Verhaltensweise angeboren ist, wenn beide sie zeigen. Da bei den Schimpansen altruistisches Verhalten beobachtet wurde, kann man vermuten, dass eine angeborene Komponente vorliegt. Bei Kleinkindern müsste man allerdings zuvor ausschließen, dass keine Beobachtung dahingehend stattgefunden hat. Schülerbuch Seite 125 1 „Ich weiß nicht, was ich gesagt habe, bevor ich die Antwort meines Gegenübers gehört habe.“ Diskutieren Sie die Aussage dieses Zitats. aa Grundsätzlich bringt dieses Zitat die Fähigkeit zur Reflexion zum Ausdruck. Schülerbuch Seite 127 1 Beschreiben Sie, auf welche Weise Kosmetik, Mode und Schönheitschirurgie im Dienste der Signalfälschung stehen. aa Im Rahmen der Partnerwahl werden von Männern zum Teil Signale ausgewertet, die indirekt auf Jugendlichkeit, Fruchtbarkeit und Gesundheit schließen lassen. Hierzu gehört weiche, glatte Haut, lange Beine (junge Frauen besitzen im Vergleich zum Körper die längsten Beine) und naturfarbene (nicht graue) Haare. Darüber hinaus werden Sexualauslöser bewertet, die ein Interesse am männlichen Partner verraten. Dazu gehören errötete Wangen und Lippen, auffallende Augen und viel freie Haut. All diese Merkmale werden seit Jahrtausenden durch Kosmetik und seit Jahrzehnten durch plastische Chirurgie gefälscht. Durch Rouge und Lippenstift werden Signale verstärkt und permanent ausgesendet. Haare werden gefärbt, Fältchen gestrafft. Ein derart zurechtgemachter Mensch ist im ethologischen Sinne eine Attrappe. Merkmale der Männer, die durch Frauen ausgewertet werden, wie Zuverlässigkeit, Einfluss und Vermögen, sind im Gegensatz dazu schwerer zu fälschen. 3 aa Schülerbuch Seite 131 1 Begründen Sie auf der Grundlage einer Risikoabwägung, warum die Männchen häufiger Rangordnungen ausbilden als die Weibchen. aa Kämpfe zwischen Tieren einer Art bergen immer ein großes Verletzungsrisiko (Kosten), das durch Vorteile (Nutzen) bei einem Sieg ausgewogen werden muss. Da der Nutzen für Männchen durch Zugang zu Weibchen mehr Nachkommen zeugen zu können meist wesentlich größer ist als für Weibchen, die um Futter kämpfen, sind Kämpfe um Rangordnungen bei Männchen häufiger. 4 aa Schülerbuch Seite 133 1 In der Geschichte der Menschheit gab es auch große Migrationen. Informieren Sie sich darüber und vergleichen Sie die Gründe mit denen der Tierwanderungen. aa Beispiele unter vielen sind die Völkerwanderungen in Europa oder die große Auswanderungswelle nach Nordamerika. Besonders aus Irland sind hier große Teile der Bevölkerung aufgrund von Hunger („The Great Famine“) geflüchtet. Generell gelten für alle größeren Migrationen gleiche Ursachen wie bei Tierwanderungen: knappe Ressourcen oder Überbevölkerung und somit das Ziel neue Nahrungsquellen bzw. bessere Lebensbedingungen vorzufinden. 5 aa Schülerbuch Seite 134/135 1 Begründen Sie die in der Abbildung oben angegebenen optimalen Gruppengrößen. aa Mit steigender Gruppengröße nimmt der Räuberdruck ab. Dies liegt einerseits daran, dass die größere Gruppe den herannahenden Feind früher entdeckt und andererseits daran, dass der Räuber nur ein Individuum erbeuten kann, sodass das Risiko selbst zur Beute zu werden in einer größeren Gruppe geringer ist. 2 Stellen Sie einen Zusammenhang zu den Untersuchungsergebnissen in der Abbildung links unten dar. aa Die Abbildung zeigt, dass die Nahrungskonkurrenz mit zunehmender Gruppengröße zunächst stark zunimmt. Ist die Gruppe bereits groß, erhöht ein weiteres Gruppenmitglied die Nahrungskonkurrenz nicht mehr wesentlich. Nahrungskonkurrenz sollte dazu führen, dass die Gruppenmitglieder sich voneinander 6 aa 7 aa 8 aa trennen. Die Nachteile der Konkurrenz können aber durch die Vorteile der Sicherheit vor Feinden vgl. Aufgabe 1 ausgeglichen werden. Je nachdem wie gefährlich Raubfeinde sind, liegt die optimale Gruppengröße bei verschiedenen Werten. Erläutern Sie, warum die Lemminge auf Wanderschaft gehen. Durch die Massenvermehrungen und die daraus resultierende hohe Individuendichte kommt es zur Nahrungsknappheit. Dies führt zu Spannungen und Aggressionen zwischen den Tieren. Die Massenwanderung der Lem‑ minge hat somit das Ziel, neue Nahrungsgründe zu finden. Auf ihrem Zug kommt es immer wieder zu Kämpfen zwischen den Tieren. Informieren Sie sich über andere Tierwanderungen und ihre Gründe. Grundsätzlich gehören alle Vogelzüge zu den Tierwanderungen. Meist werden neue Nahrungsgründe aufgesucht oder die Tiere sind an bestimmte klimatische Bedingungen bezüglich ihrer Brutplätze gebunden. Auch in Afrika kommt es zu riesigen Wanderungen von Gnus, Zebras, Antilopen, . . . Um ausreichend Nahrung zu finden, ziehen diese Tiere den Regengebieten hinterher. Nennen Sie mögliche Gründe für die Zusammenschlüsse, aber auch Ursachen dafür, dass die Gemeinschaft wieder in kleinere Gruppen zerfällt. Ein Vorteil des Zusammenschlusses besteht in der Möglichkeit, kooperativ zu jagen, womit die Wahrscheinlichkeit zunimmt, Beutetiere, wie kleinere Affen, Buschschweine oder junge Antilopen zu fangen. Die Jagd wird weitestgehend von den Männchen durchgeführt, die ihre Beute mit den Weibchen teilen. Männchen verteidigen das Gruppenterritorium gemeinsam. Einzeln können sie ihr Ziel, Zugang zu möglichst vielen Weibchen zu haben, nicht schaffen. Die Männchengruppe sichert damit gemeinsam ihre wichtigste Ressource (paarungsbereite Weibchen). Erläutern Sie aus der Sicht der Soziobiologie, welche Ursache das Verhalten der Schimpansenweibchen haben könnte. Da alle Schimpansenmänner der Vater sein können, verhält sich keiner aggressiv gegenüber den Neugeborenen. Nennen Sie weitere Beispiele für Revierverhalten beim Menschen. Revierverhalten beim Menschen äußert sich auch bei der Bildung von Ländergrenzen. Das eigene Zimmer, der Stammplatz auf dem Sessel im Wohnzimmer oder das Markieren des Liegestuhles mit einem Handtuch sind weitere Beispiele für das menschliche Territorialverhalten. Diskutieren Sie, wie ein Boxkampf aus ethologischer Sicht bewertet werden müsste. Ein Boxkampf stellt einen ritualisierten, nach festen Regeln ablaufenden Kampf dar. Somit handelt es sich um einen Kommentkampf. Ethologie 25 9 Bei Besuchen ist es oft üblich, Geschenke mitzubringen. Informieren Sie sich über den Hintergrund dieses