Referenten: Gina Spieler, Beatrice Bressau, Laura Uhlmann Veranstaltung: Statistik für das Lehramt Dozent: Martin Tautenhahn 8.5 Eindimensionale stetige Zufallsvariablen Eine Zufallsvariable X heißt stetig, wenn es eine Funktion f(x) gibt, sodass die Verteilungsfunktion von X folgende Gestalt hat: ๐๐ , ๐๐๐๐๐ ๐ฅ = ๐ฅ๐ 0, ๐ ๐๐๐ ๐ก 1 , ๐ü๐ 0 ≤ ๐ฅ ≤ 10 ๏ für Bsp.: ๐(๐ฅ) = {10 0, ๐ ๐๐๐ ๐ก Dichtefunktion: ๐(๐ฅ) = { ๐ฅ ๐น(๐ฅ) = ∫ ๐(๐ก)๐๐ก für jedes ๐ฅ ∈ ๐ Platz für Bemerkungen: −∞ ๏ f(x) heißt Dichtefunktion Beispiel 1: Wartezeit auf einen Bus Ein Student geht zur Bushaltestelle und weiß, dass der Bus alle 10 Minuten abfährt, hat aber den Fahrplan nicht im Kopf. Da er die genaue Ankunft nicht kennt, sieht er die Zeit X, die er warten muss, als Zufallsvariable an. Dabei weiß er erstens sicher, dass er höchstens 10 Minuten zu warten hat, d.h. P(X≤10)=1; zum Zweiten drückt er die bestehende Ungewissheit dadurch aus, dass er die Wahrscheinlichkeit, höchstens noch x Minuten warten zu müssen, für jedes x zwischen 0 und 10 proportional zu x ansetzt, d.h., es gilt P(X≤x)=k*x für alle x ฯต [0I10]. Aus beidem ergibt sich: Verteilungsfunktion: ๐น(๐ฅ) = 1 10 ∗ ๐ฅ ๐ü๐ 0 ≤ ๐ฅ ≤ 10 Referenten: Gina Spieler, Beatrice Bressau, Laura Uhlmann Veranstaltung: Statistik für das Lehramt Dozent: Martin Tautenhahn Eigenschaften der Dichtefunktion: 1. ๐(๐ฅ) ≥ 0 ๐ü๐ ๐๐๐๐ ๐ฅ ∈ ๐ +∞ 2. ∫−∞ ๐(๐ฅ)๐๐ฅ = 1 3. ๐(๐ = ๐ฅ) = 0 ๐ü๐ ๐๐๐๐ ๐ฅ ∈ ๐ ๏ ๐(๐ < ๐ < ๐) = ๐(๐ ≤ ๐ < ๐) = ๐(๐ < ๐ ≤ ๐) = ๐(๐ ≤ ๐ ≤ ๐) = ๐ ∫๐ ๐(๐ฅ)๐๐ฅ. Eigenschaften der Verteilungsfunktion: 1. ๐น(๐ฅ) ist eine stetige Funktion ๐ฅ 2. ๐น(๐ฅ) = ∫−∞ ๐(๐ก)๐๐ก für jedes ๐ฅ ∈ ๐ 3. ๐น´(๐ฅ) = ๐(๐ฅ) Beispiel 2: Öltankfüllung Referenten: Gina Spieler, Beatrice Bressau, Laura Uhlmann Veranstaltung: Statistik für das Lehramt Dozent: Martin Tautenhahn 8.6. Wichtige stetige Verteilungen Beispiel 3: Wartezeit 8.6.1 Gleichverteilung Bei einer innerbetrieblichen Werkzeugausgabe gelte für die Zufallsvariable X =Zeitlücke zwischen dem Eintreffen zweier Mechaniker die Bedingung (1). Ferner sei die Wahrscheinlichkeit, dass innerhalb einer Minute ein Mechaniker eintreffen wird, gleich 0,5. Wie ist X verteilt? Sind a, b reelle Zahlen mit a < b, so heißt eine Zufallsvariable X mit der Dichtefunktion 1 ๐(๐ฅ) = {๐ − ๐ , ๐ü๐ ๐ ≤ ๐ฅ ≤ ๐ 0, ๐ ๐๐๐ ๐ก. Gleichverteilt im Intervall [a;b]. Für ihre Verteilungsfunktion ergibt sich die Gestalt: 0, ๐ü๐ ๐ฅ < ๐ ๐ฅ−๐ , ๐ü๐ ๐ ≤ ๐ฅ ≤ ๐ ๐น(๐ฅ) = { ๐−๐ 1, ๐ü๐ ๐ฅ > ๐. 