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C. Friesl (Hg.), Experiment Jung-Sein. Die Wertewelt österreichischer Jugendlicher, Wien 2001
1990-92 wurden die Werteinstellungen der 16- bis 24-jährigen ÖsterreicherInnen erforscht; nach der Neuauflage der
Europäischen Wertestudie 1999/2000 wurde auch die „Jugend-Wertestudie“ erneut durchgeführt, wodurch ein
Vergleich der Daten von 1990 und 2000 möglich ist.
1990 waren drei wichtige Schwerpunkte:
 Rollenverständnis junger Leute
 Neue religiöse Kulturformen wie Esoterik
 Stellenwert der Ausbildung in und nach der Schulzeit
Neue Themen:
 „Gender“
 Familie und Partnerschaft
 Schule und Ausbildung
 Gesellschaft und Politik
 Studium, Wissenschaft und Forschung
 Vielfalt jugendlicher Religiosität
Homepage des ÖIJ: http://www.oeij.at
Weitere Publikationen auf dem Wertesektor:
 H. Denz – Chr. Friesl – R. Polak – R. Zuber – P.M. Zulehner, Die Konfliktgesellschaft. Wertewandel in Österreich
1990 – 2000, Czernin-V. Wien 2001
 P.M. Zulehner u.a., Die europäische Seele. Leben und Glauben in Europa, Wien Nov. 2001
Jung-Sein als Experiment - Das Leben – ein Experiment
„‘Ich bin das Experiment, das gelingen muß‘ lautet die Devise junger Menschen (Beck). Statt fester Fahrpläne haben
Jugendliche Lebensläufe zunehmend Bastelcharakter, vergleichbar ‚sich selbst tragenden freischwebenden
Konstruktionen. Beck sprich noch direkter von den ‚Artisten in der Zirkuskuppel‘ ... Vorbei sind die Zeiten, in denen
man im Bewusstsein heranwuchs, nach der Schule zu heiraten, Kinder zu bekommen und einen Beruf fürs Leben zu
finden. Jungsein bedeutet heute, dass man die eigene Identität konstruieren kann und muss. Die Individualisierung
jugendlicher Lebensweisen zeigt sich in einer umfassenden Pluralisierung von Szenen und Lebensstilen: Jugendliche
wurden eine ‚unübersichtliche Generation‘.
Auch die Werthaltungen der Jugendlichen erweisen sich als komplex und widersprüchlich. Verschiedenste
Weltanschauungen können nebeneinander existieren, Pluralität ist erlaubt, ohne mit gesellschaftlichen Sanktionen
rechnen zu müssen.“ (13)
„Das reifungsbedingte Experimentieren wird durch die gesellschaftlichen Veränderungen der Gegenwart massiv
verstärkt. In der ‚Entselbstverständlichung‘ alter Normen und Ordnungen wird das Leben für alle Menschen zum
Experiment. Man spricht vom ‚Ende der Normbiografien‘ ... das Leben ist weniger verregelt und die Chancen stehen
gut, das Beste aus sich herauszuholen.“ (14).
„Man spricht heute von so genannten ‚Recherche-Ichs‘, ‚Zufalls-Ichs‘ oder ‚Patchworkidentitäten‘“(14).
„Die Erwachsenen stehen einer ungewisser gewordenen Zukunft genauso verunsichert gegenüber wie junge Menschen.
Gelungene Modelle ‚experimentellen Lebens‘ gibt es (noch) nicht allzu viele. Das moderne ‚Leitbild ist der
‚egotaktisch‘, leicht aufgedrehte, kontaktfreudige, optimistische und erfolgreiche ‚Selbst-Animateur‘, der gute Laune
ausstrahlt, flexibel und außengeleitet ist, positiv denkt und erfolgreich ist‘“ (15).