Verhaltens. aa Auch hier handelt es sich um eine ritualisierte Verhaltensweise. Der Besucher dringt quasi in das Revier eines Artgenossen ein und „beschwichtigt“ durch das Mitbringen eines Geschenkes. Interpretieren Sie die Versuchsergebnisse auf Basis einer Kosten-Nutzen-Analyse für die Revierbildung. aa Obwohl die Größe der Reviere sehr unterschiedlich ist, enthalten sie eine nahezu vergleichbare Anzahl an Blüten. Bei Vergleichen des Energiebedarfes eines Vogels mit dem Energiegehalt der Blüten in einem Revier zeigte sich, dass der Nektarertrag der Blüten gerade ausreicht, um den täglichen Energiebedarf des Vogels zu decken. Wie hier bestimmt oft eine Kosten-Nutzen-Rechnung die Größe der Reviere. Ist die Nahrungsdichte hoch oder die Nahrung nährstoffreicher, werden die Reviere kleiner. Erläutern Sie, warum die Kämpfe in den Arenen sehr viel heftiger ausgeführt werden als in der Natur. aa In der Natur flüchtet das unterlegene Tier. Da in den Arenen dies nicht geschehen kann, wird der „Sieger“ den Kontrahenten weiter als Eindringling betrachten und den Kampf fortsetzen, da seine Aggression durch die Anwesenheit des Gegners weiter besteht. Fluchtverhalten würde aggressionshemmend wirken. Diskutieren Sie die Bedeutung des Begriffes „Hahnenkampf“ beim Menschen. aa Individuelle Lösung Erläutern Sie, warum das Männchen der Gartenkreuzspinne diese aufwändige Form des Balzverhaltens zeigt. aa Das Verhalten soll die Aggression des Weibchens hemmen, da es ansonsten das Männchen evtl. mit einem Beutetier „verwechselt“ und dieses dann getötet wird. Das Balzverhalten ist also ein artspezifisches, um den Partner zu erkennen. Schülerbuch Seite 138 1 Hooligans sind in allen Stadien Europas eine Begleiterscheinung des Fußballs. Allerdings belegen Studien, dass in den verschiedenen Ländern Persönlichkeitsmerkmale und soziale Herkunft sehr unterschiedlich sind. Finden Sie Informationen aus diesen Studien und bewerten Sie die Ergebnisse. aa Bei Hooligans handelt es sich vorwiegend um junge Männer. Studien belegen, dass britische Hooligans vor allem aus sozial schwachen Schichten kommen, sie sind häufig arbeitslos und alkoholabhängig. In Deutschland dagegen stammen sie oft auch aus gut ausgebildeten und sozial abgesicherten Schichten. In anderen Ländern sind wieder andere Ergebnisse ermittelt worden. Da das Phänomen aber über Europa verbreitet 26 Ethologie ist, kann dies als Argument gesehen werden, dass die Neigung zur Aggression zumindest teilweise von Generation zu Generation weitergegeben wird, allerdings bleibt letztendlich offen, ob durch Vorbild bzw. Erziehung oder Vererbung. Auch bei diesem Gewaltphänomen wird letztlich eine Kombination von Faktoren, die aus der Situation erwachsen, eine Rolle spielen. Eine von vornherein erhöhte Gewaltbereitschaft muss aber vorliegen und da es gerade Männer betrifft, könnte man auch eine genetische Komponente vermuten. 2 Die Statistik (s. S. 136, Abb. 1) belegt, dass Männer aggressiver Auto fahren. Auch sonst sind sie gewaltbereiter. Überlegen Sie mögliche Ursachen. aa Auch hier findet man sehr unterschiedliche Auffassungen und Studien. Einige Argumente seien hier aufgeführt. Sexualhormone beeinflussen die Entwicklung von Gehirnteilen, die zu Unterschieden bei weiblichen und männlichen Gehirnen führen. Zum Beispiel ist bei Frauen die Brücke zwischen den beiden Hirnhälften stärker ausgeprägt. Forscher gehen davon aus, dass somit bei Männern Logik (Sitz des analytischen Denkens in der linken Hirnhälfte) und Gefühl (Sitz in der linken Hemisphäre)weniger intensiv verknüpft sind als bei Frauen. Dies könnte die Kontrolle der Aggression unterschiedlich beeinflussen. In der Geschichte der Menschheit gab es in allen Kulturen unterschiedliche Vorstellungen über die Rolle der Geschlechter. Durch diese Rollenbilder wird natürlich auch ein unterschiedliches Verhalten verknüpft. Eine andere Studie führt an, dass Frauen eher und festere soziale Beziehungen aufbauen, die Aggressionen auffangen können. Andere Forscher gehen davon aus, dass Frauen genauso aggressiv sind wie Männer. Sie würden aber anders mit ihren Aggressionen umgehen und eher Schuldgefühle aufbauen als Männer, die sich nach Wutausbrüchen sogar eher in ihrer Rolle bestätigt fühlen. Schülerbuch Seite 139 1 Interpretieren Sie mithilfe von Abb. 1, wie sich eine Veränderung der Sieg- und Niederlagenpunkte auf die Strategien auswirkt. aa Der Vergleich verschiedener Simulationen zeigt Folgendes: Eine Erhöhung der Siegpunkte oder eine Verminderung der Verletzungspunkte begünstigen den Beschädigungskämpfer, also die Falken-Strategie. Dies zeigt eine relative Gewichtung der beiden Faktoren: Je größer der potenzielle Gewinn ist (Siegpunkte), desto eher lohnt sich ein hohes Risiko (Verletzungpunkte). Schülerbuch Seite 141 1 Finden Sie konkrete Beispiele für ritualisierte Verhaltensweisen zur Partnerfindung beim Menschen. aa Auch der Mensch benutzt Reizverstärker bei der Partnerfindung. Diese können in auffälliger Kleidung, auffälligem Schmuck, Kosmetik oder in der „Korrektur“ der Haarfarbe und -beschaffenheit bestehen. Dementsprechend gibt es hierzu die entsprechenden Verhaltensweisen, die diese Reize weiter verstärken sollen und als Imponiergehabe (es sollen die Vorteile des „Männchens“ aufgezeigt werden) dienen, z. B. ein bestimmter Gang oder das Streichen durch die Haare (abgeleitet von der Körperpflege). Das Hinterherpfeifen (Bereich der Kommunikation) soll Aufmerksamkeit erregen. Auch bestimmte Autos zu fahren, dient eben nicht mehr nur der Fortbewegung, sondern soll Eindruck machen. Auch beim Menschen kommt es ja genauso wie bei vielen Tierarten häufig zu einer Art rituellem Tanz bei der Partnerfindung: Dazu gehören Gesten wie Geschenke überreichen (abgeleitet von der Nahrungsübergabe), lebhaftes Kopfnicken zum Zeichen der Zustimmung, häufiges Anfeuchten der Lippen während des Gespräches. Das Lächeln zur Begrüßung bzw. zum Flirten geht evolutionsbiologisch auf die Drohgebärde des Zähnefletschens zurück. Offensichtlich wird die biologische Grundlage des menschlichen „Balzverhaltens“ darin, dass die Verhaltensweisen, die während der Partnerfindung sehr häufig auftreten, sich sehr bald legen, wenn der Fortpflanzungserfolg