Corporate Social Responsibility Nachhaltige Produkte in der ICT-Industrie E rheblicher Investitionsbedarf in moderne Breitbandinfra­ struktur, eine stark fragmentierte Industrie, Verlust der Benutzer­ identität und Datenhoheit an Google, Amazon und Co. – der europäische Telekommunikationsmarkt befindet sich in einer Transformations- und Restrukturierungsphase, in der einer so­ liden Gewinn- und Verlustrechnung hohe Bedeutung zukommt. Themen, die nicht direkt zum Kerngeschäft zählen, haben es schwer, einen Platz auf der Agenda der Geschäftsführung zu finden. Damit Telekommunikationsanbieter nicht zu Anbietern reiner Konnektivität werden, müssen neue Wege der Differenzie­ rung gefunden werden. Potenzial nachhaltiger Produkte nutzen Eine Möglichkeit bietet die Verknüpfung von Produkten und Dienstleistungen von Telekommunikationsanbietern mit As­ pekten der nachhaltigen Unternehmensführung oder Corporate Social Responsibility (CSR). Ein Teil davon sind sogenannte nachhaltige Produkte.Für diese existieren in der Wissenschaft verschiedene Begrifflichkeiten, zum Beispiel die komplett nach­ haltige Entwicklung und Produktion solcher Produkte. In dieser Studie wird näher auf eine industriespezifische Definition ein­ gegangen und eine genauere Begriffsklärung von nachhaltigen Produkten in der ICT-Industrie gegeben. liegen für Unternehmen die größten Herausforderungen bei der Umsetzung von nachhaltigen Produkten? Die Detecon (Schweiz) AG hat 2014 eine Studie durchgeführt, um den Status Quo von nachhaltigen Produkten in der ICTIndustrie aufzuzeigen. Die Informationen wurden anhand von neun Interviews erhoben, in welchen Senior Manager, CSR Manager und Führungskräfte der führenden europäischen ­ Telekommunikationsunternehmen, Hardware Produzenten ­ und Zulieferern der ICT-Industrie befragt wurden. In 60 bis 90 ­minütigen Interviews wurden so neue Erkenntnisse für die Ent­ wicklung und Etablierung von nachhaltigen Produkten gewon­ nen. Auf Basis eines standardisierten Fragebogens wurden die Ergebnisse ausgewertet und zusammengefasst. Ebenso wurden mit den Interviewpartnern potenzielle Lösungsansätze diskutiert, um nachhaltige Produkte als Differenzierungsmerkmal für ICT Unternehmen zu nutzen und auszubauen. Im Folgenden werden diese Ergebnisse der Interviews vorgestellt. Wir zeigen die die Potenziale und Handlungsfelder auf und ge­ ben einen ersten Ausblick, wie die Entwicklung von solchen Pro­ dukten in Unternehmen verbessert werden kann. Ergebnisse aus Interviews mit Branchenexperten Es ist kein Geheimnis, dass nachhaltige Produkte ein enormes, jedoch noch zumeist ungenutztes Potenzial für Telekommunika­ tionsunternehmen bieten, um sich am Markt zu differenzieren und neue Absatzkanäle zu eröffnen. In verschiedenen Industrien, beispielsweise der Lebensmittelindustrie, kommen die Vorzüge nachhaltiger Produkte bereits beim Kunden an. Die Umsätze fair gehandelter Produkte lagen im Jahr 2011 in Deutschland bereits bei zirka 6,6 Milliarden Euro.* Im Jahr 2014 gaben 40 Prozent der deutschen Konsumenten an, dass sie bereit wären, für nachhaltige Produkte höhere Preise zu zahlen. Innerhalb der ICT-Industrie herrschen dagegen maßgeblich Kostenaspekte vor. In den Gesprächen mit den Interviewpartnern konnte ein ge­ meinsames Verständnis und eine Definition für nachhaltige Pro­ dukte in der ICT-Industrie geschaffen werden. Alle Interview­ partner haben verschiedene Kriterien genannt, beispielsweise faire Arbeitsbedingungen bei der Produktion oder Verwendung von nachhaltigen Rohstoffen. Zusammenfassend können unter dem Begriff nachhaltige Produkte in der ICT-Industrie solche Produkte verstanden werden, die über ihren gesamten Lebenszy­ klus einen positiven Einfluss auf soziale, ökonomische und öko­ logische