Marketing W hite P aper

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White Paper
Marketing
"Wertorientiertes Marketing:
Durch Marketing den
Unternehmenswert steigern“
Prof. Dr. Dr. h.c. Christian Homburg, Universität Mannheim
Dr. Thomas Lüers, Prof. Homburg & Partner
Mannheim
München
Boston
Gesucht werden:
Return on
Marketing und
Wertsteigerungsbeitrag
D
as Marketing ist unter Druck geraten. Waren lange
Zeit vorökonomische Erfolgsgrößen wie Kundennutzen, Kundenzufriedenheit oder Kundenloyalität
ausreichend, um den Erfolg von Marketingmaßnahmen zu
belegen, verlangt das unter quartalsmäßigem Börsendruck
stehende Top-Management immer öfter hauseigene Mar-
ketingmaßnahmen unter dem Gesichtspunkt einer erfolg-
reichen Steigerung des Marktwerts zu bewerten. Gesucht
wird der „Return on Marketing“ oder der Wertsteigerungs-
beitrag, den das Marketing zum Gesamterfolg des Unternehmens liefert.
Der wachsende Rechtfertigungsdruck macht es erforder-
lich, Marketingentscheidungen stärker am Ziel der Wert-
steigerung auszurichten und besser zu bewerten. Haben
Marketingverantwortliche bisher implizit angenommen,
dass Marketingentscheidungen automatisch zu einer Steigerung des Unternehmenswertes führen, wächst zusehends die Erkenntnis, dass die Marktbearbeitung gezielter
an den marktlichen Wertschöpfungspotenzialen und Wert-
treibern ausgerichtet werden muss. Doch wie kann so eine
Ausrichtung aussehen?
Das Institut für Marktorientierte Unternehmensführung an
der Universität Mannheim hat sich dieser Frage angenom-
men und in einer umfassenden Erfolgsfaktorenstudie wert-
steigernde Strategien und Prinzipien im Marketing unter die
Lupe genommen (vgl. Homburg/Lüers 2007). Die Ergebnisse zeigen, dass Unternehmen mit einem wertorientier-
ten Marketing nicht nur erfolgreicher am Markt agieren,
sondern auch von der Börse mit einem Aufschlag bewertet
werden und dadurch direkt den Unternehmenswert
steigern.
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Wertorientiertes Marketing als Zusammenspiel von vier
Prinzipien
Der Weg zu einem wertorientierten Marketing ist vielschichtig
und komplex. Nach unseren Untersuchungen muss wert-
steigerendes Marketing sowohl bei den finanziellen Werttreibern
Wachstum und Rentabilität als auch bei vorgelagerten markt-
bezogene Wertsteigerungspotenziale ansetzen. Dazu bedarf es
einerseits einer klaren Ausrichtung auf die Kundenbedürfnisse
und auf die internen Fähigkeiten und Ressourcen im Un-
Vier Prinzipien
zu einem
wertorientierten
Marketing
ternehmen. Andererseits gilt es, über Marketingstrategien und
-maßnahmen entschlossen nach Wachstum zu streben, ohne
dabei die Produktivität der Marktbearbeitung außer Acht zu
lassen. Im Kern bedeutet dies die Ausrichtung der strategischen
Marktbearbeitung an vier Prinzipien: echter Kundenorientierung,
nachhaltiger Ressourcenorientierung, entschlossener Wachstumsorientierung sowie einer konsequenten Produktivitätsori-
entierung. Doch damit nicht genug: Wirklich erfolgreich sind vor
allem Unternehmen, denen die Balance zwischen diesen vier
Basisorientierungen gelingt. Es reicht nicht aus, „lediglich“ kun-
denorientiert zu agieren. Ebenso genügt es nicht, ausschließlich
in Wachstum zu investieren. Um nachhaltige Wertsteigerungen
im Marketing zu erzielen, müssen sämtliche Basisorientierun-
gen gleichzeitig berücksichtigen werden, wobei einzelne Orientierungen
je
nach
Unternehmensstrategie
unterschiedlich stark gewichtet sein können.
