Grundlagen der Physik 2 Schwingungen und Wärmelehre Othmar Marti [email protected] Institut für Experimentelle Physik 24. 05. 2007 Othmar Marti (Universität Ulm) Schwingungen und Wärmelehre 24. 05. 2007 1 / 20 Maxwell-Boltzmann-Verteilung Maxwell-Boltzmann-Verteilung Geschwindigkeitsvereilung f (v ) dv = C m v2 exp − dv kT Die Anzahl Vektoren mit v0 < |v | < v0 + dv ist proportional zu 4π v 2 dv . Aus der Normierungsbedingung Z f (v ) dv = 1 folgt C Othmar Marti (Universität Ulm) 0 A 3 = 2 π Schwingungen und Wärmelehre 24. 05. 2007 2 / 20 Maxwell-Boltzmann-Verteilung Maxwell-Boltzmann-Verteilung Die Maxwell-Boltzmann-Verteilung lautet also f (v ) dv = = Othmar Marti (Universität Ulm) m v 2 e − mvkT dv r 2π kT m v 2 e − mvkT dv 2 π kT 4π · 3 2 3 2 Schwingungen und Wärmelehre 2 2 2 2 24. 05. 2007 3 / 20 Maxwell-Boltzmann-Verteilung Maxwell-Boltzmann-Verteilung Maxwell-Boltzmann-Verteilung 0.002 20 K 100 K 273.15 K 500 K 1000 K 0.0018 0.0016 0.0014 f(v,T) 0.0012 0.001 0.0008 0.0006 0.0004 0.0002 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 v/(m/s) Maxwell-Boltzmann-Verteilung für Wassersto H2 Othmar Marti (Universität Ulm) Schwingungen und Wärmelehre 24. 05. 2007 4 / 20 Maxwell-Boltzmann-Verteilung Mittelwerte aus der Maxwell-Boltzmann-Verteilung Mittelwerte einer Grösse g (v ) bezüglich einer Wahrscheinlichkeitsdichte f (v ) werden durch hg i = R gR(v ) f (v ) dv f (v ) dv berechnet. Othmar Marti (Universität Ulm) Schwingungen und Wärmelehre 24. 05. 2007 5 / 20 Maxwell-Boltzmann-Verteilung Mittelwerte aus der Maxwell-Boltzmann-Verteilung Lineare Geschwindigkeiten wie vx hvx i = hvz i = hvz i = Z∞ vx f (v )dv = 0 −∞ Geschwindigkeitsquadrat v 2 v 2 Z = v 2 f (v ) dv =3 Geschwindigkeitsbetrag v hv i = Maximale Geschwindigkeit vmax Z∞ vf (v ) dv = 0 vmax = Othmar Marti (Universität Ulm) r r kT m 8kT πm 2kT Schwingungen und Wärmelehre m 24. 05. 2007 6 / 20 Maxwell-Boltzmann-Verteilung Asymptotik der Maxwell-Boltzmann-Verteilung Für kleine v lautet die Taylorentwicklung von f (v ) um v = 0 f (v ) = r 2 π m 2 v + O (v 4 ) kT 3 2 Die Notation O (v 4 ) bedeutet, dass der erste nicht verschwindende weitere Summand von der Ordnung v 4 ist. Höhere Ordnungen können vorkommen. Der Anteil der Teilchen mit kinetischen Energien im Intervall [E0 , ∞) im Vergleich zu allen Teilchen (Intervall [0, ∞)) ist R∞ E0 R∞ 0 Othmar Marti (Universität Ulm) f (E ) dE f (E ) dE 2 =√ π r E E0 − kT e kT Schwingungen und Wärmelehre 0 24. 05. 2007 7 / 20 Mittlere freie Weglänge Stossquerschnitt Zwei Teilchen mit Radius r stossen sich, wenn ihre Mittelpunkte weniger als 2a senkrecht zur Relativgeschwindigkeit auseinander liegen. Damit kann man Stösse so behandeln, wie wenn die beteiligten Teilchen sich wie punktförmige Teilchen bewegen würden, sich aber mit der Querschnittsäche σ , dem Stossquerschnitt stossen. Alle Moleküle in der gezeigten Röhre mit Geschwindigkeiten entlang der Zylinderachse stossen mit einem auf der Endäche ruhend angenommenen Molekül. Othmar Marti (Universität Ulm) Schwingungen und Wärmelehre 24. 