Beispiele von diskreten WMaÿen 4 38 Beispiele von diskreten WMaÿen Der Abschnitt liefert als StandardBeispiele für diskrete W Maÿe die Binomial, die Poisson wie auch die geometrische Verteilung, die mit Hilfe ihrer WFunktion dargestellt werden. Das ProduktWMaÿ (hier bei diskreten Ausgangsräumen) ist ein spezielles WMaÿ über dem Produkt Ausgangsraum. Mit Hilfe des in 3.6 eingeführten Begries der W Funktion führen wir zunächst zwei für die Theorie wichtige diskrete StandardWMaÿe ein, ohne dabei aber deren wahrscheinlichkeitstheoretische Bedeutung zu klären. Es handelt sich um die Binomial bzw. die PoissonVerteilung. Dem allgemeinen Brauch folgend sprechen wir die beiden WMaÿe als Verteilungen an. Von Verteilungen sprechen wir ansonsten im Zusammenhang mit Bildmaÿen; freilich läÿt sich jedes WMaÿ als Bildmaÿ auassen. 4.1 Binomialverteilung Überblick Beispiele von diskreten WMaÿen 39 Ω := N0n , 0 ≤ p ≤ 1, q := 1 − p. Dann ist durch n k n−k (4.1.1) w(k) := p q (k ∈ N0n ) k Seien eine WFunktion auf 1 N0n p+q = deniert, denn wegen folgt nach dem binomischen Lehrsatz n X n k k=0 Das für pk q n−k = (p + q)n = 1n = 1 . n ∈ N und p ∈ [0; 1] durch die obige W Funktion denierte WMaÿ nennt man die alverteilung mit den Parametern schreibt dafür n Binomi- und B(n, p). 0.5 0.1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 p und Beispiele von diskreten WMaÿen WFunktion von 40 B(8, 0.4) für Ω = N08 4.2 PoissonVerteilung Seien Ω = N0 und λ > 0. Dann wird durch w(k) = e−λ (4.2.1) eine WFunktion auf N0 λk k! (k ∈ N) L deniert. (Warum?) Das durch diese WFunktion denierte WMaÿ heiÿt die PoissonVerteilung mit Parameter ben dafür λ; wir schrei- Π(λ). 0.5 0.1 0 1 2 3 WFunktion von 4 Π(0.5) 5 für 6 Ω = N0 7 8 Beispiele von diskreten WMaÿen 41 4.3 Geometrische Verteilung Seien Ω := N0 und q ∈ (0; 1). Dann wird durch w(k) = (1 − q)q k (4.3.1) eine WFunktion auf N0 (k ∈ N0 ) L deniert. (Führen Sie bitte diesen Beweis.) Das durch diese WFunktion denierte WMaÿ heiÿt die geometrische Verteilung zum Parameter q. 0.5 0.1 0 1 2 3 4 5 6 7 WFunktion der geometrischen Verteilung mit q = 0.4 4.4 Diskrete Gleichverteilung 8 Beispiele von diskreten WMaÿen 42 Sei Ω = Nn . Gilt w(k) = const (k ∈ Nn ), so ist w(k) = 1 (k ∈ N). n Das so auf Nn denierte WMaÿ heiÿt die diskrete Gleichverteilung über Hat das Ereignis A ⊂ Ω Nn . genau 1 Element, so ergibt P (A) = n1 . sich seine Wahrscheinlichkeit als 4.5 Laplace'scher WBegri Erklärt man unter den Voraussetzungen von 4.4 die A ⊂ Ω zu den günstigen Fälman unter den Elementen von Ω Elemente einer Menge len und versteht die möglichen Fälle , so ist man auf die klassi- sche Laplace'sche WDenition geführt, wonach die Wahrscheinlichkeit das Verhältnis der Anzahl der günstigen Fälle zur Anzahl der möglichen Fälle ist. 4.6 Beispiel Man bestimme die Wahrscheinlichkeit dafür, dass beim gleichzeitigen Werfen zweier unverfälschter (idealer) Würfel die Summe der realisierten Augenzahl kleiner gleich 5 ist. Wählt man als Ausgangsraum die Menge N6 = (i, j) | i, j ∈ N6 Ω = N6 × , so kommt jedem Element Beispiele von diskreten WMaÿen (i, j) ∈ Ω 1 36 gleich die gleiche Wahrscheinlichkeit, nämlich zu, zumal die Anzahl 36 43 |Ω| der Elemente von Ω ist. Die Anzahl der günstigen Fälle erhalten wir durch Aufzählung. Für die folgenden Paare (i, j) ∈ Ω gilt i + j ≤ 5: (1, 1) , (1, 2) , (1, 3) , (1, 4) , (2, 1) , (2, 2) , (2, 3) , (3, 1) , (3, 2) , Die Anzahl der günstigen Fälle ist 10, womit sich die 10 5 gesamte Wahrscheinlichkeit zu = 18 ergibt. 