Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Medizingeräte Interview Trends in der Ultraschalltechnologie Nicht-invasive Diagnosemethoden sind für den Patienten nicht nur angenehmer als invasive, sondern auch risikoärmer. Das gilt besonders für die Ultraschalluntersuchung, die den Patienten keiner schädigenden Strahlung aussetzt. Wie bei den meisten Medizingeräten wird auch hier die Software in Zukunft eine größere Rolle spielen. Aber auch die Hardware, beispielsweise bei der Signalerfassung, birgt noch Potential. © 2013 Carl Hanser Verlag, München www.med-eng.de MED: Siemens hat der Presse auf der Medica 2012 statt eines speziellen Diagnosegeräts der Spitzentechnologie ein AllroundUltraschallgerät vorgestellt. Ist das die Antwort auf die Forderung, Kosten zu senken, oder sind bei Ultraschallgeräten keine Innovationen mehr zu erwarten? Jakobs: Ich gehe davon aus, dass es sehr wohl noch viele Innovationen geben wird. Das hier vorgestellte Gerät soll jedoch die Errungenschaften aus dem High-End-Bereich einer breiten Masse zur Verfügung stellen. Denn der Anspruch an die diagnostische Sicherheit steigt auch in diesem Bereich, und das hat uns dazu veranlasst, Hightech-Technologien in sogenannte Mid-Range-Produkte zu migrieren. MED: Wer ist mit der breiten Masse gemeint? Jakobs: Unter die breite Masse fallen die Arztpraxen und insbesondere die medizinischen Versorgungszentren. Viele Ärzte schließen sich in Versorgungszentren zusammen und möchten beispielsweise nur ein Ultraschallgerät anschaffen. Mit diesem einen Gerät und unterschiedlichen Ultraschallsonden arbeitet der Gynäkologe dann im B-Modus, während der Kardiologe in den Dopplermodus umschalten kann, MED engineering 1-2 2013 um zum Beispiel die Durchblutung des Herzens zu untersuchen. Dadurch erhöht sich die Applikationsbandbreite der Geräte, und natürlich muss auch die Software in der Lage sein, die Diagnose für jedes Fachgebiet zu unterstützen. MED: Wohin gehen dann die High-End-Geräte? Jakobs: Eher an Spezialisten. Nehmen wir den kontrastmittel- verstärkten Ultraschall als Beispiel, mit dem sich die Anatomie abbilden und die Perfusion von Organen gut beurteilen lässt. Anhand der Perfusionsmuster kann man auch erkennen, ob Läsionen gutoder bösartig sind, und beispielsweise Lebertumoren diagnostizieren. Ein weiteres Beispiel ist das Strain Imaging, mit dem man die Gewebefestigkeit mittels Ultraschall feststellen kann. Diese Zusatzinformation über die Beschaffenheit des Gewebes erlaubt Rückschlüsse auf Krankheitsbilder, zum Beispiel bei der Leberzirrhose. BisKontakt her wird hier die Biopsie angewandt, die für den Patienten sehr unangenehm ist und außerdem Siemens AG Healthcare Sector ein Infektionsrisiko in sich birgt. Sowohl für die 91052 Erlangen kontrastmittelverstärkte UltraschalluntersuTel. +49 (0)9131 840 chung als auch für das Strain Imaging ist mehr Fax +49 (0)9131 84-3047 Erfahrung und Wissen erforderlich als für Unterwww.siemens.com suchungen im B- oder Dopplermodus. 14 © Carl Hanser Verlag, München Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. MED: Welche Trends zeichnen sich in der Ultraschalltechnik ab? Jakobs: Ein Trend ist die Fusionsbildgebung. CT- oder MRT-Bilddaten werden dabei mit Echtzeit-Ultraschallaufnahmen kombiniert, um die Vorteile beider Methoden nutzen zu können. Speziell beim Einsatz in der interventionellen Radiologie kann dies sehr wichtig sein. Dort liefern die CT- und MRT-Bilddatenvolumina zwar eine gute Übersichtsdarstellung, aber mittels Echtzeit-Ultraschall kann der Operateur