05. 2007 8 / 20 Mittlere freie Weglänge Berechnung der mittleren freien Weglänge Ae = A dz n σ Die Wahrscheinlichkeit P , ein Teilchen zu treen, ist P= Ae A = n σ dz Wenn N Teilchen auf der Oberäche eintreen, dann werden dN = −N P = −N n σ dz weggestreut werden. Othmar Marti (Universität Ulm) Schwingungen und Wärmelehre 24. 05. 2007 9 / 20 Mittlere freie Weglänge Berechnung der mittleren freien Weglänge Wir können aus der Streugleichung eine Dierentialgleichung erster Ordnung konstruieren dN dz + N nσ = 0 Diese Gleichung für die Abschwächung eines Teilchenstrahles durch ein ruhendes atomares Medium hat die Lösung N (z ) = N0 e −nσ z (Abschwächung eines Teilchenstrahls) Othmar Marti (Universität Ulm) Schwingungen und Wärmelehre 24. 05. 2007 10 / 20 Mittlere freie Weglänge Berechnung der mittleren freien Weglänge Wenn wir eine dickere Schicht betrachten, werden die unteren Teilchen durch die oberen abgeschattet. Dies geschieht mit der Wahrscheinlichkeit P = n σ dz . In der Tiefe z stehen N (z ) = N0 e −nσ z Teilchen für die Streuung zur Verfügung. Die Anzahl gestreuter Teilchen ist deshalb dN (z ) = −PN (z ) = −nσN0 e −nσ z dz Die Streurate ist deshalb dN (z ) dN (z = 0) −nσ z = e dz dz Othmar Marti (Universität Ulm) Schwingungen und Wärmelehre 24. 05. 2007 11 / 20 Mittlere freie Weglänge Berechnung der mittleren freien Weglänge Wie tief kann nun ein Teilchen im Mittel eindringen? Wir verwenden die allgemeine Formel hG i = R GR(z ) f (z ) dz f (z ) dz für den mit der Verteilungsfunktion (Wahrscheinlichkeitsdichte) f (z ) gewichteten Mittelwert von G . Wir haben also R∞ R∞ N0 −nσ z dz z dN (z ) 1 0 0 −z nσ N0 e R R ` = hz i = ∞ = ∞ = nσ = −nσ z dz N n σ dN ( z ) − n σ N e 0 0 0 0 Othmar Marti (Universität Ulm) Schwingungen und Wärmelehre 24. 05. 2007 12 / 20 Mittlere freie Weglänge Mittlere freie Weglänge bei bewegten Hindernissen Nun bewegen sich aber alle Teilchen. Wir müssen deshalb den Stoss zweier Teilchen in deren Schwerpunktsystem betrachten. Die relative kinetische Energie ist in dem Falle 1 0 02 mv 2 mit m0 = mm +mm der reduzierten Masse. Wenn m1 = m2 ist, gilt m0 = m2 . Wir kennen die Geschwindigkeitsverteilung im Laborsystem. Da im Mittel alle Schwerpunktsysteme die Geschwindigkeit null haben (das Gas als solches bewegt sich ja nicht) ist im Mittel die Relativgeschwindigkeit der Teilchen gleich verteilt wie die Geschwindigkeit einzelner Teilchen. Deshalb gilt: 1 1 und deshalb 2 2 m0 m m 3 kT = (v 0 )2 = (v 0 )2 = v 2 2 2 4 2 Othmar Marti (Universität Ulm) √ v 0 = 2v Schwingungen und Wärmelehre 24. 05. 