sicherlich
Auf Basis dieser Überlegungen wollen wir in den folgenden Ab-
schnitten die zentralen Prinzipien einer wertorientierten Marktbearbeitung näher betrachten. Dazu nehmen wir einen
Vergleich von am Kapitalmarkt erfolgreichen und weniger erfol-
greichen Unternehmen vor. Ziel ist es, jene Faktoren zu erkennen, die erfolgreiche Unternehmen im Marketing anders bzw.
besser machen (siehe Beschreibung der Methodik). Die erfolgreichen Unternehmen bezeichnen wir als Werterzeuger. Ihnen
ist in der Vergangenheit gelungen, zusätzlichen Wert für die Ak-
tionäre zu schaffen.
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Prinzip Kundenorientierung: Kundennutzen verstehen und
erfüllen
Echte Kundenorientierung ist die erste zentrale Anforderung an
ein wertorientiertes Marketing. Es besteht heute kein Zweifel
mehr daran, dass Kundenorientierung über eine bedürfnisgerechte Produkt- und Leistungsentwicklung sowie die
adäquate Gestaltung von Schnittstellen zwischen Kunde und
Unternehmen den Unternehmenserfolg erhöht. Marktseitig
spiegelt sich Kundenorientierung in höherem Kundennutzen
wider, welcher wiederum die Basis für überlegene Wettbewerb-
spositionen und Grundlage dauerhafter Wertsteigerungen ist.
Kundenorientierung nach außen kann aber nur erfolgreich sein,
wenn diese Perspektive auch intern in den Kennzahlen, Werten
und Anreizmechanismen des Unternehmens verankert ist.
Werterzeuger werden diesem Prinzip bereits in weiten Teilen
gerecht. Abbildung 1 macht deutlich, dass sich erfolgreiche Unternehmen bei der Entwicklung von Marketingstrategien, der
Gestaltung und auch der Bepreisung von Produkten und Leis-
tungen deutlich stärker an den aktuellen Kundenbedürfnissen
Abbildung 1: Prinzip Kundenorientierung
orientieren und gleichzeitig über kundenorientierte Kennzahlen,
Anreizsysteme sowie Werte und Normen die notwendigen VoMannheim
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raussetzungen schaffen, um Kundenorientierung nach innen zu
leben.
Prinzip Ressourcenorientierung: immaterielle Werte aufbauen
und pflegen
Kundenorientierung richtet das Augenmerk des Unternehmens
auf die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden. Demgegenüber
steht das Prinzip der Ressourcenorientierung, das den Blick
stärker nach innen auf die besonderen Fähigkeiten und Kom-
petenzen des Unternehmens richtet: Autark oder in Koopera-
tion sind überlegenen Marketingressourcen und -fähigkeiten
aufzubauen und im Markt zu verwerten. Besondere Relevanz
haben vor allem immaterielle marktbezogene Werte wie über-
legene Marktpositionen, stabile Kundenbeziehungen, das Wissen über den Kunden und seine Bedürfnisse und natürlich
Marktewerte. Starke Marken wie Bang & Olufsen, Nike oder
Puma zeichnen sich nicht nur durch eine hohe Markentreue und
stabile Umsätze aus, sondern erlauben gleichzeitig ein erhe-
bliches Preispremium mit Rohertragsquoten von über 50%.
Aufbau und Pflege
von immateriellen
Werten
Ebenso erleichtern starke Marken die Erschließung neuer Produktfelder und damit zusätzlicher Einnahmequellen. Die Marke
NIVEA liefert hierfür seit Jahren ein Beispiel. Unter der ursprünglich für den Hautcrememarkt entwickelten Dachmarke
Nivea wurden in der Vergangenheit neue Produktfelder wie De-
odorant, Duschgel, Köperlotion, Shampoo oder dekorative Kos-
metik erschlossen. In der Folge hat sich der Umsatz von NIVEA
von 545 Mio. € in 1990 auf 2,5 Mrd. € im Jahr 2001 weit mehr
als vervierfacht.