direkt während des Eingriffs die notwendigen Entscheidungen treffen. Diese Vorgehensweise erspart dem Patienten wie auch dem Personal eine neuerliche Strahlenexposition. Gleichzeitig steigt die Verfügbarkeit der CT- und auch der MRT-Anlagen, was die Effizienz der medizintechnischen Einrichtungen verbessert. MED: Die Strahlenbelastung ist auch bei Mammografie-Screenings ein Thema. Können Ultraschallgeräte dieses Problem in Zukunft lösen? Jakobs: Ultraschall ist bereits Standard bei der Brustkrebsuntersuchung, gerade bei dichtem Brustdrüsengewebe. Die Qualität einer Ultraschalluntersuchung hängt jedoch stark von der Erfahrung des Untersuchers ab. Unser automatischer Brustscanner automatisiert dieses Verfahren und kann Volumendaten aufnehmen, die sich dann auf einer Workstation zur Befundung aufrufen lassen, um eine Zweitbefundung durchzuführen. In Deutschland werden mittlerweile 30 automatische Brustscanner eingesetzt. Unklare Befunde werden hier mit dem Brustultraschall genau abgeklärt und klassifiziert. Bilder: Erika Fuchs, CHV © 2013 Carl Hanser Verlag, München www.med-eng.de MED: Aber es heißt doch, nur die Mammografie sei eine wirklich sichere Methode zur Brustkrebserkennung? Jakobs: Dies ist nur bedingt richtig. Die Kombination der einzelnen Bildgebungsmethoden steigert die Detektionsrate von Brustkrebs. » Wir arbeiten daran, die Bildgebung so weit zu verbessern, dass Indifferenzen eliminiert werden.« Rüdiger Jakobs ist Business Segment Manager Ultraschall bei Siemens Deutschland Volumenbildgebung. Mit den Matrixsensoren hat man große Fortschritte bei der Volumenbildgebung im Ultraschall gemacht. Ich denke, auch hier gibt es auf jeden Fall noch ein großes Potential für Innovationen. MED: Sie sagten, Sie gehen davon aus, dass es noch viele Innovationen geben wird. Welche werden das sein? Jakobs: Wir arbeiten zum Beispiel daran, aus dem Frequenzspektrum des Ultraschalls mehr Informationen zu gewinnen. Zu diesem Zweck werden die Softwarealgorithmen für die Ultraschallgeräte weiterentwickelt, um die Bildgebung so weit zu verbessern, dass Indifferenzen, die sich an den Oberflächen bilden, eliminiert werden und die Abgrenzung der Organe deutlicher dargestellt werden kann, aber auch eine bessere Abgrenzung zu Läsionen möglich wird. MED: Was wäre der größte Fortschritt, den sich Ultraschallgeräteentwickler wünschen? Jakobs: Wünschenswert wäre natürlich eine isotrope Informationsverteilung – so wie beim CT, bei dem in jeder Schicht die Auflösung gleich gut bleibt. Das wäre ein großer Vorteil bei der Volumenbildgebung mittels Ultraschall, liegt wohl aber noch in weiter Ferne. MED: Welche Komponenten müssten verbessert werden, um MED: Vielen Dank für das Gespräch. Ultraschallgeräte zu verbessern? Jakobs: Da wären zum Beispiel die Wandler im Ultraschallkopf zu nennen, die die Signale aufnehmen. Die Ultraschallwellen werden von speziellen Kristallen mittels piezoelektrischer Effekte erzeugt. Wir wissen, dass – je nachdem, aus welchem Material der Kristall besteht – die Signale unterschiedlich wiedergegeben werden. Hinzu kommt, dass die Bandbreite des Ultraschalls durch Einkristallschallköpfe breiter wird als bei traditionellen Kristallen, die aus mehreren Schichten aufgebaut sind. Ein weiterer Punkt ist die www.med-eng.de 15 MD110214 www.med-eng.de @ Buchtipp Eva-Marie Müller-Stüler Mathematische Analyse des Dopplersignals zur quantitativen Bestimmung des Blutflusses ISBN 978-3-8440-0716-9, 187 Seiten, 59 Abbildungen, 48,80 Euro www.med-eng.de/Dopplersignalanalyse MED engineering 1-2 2013