Sozialpsychologie (Soziale Beeinflussung) Was versteht man unter Sozialpsychologie Sozialpsychologie Die Sozialpsychologie stellt eine Verbindung zwischen Psychologie und Soziologie dar. Sie beschäftigt sich mit dem Wechselwirkungsprozess zwischen Individuen sowie zwischen Individuum und Umwelt. Sozialpsychologie = Disziplin der Psychologie, die erforscht, wie der Einzelne durch seine Mitmenschen beeinflusst wird, wie er sich in zwischenmenschlichen Situationen verhält und wie er seine Mitwelt beeinflusst. 3 Komplexität des Forschungsgegenstandes Situation Gedächtnis Organismus Änderung=>Lernen ermöglicht Afferenz Sinnesorgan Erleben Organismus Änderung=>Lernen ZNS Änderung=>Lernen Emotion ermöglicht Reiz Efferenz Gedächtnis Organismus Afferenz ermöglicht Motivation Sinnesorgan Afferenz Persönlichkeit Reiz Sinnesorgan Erleben ZNS Erleben ZNS Efferenz Gedächtnis Änderung=>Lernen Emotion Organismus Erfolgsorgan ermöglicht Motivation Reaktion Erfolgsorgan Verhalten Afferenz Persönlichkeit Verhalten Erleben ZNS Efferenz Emotion Motivation Gedächtnis Reaktion Efferenz Emotion Motivation Persönlichkeit Erfolgsorgan Verhalten Persönlichkeit Umwelt Entwicklung 4 Konformitätsdruck innerhalb von Gruppen Konformitätsdruck Im Zusammenhang mit dem Konformitätsdruck werden wir zwei sehr bekannte Experimente näher anschauen 1. Experiment von Sherif 2. Experiment von Asch 6 Experiment von Muzafer Sherif Konformitätsdruck Experiment von Muzafer Sherif Die Versuchsperson befindet sich in einem dunklen Raum. An der Wand vor ihr befindet sich ein leuchtender Punkt. Objektiv bewegt sich der Punkt nicht. Subjektiv hat die Versuchsperson den Eindruck, dass sich der Punkt bewegt (autokinetischer Effekt). Die Grösse des Eindrucks ist für jede Person relativ konstant, unterscheidet sich aber deutlich zwischen verschiedenen Personen. 8 Konformitätsdruck Autokinetischer Effekt (visuelle Illusion) Wenn man in einer einheitlich dunklen Umgebung auf einen hellen Lichtpunkt starrt, hat man den Eindruck, als bewege sich das Licht hin und her. Das liegt daran, dass man keinen festen Bezugspunkt hat, um die Position des Lichts festzulegen. Dieser Effekt ist subjektiv (jeder empfindet ihn verschieden stark) jedoch konstant (nach einer bestimmten Zeit nimmt eine bestimmt Person die Bewegung als immer etwa gleich stark war). 9 Konformitätsdruck Experiment von Muzafer Sherif In einem ersten Durchgang schätzten verschiedene Versuchspersonen unabhängig voneinander das Ausmass der Bewegung ein (kannten die Einschätzung der andere Versuchspersonen nicht). In einem zweiten Durchgang (wenige Tage später) schätzten die Versuchspersonen das Ausmass der Bewegung erneut ein. Im Unterschied zum ersten Durchgang, schätzten beim zweiten Durchgang alle Versuchspersonen ihre Einschätzungen laut ein (bekamen die Einschätzung der anderen Versuchspersonen mit). 10 Konformitätsdruck Ergebnis 11 Konformitätsdruck Muzafer Sherif konnte auch zeigen, dass es sich nicht um eine öffentliche Compliance handelt sondern um private Akzeptanz. Private Akzeptanz = öffentliche Anpassung an das Verhalten anderer, weil man persönlich vom Verhalten der Anderen überzeugt ist. Er befragte die Versuchspersonen nach dem Experiment erneut unabhängig voneinander. Die Versuchspersonen gaben auch nach dem Experiment noch gruppenkonforme Antworten. Selbst ein Jahr nach der Befragung gaben die Versuchspersonen noch gruppenkonforme Antworten. 