Derartige immaterielle Marketingwerte sind für eine effiziente
und effektive Marktbearbeitung und damit auch für dauerhafte
Wertsteigerungen unverzichtbar. Ihr Aufbau erfordert kon-
tinuierliche Investitionen und langfristige Marketinganstrengungen. Dazu bedarf es einer zielgerichteten Marktbearbeitung,
aber auch verschiedene interne Aspekte. Wichtig sind in diesem
Zusammenhang Kennzahlen wie der Marken- oder Kunden-
wert. Zum einen schaffen sie eine direkte Verbindung zum UnMannheim
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ternehmenswert, zum anderen bilden sie ein Gegengewicht zu
der häufig beobachtbaren Orientierung an Quartals- oder Jahre-
sergebnissen.
Deutlich wird dies durch Abbildung 2. Werterzeuger greifen bei
Marketingkonzepten und Neuproduktentwicklungen intensiver
auf vorhandene Fähigkeiten und vorhandenes Know-how
zurück. So können Flop-Raten und Fehlinvestitionen begrenzt
werden. Zudem räumen erfolgreiche Unternehmen der Erkennung, dem Aufbau und Steuerung von Marketingwerten einen
höheren Stellenwert ein. Marken- und Kundenwerte werden
regelmäßiger und systematischer überwacht, gleichzeitig wird
über konsistente Anreizsysteme eine deutlich stärkere Motivation zum Aufbau der Marketingwerte gegeben.
Abbildung 2: Prinzip Ressourcenorientierung
Prinzip Wachstumsorientierung: Absatzchancen erkennen und
verfolgen
Die bisher diskutierten Prinzipien schaffen die Basis für dauer-
hafte
Wertsteigerungen.
Motor
der
Unternehmenswert-
steigerung ist aber das dauerhafte profitable Wachstum.
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Wachstum erhöht nicht nur die Erträge, sondern ist darüber hin-
aus eine entscheidende Einflussgröße für die langfristige Er-
wartungsbildung
an
der
Börse.
Erfahrungen
von
Wachstumsunternehmen zeigen, dass dauerhaftes Wachstum
eine klare Strategie voraussetzt. Erfolgreiche Unternehmen
gestalten mit vorausschauendem Handeln die Zukunft: Sie an-
tizipieren Chancen und Risiken, richten ihr Unternehmen klar
auf Wachstumsmärkte aus und nutzen ihr vorhandenes Wis-
sen, um Weichen für die Zukunft zu stellen. Gleichzeitig schaf-
fen sie intern wachstumsfördernde Rahmenbedingungen,
beispielsweise über konforme Steuerungsgrößen oder über
klare Leistungsanreize für herausragende Mitarbeiterleistungen.
Erfolgreiche Unternehmen haben sich diesem Prinzip
verpflichtet. Abbildung 3 stellt die Unterschiede zwischen Werterzeugern und Wertvernichtern für das Prinzip Wachstumsori-
entierung dar. Im Kern wird deutlich, dass Unternehmen, die
Abbildung 3: Prinzip Ressourcenorientierung
zusätzlichen Wert für ihre Aktionäre schaffen, ihre Mar-
ketingstrategien entschlossener auf Wachstum ausrichten. Eine
solche Entschlossenheit zeigt sich u.a. darin, dass ehrgeizige
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Wachstumsziele verfolgt werden, Ressourcen in die Erschließung von neuen Wachstumschancen investiert werden
und offensichtlich zügiger reagiert wird, wenn gesetzte Wachstumsziele nicht erreicht werden.