erreicht ist und die „Brutpflege“ einsetzt. Schülerbuch Seite 147 Begründen Sie die Entscheidungen der Blaumeisenweibchen aus der Sicht der Soziobiologie. aa Blaumeisenweibchen streben wie alle anderen Lebewesen möglichst viele überlebende Jungtiere an. Da sie als „Alleinerziehende“ nur 5,4 Junge groß bekommen, mit einem Partner aber 7,5, ist die Entscheidung, notfalls auch einen weniger „attraktiven“ Partner zu akzeptieren, soziobiologisch sinnvoll. Ihre Entscheidung, bei einem weniger attraktiven Partner Seitensprünge zu begehen, ist dann sinnvoll, wenn der Seitensprungpartner belegt, dass er besonders gute Gene besitzt, die sein Überleben förderten. Da die Gesangslänge nur mit dem Lebensalter steigt, ist sie anscheinend nicht zu fälschen und somit ein eindeutiges Erfolgssignal. Schülerbuch Seite 149 Diskutieren Sie, welche Hypothese durch die Ergebnisse der Versuche an den Entennestern gestützt wird (siehe Randspalte). aa Da von den Kontrollnestern keines verlassen wurde, können Veränderungen am Nest keine entscheidende Bedeutung für das Nestverhalten haben. Dagegen nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass das Nest verlassen wird, je mehr Eier verloren gehen, sodass die zweite Hypothese gestützt wird. Beschreiben Sie mithilfe des Fitnessbegriffs den Konflikt zwischen Langurenmännchen und ihren Weibchen. aa Den Lebensfortpflanzungserfolg (Fitness) erreicht ein Haremshalter in den wenigen Jahren, die er eine Weibchengruppe halten kann. Die Gesamtzahl seiner Jungen wiederum hängt davon ab, wie viele Weibchen zur Fortpflanzung zur Verfügung stehen. Durch das Töten der Jungtiere erhöht er seine eigene Fitness, während das Weibchen durch die getöteten Jungtiere Nachwuchs und Zeit zur Jungenproduktion verliert. Begründen Sie aus der Sicht der Soziobiologie, warum die Weibchen sich mit den neuen Männchen paaren. aa Wenn Weibchen „vor der Entscheidung stehen“, sich mit dem Männchen fortzupflanzen, das ihre Jungen getötet hat oder nicht, so ist die Entscheidung für die Fortpflanzung die einzig richtige, da sie den Fitnessverlust gering hält. Abzuwarten, bis ein neuer Haremshalter den alten ablöst, wäre für die Weibchen ein entsprechend höherer Fitnessverlust im Vergleich zu den Weibchen, die sich für den neuen Haremshalter entscheiden. Schülerbuch Seite 150/151 Fassen Sie anhand der Informationen aus Text und Grafiken (Abbildung 2 und 3) zusammen, unter welchen Bedingungen die verschiedenen Paarungssysteme entstehen. aa Paarungssysteme entstehen durch die Überlappung von Revieren der Männchen und Weibchen. Die Größe des Weibchen‑ reviers hängt von dem Nahrungsangebot des Raumes ab. Die Größe der Männchenreviere hängt nicht von der Nahrungsversorgung ab, sondern von den Möglichkeiten, den Raum zu verteidigen. Aus den Überlappungen unterschiedlich großer Reviere ergeben sich die verschiedenen Paarungssysteme. Je größer das Revier eines Weibchens ist, desto eher kommen zwei oder sogar drei Männchen darin vor (Abb. 3). Beschreiben Sie anhand der Informationen, wie die Häufigkeit der Paarungssysteme von Jahr zu Jahr wechseln kann. aa zu Abb. 4: Während die relative Häufigkeit von Heckenbraunellen-Männchen in kalten Wintern nicht signifikant zurückgeht, haben Weibchen in schneereichen Wintern größere Verluste. Dies ist auf das Rangordnungsverhalten zurückzuführen. An den verbleibenden schneefreien Futterstellen bildet sich unter den anwesenden Tieren eine Rangordnung aus, in der die Männchen die ranghöchsten Plätze einnehmen. Die rangniederen WeibEthologie 27 chen scheinen vom Futterplatz vertrieben zu werden. In einem beobachteten Fall, in dem zwei Männchen von einer Katze gefressen wurden, hielten sich die verbleibenden Weibchen anschließend signifikant häufiger an der Futterstelle auf. Wegen der schlechteren Nahrungsversorgung fliehen anscheinend die Weibchen bei Greifvogelangriffen als letzte und kehren als erste zurück, was dazu führt, dass sie häufiger als die Männchen gefressen werden. zu Abb. 5: Als Folge der unterschiedlichen Wintersterblichkeit von Männchen und Weibchen erreichen mehr Männchen das nächste Frühjahr, sodass sich als Folge gehäuft polyandre Paarungssysteme ausbilden, da die Weibchen größere Reviere ausbilden können. Arbeiten Sie aus den geschilderten Sachverhalten die verschiedenen Mechanismen heraus, die a) vor der Kopulation b) nach der Kopulation bzw. c) nach der Eiablage wirken und dadurch dem einzelnen Männchen Fortpflanzungsvorteile sichern. a) Taktiken der Verhinderung von Fremdkopulation: Männchen erkämpfen ein Revier. Können sie alle anderen Männchen vertreiben, haben sie alleinigen Zugang zu einem oder mehreren Weibchen. Ist dies nicht möglich, versuchen Männchen nach Rangordnungen Paarungen konkurrierender Männchen zu verhindern. b) Nach der Kopulation eines Weibchens mit mehreren Männchen konkurrieren die Samenzellen mehrerer Männchen um die Eizellen des Weibchens. Dabei befruchten am wahrscheinlichsten Samenzellen desjenigen Männchens die Eizellen, das die meisten Spermien abgibt und sich am häufigsten mit dem Weibchen paart. Heckenbraunellen verhalten sich wie die Paarungshäufigkeiten in den verschiedenen Systemen belegen so, als ob sie diesen Zusammenhang kennen. Eine weitere Taktik, die eigene Fortpflanzung zu sichern, ist das „Kloakenpicken“. Vogel‑ weibchen besitzen Spermienbehälter, die bei häufigen Kopulationen mit einem Männchen voll sein können. Wenn diese Behälter aufgefüllt sein sollten, kann ein Männchen nur dann erfolgreich Spermien im Weibchen unterbringen, wenn dieses die Spermienbehälter vorher geleert hat Aus der „Sicht“ des Männchens können die schon vorhandenen Spermien von einem fremden Männchen sein. Die von ihm abgegebenen Spermien sind dagegen sicher von ihm selbst. Da das Verhalten die Vaterschaftssicherheit steigert, könnte es auch die Bereitschaft zur Mithilfe bei der Brutpflege steigern. (Durch das Picken an der Kloake gibt das Weibchen die von einer vorherigen Paarung noch vorhande‑ nen Spermien ab.) Aufgrund der Konkurrenz entwickelten sie die großen Hoden. 