VIELSEITIGE ODER GRADLINIGE BEWERBERINNEN UND BEWERBER – WAS SCHÄTZEN UNTERNEHMEN? Ob sich die Chance auf ein Vorstellungsgespräch in einem großen Unternehmen erhöht, wenn man sich auf mehrere Jobs in verschiedenen Abteilungen oder in derselben Abteilung bewirbt, zeigen Clemens Hutzinger, PhD, Prof. Dr. Julia Brandl und Kaitlin Appleby, MSc vom Institut für Organisation und Lernen der Universität Innsbruck in einer aktuellen Studie. Heutzutage durchlaufen immer mehr Beschäftigte während ihrer beruflichen Laufbahn zahlreiche Unternehmen. Hierbei hängt der individuelle Karriereerfolg verstärkt davon ab, ob man fähig ist in verschiedenen Unternehmen zu arbeiten. Viele Beschäftigte haben vielseitige Interessen und Ausbildungen und können sich gut vorstellen, in verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens (z.B. Marketing und Finance) zu arbeiten. Doch wie reagieren Unternehmen auf diese Flexibilität? Rentiert es sich für die BewerberInnen, sich auf mehrere Jobs in verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens zu bewerben? Die aktuelle Studie beantwortet die Frage, ob sich flexibles Verhalten bei Bewerbungen auszahlt. Für ihre wissenschaftliche Studie haben Clemens Hutzinger, Julia Brandl und Kaitlin Appleby das Verhalten von BewerberInnen eines globalen Unternehmens dahingehend untersucht, ob diese zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wurden oder nicht. Basis für die Untersuchung waren Angaben des Unternehmens zu der Anzahl der Bewerbungen der jeweiligen BewerberInnen, sowie die entsprechende Abteilung an die die Bewerbung geschickt wurde. Zahlreiche Personen haben sich auf mehr als eine Stelle in dem Unternehmen beworben. Die RecruiterInnen wussten dabei exakt, welche Person sich auf welche Stelle(n) in welcher Abteilung bzw. welchen Abteilungen beworben hat. Folglich wurde das Verhalten dahingehend kategorisiert, ob sich die jeweilige Person auf mehrere Jobs in derselben Abteilung (z.B. zweimal in Marketing) oder in verschiedenen Abteilungen (z.B. einmal in Finance und einmal in Human Resources) beworben hat. Diese differenzierte Betrachtung unterscheidet diese Studie von bisherigen Studien, welche lediglich die Anzahl der Bewerbungen untersucht haben. In der aktuellen Studie haben 830 von 4.258 BewerberInnen Mehrfachbewerbungen an dasselbe Unternehmen gerichtet. Es zeigt sich also, dass das Phänomen der Mehrfachbewerbung an dasselbe Unternehmen existiert. 60% der Mehrfachbewerbungen gingen an Jobs in derselben Abteilung, 40% der Mehrfachbewerbungen gingen an Jobs in verschiedenen Abteilungen. Die Ergebnisse der aktuellen Studie zeigen, dass im Vergleich zur Bewerbung auf nur einen Job, durch eine Mehrfachbewerbung auf Jobs in derselben Abteilung die Chance zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden signifikant steigt. Im Gegensatz dazu verringert sich bei einer Mehrfachbewerbung auf Jobs in verschiedenen Abteilungen die Chance zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden signifikant. Die Ergebnisse der aktuellen Studie sind im Einklang mit Forschung die gezeigt hat, dass die RecruiterInnen des untersuchten Unternehmens geradlinige BewerberInnen honorieren. Jene BewerberInnen, die sich konsequent auf denselben Typ von Job bewerben, werden positiver bewertet als jene BewerberInnen, die sich aufgrund Ihrer Interessen und Fähigkeiten auf verschiedene Typen von Jobs bewerben. Das bedeutet, dass spezialisiertes Wissen, verglichen mit generellem Wissen, vorteilhaft ist, um von dem untersuchten Unternehmen zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden. Die ForscherInnen erklären die Befunde damit, dass RecruiterInnen konsistente Bewerbungen als Zeichen eines gefestigten Kompetenzprofils bewerten, was insbesondere für effiziente Abläufe in Großunternehmen wichtig ist. Insofern zeigt die aktuelle Studie, dass die oft geforderten breiten Kompetenzprofile auch nachteilig für BewerberInnen sein können. Die Studie wurde im November 2015 auf der Dutch HRM Conference vorgestellt, Ansprechpartner für weitere Fragen ist Clemens Hutzinger (http://www.uibk.ac.at/iol/hrm/).