Prinzip Produktivitätsorientierung: Verschwendung vermeiden
Umsatzsteigerungen müssen in
steigende Gewinne
umgewandelt
werden
Wachstum führt nur zu einer Erhöhung des Marktwerts, wenn es
gelingt, Umsatzsteigerungen gleichermaßen in steigende
Gewinne umzuwandeln. Wichtige Voraussetzung für die
Steigerung des Unternehmenswerts ist daher die operative
Exzellenz, woraus das vierte und letzte Prinzip eines wertori-
entierten Marketings abgeleitet wird: die Produktivitätsorien-
tierung. Hier ist einerseits bedeutend, bestehende Ineffizienzen
im Marketing zu beseitigen. Andererseits sind Maßnahmen zu
ergreifen, die die Effektivität der Marktbearbeitung steigern.
Nach unseren Erfahrungen liegt der Schlüssel hierzu in einer
Fokussierung auf den Mitteleinsatz (vgl., Homburg, Schäfer und
Schneider 2006). Eine Fokussierung des Mitteleinsatzes impliziert zum einen die Konzentration der Marktbearbeitung auf
potenzialstarke Märkte, Produkte oder Kundensegmente, zum
anderen aber auch den konsequenten Rückzug aus verlust-
reichen Märkten oder Segmenten. Vor allem im Bereich der Produktpolitik
bieten
sich
zahlreiche
Ansatzpunkte
zur
Fokussierung des Mitteleinsatz. So sieht das „Brand Focus“Programm von Unilever beispielsweise eine Konzentration der
Marketingressourcen auf wenige starke Marken vor, um
langfristig ein größeres profitables Wachstum zu erzielen. Aber
auch in der Kundenbetreuung ist eine differenzierte Marktbear-
beitung und Priorisierung anzustreben, wenn Marketing und
Vertrieb effektiv zur Steigerung des Unternehmenswertes
beitragen sollen. Oftmals macht diese Anforderung ein ausge-
feilteres Marketing-Controlling und konsequenteres „Management-by-Fact“
erforderlich.
Grundidee
ist
dabei,
Marketingaufwendungen nicht mehr als Kosten, sondern als
langfristige Investitionen aufzufassen und entsprechend zu bewerten.
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Unsere Analyse zeigt, dass Werterzeuger bemüht sind, diesem
Anspruch gerecht zu werden, indem sie deutlich fokussierter
vorgehen, sich konsequenter aus unprofitablen Markt- und Kundensegmenten zurückziehen und intensiver als andere Kosten-
Nutzen-Analysen und Investitionsrechnungen zur Planung von
Marketingbudgets einsetzen. Hinzu kommt, dass das Produk-
tivitätsmanagement im Marketing- und Vertriebsbereich erfolg-
reicher
Unternehmen
konsequenter
durch
Unternehmenskultur und -führung unterstützt wird.
die
Abbildung 4: Prinzip Produktivitätsorientierung
Prinzip Balance: wider der Einseitigkeit
Der Vergleich zwischen Werterzeugern und Wertvernichtern
macht die zentrale Bedeutung der vier Prinzipien für ein werto-
rientiertes Marketing deutlich. Wesentlich für das Verständnis
der Wertorientierung im Marketing sind jedoch auch die
Beziehungen zwischen den Basisorientierungen. Bislang wurden die Prinzipien isoliert betrachtet, in der betrieblichen Praxis
dürften zwischen den vier Orientierungen jedoch wechselseitige
Abhängigkeiten bestehen.
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Auf der einen Seite können Trade-Off-Beziehungen vorhanden
sein: Aggressive Wachstumsstrategien sind oftmals mit hohen
Marketing- und Vertriebsaufwendungen verbunden, die die po-
sitiven Effekte überwiegen. So ist z.B. eine Erhöhung der Variantenanzahl zwangsläufig mit höheren Infrastrukturkosten ver-
bunden. Die zusätzlichen Produkte müssen dokumentiert,
katalogisiert, in der Kostenrechnung, Abrechnung und Preisbil-
dung erfasst und in Angebotslisten aufgenommen werden.