28 Ethologie aa aa c) Eine Fortpflanzungstaktik, die nach der Eiablage wirkt, ist Infantizid durch die bMännchen. Durch Beseitigung der Gelege bzw. der Jungtiere legt das Weibchen bald neue Eier, die befruchtet werden können. Dabei hat das b-Männchen erneut die Chance, mit dem Weibchen zu kopulieren und muss nicht warten, bis eine Brut großgezogen wurde, d. h. es hat Zeit gewonnen. Stellen Sie einen Sachzusammenhang zwischen den Aussagen der Abb. 2 und 3 her. Abbildung 2 zeigt, wie viele Jungtiere einer Brut vom b-Männchen gezeugt wurden in Abhängigkeit von der Häufigkeit, mit der das b-Männchen sich mit den Weibchen paaren konnte. Es zeigt sich klar, dass von der Paarungshäufigkeit auch die Nachkommenhäufigkeit abhängt. Die Paarungshäufigkeit mit den b-Männchen hängt von der Fähigkeit des Weibchens ab, sich der Bewachung durch das a-Männchen zu entziehen. Abbildung 3 zeigt den Anteil der Mithilfe bei der Brutpflege durch das b-Männchen in Prozent der Fütterungen durch die Männchen in Abhängigkeit von der Fähigkeit des Weibchens, sich der Bewachung durch das a-Männchen zu entziehen. Je erfolgreicher die Bewachung zum Zeitpunkt der Kopulation war, desto weniger hilft das b-Männchen mit. Anders ausgedrückt: Je häufiger das b-Männchen mit dem Weibchen kopulieren konnte, desto bereiter ist es, bei der Brutpflege mitzuhelfen. Die b-Männchen verhalten sich so, als verstünden sie, dass mit den häufigeren Kopulationen auch die Vaterschaftssicherheit erhöht wird. Sie sind aber nicht „bereit“, in fremde Nachkommen zu investieren. Erläutern Sie, wodurch es zwischen verschiedenen Partnern zu Konflikten kommen muss, indem Sie aufzeigen, wie Fitnessgewinn beim einen zu Fitnessverlust beim anderen führt. Werten Sie in diesem Zusammenhang die Daten der Tabelle mit aus. Nach soziobiologischer Theorie ist zu erwarten, dass Individuen das Sozialsystem anstreben bzw. das Verhalten zeigen, das für sie am meisten Nachwuchs erbringt. Wie die Untersuchungsergebnisse aus Abbildung 4 zeigen, sind diese Zahlen für Weibchen und Männchen unterschiedlich, sodass Konflikte vorprogrammiert sind. Für Weibchen ist ein polyandrisches System am besten, in dem beide Männchen füttern. Hier sind die Verluste unter den heranwachsenden Jungen am geringsten. Den nahezu gleichen Fortpflanzungserfolg kann ein Männchen erreichen, wenn es in einem polygynen System mit zwei Weibchen brütet. Während Männchen also ein polygynes System anstreben „sollten“, sind die Weibchen an polyandrischen Systemen „interessiert“ und kopulieren möglichst mit beiden Männchen, wodurch sie sich die Mithilfe des b-Männchens sichern. 4 Angewandte Verhaltensbiologie Schülerbuch Seite 152 1 Bei den meisten Staatsbesuchen wird dem ausländischen Staatsgast von einem Kind ein Blumenstrauß überreicht. Erläutern Sie die Absicht der Gastgeber mit dieser Geste. aa Erwachsene verhalten sich gegenüber kindchenschemagerechten Merkmalen stärker schützend, fürsorglicher und weniger aggressiv, als sie sich gegenüber Merkmalen älterer Individuen verhalten. Schülerbuch Seite 153 1 Suchen Sie nach Beispielen für die Verwendung des Kindchenschemas in Comics und Spielzeugen. aa Individuelle Lösung 2 Die EU will sexistische Werbung verbieten, ähnlich wie es schon ein Verbot für Zigarettenwerbung gibt. Nehmen Sie zu diesem Plan begründet Stellung. aa Individuelle Lösung 3 Stellen Sie aus mehreren Zeitschriften Annoncen zusammen, die mit verhaltensbiologischen Elementen werben. aa Individuelle Lösung 4 Betrachten Sie Abbildung 2 und untersuchen Sie sie nach werbewirksamen Blickfängern. Beschreiben Sie die Wirkung dieser Reklame auf Sie. aa Individuelle Lösung Schülerbuch Seite 154 — Zettelkasten 1 Erörtern Sie, ob angeborene Dispositionen für das Gehorsamverhalten des Menschen vorliegen. aa Die Versuchsergebnisse legen nahe, dass es beim Menschen ebenfalls ein Unterordnungsverhalten gegenüber Ranghöheren gibt, wie dies aus dem Rangordnungsverhalten von Primaten bekannt ist. Welche fürchterlichen Folgen dies haben kann, hat die Tötung der Juden während der Schreckenszeit des Nationalsozialismus gezeigt. 2 Erläutern Sie die Konsequenzen, die aus den Milgram-Versuchen für die Erziehung zu fordern sind. aa Die Erziehung sollte versuchen, das Selbstbewusstsein des Einzelnen zu stärken, dass er unverantwortlichen Anweisungen von Ranghöheren zu widerstehen vermag und deren Ausführung verweigert. Zusätzlich müssen Schüler für andere Kulturen und anders denkende Menschen sensibilisiert werden, um eine größere Toleranz gegenüber abweichendem Verhalten zur eigenen Norm aufbringen zu können. So kann mit dazu beigetragen werden, dass eine Ausgrenzung von Gruppen oder Einzelnen nicht so leicht erfolgen kann. Dies könnte ein Beitrag sein, Ausländerhass zu verhindern. 3 Diskutieren Sie, ob derartige Versuche ethisch zu vertreten sind. aa Solche Versuche nehmen auf die Menschenwürde und die Unversehrtheit des Menschen keine Rücksicht und sind daher ethisch nicht zu vertreten. Schülerbuch Seite 155 1 Deuten Sie die oben angegebenen Ergebnisse der Gruppen 1— 4 hinsichtlich der erkennbaren Lernformen und einer anwendbaren Aggressionstheorie. aa Die Ergebnisse, besonders bei den Jungen, lassen sich im Sinne der Lerntheorie der Aggression oder als Lernen nach einem Vorbild interpretieren. 2 Versuchen Sie, Kriterien für aggressive Handlungen aufzustellen. Untersuchen Sie mit diesem Kriterienkatalog Fernsehsendungen mit besonders aggressivem Charakter. Berücksichtigen Sie bei Ihrer Auswahl auch sogenannte Trickfilme für Kinder. Diskutieren Sie Ihre Ergebnisse. aa Aggressive Handlungen zielen darauf, einen anderen Menschen, sich selbst oder Gegenstände direkt oder indirekt zu schädigen. Neben offen gezeigten Aggressionen kann es auch zu verdeckt-hinterhältigen Aggressionen kommen, z. B. „Angriff aufsdem Hinterhalt“ oder „Gerüchte in die Welt setzen“. Man kann körperliche Aggressionen (wie schlagen und boxen) von verbalen Aggressionen (schimpfen, ärgern usw.) unterscheiden. Aggressionen können aktiv ausgeübt, aber auch passiv erfahren werden. Man kann Personen durch direkte Schläge schädigen (direkte Aggressionen) oder indirekt, indem man Gegenstände aus deren Besitz zerstört oder Personen schädigt, die sie lieben (indirekte Aggressionen). Es können Aggressionen auch auf die eigene Person gerichtet sein. Anmerkung: Diese Zusammenstellung ist nicht vollständig, genau so wie die der Schülerinnen und Schüler nicht vollständig sein muss. Sie sollten durch eine eigene Zusammenstellung dafür sensibilisiert werden, wie Aggressionen in Medien dargestellt werden. 