Aspekte haben und somit nachhaltiger als Vergleichs­ produkte sind. Doch was sind die Gründe, die bisher die Nutzung dieses Po­ tenzials in der Telekommunikationsindustrie verhindern? Worin Anders als in den vergangenen Jahren konzentrieren sich nach­ haltigkeitsaktivitäten von Unternehmen heute nicht mehr nur auf unternehmensinterne Prozesse wie den eigenen ökologischen Fußabdruck, sondern zunehmend auch auf Faktoren, die au­ ßerhalb der direkten Kontrolle des Unternehmens stehen. Aus diesem Grund wurden in dieser Studie nicht nur die unterneh­ *http://www.nachhaltigkeitsrat.de/news-nachhaltigkeit/2013/2013-08-15/ fairer-handel-umsatz-steigt-stark-an/ 66 Detecon Management Report dmr • 2 / 2015 Nachhaltige Produkte werden in der ICT-Branche durchaus nachgefragt. Das Angebot an marktgerechten Lösungen ist jedoch noch nicht ausreichend. Die Telekommunika­ tionsindustrie, in der Prozesse und Dienstleistungen zunehmend digitalisiert und v­ irtuell transformiert werden, bietet viel Potenzial, um nachhaltige Produkte zu integrieren. mensinternen Prozesse analysiert, sondern ebenso jene, die über die Unternehmensgrenzen hinaus gehen. In der folgenden Abbil­ dung wird auf die innerhalb dieser Studie betrachteten Bereiche eingegangen und die Auswirkungen nachhaltiger Produkte analy­ siert. Dabei sind Organisationsprozesse der Kern und die Grund­ lage von Unternehmen, welche die Entwicklung und Etablierung von nachhaltigen Produkten erst ermöglichen. Damit haben die­ se Prozesse Einfluss auf die drei Bereiche Lieferkette & Produk­ tion, Marketing & Verkauf sowie Nutzung & Recycling. Diese drei Bereiche stehen in einem wertschöpfungskettenähnlichen Zusammenhang und bauen aufeinander auf. Zudem liegen sie nicht alle im direkten Einflussbereich der Unternehmen. Experte 1: „Eine der größten Herausforderungen ist es, die Un­ terstützung vom Vorstand zu bekommen. In den meisten Unter­ nehmen hat das Thema nachhaltigkeit nicht die Hauptpriorität des Top-Managements. Ebenso gibt es kein Unternehmen in der Telekommunikationsindustrie, welches eine übergeordnete Stra­ tegie für nachhaltige Produkte hat.“ Die Mehrheit der Experten bestätigt, dass nach wie vor mangeln­ de Unterstützung des Top-Managements bei der Integration von nachhaltigkeit und der Entwicklung von nachhaltigen Produkten im Unternehmen vorherrscht. Dies zeigt sich in der geringen In­ tegration nachhaltiger Produkte in die Unternehmensstrategie. Teilweise treten Unternehmen diesem Hindernis entgegen und definieren Nachhaltigkeitsziele für relevante ­ Linienmanager. Trainings und Vorstellung der Themen im mittleren Manage­ ment, insbesondere bei den Produktmanagern und im Vertrieb, sind entscheidend, um nachhaltige Konzepte und Produkte ope­ rativ schnell umzusetzen. Dabei sollte nicht versucht werden, bestehende und funktionierende Prozesse auf die Priorisierung nachhaltiger Produkte auszurichten, sondern vielmehr parallele und separate Prozesse zu vermeiden sowie das Wertschöpfungs­ potenzial nachhaltiger Produkte in den Vordergrund zu stellen. Dieses Potenzial beleuchten wir in den nächsten drei betrachte­ ten Bereichen näher. Lieferkette & Produktion: Experte 2: „Für Operators ist es insbesondere bei Handelswaren wie Mobiltelefonen schwierig, nachhaltige Produkte zu fördern, da kaum Angebote bestehen und die Nachfrage zwar wachsend, aber noch relativ klein ist. Wir versuchen, auf beiden Seiten po­ sitiv Einfluss zu nehmen, damit nachhaltige Produkte mehr zum Thema werden.