Übertriebene Kundenorientierung kann zu einem „Overservic-
ing“ beim Kunden oder zu einer „Überqualifikation“ von Produkten führen. Eine übertriebene, nicht marktgetriebene
Produktivitätsorientierung spiegelt sich häufig in einer Kürzung
von Marketingbudgets und damit einer Gefährdung der
langfristigen Wettbewerbsposition wider. Gleichzeitig können
Maßnahmen zur Reduktion des Working Capital in Vertrieb und
Distribution aufgrund von Lagerfehlbeständen, Lieferengpässen
oder strikten Zahlungsbedingungen die Gefahr von Absatzverlusten verstärken. Gerade Lieferengpässe können bei Neupro-
dukten enorme Auswirkungen auf den Unternehmenswert
Keine
eindimensionale
Wertorientierung im
Marketing betreiben
haben, wie die Markteinführung der Playstation 3 von Sony
zeigt. Teilemangel führte dazu, dass die Markteinführung ver-
schoben, nur halb so viele Konsolen wie geplant verkauft werden konnten und erhebliche Marktanteile an Wettbewerber
verloren gingen. Der Aktienmarkt reagierte mit deutlichen
Kursabschlägen.
Auf der anderen Seite können sich die Orientierungen verstärken. Kunden- und ressourcenorientierte Verhaltensweisen
sind eine wesentliche Basis für einen produktiven Mitteleinsatz.
Denn diese schaffen höhere Zufriedenheit und Kundentreue,
die sich mit zunehmender Dauer der Geschäftsbeziehung auf-
grund abnehmender Vertriebskosten positiv auf die Marketingproduktivität auswirken.
Wertorientierung im Marketing darf daher nicht eindimensional
sein. Vielmehr geht es darum, alle vier Orientierungen gleich-
zeitig im Auge zu behalten. Besonders deutlich wird dies, wenn
die untersuchten Unternehmen nach dem Ausmaß und nach
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der Ausgeglichenheit der Wertorientierung im Marketing in vier
Klassen eingeteilt werden (vgl. Abbildung 5). Die Ausgeglichenheit misst dabei, inwieweit alle vier Orientierungen
gleich stark verfolgt werden – unabhängig vom Ausmaß.
Überdurchschnittlich erfolgreich sind vor allem jene Un-
ternehmen, denen die Balance zwischen den vier Orientierungen gelingt. D.h., nur die „balancierte“ Ausrichtung an allen vier
Dimensionen sichert die Zustimmung durch den Kapitalmarkt.
Abbildung 5: Ausmaß und Ausgeglichenheit der Wertorientierung im Marketing
Fazit: „Marketing Can Matter“
Die gute Nachricht zuerst: Es ist durchaus möglich, den Wert
des eigenen Unternehmens unter Mithilfe gezielter Marketingaktivitäten deutlich zu steigern. Die schlechte Nachricht
dabei ist jedoch, dass sich das Marketing viel intensiver als
bisher mit Fragen auseinandersetzen muss, wie strategische
Marketingentscheidungen auf das Ziel der Steigerung des Un-
ternehmenswertes ausgerichtet werden können. Unsere Studie
hat verdeutlicht, dass an vielen Stellen ein Umdenken und eine
Neuausrichtung im Marketing erforderlich sein wird. An die Seite
der bislang schon häufig vorzufindenden Kunden- und Wachs-
tumsorientierung
wird
noch
zusätzlich
eine
stärkere
Ressourcen- und Produktivitätsorientierung im Marketing treten
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müssen. Denn der gewünschte Erfolg wird sich erst einstellen,
wenn alle vier skizzierten Prinzipien gleichzeitig berücksichtigt
werden. Unternehmen sind daher aufgefordert, nicht einseitig
einzelne Orientierungen zu verfolgen, sondern die „Balance“
zwischen einer Kunden-, Ressourcen-, Wachstums- und Pro-
duktivitätsorientierung zu finden.