3 Deuten Sie das Verhalten. aa Das Ergebnis zeigt, dass die Zeit bis zum nächsten Kampf nach einem erfolgreich abgeschlossenen immer kürzer wird. Mäuse lernen also, immer aggressiver zu werden. 4 Deuten Sie die Versuchsergebnisse im Sinne einer Aggressionstheorie. aa Aus dem Vergleich der ungefähr konstanten Anzahl der Balzhandlungen im Vergleich zur deutlich gestiegenen Rate der aggressiven Handlungen nach 14 Tagen Isolation hat man auf eine gestiegene Handlungsbereitschaft für aggressives Verhalten geschlossen. Es scheint also ein Beleg für die Triebtheorie der Aggression vorzuliegen. Ethologie 29 5 Beurteilen Sie kritisch den Aussagewert des Versuches. aa Die Grafik lässt nicht erkennen, ob die Angriffe der Buntbarsche nur auf die Isolation zurückzuführen sind. So kämpfen Männchen prinzipiell, wenn sie ein Revier besetzt halten und ein anderes Männchen eindringt. Weibchen lösen auch Angriffe bei Buntbarschmännchen aus, wenn nicht durch längere Balz beide Partner aneinander gewöhnt sind. Also können, wie bei den anderen Beispielen, weitere Faktoren die Stärke der aggressiven Handlungen beeinflusst haben. 6 Werten Sie den Artikel hinsichtlich angesprochener Aggressionstheorien aus. aa Die These, dass man im Fußballstadion im Laufe der Woche aufgestaute Aggressionen ablassen könne, was gleichsam eine reinigende Wirkung habe, bezieht sich auf die Triebtheorie der Aggression im Sinne von Lorenz. Der Bezug auf die Jugendarbeitslosigkeit in Liverpool zeigt gesellschaftliche Ursachen für Aggressionen auf. Eine Perspektivlosigkeit und ein geringes Selbstwertgefühl der Jugendlichen können Ursachen für Aggressionen sein. „Wer unter Fans etwas gelten möchte, bedient sich bedenkenlos der Gewalt.“ Diese These stimmt mit der Lerntheorie der Aggression überein. Jugendliche können durch aggres‑ sives Verhalten soziale Anerkennung erlangen. „Was das für die Zehn- bis Zwölfjährigen bedeutet, die neu zu Fangruppen stoßen, ist nicht schwer vorzustellen . . .“ Darin kann man Indizien für Vorbildlernen bei aggressivem Verhalten sehen. 7 Bewerten Sie in der Zusammenschau aller Materialien kritisch den jeweils alleinigen Erklärungsversuch der im Text aufgeführten Aggressionstheorien für die verschiedenen Aggressionsformen. aa Aus der Zusammenschau aller Materialien sollte von den Schülerinnen und Schülern klar artikuliert werden, dass eine Theorie alle Aggressionsformen nicht erklären kann. Aggressionen treten in unterschiedlichen Formen gerade bei Menschen auf, sodass man unterschiedliche Motive und Theorien bei Erklärungsversuchen heranziehen muss. 8 Erläutern Sie mögliche Konfliktkontrollen und Konfliktvermeidungen beim Menschen. aa Zur Konfliktvermeidung sollte die Gesell‑ schaft dafür sorgen, dass Menschen, besonders Kinder, die Chance haben, stabile Beziehungen zu anderen Menschen und eine positive eigene Identität aufzubauen. Für Menschen ist es eine zentrale Voraussetzung, von anderen Menschen verstanden und anerkannt zu werden, Liebe und Lebensfreude zu erfahren. Bei Problemen müssen Menschen verfügbar sein, die als Gesprächspartner und als Hilfe bereitstehen. Die Lebensgestaltung von Menschen muss einen Sinn erhalten. Wenn Menschen ein zufriedenes Leben führen, werden sie von sich aus 30 Ethologie viele Konflikte bereits in der Entstehung vermeiden. Konflikte zwischen Menschen sind normal. Sie lassen sich aufgrund unterschiedlicher Bedürfnisse, Gefühle, Wünsche oder Interessen nicht immer vermeiden, Kinder und Jugendliche müssen deshalb lernen, mit anderen Menschen zu streiten. Wenn jemand eine andere Meinung hat, so muss man zu ihm nicht alle Beziehungen abbrechen und ihn als Feind ansehen. Man muss lernen, die Interessen des anderen bei einer möglichen Lösung mit einzubeziehen. Schülerbuch Seite 158/159 Beschreiben Sie für jedes Nest, welche Phasen erkennbar sind. aa Aus der Abbildung und dem Text ergeben sich: Nest A: nur 3. Phase, Nest B: 2. und 3. Phase, Nest C : alle drei Phasen, Nest D: nur 1. Phase, Nest E: alle drei Phasen. Beschreiben Sie den Zustand der Nester am Abend des 9. August. aa Die letzte Aktivität vor dem genannten Termin zeigt: in Nest A und B: Kokon vorhanden, in Nest C: Larve mit einer weiteren Raupe, in Nest E: Ei mit einer Raupe und Nest D ist leer. Nennen Sie Gründe für die Annahme, dass das Brutpflegeverhalten genetisch festgelegt ist. aa Das Verhalten tritt bei allen Sandwespen dieser Art mit ähnlichem stereotypen Ablauf auf. Es wird nicht gelernt, z. B. durch Probieren. Es kann auch nicht von dem Elterntier vorgemacht und dann imitiert werden, weil jede Generation am Ende des Sommers stirbt. Erläutern sie anhand der Störversuche die Bedeutung des Inspektionsbesuches. aa Bei den Inspektionsbesuchen liegt offenbar eine enge Verschränkung einer genetisch bedingten Verhaltensweise mit Lernvorgängen vor. Liegt die Veränderung des Nestinhaltes vor dem Inspektionsbesuch, so wird das Nest entsprechend dem aktuellen Inhalt und nicht gemäß der eigentlich anstehenden Phase weiterversorgt. Nur wenn der Nestinhalt nach dem Inspektionsbesuch ausgetauscht wird, kann die Sandwespe bei ihrer späteren Rückkehr den veränderten Zustand nicht sinnvoll beantworten. Die Experimente zeigen, dass die Phasenabfolge für jedes Nest nicht genetisch festgelegt ist, sondern dass während des Inspektionsbesuchs der jeweilige Nestzustand gelernt wird. Er wird allerdings für die Dauer eines Tages so fest im Gedächtnis fixiert, dass dann kein flexibles Reagieren mehr möglich ist. Es ist denkbar, dass die Sandwespe erst durch die Existenz der Inspektionsbesuche in die Lage versetzt wird, mehrere Nester mit unterschiedlichem Inhalt gleichzeitig zu versorgen. 