Das Milgram - Experiment

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Arne Traun, 0702184, SE „Didaktik des Psychologieunterrichts“
28.10.2009
Das Milgram - Experiment

Wurde erstmals 1961 in New Haven (USA) von Stanley Milgram durchgeführt
und seither in diversen Varianten wiederholt (obwohl ethisch fragwürdig)

Beschäftigt sich mit dem Thema „Gehorsam gegenüber Autoritäten“

Der Versuchsperson gegenüber wird folgendes Pseudo-Experiment vorgegeben:
-
-
Experiment zum Thema „Zusammenhang von Lernerfolg & Bestrafung“
Es gibt 2 Versuchspersonen (VPn) [in Wirklichkeit ist die eine Person eingeweiht]
Eine Person ist der „Schüler“ die andere der „Lehrer“, dies wird durch einen
gefälschten Losentscheid [2 gleiche Lose] ermittelt – Die VPn wird „Lehrer“
Der VPn wird mitgeteilt, das Ziel des Experimentes sei es, etwas über Lernen im
Zusammenhang mit Bestrafung herauszufinden. Dazu soll dem Schüler eine Liste
zusammenhangloser Wortpaare (z. B. Grün – Tinte) vorgelesen werden.
Anschließend werden die Wortpaare per multiple choice abgeprüft, der Schüler muss
zu einem Reizwort (Grün) aus 4 Begriffen den Richtigen auswählen
Liegt der Schüler richtig, geht es mit dem nächsten Wort weiter, liegt er falsch, muss
ihm der Lehrer einen Elektroschock verpassen.
Begonnen wird bei 15 Volt, die Spannung wird in dreißig 15-V-Schritten bis 450 Volt
gesteigert.
Der Ablauf: Zu Beginn findet der vermeintliche „Losentscheid“ statt. Schüler (ein 47-jähriger
Buchhalter) und Lehrer werden anschließend vom seriös wirkenden Versuchsleiter
(ein 31 – jähriger Biologielehrer) in den „Schülerraum“ geführt, wo der Schüler auf
einer Art elektrischem Stuhl Platz nehmen muss. Er äußert gegenüber dem
Versuchsleiter Bedenken wegen seines angeblich schwachen Herzens, worauf der
Versuchsleiter meint, die Schocks seien zwar schmerzhaft, aber nicht gefährlich. Der
Schüler kann von seinem Platz aus 4 Knöpfe bedienen, um dem Lehrer, der sich mit
dem Versuchsleiter in einem Nebenraum befindet, seine Antworten auf die multiple –
choice – Fragen mitzuteilen.
Im „Lehrerraum“ steht auf dem Platz des Lehrers ein Elektroschock – Gerät [eine
Atrappe] mit 30 Schaltern von 15 – 450 V. Unter den Schaltern stehen Beschriftungen
von „Leichter Schock“ bis „Sehr schwerer Schock“ und „GEFAHR: Bedrohlicher
Schock“. Unter den letzten beiden Schaltern ist die Beschriftung XXX angebracht.
Vor Beginn des Versuchs erhält der Lehrer einen Probeschock von 45 V durch den
dritten Schalter des Generators, wodurch er von dessen Echtheit überzeugt wird.
In Wirklichkeit erhält der Schüler keine Elektroschocks und es gibt auch keine
spontanen Reaktionen des Schüler-Schauspielers auf diese falschen Schocks – die
Reaktionen sind standardisiert und werden je nach Stärke des Elektroschocks von
einem vorbereiteten Tonband abgespielt, so dass der Lehrer und der Versuchsleiter sie
im Nebenraum hören können:
Spannung
Reaktion
ab 75 V
Grunzen, Stöhnen, Klagen
ab 120 V
Schmerzensschreie
bei 150 V
Schüler klagt, will Experiment abbrechen
ab 180 V
Laute, intensive Schmerzensschreie
ab 300 V
Hämmert gegen d. Wand & verweigert Antworten
ab 330 V
Stille
Arne Traun, 0702184, SE „Didaktik des Psychologieunterrichts“
28.10.2009
Auf Fragen bzw. Beschwerden des Lehrers antwortete der Versuchsleiter mit standardisierten Sätzen
wie: „Das Experiment erfordert, das Sie weitermachen.“, oder „Ich bin verantwortlich dafür, was mit
dem Schüler geschieht.“.
Das Ergebnis:
65 % der Versuchspersonen gingen bis 450 V!
Spannung
VPn, die abbrachen:
- 300 V
0
300 V
5
315 V
4
330 V
2
345 V
1
360 V
1
375 V
1
450 V
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In Folgeexperimenten zeigte sich, dass diese Ergebnisse unabhängig von Geschlecht oder Kultur der
VPn sind. Bis heute hat sich daran nichts geändert - 2009 wurden in einem Experiment von Jerry
Burger von der Universität in Santa Clara/Kalifornien in einer leicht abgewandelten Version des
Originalexperiments ganz ähnliche Ergebnisse erzielt.
Faktoren, welche allerdings einen Einfluss auf den Ausgang des Experiments haben, sind:

Räumliche Nähe des Lehrers zum Schüler bzw. Interaktionsmöglichkeit zwischen Lehrer und
Schüler (Keine Rückmeldung/ Akustische Rückmeldung/ Gleicher Raum/ Direkter Kontakt)

Anzahl der Lehrer und Verhalten der anderen Lehrer (bestärkend oder abschwächend)

Räumliche Nähe zwischen Lehrer und Versuchsleiter bzw. deren Interaktionsmöglichkeit (VL
am Telefon/ Gehilfe des VLs als Ersatz-VL/ VL im gleichen Raum)

Legitimierung der Autorität des Versuchsleiters (Uni Yale/ Private Forschungseinrichtung in
einem Bürogebäude)
Folgen:
Das Experiment wurde von mehreren Seiten als unethisch kritisiert, da die mentale
Stabilität der Versuchsperson während dem Experiment beeinträchtigt wird. Milgram
selbst war erstaunt über das Ausmaß an Stresssymptomen, das die Versuchspersonen
während des Experiments zeigten. Wegen ethischer Bedenken bekam er nie eine
Professur an der Universität Yale, obwohl sein Experiment eines der bekanntesten der
Psychologiegeschichte ist. Seinen ursprünglichen Vorsatz, das Experiment mit
deutschen VPn zu wiederholen, um herauszufinden, ob Deutsche besonders
„autoritätshörig“ seien (dies interessierte Milgram besonders im Zusammenhang der
Verbrechen des 3. Reichs) unterließ er schließlich, weil er zu dem Schluss kam, dass
sein Experiment sehr viel grundsätzlicher wäre und die Bereitschaft zur Grausamkeit
bei gleichzeitiger Abgabe von Verantwortung ein allgemeines Phänomen sei.
Quellen:

Stanley Milgram: Behavioral study of obedience In: Journal of abnormal and social psychology.
Lancaster Pa 67,1963, S. 371–378

Lahmer, Karl: Kernbereiche der Psychologie (Dorner), Wien 1999

Meyer, Philip: If Hitler asked you to electrocute a stranger, would you? In: Esquire Magazine. Februar
1970

http://www.stangl-taller.at/TESTEXPERIMENT/experimentbspmilgram.html [27.08.2009]

www.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment [27.08.2009]

http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=34842 [27.08.2009]
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