Individuelle Nachfrage und Marktnachfrage Prof. Dr. M. Adams Wintersemester 2010/11 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft Individuelle Nachfrage (1) • Preisänderungen ¾ Mit Hilfe der bereits entwickelten Abbildungen können die Auswirkungen einer Änderung des Lebensmittelpreises mit Indifferenzkurven illustriert werden. Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 2 Auswirkung einer Preisänderung (1) Bekleidung (Einheiten pro Monat) Es sei angenommen: •I = €20 •PC = €2 •PF = €2, €1, €0,50 10 A 6 U1 5 D B U3 4 Drei separate Indifferenzkurven berühren jede Budgetgerade. U2 4 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 12 20 Lebensmittel (Einheiten pro Monat) 3 Auswirkung einer Preisänderung (2) Die Preis-Konsumkurve stellt den nutzenmaximierenden Warenkorb für fü verschiedene Lebensmittelpreise dar. Bekleidung (Einheiten pro Monat) A 6 Preis-Konsumkurve U1 5 D B U3 4 U2 4 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 12 20 Lebensmittel (Einheiten pro Monat) 4 Auswirkung einer Preisänderung (3) Lebensmittelpreis Die individuelle Nachfrage setzt di Menge die M eines i Gutes, G t die ein Konsument kauft, in Beziehung zu dessen Preis. E €2,00 G €1 00 €1,00 Nachfragekurve €0 50 €0,50 H 4 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 12 20 Lebensmittel (Einheiten pro Monat) 5 Individuelle Nachfrage (2) • Zwei wichtige Eigenschaften von Nachfragekurven ¾ Das erzielbare Nutzenniveau ändert sich sich, wenn wir uns entlang der Kurve bewegen. ¾ In jedem Punkt der Nachfragekurve maximiert der Konsument seinen Nutzen Nutzen, indem er die Bedingung erfüllt erfüllt, dass die GRS von Bekleidung durch Lebensmittel gleich dem Verhältnis der Preise von Lebensmittel und Bekleidung ist. Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 6 Auswirkung einer Preisänderung (4) Lebensmittelpreis Sinkt der Preis, sinken auch Pf/Pc & GRS. E €2,00 •E: E: Pf/Pc = 2/2 = 1 = GRS •G: Pf/Pc = 1/2 = 0,5 = GRS •H:Pf/Pc = 0,5/2 = 0,25 = GRS G €1 00 €1,00 Nachfragekurve €0 50 €0,50 H 4 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 12 20 Lebensmittel (Einheiten pro Monat) 7 Individuelle Nachfrage (3) • Änderungen des Einkommens ¾ Die Auswirkungen einer Änderung des Einkommens können mit Hilfe von Indifferenzkurven illustriert werden. Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 8 Auswirkung von Einkommensänderungen (1) Bekleidung (Einheiten pro Monat)) Es sei angenommen: Pf = €1 Pc = €2 I = €10, €20, €30 7 D 5 U2 B 3 U1 A 4 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft U3 Einkommens-Konsumkurve Ein Anstieg des Einkommens bei unveränderten Preisen führt dazu, dass die Konsumenten ihre Wahl des Warenkorbs ändern. 10 16 Lebensmittel (Einheiten pro Monat) 9 Auswirkung von Einkommensänderungen (2) Lebensmittelpreis Bei einem Anstieg des Einkommens von €10 auf €20 und auf €30 bei unveränderten Preisen verschiebt sich die Nachfragekurve des Konsumenten nach rechts. E €1,00 G H D3 D2 D1 4 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 10 16 Lebensmittel ((Einheiten pro Monat) 10 Individuelle Nachfrage (4) • Änderungen des Einkommens ¾ Die Einkommens-Konsumkurve stellt die mit jedem Einkommensniveau verbundenen nutzenmaximierenden Kombinationen von Lebensmitteln und Bekleidung dar. ¾ Bei einem Anstieg des Einkommens verschiebt sich die Budgetgerade nach rechts, wobei sich der Konsum entlang der Einkommens-Konsumkurve erhöht. ¾ Gleichzeitig wird durch den Anstieg des Einkommens die Nachfragekurve nach rechts verschoben. Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 11 Normale und inferiore Güter • Änderungen des Einkommens ¾ Weist die Einkommens-Konsumkurve eine positive Steigung auf: o o o ¾ sinkt die nachgefragte Menge mit dem Einkommen. ist die Einkommenselastizität der Nachfrage positiv. ist das Gut ein normales Gut. Weist die Einkommens-Konsumkurve eine negative Steigung auf: o o o sinkt die nachgefragte Menge mit dem Einkommen. ist st d die e Einkommenselastizität o e se ast tät de der Nachfrage ac age negativ. egat ist das Gut ein inferiores Gut. Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 12 Inferiores Gut Steaks 15 (Einheiten pro Monat) Einkommens-Konsumkurve Sowohl Hamburger als auch Steaks verhalten sich zwischen A und B wie normale Güter ... C 10 U3 …aber Hamburger werden ein inferiores Gut, wenn sich die EinkommensKonsumkurve zwischen B und C zurückneigt. B 5 U2 A U1 5 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 10 20 Hamburger 30 (Einheiten pro Monat) 13 Individuelle Nachfrage (5) • Engelkurven ¾ Engelkurven setzen die Menge eines konsumierten Gutes mit dem Einkommen in Beziehung. o o Ist das Gut ein normales Gut, ist die Engelkurve positiv geneigt. Ist das Gut ein inferiores Gut Gut, ist die Engelkurve negativ geneigt geneigt. Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 14 Engelkurven (1) Einkommen (€ pro Monat)) 30 Bei einem normalen Gut ist die Engelkurve positiv geneigt. 20 10 0 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 4 8 12 16 Lebensmittel (Einheiten pro Monat) 15 Engelkurven (2) Einkommen (€ pro Monat) 30 inferior Bei inferioren Gütern neigt sich die Engelkurve zurück. 20 normal 10 0 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 4 8 12 16 Lebensmittel (Einheiten pro Monat) 16 Substitutions- und Komplementärgüter (1) • Zwei Güter werden als Substitutionsgüter betrachtet, wenn ein Anstieg (Rückgang) des Preises des einen zu einem i A Anstieg ti (Rü (Rückgang) k )d der nachgefragten h f t M Menge d des anderen führt. ¾ z.B. z B Kinokarten und Leihvideokassetten • Zwei Güter werden als Komplementärgüter betrachtet, wenn ein Anstieg (Rückgang) des Preises des einen zu einem Rückgang (Anstieg) der nachgefragten Menge des anderen Gutes führt. ¾ z.B. Benzin und Motorenöl Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 17 Substitutions- und Komplementärgüter (2) • Zwei Güter sind voneinander unabhängig, wenn eine Änderung des Preises des einen Gutes keine A Auswirkungen ik auff die di nachgefragte h f t M Menge d des anderen d hat. Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 18 Einkommens- und Substitutionseffekte (1) • Ein Rückgang des Preises eines Gutes hat zwei Effekte: den Substitutions- & den Einkommenseffekt. Einkommenseffekt ¾ Substitutionseffekt o Die Konsumenten neigen dazu, größere Mengen des Gutes, das vergleichsweise billiger geworden ist ist, und geringere Mengen des Gutes, das vergleichsweise teurer geworden ist, zu kaufen. ¾ Einkommenseffekt o Wenn der Preis eines Gutes sinkt sinkt, erleben die Konsumenten eine Erhöhung ihrer realen Kaufkraft. Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 19 Einkommens- und Substitutionseffekte (2) • Substitutionseffekt ¾ ¾ Der Substitutionseffekt ist die mit einer Änderung des Preises des G t verbundene Gutes b d Änderung Ä d d des K Konsums bei b i kkonstantem t t Nutzenniveau. Sinkt der Preis eines Gutes, führt der Substitutionseffekt immer zu einer Erhöhung der nachgefragten Menge des Gutes. • Einkommenseffekt ¾ ¾ Der Einkommenseffekt ist die durch die Erhöhung der Kaufkraft verursachte Änderung des Konsums eines Gutes, wobei der Preis des Gutes konstant bleibt. Erhöht sich das Einkommen einer Person, kann die nachgefragte Menge des Produktes steigen oder sinken. Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 20 EinkommensEi k und dS Substitutionseffekte: b tit ti ff kt Normale Güter Bekleidung (Einheiten pro Monat) R Sinkt der Lebensmittelpreis, erhöht sich der Konsum um F1F2, 2 , während der Konsument von A zu B wechselt. Durch den Substitutionseffekt F1E (von Punkt A zu D) ändern sich die relativen A Preise aber das reale Einkommen Preise, (Befriedigung) bleibt konstant. C1 D B C2 U2 Substitutionseffekt O Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft F1 Gesamteffekt Der Einkommenseffekt EF2 (von D zu B) hält die relativen Preise konstant, erhöht aber die Kaufkraft. U1 E S F2 T Lebensmittel (Einheiten pro Monat ) Einkommenseffekt 21 Beispiel (1) • Rückerstattung einer Benzinsteuer • Nehmen wir an: ¾ Ped = -0,5 ¾ Einkommen = € 9.000 ¾ Benzinpreis B i i =€1 • Anmerkungen: ¾ Die Preiserhöhung durch die Steuer wird vollständig an den Konsumenten zurückgezahlt (450€ = 0,5€*900Gal.Benzin) ¾ Der Substitutionseffekt aufgrund veränderter relativer Preise ist höher als der Einkommenseffekt der Steuergutschrift. ¾ Ergebnis: Benzinverbrauch reduziert, Nutzen gesenkt (trotz Gutschrift), pol. Rechtfertigung: Lenkungssteuer für Umweltgerechtes Verhalten Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 22 Beispiel (2) Ausgaben für andere Güter (€) F Nach BenzinsteuerRückerstattungsprogramm A •€0,50 Verbrauchssteuer •Benzin = 900 Liter •€450 RÜCKERSTATTUNG •Neue Budgetgerade •Konsument schlechter gestellt H Nach Benzinsteuer C •Benzin = 1200 Liter •Andere Ausgaben = €7800 E U2 U3 U1 900 913,5 913 5 1200 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft D J Ursprüngliche Budgetgerade B Benzinverbrauch (G ll (Gallonen/Jahr) /J h ) 23 Marktnachfrage (1) • Marktnachfragekurven ¾ Eine Kurve, in der die Menge eines Gutes, die alle Konsumenten auf einem Markt kaufen, mit dessen Preis in Beziehung gesetzt wird. Preis Person A (€) (Einheiten) Person B (Einheiten) Person C Markt (Einheiten)(Einheiten) 1 6 10 16 32 2 4 8 13 25 3 2 6 10 18 4 0 4 7 11 5 0 2 4 6 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 24 Marktnachfrage (2) P i Preis 5 Die Marktnachfragekurve wird durch die Addition der Nachfragekurven der Konsumenten ermittelt. 4 3 Marktnachfrage 2 1 0 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft DA D B 5 10 DC 15 20 25 30 M Menge 25 Marktnachfrage (3) • Zwei wichtige Punkte: ¾ Die Marktnachfragekurve verschiebt sich nach rechts, wenn mehr Konsumenten in den Markt eintreten. ¾ Faktoren Faktoren, die sich auf die Nachfrage vieler Konsumenten auswirken, beeinflussen auch die Marktnachfrage. Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 26 Die Konsumentenrente (1) • Konsumentenrente ¾ Differenz zwischen dem Betrag, den ein Konsument für den Kauf eines Gutes zu zahlen bereit ist, und dem von ihm tatsächlich gezahlten Betrag. Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 27 Die Konsumentenrente (2) P i Peis (€ pro Karte) Die Konsumentenrente des Kaufs von 6 Konzertkarten ist die Summe der aus jeder einzelnen Karte erzielten Konsumentenrente Konsumentenrente. 