5 Nennen Sie die Art der Konditionierung und begründen Sie Ihre Entscheidung. aa Da der vorher neutrale Reiz „Duft“ den Reflex (Herausstrecken des Rüssels ist die unbedingte Reaktion) nach dem Lernvorgang 6 aa 7 aa aa auslöst, handelt es sich um eine klassische Konditionierung. Der zuvor neutrale Duftreiz wird auf diesem Weg zum bedingten Reiz und die durch ihn ausgelöste Reaktion ist die bedingte Reaktion. Beschreiben Sie Ihre Erwartungen für Gruppe A beziehungsweise Gruppe B. Die auf Nelkenduft konditionierte Gruppe A wird sich zu einem hohen Prozentsatz jeweils für die Seite mit Nelkenduft entscheiden, während die auf Rosenduft konditionierten Tiere den entsprechenden anderen Schenkel wählen werden. Da jedes einzelne Tier in der zweiten Versuchsreihe mehrfach getestet wird, ohne Zuckerwasser zu bekommen, müsste die Reaktions- und Wahlbereitschaft sinken und der Prozentsatz der jeweils richtigen Wahlen abnehmen. Erläutern Sie, warum der Nelkenduft nicht in allen Versuchen z. B. auf der linken Seite eingesetzt wurde. Durch den zufälligen Wechsel der „bedufteten“ Seiten wird verhindert, dass ein weiterer Parameter (Orientierung nach links oder rechts mit oder ohne Belohnung) das Wahlverhalten entsprechend dem Duft überlagert. Fassen Sie die Aussagen der Abbildung zusammen und stellen Sie einen Zusammenhang zu den jeweiligen Räuberstrategien dar. In Gewässer A, in dem besonders die großen ausgewachsenen Guppys erbeutet werden, bleiben die Weibchen und Männchen klein, stecken den größten Teil der Biomasse in die Reproduktion. Sie reproduzieren in kurzen Abständen. In Gewässer B stecken die Fische zunächst einen größeren Anteil der Biomasse in das Wachstum, wachsen so aus der „gefährdeten“ Größe heraus und reproduzieren sich dann. Fassen Sie die Ergebnisse der Abbildungen zusammen und stellen Sie Zusammenhänge zwischen den Einzelergebnissen her. aa Mit der Zunahme der Jungenzahl im Nest erreichen die Jungtiere ein geringeres Durchschnittsgewicht. Von den ausgeflogenen Jungtieren fand man umso mehr wieder, je kräftiger sie beim Verlassen des Nestes waren. Jungtiere aus sehr kleinen und sehr großen Gelegen wurden später seltener wieder eingefangen. Dies liegt im unteren Bereich an der geringen Zahl der Nachkommen und im oberen Bereich an der schlechten Überlebensfähigkeit, die aus a und b hervorgeht. Das Überleben der Eltern hängt von der Anzahl der zuvor aufgezogenen Jungen ab. Je mehr Jungtiere großgezogen werden, desto häufiger müssen die Eltern Futter bringen. Dies erfordert viel Zeit und Energie und erschöpft die Eltern bei hoher Jungenzahl so, dass sie den nächsten Winter zum Teil nicht überleben. Da die einzelnen Jungtiere weniger Futter bekommen, bleiben sie kleiner. Erläutern Sie, welche Faktoren die optimale Gelegegröße bestimmen. aa Die Eltern sollten so viele Junge großziehen wie möglich, die jedoch noch genug Futter bekommen, um gute Überlebenschancen zu haben. Außerdem sollten sie nur so viele Junge großziehen, dass sie nicht vorzeitig sterben, da sonst die Fitness gesenkt wird. k Erörtern Sie, welchen Einfluss ein gutes Futterangebot auf die Fortpflanzungsrate haben könnte. aa Gutes Futterangebot kann die Futterversorgung erleichtern, ein höheres Jungengewicht und eine bessere Überlebensrate der Jungen und der Eltern bewirken. Werten Sie den Text und die Abbildung aus. Deuten Sie das Ergebnis im Sinne einer Lebenslaufstrategie. aa Die Einsiedlerkrebse können bei Gehäusemangel nicht wachsen, da sie kein neues größeres Gehäuse finden würden, also setzen sie die aufgenommene Nahrung in die Produktion von Eiern ein. Stehen genug Gehäuse zur Verfügung, beginnen sie nicht nur später mit der Eierproduktion, sondern investieren weniger in die Gelege und wachsen weiter. Ethologie 31 Basiskonzepte Schülerbuch Seite 162 1 Nennen Sie je zwei Beispiele für homologe und analoge Organe. aa z. B. homolog: Grabbein eines Maulwurfs und Fuß eines Pferdes, Grabbein einer Maulwurfsgrille und Sprungbein einer Heuschrecke z. B. analog: Grabbein eines Maulwurfs und einer Maulwurfsgrille, Flügel eines Käfers und Flügel eines Vogels 2 Koevolution findet man auch bei Parasiten und deren Wirten. Beschreiben Sie mögliche Anpassungen der Parasiten und darauf folgende Gegenanpassungen der Wirte anhand geeigneter Beispiele. aa z. B. Bakterien, die eine höhere Infektionsrate entwickeln und Wirte (z. B. Wasserflöhe), die immer stärker resistent werden z.B. Bandwürmer, die im Darm leben und ihre Nahrung über die Hautoberfläche aufnehmen sind mit einem Hakenkranz und Saugnäpfen im Gewebe verankert, ohne den Wirt dabei gefährlich zu verletzen. Dadurch wird das hochspezialisierte Immunsystem des Wirts überlistet. 3 Vergleichen Sie Mensch und Schimpanse hinsichtlich der Anatomie und der Funktionsweise des Kehlkopfes. aa Unterschiedliche Lage im Hals (siehe S. 64, Abb. 1). Beim Schimpansen liegt der Kehlkopf höher als beim Menschen, sodass sein Resonanzraum kleiner und die Stimme weniger kräftig ist. Die Zungenbeweglichkeit ist bei den Schimpansen deutlich geringer. Schülerbuch Seite 163 1 Die sogenannte Big-Bang-Strategie wird z. B. von einigen Bambusgewächsen verfolgt: Die Organismen durchlaufen viele Jahre nur vegetative Wachstumsphasen, investieren dann ihre gesamte Energie in eine einzige sexuelle Reproduktionsphase und sterben danach ab. Nennen Sie Vor- und Nachteile dieser Strategie. aa Erfolgt die Blüten- und Fruchtbildung z. B. in außergewöhnlich niederschlagsreichen Jahren, werden Samenbildung und Keimung sowie das Wachstum aller Jungpflanzen gefördert. Nachteil ist, dass keine kontinuierliche Verjüngung der Bestände erfolgt. Vorteile sind, dass den Pflanzenfressern derart viele Samen und Jungpflanzen zur gleichen Zeit zur Verfügung stehen, dass nicht alle Bambusgewächse verzehrt werden können. 2 Buschblauhäher haben sogenannte „Helfer am Nest“, die sich selbst nicht fortpflanzen. Unter welchen Bedingungen kann dieses auf den ersten Blick altruistische Verhalten einen reproduktiven Fitnessgewinn darstellen? aa Sind die Helfer mit den Jungtieren nahe verwandt, sorgen sie durch dieses altruistische Verhalten dafür, dass ein Teil ihrer eigenen Gene in die nächste Generation 32 Basiskonzepte gebracht werden, obwohl sie sich selbst nicht fortpflanzen (weil dies z. B. aufgrund der ökologischen Bedingungen nicht möglich ist). 