“ Die Produktion und die Lieferkette stellen die wichtigsten und größten Einflussbereiche dar. Ihre zunehmende Komplexität in einer globalisierenden Welt stellt auch Telekommunikations­ unternehmen vor Herausforderungen bei der Umsetzung von nachhaltigen Produkten. Gerade in diesem Bereich liegen kaum Methoden vor, wie Unternehmen und deren Zulieferer effizient zusammenarbeiten. Dadurch entsteht das Problem, das notwen­ dige nachhaltige Materialien erst gar nicht von Lieferanten ange­ boten werden oder Unternehmen die Herkunft von Materialien nicht eindeutig nachweisen können. Initiativen wie BuyIn oder econsense versuchen, dieses Problem in den Griff zu bekommen und etwa den Druck auf Zulieferer zu erhöhen, faire Arbeitsbe­ dingungen einzuführen oder in die Energieeffizienz der herge­ Abbildung: Organisationsprozesse Lieferkette und Produktion Beispiele: Zulieferung und Herkunft von Materialen, Produktion von Endprodukten Marketing und Verkauf Beispiel: Vermarktung von Produkten für B2B und B2C Nutzung und Recycling Beispiele: Nutzungsdauer beim Verbraucher, Recycling von Produkten Organisationsprozesse Beispiele: Unterstützung durch das Top Management, Verankerung von Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie Quelle: Detecon 67 Detecon Management Report dmr • 2 / 2015 stellten Hardware zu investieren. An zunehmender Bedeutung gewinnt der lückenfreie Herkunftsnachweis von Materialien, damit Unternehmen nachweislich auskunftsfähig über die in ih­ ren nachhaltigen Produkten verwendeten Materialien sind. Die Nachfrage nach einer industrieweiten Lösung wird dabei immer größer. Experte 3: „Für all unsere Produkte können wir sagen, dass wir eine strikte Kontrolle aller verwendeten Materialien haben. Wir können somit ein Produktdatenblatt erstellen, aus welchem alle verwendeten Komponenten und Substanzen ersichtlich werden.“ Wie der Produktmanager dieses Hardware-Herstellers erkannt hat, sind die wesentlichen Bestandteile in der Lieferkette die verwendeten Materialien von Produkten. Einige Unterneh­ men haben bereits früh erkannt, dass mangelndes Wissen über die genutzten Materialien zur Herstellung von ICT-Produkten herrscht. Bei bis zu 1.000 Komponenten, die für die Herstel­ lung eines Mobiltelefons notwendig sind, ist der Aufwand zum Überprüfen und Überwachen aller beteiligten Lieferanten ent­ sprechend schwierig. Ein geeignetes Tool zur Unterstützung bei der Datenerfassung ist für die Telekommunikationsindustrie dringend notwendig. Hier haben bereits erste Unternehmen mit einem Tracking anhand eines Datenstammblattes begonnen, ei­ nen Produktlebenszyklus aufzuzeigen, um aussagefähig zur Her­ kunft der verwendeten Materialien zu sein. Allerdings liegt hier noch kein Industriestandard vor und eine solide Datenbank fehlt. Weiterführung zur Herkunft von Materialien ist die Verknüp­ fung von Telekommunikationsunternehmen mit verschiedenen Zulieferern, um nachhaltige Produkte herzustellen. Die Frage nach einem Standard wird immer größer, so dass es erste Initi­ ativen wie die Joint Audit Corporation (JAC) gibt, um die Zu­ sammenarbeit mit Zulieferern, nachhaltige Produkte anzubieten, zu verbessern. Auch müssen große Telekommunikationsanbieter als Schnitt­ stelle zum Endverbraucher, vermehrt mit den Markenriesen wie Apple und Samsung in den Dialog treten, damit das Angebot von nachhaltigen Produkten wächst. Erste Schritte wurden be­ reits von dem Unternehmen BuyIn unternommen. So schaffte das Unternehmen durch ein Joint Venture mit der Deutschen Telekom und Orange eine Plattform, um Kompetenzen im Ein­ kauf zu bündeln und Synergien nutzbar zu machen. Hierbei wird vermehrt auf Aspekte der nachhaltigkeit geachtet. Die übereinstimmende Meinung der Experten ist, dass Einkäufer im Bereich von CSR und Themen wie die nachhaltige Liefer­ kette besser geschult werden müssen, um entsprechend in den Verhandlungen mit anderen Unternehmen agieren zu können. 