Einführung in die Algebra und Diskrete Mathematik Übungsblatt 2 19.03.2015 1. Seien a, b, x ∈ N und u, v ∈ Z so, dass x = ua + vb. Zeigen Sie: Wenn sowohl x | a als auch x | b, dann gilt x = ggT(a, b). Können Sie aus der Gleichung ab + cd = 1 (a, b, c, d ∈ Z) Aussagen über ggT(a, b), ggT(a, c), ggT(a, d), ggT(b, c), ggT(b, d) und ggT(c, d) ableiten? Lösung. Da x ein gemeinsamer Teiler von a und b ist, b) gilt auch x | ggT(a, b a wegen Satz 1.10, (2). Aus x = ua + vb = ggT(a, b) u ggT(a,b) + v ggT(a,b) folgt außerdem ggT(a, b) | x, somit gilt wegen der Antisymmetrie der Teilerrelation auch x = ggT(a, b). Da 1 jede der vier Zahlen a, b, c, d teilt, folgt aus der Gleichung ab+cd = 1, dass ggT(a, c) = ggT(a, d) = ggT(b, c) = ggT(b, d) = 1. Über ggT(a, b) und ggT(c, d) lässt sich aber nichts aussagen. 2 2. Finden Sie ganzzahlige Lösungen der Gleichung 71u + 79v = ggT(71, 79). Ist diese Lösung eindeutig? Falls nein, geben Sie eine weitere Lösung an. Lösung. Der erweiterte euklidische Algorithmus liefert in wenigen Schritten u = 9 und v = −10 sowie ggT(79, 71) = 1. Diese Lösung ist nicht eindeutig, da etwa wegen 79(9 + 71) + 71(−10 − 79) = 1 die Werte u = 80 und v = −89 eine weitere Lösung bilden. 2 3. Wir betrachten die sogenannten Fibonacci-Zahlen Fn , die folgendermaßen rekursiv definiert sind: F0 = 1, F1 = 1, Fn = Fn−1 + Fn−2 für n ≥ 2. Begründen Sie, dass die Zahlen Fn und Fn+1 für alle n ∈ N0 teilerfremd sind. Gilt das für beliebige Startwerte F0 und F1 ? Lösung. Wir verwenden Satz 1.13., wonach für ganze Zahlen a, b, die nicht beide 0 sind, für ein z ∈ Z die Gleichheit ggT(a, b) = ggT(a+zb, b) gilt. Wir wählen z = −1 und erhalten so Schritt für Schritt unter Verwendung der Rekursionsvorschrift für die Fibonacci-Zahlen ggT(Fn+1 , Fn ) = ggT(Fn+1 − Fn , Fn ) = ggT(Fn−1 , Fn ) = ggT(Fn−1 , Fn − Fn−1 ) = ggT(Fn−1 , Fn−2 ) = · · · = ggT(F1 , F0 ) = 1. Allgemein gilt offensichtlich ggT(Fn+1 , Fn ) = ggT(F1 , F0 ), was für andere Werte für F0 und F1 natürlich auch größer als 1 sein kann. 2 1 4. Seien a, b ∈ N mit a < b. Wir nehmen an, dass der Euklidische Algorithmus zur Bestimmung von ggT(a, b) genau n Schritte (Divisionen) benötigt. Zeigen Sie, dass dann a ≥ Fn gilt, wobei Fn wiederdie n n-te Fibonacci-Zahl bezeichnet. Beweisen 1 3 Sie zudem die Ungleichung Fn ≥ 2 2 und leiten Sie damit eine obere Schranke für n in Abhängigkeit von a her. Wie hängt diese Schranke mit der Anzahl der Ziffern von a zusammen? Lösung. Wir setzen b = an+1 und a = an . Da der Euklidische Algorithmus genau n Schritte benötigt, ergibt sich also eine Sequenz von Divisionen an+1 = qn