Sommersemester 2010 Konzepte und Methoden der Systemsoftware Präsenzübung 11 Universität Paderborn vom 28.06.2010 bis 02.07.2010 Fachgebiet Rechnernetze 1. Zufallsexperiment: Münzwurf (a) Eine faire Münze werde mehrfach hintereinander geworfen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass zuerst (k − 1)-mal Zahl und dann einmal Kopf fällt? Lösung: X repräsentiere die Anzahl notwendiger Wurfversuche. Es gilt: Pr(X = k) = 1/2k−1 (1/2) = 1/2k ; k ∈ {1, 2, ...} (b) Sie verwenden nun und für alle folgenden Versuche eine manipulierte Münze, die Kopf mit der Wahrscheinlichkeit p anzeigt. Wie groß ist jetzt die Wahrscheinlichkeit, dass zuerst (k − 1)-mal Zahl und dann einmal Kopf fällt? Lösung: Geometrische Verteilung X repräsentiere die Anzahl notwendiger Wurfversuche. Es gilt: Pr(X = k) = (1 − p)k−1 p; k ∈ {1, 2, ...} (c) Geben Sie an, wie viele Versuche Sie mit der manipulierten Münze im Durchschnitt benötigen, bis zum ersten Mal Kopf fällt. Lösung: Erwartungswert: ∞ E(X) = ∑ j(1 − p) j−1 p = 1/p j=1 d j q = jq j−1 , Berechnung der geometrischen Reihe mit |q| < (Kann gezeigt werden mittels dq 1, wobei q = 1 − p, dann ableiten) (d) Geben Sie für die manipulierte Münze die Wahrscheinlichkeit an, dass nach spätestens k Versuchen das erste Mal Kopf fällt (d.h. k Versuche insgesamt). Lösung: k k−1 Pr(X ≤ k) = ∑ qi−1 p = p ∑ qi = (1 − q) i=1 i Merke: ∑k−1 i=0 q = 1−qk 1−q i=0 1 − qk = 1 − qk = 1 − Pr(X > k) 1−q für |q| < 1 (Geometrische Summenformel) 2. Informatiker lieben Kaffee In Vorbereitung auf ein Informatikertreffen möchten Sie Kaffeetassen im Internet bestellen. Ein Karton enthält n Kaffeetassen. Bei der Lieferung zerbricht jede einzelne Tasse mit der Wahrscheinlichkeit p = 0, 01. Die Tassen zerbrechen unabhängig voneinander. (a) Mit welcher Wahrscheinlichkeit enthält ein Karton genau k zerbrochene Tassen, 0 ≤ k ≤ n? Lösung: Bernoulli-Prozess, da Tasse entweder zerbrochen (0) oder heile (1). Sei X die Anzahl zerbrochener Tassen in einem Karton. X ist Bn,p verteilt (Binominialverteilung), d.h. n k Pr(X = k) = p (1 − p)(n−k) k KMS Sommersemester 2010 Präsenzübung 11 1 (b) Ein Karton mit mindestens einer zerbrochenen Kaffeetasse werden Sie reklamieren. Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeit für eine Reklamation in Abhängigkeit von n. Lösung: Eine Reklamation tritt ein, wenn Pr(X > 0) = 1 − Pr(X = 0) = 1 − (1 − p)n . (c) Wie viele Kartons müssen im Mittel versendet werden, bis Sie einen Karton ohne zerbrochene Kaffeetassen empfangen? Lösung: Sei Y die Anzahl notwendiger Sendungen, d.h. Y = k bedeutet, dass k − 1 Kartons beschädigt, der k-te Karton jedoch korrekt empfangen wurde. Gesucht ist jetzt der Erwartungswert von Y . Pr(Y = k) = Pr(X > 0)(k−1) Pr(X = 0). Damit gilt: = ∑∞ k=1 k Pr(Y = k) E[[]Y ] n (k−1) (1 − p)n = ∑∞ k=1 k(1 − (1 − p) ) (sei q = 1 − (1 − p)n ) (k−1) (1 − q) = ∑∞ k=1 kq d k q = (1 − q) ∑∞ k=1 dq d k = (1 − q) dq q ∑∞ k=1 unendl.geometr.Reihe(k=0)! (1 − q) z}|{ = d dq 1 1−q −1 = (1 − q) −1(−1) (1−q)2 1 1−q 1 = (1−p) n 1 = Pr(X=0) = Wichtiges Ergebnis! (Erwartungswert der geometrischen Verteilung!) 3. Poisson-Verteilung Das Ankunftverhalten an Warteschlangen (z.B. die Anzahl der neu eintreffenden Kunden an einer Supermarktkasse) kann oft durch die Poisson-Verteilung beschrieben werden. Genauer: Ist X eine ganzzahlige Zufallsvariable, die die Anzahl von Ankünften pro Zeiteinheit beschreibt, so ist pk = P(X = k) = λ k −λ e k! mit dem Parameter λ > 0. Für beliebige Zeitintervalle der Länge t gilt entsprechend pk (t) = (λt)k −λt e . k! (a) Bestimmen Sie den Erwartungswert E[X] der Poisson-Verteilung für eine Zeiteinheit. k k−1 λ −λ λ = λ e−λ ∞ = λ. Lösung: Erwartungswert: E[X] = ∑∞ ∑k=1 (k−1)! k=0 ke k! k λ λ Bemerkung: Die Summe ∑∞ k=0 k! ist die Reihenentwicklung von e . k = 0 herausgezogen Def. Erwartungswert Ausführlich: E(x) −λ λ k ∑∞ k=0 ke k! z}|{ = Substitution j = k − 1 e−λ λ λ k−1 ∑∞ k=1 (k−1)! z}|{ = z}|{ = λ aus Zähler gezogen, k gekürzt e−λ λk ∑∞ k=1 k k! z}|{ = Reihenentwicklung eλ e−λ λ j ∑∞j=0 λj! z}|{ = λ e−λ eλ = λ (b) Zeigen Sie, dass die Zwischenankunftszeiten bei einem Poisson-Prozess exponentialverteilt sind. KMS Sommersemester 2010 Präsenzübung 11 2 Lösung: Sei Y eine Zufallsvariable, die die Zwischenankunftszeit eines Poisson-Prozesses darstellt. Berechne die Dichte von Y : Die Verteilungsfunktion von Y ergibt sich wie folgt FY (t) = Pr(Y ≤ t) = 1 − Pr(Y > t) = 1 − Pr(X(t) = 0) (λt)0 −λt e 0! = 1 − e−λt (Exponentialverteilung) = 1− und die Verteilungsdichtefunktion (Dichte) von Y wie folgt: d FY (t) dt = λ e−λt (Exponentialverteilung) fY (t) = KMS Sommersemester 2010 Präsenzübung 11 3