20 19 18 17 16 15 Konsumentenrente 6 + 5 + 4 + 3 + 2 + 1 = 21 Marktpreis 14 13 0 1 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 2 3 4 5 6 Eintrittskarten für Rockkonzert 28 Die Konsumentenrente (3) P i Preis (€ pro Karte) Konsumentenrente für die Marktnachfrage 20 19 18 17 16 15 Konsumentenrente 1/2x(20 − 14)x6.500 14)x6 500 = €19.500 €19 500 Marktpreis 14 13 Nachfragekurve Tatsächliche T t ä hli h Ausgaben 0 1 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 2 3 4 5 6 Eintrittskarten für Rockkonzert 29 Netzwerkexternalitäten (1) • Bisher haben wir angenommen, dass die Nachfragen der Menschen nach einem Gut von einander unabhängig sind sind. • In der Tat kann die Nachfrage einer Person durch die Anzahl anderer Personen Personen, die das Gut gekauft haben haben, beeinflusst werden. • Ist I t dies di der d Fall, F ll b besteht t ht eine i Netzwerkexternalität. N t k t lität • Netzwerkexternalitäten können positiv oder negativ sein. Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 30 Netzwerkexternalitäten (2) • Eine positive Netzwerkexternalität besteht, wenn sich die durch einen Konsumenten nachgefragte g g Menge g eines Gutes als Reaktion auf eine Zunahme der Käufe durch andere Konsumenten erhöht. ¾ Beispiel: Der Mitläufereffekt o o Hierbei handelt es sich um den Wunsch, modisch in zu sein, ein Gut zu besitzen, weil es fast jeder andere besitzt oder eine Modewelle mitzumachen. mitzumachen Dies ist ein wichtiges Ziel von Marketing- und Werbekampagnen (z.B. für Spielzeuge und Bekleidung). • Di Die negative ti Netzwerkexternalitäten N t k t lit t bilden bild das d G Gegenteilil dazu. Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 31 Netzwerkexternalitäten (3): Mitläufer Preis (€ pro Einheit) D20 D40 D60 D80 D100 Glauben die Konsumenten, dass mehr Konsumenten das Produkt gekauft haben,, verschiebt sich die g Nachfragekurve weiter nach rechts. Menge g 20 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 40 60 80 100 (Tausend pro Monat) 32 Netzwerkexternaltäten (4): Mitläufer Preis (€ pro Einheit) D20 D40 D60 D80 D100 Die Marktnachfrage wird durch die Verbindung der Punkte auf den individuellen Nachfragekurven bestimmt. Sie ist vergleichsweise elastischer. Nachfrage Menge g 20 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 40 60 80 100 (Tausend pro Monat) 33 Netzwerkexternalitäten (5): Mitläufer Preis (€ pro Einheit) D20 D40 D60 D80 D100 €40 Nehmen wir an, der Preis fällt von €40 auf €20. Gäbe es keinen Mitläufereffekt, würde die nachgefragte Menge nur auf 48.000 steigen. Nachfrage €20 reiner i PreisP i effekt 20 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 40 48 60 80 100 Menge g (Tausend pro Monat) 34 Netzwerkexternalitäten (6): Mitläufer Preis (€ pro Einheit) D20 D40 D60 D80 D100 D120 Wenn aber mehr Menschen das Gut kaufen, wird es modern, das Gut zu besitzen und die nachgefragte Menge steigt t i t weiter. it €40 Nachfrage €20 reiner i PreisP i effekt MitläuferMitlä f effekt 20 Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 40 48 60 80 100 120 Menge g (Tausend pro Monat) 35 Netzwerkexternalitäten (7) • Beispiele für positive Rückmeldungsexternalitäten ¾ Zentralrechner: 1954 - 1965 ¾ Microsoft Windows PC Betriebssystem ¾ Faxgeräte und E-mail Universität Hamburg Institut für Recht der Wirtschaft 36