8.6.2. Exponentialverteilung Eine Zufallsvariable X mit der Dichte −๐×๐ฅ ๐ü๐ ๐ฅ ≥ 0 ๐(๐ฅ) = {๐ × ๐ 0 ๐ ๐๐๐ ๐ก und ๐ > 0 heißt exponentialverteilt. ๏ Parameter bestimmt Startpunkt auf der f(x)-Achse (1) Besonderheit ๏ Verteilung ohne Gedächtnis: bedingte Verteilung der weiteren Lebensdauer unabhängig von den bereits Erreichten Referenten: Gina Spieler, Beatrice Bressau, Laura Uhlmann Veranstaltung: Statistik für das Lehramt Dozent: Martin Tautenhahn 8.6.3 Normalverteilung Es gilt: ๏ Gauß-Verteilung, Gaußsche Glockenkurve Eine Zufallsvariable X mit der Dichtefunktion Ist die Zufallsvariable X gemäß N(μ ;σ) verteilt, so ist die ๐(๐ฅ) = 1 ๐√2๐ × 1 ๐ฅ−๐ 2 ๐ −2( ๐ ) heißt normalverteilt oder N (๐ ; ๐)-verteilt, wobei und ๐ > 0. Bei ๐ = 1 ๐ข๐๐ ๐ = 0 erhält man Standardnormalverteilung N(0; 1). Eigenschaften der Normalverteilung: 1. Dichte f der N (๐ ; ๐)- Verteilung symmetrisch zu ๐, es gilt: f (๐ − ๐ฅ) = ๐ (๐ + ๐ฅ) ๐ü๐ ๐๐๐๐ ๐ฅ ๐ โ . 2. globales Maximum im Punkt x= ๐ (Erwartungswert) 3. Wendepunkt in ๐ − ๐ und ๐ + ๐ ๏ ๐ = Lageparameter, ๐ = Streuungsparameter Beispiel 4: Körperlänge von Mäusen und jungen Kätzchen standardisierte Zufallsvariable Y = ๐−µ ๐ gemäß N (0; 1) verteilt. Die Verteilungsfunktion F der N (๐ ; ๐)- verteilten Zufallsvariablen X kann folgendermaßen durch die Verteilungsfunktion Φ der Standardnormalverteilung ausgedrückt werden: ๐ฟ−๐ ๐ ๐ญ (๐) = ๐ท (๐ฟ ≤ ๐) = ๐ท ( ≤ ๐−๐ ) ๐ = ๐ท (๐ ≤ ๐−๐ ) ๐ =Φ( ๐−๐ ). ๐ - durch die Symmetrie der Normalverteilung können die Verteilungsfunktionswerte für negative x entnommen werden: ๐ฝ (−๐ฑ) = ๐ (๐ ≤ −๐ฑ) = ๐ (๐ ≥ ๐ฑ) = 1 − ๐(๐ ≤ ๐ฑ) = 1 − ๐ฝ (๐ฑ). ๏ zwei wichtige Formeln für die Auswertung normalverteilter Zufallsvariablen: ๐−๐ ๐ญ(๐) = ๐ฝ ( ) ๐ฎ๐ง๐๐ฝ (−๐ฑ) = 1 − ๐ฝ (๐ฑ) ๐ Referenten: Gina Spieler, Beatrice Bressau, Laura Uhlmann Veranstaltung: Statistik für das Lehramt Dozent: Martin Tautenhahn Beispiel 5: PERT-Verfahren Die Messung von ๐ in Vielfachen von ๐ ergeben die Intervalle des Das PERT-Verfahren für die Zeitplanung von Projekten liefert typischerweise ein Ergebnis der Form: „Die Projektdauer ist normalverteilt mit ๐ = 39 (Wochen) und ๐ =2 (Wochen).“ Wir wollen versuchen, auf Grund dieses Ergebnisses folgende zwei Fragen zu beantworten: a) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Projektdauer zwischen 37 und 41 Wochen liegen wird? b) Der Solltermin von 45 Wochen sei besonders wichtig und durch Konventionalstrafen vertraglich abgesichert. Andererseits seien aber auch die Anpassungsmaßnahmen zur Gewährleistung dieses Solltermins so kostspielig, dass sie nur dann prophylaktisch ergriffen werden sollen, wenn die Wahrscheinlichkeit größer als 5% ist, dass der Solltermin überzogen wird. Kann auf diese Anpassungsmaßnahmen verzichtet werden? Typs [๐ − ๐๐; ๐ + ๐๐], welche als k๐-Bereiche der normalverteilten Zufallsvariablen X bezeichnet werden. Für k= 1,2,3 bedeutet dies: 0,683 ๐ü๐ ๐ = 1 ๐ (๐ − ๐๐ ≤ ๐ฟ ≤ ๐ + ๐๐) = 2๐ท − 1 = {0,954 ๐ü๐ ๐ = 2 . 