an + an−1 an = qn−1 an−1 + an−2 .. . a3 = q 2 a2 + a1 a2 = q 1 a1 , wobei an > an−1 > · · · > a2 > a1 > 0, q1 ≥ 2 und qi ≥ 1 für alle i ∈ {2, . . . , n}. Den kleinstmöglichen Wert für an erhalten wir offenbar, wenn a1 = 1, q1 = 2 und qi = 1 für alle i ∈ {2, . . . , n} ist. Dann ergeben sich von unten beginnend die Abschätzungen a2 ≥ 2, a3 ≥ 1 · 2 + 1 = 3, a4 ≥ 3 · 1 + 2 = 5, .. . Dies lässt sich induktiv nweiterspinnen zur Bedingung an ≥ Fn , also a ≥ Fn . Die 1 3 Ungleichung Fn ≥ 2 2 lässt sich induktiv zeigen, da sie offenbar für F0 und für F1 gilt und man dann unter der Annahme, dass die Aussage für alle natürlichen Zahlen ≤ n gilt, Fn+1 = Fn + Fn−1 ≥ n 1 3 2 2 n−1 + 1 3 2 2 n = 1 3 2 2 n+1 2 1 3 ≥ 3 2 2 1+ herleiten kann. Also haben wir insgesamt gezeigt, dass a ≥ Fn ≥ umformen lässt zu log10 2a n≤ ≤ 6 log10 a + 2. log10 (3/2) 1 2 n 3 2 , was sich Da sich die Anzahl der Ziffern einer Zahl a wie log10 a verhält (genau: blog10 ac + 1 Ziffern), kann man also sagen, dass die Anzahl der Schritte beim Euklidischen Algorithmus proportional ist zur Ziffernanzahl der kleineren der beiden Zahlen. 2 k 5. Wir betrachten die sogenannten Fermat-Zahlen fk = 22 + 1 für k ∈ N0 . (a) Zeigen Sie die Rekursionsformel fn = tion. Qn−1 i=0 fi + 2 mittels vollständiger Induk- (b) Verwenden Sie diese Formel um zu zeigen, dass zwei verschiedene Fermatzahlen stets teilerfremd sind, also ggT(fk , fl ) = 1 für l 6= k. (c) Warum folgt aus Punkt (b), dass es unendlich viele Primzahlen gibt? 1 0 Lösung. (a) Für n = 1 gilt f1 = 22 + 1 = 5 = 22 + 1 + 2 = f0 + 2 und der Induktionsanfang ist getan. Wir machen den Schritt von n nach n + 1: n+1 fn+1 − 2 = 22 n +2n − 1 = 22 n n − 1 = 22 22 − 1 = (fn − 1)(fn − 1) − 1 IH = fn2 − 2fn = fn (fn − 2) = fn z}|{ n−1 Y i=0 fi = n Y fi . i=0 (b) Sei o. B. d. A k < l. Dann ist ggT(fk , fl ) = ggT(fk , fl−1 . . . fk . . . f0 + 2) = ggT(fk , 2) = 1, wobei wir einerseits Satz 1.13. mit z = − l−1 i=0, i6=k fi und andererseits die Tatsache, dass alle Fermatzahlen ungerade sind, verwendet haben. Q (c) Angenommen, es gibt nur die n Primzahlen p1 , . . . , pn . Da jede natürliche Zahl ≥ 2 mindestens einen Primteiler hat und alle Fermatzahlen paarweise teilerfremd sind, muss jede Fermatzahl einen Primteiler aufweisen, den sonst keine andere Fermatzahl hat. Also gibt es für jedes i ∈ {1, . . . , n} genau ein k ∈ {0, . . . , n − 1}, sodass pi | fk . Da aber sämtliche Primfaktoren von fn aus der Menge {p1 , . . . , pn } stammen müssen, ist sie mit mindestens einer Zahl aus der Menge {f0 , . . . , fn−1 } nicht teilerfremd, was ein Widerspruch zu (b) ist. 2