12 Konformitätsdruck Mit Hilfe des Experiments von Muzafer Sherif kann man das Phänomen des informationalen sozialen Einflusses aufzeigen. Informationaler sozialer Einfluss = Personen richten sich in mehrdeutigen Situationen nach anderen Personen, da sie glauben, dass die Interpretation der anderen Personen zutreffender ist als ihre eigene und ihnen helfen wird, angemessen zu handeln. 13 Experiment von Solomon Asch Konformitätsdruck Solomon Asch untersuchte in einer Reihe (inzwischen klassischer) Studien die Macht des normativen sozialen Einflusses. Experiment von Solomon Asch Der Versuchsleiter setzt mehrere Personen in einen Raum. Nur eine der Personen ist eine wirkliche Versuchsperson. Bei den anderen Teilnehmern handelt es sich um eingeweihte Helfer. Der richtigen Versuchsperson erzählt der Versuchsleiter eine Cover Story. Die Cover Story lautet, dass alle Versuchsteilnehmer an einem Experiment zur Wahrnehmungsbeurteilung teilnehmen. 15 Konformitätsdruck Der Versuchsleiter zeigt den Versuchsteilnehmern zwei Karten mit Linien. Auf der einen Karte hat es eine Referenzlinie. Auf der anderen hat es drei Vergleichslinien. Die Versuchsteilnehmer soll einschätzen, welche dieser drei Vergleichslinien gleich lang wie die Referenzlinie ist. Bei jedem Durchgang ist eine der Linien deutlich erkennbar gleichlang wie die Referenzlinie. Die Verbündeten des Versuchsleiters nennen einheitlich eine falsche Linie. 16 Konformitätsdruck 17 Konformitätsdruck Erstaunlich viele der Versuchspersonen zeigen zumindest teilweise konformes Verhalten. Über 70% der Versuchsteilnehmer zeigen in mindestens einem Durchgang Konformität. Bei einer anonymen Einschätzung, verhalten sich die Versuchsteilnehmer viel seltener konform. 18 Konformitätsdruck 19 Konformitätsdruck Mit Hilfe des Experiments von Solomon Asch kann man das Phänomen des normativen sozialen Einflusses aufzeigen. Normativer sozialer Einfluss = Der Einfluss anderer verleitet eine Person zu konformem Verhalten, weil sie gemocht oder akzeptiert werden will. Normativer Einfluss führt zu öffentlicher Compliance. Öffentliche Compliance ohne private Akzeptanz = öffentliche Anpassung an das Verhalten anderer, ohne von dem, was die Gruppe sagt oder tut tatsächlich überzeugt zu sein. 20 Konformitätsdruck innerhalb von Gruppen Wir haben gesehen, dass von einer Gruppe ganz bestimmte Zwänge ausgehen. Dieser Druck basiert auf einer Vielzahl von Mechanismen: Angst vor möglichen Sanktionen von Gruppenseite. Angst, nicht mehr gemocht zu werden. Angst davor, aus der Gruppe ausgeschlossen zu werden. Angst vor dem Entzug der sozialen Anerkennung. Angst, innerhalb der sozialen Rangordnung in der Gruppe einen niederen Platz zu erhalten. Bedürfnis des Einzelnen mit seiner eigenen Meinung und Einstellung „richtig“ zu liegen und ein „korrektes“ Urteil zu fällen. 21 Einfluss von Minderheiten Einfluss von Minderheiten Auch der Einzelne oder eine Minderheit kann das Verhalten oder die Überzeugungen der Mehrheit beeinflussen (Minderheiteneinfluss). Der Schlüssel zum Erfolg ist Konsequenz: Die von der Mehrheit abweichende Ansicht muss über einen längeren Zeitraum vertreten werden. Die Mitglieder der Minderheit müssen sich einig sein. Wenn ein Mitglied der Minderheit zwischen zwei unterschiedlichen Standpunkten schwankt oder zwei Mitglieder unterschiedliche Ansichten vertreten, wird die Mehrheit sie nicht ernst nehmen. Bleibt die Minderheit jedoch unerschütterlich bei ihrer Ansicht, wird die Mehrheit von ihr Notiz nehmen und sie vielleicht sogar übernehmen. 