2007 13 / 20 Mittlere freie Weglänge Mittlere freie Weglänge bei bewegten Hindernissen Da die Dichte der Teilchen im Schwerpunktssystem gleich ist (eine Galileitransformation ändert√keine Volumina), ist die Zeit bis zu einem Stoss kürzer, und zwar um 2. Deshalb reduziert sich die mittlere freie Weglänge auf `= √ 1 2 nσ (mittlere freie Weglänge) Othmar Marti (Universität Ulm) Schwingungen und Wärmelehre 24. 05. 2007 14 / 20 Mittlere freie Weglänge Mittlere freie Weglänge, weitere Betrachtung Wir betrachten genauer, was wir bei R∞ R∞ N0 z dN (z ) −z nσ N0 e −nσ z dz 0 nσ = 1 ` = hz i = R ∞ = R0 ∞ = −nσ z dz N nσ dN ( z ) − n σ N e 0 0 0 0 vernachlässigt hatten. Man betrachtet die mittlere Anzahl Stösse pro Zeit eines Teilchens p q hv 2 i hζi = = hv 2 inσ ` Othmar Marti (Universität Ulm) Schwingungen und Wärmelehre 24. 05. 2007 15 / 20 Mittlere freie Weglänge Mittlere freie Weglänge, weitere Betrachtung Wir haben dabei über das Quadrat der Geschwindigkeit gemittelt, da Richtungen nicht relevant sind und da kinetischen Energien letztlich p die relevanten sind. Im bewegten Bezugssystem müssen wir hv 2 i p Grössen p 0 2 durch h(v ) i = h2v 2 i ersetzen. Für statistisch unabhängige Teichen mit den Geschwindigkeiten v 1 und v 2 ist hv 1 · v 2 i = 0 Dann ist (v 0 )2 = (v 1 − v 2 )2 = v 21 + v 22 + 2v 1 · v 2 = v 21 + v 22 Da wir identische Teilchen betrachten folgt (v 0 )2 = 2v 2 Othmar Marti (Universität Ulm) Schwingungen und Wärmelehre 24. 05. 2007 16 / 20 Mittlere freie Weglänge Mittlere freie Weglänge, weitere Betrachtung Die Stosszahl pro Zeit bei bewegten Teilchen ist √ q 0 q ζ = h(v 0 )2 inσ = 2 hv 2 inσ Bezogen auf die Geschwindigkeitsverteilung im Laborsystem v 2 wird dann die freie Weglänge in einem Gas p `= hv 2 i 1 =√ 0 ζ 2 nσ Auch hier gibt die exakte Rechnung das gleiche Ergebnis wie die qualitative Argumentation. Othmar Marti (Universität Ulm) Schwingungen und Wärmelehre 24. 05. 2007 17 / 20 Brownsche Bewegung Brownsche Bewegung Brownsche Bewegung Othmar Marti (Universität Ulm) Schwingungen und Wärmelehre 24. 05. 2007 18 / 20 Brownsche Bewegung Robert Brown • • • • • 1773 (Schottland) 10. Juni 1858 (London). Er studierte Medizin in Edinburgh und ging dann zum Militär. In London lernte er den berühmten Botaniker Banks kennen, mit dem er von 1801 - 1805 eine botanische Entdeckungsreise nach Australien unternahm. Im Jahre 1827 entdeckte er in einer Suspension von Pollenkörnern die nach ihm benannte Brownsche Bewegung. Die brownsche Bewegung erfuhr durch Einstein und Smoluchowski 1905 ihre theoretische Deutung. 1831 erkannte er die regelmäÿige Struktur in einer Zelle als Zellkern. Nach http://lei.physik.uni-muenchen.de/web_ph09/versuche/07brown/brown.htm Othmar Marti (Universität Ulm) Schwingungen und Wärmelehre 24. 05. 2007 19 / 20 Diusion Teilchenströme bei Diusion Betrachtung von Teilchenströmen N` von links nach rechts und Nr von rechts nach links. Othmar Marti (Universität Ulm) Schwingungen und Wärmelehre 24. 05. 2007 20 / 20