3 Stellen Sie die Vor- und Nachteile der geschlechtlichen und der ungeschlechtlichen Fortpflanzung dar. aa Durch ungeschlechtliche Fortpflanzung können schnell zahlreiche Nachkommen mit der gleichen genetischen Ausstattung entstehen, sodass Ressourcen optimal genutzt werden. Auf Dauer kann aber durch mangelnde Rekombination eine genetische Verarmung eintreten. Bei Prokaryoten wird dies z. B. durch Konjugation verhindert. Geschlechtliche Fortpflanzung gewährleistet stets eine genetische Rekombination, durch die eine bessere Angepasstheit an die Umwelt möglich wird; sie erfordert aber höhere Investitionen durch die Partnersuche. Schülerbuch Seite 164 1 Die Reaktionsgeschwindigkeit-TemperaturRegel (RGT-Regel) besagt, dass durch eine Temperaturerhöhung um 10 °C die Reaktionsgeschwindigkeit um das 2- bis 4-fache steigt. Zeigen Sie die Gültigkeit dieser Regel an Beispielen aus der Biologie. aa Die Reaktionsgeschwindigkeit-TemperaturRegel stimmt nur bedingt für einen engen Temperaturbereich um 20 °C. Homoiotherme Tierarten verfügen über Regelmechanismen, die den Zellstoffwechsel auf die jeweilige Körpertemperatur einstellen. Poikilotherme Tiere passen sich auch im Zellstoffwechsel den jeweiligen Außentemperaturen an. Tiefe Temperaturen bedingen dabei auch einen geringeren Stoffwechsel. Sogar eine gänzliche Einstellung des Zellstoffwechsels ist möglich (Kältestarre). 2 Die Zellatmung hat für die Energiegewinnung aerober Organismen eine zentrale Bedeutung. Informieren Sie sich, welche Stoffwechselwege in die Glykolyse, den Tricarbonsäurezyklus und die Atmungskette münden. Vergleichen Sie diese Vernetzungen mit einem geeigneten, technischen Beispiel. aa Die Glykolyse ist sowohl unter aeroben wie auch unter anaeroben Bedingungen für alle Organismen ein essenzieller Stoffwechselweg. In Gegenwart von Sauerstoff können die meisten tierischen Organismen Lipide, Aminosäuren und Kohlenhydrate durch oxidative Prozesse vollständig abbauen. Findet Gärung statt, kann nur Glucose zur ATP-Bildung herangezogen werden. Ähnlich der Automobilfertigung ist die Glykolyse demnach die zentrale „Bandstraße“, um die baukastenähnlich weitere Stoffwechselwege angeordnet sind, die wiederum untereinander vernetzt sein können. Schülerbuch Seite 165 1 Definieren Sie die Begriffe Biotop, Biozönose, Ökosystem und Biosphäre und geben Sie je ein passendes Beispiel an. aa Biotop: räumlich abgrenzbarer Lebensbereich mit charakteristischen abiotischen Umweltbedingungen (Lebensraum), z. B. Lebensraum See. Biozönose: Alle pflanzlichen und tierischen Organismen, die in einem Biotop leben und miteinander in Wechselbeziehung stehen (Lebensgemeinschaft), z. B. Bewohner des Sees. Ökosystem: Biotop und Biozönose inklusive ihrer Wechselbeziehungen (selbsterhaltendes System), z. B. Ökosystem See Biosphäre: gesamter von Organismen bewohnter Teil der Erde (Gesamtheit der Ökosysteme). 2 Überlegen Sie sich zu jedem Teilgebiet der Verhaltensbiologie eine passende Fragestellung, die von Verhaltensforschern untersucht werden könnte. aa Neurophysiologie: Wie finden Fledermäuse im Dunkeln ihre Beute? Klassische Ethologie: Warum laufen Enten‑ küken ihrer Mutter hinterher? Soziobiologie: Warum bilden Bienen Staaten? Verhaltensökologie: Warum besitzt ein männlicher Pfau solch auffällige Federn? Schülerbuch Seite 166 1 Bücher, Filme, eine CD oder DVD sind Beispiele für technische Speichermedien. Vergleichen Sie diese Datenträger mit verschiedenen biologischen Informationsträgern hinsichtlich der Art der Information, ihrer Speicherung und Weitergabe. aa Technisch werden z. B. magnetische (Video­ bänder für Filme) und optische Systeme (Buch, DVD, CD) genutzt. Sie nutzen ebenso wie andere Informationsträger (wie z. B. Chipkarten, Halbleiter oder Blindenschrift, mechanische Speicher) überwiegend physikalische Prinzipien. Biologische Informationsträger sind z. B. die DNA, die Gedächtniszellen des Immunsystems, das Gehirn, die Hormone, die Reflexbahnen oder der Genpool. Es handelt sich dabei um „chemische Speichersysteme“ und neuronale Verschaltungen, die untereinander in Kontakt treten können. Technische Speichermedien benötigen zur Weitergabe der auf ihnen festgelegten Information spezifische Lesegeräte (Ausnahme Buch). 2 Stellen Sie für je ein Beispiel aus der Verhaltensbiologie, Neurophysiologie, Genetik und Evolutionsbiologie dar, wie Sender und Empfänger aufeinander abgestimmt sind. aa Verhaltensbiologie: Hier gibt es zahlreiche Beispiele für Verhaltensweisen, die dann entstehen, wenn zwei Individuen wechselseitig Signale aussenden. 3 aa 4 aa 5 aa 6 aa Neurophysiologie: Hier sind z. B. die Rezepto‑ ren auf die jeweiligen Reizqualitäten (optisch, akustisch, mechanisch, chemisch) abgestimmt. In der Stoffwechselbiologie können Substrate als „Sender“ einer Information und Enzyme als „Empfänger“ betrachtet werden. Gleiches gilt für Hormone und ihre Zielzellen. Genetik: Die DNA kann als informationsabgebende Substanz über die Proteine zahlreiche Empfänger im Bau- und Betriebsstoffwechsel erreichen. Diskutieren Sie die Bedeutung der Signalfarben in den Balztrachten vieler Tiere. Vergleichen Sie diese mit der Funktion von Warnfarben. Die auffälligen Signalfarben können dem Anlocken des Sexualpartners dienen oder Konkurrenten warnen, aber auch Feinde aufmerksam machen. Sie unterliegen der sexuellen Selektion. Warnfarben haben ähnlich wie Tarnfarben eine Bedeutung im Räuber-Beute-System. Informieren Sie sich über Fälle des „betrügerischen“ Signalisierens im Tierreich und beschreiben Sie Beispiele dazu. z. B. harmlose Schwebfliege, die durch Mimikry eine wehrhafte Wespe imitiert. Wehrhafter Bandschwanzbussard, der harmlose Truthahngeier durch Mimikry imitiert. Diskutieren Sie, ob man die Lautäußerungen „sprechender“ Papageien als Sprache bezeichnen kann. „Sprechende“ Papageien wiederholen Laute, die durch Dressur gelernt wurden. Es wird damit keine kontextbezogene Information weitergegeben oder kommuniziert. Fertigen Sie eine Mindmap zum Thema „Körpersprache“ an. Mögliche Hierarchien Gestik (z. B. Faustschlag, Grußzeichen, Abwiegeln, Daumen nach oben zeigen) Mimik (Stirnrunzeln, Augenzwinkern, Lächeln, Augengruß, Zähne zeigen, Nase rümpfen) Körperhaltung (aufrechte Haltung, zusammengekauert, breitbeinig, Kopf aufrecht) Schülerbuch Seite 167 1 Informieren Sie sich über die Veränderung der Kontinente im Laufe der Erdgeschichte. aa Die Theorie der Kontinentalverschiebung