68 Detecon Management Report dmr • 2 / 2015 Marketing & Verkauf Experte 4: „Der größte und effizienteste Treiber für nachhaltige Produkte ist die Nachfrage des Käufers. Die Käufer, gerade in Deutschland und den nordischen Ländern, erweitern mehr und mehr ihr Bewusstsein und sehen die großen sozialen Probleme bei der Produktion. Und das ist etwas, was die Industrie in Zu­ kunft beschäftigen wird.“ Die Vermarktung von nachhaltigen ICT-Produkten zeigt das größte Entwicklungspotenzial auf. Denn auch wenn Unter­ nehmen diese entwickeln und produzieren, ist ein erfolgreicher Marktlaunch nicht selbstverständlich. Bisher ist es Telekommu­ nikationsunternehmen kaum gelungen, Nachhaltigkeitsaspekte mit den eigenen ICT-Produkten zu verknüpfen und dadurch ein kaufentscheidendes Alleinstellungsmerkmal für den Endverbrau­ cher zu generieren. Wichtig dabei ist zu unterscheiden, dass die Anforderungen von Privat- und Geschäftskunden an Nachhaltigkeit sehr unter­ schiedlich sein können. Privatkunden legen großen Wert auf die emotionale Ansprache und Glaubwürdigkeit des Konzepts von Produkten. Es geht dabei nicht zwingend nur um einzelne As­ pekte, die einen nachhaltigen Zusatznutzen leisten, sondern um die gesamte Darstellung des Produkts. Geschäftskunden hinge­ gen legen mehr Wert auf Aspekte wie die Kosteneffizienz und Ausweisbarkeit von Einsparungen für die Anrechnung auf die eigene CO2-Bilanz. Unternehmen müssen daher zunächst den Nutzen ihrer spezifischen Produkte im Sinne dieser Kundenan­ forderungen verstehen und diesen auch anschließend glaubwür­ dig kommunizieren. Unter diesen Voraussetzungen zeigen sich Kunden mittlerweile bereit, Nachhaltigkeit eines Produkts inner­ halb der Kaufentscheidung zu berücksichtigen. Diesen wichtigen Aspekt müssen Unternehmen verstehen und den Fokus von den rein finanziellen zu den nachhaltigen Aspekten umlenken. Nutzung & Recycling Experte 5: „Die IT- und insbesondere die Telekommunikations­ industrie müssen anfangen, dass gesamte Business-Model zu überdenken und nicht weiter Produkte zu produzieren die nur für ein Jahr genutzt werden. Es müssen neue Ideen entwickelt werden, bei denen Produkte über einen längeren Zeitraum und mehrere Levels bestehen.“ Nutzungsphase und Recycling des Produkts stehen am Ende der Wertschöpfungskette. Die Vermarktungsstrategie der Herstelle, mit dem Ziel, Telekommunikationsanbietern und Kunden mög­ lichst immer das aktuellste Produkt zu verkaufen, steht hier in einem Konflikt mit einer langfristigen und nachhaltigen Hard­ ware-Nutzung. Aus ökologischer Sicht wäre es etwa sinnvoll, Mobilfunkgeräte über den normalen Nutzungszeitraum von etwa zwei Jahren hinaus zu verwenden. Hier besteht das Potenzial, Kunden ohne Loyalitätsverlust für die freiwillige Weiternutzung oder die Rückgabe ihrer Endgeräte für das Recycling entspre­ chend zu belohnen. Experte 6: „Das wichtigste ist, den Mehrwert und den Nutzen von Nachhaltigkeit zu identifizieren, welche unsere spezifischen Produkte und Services mitbringen. Unternehmen kommunizie­ ren diese Aspekte nicht ausreichend, jedoch ist es wichtig, den Kunden eine transparente Auswahl zu ermöglichen, wenn dieser nach nachhaltigen Produkten fragt.“ Die für die Erbringung von Dienstleistungen notwendige Netzinfrastruktur möglichst energieeffizient und nachhaltig zu betreiben ist ein bereits seit langem verfolgter Aspekt der Nach­ haltigkeit bei Telekommunikationsunternehmen. Nach einer gewissen Zeit verhindern jedoch Leistungsfaktoren wie eine hohe Bandbreite sowie die Kosten-Nutzen-Rechnung weitere Effizienzmaßnahmen. Zunehmende Bedeutung erhält deshalb auch der sogenannte „Enabling Impact“, das heißt die Fähig­ keit nachhaltiger Produkte, nach ihrem Verkauf und während der Nutzungsphase einen positiven sozialen, ökologischen und ökonomischen Mehrwert für den Kunden zu liefern. Laut einer Studie der