Die Methodik
Der Ansatz zum wertorientieren Marketing ist aus einer Reihe von qualitativen Interviews
mit Marketingexperten und Managern sowie einer umfassenden Befragung deutscher
und österreichischer Aktiengesellschaften hervorgegangen. Die schriftlich erhobenen Informationen wurden um Jahresabschlussdaten und objektive Daten zur Wertentwicklung
des Unternehmens am Kapitalmarkt ergänzt. Erfolgsmaß war die Kennzahl Tobins q. Tobins q setzt den Marktwert eines Unternehmens in das Verhältnis zum (Wiederbeschaffungs-)Wert der Aktiva.
Der Marktwert misst den Barwert der erwarteten Rückflüsse (Marktwert), die Aktiva stehen für die dafür notwendigen Investitionsausgaben. Für Unternehmen ohne vorteilhafte
Marktposition sind q-Werte in der Nähe von Eins zu erwarten, da Investitionen unter
diesen Umständen lediglich ihre Kapitalkosten verdienen. Die erwarteten Erträge
entsprechen genau den Kosten der Investition. Demgegenüber sind q-Werte größer als
Eins ein Indiz für Investitionsmöglichkeiten mit positiven Kapitalwerten. In diesen Fällen
bewertet der Kapitalmarkt das Unternehmen mit einem Aufschlag gegenüber dem Wert
der aktuellen Aktiva. Für die weiteren Analysen haben wir die befragten Unternehmen
anhand der Höhe von Tobin’s q in drei gleich große Gruppen eingeteilt. Gruppe 1 umfasst
dabei das Drittel mit niedrigen, Gruppe 2 jenes mit mittleren und Gruppe 3 jenes mit
hohen q-Werten. Eine gruppenspezifische Auswertung der Mittelwerte und der Mediane
zeigt, dass das untere Drittel der Unternehmen im Schnitt Firmenwert vernichtet hat,
während die Top-33% zusätzlichen Wert für die Anteilseigner geschaffen haben.
Weiterführende Literatur:
Homburg, Ch., Lüers, T., Wertorientiertes Marketing: Durch Marketing den Unternehmenswert steigern, Schriftenreihe des In-
stituts für Marktorientierte Unternehmensführung, Reihe
Management Know-how, Nr. 108, Mannheim.
Homburg, Ch., Schäfer, H., Schneider, J. (2006), Sales Excel-
lence – Vertriebsmanagement mit System, 4. Aufl., Wiesbaden.
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Ansprechpartner
Professor Dr. Dr. h.c. Christian Homburg
Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
und Marketing I
Universität Mannheim
L5,1
68131 Mannheim
Telefon: +49-621-181-1555
Fax: +49-621-181-1556
Dr. Thomas Lüers
Partner
Prof. Homburg & Partner
Ludwigstraße 19
80539 München
Deutschland
Tel.: +49-89-20359-0
Fax: +49-89-20359-102
[email protected]
Kurzprofil Prof. Homburg & Partner
Prof. Homburg & Partner ist eine internationale Managementberatung mit Büros in Mannheim, München und
Boston. Der Schwerpunkt der Beratung liegt auf den Themen strategisches Marketing, Vertrieb, Marktstrategie und umsetzungsorientierte Marktforschung. Die knapp 60 Berater und mehr als 210 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter sind in 8 Branchenkompetenzzentren tätig.
Büro Mannheim
Prof. Homburg & Partner
(Office Mannheim)
Willy-Brandt-Platz 5-7
68161 Mannheim
Deutschland
Tel.: +49-621-1582-0
Fax: +49-621-1582-102
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Tel.: +1-617-444-8500
Fax: +1-617-444-8502
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