geht davon aus, dass es vor rund 200 Millionen Jahren nur eine einzige riesige Landmasse gab, den gigantischen Urkontinent Pangäa. Vor etwa 135 Millionen Jahren brach die Kontinentalmasse auseinander. Das Tethysmeer trennte einen Südkontinent ab, der als Gondwana bezeichnet wird. Der Nordkontinent zerfiel in die beiden Teile Nordamerika und Eurasien. Bis vor ca. 100 Millionen Jahren hat sich der Zerfallsprozess der Kontinente weiter fortgesetzt. Vor allem der große Südkontinent hat sich in Südamerika, Afrika, Indien, Antarktis und Australien aufgespalten. Basiskonzepte 33 2 Analysieren Sie die besonderen Einflüsse, denen Inselpopulationen ausgesetzt sind, unter genetischen und evolutionsbiologischen Aspekten. aa Zwischen isolierten Teilpopulationen einer Art findet kein genetischer Austausch mehr statt. Die Genpools der getrennten Populationen verändern sich unabhängig voneinander und werden sich nach einiger Zeit unterscheiden. Zunächst ist eine räumliche Isolation entscheidend, anschließend wird die genetische Isolation z. B. durch ökologische, ethologische und morphologische Mechanismen aufrechterhalten. 3 Untersuchen Sie die Sukzession in einem selbst hergestellten Heuaufguss. Stellt dieses Beispiel eine autotrophe oder heterotrophe Sukzession dar? Begründen Sie Ihre Meinung. aa In einem Heuaufguss lässt sich eine Abfolge von Organismen beobachten. Ihre Abfolge ist durch den Fortschritt beim Abbau toter organischer Substanz bedingt. Die Sukzession ist beendet, wenn die organische Substanz aufgebraucht und remineralisiert ist. Die Entwicklung im Heuaufguss ist deshalb eine heterotrophe Sukzession. 4 Der Bestand an Rebhühnern ist in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Entwerfen Sie eine Versuchsanordnung, um in einem Feldversuch nachzuweisen, ob die Dichte der Rebhühner von Nahrung und Lebensraum oder von der Zahl ihrer Räuber abhängt. aa Den Begriffen „Bottom up“ und „Top down“ liegt die ökologische Pyramide zugrunde, die Dichteregulation im Nahrungsnetz kann von niedrigeren Trophiestufen („Bottom up“) aus erfolgen oder durch höhere Konsumenten­ ebenen. Die Position des BJV lautet: Stärkere Bejagung der Konsumenten (Fuchs, Rabenkrähe, Elster) des Rebhuhns („Top-down“). NABU fordert den Schutz der Nahrungsgrundlage und des Lebensraumes des Rebhuhns, also eine Stärkung der potenziellen Beute („Bottom up“). 34 Basiskonzepte Schülerbuch Seite 168 1 Viele Krankheitserreger lassen sich durch Antibiotika nicht mehr bekämpfen. Beschreiben Sie den Prozess der Resistenzbildung und ermitteln Sie den Bezug zu Variabilität und Angepasstheit. aa Die Entstehungsweise resistenter Bakterien zeigt, dass einige Organismen innerhalb einer Population durch eine Prädisposition einen Selektionsvorteil haben. 2 Vergleichen Sie die Umfärbung der Scholle, eines Hermelins und die Tarnfarbe eines Feldhasen unter dem Aspekt von Anpassung und Angepasstheit. aa Die Umfärbung der Scholle ist eine spontane, individuelle Anpassung an den Untergrund (Tarnung, physiologischer Farbwechsel). Der morphologische Farbwechsel des Hermelins (Sommer-/Winterkleid) dient ebenfalls der optischen Tarnung durch Anpassung an die sich farblich verändernde Umgebung, ist aber lang anhaltend, vollzieht sich im Zusammenhang mit dem Haarwechsel und betrifft alle Tiere einer Art. Die Tarnfarbe des Feldhasen ist im Jahresverlauf stets gleich und stellt eine Angepasstheit dar. 3 Erkundigen Sie sich über die Ursachen des Farbwechsels bei Chamäleons. aa Die meisten Chamäleons drücken mit ihrer Färbung vor allem Gefühlsregungen aus. Durch unterschiedliche Färbungen können sich Chamäleons ihren Artgenossen mitteilen. Sie signalisieren damit zum Beispiel Paarungsbereitschaft oder drohen auf diese Art ihren Rivalen. 4 Wenden Sie die Kosten-Nutzen-Analyse beim Balzverhalten des Pfaus an. aa Nutzen: Fortpflanzungserfolg, Imponieren Kosten: Energie, Zeit, Gefahr des Auffallens für Feinde, Einschränkung der Fähigkeit zu rascher Flucht Schülerbuch Seite 169 1 Verdeutlichen Sie die Unterschiede zwischen Steuerung und Regelung an einem ElektroSpielzeugboot mit Fernbedienung. aa Steuerung bedeutet eine Beeinflussung der Richtung oder Intensität von Vorgängen (z. B. durch Fernbedienung wird ein neuer Kurs festgelegt). Regelung stellt einen Kreisprozess dar, in dem Abweichungen durch negative Rückkopplung kompensiert werden (z. B. bei Kursabweichungen des Bootes wird eine entgegengesetzte Richtung eingeschlagen). Ein Boot ohne Fernbedienung kann weder gesteuert noch bei Kursabweichung korrigiert werden. 2 Das Prinzip der negativen Rückkopplung beruht darauf, Abweichungen von einem Sollwert durch Gegenwirkungen zu verringern oder vollständig zu kompensieren. Andere Modelle sind mechanische Gleichgewichte, Überlaufsysteme, chemische Pufferung oder „feed-forward-Systeme.“ Informieren Sie sich darüber und erläutern Sie die Unterschiede. aa Mechanische Gleichgewichte: Beispiel Kuckucksuhr oder Balkenwaage; Überlaufsystem: Regentonne mit Ablauf in einer bestimmten Höhe. Biologisches Beispiel: Wenn der Blutzuckerspiegel nicht mehr reguliert werden kann, ist Zucker im Urin nachweisbar. Beispiel Feed-forwardSystem (Vorwärtsregelung im Gegensatz zu Feedback): Unsere Erwartung beeinflusst die Wahrnehmung. Für einen nervösen Rucksacktouristen, der nachts durch den Wald läuft, könnte beispielsweise jeder gebogene Stock auf dem Boden wie eine Schlange aussehen. 3 Beschreiben Sie das Funktionsschaltbild zur Nahrungsaufnahme und wenden Sie es auf das Beutefangverhalten der Erdkröte an. aa Dieses Modell soll ebenso wie das psychohydraulische Modell von Konrad Lorenz die verschieden Faktoren des Instinktverhaltens zueinander in Beziehung setzen. Bei der Erdkröte wären dies: Hunger erhöht die Fressbereitschaft infolge des verminderten Versorgungszustands. Bewegt sich in der Umgebung eine mögliche Beute (Reizmus­ ter), wird dies durch eine sinnes- und nervenphysiologische Komponente analysiert, über Koinzidenzglieder mit dem inneren Zustand verknüpft und zur Koordination der Bewegungen für die Taxis- bzw. Endhandlung benutzt. Durch die gefangene Beute wird der Versorgungszustand verbessert und damit die Fressbereitschaft gesenkt. Basiskonzepte 35