Kapitel 2.1: Probleme der Dezentralisierung und die Theorie des Zweitbesten1 Dr. Jörg Franke Technische Universität Dortmund Sommersemester 2010 1 Diese Folien dienen der Ergänzung des Vorlesungsstoffes im Rahmen der Vorund Nachbereitung. Sie stellen kein Skript dar; es wird keine Gewähr für Richtigkeit und/oder Vollständigkeit übernommen. Kapitel 2 Dezentralisierung von Produktionsentscheidungen Experiment 2 Dezentralisierung von Produktionsentscheidungen Gemäß 2. Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomie ist jede pareto-optimale Allokation unter bestimmten Voraussetzungen als Wettbewerbsgleichgewicht in einem dezentralen Markt realisierbar, d.h. dezentralisierbar. Voraussetzungen bzgl. Technologiemenge Yj : ▸ Yj ist konvex und abgeschlossen. ▸ Effizienter Rand der Technologiemenge Y e ist konkav in j Produktionsfaktoren (Inputs). ▸ Produktionstechnologie mit zunehmenden Skalenerträgen. 1/9 Kapitel 2 Dezentralisierung von Produktionsentscheidungen Experiment 2 Beispiel: 1 Output, 1 Input: Produktionsfunktion y = f (l), wobei: ▸ Produzierter Output y > 0, ▸ Input l (Produktionsfaktor Arbeit), ▸ f (⋅) konkave Funktion. Bemerkung: Korrespondierender Produktionsplan gemäß Kapitel 1 lautet: F (y , z) = y − f (24 − z) = 0, wobei Freizeit z = 24 − l. Frage: Können Preise gefunden werden, so daß eine gewinnmaximierende Firma jeden potentiellen Punkt (y ∗ , l ∗ ) auf Yje produzieren wird? 2/9 Dezentralisierung von Produktionsentscheidungen Experiment 2 Kapitel 2 Lösung: Preise (py , pl ) sind so zu wählen, daß Isogewinnlinie und f (l) tangential in (y ∗ , l ∗ ) verlaufen. y Isogewinnlinie:π = py y + pl l =const. y = f (l) y∗ π ∗ /py l l∗ dy dl pl py ▸ Steigung der Isogewinnlinie: ▸ Steigung der Produktionsfunktion in l ∗ : = dy dl = f ′ (l ∗ ) Daraus folgt: py f ′ (l ∗ ) = pl Wertgrenzprodukt des Faktors l = Faktorpreis 3/9 Kapitel 2 Dezentralisierung von Produktionsentscheidungen Experiment 2 Intuition: Hergeleitete Bedingung py f ′ (l ∗ ) = pl entspricht genau der Bedingung erster Ordnung aus dem Gewinnmaximierungsproblem der Firma. Alternative Betrachtungsweise: Unternehmen wird Produktion solange ausdehnen bzw. einschränken bis py f ′ (l ∗ ) = pl erfüllt: ▸ Falls l < l ∗ ⇒ f ′ (l ∗ ) > ppyl Produktionsausweitung: py y > pl l ⇒ π(l + ) > π(l). ▸ Falls l > l ∗ ⇒ f ′ (l ∗ ) < ppyl Produktionseinschränkung: py y < pl l ⇒ π(l − ) > π(l). 4/9 Kapitel 2 Dezentralisierung von Produktionsentscheidungen Experiment 2 Frage: Wie restriktiv sind die Annahmen an die Technologiemenge, hier: Konvexität? Beispiel: Produktionsfunktion mit fixen Kosten. y ={ f (l) − l̄ falls l ≥ l̄, 0 falls l < l̄. y y l l̄ Mit fixen Kosten ist Konvexitätsannahme verletzt! Was sind die Konsequenzen? 5/9 Kapitel 2 Dezentralisierung von Produktionsentscheidungen Experiment 2 Experiment 2: Der Markt für Restaurants Konsument i: ▸ fragt ein Abendessen in beliebigen Restaurant j zum Preis pj nach. ▸ ist bereit bis zu pi ∈ {15, 10, 8} zu bezahlen. ▸ erzielt einen Nutzen von ui = pi − pj bei Besuch von Restaurant j. Restaurant j: ▸ hat eine beschränkte Sitzplatzkapazität und kann daher nur bis zu xj = 4 Abendessen pro Abend verkaufen. ▸ kann pro Abend (Runde) 3 mal seinen Preis zu festgelegten Zeitpunkten ändern. ▸ hat die folgende Kostenstruktur: K (xj ) = 20 + 5xj , d.h.: ▸ ▸ Fixkosten in Höhe von 20 EU, variable Kosten in Höhe von 5 EU pro Abendessen. 6/9 Kapitel 2 Dezentralisierung von Produktionsentscheidungen Experiment 2 Beispielrechnung: 4 Konsumenten mit (p1 , p2 , p3 , p4 ) = (15, 15, 15, 10) besuchen Restaurant j, wobei für Konsument 1, 2 ein Preis von pj = 15 und für Konsument 3, 4 ein Preis von pj′ = 10 festgelegt wurde. Damit ergeben sich folgende Resultate: ▸ Für die Konsumenten: u1 = u2 = 15 − 15 = 0, u3 = 15 − 10 = 5, u4 = 10 − 10 = 0. ▸ Für Restaurant j: πj = 15 ∗ 2 + 10 ∗ 2 − 4 ∗ 5 − 20 = 10. Anreiz: Ein zufällig ausgewählter Teilnehmer erhält seinen Nutzen/ Gewinn in EU ausgezahlt. 7/9 Kapitel 2 Dezentralisierung von Produktionsentscheidungen Experiment 2 Im folgenden Experiment erhält jeder Teilnehmer einen Transaktionsbogen: ▸ Wichtig: Keiner Ihrer Nachbarn sollte Einblick in Ihre Daten bekommen! ▸ Teilen Sie Ihren Bogen mittig: Der obere Teil ist ausschließlich für Runde 1 bestimmt! ▸ Das Experiment besteht aus 2 Runden mit jeweils 4 zweiminütigen Perioden. In jeder Periode bleibt der Preis unverändert! ▸ Die zugeteilte Rolle (Gast oder Restaurant) bleibt dieselbe in jeder Runde! 8/9 Kapitel 2 ▸ ▸ Jedes Restaurant veröffentlicht den jeweiligen Preis an der Tafel! Konsumenten entscheiden sich dann, ob und welches Restaurant sie wählen. Entscheidet sich ein Konsument für ein bestimmtes Restaurant, werden folgende Angaben von Gast und Restaurant notiert: ▸ ▸ ▸ ▸ Dezentralisierung von Produktionsentscheidungen Experiment 2 Matrikelnr. des Gasts bzw. Nr. des Restaurants Preis des Abendessens Realisierter Nutzen bzw. Gewinn Nach Abschluss einer Runde sind alle (auch unbenutzte) Transaktionsbögen für die entsprechende Runde abzugeben! 9/9