Lineare Algebra I (WS 12/13) Bernhard Hanke Universität Augsburg 27.11.2012 Bernhard Hanke 1 / 10 Koordinatentransformation Definition Es sei V ein endlichdimensionaler R-Vektorraum und es seien B und C zwei Basen von V . Die darstellende Matrix der Identität idV : V → V bezüglich der Basen B und C heißt Matrix der Koordinatentransformation bzgl. der Basen B und C, geschrieben TCB . Insbesondere kommutiert folgendes Diagramm: Rn TCB (f ) / Rm ΦB ! ΦC V Bernhard Hanke 2 / 10 Bemerkung I Die Spalten von TCB genau die Koordinatenvektoren der Basisvektoren in B bezüglich der Basis C. I Man beachte, dass nach Konstruktion B −1 TCB = Φ−1 = TBC . C ◦ ΦB =⇒ (TC ) Proposition Es seien V und W endlichdimensionale R-Vektorräume mit dim V = n und dim W = m. Es seien B, B 0 Basen von V und C, C 0 Basen von W . Es sei f : V → W linear. Dann gilt die Gleichung 0 0 MCB0 (f ) = TCC0 · MCB (f ) · TBB . Bernhard Hanke 3 / 10 Direkte Summen Definition Es sei V ein R-Vektorraum und (Wi )i∈I eine Familie von Untervektorräumen von V . Die Summe der Wi ist definiert als der Untervektorraum X [ Wi := span( Wi ) ⊂ V i∈I i∈I Falls die gegebene Familie endlich ist, d.h. von der Form (W1 , . . . , Wr ), so schreiben wir für die Summe W1 + . . . + Wr . Bemerkung P Die Summe i∈I Wi ist der kleinste Untervektorraum von V , der alle Wi , i ∈ I , enthält: X Wi = {v = wi1 + . . . + wik | wij ∈ Wij , 1 ≤ j ≤ k und k ≥ 1}. i∈I Bernhard Hanke 4 / 10 Definition Es sei (Wi )i∈I eine Familie von Untervektorräumen von V . Wir nennen diese Familie direkt, falls folgendes gilt: Ist (wi )i∈I eine Familie von Vektoren wi ∈ Wi , von denen nur endlich viele ungleich 0 sind, und gilt X wi = 0 , i∈I so folgt wi = 0 für alle i ∈ I . Bemerkung Ist V ein Vektorraum und ist (vi )i∈I eine Familie von Vektoren in V , so sind also äquivalent: I Die Familie (vi ) ist linear unabhängig. I Die Familie von Untervektorräumen (span(vi ))i∈I von V ist direkt. Bernhard Hanke 5 / 10 Bernhard Hanke 6 / 10 Proposition Es sei (Wi )i∈I eine Familie von Untervektorräumen von V . Dann sind äquivalent: a) Die Familie (Wi ) ist direkt. P b) P Jeder Vektor w ∈ i∈I Wi besitzt eine eindeutige Darstellung als i∈I wi mit wi ∈ Wi und wi 6= 0 für nur endlich viele i. P c) Für alle i0 ∈ I gilt Wi0 ∩ ( i∈I \{i0 } Wi ) = 0 Bemerkung I Ist (Wi ) eine direkteP Familie von L Untervektorräumen, so wird ihre Summe anstatt mit i∈I mit i∈I Wi bezeichnet und diese Summe wird direkt genannt. I Falls wir eine endliche direkte Familie (W1 , . . . , Wr ) vorliegen haben, so schreiben wir also anstatt W1 + · · · + Wr W1 ⊕ . . . ⊕ Wr . Bernhard Hanke 6 / 10 Proposition Es seien W1 , . . . , Wr ⊂ V endlichdimensionale Untervektorräume. Dann ist deren Summe W1 + . . . + Wr ebenfalls endlichdimensional und es gilt die Ungleichung dim(W1 + . . . + Wr ) ≤ dim W1 + . . . + dim Wr . In dieser Formel tritt genau dann Gleichheit ein, falls die Familie (W1 , . . . , Wr ) direkt ist. Bernhard Hanke 7 / 10 Proposition Es sei W1 , W2 ⊂ V endlichdimensionale Untervektorräume. Dann gilt die Gleichung dim(W1 + W2 ) = dim W1 + dim W2 − dim(W1 ∩ W2 ) . Definition Es sei V ein reeller Vektorraum und W ⊂ V ein Untervektorraum. Wir nennen einen Untervektorraum X ⊂ V ein Komplement von W , falls V = W ⊕ X. Bemerkung I Ist V endlichdimensional und W ⊂ V ein Untervektorraum, so zeigt der Basisergänzungssatz, dass W ein Komplement besitzt. I Ein Komplement ist fast nie eindeutig: Der Untervektorraum R × 0 ⊂ R2 hat unter anderem die Komplemente span((0, 1)) und span((1, 1)). Bernhard Hanke 8 / 10 Affine Räume Definition Es sei V ein Vektorraum. Ein affiner Unterraum von V ist eine Teilmenge von V der Form v + W , wobei v ∈ V und W ⊂ V ein Untervektorraum ist. Der Punkt v ∈ V heißt auch Aufhängepunkt des affinen Unterraumes. Bemerkung Ein affiner Unterraum ist in der Regel kein Untervektorraum von V . Dies ist genau dann der Fall, falls 0 ∈ v + W , d.h. falls v ∈ W . Definition Ist W ⊂ V ein Untervektorraum und sind v1 , v2 ∈ V , so nennen wir die affinen Unterräume v1 + W und v2 + W parallel. Bernhard Hanke 9 / 10 Proposition Es sei V ein reeller Vektorraum und A ⊂ V ein affiner Unterraum. Schreiben wir A = v + W mit v ∈ V und einem Untervektorraum W ⊂ V , so ist W durch A eindeutig bestimmt. Der Vektor v ist eindeutig bestimmt bis auf Addition von Vektoren in W . Bernhard Hanke 10 / 10