Organisation GeSI (“Global e-Sustainability Initiati­ ve“) haben ICT-Produkte das Potenzial im Jahr 2020 bis zu 16,5 Prozent der globalen CO2-Emissionen zu reduzieren. Daneben gibt es ein sowohl weitgehend unbekanntes, jedoch erhebliches Potenzial zu weiteren, nachhaltigen Verbesserungen beizutragen. Zu den möglichen Potenzialen gehören soziale Faktoren, wie ver­ besserte Arbeitsbedingungen, kürzere Anfahrtswege, geringere Unfallraten, verbesserte medizinische Versorgung von Patienten, aber auch ökonomische Faktoren wie effizientere Logistik, Ern­ tevorgänge und industrielle Produktion mit deutlich kürzeren Vorlaufzeiten. Dieses Potenzial transparent zu machen und zur Stärkung des eigenen Angebots zu nutzen, ist ein weiterer Schritt, den Unternehmen auf den Weg zu nachhaltigen Produkten ge­ hen müssen. können mehrere positive Effekte erzielt werden, wie abgestimmte und transparente Organisationsprozesse und eine glaubwürdige Außendarstellung des Unternehmens. Nachhaltiges Management muss ein fester Bestandteil in der Lie­ ferkette werden und ermöglicht höchste Transparenz über alle verwendeten Materialien. In Zukunft können große ZuliefererDatenbanken, welche aus Kooperationen verschiedener Unter­ nehmen hervorgehen, eine enorme Hilfe bei der Bewertung von Materialen hinsichtlich der Nachhaltigkeit sein. Im Bereich Marketing haben Telekommunikationsunternehmen das größte Entwicklungspotenzial hinsichtlich der Vermarktung von nachhaltigen Produkten. Die Tatsache, dass Kunden nach­ haltige Aspekte in ihre Kaufentscheidung einbinden, greift das Marketing nicht auf und lässt dieses Potenzial ungenutzt liegen. Unternehmen müssen diese schwach ausgeprägte Kompetenz ausbauen und aktiv geschulte Mitarbeiter im Marketingbereich einsetzen, um Nachhaltigkeitskriterien zu erfassen, zu analysieren und zu vermarkten. Ein weiterer Schritt ist das Aufsetzen von Recycling-Program­ men, in welche auch die Kunden mit eingebunden werden sollten. Hierdurch wird der Produktlebenszyklus aufrecht erhal­ ten, Kosteneinsparungen können bei teuren Rohstoffen realisiert werden. Die Interviews konnten zeigen, dass die Nachfrage nach nachhal­ tigen Produkten in der ICT-Branche vorhanden ist, jedoch die Angebotsseite mit Herstellern und Providern diese Nachfragen noch nicht mit marktgerechten Lösungen bedienen kann. Insbe­ sondere die Telekommunikationsindustrie, in der Prozesse und Dienstleistungen zunehmend digitalisiert und virtuell transfor­ miert werden, bietet Potenzial nachhaltige Produkte zu integrie­ ren. Nachhaltige Produkte sind zukünftig Bestandteil des Kerngeschäfts Alle befragten Experten sind sich einig, dass die Telekommunika­ tionsbranche noch mehr Potenzial hat, nachhaltige Produkte als Bestandteil des Kerngeschäfts zu etablieren. Moritz Schüngel ist Senior Consultant bei der Detecon (Schweiz) AG. Als ­Experte für das Internet der Dinge berät er Unternehmen bei der Entwicklung und Verbesserung ihrer Klimastrategie sowie der Steigerung von Umsätzen durch nachhaltige Produkte. Die Betrachtung von Nachhaltigkeit entlang der gesamten un­ ternehmerischen Wertschöpfungskette kann dazu beitragen, ins­ besondere nachhaltige Produkte stärkere Bedeutung zukommen zu lassen. Ein integraler Ansatz ist der erste Schritt, diese thema­ tische Verankerung in einem Unternehmen zu gewährleisten. So Philip Maas ist Consultant bei der Detecon (Schweiz) AG. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit Fragestellungen rund um das Thema Corporate Social ­Responsibility. Zusammen mit Kunden verbessert er deren Klimastrategien und entwickelt Business Cases für nachhaltige Produkte. Ebenso verfügt er über um­ fangreiche ­Erfahrungen im Bereich von CO2-Scoring-Modellen. 69 Detecon Management Report dmr • 2 / 2015