„Die Jugend-Wertstudie 2000 dokumentiert Tatsache und Notwendigkeit des Experimentierens in allen
Lebensbereichen:
 Jugendliche wünschen sich in ihren Beziehungen eine Balance zwischen emotionaler Nähe und Autonomie. Dies
führt zu veränderten Formen von Freundschaften. Das Verhältnis zwischen Nähe und Distanz muss immer neu mit
sich selbst und mit dem anderen ausgehandelt werden.
 Jugendliche wünschen sich für ihr (zukünftiges) Berufsleben eine Ausgewogenheit von Herausforderung und
Sicherheit, von Arbeit, Freizeit und Familie ...
 Die Experimentierfreudigkeit zeigt sich auch im religiösen Bereich: Die Jugendlichen verlassen zwar die Kirchen,
verlieren aber keineswegs ihre religiösen Sehnsüchte und basteln sich ihre religiöse Weltanschauung nach ihren
persönlichen Bedürfnissen.
 Enttäuschung und Resignation angesichts institutionalisierter Politik sind groß, das politische Interesse ist damit aber
(noch) nicht gänzlich verschwunden. Jugendliche wünschen sich politisches Engagement abseits traditioneller
Strukturen und sind auch in diesem Bereich Experimenten gegenüber durchaus aufgeschlossen.“ (15)
Einige wichtige Trends kurzgefasst:
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„Virtuoses Werte-sampling“ als wichtiger Zukunftstrend: So ist der Wunsch nach Selbstverwirklichung enorm hoch,
gleichzeitig ist die Bedeutung schützender Beziehungen (durch Familie, Freunde oder gesellschaftliche Institutionen)
gestiegen.
Die Bedeutung von Freundschaften ist in den vergangenen 10 Jahren deutlich angewachsen. Ungebrochen hoch ist
die Wichtigkeit der Familie.
Eine fixe (Paar-) Beziehung hat einen unvermindert hohen Stellenwert: Treue, Toleranz und eine erfüllte Sexualität
sind dafür die wichtigsten Kriterien. Kinder als Basis einer funktionierenden Lebensgemeinschaft haben an
Bedeutung verloren.
Traditionelle Politik wird abgelehnt; das Interesse an (basis-) demokratischen Aktivitäten ist hoch. Ein
demokratisches System wird von den meisten Jugendlichen befürwortet, allerdings können sich auch viele eine
Expertokratie vorstellen. Ein Viertel der Jugendlichen kann sich einen starken Mann als Führer vorstellen.
Die Distanzierung von der kirchlichen Religion hat sich verstärkt: der Gottesdienstbesuch hat sich halbiert; religiöse
Praxis und Glaubensvorstellungen haben sich verändert.
Stärkster Bedeutungszuwachs bei Freundschaften
Einige wichtige Trends kurzgefasst:
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„Virtuoses Werte-sampling“ als wichtiger Zukunftstrend: So ist der Wunsch nach Selbstverwirklichung enorm hoch,
gleichzeitig ist die Bedeutung schützender Beziehungen (durch Familie, Freunde oder gesellschaftliche Institutionen)
gestiegen.
Die Bedeutung von Freundschaften ist in den vergangenen 10 Jahren deutlich angewachsen. Ungebrochen hoch ist
die Wichtigkeit der Familie.
Eine fixe (Paar-) Beziehung hat einen unvermindert hohen Stellenwert: Treue, Toleranz und eine erfüllte Sexualität
sind dafür die wichtigsten Kriterien. Kinder als Basis einer funktionierenden Lebensgemeinschaft haben an
Bedeutung verloren.
Traditionelle Politik wird abgelehnt; das Interesse an (basis-) demokratischen Aktivitäten ist hoch. Ein
demokratisches System wird von den meisten Jugendlichen befürwortet, allerdings können sich auch viele eine
Expertokratie vorstellen. Ein Viertel der Jugendlichen kann sich einen starken Mann als Führer vorstellen.
Die Distanzierung von der kirchlichen Religion hat sich verstärkt: der Gottesdienstbesuch hat sich halbiert; religiöse
Praxis und Glaubensvorstellungen haben sich verändert.
Stärkster Bedeutungszuwachs bei Freundschaften
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