36 4.7 Beispiel Beim zweimaligen Werfen mit einem unverfälschten Würfel bestimme man die Wahrscheinlichkeit dafür, dass (1) beim ersten Wurf die Augenzahlen 1 oder 2, (2) beim zweiten Wurf die Augenzahlen 3, 4 oder 5, (3) beim ersten Wurf die Augenzahlen 1 oder 2 und beim zweiten Wurf die Augenzahlen 3, 4 oder 5 eintreten. ( Beispiele von diskreten WMaÿen 44 Zur Beschreibung der einzelnen Würfe wählen wir jeweils für den Ausgangsraum die Mengen WMaÿe P1 gen Wurfes sei N6 × N 6 P2 beide Male die diskrete GleichN6 ). Zur Beschreibung des zweimaliN6 × N6 der Ausgangsraum, während bzw. verteilung (auf das WMaÿ N6 und für die P durch die diskrete Gleichverteilung auf gegeben sei. Weiter sei C := {1, 2} ⊂ N6 sowie D := {3, 4, 5} ⊂ N6 . Dann gilt (1) P1 (C) = |C| |N6 | = 2 ; 6 (2) P2 (D) = |D| |N6 | = 3 ; 6 (3) P (C × D) = Oenbar ist |C×D| |N6 ×N6 | = 6 . 36 P1 (C) · P2 (D) = P (C × D) eine Ein- sicht, die man sofort für beliebige Mengen A, B ⊂ N6 bestätigen kann. Wegen |A × B| = |A| · |B| folgt (4.7.1) P (A×B) = |A × B| |A| |B| = · = P1 (A)·P2 (B) 36 6 6 (A, B ⊂ N6 ) Beispiele von diskreten WMaÿen 45 Die sich als Produktregel präsentierende Beziehung (4.7.1) ist freilich eine Konsequenz aus der Festlegung der WMaÿe P, P1 und P2 . Bei den in (4.7.1) auftretenden WMaÿen handelt es P2 jeweils um die diskrete Gleichverteilung über N6 und bei P um die diskrete Gleichverteilung über N6 × N6 . sich bei P1 und Das Beispiel 4.7 mit insbesondere dem Sachverhalt (4.7.1) gibt Anlass zur Denition des ProduktWMaÿes zweier WMaÿe als ein spezielles WMaÿ über dem ProduktAusgangsraum, das sich durch die Eigenschaft (4.8.1) auszeichnet. 4.8 Denition (ProduktWMaÿ) Seien (Ωi , P(Ωi ), Pi ), i = 1, 2 zwei diskrete WRäume. P auf P(Ω1 ×Ω2 ) über Ω1 ×Ω2 Dann heiÿt das WMaÿ mit (4.8.1) P (A1 ×A2 ) = P1 (A1 )·P2 (A2 ) ProduktWMaÿ (A1 ∈ P(Ω1 ), A2 ∈ P(Ω2 )) P1 und P2 , in Zeichen P1 ⊗P2 . Der WRaum (Ω1 ×Ω2 , P(Ω1 ×Ω2 ), P1 ⊗P2 ) heiÿt ProduktWRaum der WRäume (Ωi , Pi ), das von Beispiele von diskreten WMaÿen i = 1, 2 . (4.8.1) heiÿt die Produktmaÿeigenschaft . 46 Beispiele von diskreten WMaÿen 47 4.9 Bemerkungen (4.9.1) liefert eine Anleitung zur Berechnung von Produkt WMaÿ werten, allerdings nur für sehr spezielle Men- gen vom Typ A1 × A 2 (A1 ∈ P(Ω1 ), A2 ∈ P(Ω2 )) , d.h. nur für sogenannte Rechtecksmengen . Im diskreten Fall lässt sich aber auch sofort P1 ⊗ P2 (A) für eine beliebige Menge A ∈ P(Ω1 × Ω2 ) bestimmen, denn wegen (4.8.1) gilt insbesondere auch (4.9.1) P1 ⊗ P2 ({(ω1 , ω2 )}) = P1 ({ω1 }) · P2 ({ω2 }) ((ω1 , ω2 ) ∈ Ω1 × Ω2 ). woraus sich dann mit (3.5.1) (4.9.2) P1 ⊗ P2 (A) = P (P1 ⊗ P2 ({(ω1 , ω2 )})) (ω1 ,ω2 )∈A = P (ω1 ,ω2 )∈A ergibt. P1 ({ω1 }) · P2 ({ω2 }) Beispiele von diskreten WMaÿen 48 Der Begri des ProduktWMaÿes läÿt sich auch in einer allgemeinen WTheorie einführen, verlangt allerdings einen umfangreichen mathematischdenitorischen Aufwand;(4.9.1) kann in einem solchen Zusammenhang nicht mehr zur Festlegung des ProduktWMaÿes herangezogen werden. 4.10 Beispiel Als Beispiel für ein NichtProduktWMaÿ über N6 N6 × nennen wir z.B. das WMaÿ 1 1 δ(1,1) + δ(6,6) 2 2 P := mit der WFunktion w : N6 × N6 → [0; 1] mit w((1, 1)) = w((6, 6)) = 12 w((i, j)) = 0 ((i, j) ∈ N6 × N6 \ {(1, 1), (6, 6)}) . Tatsächlich ist P nicht als Produktmaÿ zweier WMaÿe darstellbar, wie Sie sich am besten selbst überzeugen.