0.997 ๐ü๐ ๐ = 3 Die Normalverteilungseigenschaften bleiben auch für gewisse Funktionen erhalten. - z.B.: bei Gleichungen der Form Y=a+bx (b ≠ 0) bei Summen normalverteilter Zufallsvariablen (X1 +X2 +…+Xn) ๏ Reproduktionseigenschaft bzgl. der Bildung von Linearkombinationen Referenten: Gina Spieler, Beatrice Bressau, Laura Uhlmann Veranstaltung: Statistik für das Lehramt Dozent: Martin Tautenhahn Zusammenfassung diskrete Zufallsgröße Bsp.: stetige Zufallsgröße Bsp.: ๏ Zufallsvariable X nimmt endlich oder abzählbare unendlich viele Realisierungen an ๏ Zufallsvariable X, die alle Werte aus โ innerhalb eines Intervalls annehmen kann 1. Funktion X ordnet Elementarereignissen alle möglichen Realisierungen in Form einer Zahl aus R zu. 2. Wahrscheinlichkeitsfunktion P ordnet jedem Ereignis eine Wahrscheinlichkeit zu. 1. 2. Die Dichte beschreibt nun für jedes mögliche Ergebnis x dessen Wahrscheinlichkeit. Sie wird mathematisch mit P(X=x) dargestellt und mit f(x) abgekürzt. Massenfunktion f(x) Dichtefunktion f(x) Zufallsvariable: Augensumme X beim zweimaligen Würfeln Zufallsvariable: Anteil X einer Öltankfüllung, die bis Ende der Planungsperiode verbraucht sein wird ๐(๐ฅ) = 6๐ฅ − 6๐ฅ 2 Wahrscheinlichkeiten werden durch die Fläche unter dem Graphen berechnet. ๐ด๐ ๐๐โ๐ก๐๐๐ = ๐ × ๐ Eigenschaften f(x) ∞ ∑ ๐(๐ฅ๐ ) = 1 ๐=1 Wahrscheinlichkeit eines genauen Ergebnisses f(x)=0, da es unendlich viele mögliche Werte gibt. ๏ nur mit Intervallen rechnen Eigenschaften f(x) +∞ ∫−∞ ๐(๐ฅ)๐๐ฅ = 1 ๐(๐ฅ) ≥ 0 für alle ๐ฅ๐โ Referenten: Gina Spieler, Beatrice Bressau, Laura Uhlmann Veranstaltung: Statistik für das Lehramt Dozent: Martin Tautenhahn Verteilungsfunktion F(x) ๐น(๐ฅ) = 3๐ฅ 2 − 2๐ฅ 3 ๐(6 ≤ ๐ ≤ 7) = ๐(0,5 ≤ ๐ ≤ 1) = wichtige diskrete Verteilungen: Binomialverteilung, hypergeometrische Verteilung, Poisson-Verteilung wichtige stetige Verteilungen: Gleichverteilung, Exponentialverteilung, Normalverteilung Ausblick: 8.7 Verteilung mehrdimensionaler Zufallsvariablen Die gemeinsame Verteilungsfunktion Ist (X1,…,Xn) eine n-dimensionale Zufallsvariable, so heißt die Funktion F, die jedem nTupel (x1…xn) die Wahrscheinlichkeit : F(x1…xn)= P (๐1 ≤ ๐ฅ1, … , ๐๐ ≤ ๐ฅ๐) zuordnet, die die Verteilungsfunktion von (X1…Xn ) oder die gemeinsame Verteilungsfunktion der Zufallsvariablen X1…Xn.