23 Einfluss von Minderheiten Mitgliedern von Minderheiten hingegen gelingt es kaum, andere durch normative Mittel zu beeinflussen die Mehrheit macht sich wenig Gedanken darüber, was die Minderheit über sie denkt. Minderheiten beeinflussen die Gruppe deshalb mit Hilfe von informationalem sozialem Einfluss. Das bedeutet, sie konfrontieren die Gruppe mit neuen, unerwarteten Informationen und bringen sie dazu, sich mit einem Thema genauer auseinanderzusetzen. Mehrheiten erhalten oft öffentliche Zustimmung aufgrund von normativem sozialem Einfluss, während Minderheiten durch informationalen sozialen Einfluss private Akzeptanz erzielen. 24 Macht und Autorität Macht und Autorität Text: «Gehorsam gegenüber Autorität» Wie ist das Experiment von Milgram genau aufgebaut? Was für Varianten der Studie gibt es? Was für weitere Gründe für Gehorsam gibt es? 26 Experiment von Milgram Stanley Milgram (geb. 15. August 1933 in New York City) 27 Experiment von Milgram Wie ist das Experiment von Milgram genau aufgebaut? Am Experiment teilhabende Personen: Versuchsleiter „Lehrer“ (eigentliche Versuchperson / zwischen 20-50 Jahre alt) „Schüler“ (Helfer des Versuchsleiters) 28 Experiment von Milgram Versuchsablauf: Der Versuchsleiter erzählt eine „falsche Geschichte“ (Cover Story: «Es handelt sich um ein Experiment zum Thema Lernen») Die Versuchsteilnehmer werden «scheinbar» zufällig (durch ziehen eines Loses) einer Funktion zugewiesen (Lehrer, Schüler). Der Lehrer muss dem Schüler eine Liste mit Wortpaaren lehren. Der Lehrer fragt den Schüler die Wortpaare danach ab (Schüler befindet sich im Nebenraum – kein Sichtkontakt! – es gibt nur akustischen Kontakt). Für jeden Fehler muss der Lehrer dem Schüler einen Stromstoss steigender Stärke (15 bis 450 Volt) verabreichen. Der Lehrer erhält zur Illustration einen Stromstoss von 45 Volt. Ab 75 Volt beginnt der Schüler zu schreien („au!“ später dann „Das reicht! Holen Sie mich hier raus!“ usw.). 29 Experiment von Milgram Ergebnis: Die meisten Teilnehmer beugten sich dem Druck Die höchste Schockstärke betrug im Durchschnitt 360 Volt 62.5 Prozent der Teilnehmer verabreichten sogar 450Volt-Schocks! 80 Prozent der Teilnehmer fuhren mit dieser Behandlung fort, nach dem der Schüler, der zuvor erwähnt hatte, Herzbeschwerden zu haben, schrie: „Lassen Sie mich hier raus! Lassen Sie mich hier raus! Mein Herz macht mir Probleme…… 30 Experiment von Milgram Was für Varianten der Studie gibt es? Normativer Druck sinkt 1 Informationaler sozialer Einfluss geringer 2 Zeigt, dass Aggression keinen Einfluss hat! 4 Informationaler sozialer Einfluss - weg 3. Zwei Versuchsleiter, die sich nicht einig sind 0%Prozent der Versuchsteilnehmer machen weiter 31 Experiment von Milgram Was für weitere Gründe für Gehorsam gibt es? Anpassung an die falsche Norm. Selbstrechtfertigung (wenn ich jetzt aufhöre, dann war mein Verhalten vorher falsch!). Der Verlust persönlicher Verantwortung. 32 Prosoziales Verhalten Prosoziales Verhalten Ein anderes Phänomen aus der Sozialpsychologie, das Menschen immer wieder fasziniert und verwirrt, ist jenes des prosozialen Verhaltens. Prosoziales Verhalten = jede Handlung mit dem Ziel, einem anderen Menschen Vorteile zu verschaffen 34 Prosoziales Verhalten Text: „Entscheidungsmodell von Latané und Darley“ Sie können das „Entscheidungsmodell von Latané und Darley“ beschreiben und in Bezug zum bisher Gelernten setzen. Sie können die Begriffe 1) Bystander-Effekt, 2) pluralistischer Ignoranz, 3) Verantwortungsdiffusion und 4) Bewertungsangst erläutern. 35